Gegenwartsfragen der beruflichen Aus- und Weiterbildung Universitätsseminar der Wirtschaft USW-Schriften für Führungskräfte Herausgeber: Prof. Dr. Dr. h.c. H.Albach, Prof. Dr. W.Busse von Colbe, Dr. L. Vaubel Band 7 Gegenwartsfragen der beruflichen Aus- und Weiterbildung Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler . Wiesbaden ISBN 978-3-409-87371-0 ISBN 978-3-322-88050-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-88050-5 Copyright by Betriebswirtschajtlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden 1974 Vorwort Fünf Jahre nach der Errichtung des Universitätsseminars der Wirtschaft, die den Beginn des Versuchs in der Bundesrepublik bezeichnet, den Gedanken eines intensi ven Kontaktstudiums in die Tat umzusetzen, legen wir einen Band der USW Schriftenreihe für Führungskräfte vor, der Fragen der Aus- und Weiterbildung in der Wirtschaft gewidmet ist. Mit diesem Band werden drei Ziele verfolgt. Entsprechend ist der Band in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil wird eine Bestandsanalyse der Probleme vorgenommen, mit denen sich die berufliche Aus- und Weiterbildung für in der Wirtschaft Tätige konfron tiert sieht. Dieser Teil wird durch den richtungweisenden Beitrag von Schleyer, der aus dem Jahre 1965 stammt, eingeleitet. Er macht deutlich, wie früh schon Gedan ken einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft auf dem Ge biet der beruflichen Weiterbildung konkrete Formen annahmen. Busse v. Colbe be handelt die Vorstellungen, die die Hochschulen entwickelten, um den sich ändern den Bildungsanforderungen der Wirtschaft durch Reformen des wirtschaftswissen schaftlichen Studiums gerecht zu werden, ohne ihre zentrale Aufgabe, wissenschaft liche Forschungsarbeit zu leisten, zu vernachlässigen. Das Kontaktstudium an den Universitäten gehört zu diesen Reformvorschlägen. Mit seiner provokanten Frage "Managementtraining vom Staat?" legt Rogge den Finger auf die Wunde der Re formansätze: Institutionelle Patentlösungen sind bisher im Bereich der Aus- und Weiterbildung für die Wirtschaft nicht gefunden worden. Nicht zu Unrecht be klagt Rogge "die Vergeudung von knappem Intellekt". Edding macht in seinem Bei trag nachdrücklich darauf aufmerksam, daß man die Probleme der Weiterbildung für die Wirtschaft nicht nur aus der Sicht des Managements sehen darf, das ohnehin schon von der Grundausbildung her über ein Bildungsprivileg verfügt. Sonst wächst die Gefahr, daß die Polarisierung in unserer Gesellschaft in die Gruppe der Gebilde ten und die der Nichtgebildeten durch die Weiterbildung weiter verschärft wird. Edding weist auf Möglichkeiten zur überwindung einer solchen Polarisierung hin, die jedoch erheblicher Anstrengungen von Staat und Wirtschaft bedürfen. Er for dert die Schaffung eines Fondssystems für die Lösung der Finanzierung der Weiter bildungsaufgaben. Albach gibt die Breite der Reformdiskussion in der Bundesrepu blik wieder und skizziert ein dezentrales System der beruflichen Bildung, das auf Qualitätswettbewerb der Bildungsinstitutionen untereinander und auf fondsfinan zierter freier Bildungswahl der Aus- und Weiterzubildenden beruht. Im zweiten Teil werden drei Bildungseinrichtungen vorgestellt, die als institutio nelle Antworten auf die Probleme der Weiterbildung von Führungskräften verstan den werden können. Mattem, der Präsident der Bundesakademie für die öffent- liche Verwaltung, zeichnet ein eindrucksvolles Bild von den Aufgaben und Leistun gen der Bundesakademie. Meier, stellvertretender Leiter der Akademie für Füh rungskräfte der Deutschen Bundespost, zeigt, wie sich aus der Ergänzung der fach spezifischen Aufgaben durch betriebswirtschaftliche Führungsaufgaben der Fortbil dungsbedarf für die Führungskräfte der Deutschen Bundespost zwangsläufig ergab und in welch überzeugendem Maße die Akademie dieser Aufgabe bereits heute ge recht wird. Thiessen, Mitglied der Geschäftsführung des Universitätsseminars der Wirtschaft, schildert die Ziele und Aufgaben des USW, das sich in Zusammenarbeit von Hochschule und Praxis dem Kontaktstudium für Führungskräfte der Wirt schaft widmet. Reformdiskussionen und Lösungsvorschläge können in einer Zeit weltweiter Ver flechtungen der Wirtschaft nicht an den Lösungen vorbeigehen, die in anderen Län dern entwickelt worden sind. Im dritten Teil wird das Ziel verfolgt, aufzuzeigen, daß sich ähnliche Probleme wie in der Bundesrepublik auch in anderen Industriena tionen stellen. Der dritte Teil soll ferner Einblick in die in diesen Staaten gefunde nen Lösungen geben, um so zu kritischer Reflexion über die eigenen Reformvor schläge in der Bundesrepublik anzuregen. Ladendorf läßt amerikanische und euro päische Erfahrungen in seinen Vorschlag einfließen, Fortbildung und Unternehmens beratung institutionell miteinander zu verbinden. Ein der deutschen Ausgangslage nicht unähnliches System war in Finnland verwirklicht, als 1969 die Notwendig keit eines Systems lebenslangen Lernens für Führungskräfte der Wirtschaft erkannt wurde. Honko demonstriert dem neidvollen deutschen Leser, wie man in Finnland dieses Problem mit einer Systemlösung beantwortete. Das Konzept eines integrier ten Systems von der Ausbildung bis zur permanenten Weiterbildung der obersten Führungskräfte wurde entwickelt und in Zusammenarbeit von Staat und Wirt schaft in die Tat umgesetzt. Demgegenüber gewährt Shinoda Einblick in ein Sy stem, das stark von den einzelnen Unternehmen getragen wird und das berufliche Aus- und Weiterbildung in der Wirtschaft als einen asketischen, metaphysischen Prozeß der Verwirklichung des Menschen in der Wirtschaft versteht. In dem Bei trag von Maier-Bode wird bis in die Einzelheiten der Stundenplangestaltung hin ein sichtbar, wie ein ganz vom Staat entwickeltes und getragenes System der Wei terbildung von Führungskräften der Wirtschaft das diffizile Spannungsverhältnis von ideologischer und technokratischer Schulung im Wandel der Anforderungen mei stert. Der Beitrag läßt anhand neuesten Materials erkennen, in welch starkem Maße die Anforderungen an die sachliche und personelle Kompetenz der Führungs kräfte in den verschiedenen Gesellschaftssystemen übereinstimmen und wie sehr sich daraus vergleichbare Lerninhalte in Management-Seminaren ergeben. Wir hoffen, daß der vorliegende Band nicht nur die Diskussionen im Universitäts seminar der Wirtschaft und seinen Fortbildungsveranstaltungen befruchtet, son dern daß er auch in einer breiteren öffentlichkeit die Beachtung findet, die die Pro bleme der Aus- und Weiterbildung in der Wirtschaft ganz allgemein und die dazu in diesem Band vorgetragenen Gesichtspunkte im einzelnen verdienen. Horst Albach Walther Busse von Colbe InhaItsverzeidmis Erster Teil Grundfragen der Aus- und Weiterbildung in der Wirtsdtaft Seite Die Ausbildung von Führungskräften der Wirtsdtaft 17 Von Dr. Hanns Martin Schleyer I. Universität und! Wirtsdtaft. . 17 1. Integration von Wirtsc:hafts-und Sozialwissensdtaften 17 2. Zusammenarbeit in Ausbildungsfragen . . . . . 18 3. Initiativen der Wirtsdtaft zur Integration mit der Wissensooaft 18 4. Die Ungleichheit des persönlidten Leistungsvermögens 19 I!. Führungskräfte der Wirtschaft . 20 1. stellung der Führungskräfte 20 2. Zum Berufsbild 20 3. Zum Führungsstil 21 4. Bedürfnis nach Weiterbildung 21 5. Hochqualifizierte Spezialisten 21 6. Privileg ist nur Persönlichkeitsformat 22 IU. Anforderungen der Praxis an die Ausbildung der Führungskräfte 22 1. Ausbildungsmaßnahmen der Wirtschaft. . . 22 2. Führen erfordert die gebildete Persönlichkeit . 24 3. Grundfunktionen der Ausbildung zum Führen 26 a) Selbständigkeit 26 b) Analysieren. . 27 c) Disponieren 27 d) Entscheidungsfähigkeit 28 e) Beherrschung der Sozialtechniken • 29 Seite 4. Team-Fähigkeit 30 IV. Zusammenfassung • 31 Mängel und Modelle des wirtschaftswissenschaftlichen Studiums . 33 Von Professor Dr. Walther Busse von Colbe I. Ziele dies wirtschaftswissenschaftlichen Studiums . 33 H. Zur Frage der Freiheit des Studiums 35 1. Freies und gelenktes Studium . 35 2. Zur Frage des Prüfungssystems . 37 3. Vereinheitlichung des Studiums 38 III. Studienmodelle mit unterschiedlichem Studieninhalt . 39 1. Das traditionelle Modlell . 39 2. Das integrative Modell . 40 3. Das kombinative Modell. 41 IV. Zur Frage differenzierter Hochschulabschlüsse und der Verbindung zwischen Universität und Fachhochschule . . . . . . . . 42 1. Die Einführung eines Studienabschlusses nach sechs Semestern 42 2. Zur Frage der Durchlässigkeit . . . . . . . . . . . 44 V. Zusammenfassung: Zehn Thesen zum wirtschaftwissenschaftlichen Studium 45 Managementtraining vom Staat? 47 Von Dr. Peter G. Rogge Betriebliche Weiterbildung - ein neues Privileg? . 59 Von Professor Dr. Friedrich Edding I. Die Polarisierung in der Beteiligung am geistigen Wachsen 59 II. Grundprobleme einer auf Abbau der Privilegierung gerichteten Politik 61 III. Bindung an einzelbetriebliche Rentabilität. . . . 62 IV. Verbundmaßnahmen der Wirtschaft und ihre Grenzen 66 V. öffentliche Maßnahmen und künftige Aufgaben der Gesamtordnung 67 Seite Reformpläne für die berufliche Aus- und Weiterbildung 73 Von Professor Dr. Dr. h.c. Horst Albach I. Einleitung 73 11. Reformvorsdtläge zur Gestaltung der beruflichen Bildung. 74 1. Bildungsplanung als Systemanalyse 74 2. Die Bildungsziele . . . . . 76 3. Die Bildungsstrategien 79 a) Die Strategie der Integration 79 b) Die Strategie aer Theoretisierung 82 c) Die Strategie der Differenzierung 83 4. Die Reformpläne der beruflichen Bildlung 84 a) Die Träger der beruflichen Bildung . 84 b) Die Inhalte der beruflichen Bildung. 88 c) Die Methoden der beruflichen Bildung 90 d) Die Dauer der beruflichen Bildung . 93 111. Das Universitätsseminar der Wirtschaft als Modell aer Reform des beruf- lichen Bildlungswesens. . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 IV. Probleme der Ermittlung von Bildungskosten . 98 1. Die Kostenschätzungen . . . 98 2. Methoden der Kostenermittlung 99 a) Die Erhebungstiefe . 100 b) Der Erhebungsumfang 101 3. Kostenerhebungen auf kostentheoretischer Grundlage 102 V. Probleme der Ermittlung von Bildungsqualität . . . 104 1. Theoretische Grundlagen der Messung von Bildungsqualität 104 2. Empirische Erhebungen über die Qualität der beruflichen Bildung 105 VI. Pläne zur Reform des Finanzierungssystems der beruflichen Bildung 108 1. Die Finanzierungssysteme . . . . . . . . . . . .. 108 Seite a) Die Finanzierung der beruflichen Bildung durch die Auszubildenden 108 b) Die Finanzierung der beruflichen Bildung durch die Arbeitnehmer 109 c) Die Finanzierung der beruflichen Bildung durch die Unternehmen 109 d) Die Finanzierung der beruflichen Bildung durch den Staat 110 2. Dezentrale Systeme der beruflichen Bildung 111 VII. Schlußbemerkung . . . . . . . . . . 115 Zweiter Teil Institutionen der Weiterbildung von Führungskräften in der Bundesrepublik Deutschland Die Aufgaben der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung - Entwicklungslinien und Zielvorstellung . . . . . . . . . . . 119 Von Dr. Karl-H einz Mattern Die Akademie für Führungskräfte der Deutschen Bundespost . . . . 133 Von Dipl.-Ing. Alfred Meier I. Vorbemerkungen . . . 133 H. Lerninhalte und Lernziele 135 IH. Der Kreis der Lehrgangsteilnehmer 137 IV. Das vorläufige Lehrgangssystem . 138 V. überlegungen für ein langfristiges Lehrgangssystem 140 VI. Die Gestaltung der Lehrgänge 142 VII. Organisation, Aufgaben und Zusammensetzung des Arbeitsstabes der Akademie 143 VIII. Der Beirat der Akademie 145 Das Universitätsseminar der Wirtschaft (USW) . 147 Von Dipl.-Kfm. Karl Thiessen