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Ganze Tage in den Bäumen PDF

88 Pages·2007·0.3 MB·german
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Probleme der Philosohie Marguerite Duras Ganze Tage in den Bäumen edition suhrkamp SV edition suhrkamp Marguerite Duras, geboren 1914 in Indochina, lebt heute in Paris. Prosa.: Heiße Küste 1950 (deutsch 1952); Ein ruhiges Leben 1944 (deutsch 1962); Die Pferdchen von Tarquinia 1953 (deutsch 1960); Moderato cantabile 1958 (deutsch 1959); Der Nachmit- tag des Herrn Andesmas 1962 (deutsch 1963); Die Verzückung der Lol V. Stein 1964, Dramen: Gespräch im Park 1957; Die Viadukte 1961. Filmdrehbuch: Hiroshima mon amour 1960 (deutsch 1961). Marguerite Duras erzählt die Geschichte einer Entfremdung. Eine Mutter besucht ihren Sohn, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat und der in Paris sein eigenes Leben lebt; sie hatte gehofft, ihn unverändert vorzufinden, anhänglich und jungenhaft, und muß nun erkennen, daß er ihrem Einfluß längst entwachsen ist; daß sie ihn an eine fremde, ihr unverständliche Welt ver- loren hat; daß nurmehr eine Konvention sie miteinander ver- bindet. Der Versuch, zurückzuholen, was einmal Wirklichkeit war, mißlingt. »Marguerite Duras erzählt in kurzen, sachlichen Sätzen, Aber diese Sätze gehen auf irrationalen Wegen. Zwischen allen ist ein leerer Raum, darin die Hintergründe durchscheinen und darin wir das Feuer spüren, das uns selber immer mehr mit seiner dämonischen Gewalt erfaßt.« Neue Zürcher Zeitung Marguerite Duras Ganze Tage in den Bäumen Suhrkamp Verlag Die französische Originalausgabe erschien 1954 unter dem Titel Des journées entières dans les arbres Deutsch von Elisabeth Schneider edition suhrkamp 80 1.–10. Tausend 1964 Copyright 1954 by Librairie Gallimard, Paris. © Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1964. Deutsche Erstausgabe. Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffent- lichen Vertrags, des Rundfunkvortrags und der Verfilmung, auch ein- zelner Abschnitte. Satz, in Linotype Garamond, Druck und Bindung bei Georg Wagner, Nördlingen. Gesamtausstattung Willy Fleckhaus. Ganze Tage in den Bäumen Er blickte beiseite, um ihrem eingefallenen, farblos gewordenen Blick nicht zu begegnen. Schon als sie aus dem Flugzeug stieg, hatte er an ihrem unendlich be- hutsamen Schritt über die Gangway verstanden. Also war es wirklich soweit: eine alte Frau saß neben ihm. Und die Mutter sah es, weil ihr Sohn Tränen in den Augen hatte. Da ergriff sie seine Hand. – Das ist ganz plötzlich gekommen, erklärte sie zart, im Winter vor zwei Jahren. Eines Morgens habe ich in den Spiegel gesehen und habe mich nicht wieder- erkannt. – Aber nein. – Doch, doch, ich weiß. Das kommt eben so, ganz plötzlich. Ich hätte dir Photos schicken sollen, man denkt nicht daran … Aber das ist kein Grund, um traurig zu sein. Ich bin alt, aber weiter nichts, ich fühle mich sehr wohl. – Mama. – Ja, mein Junge, ja. Ich konnte nicht mehr, ich mußte dich wiedersehen. Fünf Jahre ohne sich zu sehen, so etwas sollte man nie tun. – Da hast du recht. Sie fuchtelte mit ihren dünnen Armen. Ihre Jacken- ärmel schoben sich hoch: er sah ihre mit Armbändern behängten Handgelenke, ihre mageren Finger voller Diamanten. – Du hast schönen Schmuck, sagte er. – Natürlich! Ich bin doch reich geworden … – sie lächelte wie ein Heimlichtuer. Von nun an reich und goldbedeckt bis zur Torheit. Es ist aus, dachte der Sohn. Er hatte nie gedacht, daß 7 man seine Mutter eines Tages so schwer wiedererken- nen würde. Das wunderte ihn. – Doch, ich weiß, daß du reich bist. – Oh nein, du weißt nicht, wie reich. – Reicher als zuvor? – Viel reicher, mein Junge. Er legte ihr den Arm um die Schultern. – Aber warum so viele, viele Armbänder? – Aber das ist doch Gold, verwunderte sie sich. Sie streckte die Arme aus, kümmerte sich nicht um Paris, zeigte sie ihm, damit er sie bewunderte. Das rasselte alles an ihr, zu groß. – Ich wäre schön dumm; jetzt trage ich sie. – Alle? – Alle. Ich habe sie mein Leben lang genug entbehren müssen. Draußen war ein strahlend blauer Frühlingstag, und leichte, frische Böen fegten über die Straßen. Freie Männer, mit fernen oder toten Müttern, gingen auf den Trottoiren. – Du hast recht, sagte er. – Was? Sie alle zu tragen? – Ja. – Aber wie mich friert. – Das hat nichts zu sagen, Mama. Die Erschöpfung. Das hat nichts zu sagen. Sobald sie daheim waren, sank sie in einen Sessel. – Na also, erklärte sie, da bin ich. Eine junge Frau erschien. – Marcelle, sagte der Sohn. Sie lebt mit mir, wie ich dir geschrieben habe. 8

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