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Galen: Einführung in die Logik: Kritisch-exegetischer Kommentar mit deutscher Übersetzung PDF

148 Pages·1961·12.008 MB·German
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DEUTSCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN Institut für griechisch-römische Altertumskunde Arbeitsgruppe für hellenistisch-römische Philosophie Veröffentlichung Nr. 8 GALEN EINFÜHRUNG IN DIE LOGIK Kritisch-exegetischer Kommentar mit deutscher Ubersetzung von JÜRGEN MAU AKADEMIE-VERLAG • BERLIN 1960 Alle Rechte vorbehalten Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 1, Leipziger Str. 3/4 Copyright I960 by Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 1 Lizenz-Nr. 202 • 100/68/60 Satz, Druck und Einband: IV/2/14 • VEB Werkdruck Gr&fenhainichen • 1261 Bestellnummer: 2053/8 Preis: DM 12,50 Printed in Germany Es 7 M INHALT Vorwort V—VI Abkürzungsverzeichnis VII—VIII Erklärung der oft verwendeten logischen Symbole . . VIII Übersicht IX Gliederung des Textes XI—XII Kommentar 1—63 Wörterverzeichnis zur Übersetzung 64—69 Übersetzung (als Beilage) 1—27 VORWORT Im Jahre 1844 gab der griechische Gelehrte MINOIDES MINAS in Paris unter dem Titel rakrjvov eloaywyrj ôiaXsxnxrj eine Handschrift des 13. Jahrhunderts heraus, die er im Keller eines Athos-Klosters vor dem völligen Zerfall gerettet hatte und die jetzt ein Teil des Cod. Suppl. Gr. 635 der Bibliothèque Nationale in Paris ist. Da die Handschrift nicht nur durch Wasser-, Fäulnis- und mechanische Schäden stark gelitten hatte, sondern auch ihr Schreiber durch Mißverständnis und Unachtsamkeit viel Verwirrung gestiftet hatte, gehört dies Druckwerk, wie PRANTL 591 — diesmal ohne zu übertreiben — sagt, ,,zu den schändlichsten Producten, welche man sich denken kann", denn die Kenntnisse des MINAS waren der Aufgabe der Emendation keineswegs gewachsen. Trotzdem erregte die Schrift lebhaftes Interesse, und PRANTL, obwohl er sie für unecht wenn auch nicht viel später als Galen hielt, zitiert sie in seiner verdienst- vollen Geschichte der Logik des Abendlandes so ausführlich und mit so vielen Textbesserungen, daß man die betreffenden Abschnitte seiner Ge- schichte als die erste brauchbare Ausgabe der Introductio werten kann. Aus mehreren Gründen schloß man sich allgemein PRANTLS Unechtheits- erklärung an. 1. Die Sprache erschien auch in der von PRANTL gebesserten Form als schlechthin barbarisch. 2. Angesichts der Tatsache, daß Galen in seinen philosophischen und medizinischen Schriften viel gegen die Stoa polemisierte, befremdete es, daß er hier eine vermittelnde Stellung zwischen Stoa und Peripatos ein- nimmt. 3. Von der noch heute oft so genannten vierten Galenischen Figur steht nichts in unserer Schrift. Erst als C. KALBFLEISCH nach sorgfältiger Vergleichung der Hand- schrift im Jahre 1896 seine vorbildliche Teubner-Ausgabe vorgelegt hatte, in der die Masse dessen, was man bisher als Unsinn des Autors angesehen hatte, nunmehr unter der Hand des scharfsinnigen Text- kritikers zu einem Häuflein Korruptelen zusammengeschrumpft war, VI Vorwort erwog man wieder die Autorschaft des Galen, und der Aufsatz KALB- FLEISCHS in den Jahrbüchern für klassische Philologie, Suppl. 23, 1897, 679—708 beseitigte die letzten Zweifel an der Echtheit. Unser Interesse an der Schrift würde sich aber um nichts verringern, wenn bewiesen wäre, daß sie, wie PRAKTL etwa wollte, gegen Ende der zweiten Sophistik um die Wende vom 2. zum 3. Jahrhundert von einem unbekannten und minderbegabten Philosophielehrer als Schulbuch verfaßt wäre. Für uns ist wichtig, daß wir hier das einzige antike vollständig erhaltene Logik- kompendium überhaupt vor uns haben und zugleich die älteste erhaltene nacharistotelische Darstellung der Logik. Von dem etwa gleichzeitigen Kompendium des Apuleius, Ilegl ¿Qprjveiag, ist ja nur der Teil erhalten, der die aristotelische Syllogistik behandelt; Diogenes Laertius und Sextus Enpiricus, unsere Hauptquellen für die stoische Logik, berichten nur innerhalb ihrer Philosophiegeschichte bzw. ihrer Polemik über einzelne Lehren. Ciceros Topik verfolgt eher ein rhetorisches als ein logisches Ziel. Gerade das, was PRANTL an unserer Schrift tadelt, ist es, was sie vom Standpunkt der modernen formalen Logik aus so interessant macht, nämlich das Bemühen, die bis dahin getrennten Systeme der aristote- lisch-platonischen Begriffslogik und der stoisch-megarischen Aussagen- logik unter einer höheren Einheit zusammenzusehen. Dies aufzuzeigen ist das Hauptziel des vorliegenden Kommentars, der außerdem noch text- kritisch über das von KALBFLEISCH Gegebene hinauszukommen sucht und damit eine künftige Neuherausgabe des griechischen Textes vor- bereiten will. Die beigegebene Übersetzung soll nur so eindeutig wie mög- lich zeigen, wie ich den Text verstanden wissen möchte. Sie geht durch- weg vom Text KALBFLEISCHS aus, abweichende Lesungen werden im Kommentar begründet. Die, soweit mir bekannt, einzige vorliegende Übersetzung, die von EMIL ORTH (S. S. VII), verfolgt nicht das Ziel einer durchgehenden Exegese und wurde daher nur gelegentlich zu Rate ge- zogen. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS Aristot. = Aristoteles Anal. pr. = Analytica priora Anal. po. = Analytica posteriora ed. and comm. by W. D. Ross, Oxford 1949 BOCHEÑSKI LT = J. M. BOCHEÑSKI, La Logique de Théophraste, Fribourg en Suisse 1947 BOCHEÑSKI AFL = Ders., Ancient Formal Logic, Amsterdam 1951 BOCHEÑSKI FL = Ders., Formale Logik, Freiburg-München 1956 BOCHEÑSKI GL = Ders., Grundriß der Logistik, Paderborn 1954 DL = Diogenes Laertius, ed. R. D. HICKS, London 1925 (Loeb Classical Library) Kf = Galeni Introductio dialéctica, ed. C. KALBFLEISCH, Lipsiae 1896 LUKASIEWICZ = JAN LUKASIEWICZ, Aristotle's Syllogistic from the Standpoint of Ar. Syll. Modern Formal Logic, Oxford 1951 (1. Aufl.) . Die Zitate gelten auch für die 2. Aufl. von 1957 MAIER SA = HEINRICH MAIER, Die Syllogistik des Aristoteles, Tübingen 1896 MATES SL = BENSON MATES, Stoic Logic, Berkeley Los Angeles 1953 MATES DI = Ders., Diodorean Implication, The Philosophical Review 58, 1949, 234-242 ORTH = Galenos, Einführung in die Logik, Dt. Übers, von EMIL ORTH, Rom 1938 PL = Patrologiae cursus completus, series Latina, ed. P. MIGNE, Parisiis POHLENZ = MAX POHLENZ, Die Stoa, Göttingen 1948 PRANTL = CARL PRANTL, Geschichte der Logik im Abendlande, München 1855, Neudruck: Berlin und Darmstadt 1955 RIJK = L. M. RIJK, The Place of the Categories of Being in Aristotle's Phi- losophy, Assen 1952 Ross = s. unter Aristot. RÜSTOW = ALEXANDER RÜSTOW, Der Lügner, Diss. phil. Erlangen 1910 SCHEU = Sister M. SCHEU OSF, The Categories of Being in Aristotle and St. Thomas, Washington 1944 (The Catholic University of America, Philos. Studies, vol. 88) VIII Symbolik SE = Sexti Empirici Opera, vol. 1—2 ed. H. MTJTSCHMANN, vol. 3 ed. J. MAU, Lipsiae 1912, 1914, 1954 M = Adversus mathematicos I—XI PH = Pyrrhoneae hypotyposes I—III = JAMES W. STAKELUM, Galen and the Logic of Proposition, Romae STAKELUM 1940 (Logicalla Nr. 2) = Stoicorum veterum fragmenta, coll. J. AB ARNIM, Lipsiae 1903 SVF ERKLÄRUNG DER OFT VERWENDETEN LOGISCHEN SYMBOLE Im Kommentar wird gelegentlich die logistische Schreibweise verwendet, besonders da, wo die Richtigkeit und logische Exaktheit einer Behauptung Galens bewiesen werden soll. Mir schien hierfür die Symbolik LUKASIEWICZS am handlichsten, deren Hauptvorteil das Fehlen von Klammern und Punkten ist. Wendet man diese Symbolik aber konse- quent an, dann muß man die alten, uns aus dem berühmten Merkvers geläufigen Kon- stanten der klassischen Logik (A E I 0) fallen lassen, weil drei dieser Buchstaben von LTJKASIEWICZ als aussagenlogische Funktoren verwendet werden. Diesen Verzicht leistete BOCHENSKI in seiner vortrefflichen 'Logique de Theophraste', zum Schaden der Lesbar- keit. Ich habe sowohl die aussagenlogischen Funktoren LUKASIEWICZS als auch die tradi- tionellen Konstanten beibehalten, indem ich stets dort, wo eine Aussage von einem im Sinne der Syllogistik einfachen Ausdruck (im folgenden termlogisches Urteil), z. B., ,,A ab" (alle a sind b) gebildet wird, diese in Klammern gesetzt habe. Es heißt also: (A ab): „Alle a sind 6" A pq: „Entweder p oder q". Diese Klammern wurden auch dort verwendet, wo die Aussage durch eine mathemati- sche Gleichung o. dgl. gebildet wird. In dem Ausdruck A p N p kann also p ersetzt werden durch z. B. (1 +2 = 3). Noch einmal die Grundregel für das Lesen der LUKASIE- wiczschen Symbolik (gute Erklärung: LTJKASIEWICZ Ar. Syll. 78—79): Die Argumente folgen stets unmittelbar auf ihren Funktor. Es heißt also z. B.: C pq „Wenn p, dann q" C K C p q p q „Wenn, wenn p dann q, und p, dann q" C K (Abc) (Aab) (Aac) „Wenn alle c c sind und alle o 6 sind, dann sind alle a c" (Barbara) VIII Symbolik SE = Sexti Empirici Opera, vol. 1—2 ed. H. MTJTSCHMANN, vol. 3 ed. J. MAU, Lipsiae 1912, 1914, 1954 M = Adversus mathematicos I—XI PH = Pyrrhoneae hypotyposes I—III = JAMES W. STAKELUM, Galen and the Logic of Proposition, Romae STAKELUM 1940 (Logicalla Nr. 2) = Stoicorum veterum fragmenta, coll. J. AB ARNIM, Lipsiae 1903 SVF ERKLÄRUNG DER OFT VERWENDETEN LOGISCHEN SYMBOLE Im Kommentar wird gelegentlich die logistische Schreibweise verwendet, besonders da, wo die Richtigkeit und logische Exaktheit einer Behauptung Galens bewiesen werden soll. Mir schien hierfür die Symbolik LUKASIEWICZS am handlichsten, deren Hauptvorteil das Fehlen von Klammern und Punkten ist. Wendet man diese Symbolik aber konse- quent an, dann muß man die alten, uns aus dem berühmten Merkvers geläufigen Kon- stanten der klassischen Logik (A E I 0) fallen lassen, weil drei dieser Buchstaben von LTJKASIEWICZ als aussagenlogische Funktoren verwendet werden. Diesen Verzicht leistete BOCHENSKI in seiner vortrefflichen 'Logique de Theophraste', zum Schaden der Lesbar- keit. Ich habe sowohl die aussagenlogischen Funktoren LUKASIEWICZS als auch die tradi- tionellen Konstanten beibehalten, indem ich stets dort, wo eine Aussage von einem im Sinne der Syllogistik einfachen Ausdruck (im folgenden termlogisches Urteil), z. B., ,,A ab" (alle a sind b) gebildet wird, diese in Klammern gesetzt habe. Es heißt also: (A ab): „Alle a sind 6" A pq: „Entweder p oder q". Diese Klammern wurden auch dort verwendet, wo die Aussage durch eine mathemati- sche Gleichung o. dgl. gebildet wird. In dem Ausdruck A p N p kann also p ersetzt werden durch z. B. (1 +2 = 3). Noch einmal die Grundregel für das Lesen der LUKASIE- wiczschen Symbolik (gute Erklärung: LTJKASIEWICZ Ar. Syll. 78—79): Die Argumente folgen stets unmittelbar auf ihren Funktor. Es heißt also z. B.: C pq „Wenn p, dann q" C K C p q p q „Wenn, wenn p dann q, und p, dann q" C K (Abc) (Aab) (Aac) „Wenn alle c c sind und alle o 6 sind, dann sind alle a c" (Barbara)

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