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Georg Büchner und die Romantik PDF

251 Pages·2020·3.443 MB·German
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Roland Borgards / Burghard Dedner (Hg.) Georg Büchner und die Romantik ABHANDLUNGEN ZUR LITERATURWISSENSCHAFT Abhandlungen zur Literaturwissenschaft In dieser Reihe erscheinen Monographien und Sammelbände zur Literaturwissen- schaft einschließlich aller Nationalphilologien. Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/15814 Roland Borgards · Burghard Dedner (Hrsg.) Georg Büchner und die Romantik Hrsg. Roland Borgards Burghard Dedner Universität Frankfurt Universität Marburg Frankfurt a. M., Deutschland Marburg, Deutschland ISSN 2520-8381 ISSN 2520-839X (electronic) Abhandlungen zur Literaturwissenschaft ISBN 978-3-476-05099-1 ISBN 978-3-476-05100-4 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-476-05100-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Planung/Lektorat: Ute Hechtfischer J.B. Metzler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany Vorwort Fünf Jahre nach Georg Büchners Tod veröffentlichte Karl Gutzkow in einer Sammlung seiner „Vermischten Schriften“ auch zwei Texte Büchners, das Pro- safragment Lenz und die Komödie Leonce und Lena. Der Rezensent Hermann Marggraff merkte dazu an, dass sich der Leser, konfrontiert mit „so vielen Gutz- kow’schen Verstandeswitzen, in diesen romantischen Zwischenpartien gern erholt“.1 Lenz und Leonce und Lena als „romantische Zwischenpartien“? Büch- ner als Romantiker? Büchners Zeitgenossen lag eine solche Einschätzung nicht fern, mussten sie doch schon bei dem Titel Leonce und Lena an Clemens Bren- tanos Ponce de Leon denken, und die Lenz-Erzählung nannten sie, als sei sie von E. T. A. Hoffmann und Büchner ein Vertreter der Schwarzen Romantik, ein „düst- res Nachtgemälde“.2 Auch konstatierte der einflussreiche Kritiker Julian Schmidt 1853 in Büchners Werk insgesamt „jenes zitternde Behagen an dem absoluten Nichts, das sich träumerisch in die Nachtseiten der Natur vertiefte“.3 Wenn Schmidt Büchner auf diese Weise mit der Romantik in Verbindung bringt, dann ist das zunächst als abwertende Kritik gemeint. Die Einordnung Büchners „in das einheitliche Bild der Gesamt-Romantik“4 wird dann von der Germanistik des frühen 20. Jahrhunderts einerseits – wenngleich ohne die abwer- tenden Implikationen – bestätigt. Andererseits wird nun auch verstärkt der „Unter- schied der Büchnerschen Grundstruktur zu jener romantischen“5 herausgearbeitet. Bestätigung findet die These von Büchners Distanz zur Romantik in der germa- nistischen Literaturgeschichtsschreibung des mittleren 20. Jahrhunderts, in der die 1Hermann Marggraff: Rezension von: Vermischte Schriften. Von Karl Gutzkow. 3 Bde. Leip- zig, Weber 1842. In: Blätter für literarische Unterhaltung, Nr. 290–293, 17.–20. Oktober 1843, S. 1173. 2So u. a. Wilhelm Schulz über: Nachgelassene Schriften von G. Büchner (1851). In: Deutsche Monatsschrift für Politik, Wissenschaft, Kunst und Leben. Hrsg. von Adolph Kolatschek, Heft 2, Februar 1851, S. 210–233, hier S. 218. 3Julian Schmidt: Geschichte der deutschen Nationalliteratur im neunzehnten Jahrhundert. Zwei- ter Band. Leipzig 1853, S. 215. Erstdruck in: Die Grenzboten (1851). 4Friedrich Gundolf: Georg Büchner. In: Ders.: Romantiker. O. O. 1930, S. 375–395 (das Zitat stammt aus dem unpaginierten Vorwort). 5Heinz Lipmann: Georg Büchner und die Romantik. O. O. 1923, S. 4. V VI Vorwort politisch konservativen Elemente der Romantik betont werden: Wenn die Roman- tik rechts ist, dann kann sie Büchners Sache nicht sein; sie ist allenfalls das, wovon er sich abgewendet hat: „Büchner, der im stärkstem Maße Einflüssen der Roman- tik gefolgt ist, hat im Grunde nichts mit ihr gemein.“6 Erst die neuere Büchner-Forschung bestätigt wieder Schmidts Eindruck einer – wenngleich ambivalenten – Romantiknähe.7 Als Philosoph orientierte Büchner sich wie vor ihm der romantische Naturphilosoph Schelling an Spinoza, als ver- gleichender Anatom an Vorgaben des romantischen Naturwissenschaftlers und Malers Carl Gustav Carus. Zum Doktorvater hatte er Lorenz Oken, den Doyen der romantischen Naturphilosophie. Und so auch der Dichter: Neben Goethe und Shakespeare, den Büchner im romantischen Gewand der Schlegel-Tieck-Ausgabe las, haben vor allem Ludwig Tieck, Clemens Brentano und Jean Paul, aber auch Novalis und Eichendorff ihre Spuren in seinem Werk hinterlassen. Und selbst im Hessischen Landboten finden sich neben den Anleihen an die frühsozialistische Tradition Frankreichs noch Elemente der deutschen politischen Romantik, der Büchner als Gymnasiast nahestand. Diesen Hinweisen der neueren Büchner-Forschung entspricht auch die Ent- wicklung der Romantikforschung der letzten 20 Jahre, die die Romantik nicht mehr pauschal als Abwehr gegen, sondern als Effekt von und Antwort auf die beginnende Moderne begreift. Der vorliegende Band analysiert Büchners Moder- nität im Kontext dieses revidierten Romantikbildes. Denn aus dieser Perspektive lässt sich eine Antwort auf die Frage formulieren, wie jemand, der so viel Roman- tik rezipiert, zugleich zum Paradigma der Moderne avancieren kann. Grundsätz- lich sind hier zwei Verfahren am Werk. Zum einen greift Büchner spezifisch romantische Elemente auf und transfor - miert sie in eine neue, nunmehr dezidiert moderne Gestalt. Ein berühmtes Bei- spiel hierfür ist das düstere Märchen, das die Großmutter im Woyzeck erzählt. Der Rückgriff auf die romantische Märchentradition ist hier genauso deutlich zu fassen wie die moderne Neugestaltung dieser Tradition. In diesem Sinne erscheint Büch- ner als ein Modernisierer der Romantik. Zum anderen nutzt Büchner mit beson- derer Intensität solche Elemente, die in der Romantik selbst schon radikal modern sind. Dies zeigt sich etwa in seinem Gespür für die selbstreflexive Instabilität der Sprache, die für Leonce und Lena genauso prägend ist wie für die frühromanti- schen Sprachreflexionen im Umfeld des Athenäum, oder in seinem Interesse für die Nachtseiten der menschlichen Natur, das er mit Romantikern wie Tieck und Hoffmann teilt. In diesem Sinne erscheint Büchner als ein sehr genauer Beobach- ter der modernen Romantik. Der vorliegende Band dokumentiert die Ergebnisse einer Tagung aus dem April 2018, einer Kooperation des Instituts für Deutsche Literatur und ihre Didaktik 6Armin Renker: Georg Büchner und das Lustspiel der Romantik. Eine Studie über Leonce und Lena. Berlin 1967, S. 76. 7Vgl. zum Folgenden mit Hinweisen auf die entsprechende Forschungsliteratur den einführenden Beitrag von Roland Borgards in diesem Band. Vorwort VII (Universität Frankfurt), der Forschungsstelle Georg Büchner (Universität Mar- burg) und des Freien Deutschen Hochstifts (Frankfurt). Unser Dank gilt dem Freien Deutschen Hochstift als Gastgeber und Mitorganisator der Tagung (insbe- sondere Anne Bohnenkamp-Renken, Konrad Heumann und Kristina Faber), der VolkswagenStiftung und den Freunden und Förderern der Goethe Universität, die die Tagung großzügig finanziert haben, sowie Lena Wiesenfarth und Samuel Kra- mer, denen der letzte redaktionelle Schliff des Bandes zu verdanken ist. Roland Borgards Burghard Dedner Inhaltsverzeichnis „Nous ferons un peu de romantique, pour nous tenir à la hauteur du siècle“. Zur Einführung............................... 1 Roland Borgards „Romantik“ und „Vormärz“: Ein Streitfall ........................ 13 Norbert Otto Eke Büchner – ein Romantiker? Zuschreibungen in der Rezeptionsgeschichte........................................... 33 Ariane Martin Lektürespuren in Büchners literarischen Werken: Eine Bestandaufnahme mit besonderer Berücksichtigung Ludwig Tiecks................................................. 47 Burghard Dedner Kryptomnemonische Anregungen: Anmerkungen zu Büchners Tieck-Rezeption ............................................... 87 Arnd Beise Romantische Passion? Konfessionspoetik und Medienpolitik in Georg Büchners Danton’s Tod.................................... 99 Andrea Polaschegg Mit Händen und Füßen: Büchner und die romantische Komiktheorie (von Stephan Schütze) .......................................... 121 Johannes F. Lehmann Die Persiflage und ihre Transformationen: Das vorrevolutionäre Paris, die Frühromantik und die Dramen Georg Büchners ........... 137 Günter Oesterle Über Empfindlichkeiten: Carl Blechen und Georg Büchner ........... 155 Mareike Hennig Ästhetische Eigenzeiten und romantische Inszenierungsräume: Dynamiken der Beschleunigung und Entschleunigung in Büchners Woyzeck und Leonce und Lena........................... 171 Claudia Lillge IX X Inhaltsverzeichnis Vorbeiziehende Wolken: Georg Büchner, Melancholie und Romantik...................................... 183 Martina Wernli Von der metaphysischen zur sozialen Krankheit: Dämonomanie in Büchners Lenz .............................................. 199 Maximilian Bergengruen Georg Büchners Teleologiekritik im Kontext der romantischen Naturphilosophie .............................................. 217 Georg Toepfer Georg Büchners Semiotik des Lebens und die romantische Transzendenz ................................................. 231 Hubert Thüring

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