A. Kremer, F. RieB, L. Stüudel (Hrsg.) Gerda Freise Für einen politischen Unterricht von der Natur Reihe Soznat ~ Kritisches Forum Naturwissenschaft und Schute .. I Soznat • Reihe Soznat . Kritisches Forum Naturwissenschaft und Schule Band 7 A. Kremer, F. RieB, L. Stäudel (Hrsg.) Gerda Freise Für einen politischen Unterricht von der Natur Redaktionsgemeinschaft Soznat Marburg 1994 • Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Freise, Gerda: Für einen politischen Unterricht von der Natur / Gerda Freise. A. Kremer ... (Hrsg.). -Marburg : Red.-Gemeinschaft Soznat, 1994 (Reihe Soznat : Kritisches Forum Naturwissenschaft und Schule; Bd.7) ISBN 3-922850-67-7 NE: Reihe Soznat / Kritisches Forum Naturwissenschaft und Schule 1. Auflage 1994 (c) Redaktionsgemeinschaft Soznat Marburg Postfach 2150 35009 Marburg Druck: alpdruck Marburg Alle Rechte vorbehalten ISBN 3-922850-67-7 ISSN 0935-0616 Inhalt Vorwort 1 Werkbiographie (Falk RieB) 3 I. Das Leben - die Naturwissenschaften -die Schüler 15 Zur Kritik des herrschenden Naturwissenschaftsunterrichts und zur konkreten Utopie des integrierten naturwissenschaft- lichen Unterrichts Chemie in der Schule. Zur Problematik des naturwissen- 16 schaftlichen Unterrichts Theorie und Praxis bei der Curriculumentwicldung für den 36 integrierten naturwissenschaftlichen Unterricht Naturwissenschaften und Allgemeinbildung 43 Problemorientierte Integration der Naturwissenschaften im 55 Curriculum Das Leben -die Naturwissenschaften -die Schüler 66 Überlegungen zum Begriff und zur Funktion des Experiments 81 im naturwissenschaftlichen Unterricht Argumente für die Begründung eines Lernbereichs Natur 97 11. Zwischen Autonomie und Anpassung 111 Zum Selbstverstetndnis von Naturwissenschaftierinnen und Naturwissenschaftlern im Dritten Reich Jugend im Nationalsozialismus. Versuch einer kritischen 112 Vergegenwärtigung der Vergangenheit Autonomie und Anpassung -Das Selbstverständnis von 135 Naturwissenschaftlern im Nationalsozialismus Der Nobelpreisträger Prof. Dr. Heinrich Wieland: 162 Zivilcourage in der Zeit des Nationalsozialismus Über meine wissenschaftliche Sozialisation 173 111. Frau -Natur -Gesellschaft 181 Zur Funktion des NaturbegrijJs im GeschlechterverhCIltnis Die "Natur der Frau" und die Natur der Naturwissenschaft 182 IV. Politische und persönliche Kommentare 205 Auf ein Wort 206 Jens Pukies. Ein Nachruf 209 Antifaschismus heute 213 Vorwort Mit dem vorliegenden siebten Band der Reihe "Kritisches Forum Naturwis senschaft und Schule" würdigt die AG Naturwissenschaften sozial die Natur wissenschaftsdidaktikerin GERDA FREISE, ihr professionelles Engagement als Lehrerin und Professorin rur einen integrierten naturwissenschaftlichen Unter richt ebenso wie ihr persönliches Eintreten rur ein politisches Verständnis des Verhältnisses von Naturwissenschaften, Technik und Gesellschaft. Wenn heute - Mitte der 90er Jahre -an vielen Stellen erneute Versuche unter nommen werden, den naturwissenschaftlichen Unterricht vom (fachwissen schaftlichen) Kopf auf die Füße zu stellen, d.h. in Beziehung zu setzen mit Umwelt, Alltag, den Lernenden und ihrem individuellen wie gesellschaftlichen Leben, so sind dafur eine ganze Reihe von Ursachen und Bezugspunkten aus zumachen. Dazu gehört zum einen eine veränderte Wahrnehmung der Natur wissenschaften selbst, denen längst nicht mehr mit ungebrochenem Fort schrittsglauben begegnet wird. In zu vielen Bereichen ist in den vergangenen Jahrzehnten offenbar geworden, daß technische Machbarkeit und Beherrsch barkeit von Technik keineswegs synonym sind, daß vielmehr mit jedem Ein griff in existierende Systeme Folgen verbunden sind, deren Art und Umfang umsoweniger vorherzusehen sind, je mächtiger die Instrumente sind, derer sich Menschen bedienen. Zum anderen hat sich mit zunehmender Schärfe ge zeigt, daß ein naturwissenschaftlicher Unterricht, der sich an den universitä ren Bezugswissenschaften (oder einem überkommenen Bild davon) orientiert, doppelt dysfunktional ist. Mit seiner primär verbal-kognitiven Orientierung erreicht er immer weniger Lernende in einem sich vielfältig wandelndem All tag und kann weder qualifizieren fiir eine handlungsrelevante aufgeklärte Sicht dieses Alltags noch fiir eine politische Teilhabe an gesellschaftlichen Entschei dungsprozessen, die inzwischen fast durchgängig naturwissenschaftlich-techni sche Anteile aufweisen. Gewiß lassen sich solche Veränderungen von Sichtweisen, Bewertungen und Perspektiven nicht auf das Wirken einzelner Personen reduzieren; wenn es aber jemanden gab und gibt, der an den Entwicklungen im Schnittfeld von Ge sellschaft, Naturwissenschaft und Bildung besonderen Anteil hatte und hat, dann ist dies Gerda Freise. Vom traditionellen Lager ihrer Zunft wegen ihrer Kritik einer unreflektierten "Verwissenschaftlichung" des Unterrichts im Zuge der Bildungsreform als Abtrünnige beschimpft und inhahlich nur widerwillig zur Kenntnis genommen, • 2 Vorwort war Gerda Freise Anfang der 70er Jahre Identifikationsfigur für viele, die - politisiert während der Studentenrevolte - ihre eigene Fachsozialisation kri tisch hinterfragten und auf der Suche waren nach gesellschaftlichen, berufli chen und persönlichen Perspektiven. (Auch Soznat und die AG Naturwissen schaften sozial stehen in dieser "Tradition".) Trotz nie ennüdenden Einsatzes hat Gerda Freise während ihres aktiven Berufslebens nur wenig Anerkennung durch die Verantwortlichen für das Bil dungswesen gefunden. Wenn aber heute gleich in mehreren Bundesländern Lehrpläne und Richtlinien verändert werden in Richtung auf eine integrative Sicht von Alltag, Umwelt, Natur, der beteil~gten Personen und. ihrer gesell schaftlichen Eingebundenheit, dann hat dies mittelbar auch zu tun mit ihren frühen Entwürfen für einen neuen Unterricht, mit inzwischen vielzitierten Bei spielen wie dem "Baggersee-Projekt" und mit ihrer stets kritischen Auseinan dersetzung mit dem naturwissenschaftlichen Unterricht in Theorie und Praxis. Vermittelt ist diese Wirksamkeit aber besonders durch ihr persönliches Auftreten und das Weiterwirken ihrer Vorstellungen in den Köpfen derjeni gen, die sich ihr verbunden fühlen; weil aber derart persönliche Erfahrungen sich nur bedingt weitergeben lassen, erschien es uns angemessen, die für uns wichtigsten Aufsätze aus der Feder von Gerda Freise zusammenzustellen und, versehen mit einer werksbiographischen Würdigung, als Buch anläßlich ihres 75. Geburtstags im April 1994 zu publizieren. Um im Rahmen unserer publizistischen Möglichkeiten zu bleiben und dennoch der Spannweite des Engagements von Gerda Freise gerecht zu wer den, wurden die meisten Beiträge leicht gekürzt. Die Auswahl aus den rund hundert vorliegenden Veröffentlichungen folgt dabei zwei Leitlinien: einmal zeigen die aufgenommenen Artikel Entwicklungsaspekte - gesellschaftliche wie persönliche, zum anderen sollen sie repräsentativ sein für ein längst noch nicht abgeschlossenes Lebenswerk "rur einen politischen Unterricht von der Natur". Marburg, März 1994 Armin Kremer, Falk Rieß, Lutz Stäudel
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