4. Quartal 2017; ISSN 1435-4098; Einzelpreis: € 5,– aktuell 4|2017 Ausgabe 115 Neue Horizonte für die Fernerkundung Das Magazin der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft im Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan Inhalt Fernerkundung Wald & Mehr 6 Grenzenlose Möglichkeiten? 39 Mit Nadelholz und Buche in die Zukunft Rudolf Seitz und Christoph Straub Interview mit Xaver Haas 10 Satellitenbilder kostenfrei 42 »Seilakt« im Moorwald für die forstliche Forschung Ragnar Wende und Sebastian Schlenz Christoph Straub und Rudolf Seitz 45 Mit Strom und Diesel durch den Wald 14 »FastResponse« – Michael Wolf und Michael Bossenmaier die schnelle Antwort nach dem Sturm 48 Wissenschaft im postfaktischen Zeitalter Rudolf Seitz und Christoph Straub Joachim Hamberger 17 Gewittersturm Kolle fordert FKIS heraus 50 Waldpädagogik am Puls der Zeit Rudolf Seitz und Christoph Straub Robert Vogl 19 Baumartenerkennung mit Luftbildern 52 Der schwarze Storch im Frankenwald Lars T. Waser Michael Mößnang und Cordula Kelle-Dingel 22 Ferndiagnose mittels Satellit und Flugzeug Markus Immitzer, Kathrin Einzmann, Nicole Pinnel, Rudolf Seitz und Clement Atzberger 26 Sachsenforst setzt auf Fernerkundung Karina Hoffmann, Bodo Coenradie, Leilah Haag und Veit Nitzsche 30 Forstliche Fernerkundung bündelt ihre Kräfte Jörg Ackermann und Karina Hoffmann 6 22 Grenzenlose Möglichkeiten?: Satelliten, Flugzeuge und Drohnen, ausge Ferndiagnose mittels Satellit und Flugzeug: Wenn der kranke Wald nicht zum rüstet mit unterschiedlichsten Kamerasystemen, kommen immer mehr Arzt kommt, dann lässt der Arzt schon mal den Wald befliegen. Fernerkun zum Einsatz und stellen digitales Datenmaterial bereit, das Computer – dungsspezialisten stellen anhand digitalisierter Flugzeug und Satellitensze bestückt mit modernster Software – auswerten. Foto: ©ESA/ATG medialab nen eine Frühdiagnose zum Vitalitätszustand von Waldbäumen. Foto: M. Immitzer Titelseite: Ausgestattet mit leistungsstarken Foto und Lasersensoren liefern Satelliten, Flugzeuge und vielleicht schon bald auch Drohnen je nach Aufgabenstellung ak tuelle Bilder über den Wald. Vielfältiges Bildmaterial und ausgeklügelte Software eröffnen der Fernerkundung neue weite Horizonte. Foto: H. Czauderna, www.rennsteig.de 2 LWF aktuell 4 |2017 Editorial Rubriken Kalender Seite 33 4 Meldungen Forstliche Veranstaltungen auf einen Blick 31 Zentrum WaldForstHolz 35 Amt für forstliche Saat und Pflanzenzucht 56 Waldklimastationen 59 Medien 60 Impressum Liebe Leserinnen und Leser, die Verwendung von Satellitendaten und Luftbildern zur Erfassung forstlicher Parameter im Wald hat eine bis in die Forstliche Ver- suchsanstalt zurückreichende Tradition an der LWF. Wurden an- fangs noch analoge Schwarz-Weiß-Aufnahmen zur Abgrenzung von Waldflächen oder von Laub- und Nadelwäldern herangezo- gen, so steht heute ein bunter Strauß von Fernerkundungssenso- ren zur Verfügung, deren Daten eine Vielzahl forstlicher Anforde- rungen erfüllen können. Dabei hat die anstrengende Betrachtung der Bilder bzw. Dias auf Leuchttischen oder im Stereoskop längst der digitalen Darstellung und Analyse der Daten in 2D und 3D Platz gemacht. Auch in den Landesanstalten und Landesforstbetrieben der übrigen Bundesländer und dem benachbarten Ausland hat diese Technologie in der forstlichen Praxis und Wissenschaft seit vielen Jahren Einzug gehalten. Dieses Schwerpunktheft gibt einen aktuellen Überblick über fernerkundungsbasierte Ansätze zur Vitalitätserfassung von Wäldern, der automatisierten Baumartenklassifizierung und der Detektion weiterer forstlicher Kenngrößen. Darüber hinaus wird ein Schlaglicht auf die Verwendbarkeit der aktuellen Generation kostenlos verfügbarer Satellitendaten aus dem ESA Copernicus- Programm geworfen und es werden Möglichkeiten sowie Grenzen der zeitnahen Detektion von Sturmschäden im Wald aufgezeigt. 52 Mitten in die abschließende Gestaltung dieser Ausgabe hat das Sturmtief Kolle am 18. August verheerende Schäden in den ost- bayerischen Wäldern um Passau und Freyung-Grafenau hinter- lassen. Kolle wird zu einer Art »Nagelprobe« für das noch nicht in der Forstverwaltung installierte Forstliche Krisen-Informations- Der schwarze Storch im Frankenwald: Früher war es eine Sen system, das in diesem Heft in dem »FastResponse«-Artikel sation, wenn man über dem Frankenwald einen Schwarzstorch beschrieben wird. In dem zusätzlich aufgenommenen »Kolle«- sah. Heute ist das anders. In keinem anderen Waldgebiet Beitrag beschreiben wir die aktuelle Situation und die angelau- Deutschlands ist die Schwarzstorchdichte so hoch. Foto: F. Lange fenen Maßnahmen zur Bewältigung dieser Sturmkatastrophe. Ihr Olaf Schmidt 4 |2017 LWF aktuell 3 Meldungen Abetz-Preise für Härtl und Spellmann Dr. Fabian Härtl von der TUM wurde mit dem Abetz-Förderpreis für den wissen- schaftlichen Nachwuchs aus gezeichnet. »Der mit 2.000 Euro dotierte Abetz-För- derpreis wird Herrn Dr. Härtl verliehen, weil er von Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere an methodisch und inhaltlich Wege beschritten hat, die der Erhaltung und Stei- gerung der wirtschaftlichen Leistungsfä- higkeit von Forstbetrieben dienen und zu- kunftsweisend sind. Dabei erhält er die Balance zwischen Kritik am einseitig be- triebswirtschaftlich ausgerichteten Han- Foto: ÖBf-Archiv/citronenrot deln und der Betonung der Notwendigkeit Fichte und Bier von wirtschaftlichem Erfolg im Forstbe- Die Preisträger Prof. Dr. Hermann Spellmann (2.v.l.) trieb«, begründet die Jury ihre Entschei- sowie Dr. Fabian Härtl (2.v.r.) im Kreise der Jury dung. Prof. Dr. Hermann Spellmann erhielt Auf den ersten Blick wird man sich Mitglieder (v.l.n.r.: Prof. Bernhard Möhring, Dr. Jens den mit 6.000 Euro dotierten Hauptpreis. schwer tun, Gemeinsamkeiten Borchers, Prof. Thomas Knoke, Johannes Röhl). Spellman ist Leiter der Nordwestdeutschen zwischen der Fichte – unser Baum Foto: M. Becker Forstlichen Versuchsanstalt und leitet in des Jahres – und dem Bier zu fin- Am 10. Mai 2017 wurde während der jährli- dieser Einrichtung auch die Abteilung den. Sind doch unsere Biergarten- chen Tagung des »Freundeskreises Groß- Waldwachstum. Er machte sich durch jahr- bäume Roßkastanien oder Linden. privatwald« im Schloss Clemenswerth in zehntelangen erfolgreichen Einsatz für den Eher noch kommt einem der Ge- Sögel (Emsland) der Abetz-Preis verliehen. Erhalt der wirtschaftlichen Leistungsfähig- danke, dass die Biergartengarni- Mit diesem Preis werden herausragende keit forstlicher Betriebe durch die Verwen- turen meistens aus Fichtenbret- Leistungen im Bereich der forstlichen Be- dung geeigneter Baumarten und Waldbau- tern bestehen. Wer aber denkt triebswirtschaft in Praxis und Wissenschaft methoden verdient. red schon so weit, Fichten ins Bier zu honoriert. schütten bzw. mit Fichten Bier zu brauen? Ein findiger Braumeister aus Ös- terreich, Axel Kiesbye, und die Ös- terreichischen Bundesforste ha- Vorstoß in neue Höhen ben es dennoch gewagt, Wald und Bier zu vereinen. Auftakt war das Internationale Jahr der Wälder mit Im Juli 2017 wurde es fertiggestellt – das höchste »Holz- dem Tannenbier. In den Jahren haus« der Welt. Der als Studentenwohnheim genutzte Holz- darauf folgten Zirbe, Lärche und Hybridbau steht im kanadischen Vancouver. Mit seinen 18 Schwarzkiefer. Im Jahr 2015 war es Stockwerken erhebt sich das Gebäude über 50 m in die Höhe das Fichtenbier: neben Hopfen und bietet Wohnraum für über 400 Studierende. Die vertika- und Malz ein gehöriger Batzen len Konstruktionselemente sind zwei aus Beton errichtete goldfarbenes Fichtenharz. Das Er- Treppentürme sowie zahlreiche Stützen aus Brettschicht- gebnis kann sich schmecken las- holz von 26 x 26 cm, auf denen 16,6 cm dicke Deckenplatten sen: Die verwendeten Karamell- aus fünfschichtigem Brettsperrholz aufliegen. Die Fassade malze verleihen dem Bier wald- besteht aus vorgefertigten Fassadenplatten in Stahlrah- honigartige Aromen, die etwas menbauweise mit Holzbekleidung. Durch die Verwendung herben Aromen des Fichtenharzes von Vollholz konnten über 2.600 m³ Beton eingespart wer- entwickeln sich nach kurzer Rast den, was etwa 500 t CO-Äquivalenten entspricht. Und noch im Glas und bringen dem Waldbier 2 eins konnte deutlich eingespart werden: Zeit. Nachdem die seine Balance. Die vanilleartige Tragstruktur aus Beton – das unterste Geschoß sowie die Holzcharakteristik am Gaumen beiden Treppentürme – errichtet waren, wuchs der Bau jede har moniert hervorragend mit dem Foto: KK Law, naturally:wood Woche um zwei Stockwerke in die Höhe. Bauherr des Brock sanften und trockenen Abgang. Commons Tallwood House ist die renommierte Universität Das naturbelassene und unfiltrier- von British Columbia. Michael Mößnang te Bockbier, das durch eine sehr lange kalte Lagerung geklärt wur- http://vancouver.housing.ubc.ca/residences/brockcommons/ de, kann über viele Jahre im Keller www.naturallywood.com/sites/default/files/documents/ reifen. Michael Mößnang resources/brock_commons_storyboards_0.pdf 4 LWF aktuell 4 |2017 Meldungen Mutter aller Fahrräder … … – und der Vater? Ein badischer Förster. Vor 200 Jahren, im Juni 1817, unternahm Karl Freiherr von Drais in Mannheim die erste öffent- liche Ausfahrt auf seinem berühmten Laufrad. Mit seiner fast 50 Pfund schweren »Fahrmaschine ohne Pferd« legte er die Strecke von Mann- heim bis an das Schwetzinger Rebenhaus und wieder zurück in einer Stunde zurück, wofür man zu Fuß etwa vier Stunden benötigte. Drais wurde am 1785 in Karlsruhe als Sohn eines Oberhofrichters geboren. Be- vor er sich den Zweirädern und anderen Erfindungen widmete, studierte er Foto: Deutsches Museum Landwirtschaft, Baukunst und Physik. Im Anschluss wurde er badischer Forstmeister. Doch bereits ein Jahr später wurde er vom badischen Großherzog freigestellt, um als Professor für Mechanik weiter an seinen Erfindungen zu tüfteln. Darunter waren ein noten- schreibendes Klavier, ein Holzsparofen, ein Periskop, eine Kochmaschine und eine Schreibma- schine. An Erfindungsreichtum mangelte es dem Forstmeister Drais nicht, Glück brachten ihm seine Erfindungen jedoch nicht. Seine »Fahrmaschine ohne Pferd« geriet sehr bald wieder in Vergessenheit. Drais starb in sehr bescheidenen Verhältnissen 1851 in Karlsruhe. red Waldbau-Referent Brosinger verabschiedet 25 Jahre AK Forstgeschichte Stabwechsel im Forstministerium: chen kehrte Brosinger 1996 als Refe- Staatsminister Helmut Brunner hat ratsleiter ans Staatsministerium den Leiter des Referats »Waldbau, zurück. Seit 2000 leitete er das Wald- Mit Eichstätt war der Tagungsort für die 50. Waldschutz, Bergwald«, Ministerial- bau-Referat. Sitzung mit Bedacht gewählt. Einerseits rat Franz Brosinger (re.), nach über 40 wirkt hier Forstdirektor Roland Beck, der als Dienstjahren in den Ruhestand ver- Gründungsmitglied des Arbeitskreises 1992 abschiedet. Bei einer Feierstunde im das Protokoll führte. Andererseits wurde Ministerium in München würdigte mit der Eichstätter Forstordnung von 1592 Brunner die besonderen Verdienste vor 425 Jahren der Grundstock für eine des 65-Jährigen um die Forstwirt- Forstverwaltung gelegt, die sich um das schaft in Bayern. »Mit großem per- Wohl und den Erhalt der Wälder kümmert. sönlichen Engagement, hoher Fach- »Nur wer die Vergangenheit kennt, kann kompetenz und besonderer Sensibi- die Gegenwart verstehen und entspre- lität für Herausforderungen wie den chend auch die Zukunft gestalten«, formu- Klimawandel, haben Sie den Waldbau lierte treffend der Leiter der Bayerischen im Freistaat, vor allem auch im Berg- Forstverwaltung, Georg Windisch, in sei- wald, entscheidend mitgeprägt«, nem Grußwort. Als der Arbeitskreis Forst- sagte der Minister in seiner Laudatio. Foto: STMELF geschichte sich 1992 gründete, setzte er Erfolgsprojekte wie die Bergwaldof- Sein Nachfolger Stefan Pratsch stu- sich folgende Ziele: fensive oder die Schutzwaldsanie- dierte ebenfalls an der LMU in Mün- Gedankenaustausch rung tragen laut Brunner wesentlich chen. Seine berufliche Laufbahn be- Koordination forstgeschichtlicher Brosingers Handschrift. Sein Nach- gann er 1994 am Forstamt Ebersberg. Forschung folger wird ab 1. August Forstdirektor Nach Stationen an den Oberforst- Aufzeigen von Forschungslücken Stefan Pratsch (li.). direktionen Augsburg und München, Hilfestellung bei der Erschließung Franz Brosinger begann nach dem mehreren Forstämtern und der Forst- forstgeschichtlicher Quellen Studium der Forstwissenschaften an direktion Oberbayern wechselte er Bildung eines Forums zur Diskussion der Ludwig-Maximilians-Universität 1999 ans Ministerium. Ab 2005 leitete von Forschungsergebnissen (LMU) München und anschließender Pratsch fast zehn Jahre den Forst- Vor allem die Vorstellung und Diskussion Referendarzeit seine berufliche Lauf- betrieb Schliersee der Bayerischen von Forschungsergebnissen wurde durch bahn 1979 an der Oberforstdirektion Staatsforsten. 2015 kehrte er als 50 Sitzungen in den 25 Jahren des Beste- Regensburg. 1980 wurde er nach stellvertretender Leiter des Referats hens des Arbeitskreises in besonderer Wei- München ans Ministerium versetzt. »Forstpolitik und Umwelt« ans Mi- se erfüllt. Auf der Tagung wurde unter an- Nach Führungspositionen am Forst- nisterium zurück. red derem auch die Festschrift zum 25-jäh- amt Rosenheim sowie den Ober- rigen Bestehen des Arbeitskreises Forstge- forstdirektionen Augsburg und Mün- schichte präsentiert. red 4 |2017 LWF aktuell 5 Fernerkundung Grenzenlose Möglichkeiten? Chancen der Forstlichen Fernerkundung Zwei Sentinel2 Satelliten scannen kontinuierlich in einem 290 km breiten Streifen die Erde und erfassen so alle fünf Tage ein komplettes Bild der Erdober fläche. Sie liefern Daten für den Klimaschutz, zur Landüberwachung sowie zum Katastrophen und Krisenmanagement. Copyright: ESA/ATG medialab Rudolf Seitz und Christoph Straub Die Folgen des Klimawandels, Sturmwurfereig- wand interpretierte man noch vor zehn Jahren ana- loge Luftbilder an teuren und unbequemen Spezial- nisse im Wald, Borkenkäferkalamitäten, aber arbeitsplätzen, klassifizierte langwierig die wenigen auch der Bedarf an großräumigen Baumarten- und selten problemlos verfügbaren Satellitenszenen unter Verwendung damals sehr teurer Spezialsoft- karten oder die Übertragung der Ergebnisse aus ware und freute sich über die ersten Möglichkeiten, terrestrischen Stichprobeninventuren in die Flä- Karten großformatig plotten und Berichte auf dem PC leicht korrigierbar verfassen zu können. che: Noch nie zuvor boten sich der forstlichen Fernerkundung angesichts solch herausfordern- Was hat sich in den letzten Jahren verändert? Die Grundlagen der forstlichen Fernerkundung ha- der Themenfelder und Anforderungen derartige ben sich seit dieser Zeit gravierend geändert. Uns Einsatzmöglichkeiten und Chancen. Niemals zu- stehen mittlerweile Daten aus flugzeug- und auch UAV1-getragenen Sensorsystemen mit wenigen Zen- vor konnte hierfür ein vergleichbarer Pool an Da- timetern räumlicher Auflösung zur Verfügung. Üb- ten und Methoden genutzt werden. licherweise liefern diese Systeme auch Aufnahmen des infraroten Spektralbereichs, der für forstliche Fragestellungen besonders relevant ist. Die Wieder- Das Fundament der heutigen Fernerkundungsakti- holungsrate der amtlichen Bayernbefliegung beträgt vitäten an der Bayerischen Landesanstalt für Wald nunmehr zwei Jahre. Die resultierenden Daten wei- und Forstwirtschaft (LWF) reicht viele Jahre zurück. sen mittlerweile eine so hohe Überlappung auf, dass Vor allem die Forschungsaktivitäten von Prof. em. die Anfertigung sog. »True-Orthophotos« möglich Dr. Ulrich Ammer an der LMU in München und zu- wird, auf denen Objekte (z. B. Bäume) lagerichtig ab- letzt an der TUM in Freising sowie die meist luftbild- gebildet werden, d.h. das Verkippen hoher Objekte basierten Fernerkundungsanwendungen der ehema- tritt darin nicht mehr auf (LDBV 2017a). ligen Bayerischen Forschungs- und Versuchsanstalt Einen Sonderfall der Datenerfassung aus der Luft 1 UAV, engl.: Unmanned Aerial legten wertvolle Grundsteine für unsere heutigen Ak- stellen sogenannte Hyperspektral-Kameras dar, die Vehicles; Unbemannte Luft- fahrzeuge, »Drohnen« tivitäten. Mühsam und mit großem finanziellen Auf- den relevanten Spektralbereich in einer Vielzahl 6 LWF aktuell 4 |2017 Fernerkundung schmaler Spektralbänder abbilden können. Der Arti- Woran arbeiten wir momentan? kel von Immitzer et al. in dieser Ausgabe beleuchtet An der LWF werden großräumige Baumartenkarten das Potenzial dieser Datenquelle für Vitalitätsfrage- aus Satellitendaten erstellt bzw. fortgeschrieben. Im stellungen von Wäldern. Moment wird eine bayernweite Laubholzkarte mit Die Erstellung des digitalen Geländemodells für einer räumlichen Auflösung von 0,1 km × 0,1 km Bayern findet ebenfalls auf der Grundlage flugzeug- erarbeitet. Satellitendaten, allen voran die oben be- getragener Sensoren statt: So setzt die Bayerische schriebenen Daten der Sentinel-Flotte, werden her- Vermessungsverwaltung seit 1996 erfolgreich flug- angezogen, wenn großräumige Auswertungen mit zeuggetragene Laserscannersysteme für die hochge- hoher Wiederholungsfrequenz benötigt werden. naue Erfassung der Erdoberfläche und ihrer Bede- Das Forstliche Krisen-Informationssystem (FKIS), ckung ein (LDBV 2017b). Die LWF verwendet seit das in einem Forschungsverbund mit mehreren re- einigen Jahren terrestrische Laserscanner im Be- nommierten Partnern in Bayern und Österreich ent- reich der Forschung, um beispielsweise dendromet- wickelt wurde, greift beispielsweise zur Erfassung rische Kenngrößen an Einzelbäumen möglichst prä- großräumiger Sturmschäden auf Satellitendaten zu- zise zu erfassen (Klemmt et al. 2017). Hochgenaue rück. Die Anzahl der für Bayern verfügbaren Szenen Ortungssysteme auf Basis des mittlerweile problem- steigt dabei ständig. Theoretisch können somit, bei los verfügbaren Global Navigation Satellite Systems entsprechenden wolkenfreien Witterungsbedingun- (GNSS) ermöglichen, diese Aufnahmen ausreichend gen im Anschluss an ein Sturmereignis, bereits nach exakt im Wald zu verorten. wenigen Tagen Aussagen über Schäden ab einer Die auf Satellitensystemen basierende Fernerkun- Mindestflächengröße von momentan rund 0,5 ha an dung verzeichnete in den letzten Jahren bei der Da- die Praktiker und Entscheider geliefert werden. tenbereitstellung gewaltige Fortschritte. Die Anzahl der im All befindlichen Sensoren steigt permanent. Das Angebot an forstlich relevanten Daten umfasst je nach Sensortyp eine Abdeckung des Reflexions- spektrums mit einer unterschiedlichen Anzahl an Spektralbändern (z. B. 8 Bänder für WorldView-2 oder 13 Bänder für Sentinel-2) mit sehr variablen räumlichen Auflösungen (z. B. 2 m für WorldView-2 oder 10–60 m für Sentinel-2). Dabei sind neben op- tischen Systemen, welche auf wolkenfreie Bedingun- gen angewiesen sind, auch immer häufiger Radar- daten (beispielweise TerraSAR-X oder Sentinel-1) verfügbar, die witterungs- und tageszeitunabhängig Daten liefern können. Hochaufgelöste Radardaten sind jedoch sehr teuer, was ihre Verwendbarkeit für großflächige Anwendungen einschränkt. Mit der Realisierung des Copernicus-Programms läutete die Europäische Weltraumorganisation ESA vor wenigen Jahren eine neue Ära ein. Die Satelliten der Sentinel-Flotte generieren kostenfreie Daten mit einer mittlereren räumlichen Auflösung und einer hohen Wiederholungsrate. Beispielsweise können die Sentinel-2 Satelliten theoretisch alle fünf Tage Das Luftbild, ein wesentliches Arbeitsmittel für die Ob Bilder aus Beflie gungen mit Flugzeu Aufnahmen von Bayerns Wäldern liefern. Fernerkundungsarbeiten an der LWF, erlebte in den gen oder großflächige Die Verarbeitung und Auswertung der Daten erfolgt letzten Jahren eine Renaissance: Seit 2009 werden Abbildungen der Erd mittlerweile unter Zuhilfenahme leistungsfähiger die Luftbilder der Bayernbefliegung digital erfasst oberfläche von Satelli ten – die Vielzahl digi Computersysteme in bis noch vor wenigen Jahren (LDBV 2017c). Mit ihren vier Spektralbändern und talisierter Aufnahmen ungeahnten Geschwindigkeiten. Die Verarbeitung mit einer Bodenauflösung von 20 cm sind die digi- mit unterschiedlichster großer Datenmengen (»big data«) findet dabei immer talen Luftbilder für zahlreiche Einsatzzwecke ge- räumlicher, spektraler, zeitlicher und radio öfter ausgelagert in »clouds« statt. Die Auswahl an eignet. Ein weiterer wesentlicher Fortschritt ist der metrischer Auflösung hoch spezialisierter Auswerte- und Statistiksoftware seit 2017 realisierte zweijährige Befliegungsturnus. bieten zahlreiche For ermöglicht sowohl die standardisierte Auswertung Mit Spezialsoftware können die Luftbilder der Bay- schungs und Entwick lungsmöglichkeiten. großer Datensätze als auch die Entwicklung neuer erischen Vermessungsverwaltung stereoskopisch Fotos: C. Straub (Luftbild); Algorithmen. ausgewertet werden. So werden seit 2005 die FFH- camerawithlegs, fotolia.com Anstatt die Daten über analoge Karten oder digita- Gebiete im bayerischen Hochgebirge am Stereo-Bild- (Flugzeug); C. Hopf (Bild- montage) le Speichermedien zu verteilen, nutzt die Fernerkun- schirm analysiert. Dabei werden sowohl potenziel- dung heute bevorzugt internetbasierte und vielfach le Lebensraumtypen aufgrund ihrer Baumartenzu- mobile Wege der Daten- und Ergebnis-Distribution. sammensetzung verifiziert als auch anspruchsvolle 4 |2017 LWF aktuell 7 Fernerkundung Visuelle stereoskopi den Flug-Plattform für hoch entwickelte Video- und sche Luftbildinterpre Bild-Sensoren avanciert, erleben diese Flugkörper tation Foto: R. Seitz im Moment aufgrund der angespannten Waldschutz- situation einen großen Aufschwung zur Erfassung von Borkenkäferschäden. So bieten Unternehmer den oftmals unter Personalnot leidenden Waldbe- sitzern ihre Dienste bei der Dokumentation abster- bender Baumkronen an. Während dies im Bereich der bereits für das menschliche Auge sichtbaren Kro- nenverfärbungen nachvollziehbar und plausibel er- scheint, werden zunehmend die Detektion von Schä- den an grünen, visuell ungeschädigten Baumkronen in Aussicht gestellt. In diesem Bereich existiert je- doch noch großer Forschungsbedarf, um einen gesi- Stichprobeninventuren im digitalen 3D-Bildblock cherten Nachweis über die Zuverlässigkeit und Aus- durchgeführt (Koch et al. 2013). Immer wichtiger sagekraft dieser Methodik zu erhalten. An der LWF werden Stereo-Luftbilder für die Vitalitätserfassung werden in diesem Zusammenhang die wesentlichen von Einzelbäumen. Hierfür steht ein Handbuch zur marktgängigen Methoden beobachtet und bewertet. Erstellung eines Interpretationsschlüssels zur Verfü- gung, welches im Zuge der Waldschadenserfassung Was wird uns zukünftig beschäftigen? erarbeitet wurde (CEC 1992). Aus heutiger Sicht werden die Themenfelder »Baum- Darüber hinaus werden die Stereo-Luftbilder der artenerkennung«, »Vitalitätserfassung« und »Verän- Bayernbefliegung zur Anfertigung hochaufgelöster derungsanalyse« bzw. »Change Detection« die we- Oberflächenmodelle in Waldgebieten verwendet. Für sentlichen Forschungsschwerpunkte für die forstli- deren Berechnung werden leistungsfähige, automa- che Fernerkundung der kommenden Jahre bilden. tisierte Verfahren eingesetzt. Steht zusätzlich zu Während der Luftbildinterpret mit entsprechenden einem Oberflächenmodell ein Geländemodell des Interpretationsschlüsseln eine Vielzahl an Baumar- Bodens unterhalb der Vegetation zur Verfügung, ten stereoskopisch erkennen kann, ist es eine sehr können aus der Differenz von Oberflächen- und Ge- anspruchsvolle Aufgabe, diese Ansprachen in ähn- ländemodell die tatsächlichen Vegetationshöhen ab- licher Genauigkeit von Algorithmen automatisiert geleitet werden (Kasten). Durch die Verknüpfung durchführen zu lassen. Hierfür werden die baumar- mit terrestrischen Stichprobeninventuren können tenspezifische Reflexion und Struktur in den DOPs zusätzlich statistische Modelle zur flächigen Vor- herangezogen. Die möglichst präzise Ansprache der hersage dendrometrischer Kenngrößen entwickelt Baumart stellt die Grundlage jeder Vitalitätsanspra- werden (Straub et al. 2013, Stepper et al. 2015). So che dar. Während unter Laborbedingungen die Re- können beispielweise flächige Vorratskarten (Kas- aktion von Waldbäumen auf einen Rückgang der ten) erstellt werden, die aktuell von den Bayerischen Vitalität weitgehend bekannt ist, stellt die automati- Staatsforsten im Rahmen der Forsteinrichtung test- sierte Erfassung dieser Phänomene vor Ort nach wie weise verwendet werden. Auch die Erfassung von vor eine große Herausforderung dar. Einflüsse unter- Bestandeslücken für die Schutzwaldkartierung ist schiedlicher Beleuchtungssituationen, durch die Kro- auf Grundlage von Höhenmodellen möglich. Im Bei- nen durchscheinender Boden, Blüte und Fruktifika- trag von Hoffmann et al. in dieser Ausgabe werden tion, Flechten, Mistelbewuchs etc. verfälschen das ähnliche Einsatzbereiche der forstlichen Fernerkun- Reflexionssignal für jede Art von Fernerkundungs- dung für den Gesamtwald Sachsens vorgestellt. sensor. Die in Immitzer et al. im Folgenden skizzier- In ihrer orthorektifizierten Form liegen die Luftbil- ten Ergebnisse des Projektes »VitTree« dienen hierbei der als digitale Orthophotos (DOP) vor, üblicherwei- als Grundlage für weitere Forschungen. Langfristig se ebenfalls mit vier Spektralbändern, so dass Analy- wird eine Unterstützung der Waldzustandserfassung sen sowohl in einer Echtfarbdarstellung als auch im mit Fernerkundungsmethoden angestrebt. Color-Infrarot-Bild möglich sind. Zurzeit dienen die Die kostenfreien Sentinel-Daten ermöglichen eine DOP neben der weit verbreiteten Visualisierung im stärkere Fokussierung der forstlichen Fernerkun- GIS zur semi-automatischen Erfassung von Baum- dung auf Methoden der Veränderungsanalyse artengruppen und Baumarten mit hoher Auflösung. (Change Detection) von Waldflächen, unter ande- Im Beitrag von Waser in dieser Ausgabe werden rem zur Umsetzung großflächiger Monitoringverfah- Möglichkeiten der Verwendung von Luftbildern in ren, wie zum Beispiel im Bereich Natura 2000. der Schweiz beschrieben. Die Etablierung und der Ausbau eines fernerkun- Einen Sonderfall in der Reihe der im forstlichen Be- dungsbasierten Forstlichen Krisen-Informationssys- reich relevanten Fernerkundungsmedien nehmen tems zur Erfassung von Lage und Ausmaß von Sturm- Sensoren an sogenannten UAV ein. Vor wenigen schäden im Wald ist bereits möglich. Hierzu ist eine Jahren erst vom Spielobjekt zur ernst zu nehmen- enge Vernetzung der Methodik mit den forstlichen 8 LWF aktuell 4 |2017 Fernerkundung Vegetationshöhenmodell Modellierte Holzvorräte Prinzip der flächigen Modellierung forstlicher Kenngrößen durch die Verknüpfung von Hö heninformationen aus Fernerkundungsdaten mit terrestrischen Stich probenkreisen einer Waldinventur: Ein mit automatisierten Methoden berechnetes Vegetationshöhenmo dell aus amtlichen Fer nerkundungsdaten (li.) und über Modellierung erstellte Holzvorrats karte (re.) Vegetationshöhe [m] Stichprobenkreise Vorrat [m3/ha] [km] 0 45 0 600 0 0,5 1 Partnerorganisationen in Deutschland und dem be- Schnittstellen zu beschäftigen. Dem muss die Ausbil- nachbarten Ausland sinnvoll und zielführend. dung im forstlichen Umfeld Rechnung tragen. Um diese Themenfelder abdecken zu können, wird Beileibe nicht alle forstlichen Fragestellungen kann sich die Fernerkundungsforschung auch an den mo- die Fernerkundung beantworten, viele werden wohl mentanen Entwicklungen im Geodatenmanagement auch zukünftig dem Praktiker vor Ort vorbehalten orientieren: Die Echtzeit-Prozessierung von Daten bleiben. Jedoch ist es abzusehen, dass die Rolle der mit anschließender mobiler Datennutzung stellt be- Fernerkundung nicht nur vor dem Hintergrund der reits jetzt eine große Anforderung der Praxis dar. ablaufenden Klimaveränderung und dem wachsen- Das Management großer Datenmengen wird zuneh- den Bedürfnis an raschen Erkenntnissen über das mend zentralisiert erfolgen müssen. Die Daten-Pro- bewaldete Drittel der bayerischen Landesfläche an vider werden dabei verstärkt auch die Prozessierung Bedeutung für die forstliche Praxis und Wissen- der Daten nach den Wunsch des Kunden anbieten schaft gewinnen wird. Angesichts steigender Daten- und die Ergebnisse als Geodaten-Dienste bereitstel- verarbeitungskapazitäten und der allgegenwärtigen len. Somit könnten potenziell immer anspruchsvolle- digitalen Netze kann die Fernerkundung einen Teil re und datenintensivere Nutzungen von Fernerkun- dazu beitragen, dem Bedarf an aktuellen und mög- dungsdaten einem größeren Anwenderkreis zur Ver- lichst überall verfügbaren Daten zu begegnen. fügung stehen, in aller Regel aber nicht kostenfrei. Auf Seiten der Sensorik könnten hyperspektrale Auf- Zusammenfassung nahmesysteme, sowohl flugzeuggetragen als auch an Die forstliche Fernerkundung ist zu einer festen Größe im Rah- Bord von Satelliten, mehr Aufmerksamkeit erfahren. men der forstlichen Wissenschaft und Praxis geworden. Stei- genden Anforderungen an die Sensoren und die Bereitstellung Auch bei der Radar-Fernerkundung wird dank der von Daten und Ergebnissen vor Ort stehen rasch ansteigende Verfügbarkeit der kostenfreien Daten des Sentinel-1 Datenmengen, immer leistungsfähigere Möglichkeiten der Da- Satelliten eine stetige Weiterentwicklung der Ana- tenprozessierung sowie der Ausbau mobiler Datenbereitstel- lysemethodiken erwartet. Langwellige Radarstrah- lungswege gegenüber. Die Hauptthemenfelder der Zukunft lung kann auch die oberste Bodenschicht durchdrin- liegen aus Sicht der Autoren in den Bereichen Baumartenerken- nung, Vitalitätserfassung und Veränderungsanalyse. gen und reagiert feuchteabhängig. Daher ist eine An- wendung im Monitoring von Moorflächen denkbar. Literatur Autoren Die Herausforderungen der beschriebenen Themen- CEC (1992): Anwendungen der Fernerkundung zur Beurteilung des Gesundheitszu- Rudolf Seitz leitet die Ab- felder sind nur durch den engen Austausch zwischen standes der Wälder. Handbuch. Commission of the European Communities teilung »Informationstech- Klemmt, H.J.; Ullmann, T.; Rogg, S.; Förster, B.; Wörle, A.; Fricker, C.; Seifert, T. nologie« der Bayerischen den Fernerkundungsakteuren der forstlichen For- (2017): Ermittlung astfreier Schaftlängen mit TLS. LWF aktuell, 1 (112), S. 49–51 Landesanstalt für Wald und Koch, K.; Kanold, A.; Dabizzi, D.; Troycke, A.; Binner, S. (2013): Kartierung und Be- Forstwirtschaft (LWF). Dr. schungsanstalten und den staatlichen Forstbetrieben wertung von FFH-Wald-Lebensraumtypen im Hochgebirge. LWF aktuell 95, S. 16–20 Christoph Straub ist in die- der übrigen Bundesländer sowie dem benachbarten LDBV (2017a): In Entwicklung, True Orthophoto, Produktinformation vom Landesamt ser Abteilung für den Fach- für Digitalisierung, Breitband und Vermessung. Online: https://www.ldbv.bayern.de/ bereich »Fernerkundung« Ausland zu bewältigen. Gremien wie die »Arbeitsge- produkte/3dprodukte/dom.html (10.07.2017) zuständig. meinschaft forstlicher Luftbildinterpreten AFL« und LDBV (2017b): 3D-Höhenmodelle. Produktinformation vom Landesamt für Digi- Kontakt: Rudolf.Seitz talisierung, Breitband und Vermessung, Online: https://www.ldbv.bayern.de/file/ @lwf.bayern.de, Christoph. die »Arbeitsgruppe Forstliche Fernerkundung der pdf/1614/Faltblatt_3D-Höhenmodelle.pdf (10.07.2017) [email protected] LDBV (2017c): Luftbildprodukte, Produktinformation vom Landesamt für Digitalisie- Länder AFFEL« (S. 30 in diesem Heft) werden daher rung, Breitband und Vermessung, Online: https://www.ldbv.bayern.de/file/pdf/1039/ verstärkt enger zusammenarbeiten müssen. download_faltblatt-luftbilder08.pdf (10.07.2017) Stepper, C.; Straub, C.; Pretzsch, H. (2015): Using semi-global matching point clouds Bedingt durch die großen Anforderungen an die to estimate growing stock at the plot and stand levels: application for a broadleaf- Fernerkundung mit den intensiven Vernetzungen in dominated forest in central Europe. Canadian Journal of Forest Research, 45, S. 111–123 Straub, C.; Stepper, C.; Seitz, R.; Waser, L.T. (2013): Potential of UltraCamX stereo die Bereiche Geoinformatik und Datenmanagement images for estimating timber volume and basal area at the plot level in mixed Euro- pean forests. Canadian Journal of Forest Research, 43, S. 731–741 wird es zunehmend wichtig, spezialisiertes Personal mit forstlichem Hintergrund an den entscheidenden 4 |2017 LWF aktuell 9 Fernerkundung Satellitenbilder kostenfrei für die forstliche Forschung Die LWF untersucht das Anwendungsspektrum von Sentinel-2 Satellitendaten Christoph Straub und Rudolf Seitz Durch das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus sind kosten Auflösungen von 10, 20 oder 60 m (ESA freie optische Satellitendaten zunehmend besser verfügbar. Anwendungs 2017b). Speziell die Spektralbänder aus gebiete für die Forstwirtschaft ergeben sich unter anderem für die großflä dem nahen und kurzwelligen Infrarot- chige Waldflächenerfassung sowie für die Unterscheidung von Waldtypen bereich können für forstwirtschaftliche beispielsweise zur Erstellung einer Laub und Nadelholzkarte für Bayern. Auswertungen von besonderem Interes- Zukünftige Forschungsarbeiten werden außerdem Möglichkeiten zur Erfas se sein. sung der Hauptbaumarten sowie zur möglichst schnellen Identifizierung von Flächenveränderungen in Waldgebieten untersuchen. Alle fünf Tage aktuelle und kostenfreie Bilder der Erdoberfläche Das europäische Erdbeobachtungspro- beiden baugleichen Erdbeobachtungs- Über den öffentlichen ›Copernicus Open gramm Copernicus wird seit 2014 ope- satelliten Sentinel-2A und Sentinel-2B Access Hub‹ (https://scihub.copernicus. rationell betrieben (EC 2014) und soll in (Abbildung 1). Beide Satelliten wurden eu/) werden die Sentinel-Satellitendaten den kommenden Jahren aktuelle Infor- an Bord einer Vega-Rakete vom euro- kostenfrei angeboten. Abbildung 2 zeigt mationen für die Umweltüberwachung päischen Weltraumbahnhof in Kourou, beispielhaft einen Aufnahmestreifen des und die zivile Sicherheit liefern. Französisch-Guayana, gestartet. Der ers- Sentinel-2A Satelliten als Color-Infrarot- te Satellit Sentinel-2A hob bereits am 23. Darstellung, welcher einen großen Teil Die Sentinel2 Mission des europäischen Juni 2015 ab. Am 7. März 2017 folgte ihm von Bayern abdeckt. Die Aufnahme er- Erdbeobachtungsprogramms Copernicus dann Sentinel-2B (ESA 2017a). Die Sa- folgte am 26. August 2015 und ist beina- Speziell für Copernicus wurden von der telliten umkreisen die Erde in 786 Kilo- he wolkenfrei. Die Abbildung verdeut- Europäischen Weltraumorganisation metern Höhe und nehmen jeweils kon- licht die große Flächenabdeckung der (ESA) eine Reihe von Erdbeobachtungs- tinuierlich einen 290 Kilometer breiten Sentinel-2 Daten mit weitgehend homo- missionen, die sogenannten Sentinels Streifen der Erdoberfläche auf. Bei wol- genen Beleuchtungsverhältnissen, wo- (»Wächter«), entwickelt. Neben den Ra- kenfreien Bedingungen ermöglichen die durch die Satellitenbilder großes Poten- dardaten der Sentinel-1 Mission stehen Satelliten theoretisch alle fünf Tage eine zial für automatisierte Bildauswertungen auch optische Satellitendaten der Senti- aktuelle Aufnahme. Beide Sentinel-2 Sa- haben. Zusätzlich zeigt Abbildung 3a ei- nel-2 Mission zur Verfügung, die insbe- telliten generieren Bilddaten im sichtba- nen kleinen Ausschnitt vom Ebersberger sondere zur Beobachtung der Landbede- ren Bereich sowie im nahen und kurzwel- Forst, um die maximale räumliche Auflö- ckung und Landnutzung eingesetzt wer- ligen Infrarotbereich in 13 Spektralbän- sung von 10 m bzw. den Detailliertheits- den können. Sentinel-2 besteht aus den dern mit unterschiedlichen, räumlichen grad der Sentinel-2 Daten zu veranschau- 10 LWF aktuell 4 |2017
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