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Gender-Studien: Eine Einführung PDF

390 Pages·2000·42.24 MB·German
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Christina von Braun Inge Stephan Hg. Gender-5tudien Gender-Stud ien Eine Einführung Herausgegeben von Christina von Braun und Inge Stephan Verlag J. B. Metzler Stuttgart . Weimar Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Gender-Studien : eine Einführung / hrsg. von Christina von Braun und Inge Stephan. - Stuttgart ; Weimar: Metzler, 2000 ISBN 978-3-476-01636-2 ISBN 978-3-476-01636-2 ISBN 978-3-476-03761-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03761-9 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede VeIWertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfälrigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 2000 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 2000 Inhaltsverzeichnis I. Gender-5tudien................................................. 7 1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Christina von Braun/lnge Stephan 2. Gender, Geschlecht und Geschichte ............................. 16 Christina von Braun 3. Gender, Geschlecht und Theorie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Inge Stephan 4. Gender, Geschlecht und Männerforschung 97 Willi Walter 11. Gender-5tudien in einzelnen Disziplinen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 1. Geschichtswissenschaft .......................................... 119 Martina Kessel! Gabriela Signori 2. Sozialwissenschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Hildegard Maria Nickel 3. Wirtschaftswissenschaft 142 Friederike Maier 4. Rechtswissenschaft .............................................. 155 Susanne Baer 5. Psychoanalyse. . .. ... . .. . .. . .. ... .. . .. . .. . .. . ... .. . .. . .. . .. . ... .. 169 Karin Flaake 6. Sexualwissenschaft .............................................. 180 Gunter Schmidt 7. Naturwissenschaften.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Elvira Scheich 8. Informatik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 Heidi Schelhowe 9. Agrarwissenschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 Parto Teherani-Krönner 6 Inhaltsverzeichnis 10. Philosophie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 Hilge Landweer 11. Theologie ...................................................... 247 Christ! Maier 12. Kunstgeschichte ................................................ 262 Hildegard Frübis 13. Linguistik ....................................................... 276 Antje Hornscheidt 14. Literaturwissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 290 Inge Stephan 15. Medienwissenschaft 300 Christina von Braun 16. Musikwissenschaft.............................................. 313 MonikaBloß 17. Erziehungswissenschaft 328 Wiltrud Gieseke 111. Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 345 1. Institutionen.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 347 - Einrichtungen zur Frauen-und Geschlechterforschung .......... 347 Gabriele Jähnert - Studiengänge. Graduiertenkollegs und interdisziplinäre Studienschwerpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 350 Katrin Schäfgen - Literatur zur Frauen-und Geschlechterforschung im Internet 358 Karin Aleksander 2. Bibliographie .................................................... 375 Dorothea Dornhof 3. Die Autorinnen und Autoren ...................................... 385 4. Personenregister ................................................. 390 I. Gender-5tudien 1. Einleitung Inge Stephan, Christina von Braun Geschlechterforschung/Gender-Studien fragen nach der Bedeutung des Geschlechts rur Kultur, Gesellschaft und Wissenschaften. Sie setzen keinen festen Begriff von Ge schlecht voraus, sondern untersuchen, wie sich ein solcher Begriff in den verschiede nen Zusammenhängen jeweils herstellt bzw. wie er hergestellt wird, welche Bedeu tung ihm beigemessen wird und welche Auswirkungen er auf die Verteilung der politischen Macht, die sozialen Strukturen und die Produktion von Wissen, Kultur und Kunst hat. Das Nebeneinander der Begriffe Geschlechterforschung und Gender-Studien verweist zum einen auf die längst vollzogene Internationalisierung von Forschung und zum anderen auf die Schwierigkeiten der Begriffsbildung selbst. Der deutsche Begriff >Geschlecht< ist enger und theoretisch weniger eingebunden als der englisch-amerika nische Parallelbegriff. Für den Begriff >Gendef< im Sinne von >soziokulturellem Ge schlecht< - im Gegensatz zum biologischen Geschlecht - gibt es in der deutschen Sprache keine Entsprechung. Die deutschen Begriffe >Geschlechtscharaktef<, >Ge schlechtsidentität< oder >Geschlechtsrolle< decken immer nur Teile der Bedeutung ab. Am nächsten kommt dem Begriff der Terminus >Geschlechterverhältnisse<, der sei nerseits jedoch schillernd und daher definitionsbedürftig ist. Gender ist ursprünglich eine lexikalisch-grammatische Kategorie. Dabei steht die grammatische Genus-Klassifizierung in einem widersprüchlichen und umstrittenen Verhältnis zu dem sogenannten »natürlichen Geschlecht« als angeblich universellem Differenzierungsmodell von Sprache und Denken. Abgeleitet ist der Begriff genderwie auch die französischen und spanischen Begriffe genre und genero von dem lateinischen Verb generare, wobei die im Deutschen und Englischen mitschwingende sexuelle Kon notation der Begriffe Geschlecht und gender im Französischen und Spanischen weniger stark spürbar ist. Die Abstammung von dem lateinischen Verb generare - erzeugen - macht auf eine Gemeinsamkeit aufmerksam: Es geht um das Erzeugen von Bedeutun gen, Klassifikationen und Beziehungen. Die ursprünglich grammatische Kategorie hat in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts eine erstaunliche Karriere in den ver schiedensten Wissenschaftsdisziplinen gemacht und sich inzwischen auch jenseits der Soziologie und Politik, in denen sie zunächst heimisch geworden war, eingebürgert. In der Literaturwissenschaft und den Kulturwissenschaften dient genre der Kategorisie rung von literarischen Gattungen oder der Zuordnung zu einem bestimmten kulturel len Gebiet. Der Vorteil der Kategorie gendergegenüber dem Begriff >Geschlecht< liegt auf der Hand. Durch die Differenzierung zwischen sex und gender kann eine Unterscheidung zwischen biologischem und sozialem Geschlecht getroffen werden, die im deutschen Sprachgebrauch in dieser Weise nicht möglich ist. Die stillschweigende Festschreibung 10 I. Gender-5tudien von Männlichkeit und Weiblichkeit auf angeblich unhintergehbare biologische und/oder epistemologische Gegebenheiten kann aufgesprengt werden. Durch die Ein führung der sex-gender-Relation entsteht ein kultureller und historischer Rahmen, in dem die Frage nach der Konstruiertheit von Geschlecht, sei es in Hinsicht auf die Ka tegorie gender oder sei es in Hinsicht auf sex, überhaupt erst möglich wird. Die Unterscheidung zwischen sex und gender taucht in der angloamerikanischen Diskussion in der Form, wie sie gegenwärtig in Deutschland thematisiert wird, erst in den 80er Jahren auf und ist ein Produkt des Feminismus, der als politische und wissen schaftskritische Bewegung in den USA eine frühere und viel größere Bedeutung für den universitären Diskurs und die Theoriebildung gehabt hat als in Deutschland. Die Be deutung, die gender - die kulturelle Kodierung des Körpers - erlangte, stand in den USA zum Teil in engem Zusammenhang mit der afro-amerikanische Rassenthematik und seiner Rolle für den amerikanischen Wissenschaftsdiskurs. Rückblickend läßt sich ein ähnlicher Zusammenhang von Geschlechterfragen und Antisemitismus in Deutsch land feststellen. Mit einer Verzögerung von fast zwanzig Jahren erreichten die amerika nischen gender-Debatten seit dem Ende der 80er Jahre auch den deutschsprachigen Raum. Inzwischen hat der gender-Begriff eine so weite Verbreitung erfahren, daß es sinnvoll ist, jeweils genau zu definieren, was damit eigentlich gemeint ist und welchen Stellenwert er innerhalb der verschiedenen Disziplinen einnimmt. Deutlich ist, daß der Begriff gegenüber dem relativ naiven Gebrauch in den 70er und 80er Jahren eine er hebliche semantische Ausweitung und - beeinflußt durch Postmoderne und Dekon struktion - eine anspruchsvolle theoretische Einbindung erfahren hat. Von der ursprünglichen grammatischen Kategorie hat er sich zu einem Begriff mit weitreichenden Implikationen für gegenwärtige Subjekt- und Identitätsdiskurse entwickelt. Ging es zunächst darum, durch die bewußte Unterscheidung von sex und gender auf die gesellschaftliche und kulturelle Konstruktion von >Geschlechtsidentität< aufmerksam zu machen, so ging es bald um eine grundlegende Kritik an essentialisti schen Vorstellungen einer >unverrückbaren<, >primären< oder >originalen< Beschaffenheit von Natur, Geschlecht und Identität überhaupt. Zur Debatte stand und steht, wie Be deutung und Repräsentation erzeugt werden und welche Funktion darin das sex- und gender-System einnimmt. Letztlich geht es also darum, die Art und Weise, wie in unse rer westlichen Kultur Unterscheidungen getroffen, Dichotomisierungen (Gegensätz lichkeiten) eingeführt und Hierarchien produziert werden, in Frage zu stellen. Ein so gefaßter Begriff von gender fordert, »unseren Umgang mit Differenzen« zu problemati sieren und in eine »Auseinandersetzung mit der Fremdheit des anderen und des eigenen Geschlechts« einzutreten (Hof 1995, 122). Der Vorteil der gender-Kategorie liegt im Vergleich zu den von der älteren femi nistischen Forschung verwendeten Begriffen >Weiblichkeit< und >Männlichkeit< in ihrem Vermögen, beide Geschlechter einzuschließen, problematische Trennungen auf zuheben und Übergänge fließend zu halten. Im Vergleich zum deutschen Begriff >Ge schlecht< macht sie zudem auch deutlich, daß die Konstruiertheit durch die Bindung an die sex-gender-Relation im Begriff schon enthalten ist und nicht durch zusätzliche Mar kierungen erst verdeutlicht werden muß. 1. Einleitung 11 Ein weiterer Vorteil liegt darin, daß die gender-Kategorie stärker als die Femi nismus-Kategorie, die häufig als Ausschluß- bzw. Ausgrenzungskategorie verstanden worden ist, ein Angebot auch an männliche Wissenschaftler darstellt, sich mit der Konstruiertheit ihrer eigenen und der in Texten vermittelten Geschlechtsidentität auseinanderzusetzen. Damit kann die ungute >Arbeitsteilung< zwischen Frauen, die Frauenforschung bzw. feministische Forschung betreiben, und Männern, die sich der >richtigen< Wissenschaft widmen, aufgehoben werden, und es kann Schluß gemacht werden mit den unterschwelligen Vorbehalten gegenüber Männern, die >Frauenfor schung< und Frauen, die >Männerforschung< betreiben. Die Furcht, daß durch das gemeinsame Forschungsfeld Gender-Studien der Frauenforschung das Wasser abgegraben würde, ist weit verbreitet, aber ebenso unbe gründet wie die Angst, daß durch die Bezugnahme auf die gender-Kategorie die femi nistische Perspektive verwässert würde. Als zwischen verschiedenen Forschungsfeldern, Wissenschaftstraditionen sowie männlichen und weiblichen Wissenschaftlern vermit telnde Kategorie ermöglicht gender eine Interdisziplinarität, die heute mehr denn je wünschenswert ist und immer wieder gefordert wird, um den traditionellen Wissens kanon aufzubrechen und neu zu bestimmen. Insofern ersetzen Gender-Studien nicht die Frauenforschung oder die feministische Wissenschaft. Diese können und sollen auch unabhängig davon als Schwerpunkte in der Disziplin weiterbestehen. Gerade wegen ihrer Interdisziplinarität eröffnen Gender-Studien Einsichten in die enge Ver netzung der verschiedenen, in den Einzeldisziplinen verankerten Diskurse über Frauen und Geschlecht. Nur indem beides nebeneinander besteht, ist gesichert, daß die grund legende Recherche und Kritik, die von der Frauenforschung und der Feministischen Literaturwissenschaft in der Vergangenheit geleistet worden sind, auch weiterhin zum Tragen kommen. Im übrigen ist es ein Mißverständnis, gender als eine totalisierende und verdrän gende Kategorie zu verstehen. Die gender-Kategorie eröffnet vielmehr neue Felder und schafft Möglichkeiten der interdisziplinären und internationalen Zusammenarbeit, in der gender mit race und dass und anderen Kategorien ein kritisches Instrumentarium der kulturellen Reflexion und gesellschaftlichen Kritik bildet. Der Studiengang: Gender-5tudien Was bedeutet es, Geschlechterforschung zu studieren? Man muß sich zunächst mit der Tatsache vertraut machen, daß man mit unterschiedlichen, zum Teil widersprüchlichen Formen der Wissensaneignung und der wissenschaftlichen Methodik konfrontiert wird. Geschlechterforschung zu studieren ist nur dann sirinvoll, wenn es gelingt, die Querverbindungen zu begreifen, die zum Beispiel Philosophie mit den Naturwissen schaften, Kunstgeschichte mit Medizin, Literatur mit Rechtswissenschaft und Theolo gie mit den Sozialwissenschaften verbindet. Es ist wichtig, sich klarzumachen, daß die Gesetze, die über das Verhältnis der Geschlechter bestimmen, den Kern jeder Gemein schaftsordnung bilden - egal, ob es sich um einen religiös bestimmten Sittenkodex oder

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