Stephanie Stock Gebildet Eine Studie zum Bildungsdiskurs am Beispiel der Kanondebatte von 1995 bis 2015 Gebildet Stephanie Stock Gebildet Eine Studie zum Bildungsdiskurs am Beispiel der Kanondebatte von 1995 bis 2015 StephanieStock Schwäbisch Gmünd Deutschland Dissertation derUniversitätKonstanz Tagder mündlichen Prüfung: 04.02.2016 Referenten: Dr. Albert Kümmel-Schnur, Prof.Dr. Bernd Stiegler, PD Dr. SteffenBogen ISBN978-3-658-15000-6 ISBN978-3-658-15001-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-15001-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. SpringerVS ©SpringerFachmedienWiesbaden2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, MikroverfilmungenunddieEinspeicherungundVerarbeitunginelektronischenSystemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wärenunddahervonjedermannbenutztwerdendürften. DerVerlag,dieAutorenunddieHerausgebergehendavonaus,dassdieAngabenundInforma- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit,GewährfürdenInhaltdesWerkes,etwaigeFehleroderÄußerungen. GedrucktaufsäurefreiemundchlorfreigebleichtemPapier SpringerVSistTeilvonSpringerNature DieeingetrageneGesellschaftistSpringerFachmedienWiesbadenGmbH Dank Ermöglicht und bereichert wurde die vorliegende Dissertation durch ein Promo- tionsstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., der ich hiermit herzlich für die finanzielle und ideelle Förderung danke. Der Universität Konstanz und besonders meinem Doktorvater Albert Küm- mel-Schnur danke ich für die vielen inspirierenden Seminare, die unermüdliche Unterstützung und die progressiven Anregungen in meinen Studien innerhalb der Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften. Des Weiteren danke ich Bernd Stiegler, Steffen Bogen und (cid:45)ulia Zons für ihren sachkundigen und immer herzlichen Rat sowie meiner gesamten Familie und all meinen Freunden, die für mich in dieser Zeit da waren und auf die ich mich immer verlassen kann – danke, dass es euch gibt. Gewidmet ist dieses Buch, in unbeschreibbarer Dankbarkeit und Liebe, meinem Mann Tobias und unserem Sohn Lasse. Ihr seid das Beste, was mir je passiert ist. Stephanie Stock Inhalt 1 Einführung .................................................................................................. 9 1.1 Relevanz des Themas ................................................................................ 9 1.2 Methode und Vorgehen .......................................................................... 11 2 Die Kanondebatte ..................................................................................... 19 2.1 Bildungskanons im 21. (cid:45)ahrhundert? ...................................................... 19 2.2 Rekanonisierung in der Gesellschaft ....................................................... 27 2.3 Exemplarisch: Der ZEIT-Bildungskanon ................................................ 3(cid:27) 3 Orientierung oder Beliebigkeit ................................................................ 49 3.1 Sehnsucht nach (cid:50)rientierung – Kanon heute? ........................................ 49 3.2 Wissensgesellschaft, Expertentum und Leitfiguren ................................ (cid:25)1 3.3 Kompetenzen oder Fakten? Inhalte eines Bildungswissens .................... 74 4 Spaßkultur oder Messbarkeit .................................................................. 91 4.1 Faszination Wissen, Vergnügungspark Bildung? ................................... 91 4.2 Von Rankings, Tests und Evaluationen – Bildung als Kapital ............. 102 4.3 Bildung, Halbbildung, Dummheit oder Intelligenz? ............................. 113 5 Gleichheit oder Freiheit .......................................................................... 129 (cid:24).1 Soziale Ungleichheit – Bildungsferne überwinden ............................... 129 (cid:24).2 Von Freiheit, Mündigkeit und Gerechtigkeits-Illusionen ..................... 139 (cid:24).3 Kritiker auf Erfolgskurs – Vorschläge für ein neues Bildungss(cid:92)stem .. 14(cid:25) 6 Tradition oder Zukunft .......................................................................... 157 (cid:25).1 Von Kultur, Identität und Zugehörigkeit .............................................. 1(cid:24)7 (cid:25).2 Humboldt und das G(cid:92)mnasium – Bildungsbürgertum heute? .............. 1(cid:25)(cid:24) (cid:25).3 Bildung und Kanon im neuen medialen Umfeld ................................... 174 7 Fazit .......................................................................................................... 181 Literaturverzeichnis ....................................................................................... 185 1 Einführung 1.1 Relevanz des Themas „Ich wünschte recht gelehrt zu werden, und möchte gern, was auf der Erden und in dem Himmel ist, erfassen, die Wissenschaft und die Natur“ Kommen Ihnen diese Zeilen bekannt vor? Können Sie Autor und Werk zuord- nen? Und wie fühlen Sie sich bei der Antwort? Sind Sie stolz es zu wissen? Sind Sie unsicher, peinlich berührt oder desinteressiert? Auch wenn diese Worte vor über 200 (cid:45)ahren geschrieben wurden und die Bedingungen sich gewandelt haben: Der Inhalt des Textes, das Bestreben gelehrt oder gebildet zu sein, scheint im 21. (cid:45)ahrhundert aktueller denn je. Die Themen Wissen und Bildung sind in Deutschland in sämtlichen Medien omnipräsent, die Debatten innerhalb der Themenfelder in großem Umfang bestimmend für Politik und Gesellschaft. Mit ihnen werden Wahlen gewonnen oder verloren, entschei- dende Gesellschaftsstrukturen verändert und Wirtschaftsmärkte bewegt. Die Relevanz, Aktualität und Brisanz der Themen Wissen und Bildung in unserer Gesellschaft und ihr Einfluss auf diese verlangt nach wissenschaftlich fundierten Untersuchungen. Explizite Beachtung erfordern dabei die Polarisie- rungen und sprachlichen Konstruktionen, denn für gewöhnlich dient beispiels- weise die so genannte Wissensgesellschaft in der bisherigen Debatte als selbst- verständliche Beschreibung der gegenwärtigen Situation in Deutschland. Sie wird zwar inhaltlich viel diskutiert, in ihrem Wesen als diskursiv konstruiertes (cid:50)bjekt jedoch kaum hinterfragt. Ebenso sind sämtliche Begriffe in der Bildungs- debatte an Regeln und Argumentationsstrategien geknüpft. Diese gilt es zu iden- tifizieren und zu anal(cid:92)sieren. In der Forschung wurden die frühen Arbeiten von Peter F. Drucker1 und Daniel Bell2 zum Anstoß einer breiten soziologischen Debatte, welche seit Mitte der 1990er (cid:45)ahre das Thema Wissensgesellschaft in den Mittelpunkt stellt.3 Auch 1 Drucker, Peter F.: Die Zukunft bewältigen. 19(cid:25)9. 2 Bell, Daniel: Die nachindustrielle Gesellschaft. 197(cid:24). 3 Vgl. Stehr, (cid:49)ico: Arbeit, Eigentum und Wissen. Zur Theorie von Wissensgesellschaften. 1994, Willke, Helmut: S(cid:92)stemisches Wissensmanagement. 199(cid:27), Knorr-Cetina, Karin: Die Wissens- gesellschaft. 2000, Weingart, Peter: Die Stunde der Wahrheit? Zum Verhältnis der Wissen- © Springer Fachmedien Wiesbaden 2017 S. Stock, Gebildet, DOI 10.1007/978-3-658-15001-3_1 10 1 Einführung andere wissenschaftliche Disziplinen haben sich seit der (cid:45)ahrtausendwende ver- stärkt den Themen Wissen und Bildung angenommen. Wissenschaftler, bei- spielsweise der Geschichte und Pädagogik, diskutieren über Inhalte, Kompeten- zen oder Möglichkeiten der Messbarkeit im Bildungss(cid:92)stem und entwickeln neue Bildungsstandards.4 Auch in den Wirtschaftswissenschaften und auf der politischen Agenda finden sich seit einiger Zeit die Bezeichnungen Wissens- oder Bildungsgesellschaft beziehungsweise Bildungsrepublik(cid:24) und in den Medi- enwissenschaften werden diese eingebettet in technologische (cid:49)euerungen.(cid:25) Kritik am Bildungss(cid:92)stem wird unter anderem in den Kulturwissenschaften, den (cid:49)eurowissenschaften und der Philosophie geäußert – dort ist nicht mehr nur von „Halbbildung“, einem Begriff, den Theodor W. Adorno bereits Ende der 19(cid:24)0er (cid:45)ahre populär machte, sondern auch von „Unbildung“, „Dummheit“ oder einer „Generation Doof“ die Rede.7 Doch auch diese Autoren(cid:27) beobachten den Bildungsdiskurs meist nicht von außen, sondern begreifen sich selbst als Akteure und deuten das, was beobachtet wird, meist unmittelbar um. Selten geht es um die Spielregeln des Bildungsdiskurses, seine Wortschöpfungen, Metaphern und rhetorischen Strategien. Die vorliegende Arbeit hat deshalb zum Ziel weiteren Anal(cid:92)sen eine wert- freie Grundlage zu stiften und durch Bereitstellung einer diskursanal(cid:92)tisch fun- schaft zu Politik, Wirtschaft und Medien in der Wissensgesellschaft. 2001, Heidenreich, Mar- tin: Die Debatte um die Wissensgesellschaft. 2003, Elling, Elmar(cid:30) Kübler, Hans-Dieter: Wis- sensgesellschaft. (cid:49)eue Medien und ihre Konse(cid:84)uenzen. 2004, Bittlingma(cid:92)er, Uwe et al.: Die „Wissensgesellschaft“. 200(cid:25), Krohn, Wolfgang et al: (cid:49)achrichten aus der Wissensgesellschaft. 2007, Kübler, Hans-Dieter: M(cid:92)thos Wissensgesellschaft. 2009. 4 Vgl. Kempter, Klaus(cid:30) Meusburger, Peter (Hg.): Bildung und Wissensgesellschaft. 200(cid:25), Burke, Peter: Papier und Marktgeschrei. 2001, Klieme, Eckhard et al.: Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards. 2003. Schlüter, Andreas(cid:30) Strohschneider, Peter (Hg.): Bildung? Bildung(cid:4) 2009, Lange, Bernward: Bildungsstandards und Lehrerbildung. 200(cid:27) u.v.m. (cid:24) Deutschland sei „Auf dem Weg zur Bildungsrepublik“. Merkel, Angela: CDU-Beschluss vom 13.10.200(cid:27) bzw. Bundesbildungsministerin (cid:45)ohanna Wanka zum Bildungsbericht 2014 in: (cid:50).V. (sueddeutsche.de): „Deutschland ist eine Bildungsrepublik(cid:5) 201(cid:24). Vgl. auch Schipanski, Dagmar: Deutschland auf dem Weg in die Wissensgesellschaft. 2002. (cid:25) Vgl. Lehmann, Kai(cid:30) Schetsche, Michael: Die Google-Gesellschaft. 200(cid:24), Röhle, Theo: Der Google-Komplex. 2010. Auch Manuel Castells beschreibt eine neue Funktion von Wissen, in der dieses nicht mehr nur konsumiert, sondern von jedem selbst produziert werden könne. Vgl. Castells, Manuel: Der Aufstieg der (cid:49)etzwerkgesellschaft. 2004. 7 Liessmann, Konrad Paul: Theorie der Unbildung. 2009, Bonner, Stefan(cid:30) Weiss, Anne: Genera- tion Doof. 200(cid:27), Pöppel, Ernst(cid:30) Wagner, Beatrice: Dummheit. 2013, Witzer, Brigitte: Die Dik- tatur der Dummen. 2014, Heizlmaier, Berhard in Bohmann, Christin (DIE WELT): „Auf dem besten Wege in die absolute Verblödung“. 2013. (cid:27) Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beide Geschlechter. 1.2 Methode und Vorgehen 11 dierten Beschreibung des Feldes ein Thema, das zentral für die Entwicklung unserer Gesellschaft ist, überhaupt diskutierbar zu machen. Der Schüler in Goethes Faust wünscht „recht gelehrt zu werden“9 und fragt, durch das Studium welcher Wissenschaft er dies erreichen könne. Auch im ana- l(cid:92)sierten Bildungsdiskurs wurden (cid:50)rientierungshilfen verlangt und beispielswei- se im Bestseller Bildung. Alles was man wissen muss von Dietrich Schwanitz 1999 gefunden. Im (cid:45)ahr 2000 sorgten dann erstmals die Ergebnisse deutscher Schüler bei der PISA-Studie10 für Furore. Die offenbar unvermeidbare Anzie- hungskraft dieser Themen und die Ausbildung einer breiten und bis heute anhal- tenden Debatte über Bildung drückte sich 201(cid:24) beispielsweise am Tweet der (cid:49)utzerin (cid:49)aina „Ich bin fast 1(cid:27) und hab keine Ahnung von Steuern, Miete und Versicherungen. Aber ich kann ne Gedichtanal(cid:92)se schreiben. In 4 Sprachen“ und daran anschließende Diskussionen11 aus. Auffällig daran ist, dass in Deutschland „der Ausdruck ‚Bildung‘ einen be- sonderen Klang und womöglich seine eigene Unverzichtbarkeit“12 hat. Doch was wird unter Bildung verstanden, was unter diesem Begriff verhandelt, argumen- tiert und gerechtfertigt und – vor allem – mit welchen Mitteln? 1.2 Methode und Vorgehen Dieser Arbeit liegt eine Anal(cid:92)se deutscher Printmedien im Zeitraum 199(cid:24) bis 201(cid:24) zu Grunde. Artikel der deutschen Presse, Bücher sowie die Programma- tiken ausgesuchter Bildungskanons wurden diskursanal(cid:92)tisch untersucht, um Regeln und Argumentationsstrategien im Bildungsdiskurs herauszuarbeiten. Von „lat. discursus: das Auseinanderlaufen, Hin- und Herlaufen“13 wird der Begriff Diskurs bei Michel Foucault „in seiner materiellen Wirklichkeit als ge- sprochenes oder geschriebenes Ding“14 und laut Laura Kajetzke „vor allem in 9 Siehe Eingangszitat. Goethe, (cid:45)ohann Wolfgang: Faust. Der Tragödie erster Teil. 19(cid:27)(cid:25), S.(cid:24)3. 10 PISA (cid:32) Programme for International Student Assessment. „PISA-Studien werden seit dem (cid:45)ahr 2000 alle drei (cid:45)ahre durchgeführt. Untersucht werden die Leistungen von 1(cid:24)-jährigen Schüle- rinnen und Schülern sowie deren Lernmotivation, ihre Selbsteinschätzung und ihre Lernstrate- gien. Gegenstand der Tests ist nicht das Beherrschen von Lehrplaninhalten. Vielmehr geht um die Fähigkeit oder Kompetenz, Wissen in der Praxis anzuwenden. Außerdem wird der Einfluss von sozialer Herkunft, Geschlecht oder Migrationshintergrund auf das Leistungsniveau erfasst. PISA bietet damit (cid:50)rientierungspunkte zur Verwirklichung von Chancengerechtigkeit im Bil- dungss(cid:92)stem.“ Vgl.: (cid:50)ECD: PISA-Hintergrund. 201(cid:24). 11 Vgl. Greiner, Ulrich (DIE ZEIT): Schönheit muss man lernen. 201(cid:24), Mounk, (cid:60)ascha (DIE ZEIT): Allgemeinbildung ist überschätzt. 201(cid:24), (cid:49)estler, Franz (faz.net): Wie ein Tweet eine Bildungsdebatte auslösen konnte. 201(cid:24). 12 Strohschneider, Peter: Bildung? Bildung(cid:4) 2009, S.1(cid:25). 13 Gerhard, Ute et al.: Diskurs und Diskurstheorien. 2001, S.11(cid:24). 14 Foucault, Michel: Die (cid:50)rdnung des Diskurses. 2014, S.10. 12 1 Einführung den Medien als S(cid:92)non(cid:92)m für alles (medial vermittelte) öffentlich Gesprochene und Geschriebene zu einer bestimmten Thematik mit gesellschaftlicher Relevanz verwendet.“1(cid:24) Ich untersuche das „(medial vermittelte) [(cid:171)] Geschriebene“: Zeitungen, Fachmagazine und Zeitschriften1(cid:25) bilden zusammen mit Büchern und 10 ausge- wählten Monographien, die sich als Bildungskanons17 deklarieren beziehungs- weise Kanon stiftenden Anspruch erheben und im Untersuchungszeitraum in Deutschland Bekanntheit erlangten1(cid:27), den Korpus meiner Arbeit. Auf Grund des Umfangs und der Brisanz der Bildungsdebatte konzentriere ich mich in meiner Diskursanal(cid:92)se auf den Begriff des Kanons, der im Untersu- chungszeitraum regelrecht als diskursives Attraktionszentrum und Knotenpunkt vieler wissenschaftlicher Einzeldisziplinen – (cid:84)uasi als eine Art ‚Bildungsdebatte en miniature’ – fungierte. Die (cid:49)otwendigkeit einer Untersuchung der Kanonde- batte bestätigen sowohl die zahlreichen in den (cid:45)ahren nach Bildung. Alles, was man wissen muss von Dietrich Schwanitz erschienenen Bildungskanons als auch die vorwiegend literaturwissenschaftliche Kanonforschung19, welche unter ande- rem fordert, dass Kanonliteratur „als Medium der Sozialisation und Identitätsbil- dung(cid:5)20 betrachtet werden muss. Ein erheblicher Grund für diese neugewonnene Attraktivität des Kanons scheint die Konjunktur des Internetdienstes World Wide Web Mitte der 1990er (cid:45)ahre zu sein. Mit dem Wandel vom Leitmedium Buch zum Internet erhielt die 1(cid:24) Kajetzke, Laura: Wissen im Diskurs. 200(cid:27), S. 29. 1(cid:25) die in der Fachdatenbank Lexis(cid:49)exis erfasst sind, inklusive den (cid:50)nline-Publikationen etablier- ter Zeitungen und Verlage, bspw. ZEIT-online, sueddeutsche.de etc. 17 Im Folgenden wird die Mehrzahl Kanons verwendet. In einigen Zitaten findet sich die eben- falls richtige Schreibweise Kanones wieder. 1(cid:27) Schwanitz, Dietrich: Bildung. Alles, was man wissen muss. 1999, Fuhrmann, Manfred: Der europäische Bildungskanon des bürgerlichen Zeitalters. 2000, Elschenbroich, Donata: Welt- wissen der Siebenjährigen. 2001, Zschirnt, Christiane: Bücher. Alles, was man lesen muss. 2002, Fischer, Ernst Peter: Die andere Bildung. 2003, Uthmann, (cid:45)örg von: Bildung für alle Le- benslagen. 2004, Fuhrmann, Manfred: Der europäische Bildungskanon. 2004, Reich-Ranicki, Marcel: Der Kanon. 2002-200(cid:25), B(cid:92)ron, (cid:45)onathan: (cid:45)onathan B(cid:92)ron(cid:10)s Bildungs-(cid:49)avigator. 2007, Sentker, Andreas(cid:30) Willmann, Urs: Das Wissen dieser Welt. Der ZEIT-Bildungskanon. 2009, Mohr, (cid:45)oachim et. al.: Was wir heute wissen müssen. 2011. 19 Assmann, Aleida et al.: Kanon und Zensur. 19(cid:27)7, He(cid:92)debrand, Renate von (Hg.): Kanon, Macht, Kultur. 199(cid:27), (cid:49)euhaus, Stefan: Revision des literarischen Kanons. 2002, Korte, Her- mann (Hg.): Literarische Kanonbildung. Kümmerling-Meibauer, Bettina: Kinderliteratur, Kanonbildung und literarische Wertung. 2003, Fuhrmann, Manfred: Der europäische Bil- dungskanon. 2004, Ehrlich, Lothar et al. (Hg.): Die Bildung des Kanons. 2007, Saul, (cid:49)icholas et al. (Hg.): Literarische Wertung und Kanonbildung. 2007, Korte, Hermann (Hg.): Siegener Schriften zur Kanonforschung. 200(cid:24), Stockinger, Claudia et al. (Hg.): Kanon, Wertung und Vermittlung. 2011, (cid:49)euhaus, Stefan et.al: Der Wert der Literatur. 2013. Karg, Ina et al. (Hg.): Kanon und Literaturgeschichte. 2014. 20 Vgl. Assmann, Aleida: Kanonforschung als Provokation der Literaturwissenschaft. 199(cid:27), S.(cid:24)3.