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Fuehrer und Reichskanzler - Adolf Hitler 1933-1945 PDF

739 Pages·2004·2.64 MB·German
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Preview Fuehrer und Reichskanzler - Adolf Hitler 1933-1945

David Irving FF(cid:252)(cid:252)hhrreerr uunndd RReeiicchhsskkaannzzlleerr Adolf Hitler 1933(cid:150)1945 F FOCAL POINT Aus dem Englischen (cid:252)bersetzt von Georg Auerbach, Erwin Duncker und Konrad Dietzfelbinger Alle Abbildungen aus dem Archiv des Autors 2. Auflage ' 1989 by David Irving ' 2004 by Parforce UK Ltd., London ISBN 3-7766-1576-1 2 Inhalt Zu diesem Buch..................................................................................................................6 Prolog................................................................................................................................30 I (cid:150) An der Macht »Es kann nur einer befehlen«............................................................................................35 »In vier Jahren einsatzf(cid:228)hig«............................................................................................50 »Einmal die ganze Welt«..................................................................................................58 »All das ist nun Deutschland«..........................................................................................67 »Opfer eines Mi(cid:223)verst(cid:228)ndnisses?«....................................................................................82 »Es ist mein unab(cid:228)nderlicher Entschlu(cid:223)«.........................................................................94 »Was sind das f(cid:252)r Generale?«.........................................................................................111 »Nie mehr gegeneinander Krieg«...................................................................................119 » . . . die deutsche Frage zu l(cid:246)sen«.................................................................................134 II (cid:150) Der Weg zum Krieg »Mir ist es gegl(cid:252)ckt«.......................................................................................................151 »Da ist er wie ein Bub«...................................................................................................163 »Bei passender Gelegenheit«..........................................................................................168 »Dieses j(cid:252)dische Machwerk«..........................................................................................174 »Alles gegen Ru(cid:223)land gerichtet«....................................................................................180 »Stalin ist genau wie Sie!«..............................................................................................190 III (cid:150) Der Krieg »Gott strafe England«.....................................................................................................206 »Ein Hasentreiben«.........................................................................................................210 »Der Krieg geht weiter!«................................................................................................224 »Erst wenn wir am Kanal stehen«...................................................................................243 »Dann kann(cid:146)s losgehen«.................................................................................................260 3 IV (cid:150) Der Weltkrieg »Das Ganze halt!«...........................................................................................................271 »Ger(cid:252)stet wie noch nie«..................................................................................................284 »Krieg gegen England«...................................................................................................296 »Wenn Ru(cid:223)land geschlagen ist«.....................................................................................304 »Er habe Rommel gew(cid:228)hlt«............................................................................................319 »Schlag gegen Jugoslawien«..........................................................................................327 »Noch nie einen Sieg«....................................................................................................335 »Er ist geflogen!«............................................................................................................343 »Soldaten der Ostfront«..................................................................................................354 V (cid:150) Der Weltanschauungs-Krieg »In 4 Wochen in Moskau!«.............................................................................................363 »(cid:220)ber P. soll der Pflug gehen«.......................................................................................377 »Aus Europa verschwinden«..........................................................................................390 »Nicht mehr zu gewinnen«.............................................................................................403 »Keinen Schritt zur(cid:252)ckgehen«........................................................................................416 »Evakuierung nach dem Osten«.....................................................................................429 »Wenn im Westen nichts passiert«.................................................................................441 VI (cid:150) Der totale Krieg »Erwarte sieghaften Einsatz«..........................................................................................461 »Die 6. Armee mu(cid:223) bleiben«..........................................................................................473 »Wollt ihr den totalen Krieg?«.......................................................................................484 »So geht es nicht«...........................................................................................................495 »Bis zur Kampfunf(cid:228)higkeit geschlagen«........................................................................506 »Auf das Konto unserer Verb(cid:252)ndeten!«.........................................................................518 »Was halten Sie von der Achse?«...................................................................................531 »Wenn ich mich mit Ru(cid:223)land einige«.............................................................................545 »Die Stunde der Vergeltung ist nah«..............................................................................557 »Im Westen bester Zuversicht«.......................................................................................569 »Sewastopol so lange wie m(cid:246)glich halten«....................................................................581 4 VII (cid:150) Die Auflehnung »Genau, wo wir sie erwartet haben«...............................................................................594 »Ich werde ein Exempel statuieren«...............................................................................608 »Bis einer unserer Gegner m(cid:252)de wird«...........................................................................623 »Halten der Stellung oder Vernichtung«........................................................................636 »Da gibt es nichts mehr zu verbergen«...........................................................................649 VIII (cid:150) Der Endkampf »Bei uns steht alles auf dem Spiel«................................................................................664 »Wenn wir diesen Krieg verlieren«................................................................................674 »Berlin bleibt deutsch«...................................................................................................688 »Wenn ich tot bin . . . «...................................................................................................701 Anhang............................................................................................................................724 Personenregister..............................................................................................................729 5 Zu diesem Buch WIE BEI FR(cid:220)HEREN Ver(cid:246)ffentlichungen sollte mich auch bei den Arbeiten zu vor- liegendem Buch der Satz begleiten: »Dem Historiker ist verg(cid:246)nnt, was selbst den G(cid:246)ttern verwehrt ist (cid:150) das einmal Geschehene zu (cid:228)ndern.« Diese Biographie behandelt die zw(cid:246)lf Jahre Adolf Hitlers als »F(cid:252)hrer und Reichskanzler«, also die Zeit, in der er die absolute Macht innehatte. Auch hier sah ich mich in der Rolle des Restaurators (cid:150) es kam mir weniger auf eine subjektive Bewertung an als auf das systematische Abtragen von allerlei Verkrustungen und T(cid:252)nchschichten, die sich in Jahrzehnten auf der Oberfl(cid:228)che eines stummen, abweisenden Monuments gebildet hatten. Es wird auch hier (cid:150) wie bei »Hitlers Weg zum Krieg« und »Hitlers Krieg« (cid:150) der Versuch unternommen, die Ereignisse gleichsam vom Schreibtisch Hitlers aus zu beschreiben, jede Begebenheit gleichsam mit seinen Augen zu sehen. Zwar verengt diese Technik den Standpunkt, aber sie verhilft zu einem Verst(cid:228)ndnis sonst unverst(cid:228)ndlicher Entscheidungen. Meines Wissens hat das bisher niemand unternommen, weswegen es mir der M(cid:252)he wert war; denn schlie(cid:223)lich verursachte Hitlers Krieg den Tod von vierzig Millionen Menschen und brachte (cid:252)ber fast ganz Europa und halb Asien Vernichtung durch Feuer und Granaten; der Krieg zerst(cid:246)rte Hitlers »Drittes Reich«, f(cid:252)hrte die Auspowerung Englands und den Verlust seines Empire herbei und bewirkte die auch heute noch andauernde Unruhe im Getriebe der Welt. Der Krieg hatte die Festigung des Kommunismus in einem Kontinent und sein Vordringen in einem weiteren zur Folge. In fr(cid:252)heren B(cid:252)chern habe ich soweit wie m(cid:246)glich die Inanspruchnahme von bereits ver(cid:246)ffentlichten Werken zugunsten von verf(cid:252)gbaren Prim(cid:228)rquellen aus jenen Tagen vermieden; zu viele nach dem Krieg erschienene B(cid:252)cher f(cid:252)hren den Historiker in die Irre. In meiner Naivit(cid:228)t zog ich den Schlu(cid:223), ich k(cid:246)nnte dieselbe Methode auch bei einer Untersuchung (cid:252)ber Hitler anwenden und sie innerhalb von f(cid:252)nf Jahren fertigstellen. Doch dauerte es dreizehn Jahre, bis 1977 der erste Band »Hitlers Krieg« ver(cid:246)ffentlicht wurde, und nach weiteren zw(cid:246)lf Jahren erstelle ich immer noch Register und erg(cid:228)nze meine Dokumentensammlung. Ich entsinne mich, da(cid:223) ich 1965 zu den Tilbury-Docks fuhr, um eine Kiste mit Mikrofilmen abzuholen, die ich von der US-Regierung f(cid:252)r dieses Werk angefordert hatte. Das Schiff, das die Kiste brachte, war bis zur Ver(cid:246)ffentlichung l(cid:228)ngst verschrottet, die Werft selbst dem Erdboden gleich gemacht. Vermutlich habe ich die Sache allzu gem(cid:228)chlich angepackt. Dennoch hoffe ich, da(cid:223) diese auf den neuesten Stand gebrachte und (cid:252)berarbeitete Biographie konkurrierende Werke (cid:252)berdauern wird und da(cid:223) sich k(cid:252)nftig immer mehr Autoren gezwungen sehen, sie schon wegen der Fakten zu Rate zu ziehen, die sonst in keiner anderen enthalten sind. Auf Reisen in aller Welt habe ich feststellen k(cid:246)nnen, da(cid:223) sie die Zunft der 6 akademischen Historiker in zwei gro(cid:223)e Lager gespalten hat, insbesondere was die Kontroverse um den »Holocaust« betrifft. Allein in Australien erz(cid:228)hlten mir Studenten der Universit(cid:228)ten von Neus(cid:252)dwales und Westaustralien, man habe sie bestraft, wenn sie aus »Hitlers Krieg« zitierten. An den Universit(cid:228)ten Wollongong und Canberra hingegen r(cid:252)ffelt man die Studenten, wenn sie es nicht tun. Die Biographie ist Pflichtlekt(cid:252)re f(cid:252)r Offiziere der Milit(cid:228)rakademien von Sandhurst bis Westpoint, N.Y., und Carlisle, Pa. Sie hat den Beifall von Experten hinter dem Eisernen Vorhang gefunden, aber auch von Angeh(cid:246)rigen des (cid:228)u(cid:223)ersten rechten Fl(cid:252)gels. Der Autor, David Irving Ich, als ihr Autor, habe erleben m(cid:252)ssen, da(cid:223) meine Wohnung von Gangstern in St(cid:252)cke geschlagen, meine Familie terror- isiert, mein Name in den Schmutz gezog- en, meine Verleger mit Brands(cid:228)tzen be- worfen und da(cid:223) ich selbst in dem winzig- kleinen demokratischen (cid:214)sterreich ver- haftet und abgeschoben wurde (cid:150) ein Akt der Ungerechtigkeit, wie die (cid:246)sterreich- ischen Richter selbst urteilten, f(cid:252)r den die ministeriellen (cid:220)belt(cid:228)ter noch Rechenschaft werden ablegen m(cid:252)ssen. Ein Journalist des »Time«-Magazins machte w(cid:228)hrend eines Essens mit mir in New York 1988 die Bemerkung: »Bevor ich r(cid:252)berflog, las ich die St(cid:246)(cid:223)e von Zeitungsartikeln (cid:252)ber Sie durch. Vor (cid:155)Hitlers Krieg(cid:139) wurde alles, was Sie taten, akzeptiert, Sie waren der H(cid:228)tschelhans der Medien. Danach aber bewarf man Sie (cid:252)ber und (cid:252)ber mit Dreck.« Ich entschuldige mich nicht daf(cid:252)r, da(cid:223) ich die bestehenden Ansichten (cid:252)ber Adolf Hitler revidiert habe. Ich habe versucht, ihm die gleiche Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die ihm von einem englischen Gericht zuteil geworden w(cid:228)re, wo die normalen Regeln der Wahrheitsfindung G(cid:252)ltigkeit besitzen, aber auch ein gewisses Ma(cid:223) an Verst(cid:228)ndnis statthaft ist. Es gab Skeptiker, die die Frage stellten, ob denn die betr(cid:228)chtliche Zuhilfenahme von (cid:150) unvermeidlicherweise tendenzi(cid:246)sen (cid:150) Privataufzeichnungen eine bessere Methode zur Erforschung von Hitlers Laufbahn sei als die Nutzung von herk(cid:246)mmlichen Informations- quellen. Meine Antwort lautet, da(cid:223) es ebenso falsch ist, den Wert solcher privaten Quellen g(cid:228)nzlich zu bestreiten. Die »Washington Post« vermerkte diesbez(cid:252)glich in ihrer Besprechung der ersten Ausgabe von 1977: »Englische Historiker sind schon immer mit Hitler objektiver verfahren als deutsche oder amerikanische Autoren.« Das Fazit nach Abschlu(cid:223) meiner Arbeit an diesem Manuskript (cid:252)berraschte dann selbst mich: Hitler war als F(cid:252)hrer weit weniger allm(cid:228)chtig, als angenommen wird, und seine Gewalt (cid:252)ber seine Untergebenen nahm von Jahr zu Jahr ab. Drei Vorf(cid:228)lle (cid:150) die 7 Auswirkungen der R(cid:246)hm-Aff(cid:228)re vom 30. Juni 1934, die Ermordung von Dollfu(cid:223) einen Monat darauf und die antij(cid:252)dischen Pogrome vom November 1938 (cid:150) zeigen auf, wie seine Machtbefugnis von M(cid:228)nnern usurpiert wurde, denen er sich in irgendeiner Form verpflichtet f(cid:252)hlte. Obzwar das grunds(cid:228)tzliche und richtungweisende Ziel des von mir geschilderten Hitler vor dem Krieg stets konstant blieb, waren seine Methoden und Taktiken zutiefst opportunistisch. Er glaubte fest daran, da(cid:223) man fl(cid:252)chtige Chancen ergreifen m(cid:252)sse. »Es ist aber immer nur ein Moment, wo die Gl(cid:252)cksg(cid:246)ttin an einem vor(cid:252)berstreicht«, dozierte er 1938 vor seinen Adjutanten. »Wenn man in diesem Augenblick nicht ihren Saum erfa(cid:223)t, kommt sie nie wieder.« Die Art, wie er im Januar 1938 den doppelten Skandal nutzte, um sich des allzu konservativen Oberbefehlshabers des Heeres, Werner von Fritsch, zu entledigen, um selbst der Oberste Befehlshaber zu werden, ist daf(cid:252)r ein bezeichnendes Beispiel. Seine Ziele zur Eroberung von Territorium blieben unver(cid:228)nderlich die gleichen. Gegen Gro(cid:223)britannien und dessen Empire jedoch hatte er niemals Pl(cid:228)ne (cid:150) alle erbeuteten Unterlagen best(cid:228)tigen das ohne jeden Zweifel. F(cid:252)r einen l(cid:228)ngeren Krieg gegen die Britischen Inseln waren die Luftwaffe und Kriegsmarine, die er geschaffen hatte, unbestreitbar ungeeignet. Zudem deuten unauff(cid:228)llige Hinweise, wie seine Instruktionen an Fritz Todt zur Errichtung riesiger Monumente an der Westgrenze des Reiches darauf hin, da(cid:223) diese Grenze f(cid:252)r Hitler von Dauer war. Es gibt jedoch reichlich Beweise f(cid:252)r Hitlers Pl(cid:228)ne einer Invasion im Osten (cid:150) seine Geheimrede vom Februar 1933, seine Denkschrift vom August 1936 seine Anweisungen vom Juni 1937 f(cid:252)r den Ausbau von Pillau zu einer Marinebasis in der Ostsee und seine ˜u(cid:223)erungen gegen(cid:252)ber Mussolini im Mai 1938, da(cid:223) »Deutschland den alten Germanen- weg nach Osten beschreiten« werde. Es zeigt sich, da(cid:223) erst gegen Ende dieses Monats Hitler sich schlie(cid:223)lich mit der M(cid:246)glichkeit abfand, da(cid:223) England und Frankreich vermut- lich nicht abseits stehenbleiben w(cid:252)rden. In den letzten Vorkriegsjahren st(cid:252)tzte sich Hitler intensiv auf Techniken der psycho- logischen Kriegf(cid:252)hrung. Das Prinzip war nicht neu. Napoleon hatte es folgenderma(cid:223)en definiert: »Der Ruf der eigenen Waffen ist im Krieg alles und gleichbedeutend mit wirklicher Streitkraft.« Durch die Verwendung der »Vertraulichen Mitteilungen« des Reichspropagandaamts Berlin und verschiedener Zeitungsarchive habe ich darzulegen versucht, wie weit voraus der NS-Staat in diesen Techniken der »kalten Kriegf(cid:252)hrung« war. Zu dieser Thematik geh(cid:246)rt ferner meine Hervorhebung von Hitlers Nachrichten- quellen (cid:252)ber das Ausland. Das sogenannte NS-»Forschungsamt« mit seiner Telefon- abh(cid:246)r- und Dechiffrierabteilung, das 1945 all seine Akten vernichtete, liefert den Schl(cid:252)ssel zu vielen Erfolgen Hitlers. Dieses Amt belauschte die Telefonate der ausl(cid:228)nd- ischen Diplomaten in Berlin und verschaffte Hitler (cid:150) was noch bedeutungsvoller ist (cid:150) im September 1938 Transkriptionen der rund um die Uhr abgeh(cid:246)rten entsetzten und unvorsichtigen Telefongespr(cid:228)che zwischen dem bedr(cid:228)ngten Prag und den tschechischen Diplomaten in London und Paris. Von der Konferenz in M(cid:252)nchen bis zum Ausbruch des Krieges mit Gro(cid:223)britannien 8 konnte Hitler aus abgeh(cid:246)rten Telefongespr(cid:228)chen st(cid:252)ndlich verfolgen, wie seine Gegner auf jeden Schachzug der NS-Regierung reagierten. Am 22. August 1939 folgerte er zu Recht, da(cid:223) die Westm(cid:228)chte zwar formell den Krieg erkl(cid:228)ren k(cid:246)nnten, aber es nicht auf einen offenen Kampf ankommen lassen w(cid:252)rden (cid:150) das hei(cid:223)t, vorerst nicht. In den Kriegsjahren erwies sich Hitler als ein machtvoller, unnachgiebiger Feldherr. Er war die treibende Kraft hinter den gro(cid:223)en Siegen etwa im Kampf um Frankreich im Mai 1940 und in der Schlacht um Charkow Mai 1942 (cid:150) sogar Marschall Schukow r(cid:228)umte sp(cid:228)ter im privaten Kreis ein, da(cid:223) Hitlers Strategie im Sommer 1941, ganz anders als der vom Generalstab ausgearbeitete frontale Vorsto(cid:223) nach Moskau, zweifellos richtig gewesen sei. Doch wurde Hitler gleichzeitig als politischer F(cid:252)hrer lax und zaghaft und lie(cid:223) die Staatsgesch(cid:228)fte schleifen. Er, der oft brutal und r(cid:252)cksichtslos reagierte, erwies sich nicht als r(cid:252)cksichtslos, wenn derlei h(cid:246)chst wichtig gewesen w(cid:228)re: So sperrte er sich gegen eine Bombardierung Londons, bis ihm dann im Sp(cid:228)tsommer 1940 Churchill die Entscheidung aufzwang. Er schreckte davor zur(cid:252)ck, der deutschen »Herrenrasse« all die H(cid:228)rten eines totalen Kriegs aufzuerlegen, bis es f(cid:252)r eine entscheidende Auswirkung zu sp(cid:228)t war. Als die R(cid:252)stungsbetriebe dringend Arbeitskr(cid:228)fte ben(cid:246)tigten, konnten sich m(cid:252)(cid:223)igg(cid:228)ngerische deutsche Hausfrauen weiterhin eine halbe Million Hausangestellte leisten, die Staub wischten und M(cid:246)bel polierten. Auch im milit(cid:228)rischen Bereich wurde Hitlers Unentschlossenheit gelegentlich deutlich, beispielsweise in seinem panikartigen Schwanken in Krisenzeiten wie beim Kampf um Narvik 1940. Gegen seine Widersacher in Deutschland setzte er allzulange kaum durchschlagende Mittel ein, und gegen die starke Opposition im Zentrum seines Oberkommandos scheint er wenig Rat gewu(cid:223)t zu haben. Unf(cid:228)hige Minister und Generale belie(cid:223) er weit l(cid:228)nger auf ihren Posten als die Staatsoberh(cid:228)upter der Alliierten. Es gelang ihm nicht, die sich befehdenden Bl(cid:246)cke der Partei und der Wehrmacht zu einen, damit sie sich f(cid:252)r die gemeinsame Sache einsetzten, und er erwies sich als unf(cid:228)hig, die zersetzende Abneigung des OKH gegen das OKW einzud(cid:228)mmen. Ich denke, ich kann in diesem Buch aufzeigen, da(cid:223) Hitlers Gro(cid:223)deutsches Reich, je hermetischer er sich hinter den Stacheldrahtverhauen und Minenfeldern seiner abgelegen- en Hauptquartiere absonderte, immer mehr zu einem (cid:150) man kann sagen (cid:150) F(cid:252)hrerstaat ohne F(cid:252)hrer verkam. Die Innenpolitik bestimmten jeweils Leute, die in ihrem begrenzten Bereich (cid:252)ber die gr(cid:246)(cid:223)te Macht verf(cid:252)gten: Hermann G(cid:246)ring als Generalbevollm(cid:228)chtigter des Vierjahres- plans, Hans Lammers als Chef der Reichskanzlei, Martin Bormann als eigentlicher F(cid:252)hrer des NS-Partei oder Heinrich Himmler als Innenminister und »Reichsf(cid:252)hrer« der ber(cid:252)chtigten SS. Hitler war ein Problem, ein R(cid:228)tsel selbst f(cid:252)r seine vertrautesten Berater. Sein Au(cid:223)en- minister Joachim von Ribbentrop schrieb 1945 in seiner N(cid:252)rnberger Gef(cid:228)ngniszelle: » . . . 1933 lernte ich Adolf Hitler n(cid:228)her kennen. Doch wenn man mich heute fragte, ob ich ihn gut kannte (cid:150) wie er nun als Politiker oder Staatsmann dachte, was f(cid:252)r ein Mensch er denn war (cid:150), mu(cid:223) ich gestehen, da(cid:223) ich nur sehr wenig von ihm wei(cid:223), im Grunde (cid:252)berhaupt nichts. Die 9 Tatsache ist, da(cid:223) ich, obgleich ich so viel mit ihm zusammen durchlebt habe, ihm trotz der langj(cid:228)hrigen Zusammenarbeit nie n(cid:228)her gekommen bin, weder pers(cid:246)nlich noch sonstwie, als am Tag unseres Kennen- lernens.« Die Wesensvielfalt von Hitlers Charakter wird bei einer Gegen(cid:252)berstellung seiner extremen Brutalit(cid:228)t in bestimmten Zusammenh(cid:228)ngen einerseits und seiner geradezu r(cid:252)hrseligen Sentimentalit(cid:228)t oder seines hartn(cid:228)ckigen Festhaltens an l(cid:228)ngst aufgegebenen milit(cid:228)rischen Konventionen andererseits deutlich. Kaltbl(cid:252)tig befiehlt er die Hinrichtung von jeweils hundert Geiseln f(cid:252)r einen ermordeten deutschen Soldaten in einem besetzten Land; ordnet er ein Massaker an italienischen Offizieren an, die 1943 die Waffen gegen deutsche Truppen erhoben hatten; verlangt er die systematische Liquidierung von »Kom- missaren« der Roten Armee, von Kommandoeinheiten der Alliierten und von gefangen- genommenen alliierten Piloten. 1942 verk(cid:252)ndet er, da(cid:223) die gesamte m(cid:228)nnliche Bev(cid:246)lker- ung von Stalingrad und Leningrad ausgerottet werden m(cid:252)sse, und er rechtfertigt all diese Befehle mit vom Krieg aufgezwungenen Notwendigkeiten. Doch derselbe Hitler emp(cid:246)rt sich (cid:150) in der letzten Woche seines Lebens (cid:150) dar(cid:252)ber, da(cid:223) bei den Stra(cid:223)enk(cid:228)mpfen in Berlin russische Panzer zur Irref(cid:252)hrung die Haken- kreuzfahne hissen, und verbietet seiner Wehrmacht ausdr(cid:252)cklich, das Flaggenprotokoll zu verletzen. Er hatte sich gegen jeden Vorschlag, Nervengas einzusetzen, gestr(cid:228)ubt, da dies eine Verletzung des Genfer Protokolls bedeutet h(cid:228)tte. Und dabei hatte zu dieser Zeit Deutschland allein die m(cid:246)glicherweise kriegsentscheidenden t(cid:246)dlichen Nervengase Sarin und Tabun entwickelt. In einer Zeit, da Regierungen in demokratisch gef(cid:252)hrten L(cid:228)ndern Attentate auf mi(cid:223)liebige Personen (cid:150) auf General Sikorski, Admiral Darlan, Feldmarschall Rommel und K(cid:246)nig Boris von Bulgarien bis hin zu Fidel Castro, Patrice Lumumba oder Salvador Allende (cid:150) anordneten oder ausheckten, sei es mit oder ohne Erfolg, erf(cid:228)hrt man, da(cid:223) Hitler, dieser skrupelloseste Diktator, den die Welt jemals gesehen hat, nicht nur nie Anschl(cid:228)ge auf seine Widersacher im Ausland anordnete, sondern der Abwehr gar etwaige Vorbereitungen dazu ausdr(cid:252)cklich untersagte. Admiral Canaris verbot er beispielsweise Attentate auf den Generalstab der Roten Armee. Das gr(cid:246)(cid:223)te Problem f(cid:252)r eine kritische Besch(cid:228)ftigung mit Hitler ist die durch jahre- lange intensive Kriegspropaganda und emotionell gef(cid:228)rbte Geschichtsschreibung nach dem Krieg hervorgerufene Aversion gegen seine Person. Ich hingegen stie(cid:223) mit einer fast neutralen Einstellung auf dieses Thema. Meine eigenen Kriegseindr(cid:252)cke sind auf schnappschu(cid:223)artige Erinnerungen an Peripheres beschr(cid:228)nkt (cid:150) an sommerliche Picknicks 1940 unweit des Wracks eines Heinkel-Bombers am Rand der heimatlichen Bluebell- Woods, an den infernalischen Heulton der V1-Raketen, die (cid:252)ber unsere K(cid:246)pfe hin- wegflogen, an Konvois von schmutziggrauen Army-Lastwagen, die an unserer Garten- pforte vorbeirumpelten, an die z(cid:228)hlbaren L(cid:252)cken in den amerikanischen Bomber- formationen, die nach ihrem Einsatz (cid:252)ber Deutschland zur(cid:252)ckflogen, an all die Truppentransporter, die im Juni 1944 vom Strand bei Southsea Kurs auf die Normandie 10

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Jahre Adolf Hitlers als »Führer und Reichskanzler«, also die Zeit, in der er die .. authentischen Tagebüchern von Hitlers Leibarzt Theo Morell vergleicht, die innerhalb der künstlich errichteten Grenzen der 1919 geschaffenen
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