Friedrich Schneider/Elisabeth Dreer/Wolfgang Riegler Geldwasche FriedrichSchneider/Elisabeth Dreer/ Wolfgang Riegler Geldwasche Formen, Akteure, Grof^enordnung • und warum die Politik machtlos ist GABLER Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet uber <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. 1. Auflage August 2006 Alle Rechte vorbehalten © Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr.Th. Gabler I GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Maria Akhavan-Hezavei Der Gabler Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschlief^lich aller seiner Telle ist urheberrechtlich ge- schutzt. Jede Verwertung auf^erhalb der engen Grenzen des Urhe- berrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elek- tronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nichtzu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden durften. Umschlaggestaltung: Nina Faber de.sign, Wiesbaden Druck und buchbinderische Verarbeitung: Wilhelm & Adam, Heusenstamm Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN-10 3-8349-0158-X ISBN-13 978-3-8349-0158-3 „Die Moglichkeiten, den Umfang der Geldwascherei zuverlassig zu schatzen, sollten nicht zu hoch bewertet werden. (...) Unsere Kennt- nisse auf diesem Gebiet sind vergleichbar mit jenen des Archaologen, der mit Hilfe einiger Tonscherben, einer Speerspitze und eines Kiefer- reststiickes die Wirtschaft einer Steinzeitsiedlung beschreiben muss."^ Petrus van Duyne Inhaltsverzeichms Kapitel 1 Einleitung 11 Kapitel 2 Was ist Geldwasche? 15 2.1 Begriffsentstehung und Entwicklung der Geldwasche seit den 80er Jahren 15 2.2 Allgemeine Definitionen 16 2.3 Abgrenzung zu Steuerhinterziehung und Kapitalflucht 19 2.4 Unterscheidung zwischen Untergrund- und Schattenwirtschaft 20 2.5 Die organisierte Kriminalitat 22 2.6 Illegaler Drogenhandel 26 2.7 Weitere Vortaten 28 Kapitel 3 Wie lauft Geldwasche ab? Handlungsmodelle 31 3.1 Vorbemerkungen 31 3.2 Phasenmodelle 31 3.3 Kreislaufmodelle 35 3.4 Beurteilung der Modelle 41 Kapitel 4 Unter der Lupe: Techniken der Geldwasche 45 4.1 Vorbemerkungen 45 4.2 Techniken des Transfers 45 4.3 Techniken des Placements 49 4.4 Techniken des Layerings 52 4.5 Techniken der Integration 56 4.6 Mogliche neuere Techniken 59 Kapitel 5 Methoden zur Schatzung des Volumens der Geldwasche 61 5.1 Vorbemerkungen 61 5.2 Direkte Schatzmethoden 63 5.3 Indirekte Schatzmethoden 77 5.4 Zusammenfassende Beurteilung der Methoden zur Geldwasche und ihrer Studien 83 Kapitel 6 Studien zur Quantifizierung der Geldwasche 87 6.1 Vorbemerkungen 87 6.2 Landerstudien 88 6.3 Globale Studien 115 6.4 Zusammenfassende Beurteilung der Landerstudien und der globalen Studien 134 Kapitel 7 Auswirkungen der Geldwasche 137 7.1 Vorbemerkungen 137 7.2 Auswirkungen aufUntemehmen 137 7.3 Auswirkungen auf Volkswirtschaften und Gesellschaften.... 139 Inhaltsverzeichnis Kapltel 8 Die Finanzierung der Terror-Organisationen .... 145 8.1 Schattenwirtschaft und Untergrundwirtschaft in Deutschland, Italien, Frankreich und GroBbritannien 146 8.2 Der Aufbau der Finanzierungssysteme intemationaler (islamistischer) Terror-Organisationen und ihre Art der Finanzierung 149 8.3 Okonomische Auswirkungen des Terrors 157 Fazit 161 Literaturverzeichnis 167 Anmerkungen 183 Sachwortverzeichnis 211 Inhaltsverzeichnis Kapitel 1 Einleitung „Pecunia non olet" - Geld stinkt nicht. Mit dieser altromischen Weis- heit beginnen viele Aufsatze, die sich mit dem Thema Geldwasche auseinandersetzen.^ Diese Eigenschaft des Geldes hat bis jetzt seine Giiltigkeit bewahrt. Nach einer „Wasche" der Gelder, um die Her- kunft zu verschleiem bzw. vom „Gestaiik" zu befreien, lasst sich nicht mehr erkennen, auf welche Art und Weise sie verdient wurden. Geldwasche ist das Herzsttick der organisierten Kriminalitat. Die ra- sante Entwicklung von Weltwirtschaft und Finanzmarkten nach dem Zweiten Weltkrieg und nicht zuletzt die zunehmende Verbreitung der Verkehrs-, Informations- und Kommunikationstechnologien stehen in einem engen Zusammenhang mit der aufstrebenden organisierten Kri minalitat. So erleichterte es die Globalisierung mit dem freieren Han del und dem daraus resultierenden groBeren Handelsvolumen auch den Drogendealem und Waffenschmugglem, ihre Waren weltweit zu vertreiben. Durch verschiedene Straftaten (Drogenhandel, Betrug, Kreditkartenfalschung, Schmuggel, Schutzgelderpressung, illegaler Waffenhandel, Wirtschaftskriminalitat, Menschenhandel bzw. Schlep- perwesen, Madchen- und Kinderhandel, Glticksspiel, Autodiebstahl bzw. Autoschieberei etc.) verfiigen Kriminelle liber hohe Bargeld- betrage. Diese sind fiir sie jedoch von geringem Nutzen, da sie im di- rekten Zusammenhang mit dem Delikt stehen und somit die Gefahr der Entdeckung durch die Strafverfolgungsbehorden sehr hoch ist. Damit Kriminelle ihre illegalen Erlose wieder investieren oder an- legen konnen, mtissen sie diese so umwandeln, dass sie den Eindruck erwecken, legal erwirtschaftet worden zu sein. Diesen Vorgang nennt man Geldwasche. lllegale Erlose 1 1 Investition in Auszahlungen an Deckung der Aniage illegaler weitere Geschafte Beteiligte laufenden Kosten Gewinne Konsum Zwischenschaltung Zwischenschaltung 1 der Geldw^sche der GeldwSsche j ^ 1 ^ r i ^ Legale Geschafte lllegale Geschafte Objekte Konten Abbildung 1: Verwendung der Erlose aus illegalen Geschaften (Quelle: Altenkirch, 2002, S. 8). Die „Legalisierung *' der kriminell erlangten Vermogen ist kompliziert und erfolgt mit anspruchsvoUen Methoden (vgl. Abbildung 1). Da Geldwasche erst dann messbar wird, wenn die kriminellen Machen- schaften aufgedeckt wurden, ist das tatsachliche Volumen, das welt- weit jahrlich in den legalen Wirtschaftskreislauf einflieBt, nicht quan- tifizierbar. Dennoch gibt es unzahlige Meldungen, die uns von der groBen wirtschaftlichen Macht der organisierte Kriminalitat berichten: „Drogenmafia: Milliarden in Weltwirtschaft geschleust", ,,500 Mil- liarden Dollar. IWF schlagt Alarm", „Drogenmafia wascht 190 Mil liarden", „Die Drogenmafia muss jedes Jahr 500 bis 800 Milliarden Dollar anlegen", „Drogen-Millionare brauchten Maschine zum Geld- zahlen", „Drogengelder auf Osterreich-Konten: Geldwasche ist in aus- landischer Hand", „Multinationaler Drogenring gesprengt: Zentrale in Wien".^ Doch wie kommen Experten zu diesen Schatzungen? Was liegt den Schatzungen zu Grunde? Wie kann das Volumen gemessen werden? Dies sind zentrale Fragen, die wir in diesem Buch zu beantworten ver- suchen. Denn auch wenn „die Quantifizierung eine nahezu unlosbare wissenschaftliche Herausforderung""^ zu sein scheint, gibt es Metho den, die plausible Ansatze zur Schatzung des Geldwascheumfangs lie- fern. Warum diese so wichtig sind, bringt John Walker deutlich auf den Punkt: „The need to estimate the size and distribution of global 12 Kapitel 1: Einleitung money laundering is derived from the need to assist law enforcement authorities, national legislators, and international organizations to reach agreement on the place of counter-money laundering programs within national and international enforcement and regulatory agendas, and to provide a baseline and a scale for measurement and enabling evaluation of particular programs or approaches."^ Kapitel 2 dieses Buches beschaftigt sich mit den Grundlagen der Geldwasche. Der Begriff Geldwasche wird definiert und von Begrif- fen wie Steuerhinterziehung und Kapitalflucht, mit denen Geldwasche falschlicherweise oft gleichgesetzt oder verwechselt wird, abgegrenzt. Dariiber hinaus ist das zweite Kapitel den handelnden Personen ge- widmet, die meist als gut organisierte Gruppen auftreten. Dabei gilt es, deren Ziele, Taten und Motive zu durchleuchten. Wie sich bei den aufgedeckten Geldwaschefallen gezeigt hat, treten bestimmte Handlungsmuster immer wieder auf Die dadurch entstan- denen Modelle beschreibt Kapitel 3. Die Vielfalt in den Handlungs- ablaufen zeigt, dass es nicht nur eine Methode gibt, inkriminierte Gelder zu waschen. Die Techniken reichen vom simplen Kauf und Verkauf luxurioser Vermogensgegenstande bis hin zu komplexen in- temationalen Geschaftsverflechtungen. Die wichtigsten bekannt ge- wordenen Techniken, die Geldwascher verwenden, um ihre illegalen Erlose zu waschen, werden somit im vierten Kapitel erlautert. Ein weiterer Schwerpunkt dieses Buches liegt auf Kapitel 5 und 6, die sich mit dem Geldwaschevolumen auseinander setzen. Hierbei werden zunachst die unterschiedlichen Schatzmethoden anhand ihrer erkla- renden Studien erlautert. Diese orientieren sich entweder direkt an den Zahlungsstromen der Geldwasche oder versuchen indirekt, durch Zu- hilfenahme anderer GroBen, den Umfang abzuschatzen. Durch die un terschiedlichen Motive, die teilweise hinter diesen Methoden stecken, ergeben sich auch vielfaltige Starken und Schwachen. Wahrend im flinften Kapitel bei den Studien der methodische Ansatz im Vorder- grund steht, beschaftigt sich Kapitel 6 mit groBen, ergebnisorientier- ten Studien, die entweder moglichst exakt den Geldwascheumfang eines einzelnen Landes (Australien und Thailand) zu messen versu chen oder sich auf das weitaus interessantere, aber ungemein schwie- riger zu messende, weltweite Volumen konzentrieren. Kapitel 1: Einleitung 13