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Galaktozentrische Bahnelemente von 1026 Fixsternen in der nächsten Umgebung der Sonne PDF

75 Pages·1952·3.022 MB·German
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ISBN 978-3-662-37490-0 ISBN 978-3-662-38255-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-38255-4 Galaktozentrische Bahnelemente von 1026 Fixsternen in der nächsten Umgebung der Sonne Von Karl Schütte (München) korresp. Mitglied der Österr. Akademie der Wissenschaften (Mit 3 Abbildungen) (Teil I und Teil Il vorgelegt in der Sitzung am 27. November 1952) Teil I: Ziel und Methode der Untersuchung § 1. Einleitung Seitdem LindLla d 1926 die Theorie der galaktischen Rotation aufgestellt hat, und Oort 1927 die Doppelsinuswelle in den Radialgeschwindigkeiten und in den Eigenbewegungen nachgewiesen hat, nimmt man allgemein an, daß die Sonne und die meisten anderen Fixsterne sich in Kreisbahnen um das galaktische Zentrum bewegen. Abgesehen von einigen Betrachtungen über die "Schnell läufer", deren Sonderstellung schon früh erkannt worden ist, wurde merkwürdigerweise bisher niemals der Versuch unter nommen, für eine möglichst große Zahl von Sternen deren Bahnelemente um das galaktische Zentrum zu bestimmen und zu untersuchen. Einer der Gründe hiefür mag der sein, daß eine für die Massenanwendung geeignete bequeme Methode bisher nicht vorlag. Andererseits ist selbstverständlich klar, daß solche Bahn elemente für eine große Zahl von Sternen nur sehr roh sein können, wenn man sie als Keplersche Bahnen des Zweikörper problems, also ohne Rücksicht auf die gegenseitigen Störungen, betrachtet. Es kann und soll auch hier nicht behauptet werden, daß die Sterne für lange Zeiträume in denjenigen Bahnen laufen, welche durch die errechneten Elemente gegeben sind. 288 K. Schütte Vielmehr sind diese Bahnelemente nichts anderes als osku lierende Elemente, wie man sie ja auch bei den Kleinen Pla neten zuerst bestimmt. Es ist aber zu erwarten, daß sich aus einer größeren Anzahl von Sternen immerhin ein wertvolles statistisches Bild ergeben wird. Wollte man andererseits auf ein Potential der Milchstraße Rücksicht nehmen, so werden die Bahnrechnungen sehr kom pliziert; man wäre dann gezwungen, sich auf eine ganz kleine Anzahl von Bahnen zu beschränken, die dann ihrerseits über das Gesamtbild kaum etwas aussagen werden; selbst wenn man die Potentialfunktion in der Nähe der Sonne kennen würde, so bliebe sie in ihrem Gesamtverlauf doch noch weitgehend unbekannt, und es würden zwar sicher interessante, aber doch nur fingierte Beispiele erhalten werden. Erst nach Entwicklung der unten beschriebenen Methode kam mir eine Untersuchung von W. Lohmann zu Gesicht, in I der wohl erstmals der Versuch gemacht wird, für eine gewisse ausgewählte Gruppe von Sternen, nämlich von 59 Unterzwergen, die galaktozentrischen Bahnelemente zu bestimmen. Aber gerade die Beschränkung auf eine ausgewählte Gruppe yon Sternen verbietet allgemeine Schlüsse. Hier soll nun erstmals der Versuch gemacht werden, für eine möglichst große Zahl von Sternen aller Typen mit be kannten Bestimmungsstücken, die galaktozentrischen Bahn elemente zu bestimmen und zu diskutieren. Hiegegen könnte man noch die Einwendung machen, daß die Beobachtungs unterlagen teilweise noch ungenau sind, um sichere Resultate zu erhalten. Es wird daher eine spätere Aufgabe sein, den Ein fluß der Unsicherheit der Beobachtungsdaten zu untersuchen. Um aber von vornherein eine solche Unsicherheit möglichst weit herunterzudrücken, wurde eine Beschränkung auf Sterne mit > Parallaxen ~ 0':030,2 d. h. auf solche mit individuellen trigono metrischen und spektroskopischen Parallaxen yorgenommen. Der erfaßte Raum hat also einen Radius von 33 pe und ein Volumen von 15 I X 103 Kubikparsec. Innerhalb dieses Raumes Siehe Nr. 15 der Katalogliste in § 8. I 2 Sieben Sterne haben eine etwas kleinere Parallaxe, siehe § 9. Galaktozentrische Bahnelemente 289 ist es gelungen, die Daten von etwas mehr als 1000 Sternen zusammenzutragen, deren Bahnelemente im folgenden bestimmt werden. Da es sich also um eine ausgesprochene Massenarbeit handelt, kam es wesentlich darauf an, die Methode der Bahn bestimmung soweit zu vereinfachen, daß eine möglichst schnelle Bestimmung der Elemente durchführbar war. Dies ist so weit gehend gelungen, daß schließlich das Zusammentragen der Be stimmungsdaten und die spätere statistische Auswertung mehr Zeit aufforderten als die eigentliche Bestimmung der Bahn elemente. Wenn es aber möglich war, die dennoch umfangreiche Rechenarbeit in etwa einem Jahr zu bewältigen und zum Ab schluß zu bringen, so schulde ich hiefür meinen aufrichtigen Dank der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, die eine Sachbeihilfe zur Ausführung der Rechnungen bewilligte. Den allergrößten Teil der Rechnungen hat alsdann Frau Dr. G. Weinmann (Nürnberg) ausgeführt, die sich mit großer Sorg falt den Bahnbestimmungen gewidmet hat; auch ihr sei an dieser Stelle besonders gedankt. So ist zu hoffen, daß durch die große Zahl von Sternen - trotz beschränkter Genauigkeit - ein neuer Einblick in die Kinematik der die Sonne unmittelbar umgebenden Sterne ge wonnen wird. Teil I und II der Untersuchung werden hiemit veröffentlicht; die Answertung und weitere Diskussion folgt später. § 20 Die Methode der Bahnbestimmung eines Fixsternes Die ersten Versuche, Aufschlüsse über die Bahnverhält nisse eines Fixsternes zu erhalten, gehen schon auf K. F. Bot t linger zurück. Der von uns beschrittene Weg wird aber ein ganz anderer sein, indem in gewisser Analogie zur Bahn bestimmung der Kleinen Planeten eine ganz allgemeine Methode entwickelt werden soll. Übrigens besteht ja auch eOin grund sätzlicher Unterschied zwischen der Bahnbestimmung eines Fix sternes und der eines Kleinen Planeten, da wir bei den Fix sternen nicht über drei Bahnpunkte verfügen. Dies ist aber 290 K. Schütte eine Erleichterung, denn es ist nicht erst notwendig, die Geschwindigkeitskomponenten usw. aus drei verschiedenen Beobachtungspunkten der Bahn abzuleiten, sondern die Bahn elemente sinn. eindeutig bestimmt (im Zweikörperproblem), sobald die Koordinaten und der Vektor der Geschwindigkeit in einem Bahnpunkte gegeben sind. Sind x, y, z die rechtwinkligen Koordinaten und X, iJ, z die Geschwindigkeitskomponenten eines Fixsternes in einem unten noch näher festzulegenden Koordinatensystem, dessen xy-Ebene mit der galaktischen Ebene zusammenfallen soll, so gelten grundSätzlich dieselben Gleichungen, welche z. B. bei der Bahnbestimmung nach Laplace3 benutzt werden, nämlich: Vi. K . cos i = x fJ - y:i; - ]( . VJl. cos [L . sin i = z:i; - x z ]( . Vi. sin [L. sin i = Y z - z fJ . Vi ( . + . + ') e. sm v = K. r x x y y z ", (I) e . cos v = plr - I r . sin u = z . cosec i + r . cos u = x . cos [L y . sin [L w=u-v, wobei die Bahnelemente in der üblichen Form bezeichnet sind. Wir wählen das Koordinatensystem jetzt zweckmäßig wie folgt: Nullpunkt im galaktischen Zentrum, positive z-Achse in der Richtung zum galaktischen Nord a pol (cxo, o), positive x-Achse in der Richtung nach dem Punkt mit den + = = Koordinaten cx CXo goO, 0 0°, positive y-Achse in der Richtung nach dem Punkt mit den + Koordinaten cx = CXo 180°, 3 = goO - 00' Die Konstante K läßt sich aus dem Energiesatz bestimmen: V2 = K2 (--=- _ ~) r a' 3 Vgl. G. Stracke, Bahnbestimmung der Planeten und Kometen, Berlin 1929, S. 136. 291 Galaktozentrische Bahnelemente sofern (lie Sonnenbahn bekannt ist. FUr r8 = a8 wird dann: (3) wenn V die Geschwindigkeit der Sonne in ihrer angenommenen 8 Kreisbahn bedeutet. Es ist also möglich, aus dem Gleichungssystem (I) die Bahnelemente eines Fixsternes zu bestimmen, sobald die Ko ordinaten und Geschwindigkeiten desselben und die Sonnen bahn bekannt sind, § 3. Anwendung auf Fixsterne nahe der Sonne a) Die galaktozentrischen Koordinaten und Geschwin digkeiten Bezeichnen wir jetzt mit: X*, y*, z* die heliozentrischen Koordinaten eines Fix sternes, X8, Y8, Z8 die galaktozentrischen Koordinaten der Sonne in dem im vorigen Paragraphen festgelegten Koordinatensystem, so sind die galaktozentrischen Koordinaten eines Fixsternes: X=X8+ X* Y=Y8 +'Y* Z=Z8+ Z* Sind ferner: ;*, 'f;*, ~* die heliozentrischen Geschwindigkeitskompo nenten eines Fixsternes, ~8' "li8, ~8 die galaktozentrischen Geschwindigkeitskompo nenten der Sonne, so sind die galaktozentrischen Geschwindigkeitskomponenten eines Fixsternes gegehen durch: x=~* +;8 + !,i = '.I,i * +""Ii 8 (5) Z= ~* '08 Bei einem angenommenen Abstande der Sonne von 10000 pc \'om galaktischen Zentrum sind die heliozentrischen Koordi- 292 K, Schütte naten aller von uns betrachteten Sterne sehr klein, da wir > uns ausdrücklich auf Sterne mit 7t 0':030 beschränken. Der Abstand eines Sternes von der Sonne ist also höchstens 1/300 desjenigen der Sonne vom galaktischen Zentrum. Wir können also die heliozentrischen Koordinaten der Sterne in erster Näherung vernachlässigen und gleich Null setzen. Wir rechnen dann also so, als ob alle Sterne an der Stelle der Sonne um das galaktische Zentrum laufen, aber mit den tatsächlich be obachteten Geschwindigkeiten. Des weiteren machen wir vorerst die Annahme, daß die Sonne sich in der galaktischen Ebene bewegt. Demnach sind also jetzt: (6) Die Gleichungen (4) und (5) gehen somit über in: + x = X8 x = ~* ~8 Y=Y8 (7) und Y='I)*+T;8 (8) z=o ,z=~* Dadurch vereinfacht sich auch das Gleichungssystem (I) merk lich; es lautet nun: Vi. K. cos i=x!l-yJ; Vi . - K, cos ~ . sin i = - x z Vi K . ,sin ~ . sin i = Y z VP + e . sin v = K (x x y y) . r (9 ') e. cosv=p!r- I = r. sin u 0 + r . cos u = x . cos ~ y . sin ~ w=u-v Aus der zweiten und dritten Gleichung dieses Systems folgt: tg ~ =JL x Hat nun die Sonne vom galaktischen Zentrum aus gesehen die Länge 1. so ist: 0, Galaktozentrische Bahnelemente 293 X8 = - r . sin (i.o - 90°) = Y8 r. cos (1'0 - 90°) .r\1t so -Y8 = tg -1'0' somit fL= i.o· X8 Das heißt, vom galaktischen Zentrum aus gesehen, können nur solche Sterne nahe bei der Sonne stehen (in unserem Fall im Ort der Sonne), deren Bahnebenen in der Richtung i,o ihre Knotenlinien haben. Aus den drei letzten Gleichungen (9) folgt weiter: = tt 0°,360° (10 ) W = - v , 360° - v Dies bedeutet, daß die Bahnelemente fL und u gegeben sind und nicht mehr bestimmt zu werden brauchen. Die Bestimmung der Bahnelemente reduziert sich also auf die vier Elemente V:P i, e, a und v. An Stelle von a wird später zweckmäßig treten. b) Koordinaten und Geschwindigkeitskomponenten der Sonne Unter der Annahme, daß die Sonne sich in einer Kreis bahn im Abstande von r8 = 104 pc vom galaktischen Zentrum = mit einer Geschwindigkeit von V8 268 km/sec bewegt und vom galaktischen Zentrum aus in der Länge )'0 = 145° er scheint, erhält man für ihre Koordinaten und Geschwindigkeits komponenten in dem festgelegten Koordinatensystem die Werte: x =-0.82 X 104 pC Y =++0. 57 X 104 pe (11) = ;8 154 km/sec + = "lj8 220 km/sec c) Koordinaten und Geschwindigkeitskomponenten der Fixsterne Da die Koordinaten der Sterne in erster Näherung mit denen der Sonne identifiziert wurden, sind nur noch die Geschwindig keitskomponenten der Sterne zu bestimmen. Sind !J.G<, !J.a die jähr lichen Eigenbewegungen in Bogensekunden, die Parallaxe in 'r. 294 K. Schütte Bogensekunden und p die Radialgeschwindigkeit in km/sec, so gelten die aus der Stellarastronomie bekannten Gleichungen: Hiebei sind die Xi, Yi, Zj trigonometrische Funktionen der Ko ordinaten des Sternes und des galaktischen Nordpoles (!Xo, (0)' Für i = I Z. B. hängen die Koeffizienten nur von der Rektaszension der Sterne ab: + XI = + cos (:;( - :;(0) YI = sin 6 sin (cx - !Xo) (13) 0 , = - cos 13 sin ZI 0 • (2 - 20) = Für 'i 2,3 hängen sie außerdem noch von der Deklination des Sternes ab. Die Formeln können für i = 2,3 leicht aus dem folgenden Schema ersehen werden: ! I i=3 I ~=2 + - X I - sin (!X - !Xo) sin c I sin (2 - 20) cos (3 1----- + sin 0+0 c os (!X - !Xo) sin a+ i -sin 13ocos (CX-20) coso+ Y cos 00 cos 0 i, + cos 00 sin 0 -- +-- + -- I - cos 130 cos (cx-!Xo) sin a i cos 130 cos (2 - :;(0) cos a+ Z II + sin 00 cos 0 , + sin Co sin 0 Zwischen den einzelnen Koeffizienten bestehen übrigens noch Beziehungen, so daß eigentlich nur drei unabhängige be nötigt werden. Wir kommen später noch darauf zurück. Im übrigen sind diese neun Koeffizienten schon vor etwa 20 Jahren von A. Kohlschütter-4 tabuliert worden, und zwar • Siehe Nr. 3 der Katalogliste in § 8.

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