w DE G ReHgionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten Herausgegeben von Walter Burkert und Carsten Colpe Band XXX Walter de Gruyter • Berlin · New York 1971 Garizim und Synagoge Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur samaritanischen Religion der aramäischen Periode von Hans Gerhard Kippenberg Walter de Gruyter · Berlin • New York 1971 ISBN 3 11 001864 0 © 1971 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 (Printed in Germany) Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomedianischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Satz und Druck: Franz Spiller, Berlin 36 MEINEN ELTERN VORWORT Diese Arbeit ist ein religionsgeschichtlicher Versuch und eine Vor- arbeit. Mehr kann sie nicht sein, weil sie sich in ein Gebiet begibt, das erst wenige betreten haben. Die zahlreichen heidnischen, jüdischen und christlichen Nachrichten über Samaritaner regten keine profunde und kontinuierliche Untersuchung der Gemeinde zu Sichern an. Und auch die gelegentlichen neutestamentlichen Erwähnungen von Samaritanern weck- ten nicht jenen historischen Wissensdurst, den die theologische Wissen- schaft ansonsten so auszeichnet. So blieb in der antiken Religionsgeschichte ein Raum ausgespart, den man mit Spannung betritt — allerdings nicht ohne Sorge, man könnte Wichtiges übersehen oder Belangloses über- bewerten. Die Erforschung dieses Raumes kann schwerlich in einem Arbeitsgang geleistet werden. Erst eine breitere und längere Diskussion über die samaritanische Religion der Antike wird Hypothesen und ver- läßliche Ergebnisse trennen können, die jetzt vielleicht noch ineinander- liegen. Die vorliegende Untersuchung entstand in den Jahren 1964—68 und wurde der Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen als Dissertation vorgelegt. Sie ist aus jahrelangen Studien bei Professor Dr. Dr. Carsten Colpe hervorgegangen. Als Prof. Colpe 1962 in Göttingen einen Lehrstuhl für Religionsgeschichte übernahm, führte mich ein Interesse an der sogenannten Umwelt des Neuen Testaments in seine Seminare. Noch im Banne der Hermeneutik Rudolf Bultmanns stehend meinte ich, die Besonderheit früher christlicher Verkündigung am besten auf Grund ihres Verhältnisses zu jüdischen oder hellenistischen religiösen Traditionen zu erfassen. Die Mitarbeit in den Seminaren von Prof. Colpe machte mir bewußt, daß alle religiöse Überlieferung bestimmt ist von dem historisch-sozialen Ort der Gemeinschaft, in der sie artiku- liert und tradiert wird. Vor der Untersuchung von Traditionsflüssen zwischen verschiedenen Gruppen wie Essenern, Pharisäern, Juden- christen, Gnostikern muß eine Erfassung der inneren Struktur und des gesellschaftlichen Standortes dieser Gruppen stehen. Die religiösen Tra- ditionen sind als Bewußtseinsformen zu interpretieren, in der diese νπι Vorwort Gruppen ihre eigene Geschichte begreifen und handelnd gestalten. Die- sem Ziel soll die Untersuchung der samaritanischen Religion der Antike dienen. Eine Auswertung sowohl in Richtung auf eine historische Reli- gionssoziologie wie auf eine Geschichte der religiösen Gemeinschaften Palästinas ist nötig, hätte den Rahmen dieser Arbeit jedoch vollkommen gesprengt. Das alles soll weniger die Intention dieser Arbeit benennen als den Anteil umschreiben, den die wissenschaftliche Arbeit in den Semi- naren von Prof. Colpe an ihrem Werdegang gehabt hat. Herrn Prof. Colpe, der alle Etappen dieser Untersuchung mit Aufmerksamkeit be- gleitet hat, gehört daher mein großer Dank. Zahlreiche weitere Wissenschaftler haben mir wertvolle Hinweise gegeben: Herr Prof. Dr. W. Burkert zum Verständnis griechischer Nach- richten, Herr Dr. R. Hanhart zu Septuaginta-Fragen, Herr Prof. Dr. J. Jeremias zur Geschichte des Garizim-Kultes, Herr Prof. Dr. J. Mac- donald in Leeds zur Interpretation samaritanischer Texte, Herr Prof. Dr. R. Macuch zur Ubersetzung aramäischer Stücke und Herr Dr. B. Schaller zum Verhältnis Samaritaner—Juden. Herr Prof. Colpe und Herr Prof. Burkert haben als Herausgeber der Reihe die Druckfahnen mitkorrigiert. Ihnen allen sei herzlich gedankt. Gleiches gilt für die, die finanziell das Zustandekommen dieser Arbeit ermöglicht haben. Der Kirchenausschuß der Bremischen Evange- lischen Kirche hat unter seinem Schriftführer Pastor D. Günter Besch mir in Göttingen in den Jahren 1964—1967 eine sog. Repetentenstelle zuge- billigt, durch die ich finanziell unabhängig wurde. Der Deutsche Akade- mische Auslandsdienst hat mir im Herbst 1966 einen vierteljährigen Aufenthalt in Leeds (Groß-Britannien) ermöglicht, durch den mir wich- tige englische Arbeiten über die samar. Religion zugänglich wurden. Und schließlich hat die Bremer Stiftung zur Förderung der Wissenschaf- ten und der Universität durch einen Zuschuß die Drucklegung dieser Arbeit ermöglicht. Zum Schluß muß noch ein Wort zu den Transskriptionen samar. Wörter gesagt werden. Da die Aussprache des samar. Aramäisch eigenen phonetischen Regeln folgt, habe ich auf vokalisierte Transskriptionen weitgehend verzichtet. Samar. Namen gebe ich in der Form der Zürcher Bibel, sofern sie auch im Alten Testament vorkommen, und in hebrä- ischer Form, sofern sie nicht biblisch sind. Wichtige samaritanische ter- mini technici und regelmäßig wiederkehrende Namen mußte ich natür- lich transskribieren. Ich habe das nach masoretischen Regeln getan. Die Vorwort IX Transskriptionen entsprechen den von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft aufgestellten Regeln. Die Arbeit ist meinen Eltern gewidmet, die nach dreißig Jahren geduldigen Wartens hier zum erstenmal ein Resultat ihrer Liebe und Aufmerksamkeit in den Händen halten. Berlin, im August 1970 Hans G. Kippenberg