Führungsstile: Prominenten und Persönlichkeiten über die Schulter geschaut Rolf van Dick • Louisa Fink Führungsstile: Prominenten und Persönlichkeiten über die Schulter geschaut Rolf van Dick Louisa Fink Institut für Psychologie GUP GmbH Goethe Universität Frankfurt Wertach Frankfurt Deutschland Deutschland ISBN 978-3-662-53320-8 ISBN 978-3-662-53321-5 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-53321-5 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detail- lierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrück- lich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. 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Fotonachweis Umschlag: © 8213erika, Getty Images (Symbolbild mit Fotomodellen), iStock Umschlaggestaltung: deblik, Berlin Springer ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany Vorwort Im Jahr 2010 startete am Center for Leadership and Behavior in Organizations an der Goethe Universität in Frankfurt eine Gesprächsreihe, bei denen inte- ressante Personen des öffentlichen Lebens zum Thema Führung interviewt wurden. Die Gesprächspartner kommen aus der Wirtschaft (zum Beispiel Rolf Breuer, Götz Werner, Hilmar Kopper oder Edzard Reuter), der Politik (zum Beispiel Sara Wagenknecht, Roman Herzog oder Tarek Al-Wazir), der Kultur (zum Beispiel Günter Grass, Andres Orozco-Estrada, Ulrich Wickert oder Wolfgang Niedecken), der Kirche (zum Beispiel der Dalai Lama, Johannes zu Eltz oder Bruder Paulus), dem Sport (zum Beispiel Birgit Prinz oder Michael Groß) oder auch aus dem Militär (zum Beispiel Wolfgang Schneiderhahn) und der Wissenschaft (unter anderem Alice Eagly). In allen Gesprächen ging es um die gleichen Fragen: „Brauchen wir Führung?“, „Was ist gute Führung?“, „Wie führen Sie persönlich?“ oder „Kann man Führung lernen?“. In diesem Buch möchten wir die interessantesten Aspekte der Gespräche zusammenfassen. In jedem Kapitel wird ein Interview in Auszügen und mit wörtlichen Zitaten präsentiert. Wir gehen auch auf die Gesprächssituation und Atmosphäre ein, sodass der Leser sich ein Bild davon machen kann, wie wir uns begegnet sind. Dabei werden wir die Leser dann auch etwas durchs „Schlüsselloch“ schauen lassen und Ihnen etwas darüber erzählen, wie leicht (oder schwer) es war, mit dem einen oder der anderen einen Termin zu bekommen, wie wir von Tarek Al-Wazir eine Stadtführung durch Offenbach bekamen oder wie es kam, dass der Interviewer vom Dalai Lama „geschla- gen“ wurde. Außerdem enthält jedes Kapitel auch eine kurze Biographie des Gesprächspartners. V VI Vorwort Vor allem werden wir die Aussagen der prominenten Gesprächspartner interpretieren und einordnen in die klassischen und aktuellen Theorien der Führung, wie sie an Hochschulen gelehrt und erforscht werden. Dabei zeigt sich, dass manche Menschen, mit denen wir gesprochen haben, genau die Art der Führung selbst vorleben oder für effektiv halten, die wir auch in Lehrbüchern als gute Führung aus wissenschaftlicher Sicht unseren Studierenden vermitteln. Manche Gesprächspartner benutzen dafür inte- ressante Begriffe und Metaphern (zum Beispiel Stephan Reimelt, der von Führung als einer Werkzeugkiste spricht) und sie geben Beispiele aus ihrer eigenen Führung, die die wissenschaftlichen Theorien in der Praxis erlebbar machen. Andere Gesprächspartner lehnen Führung für sich geradewegs ab (wie der Künstler Wolfgang Niedecken). Wieder andere führen selbst auf eine Art und Weise, die in der Wissenschaft nicht unbedingt als effektiv gilt, aber in der einen oder anderen Situation offensichtlich doch funktioniert. Es zeigen sich durchaus auch Unterschiede in der Art, wie zum Beispiel Politikerinnen und Politiker einerseits und Gesprächspartner aus der Wirtschaft anderer- seits über das Thema sprechen. Interessant ist auch, welche Themen aufkom- men – die Fragen sind immer die gleichen, aber natürlich spricht jeder über die Sphäre, in der er oder sie sich auskennt. Für uns und unsere Studierenden und Mitarbeiter war dies eine Reise, die uns über fünf Jahre an viele Orte Deutschlands und manche Gesprächspartner nach Frankfurt gebracht hat. Über manche Dinge, die gesagt wurden, nachdem die Kamera aus war, möchten wir lieber Stillschweigen bewahren (zum Beispiel was Wolfgang Schneiderhahn über die sogenannte Kundus-Affäre und Ex-Minister Karl- Theodor zu Guttenberg sagte oder als Roman Herzog… aber halt, das wollten wir ja nicht sagen). Aber das, was in die laufende Kamera gesagt wurde, ist spannend genug und bietet reichhaltige Einblicke. Das Buch beginnt mit einem kurzen Überblick über die Führungstheorien, wie sie sich über die letzten ca. 100 Jahre der Forschung entwickelt haben. Dieser Überblick ist für das Verständnis der einzelnen Kapitel nicht unbe- dingt notwendig, kann aber andererseits auch separat gelesen und verstan- den werden. In jedem einzelnen Kapitel beschreiben wir dann die jeweils zum Gespräch passenden Theorien zum Teil noch einmal mit anderen Worten oder präsentieren Forschungsbefunde, die zum Gespräch und den Theorien passen. Jedes Interview ist so für sich lesbar. Bei der Auswahl der Gesprächsinhalte haben wir einerseits versucht, eine möglichst große Vielfalt an Verhaltensweisen aufzuzeigen, die Führung ausma- chen. Manche Themen kommen aber auch immer wieder und einige Theorien lassen sich in mehreren Gesprächen anwenden. Dies zeigt nicht zuletzt, dass die Wissenschaft letztlich gar nicht so weit von der Praxis entfernt ist. Vorwort VII Offensichtlich diskutieren wir in Universitäten und auf Konferenzen Dinge, die Führung tatsächlich auch ausmachen – auch wenn die Wissenschaft nicht immer die Sprache findet, die das verständlich ausdrückt. Dieses Buch soll deshalb auch ein Stück weit dabei helfen, Theorie und Praxis einander etwas näher zu bringen. Frankfurt am Main Rolf van Dick und Louisa Fink im Juli 2018 Danksagung Ich bin vielen Personen zum Dank verpflichtet. Die Idee für die Interviewreihe stammt von Günter Grass und seiner Sekretärin Hilke Ohsoling, die ich beide seit über 20 Jahren kenne. Im Zusammenhang mit der Gründung des Center for Leadership and Behavior in Organizations (CLBO) an der Goethe Universität in Frankfurt fragte ich Günter Grass, ob er dieses Center unterstützen könnte. Ein finanzielles Engagement oder eine Beiratsfunktion schloss er aus, aber er schlug vor, dass wir doch einmal ein Gespräch führen könnten, was ich dann veröffentlichen könne, um dem neuen Center etwas Aufmerksamkeit zu geben. Günter Grass gebührt daher mein Dank – auch wenn dieser posthum geäußert wird. Danken möchte ich auch meinen Kodirektoren im CLBO; das sind: die Soziologin Heather Hofmeister, die Ökonomen Guido Friebel und Michael Kosfeld und der Organisationspsychologe Dieter Zapf. Die vier griffen die Idee sofort auf und schlugen die Serie vor. Sie meinten: „Wenn wir das machen, dann machen wir es richtig“, und so formulierten wir gemein- sam die Serie von Fragen, die ich danach über mehrere Jahre hinweg fast 50 Gesprächspartnern stelle. Natürlich gebührt mein Dank neben Günter Grass auch allen weiteren Gesprächspartnern. Auch wenn es in einigen Fällen nicht einfach war, eine Zusage zu bekommen und dann auch einen Termin zu finden, waren die Gesprächspartner durchweg unkompliziert, offen und in vielen Fällen auch gute Gastgeber, wenn wir sie zuhause oder in ihren Büros aufsuchten. Schließlich möchte ich meinem Team an der Goethe Universität in Frankfurt danken. Dazu gehört meine Sekretärin Rita Friedrich, die bei vielen der Termine die Koordination übernommen und die Texte Korrekturgelesen hat. Dazu gehört außerdem ein gutes Dutzend (teils ehemaliger) Doktoranden, Mitarbeiter sowie studentischer Hilfskräfte und Praktikanten, IX X Danksagung die mit mir durch halb Deutschland gefahren sind, unermüdlich Kameras auf- und abgebaut haben, Rohmaterial geschnitten und transkribiert haben. Jeder und jedem einzelnen von Euch bin ich tatsächlich überaus dankbar: Tanja Baumeister, Janine Becker, Marieke Born, Dunja Balouch, Stephan Braun, Eva Leoni Brust, Marina Cherniak, Denis Day, Frank Drzensky, Anna Lisa Ewers, Tina Hamilton, Fabian Holz, Kaja ter Horst, Sarah Hermann, Wiebke Herrmann, Sophie Karpf, Esma Kes, Alexander Kirchner, Miriam Krüger, Stella May Lochner, Lia Meißner, Katharina Müller, Kyra Neuwirth, Katharina Nitsche, Pauline Roehn, Kelly Schaunsland, Jana Schneider, Felix Schopmann, Saskia Seel, Moritz Sirowatka, Katharina Stock, Miriam Summ, Saskia Theune, Katharina Thümer, Valia Pernidaki, Johannes Ullrich, Vanessa Ullrich, Tayfun Terzi, Fanny Zang, und Clara Zwettler. Wir haben zusammen viel erlebt und gemeinsam die „nervösen Minuten“ direkt vor den Interviews durchgestanden – „Haben wir nichts vergessen?“, „Funktioniert die Kamera?“, „Halten die Batterien?“. Wir haben aber auch viel Spaß gehabt auf stundenlangen Autofahrten, zum Beispiel zur Burg Roman Herzogs bei Heilbronn, und nach den Interviews bei dem einen oder anderen Gläschen (zum Beispiel Kölsch nach dem Gespräch mit Wolfgang Niedecken), wenn wir auf den Zug zurück nach Frankfurt warteten. Danken möchte ich Cliff Lehnen und Erwin Stickling von der Zeitschrift für Personalwirtschaft, die einen (kleinen) Teil der Gespräche als Blogserie online veröffentlichten und mir dadurch überhaupt den Anstoß gaben, dieses Buch anzugehen. Und mein Dank gebührt Marion Krämer, Kerstin Barton und Martina Mechler für die gute Betreuung von Seiten des Springer Verlags sowie unserer Lektorin Sirka Nitschmann! Besonderer Dank gilt meiner Koautorin. Louisa Fink ist spät zu diesem Projekt gestoßen, nämlich erst nachdem bereits alle Interviews „im Kasten“ waren. Sie hat sich mit viel Energie und Herzblut auf die Videos und Transkripte gestürzt und mehr als zwei Drittel der Gespräche so aufberei- tet, dass das Wesentliche in ihnen deutlich wird. Dabei hat sie ihren Blick als Psychologin kombiniert mit ihrer Erfahrung in internationalen Kontexten und der Unternehmensberatung und so die wissenschaftliche mit der prak- tischen Perspektive vereint. Da ich alle Gespräche geführt habe, haben wir den Text durchgängig im „Ich“-Stil geschrieben. Louisa Fink hat aber an der Auswertung und Fertigstellung dieses Buches ebenso großen Anteil wie ich. Frankfurt im Juli 2018 Rolf van Dick Inhaltsverzeichnis Sektion I Führung aus der Sicht der Wissenschaft 1 1 Ein sehr kurzer Überblick der wichtigsten theoretischen Zugänge zur Führung 3 1.1 Great Man Approach 4 1.2 Verhaltenstheorien 6 1.3 Kontingenztheorien 6 1.4 Transaktionale und transformationale Führung 8 1.5 Partizipative Führung 10 1.6 Charisma 11 1.7 Authentische Führung 12 1.8 Servant Leadership 13 1.9 Macht und Einfluss 14 1.10 Führung als Beziehung zwischen Personen: Die LMX-Theorie 16 1.11 Führung als Gruppenprozess: Das Social Identity Model of Leadership 17 1.12 Führung in internationalen Kontexten: Die GLOBE-Studie 18 Sektion II Führung aus der Sicht der Praxis 21 2 Kultur und Journalismus 23 2.1 Günter Grass – Schriftsteller und bildender Künstler 23 XI