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Gerhard Adler: Quellen abendléindischer Jenseitsbilder Franz E. Moser PDF

98 Pages·2017·12.19 MB·German
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Preview Gerhard Adler: Quellen abendléindischer Jenseitsbilder Franz E. Moser

GerhardAdler: Quellen abendléindischerJenseitsbilder Franz E. Moser: Prkognition-—Die wissenschaftliche Sicht: Die theoretischen Grundlagen. Die experimentellen Ergebnisse. Erklé‘u‘ungsversuch und praktische Kon— sequenzen Hans-Jurgen Ruppert: Kritik der Esoterik und des New Age aus christlicher Sicht Andreas Resch: Geistiges Heilen: Basler Psi—Tage 1992 Alejandro Parra: Parapsychologie in Argentinien: Geschichte und Perspektiven Grenzgebiete der Wissenschaft und Esoterik: Neue Sachgruppe fr die Deutsche Nationalbibliographie AusAllerWelt Bcherund Schriften Inhaltsverzeichnis (Gesamtverzeichnis) Jahresregister 1992 41-1992-4 290 Inhalt Arlemidorus Daldianus als sozialgeschichtliche Quelle (A. Resell) ...........................................................................................371 Maria Kassel: Traum, Symbol, Religion: Tiefenpsychologie und feministisohe Analyse (A. Resch) ................................................372 Ursula Nuber: Depression: Die verkannte Krankheil. Wissen, behandeln, mit der Krankheit leben (A. Resell) ....................372 Felicitas D. Goodman: Trance: der uralte Weg zum religiosen Erleben. Rituelle Korperhaltungen und ekstatische lirlehnisse (A. Resch) ...........................................................................................373 Vito Pallabazzer: Paranormale e societai dolomilica (A. Resch) ..............373 Hansjorg Hemminger/ Wolfgang Hemminger: Jenseits (‘ler Weltbilder: Naturwissenschaft, Evolution, Schb’pfung (A. Resell) ..........................374 Otto Belz: Der Leib als sichtbare Seele (A. Resoh) ................................375 Georg Schmid: Die Mystik der Wkltreligionen: eine Einihrung ............375 Marie-Louise von Franz / Liliane Frey-Rohn / Aniela Jaffé: lm Umkreis des Todes (A. Resch) .......................................................376 Cerd Sehallenberg: Vision-Are Erlebnisse: Visionen 11nd Andilionen in der Gegenwart. Eine psychodynamische und psyclioputliologische Unlersuehung. Mit einem Vorwort von Herbert Haag (A. Resell) ........376 Grenzgebiete der Wissenscha 1992 lnhaltsverzeichnis (Cesamtverzeichnis) .................................................377 Namen- und Sachregister .......................................................................381 UI'LICRU RUUUUII Zulu l’lululculauml UC“ )LuiEUCI ucuanuuu. stellrwerden. CrenzgcbieleLlerWis>ensrlmfl ~11 (1992} 4.291 7314 GERHARD ADLER QUELLEN ABENDLANDISCHER JENSEITSBILDER Gerhard Adler. gel). 19—11. .-\nglistik— und Cescliichlssludium. als Publizist vorwie- gend an l‘ragen (ler\Vkltanschauung Lind des Menschenbildes inleressierl. Leilerder Alileilung Lileralur im Radioprogramm des Slidwestfunks Baden-Baden. Von seinen \k-rffcnllichungenscienenvéhnl:ReuolutiondresLateinamerika, 1970;DieJesus—Be- zu'gzuzg. .-\u11)ruch (ler enlléuschlen Jugend. 1972; E5 gibt Dinge zwischen Himmel um]Enlv... Parapsyclmlogie,Okkullismus und Religion, 1974und 1976; Wiedergebo— ren nan-I1 (fem 7bde? Die Itlee der Reinkamalion. 1977. 1980 und 1986; Erinnerung an div Elzgel. \‘l'iede-rentdcckte Erfahrungen. 1986: Die Engel des Lichts. Von den Ersllingen der Schéipliung. 1992: als Herausgelier: 7&msendJahre Ileiliges Ruland. ()nhodoxie im Suzialismus. 1987 und 1988: Komm. Trnsl (ler Nachl. Ein Brevier, 1989. ..1lal)en (lirsiclidieTore(lesTudesgeiiffnel. hastdu(lerFinslcrnis'l‘orcgesvhaul?“ (ljob38.17) Werdas .Jenseils“ zum Thema macht, muB Sich diese uralle Frage gefallen lassen, dia sclion an Hiob geslelll wurde. Nein, dieser Anspruch kann nichl erhoben werden. Kein Engel hal die MeBlalle gereichl, jenes goldene Rohr. mil dem der Prophet Ezechiel (Ez 40.3.5) und der Seher von Patmos (Offb 21.15) (las Neue Jerusalem ausmessen durften. Wedergnostische Teil— habe an den Geheimnissen der Einrichlung dieser und der anderen W'ell wird behauptel. noch die ekslatische Entrijckung beanspruchl. Wirwollen in Nm'lilernlieil einen Zugang wéihlen. der dem Lebensgefiihl von heule niclit \‘on mmlierein \‘81‘S(‘1110$56n sein muB. Von ganz sellenen Ausnahmen abge- sehen siml wir (loch alle in der gleichen Lage: Konkreles wissen wir nichl — woliei die einen sléii‘kei‘lioflen.(lie andcren slérkerzweifeln, manchegarhef— lig beslreilen. mil I]l('111 mehr Bereohligung als jene. die (lies und (las be— hauplen. Zu beu'eisen jedenlalls isl auldiesem Felde garniClils. Wir Kinder(lerNeuzeil (mil reduzienerWahrnehmung und Sclieu \‘0rYiel— 1eiclil falsclien Hollhungen) ster'nen aber auch \‘01‘ einem gewalligen Traditi- onsslrom \‘on Jenseilsbildem. aus unserer eigenen Kultur wie aus fremden Religionen und “Vellbildern. Den ganz besonders folgenreichen aus diesen jenseilsbildern wollen wir uns zuwenden. “Tag sie uns Heutigen bedeulen 292 Gerhard Adler mogen, muB offenbleiben —aus Respekl vor personlichen Uberzeugungen in dieser delikalen Materie. Unter dem Blick der Cescliichle konnen wir im— merhin die friihere Unbefangenheil im Umgang mil anderen Wirkliehkeiten zur Kenntnis nehmen. Dies werden manche in aufgekléirter Uberlegenheit tun, manche voller Selmsucht nach verlorener wellanschaulicher Geborgen- heit. Wir greifen also naeh den verlockenden Féiden, die vom Himmel der Ideengeschichle noch immer zu uns herunterreiehen. Und es ist ja aueh nichlzu verkennen, daB die anderen Wellen wiederInteressefinden. Ausgemacht istes keineswegs schon, welchegeistigeTendenz unsere eige- ne Zukunft bestimmen wird. Kann sich die Vielfaeh angekndigte ,NViede— rentdeekungder Transzendenz“ wirklich durchsetzen? Oder wird die von 1. FEUERBACH, K. MARX und S. FREUD formulierte Religionskritik dominie- ren? Bei allem Wandel der geistigen Moden isl mit einem bleibenden Ne- beneinander zu rechnen. Und so werden sich Jenseitsbilder auch stets dem Vonvurf zu stellen haben, sie seien nicht mehr als Projektion, Illusion, Selbstbelrug. Deshalb setzen wir gleich zu Anfang den Kontrapunkl. Bevor wir uns der wirkméichtigen Tradition zuwenden, die WlI‘ bei HOMER beginner] lassen, zu PLATON, VERGIL. DAM‘IC und schlieBlich zum Neuen Testament weiten'eifol— gen, bevor wir also diese Jenseilsbilder vergegenwéirligen. iiberlassen wir dem aduocutus diaboli dais Wort. Was die Neuzeit an Religionskrilik und Leugnung ([er Lil'berwell gedacht hat, b'Lindelt sich in vier Strophen von Ber— toll BRECHT, die er 1918 ails ,,Luzifers Abendlied“ veroffentlichte. Das Ce- dicht tréigtlieute denTilel .,Cegen Verl‘iihrung“I: LaBt eucli nieht verfijhrenl Es gibt keine “Viederkelir. DerTag steht in den 'l‘i’iren; Ihr kennt sc-lion Nachtwind Spiiren: Es kommt kein Morgen melir. LaBt euch nieht betriigenl Das Leben wenig ist. Schliirft es in vollen Ziigenl Es wird eucli nicht geniigen Wenn ihr es lassen mijBt! LaBt cuch nicht veI'tI'OStenl Ilir liabt nichl zu \‘iel Zeitl LaBt Moder den Erliistenl l Bertoll BRECHT: \Verke. Band I]: Cediulile l. - Berlin; \Veimar: Aulllau-Verlag. Frank— furta. \l.: Sulirkamp. 1988.5. HO Quellun abendléindischerJenseitsbilder 203 Has Leben ist am griiBten: Es steht nicht mehr bereit. LaBt euch nicht verfiihrenl Zu Fron und Ausgezehrl Was kann eucli Angst nocli rijhren? Ihr sterbt mit allen Tieren Und es kommt nichts nachher. Diese poetischen Hammerschlége gegen jegliche Metaphysik bedrfen keines Kommentars. Sie sind eindeutiger als manches philosophisclie Argu- ment. Doch sei eine Zeile wiederholt, sozusagen als Motivation fiii‘ das Fol- gende: Wenn BRl-ICHT vom Leben sagt: ,.,Es wird euch nicht gerziigen", so ist damit genau der Punkt markiert, an dem — nicht l‘i’n‘ alle, aber fijr so man— (ihen— die Frage naeh dem Jenseits erst beginnt. 1. Homers Odyssee In der Friihzeit sind VVeltanschauung, Religion und Literatur noel] nicht getrennt. Das gilt fijr Agypten wie fiir Tibet, das zeigen die Uberlieferungen der lndianer wie die dei' Afrikaner, die européiische Antike macht da keine Ausnahme. Fragen wii' naeh denJenseilsvorstellungen und —erfuhrungen der alten Criechen, so bietet sich zunéichst derelfte Cesang der Odyssee an. Mit diesem Abstieg in die Unterwelt wird (in der zweiten Hz'ill‘te dos 8. vorchrist- lichen Jaln‘hunderts) eine abendléindische Tradition begri’mdet. die \‘iele li- terarische Nachf‘aln‘en findet, auch dort noch. “'0 man — viel sp'aiter — eine andere W'elt leugnen oder t‘e Cefilde aufinnerseelische Erfaln‘ungen redu- zieren wird. Die Fahrt in Persep/mnes Machtlmreit‘h erlblgt zwar auch mit dem Segel— schiff—jedenlalls bis liin an den Rand der irdisvhen Cef‘ilde, dort. wo der Okeanos die scheibenformig gedachte Welt umflieBt —, abel' diese Reise stellt doch einen Sondel'fall unterden Inlahrten des Odysseus dar. Beim lieu- ligen Leser konnen sich Assoziationen an die Erlebnisse von Menschen in Todesnéihe einstellen, an Traumbilder und mystische Seelenreisen, sogar an spiritistische Sitzungen. Unvermittelt ei‘folgt der Ubergang in den Hades, diekatdbasisz. Dieser Ol'l der Abgeschiedenen ist in HOVERS Darstellung dijster. \‘ei‘breitet Hoff- nungslosigkeit. 22 \gl. Wilhelm HCCIIMCR: l’mlilemv der homerisclwn Rel-(yin. Hermes 72 (l‘BT). 104 — 1 l2 294 Gerhard Adler Allda liegt das Land und (lie Sladt (ler kimmerisclien Méinner. Diese tappen besléindig in Natl“ und Nobel. und niemals Schauet strahlend aufsic (’ler Colt (ler louclitenden Sonne, (olipw \1.14—1o3) In cler Wiiderspriichlicllkeil antiker Darslellungskunsl wehrl der Jenseits— forscher Odysseus mil blankem Schwerl die Seelen ab. die- das Opferblul be- gehren,jenes Mittel, das die Kommunikalion (lerLebenden mil denToten er— mb‘glichl. Als erster lauchl der verungl'lickle Reisegeféihrle Elpenor aus dem Schattenreich auf. ,,Wéder beweinl nochl begraben“ war er zurckgelassen worden, ein Topos noch manch Spélerer Spukgeschichte: die Toten erhei— schen eine ordentliche Bestatlung, dieTrauerderFreunde unddas Angeden— ken. Dann spricht Odysseus mil dem Seher Teiresias. von dem er Auskunf‘t er- warlel, 0b er mit einer Heimkehr reclmen diirfe. Dieser Teiresias beschreibt ihm die Unterwelt nicht alseinen Orl derErlb’sung: Wamm verlieBesl du (loch das Licht der Sonne, du Armer, Und kamsl hier, die Toten zu schaun und den Orl des Entselzens? 1XL()3f) Die bewegende Begegnung mil der Muller wird mil (liisleren Versen be- schrieben; das Wiedersehen mil den Tolen isl bei HOMER kein AnlaB zur Freude. Die menschliche Regung, die Muller umarmen zu wollen, wird in derUntenvell billerenttéiuschl: Dreimal sprang ich hinzu, an mein Herz die Celiebte zu driirken. Dreimal entschwebte sie leicht wie ein Schatten Oder ein Traumbild Meinen umschlingenden Armen; und sléirker ergriff mic-l1 die Wehmul. {\l. ‘Zt’FZOQ‘I Das Bild VOI] clerUnterwellfaBlflchill in die lraurigen “V0116: Welclie Kiilmheil, heral) in die Tiefc zu steigen, wo Tote Nichtig und sinnlos wolmen. die Schallen gostorlmner Mensrhen! (\l.475i) A15 illn Odysseus. Offenbarllalblierzig, lriislvn will und ilm einen miivhligen Her‘1'5(i*hei‘u11l61‘den Geislern nennl, enx'iclerlAC/zill mil erniiclrternden Vibr- len: Preisc mirjetzl nil-ht lriistcnd (len Tod, rulnm'oller Odysseus. Lieber méicht l(‘l1 fiirwnln‘ (lem unlwgiilerten Meier. 3 lilierselzung:Johann Heinrivll V055. 1781 Quellen Llhe-IldléndistherJenseilshilder 293 Der nur kijmmerlirh lei”. ais 'lilgeli’ihncr das Feld balm, AIS die gauze 5(‘hzn' \‘ermodm'terTnten beherrschen. :,\.'. 488—4011 Die Qualen der Hfille erleidel nm-h immer Tanlalos. der weder das Wasser Lmter ihm noch die Frehle ber ihmje erreichl. und Sisyns muB [10(‘h im- mez'den Steinblnck in sinn— 11nd erfolgloser Wiederholungzum Cipfel rollen. \ls Odysseus Inn-h \wiler nan-h den Helden tier Vorzeil Aussvhau hélt. erfaBl ihn sehlieBlich (ias ..l>iei(-he Enlsetzen" \‘m‘dem HeerderTotem: 'r‘iirvhlvnd. (‘s semit‘ miI‘jei/m (lie sh'engr Persephoneia Tit-faus der \zu-hl (lie Svhrevkengn-stal1(leg gm‘gonisvhen L'nhoids. [‘‘1()1‘] iv:‘1ei1'em!'ulna-(¥111nmmm‘X}rH‘xiemf'aH] ('eIn ()ef‘iii 1t1' en. Hurtig zu steigen ins tif‘f und die Fei'lv \om Lifer zu Risen. £\[.()I§‘I~(IISTB 50 endet des ()ti}sseLIs t‘nleuer bei den Totem abrupt. gleivhsum wie beim Aufwachen aus einem Tmum mlvr einerTram-e. und so endel (lel' eH‘le Ge>z111g.— Der einf‘iihlsanw Lewr EHHHZHs wird sich kaum an der mamgeln— (len Histm‘izitiit (lieses Bvrivhlvs sliiren. Er erIZihrt hier den Seelenzustand eines Menschen. der eim‘ unerliisle Lntemeh erlebl hat: die Vm'stellungen einer Zeil. (lie dais jenseils ni<"r11 leugnele. nivhl [eugnen konme idenn die, Konlakie waren 21,1 seHwhersléimilivh). (lie aber (ins Livhl und (las Leben dieser ‘01-l preisl. mil in ihr hel'eits der Hhepunkt besohlossen liegt. Al— lenllls den Giiltern isl ein seligerZust-(md hey-Medea]. Die Weasel-l hut (lies nm-h hinzuzutienken \t‘I‘II]0('hlZ (ins géinzliche Aus— geléisvhhx'erden. die ,\1mihilalinn. die Zersli’irungjeglithen BewuBtseins und persunaien Daseins. so did?) damn and] die Frage navh Erliistsein Oder Uner— [dslsein gar keinen Sinn mehr hat. Diesem Cedanken begegnen wir nioht mm in lilerarischen Gestaltungen Oder philosophisehen ;\b}mndlungen. Diese Erfahrung vernmg sivh auch zu manifeslieren als Zusland der svhweren De— pression. in dem das Ausgelésrhlwerden herbeigesehnl wird. weil sogar die Kraft frden EI'Hisungswunsch \‘ersiegt isL 2. Platons Phaidon Von nachhaltiger Wirkung isl die orph[.s'ch-plalonische Jenseitswrstellung. die sich in der Idee mn der L’Izslerblichlieil der Seele sp'eiter mit dem Chri— stemum \erbunden hat. e Diese folgem‘eiche Synthese scheint SiCh erst in ‘1 _. ., :.l:.)’. /. ...-. _ der Cegenuart dufzulosen Elne mcu huge Tendenz m del (hustlu hen Theo 296 Gerhard Adler logie bemiiht sich um die Eliminierung griechischer wellansc-haulicher Ele- Inenie aus dem Christentum. Velmutlich ist der theologische Affekt gegen den Cedanken von der unsterblichen Seele mitveranhvorllich l‘iir esolei‘ische Moden, namentlich den Ersatz Christlicher Eschatologie durch wider- sprijcliliche Heinkarnationsvorstellungen. a) Unsterblichkeit der Seele ‘ Anhand des Dialogs ”Phaidon“Jr kann man eine der zenlralen Quellen des platonisclien (und in der Nachfolge auch des patrislisehen) Denkens befra- gen. Dieser in ideengeschichtlicher Bedeutung kaum zu berscha'tzende Text bezieht sich aufden Tod des SOKRATES im Jahre 399 v. Clll‘. Lind repra- sentiert die Ideen- und Unsterblichkeitslehre des reifen PLATON. Die Erin- nerungen an die Gespra'che mil SOKRATES kurz \*01‘ dem Trinken des Schierlingsbechers werden hauptsachlich dem Philosophen Phaidon in den Mund gelegt. [m Vergleich zu HOMER wirkl das orphiseh—platonische Jenseits aufge— hellt, zumindest ir denjenigen, der ihm nach einem wahrhaft philosophi- schen Leben wie SOKRATES entgegengehen kann. Dies beruhigt zunéichst auch die Freunde, die von SOKRATES Absehied zu nehmen gekommen sind, wie eben Phaidon, der sagt: so furchtlos und edel warsein Ende, daB mirwar, als ginge erauch in die Un— terwelt nichtohne gottliche Fgung, sondern auch dortwerde ersich wohlbe- finden, wennjemals einer sonst. Damm kam micl] kein Mitleid an, wie man doch denken sollte bei einem so traurigen Geschehnis (Phaidon 2). Damit ist der Ausgangspunkt fijr das so folgenreiche Gespréich ber die Unsterblichkeit der Seele gesetzt. Am Ende des Lebens zéhlt wirklich nur das ganz \Vichlige, 11nd dazu geho'rt die den Freunden zu verinittelnde Hoff— nung. So sagt SOKRATES: Wenn ich nicht glaubte, zunachst einmal zu anderen Gottem zu kommen, die aueh weise 11nd gut sind, und dann auch zu verstorbenen Menschen, die bes— ser sind als clie hierlebenden, so téite ich vielleicht Unrecht, gem in den Tod zu gelien. [m] 50 daB ich deshalb nicht wie andere klage, sondern derfrohen Hoffnung bin, daB den Toten irgend etwas beschieden ist, und zwar, wie SCllOl] von alters her gesagt wird, den Cuten etwas weit Besseres als den Schlecliten. (8) —1 PIATON: Phaidon nderUherdie UnsterblichkeitderSeele. Ubei‘tragenunderla'uterlyon ArthurHUBSCHER.—Mnchen: Piper, 1988 [Erstauage 1948] (51’805) Quellvn alwndliimlisclit‘r.Ivnsr’itsbildor 297 In (lem illm eigenen Stil (le’s Hagens und \aclifi‘agens IiiBl SHRIMTES seine H‘euntle (lie (platonisvhen) Wu‘slellimgcn \‘nn (loi‘ Settle enlwivkoln. Liusge— llt'nd \On (lCX‘ Libei'zeugungz, (lull (ler Tod ..nivlits anderes ills (lic Tmnnunu I", (161' Seele \‘(m (lem Leilw" 199) sei i iilwr xneitalusend .lahre ein sellistwr— sliindliclies \nrslellungsmmit'll. (las rst (lm'vli (lmi ..Ganzlwl" (.l Rationa— lismus untl heule \(m einigen Tlicologen abgelsl l \\'f‘l‘(lt‘11 wheinl. SOKHA'I‘ES beru sicli uul‘die \orstellimg \on (lei‘SW/en[tandem/lg 11nd (lei: (lamit \‘erliundenen Ceilanken der Wicklere‘rinnerung (andnmesisi. um (lar— zulun. was die Seele (lenn «*igentlicli sei. was ihre Préiexislenz uml ihi‘e Rein— karnation in neue Leiblichkeit ungehe. r\u<'li (lie Cegenli‘age wird eriirtert: isl denn schon durch (liePriiexislenz. be“iesen. (laB es and] eine Paslexislenz. geben wird.> Dem heuligen Leserwerden mi’iglivlienveise (lie Zweilel der50- krates-Schijlerplausiblererscheinen ails (lie pi’miliven Aussagen. “énn (lie Secle sivli rein losinai'lil Lind nivlits mm Li’ilie mit sltl] nimmt. weil sie sclmn im Lt‘lwn li'eiwillig.r nivlits mil ilim gvnwin llilltt’. snntlern ilm Hal] uml in sivli se‘llist gesammc‘ll Niel). (la sie immm‘ um (livsvs Kiel lwmiilit war. was (loch l]i('l’ll.\‘ dIHlUI’PS liviljen will. LllS (lull sic aluf (liv l't‘t'lllt‘ ‘v‘k'ist‘ philosophiertc und sii'h in Wailirlivit mil (‘llK‘H lt‘i(‘l119n ind \‘01‘lwreilote :...i in (liescm Zustamd also gcht sie him 211 (lam [Insivlnban‘ih dais iliréilmlirli ist. zu dem Cfittlichen 11nd Unstm‘blivlicn LnHl \‘i‘miinl‘tigmi. \an sie (lorthin gelangt, wird ihrCliickscligkvit zuteil. Lind sie ist {11‘}. \‘on lri‘tum und Linwis— senheit und Angsten und den Wilden Lcidcnsohultmi (ler Lit-be und allen an— deren menschlichen Cbcln, Lind sie lobt damn. wie (is Von den Eingeweihtcn heiBt, wahrhaftdie brigcZeit mit den Cb’ttem vereint. (29) SOKRATES ist mit seinex‘Abwerlung([erLeiiC/z/ieiz und derllaterialildl der Wielt weit entfernt \‘on (ler posilix‘en Sichl im biblischn Schiipfungsbricht. der in dem Wort des sechsten Tages gipfelt: “Fol; sah alles an. was er ge— macht hatle: Es warsehrgut." (Gen 1,31) Es isl leicht nachVollziehbar. wie sich derCnoslizismus. die besléindige Gefiihrdungdes Christentums. mitdie- serplatonischen Leib- und \Ialerieleindlichkeil \‘erbinden konnte und so his in die spiritualistischen Cruppierungen LlIISCI'CI‘ unmitlelbaren Gegenwart \s'eiterwirkt: (lie “Ell in ihrer Malerialiliit. (ler Mensch in seiner Leiblichkeit sind (lemnach nichl goltgewolll. sondem lelzllich (las Resullat des Falles (ler Engel: aus dieser lnkarnation gelte es. erlst zu warden. 1)) Jenseils um/ inlisc/zv Exixlen: Auf(lie Zweil‘el Lind Einwéinde (ler Freunde stats geduldig antwnrtend — sie sind die Zweilel und Einwéinde aller Zeilen — . komml SOKRATI‘ZS zur Kon— 298 Gerhard Adler kretion dessen. was ihm nun unmittelbar bevorsteht. von dem aberauch Rei- ner seiner Freunde ausgenommen sein wird. Eine ethische Konsequenz er— gibt sich [111‘ ihn: Wklln die Seele unsterblich jsl. dann hat dies auc'n seine Bedeutungfiirdie irdische Existenz. wcnn derTod Pine Trenmmg mn allem wire. damn w'Lirde es {rdie Schlech— ten einen Cewinn bedenten. im Tode ihren Leib Ioszuwerden. aber auch ihre Svhlechtigkeil zugieich mit der 56916. 50 abet «(Ia sich diese dis unsierbnch zeigt. kdnn es ir sie keine andere Zuncht \‘or dem 1Del 11nd keine andere 1-. cttunggeben. alb\,>.0 gutunu1\evx.n~ufn-.m'g:w.‘e magn’cln ZL.l \semen. J*'enn "n1u.n,,»‘ anderes kann sie nnt sich ne'nmen. wenn sie in den Hades kommi. ais ne Bildung 11nd Erziehungz. von (ienen and] gesagi wirLL (iaB sie Er new;I dem Tode den gréBten Nutzen Oder 5chaden bringen. gicich am ,r",111"z111g (ier V‘ix‘an- derung dm‘thin. Denn man sagija. (iaijc-den Cesmrbenen sen] Damon. dam erschon im Leben zugewiesen war. an arinen C‘zi zu {iihren suchi. am sich die Seek-n V'ersammeln und gerichtet warden, and um am sic (’2 am in den Hades wandern mitjenem Fhrer. dem es aufgetragen ist. sie VON him‘dm‘thin zn ge- ieiten. (.57) Bei LATON ist die andere Wtell nichi mehr einfavh ein {1111‘ aile Mister On day \'€rm()de1'ten Totem, der bloB schattenhaivlen {reud‘insen Existenz. Wit? es _1chill bei HOMER ausch‘i‘lckte. Em .,Phaidon" nder) wircine Ti..‘“,erenzierung d s §enseiis entsprechend dem "v‘erhalten zu Lebzeiten: daB flie Siren}: philo- nK snphische Lebenshahung die beste :nene der Ennenerfahrung (115 A; hCh-IhglOSC Syslemgrenzen hinmag ziemlic (161‘ :zpa'ler im Christentum wiederfimien. so in derWandelbarkeil der‘Xr‘ehbilder MM 65, (ids Neibende A: lic‘gen [n arias- I“ 561]. "Xvnn die Verstorbenen nun an dem Orte anlangen. “robin do? Déinmn cinen jeden bringt, so werden zunéichstjene ausgesonderl. die Schiin und rein ge— lebt haben und die nicht. Endjene‘ deren Lebensiin‘ungals mitielméiig er— fnnclen wird, begeben sich zum Acheron, bestcigcn die E‘ahl‘zeugm die fin sic bet‘eilstehen, und gelangen aufdiesen zu dem Soc. Hierwohnen sire nunmehr und reinigen sich und bi'IBen ihre ‘vérfehhmgen. \wnn «ner sin-h irgendwie Vergangen hat. und werden dann losgesprothenn win sic auc‘n e)t‘SO {in Hm;- guten Taten Lnlin empfangen.jeglicher nach Verdienst. Jen7, abet deren Zu— stund fiir unheilbar erkannt wird \mgen der CrbBe iln‘er Mn‘gehungen. we‘ll

Description:
(lamit \'erliundenen Ceilanken der Wicklere'rinnerung (andnmesisi. um (lar— zulun. was die Seele (lenn 11g. yon der EZW). — Stuttgart. 1990.
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