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Gesammelte Werke: Das Buch der Gründungen: Vollständige Neuübertragung. PDF

256 Pages·2007·1.666 MB·German
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Teresa von Ávila Das Buch der Gründungen Teresa von Ávila Band 5847 Das Buch Das Buch Das Buch der Gründungen ist – nach dem Buch meines Lebens,dem Weg der Vollkommenheitund den Wohnungen der Inneren Burg– das vierte große Werk Teresas von Ávila. Sie beschreibt darin die Ge- der Gründungen schichte ihrer Klostergründungen von 1567bis 1582. Achtzehn neue Klöster in fünfzehn Jahren, darunter zwei für Männer – gegründet von einer Frau: Vielen Zeitgenossen war dies eine unerhörte An- maßung.Unerhört viel Kraft forderte die Aufgabe auf alle Fälle – und so lernen die Leser im Buch der Gründungen die bedeutende Mysti- Vollständige Neuübertragung kerin von ihrer lebenspraktischen Seite kennen: pragmatisch und Gesammelte Werke Band 5 hartnäckig – eine Frau der Tat. Sie verhandelt mit Magistraten und Erzbischöfen,ist Expertin für Immobilienhandel,kundig im Umgang mit ihren Mitschwestern ebenso wie in Fragen des Gebets. Ihre Rei- sen auf den schlechten und gefährlichen Straßen des damaligen Spa- nien sind oft genug ein Abenteuer – auf dem Weg nach Burgos wäre Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von sie einmal fast ertrunken–, doch sie gibt nicht auf: Nichts ist ihr zu Ulrich Dobhan OCD schwierig, sofern sie davon überzeugt ist, dass Gott es so von ihr will. Ihre Berichte lesen sich streckenweise wie ein Krimi, geben jedoch Elisabeth Peeters OCD immer auch Auskunft über den kirchlichen und sozialen Kontext ihrer Zeit. Teresa von Ávila besitzt die Freiheit, über diesen Zu- sammenhängen zu stehen, sodass sie ihr Vorhaben in die Praxis um- setzen kann und letztlich nirgends unverrichteter Dinge wieder ab- ziehen muss. Wer Teresa vor allem als kundige Meisterin auf den Wegen des inneren Betens und der mystischen Erfahrung schätzen gelernt hat, kann hier entdecken,wie sie genauso kundig über Spaniens Straßen zog, nebenbei über Herbergen und Postdienste Auskunft gibt und in ihrem Leben bezeugt, dass Leben mit Gott und Leben mit den Men- schen für sie keine Gegensätze sind, sondern der gleichen Quelle entspringen. Die Autorin Teresa von Ávila (1515–1582),spanische Ordensgründerin und Mysti- kerin; durch ihr Wirken entstanden zahlreiche Klöster eines neuen Zweigs des Karmelitenordens (Teresianischer Karmel). Papst Paul VI. verlieh ihr 1970 als erster Frau den Titel „Kirchenlehrerin“. Teresa von Ávila gilt als Klassikerin der spanischen Sprache und ist Schutz- patronin der spanischen Schriftsteller. INHALT EINFÜHRUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1. Die Gründerin Teresa von Ávila. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.Teresas Ideal von Ordensleben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 3.Die Entstehung des Buches der Gründungen . . . . . . . . . 41 4.Die spirituelle Botschaft des Buches der Gründungen . . 48 Siglen und Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 LITERATUR. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 DAS BUCH DER GRÜNDUNGEN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Gedruckt auf umweltfreundlichem, Es beginnt die Gründung zum heiligen Josef vom Karmel chlorfrei gebleichtem Papier in Medina del Campo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Originalausgabe Kap.1: Auf welchen Wegen man begann, diese Gründung und alle weiteren zu betreiben.. . . . . . . . . . . . . . . . 90 Alle Rechte vorbehalten – Printed in Germany © Verlag Herder Freiburg im Breisgau 2007 Kap.2: Wie unser Pater General nach Ávila kam, www.herder.de und was aufgrund seines Kommens geschah.. . . . . . 100 Satz: Dtp-Satzservice Peter Huber, Freiburg Kap.3: Auf welchen Wegen man mit den Verhandlungen Herstellung: fgb · freiburger graphische betriebe 2007 für die Gründung des Klosters San José in Medina www.fgb.de Umschlaggestaltung und Konzeption: del Campo begann. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 R·M·E München/Roland Eschlbeck, Liana Tuchel Kap.4: Sie spricht darin über einige Gnaden, die der Umschlagmotiv: Herr den Schwestern dieser Klöster erweist, Erich Buchholz, neue Tafel nr.IX,1922. © Eila Buchholz-Schrader und den Priorinnen werden Weisungen erteilt, ISBN: 978-3-451-05847-9 wie sie mit ihnen umgehen sollen. . . . . . . . . . . . . . 122 5 INHALT INHALT Kap.5: Darin werden einige Ratschläge zu Fragen Kap.13:In ihm berichtet sie, wie und durch wen es zum des inneren Betens gegeben. Das ist sehr ersten Haus der Unbeschuhten Karmeliten nach nützlich für diejenigen, die sich mit äußeren der ursprünglichen Regel kam. Im Jahre 1568.. . . . 211 Tätigkeiten befassen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Kap.14: Sie fährt mit der Gründung des ersten Hauses Kap.6: Sie weist auf die Schäden hin, die geistlichen der Unbeschuhten Karmeliten fort. Sie sagt etwas Menschen erwachsen können, wenn sie nicht über das Leben, das sie dort führten, und über erkennen, wann man dem Geist widerstehen soll. den Nutzen, den unser Herr zu Gottes Ruhm Sie spricht von der Sehnsucht der Seele nach dem und Ehre an jenen Orten zu wirken begann. . . . . . 218 Kommunionempfang und der Selbsttäuschung, Kap.15: Sie spricht darin über die Gründung des Klosters die es dabei geben kann. Es gibt da wichtige zum glorreichen hl. Josef in der Stadt Toledo, Dinge für diejenigen, die in diesen Häusern die im Jahre 1569 geschah.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 die Leitung haben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 Kap.16: In ihm wird – zu Gottes Ehre und Ruhm – Kap.7: Darüber, wie man mit denen umgehen soll, von einigen Ereignissen aus diesem Konvent die an Melancholie leiden. Das ist notwendig zum hl.Josef in Toledo berichtet.. . . . . . . . . . . . . . 240 für die Oberinnen.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 Kap.17: Es berichtet von der Gründung der Klöster Kap.8: Es handelt von einigen Ratschlägen zu sowohl der Brüder als auch der Schwestern Offenbarungen und Visionen. . . . . . . . . . . . . . . . . 172 in Pastrana. Das geschah im gleichen Jahr 1570, Kap.9: Es handelt davon, wie sie von Medina del Campo ich meine 1569. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 zur Gründung des Klosters zum heiligen Josef Kap.18: Sie berichtet von der Gründung des Klosters in Malagón aufbrach.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 zum hl.Josef in Salamanca im Jahre 1570. Sie gibt Kap.10: In ihm spricht sie über die Gründung des Konvents einige wichtige Ratschläge für die Priorinnen.. . . . 259 in Valladolid. Dieses Kloster trägt den Namen zur Kap.19: Sie fährt mit der Gründung des Klosters Empfängnis Unserer Lieben Frau vom Karmel. . . . 184 zum hl.Josef in der Stadt Salamanca fort.. . . . . . . . 270 Kap.11: Sie macht mit dem angefangenen Thema über Kap.20:In ihm wird über die Gründung des Klosters das Verfahren weiter, das Doña Casilda de Padilla zu Unserer Lieben Frau von der Verkündigung verwendete, um ihre frommen Wünsche nach berichtet, das in Alba de Tormes ist. dem Klostereintritt durchzusetzen. . . . . . . . . . . . . 196 Das war im Jahre 1571.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Kap.12:In ihm wird vom Leben und Sterben einer Kap.21:In ihm wird über die Gründung des Klosters Schwester berichtet, die unser Herr in dieses zum glorreichen hl.Josef vom Karmel in Segovia Kloster brachte, mit Namen Beatriz de la berichtet. Es wurde am Tag des hl.Josef gegründet, Encarnación; ihr Leben war so vorbildlich im Jahre 1574. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 und ihr Sterben von der Art, dass es richtig ist, ihrer zu gedenken.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 6 7 INHALT INHALT Kap.22:In ihm wird über die Gründung des Klosters Kap.31:In diesem Kapitel beginnt der Bericht über die zum glorreichen hl.Josef vom Erlöser in der Gründung zum glorreichen hl.Josef von der Ortschaft Beas im Jahre 1575, am Tag des hl.Anna in der Stadt Burgos. Die erste Messe hl.Matthias berichtet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 wurde am 19.des Monats April, dem Oktavtag von Ostern des Jahres 1582 gefeiert.. . . . . . . . . . . . 426 Kap.23:In ihm berichtet sie von der Gründung des Klosters zum glorreichen hl.Josef vom Karmel Kap.32 (Epilog) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 460 in der Stadt Sevilla. Die erste Messe wurde am Tag der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ANHANG I: im Jahr 1575 gefeiert.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312 Erklärung wichtiger Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 463 Kap.24:Sie fährt fort mit der Gründung zum hl.Josef vom Karmel in der Stadt Sevilla. . . . . . . . . . . . . . . 322 ANHANG II: Kap.25:Es geht mit der Gründung zum glorreichen Personen- und Ortsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 473 hl.Josef in Sevilla weiter und damit, was wir durchmachten, bis wir ein eigenes Haus hatten. . . 334 DANKSAGUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 511 Kap.26:Sie fährt mit der gleichen Gründung des Klosters zum hl.Josef in der Stadt Sevilla fort. Sie berichtet über einige Dinge von der ersten Schwester, die dort eintrat, die sehr bemerkenswert sind.. . . . . . . 342 Kap.27:In ihm wird über die Gründung in der Stadt Caravaca gesprochen. Das Allerheiligste wurde am Neujahrstag des gleichen Jahres 1576 eingesetzt. Es steht unter der Anrufung des glorreichen hl.Josef. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352 Kap.28:Die Gründung in Villanueva de la Jara.. . . . . . . . . 369 Kap.29:Es wird über die Gründung zum hl.Josef Unserer Lieben Frau von der Straße in Palencia berichtet, die im Jahre 1580 stattfand, am Tag des Königs David.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397 Kap.30:Es beginnt die Gründung des Klosters zur Heiligsten Dreifaltigkeit in der Stadt Soria. Es wurde im Jahre 1581 gegründet. Die erste Messe wurde am Tag unseres Vaters, des heiligen Elisäus, gefeiert. . . . . . 416 8 9 EINFÜHRUNG „Ich schreibe bei diesen Gründungen nichts von den großen Beschwernissen der Reisen, bei Kälte, unter der Sonne, mit Schnee, der manchmal den ganzen Tag ununterbrochen fiel, andere Male verirrten wir uns, wieder andere Male litt ich an vielen anderen Plagen und Fieberanfällen, denn, zur Ehre Got- tes sei es gesagt, normal ist, dass ich bei schlechter Gesundheit bin, doch klar sah, dass unser Herr mir Kraft gab. Dabei ge- schah es mir einige Male, dass ich,wenn es zu einer Gründung ging, so viele Übel und Schmerzen verspürte, dass ich mich sehr ängstigte, da ich glaubte, noch nicht einmal in der Lage zu sein, in meiner Zelle zu bleiben, ohne dass ich mich hinlegte, und dass ich mich an unseren Herrn wandte und unter Klagen zu Seiner Majestät sagte, warum er denn wolle, dass ich tue, was ich nicht könnte, doch Seine Majestät dann Kräfte gab, wenn auch nicht ohne Mühe, und ich bei dem Eifer, den er mir gab, scheinbar auf mich vergaß“ (F 18,4). Dieser Text ist eine gute Einstimmung auf das Buch der Grün- dungen der hl.Teresa von Ávila. Sie sagt, wie es ihr oft genug ergangen ist, hebt aber auch hervor, woher sie die Kraft dafür bekommen hat, gibt also Gott die Ehre. So wird auch dieses Buch zu einer spirituell-theologischen Schrift, wenn auch auf eine ganz andere Weise als ihr Weg der Vollkommenheit oder Die Wohnungen der Inneren Burg. Wir stellen zunächst Teresa als Gründerin vor (1.), beschrei- ben ihr Ideal von Ordensleben (2.), zeichnen die Entstehungs- geschichte des Buches der Gründungen nach (3.) und stellen schließlich seine spirituelle Botschaft dar (4.). 11 EINFÜHRUNG EINFÜHRUNG zu entfliehen und mich endlich ganz und gar aus der Welt 1. Die Gründerin Teresa von Ávila zurückzuziehen“;8 und: „Ich dachte darüber nach, was ich für Gott tun könnte. Dabei dachte ich mir, dass das erste Bereits im Buch meines Lebens hat Teresa eine Kostprobe ihres wohl wäre, der Berufung zum Ordensleben, die mir Seine erzählerischen Talents gegeben, als sie die Geschichte ihrer er- Majestät verliehen hatte, nachzukommen, indem ich meine sten Gründung, des Klosters San José in Ávila, niederschrieb.1 Regel mit der mir größtmöglichen Vollkommenheit beobach- In unserer Einführung in das Buch meines Lebens haben wir tete.“9 Teresas innere Entwicklung bis zu diesem Zeitpunkt darge- – Die sog. „Gründungssitzung“, die sich ereignete, als sie in die- stellt.2 Die dort genannten Beweggründe, die sie zur Gründerin ser geistigen Verfassung war, und über die sie so berichtet: machten, seien hier kurz wiederholt: „Da ergab es sich eines Tages, als ich gerade mit einer Person beisammen war, dass diese zu mir und den anderen sagte,ob Teresa wird zur Gründerin (1562) es denn nicht möglich wäre, ein Kloster gründen zu können, Um Teresas Werdegang als Gründerin zu verstehen, muss man wenn wir schon nicht so wären, dass wir Schwestern nach ihre gesamte Entwicklung, die sie im Buch meines Lebens dar- Art der Unbeschuhten sein könnten. Da ich mich selbst mit legt, vor Augen haben; letzten Endes ist dieser Weg Frucht ih- solchen Wünschen trug, begann ich mit meiner Gefährtin res Lebens mit Gott. Doch haben dabei ganz konkrete zeit- [Doña Guiomar de Ulloa]... darüber zu sprechen, da sie den- bedingte Faktoren mitgewirkt: selben Wunsch hatte.“10 Das war im Herbst 1560.11 „Schwe- – Das allgemeine Reformklima in vielen Orden Kastiliens und stern nach Art der Unbeschuhten zu sein“, bedeutet einen der Kirche Spaniens überhaupt;3 Lebensstil nach Art der damals in Kastilien üblichen Reform- – Teresas Unzufriedenheit mit ihrer Lebensweise im Kloster der bewegungen mit ganz bestimmten Merkmalen.12 Menschwerdung, was sie sogar an eine Übersiedlung in ein – Die „Gründungsvision“, die sie im Anschluss daran erlebte anderes Kloster mit strenger Klausur denken lässt;4 und mit folgenden Worten festhält: „Dass das Kloster errich- – ihre ständigen Misserfolge bei ihren Bemühungen um mehr tet und dem Herrn darin sehr gedient würde, ... und dass es Konsequenz beim inneren Beten;5 ein Stern wäre, der großen Glanz ausstrahlte, und dass ich – mangelnde Unterstützung durch ihre Umgebung.6 nicht denken solle, dass ihm in den Orden wenig gedient würde, auch wenn sie gemildert seien; denn was wäre es um Eine zweite Reihe von Gründen ist eher geistlicher Art: die Welt, wenn nicht der Ordensleute wegen? Eines Tages – Die Höllenvision,7 die unter anderem folgende Wirkung bei nach der Kommunion trug mir Seine Majestät eindringlich ihr hatte: „Es kam in mir der Wunsch hoch, den Menschen auf, mich mit aller Kraft dafür einzusetzen.“13 1 Siehe V 32-36. 2 Teresa von Ávila, Das Buch meines Lebens,26-28. 18 V 32,8. 3 Siehe dazu J. García Oro, Reformas y Observancias. 19 V 32,9. 4 V 31,13. 10 V 32,10. 5 V 7,1. 11 Silverio de Santa Teresa datiert diese „Gründungssitzung“ auf Oktober 1560 6 V 32,9. (BMC 1, 5 Anm. 2), Efrén de la Madre de Dios – O. Steggink, TyV 183, auf 7 Siehe V 32,1-9. Efrén de la Madre de Dios – O.Steggink, TyV 181, Anm.38, September des gleichen Jahres. datieren sie auf Ende August 1560. Ihrer eigenen Chronologie folgend (V 32,4) 12 Siehe dazu weiter unten S. 28-30. könnte sie in der ersten Hälfte dieses Jahres stattgefunden haben. 13 V 32,11. 12 13 EINFÜHRUNG EINFÜHRUNG Aus all dem ergibt sich für sie die Gewissheit, dass die Grün- ideal gehört, aber am Anfang noch nicht so klar ausgeprägt ist, dung Gottes Wille ist; in ihrer Darstellung wird Gott zum wie das später einmal der Fall sein wird. Haupthandelnden, „der es mir eindringlich auftrug.“ Und schließlich noch die folgende Idee, von der in der oben zitierten „Gründungsvision“ die Rede ist: Förderung des Dien- Gründungsideal stes Gottes, Erneuerung des Karmelordens und des Ordens- lebens überhaupt – vielleicht eine entfernte Reaktion auf den Um diese Zeit, also noch vor der Gründung selbst, zeichnen berühmt gewordenen Satz des Erasmus von Rotterdam „Mo- sich folgende Ideen ab: nachatus non est pietas“16 in seinem Enchiridion militis chri- Teresa geht es damals darum, eine für sie geeignete Um- stiani17 und zugleich die Zurückweisung durch sie, was zeigt, gebung zur Beobachtung ihrer Regel und Ordenssatzungen zu dass Teresa um die Reformbedürftigkeit des Ordenslebens in finden, „denn für mich war der Nachteil dieses Ausgehens Spanien durchaus wusste. schon groß, auch wenn ich diejenige war, die davon am mei- Diese Vorstellung von reformiertem Klosterleben spiegelt sich sten Gebrauch machte,weil einige Personen,denen meine Obe- teilweise in dem Brief an ihren Bruder Lorenzo vom 23. De- ren nicht absagen konnten, mich gern in ihrer Gesellschaft zember 1561 wider, wo sie zum ersten Mal von der Gründung hatten, so dass sie, dazu gedrängt, es mir auftrugen. Und so eines Klosters spricht: „Nur 15 Schwestern und nicht mehr, die konnte ich, wie es sich nach und nach ergab, nur noch selten in größter Zurückgezogenheit leben sollen und niemals heraus- im Kloster weilen.“14 Das bedeutet, dass es Teresa ganz am An- gehen dürfen, nichts sehen können, außer durch einen Schleier fang um Abhilfe für ihre persönliche Situation ging, in die sie vor dem Gesicht, und sich dem Gebet und dem Ich-Sterben aufgrund ihrer Begabung zu Kontakt und Freundschaft, aber widmen.“18 Das entspricht genau ihrem persönlichen Bedürf- auch aufgrund von Aufträgen ihrer Oberen kam. Dabei mag nis zum damaligen Zeitpunkt. Es handelt sich also hier um der Aspekt der Reform, also der Rückführung ihrer Lebens- eine zeitbedingte Beschreibung des Gründungsideals Teresas, weise auf die frühere, strengere Observanz, vorrangig gewesen das sehr stark auf der Linie der damaligen Ordensreformen in sein; jedenfalls dachte sie damals noch nicht daran, außer San Spanien liegt, nämlich „Schwestern nach Art der Unbeschuh- José in Ávila noch weitere Klöster zu gründen. ten zu sein“, wie das in der „Gründungssitzung“ ausgesprochen Einen weiteren Beitrag brachte die Höllenvision. Dadurch wurde. Im Weg der Vollkommenheit erklärt sie noch dazu: „erwarb ich mir auch das unsäglich große Leid, das mir die „Am Anfang, als man mit der Gründung dieses Klosters be- vielen Seelen verursachen, die verdammt werden (insbesondere gann ..., war es nicht meine Absicht, dass es im Äußerlichen diese Lutheraner, denn die waren durch die Taufe schon Mit- eine so große Strenge gäbe, noch dass es ohne festes Einkom- glieder der Kirche), sowie die gewaltigen Antriebe, um Seelen men wäre, vielmehr wollte ich – eine schwache und erbärm- von Nutzen zu sein, denn ich glaube sicher, dass ich liebend liche Frau –, dass es nach Möglichkeit an nichts fehle, auch gern tausend Tode auf mich nehmen würde, um eine einzige wenn ich damit mehr gute Absichten verfolgte als meine Be- aus so extremen Qualen zu befreien.“15 „Die gewaltigen An- quemlichkeit.“19 Sie hatte also ihre „Absichten“,d.h.sie wusste, triebe, um Seelen von Nutzen zu sein“, also die apostolische Motivation, ist ein zweites Element, das zu ihrem Gründungs- 16 Mönchtum ist nicht Gottesfurcht. 17 Handbuch des christlichen Soldaten. M.Bataillon, Erasmo y España, 205. 14 V 32,9. 18 Ct 2,2. 15 V 32,6. 19 CE [CV] 1,1. 14 15 EINFÜHRUNG EINFÜHRUNG was sie wollte. Die apostolische Motivation ist zu jenem Zeit- Wir können sagen: In der Konzipierung der Gründung von punkt noch schwach ausgebildet;20 immerhin will sie dieses San José geht es Teresa zunächst um die Schaffung eines Rau- Ideal bereits mit einigen Schwestern teilen und hat nicht vor, mes, in dem sie ihrer wahren Berufung im Sinne eines karme- irgendwo als Einsiedlerin in größerer Zurückgezogenheit zu litanischen Ordenslebens gemäß der Regel des Karmel näher- leben.21 kommen kann,24 wie sie selbst bekennt: „Der Berufung zum Zugunsten eines derartigen ursprünglichen Gründungsmotivs Ordensleben, die mir Seine Majestät verliehen hatte, nachzu- spricht auch die Tatsache, dass sie nur San José gründen wollte, kommen, indem ich meine Regel mit der mir größtmöglichen so dass sie nach vollbrachter Arbeit zufrieden schreibt: „Es war Vollkommenheit beobachtete.“25 Damit wird klar gesagt, dass mir auch ein großer Trost, das, was mir der Herr so eindring- die Gründung von San José in Ávila nicht eine Reaktion auf lich befohlen hatte, getan und an diesem Ort eine weitere Kir- die Entstehung des Protestantismus ist, sondern eine Frucht che errichtet zu haben, eine für meinen Vater, den glorreichen ihrer persönlichen inneren Entwicklung. Mit Recht schreibt heiligen Josef, die es noch nicht gab.“22 Als Abhilfe in ihrer D. de Pablo Maroto: „Die schlecht informierten Leser könnten persönlichen Situation im Menschwerdungskloster hätte das ja zum Schluss kommen, dass der Protestantismus der Grund für auch ausgereicht. Teresas Reform ist.... Demnach gäbe es ohne Luther keine Re- Schließlich werden so auch die häufigen Hinweise, sterben form durch Teresa. Das ist ein historisch völlig unhaltbarer Irr- zu müssen oder zu dürfen, besonders im zweiten Teil der Vida tum.“26 Und doch haben die „Protestanten“ bei Teresas Grün- verständlich, was auch ein Anzeichen dafür sein könnte, dass dung eine Rolle gespielt. Teresa meinte, mit der Gründung von San José ihren Lebens- auftrag erfüllt zu haben.So z.B.„Ich sah mich geradezu sterben Vertiefung des Gründungsideals vor Sehnsucht, Gott zu sehen, und wusste nicht, wo ich dieses Die Erweiterung oder Vertiefung des Gründungsideals ge- Leben suchen sollte, es sei denn durch den Tod.“23 schieht nämlich durch Teresas existentielle Begegnung mit den „Protestanten“, wie sie schreibt: „Nachdem ich von den Schä- den in Frankreich durch diese Lutheraner erfahren hatte, und 20 T.Álvarez, Santa Teresa de Ávila hija de la Iglesia, 348, schreibt: „Als sie 1560 wie sehr diese unheilvolle Sekte im Anwachsen war, setzte mir die Gründung ihres ersten Karmels plant, scheint es nicht, dass die großen Nöte der Kircheihren Geist so sehr beherrscht hätten, dass sie zu Motiv und Ansporn zur Gründung geworden wären.“ 21 Ideen oder Träume von einem Einsiedlerleben waren unter den in der „Grün- dungssitzung“ um Teresa versammelten Schwestern durchaus präsent. Siehe 24 T.Álvarez, Cultura de mujer en el siglo XVI, 99, nennt dazu folgende Punkte: O.Steggink, La reforma del Carmelo español, 249-253. Dass Teresa dabei vor „Beten als Lebensform, Stillschweigen als Voraussetzung für die Kontemplation, allem vom Liber de institutione primorum monachorum, also dem „Buch der die Einsamkeit in der Zelle entsprechend dem eremitischen Lebensstil, der Mönche“des Felipe Ribot beeinflusst war, wie O.Steggink hier annimmt,wird Rhythmus des täglichen Gemeinschaftslebens, die von Paulus in der Regel ein- von T.Álvarez, Cultura de mujer en el siglo XVI,108f. in Frage gestellt.Wahr- geschärften grundlegenden Tugenden, das Alltagsleben als aszetisches Bemü- scheinlich hat sie es nicht gekannt. hen.“ 22 V 36,6. 25 V32,9. Der Wunsch, die Ordensregel möglichst vollkommen bzw. wieder mit 23 Siehe weitere derartige Stellen in V16,4; 17,1; 20,12f; 21,6; 29,8.; 10.12; 30,20; der ursprünglichen Vollkommenheit zu beobachten, lag allen damaligen Or- 33,8; 34,10; 40,20. Im Rückblick auf ihr Leben können wir heute sagen,dass densreformen in Kastilien zugrunde, wobei Vollkommenheit als Rigorismus es sich um eine vorübergehende Phase handelt, etwa für die Jahre 1562-1565, und asketische Strenge verstanden wurde. So ist Teresa – neben ihrer eigenen in einer späteren Lebensphase lernte sie, „ihn in diesem Leben zu suchen“,und persönlichen Erfahrung, vor allem der Höllenvision (V32) – natürlich auch es trat die Todessehnsucht zurück, zugunsten des Wunsches, Gott im Hier vom allgemeinen Reformklima in der Kirche Spaniens damals beeinflusst. und Jetzt zu dienen; vgl.7M 3,6f (1577 geschrieben). 26 D.de Pablo Maroto, Camino de perfección,449. 16 17 EINFÜHRUNG EINFÜHRUNG das sehr zu.“27 Wann ist das geschehen? Sicher blieben ihr die ist, wenn sie das stereotype Bild, das damals in Spanien vor- Ereignisse von 1559 nicht verborgen, als in Kastilien, konkret herrschte, wiederholt.33 Durch die Begegnung mit den Prote- in Valladolid und Toro, und auch in Sevilla protestantisierende stanten wird ihr Gründungsideal apostolisch. Nun geht es ihr Zirkel entdeckt wurden,28 was 1559 zum rigorosen Bücherver- um die Kirche – „für die Verteidiger der Kirche, die Prediger bot des Fernando de Valdés geführt hat.29 Auch im Palast der und Theologen“–, sie ist aber auch bereit, „ihr Leben tausend- Doña Luisa de la Cerda, wo sie von Ende Dezember 1561 bis mal hinzugeben, um eine der vielen Seelen zu retten, die ich Juni 1562 weilen musste,30 wird man über diese tagespoliti- verloren gehen sah.“34 Unter dem Eindruck dieser Begegnung schen Ereignisse gesprochen haben.31 Dadurch erhält die bis- mit den Protestanten bestimmt sie im Weg der Vollkommen- herige Idee für ihre Neugründung, „der Berufung zum Ordens- heit, den sie in den „ruhigsten Jahren meines Lebens“35 (von leben nachzukommen“, eine zusätzliche, apostolische Motiva- 1562 bis 1567) im Jahre 1566 in San José geschrieben hat, die- tion, die sich gleich in den ersten Sätzen des Weges der Voll- sen Einsatz für die Kirche zum Sinn und Ziel ihres Klosters. kommenheit niederschlägt: „Wie wenn ich etwas vermöchte oder etwas bedeutete, weinte ich mich beim Herrn aus und bat Vollendung des Gründungsideals ihn, diesem großen Übel abzuhelfen. ... Ich beschloss,das ganz Die Begegnung mit den Indios, die ihr und ihren Schwestern wenige, das ich vermag und an mir liegt, zu tun, und das ist, der Franziskanermissionar Alonso Maldonado vermittelt, bringt die evangelischen Räte mit aller Vollkommenheit, zu der ich ihr Gründungideal zur Vollendung und Fülle. Ihre Antwort auf fähig wäre, zu befolgen und dafür zu sorgen, dass die paar die Nachricht vom Verderben der „vielen Millionen Seelen“, die Schwestern, die hier sind, das gleiche täten.“32 Natürlich hatte in den von ihren Landsleuten entdeckten neuen Ländern leben, Teresa keine direkte Kenntnis von den Protestanten und noch ist die Vermehrung der Gründungen, wozu ihr der Ordens- weniger von deren Theologie, so dass es nicht verwunderlich general Giovanni Battista Rossi bei seinem Besuch in Ávila die Erlaubnis gab.36 Zur apostolischen Dimension ihres Ordens- 27 CE [CV]1,2. In Wirklichkeit meint sie damit die Hugenotten Frankreichs. Da Frankreich der ständige Gegner Spaniens war, und nicht Deutschland, wo der 33 CE [CV]1; 3. Dazu ist zu bedenken, dass nach Meinung des Theologen Do- andere Zweig der Habsburger Dynastie herrschte (bis zu seiner Resignation mingo de Soto (1495-1560, Dominikaner, Theologieprofessor in Salamanca, war Karl V. „Kaiser des Hl. Römischen Reiches“ und zugleich als Carlos I.Kö- Konzilstheologe beim Konzil von Trient) ein Häretiker als „Schreibtischtäter nig von Spanien), mussten die Spanier motiviert werden, gegen diesen Gegner und aktiver Terrorist“ galt. Diego de Simancas (Theologe, Jurist, Bischof von zu kämpfen, und ein Teil dieser Motivation war religiös begründet. Zamora, †1583) schreibt: „Die Häresie ist ein sehr schweres Verbrechen und viel 28 Dabei kam Teresas Freundin Doña Guiomar de Ulloa, die dank ihrer weit schlimmer als alle anderen, insofern als sie eine weitere Verbreitung hat, die tie- verzweigten Familie über viele Kontakte verfügte, eine bedeutende Rolle zu; fer eindringt, sich hartnäckiger festmacht und nur mit größerem Aufwand ge- durch sie hatte Teresa den Jesuiten Juan de Prádanos kennen gelernt hat, der heilt wird....Durch die Schuld der Häresien werden der Glaube und die wahre, von Anfang 1555 bis Sommer 1558 ihr Beichtvater war (V 24,4f.) und bei der katholische Religion geschädigt, die Menschen mit Leib und Seele umgebracht, Bekämpfung dieser häretischen Zirkel eine bedeutende Rolle gespielt hat. Aufstände und Unruhen hervorgerufen, der Friede und die öffentliche Ruhe ge- Siehe dazu J.L.González Novalín, Teresa de Jesús y el Luteranismo en España, stört und schließlich das christliche Gemeinwesen in seinem Gesamtzustand be- 356-362. einträchtigt, ja mitunter total erschüttert und zerstört. Doch die Häretiker dieser 29 Sie schreibt: „Als viele in der Volkssprache geschriebene Bücher weggenommen Zeiten sind die schlimmsten von allen Häresien, denn nicht damit zufrieden, wurden,damit sie nicht mehr gelesen würden, litt ich sehr darunter“(V26,5). einen Aspekt der christlichen Lehre anzugreifen, gehen sie daran, sie in ihren 30 V34. D.de Pablo Maroto, Camino de perfección,451. Grundfesten zu zerstören“(zitiert von T.Egido, Ambiente misionero,31). 31 Nach dem Edikt von Saint-Germain vom 17. Januar 1562 kam es in Mittel- 34 CE [CV] 1,2. und Südfrankreich zu Unruhen der Kalvinisten. 35 F1,1. 32 CE [CV]1,2. 36 F 2,1-3. 18 19

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