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Gesamtes Heft LWF-aktuell 111 herunterladen 5,7 MB PDF

60 Pages·2016·5.66 MB·German
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4. Quartal 2016; ISSN 1435-4098; Einzelpreis: € 5,– aktuell 4|2016 Ausgabe 111 Hereinspaziert! Das Magazin der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft im Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan Inhalt Erholung Wald & Mehr 6 Stadtwald 2050 39 Zusammenarbeit auf Augenhöhe Stephan Pauleit und Gerd Lupp Henning Zimmermann und Thomas Kudernatsch 10 Welcher Wald ist schön? 42 Ohne Humus geht‘s bergab Gerd Lupp, Herbert Rudolf, Valerie Kantelberg, Marc Koch, Roland Baier, Matthias Wilnhammer und Axel Göttlein Günter Weber und Stephan Pauleit 46 Waldfledermäuse 14 Vorsicht Kamera! Kathrin Weber und Christine Franz Gerd Lupp, Valerie Kantelberg, Bernhard Förster, Johannes Naumann, Carolin Honert, Tim Markmann, Marc Koch, Roland Schreiber 50 »Minidrache« im Buchenwald und Stephan Pauleit Olaf Schmidt 17 Multitalent Wald 52 KWF­Tagung überzeugt Klaus Spielvogel mit innovativer Technik 20 Erholung mit Konzept Siegfried Waas, Michael Wolf und Stefan Schuster Markus Kölbel 23 Ausgezeichnete Erholung Jürgen Kircher 26 »BürgerWald 2.0« Valerie Kantelberg, Gerd Lupp und Marc Koch 6 14 Stadtwald 2050: Urbane Wälder müssen vielfältigen Ansprüchen Vorsicht Kamera!: Daten und Fakten sind unerlässlich für Erholungsplanung gerecht werden. Damit sie diese Leistungen erfüllen können, er­ und Besucherlenkung. Wildkameras können dabei einen wichtigen Beitrag fordern Stadtwälder ein gezieltes Management – und eine Vielzahl leisten, lassen sich doch damit auf einfache Weise genaue Besucherzahlen von Kompetenzen von unseren Forstleuten und Waldbesitzern. erheben. Foto: motivjaegerin1, fotolia.com Foto: Robert Kneschke, fotolia.com Titelseite: Hereinspaziert – jedes Jahr zieht es Millionen Bürgerinnen und Bürgern in den Wald. Die einen genießen einfach nur die ruhige Atmosphäre, die anderen finden dort in unterschiedlichsten Akti­ vi täten den Ausgleich zum beruflichen Alltag. Foto: Gajus, fotolia.com 2 LWF aktuell 4 |2016 Editorial Rubriken Kalender Seite 33 4 Meldungen Forstliche Veranstaltungen auf einen Blick 31 Zentrum Wald­Forst Holz 35 Amt für Saat­ und Pflanzenzucht 56 Waldklimastationen 59 Medien 60 Impressum Liebe Leserinnen und Leser, Wandern, Joggen, Radfahren: Gerade im Wald machen diese Freizeitbeschäftigungen besonders viel Spaß. Neben diesen klassischen Aktivitäten sind in den letzten Jahren weitere Trend- und Funsportarten hinzugekommen, beispielsweise Nordic Walking, Downhill-Biken oder Geocaching. Ruhige, beschauliche Erholung, aktiver Leistungssport, viele weite- re Bedürfnisse von Waldbesuchern und forstwirtschaftliche Maßnahmen müssen immer wieder unter einen Hut gebracht werden. Eine nicht ganz leichte Aufgabe für Förster und Waldbesitzer, ist doch vor allem Erholung im Wald für viele Bürgerinnen und Bürger unverzichtbar. Da sind dann schon die richtigen Konzepte gefragt. Eine besondere Herausforderung ist dies in Ballungsräumen. Wie nutzen die unterschiedlichen Gruppen von Erholungssuchenden die stadtnahen Wälder? Welche Waldtypen sind für die Erholung mehr, welche weni- ger geeignet? Wie kann der Wald auch zukünftig die vielfäl- tigen Leistungen für die Bevölkerung erbringen? Das Projekt »Stadtwald 2050 – Anforderungen an den urbanen Wald der Zukunft«, das der Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung der Technischen Universität München unter Prof. Dr. Stephan Pauleit in Zusammenarbeit mit der LWF, den Bayerischen Staatsforsten und der Bayerischen Forstver- waltung bearbeitet, liefert wichtige Erkenntnisse zur Erho- lungsfunktion des Waldes im Ballungsraum. So hoffe ich, dass Sie viele interessante Informationen zum 46 Thema Stadt – Wald – Erholung finden und wünsche Ihnen eine gute Unterhaltung mit unserer neuen Ausgabe. Ihr Waldfledermäuse: Der Wald bietet vielen heimischen Fleder­ mäusen zahlreiche Quartier­ und Jagdmöglichkeiten und ist somit ein besonders wertvoller Lebensraum. Bereits mit einfa­ chen Mitteln können Waldbesitzer und Förster die nächtlichen Jäger fördern. Foto: Thomas Stephan Olaf Schmidt 4 |2016 LWF aktuell 3 Meldungen Mehr Wildkatzen als gedacht noch von einer eher zerfaserten Verbrei- Überraschung tung der scheuen Wildtiere ausgegangen. Die aktuellen Analysen deuten darauf hin, im Bierkeller dass im zentralen Verbreitungsgebiet, das sich von Nordbayern bis nach Südnieder- sachsen und von Eifel, Hunsrück und Pfäl- zerwald im Westen bis zum Thüringer Wald im Osten erstreckt, kaum noch größere Waldgebiete von der Art unbesiedelt sind. Eine genetische Vermischung mit Hauskat- zen konnte nur bei knapp vier Prozent der untersuchten Tiere festgestellt werden. Trotz des großen Verbreitungsgebietes bleibt die Wildkatze in Deutschland mit 5.000 bis 10.000 Tieren eine seltene Art. Foto: Senckenberg/Steyer Laut den Wissenschaftlern haben insbe- Foto: Th. Staab Wissenschaftler des Forschungsinstituts sondere der strenge bundesweite Schutz, Bei der Suche nach Fledermäusen in ei- und Naturmuseums Senckenberg konnten ein Umdenken im Waldbau sowie die star- nem Bierkeller fand ein Mitarbeiter des in einer groß angelegten Studie nachwei- ken Sturmereignisse in den vergangenen Landesbunds für Vogelschutz (LBV) sen, dass Wildkatzen in Deutschland weiter Jahren, die deckungs- und nahrungsreiche stattdessen ein Exemplar des sehr selte- verbreitet sind als bisher vermutet. Das Offenlandstrukturen in den ansonsten eher nen Bierschnegels. Diese Schneckenart Forscherteam um die Doktorandin Kat ha- gleichförmigen deutschen Wirtschafts- verdankt ihren Namen in der Tat der rina Steyer wertete hierzu über 6.000 wäldern geschaffen haben, für günstige Vorliebe für alte, feuchte Gewölbe wie DNA-Proben der scheuen Wildtiere aus. Bedingungen gesorgt. Die aktuellen For- zum Beispiel traditionelle Bierkeller. Demnach kommen Wildkatzen in weiten schungsergebnisse helfen bei der Planung Die auffällig gefärbten Tiere mit ihren Teilen der waldreichen Mittelgebirgsregion weiterer Schutzmaßnahmen für die scheu- blauen Fühlern gelten in Deutschland Deutschlands nahezu flächendeckend vor. en Wildkatzen. red als vom Aussterben bedroht, denn die 44 % der Proben wurden außerhalb des vor alten Keller werden immer seltener. Seit Zur Studie: http://link.springer.com/article/10.1007% Beginn der genetischen Analysen bekann- 22 Jahren wurde in Bayern kein Exemplar 2Fs10592­016­0853­2 ten Verbreitungsgebiets gesammelt. In ei- mehr gefunden. Die Entdeckung ist eine ner Studie aus dem Jahr 2009 war man kleine Sensation und die Artenschützer des LBV werden für den Schutz und Er- halt dieser seltenen Art Sorge tragen. Raffael Felber Auch Bäume schlafen nachts scannern auf die Spur gekom- verbrauch der Bäume gezo- men. Das dabei verwendete gen werden. Wahrscheinlich ist, Infrarot-Licht stört die Bäume dass die Bäume ihre Blätter und in ihrem Tag-Nacht-Rhythmus Zweige aufgrund des fehlenden nur minimal. Es zeigte sich, dass Wassertransports nicht auf- auch Bäume nachts ihre Zweige recht halten können. Diana Mehlan Foto: B. Kasper, pixelio.de einfach mal hängen lassen. Die www.wissenschaft.de/leben­umwelt/ Menschen und Tiere brauchen Positionsänderungen der Blät- biologie/­/journal_content/56/1205 nachts ihre Erholungsphase. ter und Äste betragen dabei bis 4/11604430/B%C3%A4ume­sinken­ Dass auch Pflanzen in der Däm- zu 10 cm, bevor sie morgens buchst%C3%A4blich­in­den­Schlaf/ merung ihre Blüten schließen wieder aufwachen. und die Spaltöffnungen der In einem nächsten Schritt Blätter geschlossen werden, um wol len nun die Wissenschaftler keine Flüssigkeit zu verlieren, die Laserscandaten mit dem ist nicht neu. Nun sind finnische Wasserhaushalt der Bäume und österreichische Forscher ver gleichen. So können Rück- Laserscan­Aufnahme dem geheimen »Nickerchen« schlüsse zum Schlafmuster eines schlafenden der Bäume mit Hilfe von Laser- und dem täglichen Wasser- Baumes Foto: E. Puttonen 4 LWF aktuell 4 |2016 Meldungen 135 Jahre angewandte forstliche Forschung Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) unterstützt als staat- liche Forschungseinrichtung die Bayerische Forstverwaltung und die Forst- und Holzwirt- schaft in der Erfüllung der vielfältigen Wald- funktionen, sie untersucht die ökologischen Beziehungen zwischen Wald und Umwelt und gewährleistet den Transfer neuer Erkenntnis- se in die forstliche Praxis und die Öffentlich- keit. Dabei kann die LWF auf eine 135-jährige Geschichte zurückblicken. Am Anfang dieser Geschichte steht ihr Gründervater, August von Ganghofer, der seit 1875 das Forstliche Ver- suchsbüro im Bayerischen Finanzministerium leitete und ab 1881 bis 1897 Leiter der Bayeri- schen Staatsforstverwaltung war. Dank seiner Initiative wurde 1881 die königliche bayerische Foto: Th. Staab forstliche Versuchsanstalt mit zunächst zwei Wald statt Betonwüste Sektionen gegründet. Die »königlich aller- höchste Verordnung den forstlichen Unter- richt in Bayern betreffend« datiert vom 21. Au- Der Bosco Verticale (übersetzt zen die Bewohner vor Lärm, Sonnen- gust 1881. »senkrechter Wald«) in Mailand be- einstrahlung, Smog und Feinstaub. Auch in Zukunft wird die LWF sich ihrer steht aus zwei Hochhäusern und ver- Gleichzeitig helfen sie, die Energiebi- 135-jährigen Tradition bewusst sein, aber auch körpert ein zukunftsträchtiges Kon- lanz des Hochhauses zu optimieren, sich den Herausforderungen der Zukunft stel- zept: Auf insgesamt 44 Etagen bieten und bieten Vögeln und Insekten len und dabei zwei große Ziele verfolgen: So die zwei Türme nicht nur Menschen wichtigen Rückzugsraum im urbanen wird die LWF weiterhin über Forschung und ein Zuhause, sondern beeindrucken Umfeld. Im Jahr der Fertigstellung Monitoring Wissen generieren und dieses ge- auch mit einer Waldbepflanzung auf (2014) wurde das Konzept des Archi- nerierte Wissen auch an die forstlichen Prakti- speziell verstärkten Balkonen. Auf die tekten Stefano Boeri mit dem Inter- ker weitergeben. Olaf Schmidt ebene Fläche umgelegt entspricht nationalen Hochhauspreis ausge- die Bepflanzung einem Wald mit zeichnet. Raffael Felber 7.000 m² Fläche. Die Pflanzen schüt- Schwammspinnerplage in den USA dabei Halt, die ununterbrochen fres- bringt diese zum Absterben. Tat- sen, bis sie sich im Herbst verpuppen. sächlich blieben in den folgenden Die Schwammspinner, die in Nord- Jahren Schwammspinnerepidemien amerika nicht natürlich vorkommen, aus. Die trockenen Sommer der letz- wurden 1869 bei einem missglückten ten Jahre schwächten jedoch den Pilz Experiment unbeabsichtigt freige- und die Schwamm spinnerpopulation setzt. Mit Hilfe seidiger Gespinste, ist explodiert. Seit mehr als dreißig durch die sie vom Wind vertragen Jahren kam es in den USA nicht mehr Foto: John Ghent, Bugwood.org werden, verbreiten sich die Raupen zu dermaßen großen Schäden. Und Im Nordosten der USA kam es dieses sehr schnell über weite Gebiete. Bis in da auch dieses Jahr die Bedingungen Jahr zu einer massiven Entlaubung die 1980er Jahre wurde der Schwamm- schlecht für Entomophaga maimaiga der Wälder. Millionen Schwammspin- spinner massiv mit Pestiziden be- und gut für die Schwammspinner nerraupen (Lymantria dispar) fraßen kämpft. 1989 waren die Hoffnungen waren, droht nächstes Jahr ein noch auf mehreren hundert Quadratkilo- groß, dass der Pilz Entomophaga größerer Kahlfraß. Zudem könnten metern in den Laubwäldern Massa- maimaiga die Schwammspinnerpo- weitere Bundesstaaten betroffen chusetts. Weder vor Eichen noch vor pulation unter Kontrolle halten wür- sein, warnen Experten. Raffael Felber Nadelbäumen machten die Raupen de. Der Pilz befällt die Raupen und 4 |2016 LWF aktuell 5 Erholung 1 Viele Erholungssuchende wünschen sich auch im stadt nahen Wald möglichst »Natur pur«, aber auch eine gute Erschließung. Foto: ajlatan, fotolia.com Stadtwald 2050 Die Gesellschaft und ihre Ansprüche an den Wald der Zukunft Stephan Pauleit und Gerd Lupp Er ist mehr als der verklärte Ort als Gegenpol zum hektischen rung des Stadtklimas sowie für die Siche­ Stadtleben: Der urbane Wald erbringt eine Vielzahl von Leis­ rung der Biodiversität sehr wichtig (z. B. tungen für das Gemeinwohl, insbesondere als Erholungsort. Das Tyrväinen et al. 2005; Kowarik und Kör­ Management derartiger Wälder erfordert daher eine Vielzahl von ner 2005). Ein zentraler Aspekt ist zudem Kompetenzen für das forstliche Personal und die Waldbesitzer, die Kühlwirkung von Wald und Gehölzen um den unterschiedlichen Ansprüchen der Gesellschaft gerecht in Städten. Auch kleine Gehölzflächen zu werden und den Wald fit zu machen für die Herausforderungen können einen Beitrag leisten, damit sich der Zukunft. die angrenzenden Stadtquartiere nicht ganz so stark aufheizen (Yu und Hien 2006; Gill et al. 2007; Kong et al. 2014). Seit dem Mittelalter werden aus ganz un­ Stadtwald – beanspruchtes Multitalent Damit Grünflächen optimal ihre Wir­ terschiedlichen Motiven Waldgebiete im Die verbleibenden Wälder in öffentlichem kung für die Stadt entfalten können, ist es städtischen und stadtnahen Raum ge­ und privaten Besitz, aber auch kleine nötig, die unterschiedlichen Formen städ­ schützt und erhalten. Standen zunächst waldartige Strukturen, die nicht immer tischen Grüns ganzheitlich zu betrachten Jagdmöglichkeiten für den Adel, Wald­ der gesetzlichen Definition von »Wald« und diese möglichst gut zu vernetzen. weide oder die Versorgung mit Brenn­ entsprechen, erbringen in städtischen Ver­ holz im Vordergrund, so kam ab dem dichtungsräumen zahlreiche ökologische, Erholung im stadtnahen Wald 18. Jahrhundert auch die Bedeutung als soziale und ökonomische Leistungen. Sie Stadtwälder sind von zentraler Bedeu­ Erholungsraum hinzu. Durch das rasan­ erfüllen dabei nicht nur vielfältige im­ tung als Erholungsraum für die städtische te Wachstum der Städte im 19. Jahrhun­ materielle und wirtschaftliche Ziele der Bevölkerung. Sie fördern insbesondere dert wurden die stadtnahen Wälder je­ Waldbesitzer (Börtitz 2016), sondern er­ das psychische Wohlbefinden der Wald­ doch zusehends von der Siedlungsmatrix bringen darüber hinaus für das Gemein­ besucher (Appenzeller Winterberger und umschlossen, zu Parks umgewidmet oder wohl einen im wahrsten Sinne des Wortes Kaufmann Hayoz 2005). Der Freizeit­ ‐ wurden und werden zu Bauland (Konij­ unschätzbar wichtigen Beitrag zur nach­ druck auf stadtnahe Wälder wird im Zuge ‐ nendijk et al. 2006). haltigen Entwicklung von Stadtregionen. des Klimawandels (Burkhardt et al. 2009; Sie sind beispielsweise für die Verbesse­ Martens und Baur 2010), insbesondere 6 LWF aktuell 4 |2016 Erholung aber durch die prognostizierte starke Be­ 2014), da ein Miteinander der verschiede­ Wald dient also neben der Erholung auch völkerungszunahme von Stadtregionen nen Aktivtäten nicht immer konfliktfrei als Projektionsfläche, in dem der Mensch weiter zunehmen. Eine Herausforderung zu bewerkstelligen ist. das Gefühl erhält, dort den Zwängen des stellt dabei der gesellschaftliche Wandel städtischen Lebens entkommen zu kön­ mit der Herausbildung von unterschied­ Wichtige Monitoringaufgabe: Erholungs­ nen (Konijnendijk 2000). lichen Lebensstilen und sozio­kulturellen nutzung und Erholungsmanagement Milieus dar. In letzteren manifestieren Voraussetzung für eine erfolgreiche Inte­ Die Gesellschaft einbinden sich ökonomische Chancen und Optio­ gration von Erholung in multifunktionale In modernen Gesellschaften ist eine akti­ nen einer freien Lebensgestaltung, kul­ Waldbewirtschaftungskonzepte ist daher ve Teilhabe und Mitsprache der Bevölke­ turelle Aspekte und persönliche Auffas­ eine genaue Kenntnis über Aktivitäten, rung bei gesellschaftlichen Themen und sungen wie Lebensziele, Mentalität und Nutzungsmuster der Erholungssuchen­ Entscheidungsprozessen wichtig. Dies persönliche Wertehaltung (Müller 1992; den, Besuchsmotive, Bedürfnisse sowie trifft auch für das Management von Wäl­ BMUB und BfN 2015). Eine der Konse­ Ansprüche und Wahrnehmungen. Ein dern insbesondere der öffentlichen Hand quenzen daraus ist, dass sich Gewohn­ wichtiger Bestandteil ist dabei das Besu­ zu (Primmer und Kyllönen 2006). Bei der heiten und Ansprüche sowie die Art der chermonitoring. Es schafft eine objekti­ Planung des Waldmanagements sollten Freizeitgestaltung im Wald in den letzten ve Datenbasis, um Konzepte zu erstellen Förster und Waldbesitzer Kompetenzen Jahren verändert haben und durch neue oder zu evaluieren (Clivaz et al. 2013). der anderen Fachrichtungen, von Interes­ Trendsportarten, die Teil der Inszenie­ Auch wird es damit möglich, Aussagen sensvertretern und Laien wahrnehmen, rung von Lebensstilen sind, einer starken und Wünsche einzelner Interessensver­ und diese berücksichtigen (Konijnendijk Dynamik unterliegen. Für die Erholung treter besser einschätzen zu können und 2000). im Wald bedeutet dies, dass die Verweil­ diese zu objektivieren. Dazu gibt es eine Die Herausforderung ist dabei, dass die dauer des einzelnen Besuchers im Wald Reihe von Verfahren, die vor Ort ange­ meisten Menschen den Bezug und Zu­ in den letzten Jahren deutlich gesunken wendet werden können. Diese reichen gang zur Urproduktion und damit der ist und heute vielfach unter zwei Stun­ von Befragungen bis zu systematischen Forstwirtschaft verloren haben, diese den liegt (Weitmann und Korny 2014). Zählverfahren durch Lichtschranken aber insbesondere für private Waldbesit­ Auch das Aktivitätsspektrum hat sich oder Kameras (Rupf und Wernli 2013; zer auch im städtischen Raum von Bedeu­ verändert. Zwar ist Wandern und Spa­ Lupp et al. 2016b). tung sein kann (Börtitz 2016). In der All­ zierengehen noch immer die beliebteste Dabei sind die Wünsche und Ansprü­ tagswahrnehmung der städtischen Bevöl­ Erholungsform im Wald, sportliche Akti­ che an den Wald, gleich ob von aktivem kerung ist der Flächenverlust durch die vitäten wie Radfahren, Joggen und Nor­ Sportler oder stillem Naturbeobachter, Ausbreitung der Bebauung tief verankert. dic Walking haben jedoch deutlich zu­ überraschend ähnlich. Auch der unmittel­ Selbst kleine forstliche Maßnahmen wie genommen (Lupp et al. 2016a). Zudem bar an die Großstadt angrenzende Wald Durchforstung oder Jungbestandspflege gibt es kleine Gruppen wie Geocacher, soll Raum für Naturerlebnisse, Ruhe, werden, wenn diese wahrgenommen wer­ die ihre ganz eigenen Ansprüche an den Nachdenken und Zivilisationsferne bie­ den, zunächst oft pauschal mit dem Ver­ Wald haben (Brockard 2014). Beim Blick ten (Burkhardt 2009; Lupp et al. 2016a). lust von Wald assoziiert (Seidel und Raab in die Zukunft wird ein wahrscheinliches Auffällige Spuren des Menschen und der 2015). Auch wird bemängelt, dass soziale Szenario sein, dass – befeuert von der Forstwirtschaft sind dabei nicht gerne und Umweltbelange bei den Maßnahmen Freizeit­ und Sportartikelindustrie – der gesehen, die im Wald vorgehaltene Inf­ nicht angemessen berücksichtigt werden Druck auf den Wald durch neue Outdoor­ rastruktur sollte nach den Wünschen ei­ (Schanz 1996). Sportarten weiter zunehmen wird und ner großen Mehrheit der Waldbesuchen­ Förster und Waldbesitzer fühlen sich hin­ diese mehr oder weniger vehement »ih­ den bis auf die Ausschilderung möglichst gegen in ihrem Handeln von der Gesell­ ren« Raum einfordern werden (Lupp et al. sparsam und waldangepasst sein. Der 3 Der Stadtbaum ist ein wichtiges Struktur­ element in unseren Städten. Foto: T. Bosch, LWF 2 Bäume und Sträucher in der Stadt bilden wichtige Lebensräume für zahlreiche Tier­ und Pflanzenarten und tragen so zu einer Erhöhung der Biodiversität bei. Foto: T. Bosch, LWF 4 |2016 LWF aktuell 7 Erholung 4 Es sind nicht nur die großen, geschlossenen Wälder, die sich »vor« der Stadt erstrecken und das Stadtklima »von außen« beeinflus­ sen. Auch kleine Parks, einzelne Baumgruppen oder Alleen tragen dazu bei, das Stadtklima an­ genehmer zu machen. Foto: T. Bosch, LWF schaft vielfach nicht verstanden (Schanz der Bergwaldoffensive dieses Ansatzes. 5 Integrative Bewirtschaftungskonzepte sichern Erholungen und vielfältige andere Leistungen stadt­ 1996). Ein Grund dafür ist darin zu se­ Zwar sind mitunter langwierige Kompro­ naher Wälder und verbessern damit die Lebensqua­ hen, dass sie in ihrer Ausbildung, Soziali­ missfindungen notwendig, der Lohn für lität im urbanen Raum. Foto: R. Kneschke, fotolia.com sation und Organisationskultur der Forst­ derartige Bemühungen ist aber eine brei­ betriebe, Forstverwaltungen und anderen te Akzeptanz für die gefundenen Lösun­ fentlichkeitsarbeit, die sich der gesamten forstlichen Organisationen wie Waldbe­ gen und die Bildung von Allianzen. Eine Bandbreite der verschiedenen Medien be­ sitzervereinigungen darauf geprägt wer­ vielbeachtete Strategie verfolgt dabei die dient und erklärt Zusammenhänge, ent­ den, als einzige kompetente Instanz für finnische Forstbranche. Ausgehend von wickelt sich bei den Bürgern fast immer den Wald im Auftrag des Gemeinwohls der Stadt Helsinki wurde versucht, ver­ Verständnis und Akzeptanz (Koch 2014). »richtig« zu handeln (Konijnendijk 2000; schiedene Interessensvertreter wie Um­ Allianzen und eine gute Partnerschaft mit Kenntner 2016). Eine verbreitete Vorstel­ weltschützer und Erholungssuchende zu­ Verbänden und Interessensvertretern tra­ lung ist dabei, vor allem über die Holzpro­ sammenzubringen, um gemeinsam Hand­ gen dazu bei, nicht in die Rolle des »Böse­ duktion einen Mehrwert für das Gemein­ lungsstrategien im Wald zu entwickeln wichts« gedrängt zu werden (Dobler und wohl und die Umwelt zu generieren (Ken­ (Saarikoski et al. 2010). Dieser Prozess Suda 2013). nedy und Koch 1991; Konijnendijk 2000). fördert eine breite Unterstützung für die Da der Forst­Holz­Sektor gerade in Stadt­ Arbeit der Forstbranche und erleichtert Herausforderungen für die Zukunft regionen nur einen winzigen Teil der re­ den Austausch von Informationen und Betrachtet man das Konzept der Kli­ alen Wirtschaftsleistung generiert, jedoch Ideen zwischen den verschiedenen Akteu­ mahüllen nach Kölling (Kölling 2007a; rechnerisch ein Vielfaches dessen an Ge­ ren (Kangas et al. 2010). Kölling 2007b), zeigt sich, dass bei grö­ meinwohlleistungen für die Gesellschaft ßeren Abweichungen als dem angestreb­ mitbereitstellt, spielen in der Wahrneh­ Forstwirtschaft: bitte mit der ten Zwei­Grad­Ziel und einem weiteren mung und Argumentation der Bevölke­ Öffentlichkeit Rückgang der Niederschläge in der Ve­ rung hingegen vor allem soziale und öko­ Von zentraler Bedeutung ist eine gut ange­ getationsperiode viele Baumarten als an­ logische Aspekte eine Rolle. legte Öffentlichkeitsarbeit. In der Schweiz fällig betrachtet werden müssen. Es wird wird von Seiten des Forstes vor allem dar­ daher zu überlegen sein, welche Baumar­ Kommunikation, Dialog und Transparenz auf abgezielt, der Bevölkerung die forstli­ ten überhaupt den extremen Standortbe­ Es gibt eine Reihe gelungener Beispiele, che Arbeit zu erklären und Hintergründe dingungen in der Stadt gewachsen sind wie durch Kommunikation und Dial og wie die Holznutzung zu erläutern. Man und den dort herrschenden noch höhe­ die Bedürfnisse und Wünsche der ver­ versucht, die Bevölkerung mit der eigenen ren Durchschnittstemperaturen, gerin­ schiedenen Interessensgruppen berück­ Begeisterung für den Wald anzustecken gerer Wasserversorgung, Schadstoffen, sich tigt werden und in ein integratives (Wehrli 2012). Ähnliche Ansätze werden aber auch Starkregenereignissen am bes­ Waldmanagement einfließen können. in Bayern insbesondere von kommuna­ ten trotzen können. Dabei muss man sich Vor teile dieser Verfahren sind, dass len Stadtwäldern und Forstbetrieben mit auch Gedanken machen, welche nichthei­ durch Transparenz mehr Akzeptanz für hohem Nutzungsdruck verfolgt und sind mische Gehölze insbesondere in dicht be­ das Handeln im Wald geschaffen werden mit proaktivem Vorgehen sehr erfolgreich bauten Bereichen in Frage kommen, wo kann. Durch einen Austausch mit ver­ (siehe z. B. Stengeli 2016). Zwar ist die einheimische Arten nicht mehr gedeihen schiedenen gesellschaftlichen Gruppen Holzernte für viele Menschen erst ein­ können (Roloff et al. 2008). können zusätzliche wichtige Informatio­ mal ein Eingriff in den Wald und passt Zudem wird es für die Sicherung und nen gewonnen werden und diese in eine nicht an einen Ort, der einen Gegenpol Entwicklung der vielfältigen Leistungen Entscheidungsfindung mit einbezogen zur Stadt und »Natur pur« sein soll. Eine auch ganz entscheidend darauf ankom­ werden. Die gefundenen Lösungen kön­ der größten Ängste der Bevölkerung in men, Wälder nicht isoliert zu betrachten, nen damit im Management berücksichtigt Ballungsräumen ist, dass die Wälder neu­ sondern als Teil der gesamten städtischen werden und erfahren so eine breite Unter­ er Bebauung und Infrastruktur geopfert Landschaft mit ihren vielfältigen Freiflä­ stützung durch die Gesellschaft (Primmer werden (Seidel und Raab 2015). Nimmt chen und Grünräumen aufzufassen. Zu­ und Kyllönen 2006). In Bayern bedienen sich der zuständige Bewirtschafter je­ sammen erbringen sie wichtige Ökosys­ sich beispielsweise die Runden Tische doch die Zeit für eine professionelle Öf­ temleistungen, etwa zur Verminderung 8 LWF aktuell 4 |2016 Erholung von Hitzestressbelastungen an Hochsom­ Zusammenfassung Kowarik, I.; Körner, S. (2005): Wild Urban Woodlands. New per- mertagen durch Verdunstung und Ver­ Stadtnaher Wald und waldartige Strukturen erfüllen spectives for Urban Forestry. Springer, Berlin, Heidelberg Lametter, J. (2015): Nutzung der urbanen Wälder und Erwartungen schattung. Ganzheitliche Konzepte für eine Vielzahl von Leistungen für die angrenzenden an diese durch Menschen mit Migrationshintergrund. Eine Studie Siedlungsbereiche. Von besonderer Bedeutung ist in der Region München und Freising. Masterarbeit am Lehrstuhl für die Planung aller Freiräume und Grünflä­ dabei die Erholung. In den letzten Jahren hat sich Strategie und Management der Landschaftsentwicklung, Techni- chen werden heute mit dem Begriff »Grü­ sche Universität München das Nutzerverhalten nicht zuletzt aufgrund sich Lupp, G.; Syrbe, R.­U.; Heuchele, L.; Renner, C.; Konold, W.; Sieg­ ne Infrastruktur« bezeichnet. Der Wald wandelnder Lebensstile verändert. Zwar wird der rist, D. (2014): Partizipative Szenarien als Erfolgsmodell für eine ist ein wichtiger Teil dieser unverzichtba­ Wald noch immer überwiegend zum Spazierenge- integrierte Entwicklung? Strategieentwicklung im Kontext von Tourismus, erneuerbarer Energie, Sicherung der biologischen Viel- ren urbanen grünen Infrastruktur. Damit hen genutzt, jedoch haben sportliche Aktivitäten falt und Klimaanpassung in Großschutzgebieten. Naturschutz und wie Joggen und Nordic Walking stark zugenom- Landschaftsplanung 46 (11), S. 336–344 diese ihre Funktionen optimal erfüllen men. Um auf Änderungen und potenzielle Konflikte Lupp, G.; Kantelberg, V.; Koch, M.; Schreiber, R.; Pauleit, S. kann, bedarf es gemeinsamer, ganzheitli­ (2016a): Erholung in stadtnahen Wäldern – Beispiele München und reagieren zu können, ist ein regelmäßiges Erho- Freising. AFZ–Der Wald 4, S. 29–31 cher Konzepte und Handlungsstrategien. lungsmonitoring in stark frequentierten Wäldern Lupp, G.; Förster, B.; Naumann, J.; Honert, C.; Kantelberg, V.; Und schließlich: Welchen Stellenwert sinnvoll. Um die Akzeptanz eines integrativen Koch, M.; Pauleit, S. (2016b): Using trigger trail cameras for vis- itor monitoring – Applications in Bavaria. In: NN (Eds.): Proceed- wird Wald im Jahr 2050 besitzen und wel­ Waldmanagements zu steigern, ist ein intensiver ings of the Conference on Monitoring and Management of Visitors Dialog mit unterschiedlichen Interessensgruppen in Recreation and Protected Areas – Cooperation across borders che Ansprüche wird die Gesellschaft an von zentraler Bedeutung. and scales. diesen stellen? Neben Alterung und Mig­ Martens, D.; Bauer, N. (2010): Im Test: Wald als Ressource für psy- chisches Wohlbefinden. Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen. ration werden vor allem die gesellschaftli­ Literatur Heft: 3, S. 90–96 chen Werte über die Bedeutung und den Appenzeller­Winterberger, C.; Kaufmann­Hayoz, R. (2005): Wald Müller, H.P. (1992): Sozialstruktur und Lebensstile. Zur Neuorien- und Gesundheit. Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen 156, 7: tierung der Sozialstrukturforschung. In: Hraindl, S. (Hrsg.): Zwi- Stellenwert des Waldes bestimmen. Zwar S. 234–238 schen Sein und Bewusstsein. Die Vermittlung »objektiver« Le- haben auch Neubürger und Migranten im BMUB (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und bensbedingungen und »subjektiver« Lebensweisen. Schriftenreihe Reaktorsicherheit) & BfN (Bundesamt für Naturschutz) (2015): Sozialstrukturanalyse Band 1. Opladen: Leske&Budrich: S. 57–66 Detail andere, vielfach jedoch vergleich­ Naturbewusstsein 2015. Bevölkerungsumfrage zu Natur und biolo- Primmer, E.; Kyllönen, S. (2006): Goals for public participation gischer Vielfalt. BMUB, Berlin & BfN, Bonn implied by sustainable development, and the preparatory process bare Vorstellungen von Wald (Lametter Börtitz, K. (2016): Pocket Forests – Motive und Motivation von of the Finnish National Forest Programme. Forest Policy and Eco- 2015; Käsbauer 2016). Jedoch ist eine ent­ Besitzern kleiner urbaner Waldflächen. Masterarbeit am Lehrstuhl nomics 8, S. 838–853 für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung, Tech- Roloff, A.; Bonn, S.; Gillner, S. (2008): Konsequenzen des Klima- scheidende Frage, ob über den Zugang nische Universität München wandels – Vorstellung der Klima-Arten-Matrix (KLAM) zur Auswahl zu positiven Erlebnissen im Wald dieser Brockard, M. (2015): Geocaching in stadtnahen Wäldern – ein Pro- geeigneter Baumarten. Stadt und Grün (57), S. 53–61 blem für den Wald? Bachelorarbeit am Lehrstuhl für Strategie und Rupf, R.; Wernli, M. (2013): Besuchermonitoring – Ein Überblick Fürsprecher und Zuspruch aus weiten Management der Landschaftsentwicklung, Technische Universi- über Methoden und Anwendungsbereiche. Clivaz, C., Rupf. R., tät München Siegrist, D. (Hrsg.): Visiman. Beiträge zu Besuchermonitoring und Teilen der Gesellschaft bekommt. Hier Burkhardt, I.; Dietrich, R.; Hoffmann, H.; Leschnar, J.; Lohmann, Besuchermanagement in Pärken und naturnahen Erholungsgebie- sind Defizite erkennbar und es besteht K.; Schoder, F.; Schultz, A. (2009): Urbane Wälder. Bundesamt für ten. Schriftenreihe des Instituts für Landschaft und Freiraum. HSR Naturschutz (Hrsg.) Naturschutz und Biologische Vielfalt 63. Bonn- Hochschule für Technik Rapperswil, Nr. 10. Rapperswil ,S. 27–36 durch Mediennutzung, digitale Angebo­ Bad Godesberg, 214 S. Saarikoski, H.; Tikkanen, J.; Leskinen, L. A. (2010): Public partic- te, aber auch Indoor­Angebote die Ge­ Clivaz, C.; Rupf, R.; Siegrist, D. (2013): VISIMAN – Beiträge zu Be- ipation in practice – Assessing public participation in the prepa- suchermonitoring und Besuchermanagement in Pärken und natur- ration of regional forest programs in Northern Finland. In: Forest fahr, dass Wald von verschiedenen ge­ nahen Erholungsgebieten. Schriftenreihe des Instituts für Land- Policy and Economics (12), S. 349–356 schaft und Freiraum. HSR Hochschule für Technik Rapperswil, Nr. Schanz, H. (1996): Über gesellschaftliche Glaubwürdigkeits- und sellschaftlichen Gruppen kaum noch auf­ 10. Rapperswil Verständigungspotentiale der Forstwirtschaft. Centralblatt für das gesucht wird. Neue digital unterstützte Dobler, G.; Suda, M. (2013): Der Held und der Bösewicht. gesamte Forstwesen 113 (3/4), S. 175–185 Wie Greenpeace und andere uns von Gut und Böse erzählen. LWF Stengeli, A. (2015): Die Darstellung des Forstbetriebs der Stadt (Mitmach­)Angebote können den Weg aktuell 97: S. 48–53 Augsburg und weiterer Akteure im Themenfeld »Stadtwald Augs- und den Zugang zum Wald ebnen und Gill, S.; Handley, J.; Ennos, R.; Pauleit, S. (2007): Adapting cities burg« in einer lokalen Tageszeitung und in der Perspektive des for climate change: The role of the green infrastructure. Building städtischen Forstbetriebs – Eine qualitative Inhaltsanalyse mit auf spielerische Weise – etwa über das and Environment, 30, S. 97–115 Hilfe des Aktantenmodells. Masterarbeit am Lehrstuhl für Strategie Gröner, V. (2015): Digitales Informationsangebot zum Thema Wald. und Management der Landschaftsentwicklung, Technische Uni- Smartphone – Wissen zum Wald vermit­ Projektarbeit am Lehrstuhl für Strategie und Management der versität München teln (Gröner 2015). Eine kritisch­kon­ Landschaftsentwicklung, Technische Universität München Seidel, L.; Raab, S. (2015): Der Wald als urbanes Naherholungsge- Kangas, A.; Saarinen, N.; Saarikoski, H.; Leskinen, L. A.; Hujala, T.; biet: Nutzung und Wahrnehmung des multifunktional bewirtschaf- struktive Begleitung des Waldmanage­ Tikkanen, J. (2010): Stakeholder perspectives about proper partic- teten Waldes im Münchener Norden. Masterarbeit am Lehrstuhl für ments durch die Bevölkerung, die mit In­ ipation for Regional Forest Programmes in Finland. In: Forest Policy Strategie und Management der Landschaftsentwicklung, Techni- and Economics (12), S. 213–222 sche Universität München teresse das Geschehen in »ihrem« Wald Käsbauer, C. (2016): Waldwahrnehmung durch Menschen mit Migra- Tyrväinen, L.; Pauleit, S.; Seeland, K.; de Vries, S. (2005): Bene- tionshintergrund. Bachelorarbeit am Lehrstuhl für Strategie und fits and uses of urban forests and trees: A European perspective. verfolgt, dürfte trotz aller Herausforde­ Management der Landschaftsentwicklung, Technische Universität Chapter 4. In: Konijnendijk, Nilsson, Randrup, Schipperijn (Hrsg.): rungen als erstrebenswerter angesehen München Urban Forests and Trees in Europe – A Reference Book. Spring- Kennedy, J.J.; Koch, N.E. (1991): Multiple-use forestry for social er-Verlag, S. 81–114 werden als eine Gesellschaft, die das In­ values. Ambio 20 (7), S. 330–333 Wehrli, U. (2012): Wie wird »PR für den Wald« zum Erfolg? Einfache teresse und die Wertschätzung für den Kenntner, C. (2016): Organisationskultur bei ForstBW. AFZ–Der- Grundsätze. In: Wald und Holz (9), S. 15–16 Wald 3, S. 34–37 Weitmann, V.; Korny, D. (2014): Die Erholungseignung des Auwal- Wald verloren hat. In diesem Sinne gilt es, Kleinhückelkotten, S.; Calmbach, M.; Glahe, J.; Neitzke, H.P.; Stü­ des – Untersuchung der Besucher-Aktivitäten und Bewertung cker, R.; Wippermann, C.; Wippermann, K. (2009): Kommunikation von unterschiedlichen Waldbildern in den Isar-Auwäldern nördlich sich als Waldbesitzer und Förster den He­ für eine nachhaltige Waldwirtschaft. Forschungsverbund Mensch & von München. Projektarbeit am Lehrstuhl für Strategie und Ma- rausforderungen der Zukunft zu stellen. Wald. M&W Bericht 09/01, Hannover nagement der Landschaftsentwicklung, Technische Universität Koch, M. (2014): »Bewusstsein schaffen, um Verantwortung zu München fördern«. Stadt und Forstamt setzen auf Partizipation und vertrau- Yu, C.; Hien, W. N. (2006): Thermal benefits of city parks. Energy ensvolles Miteinander. LWF aktuell 98: S. 12–15 and Buildings, 38 (2), S. 105–120 Kölling, C. (2007a): Klimahüllen für 27 Waldbaumarten. AFZ–Der Projekt Wald 23: S. 1242–1245 Autoren Kölling, C. (2007b): Bäume für die Zukunft – Baumartenwahl in »Stadtwald 2050 – Anforderungen an den urbanen Prof. Dr. Stephan Pauleit leitet den Lehrstuhl für Strategie und den Zeiten des Klimawandels. LWF aktuell 60: S. 35–37 Wald der Zukunft« wurde mit Mitteln des Bayerischen Management der Landschaftsentwicklung der Technischen Uni- Kong, F.; Yin, H.; James, P.; Hutyra, L.R.; He, H.S. (2014): Effects Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft versität München. of spatial pattern of greenspace on urban cooling in a large met- und Forsten gefördert. Dr. Gerd Lupp ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für ropolitan area of eastern China. Landscape and Urban Planning Strategie und Management der Landschaftsentwicklung der Tech- 128, S. 35–47 Links Konijnendijk, C. C. (2000): Adapting forestry to urban demands – nischen Universität München. Kontakt: [email protected] www.landschaftsentwicklung.wzw.tum.de/forschung the role of communication in urban forestry in Europe. Landscape and Urban Planning 52, S. 89–100 Konijnendijk, C. C.; Ricard, R.M.; Kenney, A.; Randrup, T.B. (2006): Defining urban forestry – A comparative perspective of North America and Europe. Urban Forestry & Urban Greening 4, S. 93–103 4 |2016 LWF aktuell 9 Erholung Welcher Wald ist schön? Waldästhetik sucht nach Erklärungen für unser Landschaftsempfinden Gerd Lupp, Herbert Rudolf, Valerie Kantelberg, Marc Koch, Günter Weber und Stephan Pauleit Ist die Schönheit von Wald und Land­ schaft ein rein subjektives Empfinden oder gibt es Aussagen, die man verallge­ meinern kann? Dem Menschen scheinen tatsächlich bestimmte Neigungen ange­ 1 Laubmischwälder empfinden die meisten Wald­ besucher vor allem im Herbst als besonders schön, boren zu sein, was als »schön« wahrge­ wenn sich die Blätter der Bäume in die unterschied­ nommen wird. Jedoch können Prägun­ lichsten Gold­, Gelb­ und Brauntöne verfärben. gen, Wissen, Gruppennormen, aber auch Foto: G. Lupp individuelle Erfahrungen das Empfinden beim Betrachtenden verändern. Wald­ Etwas Theorie zur Landschafts­ ästhetik ist ein Beispiel dafür, dass und Waldästhetik Wissen und normative Festsetzungen Gängige Theorien, beispielsweise von dazu beitragen, den Wald als »schön« Bourassa (1991), gehen von drei Ebenen zu empfinden. Was bedeutet das für die aus, die Präferenzen für bestimmte Land­ Waldbewirtschaftung? schaftsbilder bestimmen. In der ersten Ebene werden genetisch fixierte Präfe­ renzen für bestimmte Landschaften an­ Vielfalt, Eigenart und Schönheit werden genommen. Demnach bevorzugen Men­ 2 Parkartige Landschaften mit Gewässern werden als besonders positiv empfunden – Beispiel Vor­ als wesentliche Voraussetzungen für die schen Landschaften, die für das Überleben alpenlandschaft im Allgäu. Foto: G. Lupp Erholungseignung von Wäldern genannt. bis in die moderne Zeit von essenzieller Nach Nohl (2001) spielen aber auch die Bedeutung waren. Als besonders attrak­ meist keine universelle Gültigkeit, sie aktuelle Befindlichkeit, Erfahrungen, tiv würden demnach Landschaften emp­ können beispielsweise auch nur von ein­ Wissen und Wertehaltungen, Erwar­ funden, die Ausblicke, Deckung für Jagd­ zelnen Gruppen, einer Gesellschaft oder tungen sowie Erinnerungen eine Rolle. möglichkeiten, Schutz und Unterschlupf nur einem Kulturkreis akzeptiert werden Menschen nehmen Wälder daher selek­ vor Feinden sowie ausreichend Wasser und dienen als Abgrenzung gegenüber an­ tiv wahr. Einzelne Teile werden in ihrer bieten. Somit würden Menschen parkar­ deren. In der dritten Ebene wird schließ­ Bedeutung akzentuiert, zusätzlich spie­ tige Landschaften (vgl. Abbildung 2) mit lich das Individuum betrachtet. Dieses len auch situationsbedingte Einflüsse vereinzelten Baumgruppen, freien Gras­ kann durch Prägung, Gewöhnung sowie wie Jahreszeit, Wetter, der Betrachtungs­ flächen, Gewässern, natürlichen Ausbli­ positive und negative Erfahrungen ihre punkt, die Aktivität, die Fortbewegungs­ cken und Deckungsmöglichkeiten beson­ eigenen, nur für sie selbst gültigen Land­ art, die Stimmung und eigene Gefühle so­ ders präferieren (Bürger­Arndt und Reeh schaftspräferenzen und ­abneigungen ent­ wie alleiniges oder kollektives Erleben der 2006). Diese werden als »Prospect­and­ wickeln (Bürger­Arndt und Reeh 2006). Landschaft eine Rolle. Dies bedeutet, dass Refuge­Theory« von Appleton (1975), die Wichtig bei allen Analysen ist, dass neben der gleiche Wald von jeder Person anders »Savannah­Theory« von Orians (1980) visuellen Eindrücken auch alle anderen wahrgenommen und wertgeschätzt wird. oder die »Information­Process­Theory« Sinneseindrücke berücksichtigt werden Auch ein und dieselbe Person kann das von Kaplan und Kaplan (1989) bezeich­ müssen, also auch das Hören, Fühlen und gleiche Waldbild in verschiedenen Le­ net. Riechen. Die Landschaft in Abbildung 2 bensabschnitten anders bewerten, zum In einer zweiten Ebene werden Präferen­ mag einen nahezu idealen Landschafts­ Beispiel als Kind anders als im Erwach­ zen durch soziale Regeln und Normen eindruck im Sinne der genetisch fixierten senenalter. wie Lernen, Reflektieren, Erfahrung und Präferenzen sein. Im Rücken des Fotogra­ evolutionäre Erkenntnis gebildet (Bou­ fen befand sich aber eine große Tankstel­ rassa 1991). Die aufgestellten Werte und le an einer stark befahrenen vierspurigen Normen für »Schönheit« besitzen dabei Straße. Der positive optische Sinnesein­ 10 LWF aktuell 4 |2016

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Gerd Lupp, Herbert Rudolf, Valerie Kantelberg, Marc Koch,. Günter Weber und Stephan Pauleit. 14 Vorsicht Kamera! Gerd Lupp, Valerie Kantelberg, Bernhard Förster, Johannes Naumann,. Carolin Honert, Tim Markmann, Kaplan, R.M; Kaplan, S. (1989): The Experience of Nature – A psy- chological
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