Digitalisiert für Unglaublichkeiten.com / .info im Julmond 124 (Dezember 2013) Hinweise: • Der Original-Scan (in Frakturschrift) kann im Neuschwabenland-Archiv unter der Adresse http://NSL-Archiv.com/Buecher/ bzw. http://NSL- Server.com/Buecher/ heruntergeladen werden. • Formatierungen, Seitenzahlen, Seitenumbrüche und Bilder wurden originalge treu wiedergegeben. Die letzten Zeilen sind somit nicht immer vollzeilig, dafür bleibt die volle Zitierfähigkeit erhalten. • Die ursprüngliche Fraktur-Schrift wurde in die Renaissance-Schrift „Palatino Linotype“ übertragen. Wörter in lateinischer Schrift wurden kursiv wiederge geben. Fette und gesperrte Formatierungen wurden übernommen. • Die Korrekturen im Druckfehlerverzeichnis (PDF-Seite 286) wurden besorgt. Zusätzlich wurden die folgenden Druckfehler berichtigt: S. 23 Stoßseuzer – Stoßseufzer; S. 27 Normadenvolk – Nomadenvolk; S. 42 ergiebt – ergibt; S. 117 Materialimus – Materialismus; S. 129 Unwelt – Umwelt; S. 134 zuererst – zuerst; S. 136 ausgiebt – ausgibt; S. 182 remonstrierende – demonstrierende; S. 204 Sympton – Symptom; S. 227 deshab – deshalb; S. 272 hierhier – hierher. Geist und Judentum Geist und Judentum Eine grundlegende Untersuchung Von Arthur Trebitsch 1919 Verlag Ed. Strache / Wien und Leipzig Copyright 1918 by Verlag Ed. Strache Wien und Leipzig Frau Wahrheit will niemand beherbergen. Hans Sachs. Also was einer von Underwalden Arnold von Winckelried genant / ein redlicher Ritter / der sprang für die Ordnung uß / und umschlug mit sinen Armen ein Teil der Vienden Spiessen / des gab er sin Leben darumb / do bra chend daselbst die Eidtgnossen den Herren in Ire Ordnung und begundent die mit Strits Not trennen und brechen. Baron de Tschudf, Chronicon Helveticum, Basel 1734. Freiheit ist Wahrhaftigkeit. Wer wahrhaft, d. h. ganz seinem Wesen gemäß, vollkommen im Einklang mit seiner Natur ist, der ist frei. Aus einem Briefe Richard Wagners (zitiert nach Chamberlain). Begonnen am 9. Juli 1917, Sulz-Stangau Beendet am 30. November 1917, Wien Vorbemerkung J edes Werk, sei es der Kunst, sei es der Wissenschaft, soll dem Kri stalle gleichen; während nun aber die wissenschaftliche Arbeit mehr dem nach systematischen Erwägungen geformten und aus einem dem Forscher vorliegenden Gesteine sorgfältig herausgehauenen und zurechtgemeißelten Gebilde gleicht, ist das Werk der Kunst jenem Kri stallgebilde gleichzusetzen, das aus dem Grundgesteine (des eigenen Seins) kristallinisch hervorwächst und nun, in schmerzhafter Ent schlossenheit vom Grundgesteine losgelöst, derartig zurechtgeformt und zur reinen Gestalt auch an der Loslösungsstelle behauen wird, daß an dem vollendeten Gebilde niemand die kristallinisch gegebene Seite von der losgelösten und mühsam zurechtgemeißelten zu unterschei den vermag. Und so besteht denn die Größe des Kunstwerkes eben darin, daß, was als Erlebnis aus dem Grundgesteine des Gesamtlebens kristallinisch gleichsam hervorlugte, vom Künstler mit fester und ent schlossener Hand losgelöst und zur vollendeten Einheit geformt wird, der man die Loslösungsstelle und die schmerzhafte Arbeit solchen Ein griffs nicht mehr anzusehen vermag. Wo aber ein Werk zwischen Kunst und Wissenschaft mitten innen steht, zwar dem reinen Akte wissenschaftlicher Erkenntnis und unbe kümmerten Zurechtmeißelns einer vorliegenden Materie verdankt ward, andererseits aber doch auch mit dem eigensten Erlebnisse ver knüpft und aus ihm hervorgewachsen 7 ist, da fordert es die Wahrhaftigkeit, die beim Werke des Erkennens eine noch größere Rolle zu spielen hat als die Freude an der vollende ten Gestalt, daß Art und Stelle, wo das Kristallgebilde aus dem Gesamtgesteine des eigenen Lebens hervorgewachsen war, offen und unbekümmert aufgezeigt werde, auf daß nicht der heuchlerische Anschein so mancher verlogenen „wissenschaftlichen“ Untersuchun gen erregt werde, als habe das Dargestellte nichts mit dem Ich des Dar stellers zu schaffen gehabt! So sind denn die drei Teile dieses Buches derart aufzufassen, daß die ersten beiden Abschnitte die zwei Drittel des in klarer kristallischer Gestalt ins Freie ragenden Gebildes der Erkenntnis sind, indes das letzte Drittel dort, wo es im Grundgesteine des eigenen Ichs verwach sen und festgehalten ist, eben diesen untrennbaren Zusammenhang mit Ich und Erlebnis offen zum Ausdruck bringt. Und so muß denn der scheinbar unwissenschaftliche Gegensatz zwischen den beiden rein wissenschaftlich darstellenden Teilen und dem Dritten, der so manchem als störend allzu persönlich erscheinen wird, in diesem Sinne gedeutet werden. Bei einer Frage aber, welche eine unüberseh bare Fülle von wissenschaftlich tuenden Darstellungen gezeitigt hat, deren scheinbare tadellose Objektivität zumeist nicht mehr ist, als die Maske, hinter der sich, nur dem Eingeweihten erkennbar, ein wollen des und also wahrheitsverzerrendes Ich zu verbergen sucht – bei einer solchen Frage heißt es zu endgültiger Ergründung den Zusammen hang mit dem eigenen Ich bis in die letzte Vertiefung und Winkelung sich selber bewußt zu machen und aller Welt offen aufzuzeigen. Wer dies recht bedenkt, der wird dies der gewohnten „Objektivität“ Zuwi derlaufende dem Verfasser nicht nur nicht vorwerfen, sondern mit ihm darin die Gewähr für den einzig möglichen Weg wahren Erfassens und restlosen unverlogenen Ergründens erblicken lernen. Sulz-Stangau, 30. September 1918. 8