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Funktionalanalysis I Andreas Kriegl PDF

147 Pages·2012·1.01 MB·German
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Funktionalanalysis I Andreas Kriegl Dies ist der erste Teil einer zweiteiligen Vorlesung. Voraussetzung sind die Grund- vorlesungen u˜ber Analysis und lineare Algebra. Was topologische Grundlagen be- trifit habe ich mich bemu˜ht diese gering zu halten, allerdings ist Kenntnis der elementaren Topologie sicher von Vorteil. An einigen Stellen wird auch Ma…theorie verwendet,aberdien˜otigenResultatesindinKapitel4zusammengefa…t.MeinZiel ist es den Stofi anhand von Problemen aus anderen mathematischen Gebieten zu entwickeln. Dabei sind die gew˜ohnlichen und insbesonders die partiellen Difierenti- algleichungenzunennen.ZurBehandlunglinearerpartiellerDifierentialgleichungen wurde das Konzept der Distributionen entwickelt, und so soll auch auf diese ein- gegangen werden. Das hei…t, wir schr˜anken unsere Betrachtungen von Anfang an nicht auf Banach-R˜aume ein, sondern befassen uns gleich mit lokalkonvexen Vek- torr˜aumen (in der Gestalt seminormierter R˜aume). MeinbesondererDankgiltAndreasCapundWilhelmTemsch,diemichaufetliche Fehler in der Vorabversion aufmerksam gemacht haben. Andreas Kriegl, Sept. 1991 Die zweite korrigierte Au(cid:176)age konnte ich an Hand ausfu˜hrlicher Fehlerlisten erstel- len, die mir von Leonhard Summerer, Michaela Mattes und Muriel Niederle zur Verfu˜gung gestellt wurden. Ich m˜ochte mich dafu˜r an dieser Stelle nochmals aufs herzlichste Bedanken. M˜arz. 1993 Die Korrekturen fu˜r die dritte Au(cid:176)age verdanke ich Martin Anderle, Feb. 1995 In die vierte Au(cid:176)age wurden Korrekturen von Bernhard Lamel mit Dank aufge- nommen. Au…erdem habe ich den Index u˜berarbeitet, Aug. 1998 Es wurden jene Korrekturen vorgenommen, die mir aufgefallen sind w˜ahrend ich die Vorlesung im Wintersemester 1998/99 gehalten habe. M˜arz 1999 Es wurden kleinere Korrekturen vorgenommen, die Nummerierung ge˜andert, und in LaTeX konvertiert. Sept. 2002 Inhaltsverzeichnis 1. Vorbemerkungen 3 2. Seminormen 9 3. Lineare Abbildungen und Vollst˜andigkeit 22 4. Konstruktionen 36 5. Baire-Eigenschaft 71 6. Hilbert-R˜aume 92 7. Satz von Hahn Banach 113 8. L˜osung partieller Difierentialgleichungen 132 Literaturverzeichnis 144 Index 145 Andreas Kriegl, Univ.Wien, 22. November 2002 2 1. Vorbemerkungen In diesem Kapitel wollen wir sehen, wie man zur Funktionalanalysis, d.h. zur Ana- lysisinVektorr˜aumenvonFunktionen,gefu˜hrtwird,wennman(Differential-)Glei- chungen l˜osen will. 1.1 Wurzelziehen Eine der Hauptaufgaben fu˜r den Mathematiker war und ist wohl noch immer das L˜osenvonGleichungenf(x)=a.EineinfachertypischerFallistdasWurzelziehen, d.h. L˜osen der Gleichung fu˜r f(x):=x2. IneinemsehraltenWitz(manrechnetenochmitRechenschieber)wirddieAufgabe die Wurzel von 4 zu berechnen einem Techniker, einem Physiker und einem Ma- thematikergestellt.DerTechnikerl˜ostdasProblemamRechenschieber,underh˜alt alsAntwort2;01.DerPhysikerentwickeltdieQuadratfunktionineinePotenzreihe, bestimmt die ersten Glieder der Inversen Reihe und erh˜alt als Antwort 1;999 mit einemFehlerkleinerals10 2.DerMathematikersperrtsichmiteinemSto…Papier ¡ inseinZimmereinundverweigertjeglicheNahrungsaufnahme.NacheinigenTagen stu˜rmt er aus dem Zimmer mit dem Ausruf: \Heureka, die L˜osung existiert und ist positiv!". Was ist da wohl im Kopf des Mathematikers vor sich gegangen? Nun die Quadrat- funktionf :R+ R+ iststetig,strengmonotonwachsendunderfu˜lltf(0)=0und ! f(+ )=+ . Also existiert fu˜r jede Zahl a>0 eine L˜osung x>0 von f(x)=a, 1 1 nach dem Zwischenwertsatz von Bolzano aus dem Jahr 1817. Wie wir alle aus der Analysisvorlesung wissen, ben˜otigt man zum Beweis des Zwi- schenwertsatzesdieVollst˜andigkeitderZahlen.DiePythagoreerim5-4.Jh.v.Chr. waren noch der Meinung, da… alle Zahlen rational seien. Hippasos von Metapont zeigteaberim5.Jh.v.Chr.,da…dieL˜ange p2derDiagonaledesEinheitsquadra- tesnichtrationalist,undwurdedafu˜r,wiedieM˜argeht,imMeerertr˜ankt.Umalso den Zwischenwertsatz zu zeigen, ist eine explizite Beschreibung der reellen Zahlen n˜otig.SolchewurdenEndedes19.Jh.vonWeierstra…mittelsabsolut-konvergenter Reihen,vonDedekind(1872)mittesDedekind’scherSchnitteundvonCantor(1883) mittels Cauchy-Folgen gegeben. Um additive Gleichungen a+x = b zu l˜osen hat man in der Folge auch negative Zahlen eingefu˜hrt. Ein ˜ahnliches Problem, n˜amlich die Zahlen zu erweitern, damit die L˜osungen von polynomialen Gleichungen immer existieren, wurde von Gau… 1830 gel˜ost, indem erdieimagin˜arenZahleneinfu˜hrte.DieentsprechendenL˜osungenwurdeanf˜anglich auch als die unm˜oglichen L˜osungen bezeichnet. Doch zuru˜ck zum Wurzelziehen. Es hatten schon die Babylonier, die im Sexagesi- malsystem (d.h. mit Basis 60) rechneten, den N˜aherungswert 24 51 10 1+ + + p2: 60 602 603 … Andreas Kriegl, Univ.Wien, 22. November 2002 3 Kapitel 1. Vorbemerkungen 1.1 Alt-indisch ist der N˜aherungswert 577 p2: 408 … Die Idee zur Bestimmung dieser Werte ist die folgende: Es gilt immer, da… das arithmetische Mittel p+q gr˜o…er gleich dem geometrischen Mittel ppq ist, wie man 2 entweder durch Quadrieren der Ungleichung sieht oder aus der Tatsache folgert, da…dieH˜oheh=ppq einesrechtwinkeligenDreieckskleinergleichdemRadius p+q 2 des Umkreises ist. Sei nun x eine N˜aherungsl˜osung fu˜r pa. Dann ist auch a eine x solche, welche auf der anderen Seite von pa liegt als x, d.h. o.B.d.A. sei x pa. ‚ DasarithmetischeMittel 1(x+a) pamu…dannabereineN˜aherungsl˜osungsein, 2 x ‚ die besser ist als x. Fu˜hren wir dieses Verfahren beginnend bei 1 durch so erhalten wir 1+2 = 3, 2 = 2 2 3=2 4, 1(3 + 4) = 17, 2 = 24, 1(17 + 24) = 577 = 1;41422:::, den alt-indischen 3 2 2 3 12 17=12 17 2 12 17 408 N˜aherungsbruch fu˜r p2=1;41421:::. Fu˜hrenwirgleichesim60-erSystemderBabylonierdurch,soerhaltenwir1, 3 =1+ 2 30, 4 =1+20, 17 =1+25, 24 =1+24+ 42 + 21 + , 577 =1+24+ 51 + 10 + . 60 3 60 12 60 17 60 602 603 ¢¢¢ 408 60 602 603 ¢¢¢ Es ist also ganz interessant, nicht nur die Existenz von L˜osungen zu wissen, son- dern auch N˜aherungsverfahren zur Verfu˜gung zu haben. Eines der bekanntesten Verfahren ist das Newtonverfahren, welches von Leibnitz und Newton im 17. Jh. entwickelt wurde. Es sei dazu g : x g(x) := f(x) a difierenzierbar. Dann 7! ¡ schneidet die Tangente an die Kurve g in einem nahe einer Nullstelle gelegenen Punktexdiex-AchseimPunktx :=r(x):=x g(x),wiemansoforteinerpas- neu ¡g0(x) senden Zeichnung entnimmt. Dies wird wohl zumeist ein besserer N˜aherungswert fu˜r die Nullstelle sein. Fu˜r die Funktion f(x) := x2, liefert diese Rekursionsformel x := x x2 a = 1(x+ a). Das ist genau die Formel die auch schon die Inder neu ¡ 2¡x 2 x und Babylonier angewandt haben. Wirwollennunzeigen,da…dierekursivdeflnierteFolgex :=r(x )= 1(x + a ) n+1 n 2 n xn fu˜r jeden Anfangswert x gegen die Wurzel von a konvergiert. 0 Um die Konvergenz zu zeigen, k˜onnten wir verwenden, da… jede beschr˜ankte mo- noton wachsende Folge konvergiert. Da wir dabei aber stark die Ordnung von R verwenden, wollen wir lieber einen verallgemeinerbaren Beweis flnden der auch fu˜r a C funktioniert. Die Idee ist, da… die Folge (xn) immer n˜aher an den Grenzwert 2 x ru˜cken sollte, d.h. x x < x x . Da r stetig ist gilt, falls x := n+1 n 1 j 1 ¡ j j 1 ¡ j 1 lim x existiert: r(x )=r(lim x )=lim r(x )=lim x =x . D.h. x ist n n n n n n n n+1 1 1 1 einFixpunktvonr,undsomitsollte r(x ) r(x ) = x x < x x sein. n n+1 n j 1 ¡ j j 1¡ j j 1¡ j Nunhabenwiraberx nochnichtzurVerfu˜gungalsomu˜ssenwirdieUngleichung 1 r(x) r(y) < x y fu˜r beliebige Punkte x und y zeigen, d.h. es genu˜gt uns, da… j ¡ j j ¡ j r LipschitzistmiteinerKonstanteq <1,i.e. x;y : r(x) r(y) q x y .Dies 8 j ¡ j• ¢j ¡ j ist in der Tat der Fall, denn r (x) = 1(1 a ) verschwindet fu˜r x = a, und somit 0 2 ¡ x2 existiertein– >0mit r (x) < 1 fu˜ralle x pa <– undausdemMittelwertsatz j 0 j 2 j ¡ j der Difierentialrechnung folgt jr(xx)¡ry(y)j •maxfjr0(z)j:zg• 21. j ¡ j Wir zeigen nun, da… aus der Lipschitz-Bedingung die Konvergenz der Folge (x ) n folgt: x x = rn(x ) rn(x ) qn x x n+1 n 1 0 1 0 j ¡ j j ¡ j• j ¡ j n+m¡1 qn x x x x qk x x = x x 0 n+m n k+1 k 1 0 1 0 )j ¡ j• j ¡ j• j ¡ j 1 qj ¡ j! k=n k n ¡ X X‚ Andreas Kriegl, Univ.Wien, 22. November 2002 4 Kapitel 1. Vorbemerkungen 1.2 also ist x eine Cauchy-Folge und somit konvergent. Man beachte dabei noch, da… n auch x pa = r(x ) r(pa) < x pa <– gilt. n+1 n n j ¡ j j ¡ j j ¡ j Wir k˜onnen sogar eine Fehlerabsch˜atzung machen. Es sei x = pa+¢. Dann gilt fu˜r den n˜achsten Wert 1 a x = pa+¢+ neu 2 pa+¢ (cid:181) ¶ 1 a =pa+ pa+¢+ 2 ¡ pa+¢ (cid:181) ¶ ¢2 =pa+ 2(pa+¢) Also gilt fu˜r den neuen Fehler j¢neuj = 2pj¢a+j2¢ • j¢j2 falls a ‚ 1 und j¢j < 12. D.h. jeder neue Schritt liefert doppelt sovijele Dejzimalstellen wie der zuvor. In R kann man sogar die Konvergenz fu˜r jeden Startwert x0 >0 zeigen. 1.2 Banach’scher Fixpunktsatz Deflnition. Einmetrischer Raumisteine MengeX zusammen mit einerMetrik,d.h. einer Abbildung d:X X R welche folgendes erfu˜llt: £ ! Dreiecksungleichung: d(x;z) d(x;y)+d(y;z) • Symmetrie: d(x;y)=d(y;x) Positivita˜t: d(x;y) 0; d(x;y)=0 x=y ‚ , Ein metrischer Raum hei…t vollsta˜ndig, wenn jede Cauchy-Folge konvergiert. Dabei hei…t eine Folge (x ) Cauchy-Folge, falls d(x ;x ) 0 fu˜r n;m . n n m ! ! 1 Die Folge hei…t gegen x konvergent, falls d(x ;x ) 0 fu˜r n . n 1 1 ! !1 Banach’scher Fixpunktsatz. Sei (X;d) ein vollst˜andiger metrischer Raum, und r : X X sei eine strikte ! Kontraktion, d.h. q < 1 mit d(r(x);r(y)) qd(x;y). Dann existiert ein ein- 9 • deutiger Fixpunkt x X von r, d.h. r(x ) = x , und fu˜r jedes x X 0 1 2 1 1 2 konvergiert die rekursiv deflnierte Folge x := r(x ) gegen x und zwar gilt n+1 n d(x ;x ) qn d(x ;x ). 1 n 1 • 1¡q 0 1 Beweis. Der Beweis ist v˜ollig analog zu dem vom obigen Spezialfall. Man zeigt nacheinander: d(x ;x ) qn d(x ;x ) n+1 n 1 0 • qn d(x ;x ) d(x ;x ) 0 fu˜r n n+m n 1 0 • 1 q ! !1 ¡ qn m d(x ;xn) d(x ;xn+m)+d(xn+m;xn) !1 d(x1;x0): 1 • 1 ! 1 q ¡ !d(x1;x1)=0 •1q¡nq d(x1;x0) | {z } | {z } Die Eindeutigkeit folgt aus x x„ = r(x ) r(x„ ) q x x„ : j 1¡ 1j j 1 ¡ 1 j• ¢j 1¡ 1j Andreas Kriegl, Univ.Wien, 22. November 2002 5 Kapitel 1. Vorbemerkungen 1.3 1.3 Gew˜ohnliche Difierentialgleichungen WirwollendenBanach’schenFixpunktsatznundazuverwendenumgewo˜hnliche Differentialgleichungen u0(t)=f(t;u(t)) mitdeflnierenderFunktionf :R2 ! R und Anfangsbedingung u(0)=u0 l˜osen. D.h. wir suchen eine L˜osung u der Glei- chung g(u) = 0, wobei g(u) die Funktion t f(t;u(t)) u (t) ist. D.h. g ist eine 0 7! ¡ Abbildung von einem Raum von difierenzierbaren Funktionen u auf einen Raum von Funktionen. Damit g eine Abbildung eines Raums X von Funktionen auf sich selbst ist, sollte fu˜r alle u X auch u X sein, d.h. X mu˜…te aus unendlich 0 2 2 oft difierenzierbaren Funktionen bestehen. Dann ist aber nicht klar, was man als Distanz d : X X R nehmen kann, damit g eine Kontraktion wird. Im Unter- £ ! schied zum Difierenzieren macht die Umkehroperation Integrieren die Funktionen glatter, und indem wir die Ableitung in der Difierentialgleichung auf die andere Seite geben, d.h. die Difierentialgleichung integrieren erhalten wir eine ˜aquivalente Integralgleichung t u(t)=u + f(s;u(s))ds 0 Z0 verwandeln. Dann ist also die Fixpunktgleichung u = g(u) zu l˜osen, wobei g(u) t nun durch t u + f(s;u(s))ds gegeben ist. Damit g eine Selbstabbildung 7! 0 0 eines Raums X von Funktionen u wird, genu˜gt es nun als X den Raum C(I;R) R aller stetigen Funktionen von einem abgeschlossenen Intervall I R nach R zu ‰ nehmen. Was soll nun Konvergenz fu˜r eine Folge von Elementen (=Funktionen) u X n 2 bedeuten.DerersteAnsatzw˜arewohlpunktweiseKonvergenz.Daaberg :X X ! stetigseinsoll,mu˜…teausderpunktweisenKonvergenzvonu auchdieKonvergenz n t von g(u )(t) := u + f(s;u (s))ds folgen. Dazu wu˜rde man aber gleichm˜a…ige n 0 0 n Konvergenz von un ben˜otigen. Wir deflnieren also einen Abstand d : X X R R £ ! durch d(u ;u ) := max u (t) u (t) : t I . Es ist leicht zu zeigen, da… damit 1 2 1 2 fj ¡ j 2 g C(I;R)zueinemmetrischenRaumwird,undwirwerdenebensoleichtmittels(4.1) aus (3.5) seine Vollst˜andigkeit folgern. Um nun den Banach’schen Fixpunktsatz anzuwenden, mu˜ssen wir zeigen, da… g eine Kontraktion ist, also sch˜atzen wir wie folgt ab: t g(u )(t) g(u )(t) f(s;u (s)) f(s;u (s)) ds 1 2 1 2 j ¡ j• j ¡ j flZ0 fl fl t fl fl fl fl q u1(s) u2(s) ds fl • ¢j ¡ j flZ0 fl flt q d(u ;u ); fl fl 1 2 fl •jfl j¢ ¢ fl wobei wir angenommen haben, da… f in der zweiten Variable Lipschitz mit Kon- stanteq ist,undzwargleichm˜a…igindererstenVariable,d.h. f(s;y ) f(s;y ) 1 2 j ¡ j• q y y . Es folgt somit 1 2 j ¡ j d(g(u1);g(u2)) d(0;R I) q d(u1;u2) • n ¢ ¢ Falls also I so klein gew˜ahlt wird, da… der Abstand d(0;R I) := inf d(0;t) : t n f 2 R I = sup t : t I von 0 I zum Rand von I kleiner ist als 1, so ist g eine n g fj j 2 g 2 q Kontraktion und hat nach dem Banach’schen Fixpunktsatz eine eindeutige L˜osung u, die dann auch die eindeutige L˜osung der Difierentialgleichung u(t) = f(t;u(t)) 0 mit u(0)=u0 ist. Wir haben also fu˜r E =R den folgenden Satz bewiesen: Satz von Picard-Lindel˜of. Sei f :R E E stetig und bezu˜glich der zweiten Variable Lipschitz, genauer £ ! q R t R; x1;x2 E : f(t;x1) f(t;x2) q x1 x2 ; 9 2 8 2 8 2 j ¡ j• ¢j ¡ j Andreas Kriegl, Univ.Wien, 22. November 2002 6 Kapitel 1. Vorbemerkungen 1.3 so gibt es lokal eine eindeutige L˜osung der Difierentialgleichung u(t)=f(t;u(t)) mit u(0)=u : 0 0 1. Beispiel. Wir wollen das nun konkret an der Difierentialgleichung u (t) = u(t) mit u(0) = 0 a durchfu˜hren. Der zugeh˜orige Integraloperator ist dann durch g(u) : t a + t 7! u(s)ds gegeben. Wir beginnen mit der 0-ten N˜aherung u =0. Dann ist 0 0 R t u (t)=a+ 0ds=a 1 Z0 t u (t)=a+ ads=a(1+t) 2 Z0 t t2 u (t)=a+ a(1+s)ds=a(1+t+ ) 3 2 Z0 . . . n¡1tk u (t)=a n k! k=0 X 1 tk u (t)=a =aet: ) 1 k! k=0 X 2. Beispiel. Analog fu˜hrt u =1+u2 mit u(0)=0 und u :=0 zu 0 0 u (t)=t 1 1 u (t)=t+ t3 2 3 1 2 1 u (t)=t+ t3+ t5+ t7 3 3 15 63 . . . 1 2 62 1382 20404 u (t)=t+ t3+ t5+ t9+ t11+ t13+::: 6 3 15 2835 155925 60810755 1 + ::: t63 760594829864786522589375 und u stimmt bis zur 12-ten Ordnung mit der Taylorentwicklung von t tan(t) 6 7! u˜berein. Difierentialgleichungen n-ter Ordnung. Unter einer (explizit dargestellten) Difierentialgleichung n-ter Ordnung versteht man eine Gleichung der Form u(n)(t)=f(t;u(t);u(t);:::;u(n 1)): 0 ¡ Indem man statt u die Funktion v : t (u(t);u(t);:::;u(n 1)(t)) betrachtet, so 0 ¡ 7! u˜bersetzt sich die Difierentialgleichung n-ter Ordnung in folgende(s System von) Andreas Kriegl, Univ.Wien, 22. November 2002 7 Kapitel 1. Vorbemerkungen 1.3 Difierentialgleichung(en) 1-ter Ordnung: u(t) v (t) 0 1 . . . . v (t)=0 . 1=0 . 1=:f~(t;v(t)): 0 u(n 1)(t) v (t) BB u(¡n)(t) CC BBf(nt¡;v1(t))CC B C B C @ A @ A Andreas Kriegl, Univ.Wien, 22. November 2002 8 2. Seminormen In diesem Kapitel soll der ad˜aquate Begrifi von Distanz auf Vektorr˜aumen ein- gefu˜hrt werden, und seine elementaren Eigenschaften diskutiert werden. 2.1 Motivation und Deflnitionen. AlleVektorr˜aume,diewirbetrachtenwerden,werdenalsGrundko˜rperKentwe- der R oder C haben. DistanzfunktionendaufVektorr˜aumenE solltenzus˜atzlichTranslations-invar- iant sein, d.h. d(x;y) = d(a + x;a + y) erfu˜llen fu˜r alle x;y;a E. Dann ist 2 d(x;y) = d(0;y x) =: p(y x), wenn wir a := x w˜ahlen, also d : E E R ¡ ¡ ¡ £ ! bereits durch die Abbildung p:E R festgelegt. ! Die Dreiecksungleichung d(x;z) d(x;y)+d(y;z) fu˜r d u˜bersetzt sich in die • Subadditivita˜t: p(x+y) p(x)+p(y): • Bezu˜glich der Skalarmultiplikation sollten wir wohl die R+-Homogenita˜t: p(‚x)=‚p(x) fu˜r alle ‚ R+ := t R:t>0 2 f 2 g undx E fordern.Beachte,da…diesp(0)=p(2 0)=2p(0)alsop(0)=0zurFolge 2 ¢ hat, und damit auch die Homogenit˜at p(0x) = p(0) = 0 = 0p(x) mit ‚ := 0 gilt. Wir du˜rfen allerdings nicht die Homogenit˜at fu˜r alle ‚ K erwarten, denn dann 2 w˜are p linear, denn p(x)+p(y) p(x+y)=p( (( x)+( y)))= p(( x)+( y)) ‚ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ (p( x)+p( y))=p(x)+p(y): ‚¡ ¡ ¡ Eine Funktion p : E R hei…t sublinear falls sie subadditiv und R+-homogen ! ist. VerwandtmitderSubadditivit˜atistdieKonvexit˜at:EineFunktionp:E Rhei…t ! konvex falls p(‚x+(1 ‚)y) ‚p(x)+(1 ‚)p(y) fu˜r alle 0 ‚ 1 und alle x;y E; ¡ • ¡ • • 2 also die Funktion auf jeder Strecke unterhalb der Sehne liegt. A˜quivalent k˜onnen wirauchp n ‚ x n ‚ p(x )fu˜rallex E und‚ >0mit n ‚ =1 i=1 i i • i=1 i i i 2 i i=1 i verlangen. ¡P ¢ P P Fu˜r zweimal difierenzierbare Funktionen f :R R zeigt man in der Analysis, da… ! diese genau dann konvex sind, wenn f 0 ist: 00 ‚ ( ) Aus f 0 folgt mittels Mittelwertsatz, da… f monoton wachsend ist, denn 00 0 ( ‚ ufn0(dxx1x1)¡¡=fx00(xx0)+=‚(fx00(»)x‚).0Efru˜nreeuitnn»aczhwdisecmheMn xit0teulwndertxs1a.tSzeeixaislstoierxe0n<» x1,[0x<;x‚]u<nd1 0 1 0 0 0 ¡ 2 » [x;x ] mit f(x) f(x )=f (» )(x x ) und f(x ) f(x)=f (» )(x x), 1 1 0 0 0 0 1 0 1 1 2 ¡ ¡ ¡ ¡ Andreas Kriegl, Univ.Wien, 22. November 2002 9 Kapitel 2. Seminormen 2.2 also ist f(x )+‚(f(x ) f(x )) f(x)= 0 1 0 ¡ ¡ =(1 ‚)(f(x ) f(x))+‚(f(x ) f(x)) 0 1 ¡ ¡ ¡ =(1 ‚)f (» )(x x)+‚f (» )(x x) 0 0 0 0 1 1 ¡ ¡ ¡ =(1 ‚)f (» )( ‚(x x ))+‚f (» )((1 ‚)(x x )) 0 0 1 0 0 1 1 0 ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ =‚(1 ‚) f (» ) f (» ) (x x ) 0; 0 1 0 0 1 0 ¡ ¡ ¡ ‚ ‡ · d.h. f ist konvex. ( ) Es sei f konvex. Dann ist fu˜r x <x<x : 0 1 ) f(x) f(x ) ‚(f(x ) f(x )) f(x ) f(x ) 0 1 0 1 0 ¡ ¡ = ¡ = x x • ‚(x x ) x x 0 1 0 1 0 ¡ ¡ ¡ (1 ‚)(f(x ) f(x )) f(x ) f(x) 1 0 1 = ¡ ¡ ¡ (1 ‚)(x x ) • x x 1 0 1 ¡ ¡ ¡ Also ist f (x ) f(x ) f(x )x x f (x ), d.h. f ist monoton wachsend. 0 0 1 0 1 0 0 1 0 •• ¡ ¡ • Also ist f00(x0)=limx1&x0 f0(xx11)¡¡xf00(x0) ‚0. In der Deflnition von \sublinear" k˜onnen wir \subadditiv" ˜aquivalent durch \kon- vex" ersetzen: ( ) Wir setzen ‚:=1 und erhalten ( x+y x y p(x+y)=2p 2 p +p =p(x)+p(y): 2 • 2 2 (cid:181) ¶ ‡ ‡ · ‡ ·· ( ) Es ist ) p(‚x+(1 ‚)y) p(‚x)+p((1 ‚)y)=‚p(x)+(1 ‚)p(y): ¡ • ¡ ¡ Die Symmetrie d(x;y) = d(y;x) von d u˜bersetzt sich in die Symmetrie: p(x) = p( x)fu˜rallex E.ZusammenmitderR+-Homogenit˜atistsiesomitzufolgender ¡ 2 Homogenit˜at ˜aquivalent: p(‚x)= ‚ p(x) fu˜r x E und ‚ R. j j 2 2 Eine Funktion p : E R hei…t Seminorm (kurz SN), falls sie subadditiv und ! positiv homogen ist, d.h. p(‚x)= ‚ p(x) fu˜r x E und ‚ C. j j 2 2 Eine Seminorm ist also eine sublineare Abbildung die zus˜atzlich p(‚x) = p(x) fu˜r alle x E und ‚ =1 erfu˜llt. Beachte, da… die Multiplikation mit einer komplexen 2 j j Zahl von Betrag 1 u˜blicherweise als Drehung interpretiert wird. Jede Seminorm p erfu˜llt p 0, denn 0=p(0) p(x)+p( x)=2p(x). ‚ • ¡ EineSeminormphei…tNormfallszus˜atzlichp(x)=0 x=0gilt.Einnormier- ) ter Raum ist ein Vektorraum zusammen mit einer Norm. 2.2 Supremums-Norm Die Supremums- oder -Norm ist deflniert durch 1 f :=sup f(x) :x X ; k k1 fj j 2 g wobei f :X K eine beschr˜ankte Funktion auf einer Menge X ist. ! Die Distanz d, die wir in der Anwendung (1.3) auf dem Vektorraum C(I;R) be- trachtet haben, war gerade durch d(u ;u ):= u u gegeben. 1 2 1 2 k ¡ k1 Beispiele. Folgende Vektorr˜aume sind normierte R˜aume bezu˜glich der -Norm: 1 Andreas Kriegl, Univ.Wien, 22. November 2002 10

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die Wurzel von 4 zu berechnen einem Techniker, einem Physiker und einem Ma- thematiker gestellt. Der Techniker löst das Problem am Rechenschieber, und erhält als Antwort 2, 01. Der Physiker entwickelt die Quadratfunktion in eine Potenzreihe, bestimmt die lim infn fn = supn infk≥n fk meßbar.
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