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Friedrich Trendelenburg 1844–1924: Zeitloser Glanz seiner Verdienste um die Chirurgie PDF

124 Pages·1994·4.29 MB·German
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Preview Friedrich Trendelenburg 1844–1924: Zeitloser Glanz seiner Verdienste um die Chirurgie

Friedrich Trendelenburg Christian Schwokowski Herausgeber Friedrich Trendelenburg 1844-1924 Zeitloser Glanz seiner Verdienste urn die Chirurgie Anschrift des Herausgebers: Praf. Dr. med. C. Schwokowski Klinik und Poliklinik fUr Allgemein-, Onkologische-und Thoraxchirurgie Klinikum der Universitat Leipzig LiebigstraBe 20a 04103 Leipzig Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Friedrich 'ftendelenburg : 1844 - 1924 ; zeitloser Glanz seiner Verdienste um die Chirurgie I Christian Schwokowski Hrsg. - Darmstadt: Steinkopff, 1994 ISBN 978-3-7985-0993-1 ISBN 978-3-642-53774-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-53774-5 NE: Schwokowski, Christian [Hrsg.] Dieses Werk ist urheberrechtlich geschtitzt. Die dadurch begrtindeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdrucks, des Vortrages, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfăltigung auf anderen Wegen und der Speiche rung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehaiten. Eine Vervielfăltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutsch land vom 9. September 1965 in der Fassung vom 24. Juni 1985 zulăssig. Sie ist grundsătzlich vergti tungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Copyright © 1994 Springer-Verlag Berlin Heidelberg Urspriinglich erschienen bei Dr. Dietrich Steinkoptt Verlag, GmbH & ca. KG, Darmstadt Verlagsredaktion: Jens Fabry - Herstellung: Heinz J. Schăfer Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in dieser Veroffentlichung berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten wăren und daher von jedermann frei benutzt werden dtirften. Gedruckt auf săurefreiem Papier Geleitwort Herrn Prof. Schwokowski gebtihrt Dank und Anerkennung daftir, zu Ehren des 150. Geburtstages von Friedrich Trendelenburg ein wissenschaftliches Symposium organisiert und sein Ergebnis in Buchform herausgebracht zu haben. Die Deutsche Gesellschaft flir Chirurgie hat dieses Symposium nicht nur wegen der herausragenden wissenschaftlichen Leistungen Trendelenburgs gefOrdert, sondern auch wegen seiner exponierten Stellung innerhalb unserer Gesellschaft. Allerdings hangt das eine mit dem anderen zusammen. Trendelenburg, ein besonders stark von Langenbeck gepragter Schi.iler, war seit Grlin dung der Gesellschaft ihr Mitglied, wurde 1898 Prasident ihrer 27. Tagung und 1912 ihr Ehrenmitglied. Damit war er wegweisend an der Geschichte unserer Gesellschaft be teiligt. Sollte das Buch nicht nur an die fruchtbarste Periode der deutschen Chirurgie erinnern, sondern auch auf den chirurgischen Nachwuchs beispielgebend wirken, hatte es einen hohen Sinn erfUllt. Mlinchen, im Juli 1994 w. Hartel v Vorwort Friedrich Trendelenburg gehort zweifellos zu den bedeutendsten Personlichkeiten in der groBen Zeit der Chirurgie des 19. lahrhunderts. Durch originelle und kuhne Ideen sowie geniale Schopfungen von Diagnostikverfahren und Operationstechniken, die seiner Zeit vorauseilten, erwarb er sich bereits zu Lebzeiten weltweit Ehre und Ansehen. Die Universalitat seines Wissens und Tuns gilt als Monument gewaltiger GroBe, genauso wie Geradheit und Grundlichkeit, Zuverlassigkeit und strengste Pflichter fullung, Uberzeugungstreue und einfache Vornehrnheit die Individualitat dieses groBen Chirurgen ausmachen. Aus AnlaB des 150. Geburtstages von Friedrich Trendelenburg wurde an der Chirurgi schen Universitatsklinik Leipzig, dessen Direktor der lubilar von 1895 bis 1911 gewesen ist, am 24. Mai 1994 ein wissenschaftliches Symposium durchgefuhrt. 1m Vordergrund des ersten Teils dieser Festveranstaltung standen Wurdigung von Lebensweg, Lebenswerk und Umfeld des lubilars sowie Fragen des chirurgischen Ethos. 1m zweiten Komplex haben ebenfalls namhafte Wissenschaftler und Kliniker aus ganz Deutschland zu verschiedenen Themen referiert, die seinerzeit Forschungsgegenstand Trendelenburgs waren und den heutigen Wissensstand auf diesen Gebieten reflektieren. Die Vortrage dieses Symposiums bilden weitgehend die Grundlage fur das vorliegende Buch. Allen denjenigen, die uns bei der Vorbereitung und Durchfuhrung der Veranstaltung unterstutzten, namentlich meinem Stationsarzt Dr. Zuz und meiner Sekretarin Frau Reichelt, sei auch hier herzlich gedankt. Besonderer Dank gilt den Referenten fur ihre interessanten Beitrage sowie dem Rektor der Universitat Leipzig, Magnifizenz Prof. Dr. Weiss, dem Generalsekretar der Deutschen Gesellschaft fur Chirurgie, Prof. Dr. Hartel sowie dem Enkel des lubilars, Prof. Dr. Trendelenburg, fur ihre GruBworte. Dem Steinkopff Verlag bin ich fur das Entgegenkommen und die rasche Herausgabe dieses Buches zu herzlichem Dank verpflichtet. Leipzig, im luli 1994 C. Schwokowski VII Inhaltsverzeichnis Geleitwort V Vorwort ............................................... VII Friedrich 1i'endelenburg 1844 -1924. Lebensweg eines Heroen der Cbirurgie Schwokowski, C. . ....................................... . 1 Friedrich 1i'endelenburg a1s Assistent bei Bernhard v. Langenbeck - Pragung fiir das gesamte Lebenswerk Wolff, H. . ............................................ . 19 Leipzig und sein "Medizinisches Viertel" zur Zeit1i'endelenburgs Becker, C .............................................. . 31 Chimrgisches Ethos in Vergangenbeit und Gegenwart Koslowski, L ............................................ . 41 Die pulmonale Embolektomie nach 1i'endelenburg bei massiver Lungenembolie Encke, A., M. Sachs ...................................... . 47 1i'endeJenburg - Initiator der funktionellen Varizenchirurgie Loeprecht, H. .................................... ...... . 59 Anasthesiologische und notfallmedizinische Aspekte der 1i'endelenburgschen Lagerung Eberle, B., H.-J. Hennes, R. Janik, L. Brandt, W. Dick ............... . 69 Zur Beckenbocblagerung nach 1i'endelenburg bei operativen Eingriffen im Unterbauch SchOnfelder, M. 83 Die Probleme der rekonstruktiven Chirurgie bei Stenosen des Larynx und der Halstrachea zn 1i'endelenburgs Zeit und 100 Jahre danach Gerhardt, H. J. . ........................................ . 91 IX Zur Behandlung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten zur Zeit Trendelenburgs und ihre heutige moderne Rehabilitation Milhler, G. .......................................... 101 Die Operationstechnik nach 'ftendelenburg zur Korrektur der B1asenekstrophie aus heutiger Sicht Tischer, W. .......... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 111 Das Trendelenburg-Zeichen in der Orthopiidie Matzen, P. .......................... . 117 x Friedrich Trendelenburg 1844 - 1924 Lebensweg eines Heroen der Chirurgie C. Schwokowski Klinik und Poliklinik fur Allgemein-, Onkologische-und Thoraxchirurgie, Klinikum der Universitat Leipzig Friedrich Trendelenburg ist einer der groBen Manner seines Jahrhunderts, der fiir die Ent wicklung der gesamten Chirurgie unausloschliche Werte geschaffen hat, die strahlender Wegweiser fur viele Teilgebiete unseres Faches sind und an Bedeutung und Geltung bis zum heutigen Tage nicht nur weltweit hochste Wertschatzung erfahren, sondern in vielen Bereichen die Grundlagen diagnostischen und operativen Handelns darstellen. Leben und Leistungen Friedrich Trendelenburgs, dessen 150. Wiederkehr seines Geburtstages wir am 24. Mai des Jahres 1994 begingen, vollzogen sich in einer Zeit, die von stiirmischer Entwicklung auf allen Gebieten des naturwissenschaftlichen, techni schen, geistigen, kulturellen und wissenschaftlichen Lebens gekennzeichnet war. Er gehort zu den Pionieren und Schrittmachern der modernen Chirurgie und charakte risierte dies in der ihn lebenslang auszeichnenden liebenswiirdigen und so bescheidenen Art, indem er im Vorwort zu seinem Buch "Die ersten 25 Jahre der Deutschen Gesell schaft fur Chirurgie" schrieb: "DaB meine Jugend mit der Jugendzeit der modernen Chi rurgie zusammenfiel, und daB es mir vergonnt war, an ihrer Entwicklung tatigen Anteil zu nehmen, habe ich immer als ein besonderes Geschenk empfunden, dessen Wert dadurch erhoht wurde, daB ich auch die alte Chirurgie noch kennenlernte" (22). Friedrich Trendelenburg wurde in Berlin als Sohn des seinerzeit sehr bekannten Profes sors der Philosophie und fur mehrere Amtsperioden tatigen Rektors der Berliner Univer sitat sowie seiner Ehefrau Ferdinande, geb. Becker, geboren. Dank der Fiirsorge der Eltern konnte der Stamrnhalter der Familie nebst seinen Schwe stern eine sorglose Kindheit verbringen. Wahrend der Vater trotz knapp bemessener Zeit die Kinder friihzeitig in Rechnen und lateinischer Sprache unterwies, fuhrte die Mutter den ersten Unterricht durch, indem sie den Kindern neben anderen Unterweisungen gerne Verse und Gedichte zum Lernen auf gab. Spater empfand es Trendelenburg als sehr gliicklich und niitzlich, daB er von der Mutter auch in die englische Sprache eingefuhrt und vom Vater sehr zum Denken und Beobachten angeregt wurde. Durch schulische Ausbildung im Joachimsthalschen Gymnasium, dessen vortreffliche Lehrer eine solide humanistische Bildung garantierten, wurde Trendelenburg neben anderen Fachern im Lateinischen so gut unterrichtet, daB er spater befahigt war, seine Doktordissertation gleich lateinisch niederzuschreiben (23). Nach dem Abitur ging der knapp 18jahrige Trendelenburg auf Wunsch seiner Eltern nach Edinburgh und Glasgow, wo er nicht nur die jiingeren Kinder seiner Wirtsleute unter richtete, sondern im Wintersemester 1862/63 seine eigenen Studien begann. 1m Hause des Anatomen Allen Thomson fand er einen ausgezeichneten Lehrer und Forderer seiner wis senschaftlichen Entwicklung sowie einen vaterlichen Freund, der ihm auch zur akademi schen Laufbahn im Fach Anatomie oder Physiologie riet. Von besonderer Bedeutung und EinfluB, insbesondere auf sein spateres wissenschaftli ches Betatigungsfeld, sollte das Kennenlernen Joseph Listers sein, eines "ernsten und stil len Mannes, im Quakerrock mehr wie ein Prediger als wie ein Chirurg aussehend" (23). 1 Bei ihm konnte Trendelenburg zum ersten Male einer Operation beiwohnen und empfand anschlieBend, daB es ihm die Chirurgie "grUndlich angetan" hatte. Nach 15 Monaten glUcklicher Zeit verlieB Trendelenburg beladen mit vielen Erlebnis sen, Erkenntnissen und geknUpften Banden flir jahrzehntelange Freundschaften Schott land, an das er sein Leben lang dankbare Erinnerungen hegte. Am 15. Oktober 1863 begann er seine Studien in Berlin, gerade zu der Zeit, als sein Vater zum dritten Male das Amt des Rektor magnificus bekleidete. Bei ihm harte er ein Semester Vorlesungen tiber Philosophie, war aber weitaus mehr an den Kollegs fUr Anatomie und SezierUbungen von Reichert, Anatomie der Sinnesorgane von Lieberktihn, Geschichte der Medizin von Hirsch und ganz besonders an der Experimenta1chemie von Rose interessiert. Spater war Trendelenburg der Auffassung, daB er die Vorlesungen zur Geschichte der Medizin besser in hahere Semester hatte verlagern sollen, "da man die Geschichte einer Wissenschaft erst verstehen kann, wenn man in der Wissenschaft selbst zu Hause ist" (23). In den nachsten Studiensemestern fesselten sein Interesse besonders die Vorlesungen des Physiologen Du Bois-Reymond sowie des von ihm als liebenswUrdig und gemUtvoll bezeichneten Botanikers Alexander Braun und die experimentellen Methoden der Phar makologie bei Mitscherlich. Respektvoll und sachlich wurden auch die Vorlesungen des groBen Zeitgeistes Virchow bewertet und dabei kritisch angemerkt, daB die Studenten nicht die einzigen waren, die unter der UnpUnktlichkeit des groBen Mannes leiden muB ten. Das kam daher, daB Virchow neben seiner Wissenschaft und Lehrtatigkeit ein enga gierter Politiker mit vielen Verpflichtungen als Abgeordneter war. Wahrend die Innere Medizin von Traube und Frerichs vertreten wurde, pragten die chirurgischen Vorlesungen von JUngken und ganz besonders die von v. Langenbeck die weitere menschliche, charakterliche und auch wissenschaftliche Entwicklung des jungen Studiosus. Ais Trendelenburg die Vorlesungen des gerade aus dem Schieswig-Holsteinischen Kriege zurUckgekehrten 54jahrigen v. Langenbeck harte, der damals auf dem Hahepunkt seines Schaffens stand, war er vollends groBter Faszination und hochster Wertschatzung dieses Meisters der Chirurgie, "dessen Vortragsweise einfach und schlicht, nicht hervorra gend gewandt und glatt, mehr vorsichtig zogernd als flieBend, aber in seltener Weise anmutend, fesselnd und eindrucksvoll war, der getreue Ausdruck des ganzen Wesens des vornehmen, feinen von uns allen verehrten Mannes" (19). Wie sehr sollten diese Worte auch auf Trendelenburg selbst zutreffen. In den Semesterferien machte Trendelenburg gelegentlich Reisen, einmal in die Schweiz, was er auch dazu nutzte, sein Franzosisch aufzubessern, ein anderes Mal, urn sich die Kliniken in Halle, Leipzig, Jena und Gattingen anzusehen. In Leipzig hospitierte er bei Gustav Biedermann GUnther, der seinerzeit noch im alten klinischen Institut im Rosenthal tatig war. Damals ahnten weder GUnther noch der Hospitant, daB der Besu cher einmal in Leipzig einer seiner groBen Nachfolger sein wiirde. Urn im bevorstehenden PreuBisch-Osterreichischen Kriege als Militararzt zur Verfii gung stehen zu kannen, promovierte Trendelenburg am 12. Juni 1866 ohne vorherige Abgabe der Dissertation, was in Ausnahmefallen maglich war. Bereits am 27. Juni 1866 meldete er sich im Feldlazarett Gorlitz, wo er - als einziger Arzt - weniger kriegschirurgi sche Verletzungen zu behandeln, als sich vielmehr mit Wundinfektionen, insbesondere dem sogen. Hospitalbrand, zu beschaftigen hatte. Die besonders in Bohmen und Mahren entsetzlich grassierende Choleraepidemie machte dem jungen Arzt unendliche MUhen und Sorgen. Die grauenhaften klinischen Symptome mit schrecklichen und schmerzhaften Krampfen und Erbrechen, die schnelle Ausbreitung der Seuche und das qualvolle Sterben vieler Menschen muB wohl bei dem 2 jungen Arzt einen tiefen Eindruck hinterlassen haben. Am 17. September 1866 wurde Friedrich Trendelenburg in Gorlitz entlassen und kehrte nach Berlin zurtick. Nach seiner Heimkehr erfolgte zum einen die Abfassung der Dissertation "De Veterum Indorum Chirurgia", eine Schrift mit historischer Thematik, in welcher das Werk des Susruta tiber die Chirurgie behandelt wird (11), (Abb. 1). Zum anderen wurde im Winter semester 1867/68 das Staatsexamen absolviert, urn anschlieBend in Kiel und Potsdam den Rest der militiirischen Dienstzeit erledigen zu konnen. Der niichste Schritt im weiteren Lebensweg war ein erhoffter, sehr glticklicher und freu dig angetretener. Durch die Berufung Hueters nach Rostock war niimlich eine Assisten tenstelle bei dem von ihm schon als Student verehrten Bernhard von Langenbeck frei geworden, dem damals unbestrittenen Ftihrer der deutschen Chirurgie. Uberaus gltick lich trat Trendelenburg am 1. April 1868 als Assistent in die Chirurgische Klinik ein. Hier blieb er sechs Jahre und verehrte, wtirdigte und feierte seinen Chef v. Langenbeck bis an dessen Lebensende in Wort und Schrift. Von ihm wurde er auch ftir sein gesamtes Leben beruflich und menschlich gepriigt. In sehr rtihrigen Worten charakterisierte Trendelenburg die vorztiglichen Qualitiiten, die sein Chef in eminentem MaBe besaB, und kennzeichnete die Eigenschaften, "die den Chirurgen machen und frtiher noch viel unentbehrlicher waren als heute: Ruhe, Ent schlossenheit, Umsicht und Geschicklichkeit". Trendelenburg flihrt weiter zu v. Langen beck aus: "Seine Lernzeit war noch in die Zeit vor Erfindung der Narkose gefallen, wo jede Verzogerung der Operation eine Grausamkeit war und wo der beste Operateur der war, der am schnellsten und dabei doch correkt operirte" (19). Die Beschreibung operativer Regeln, wie sie bei v. Langenbeck vorherrschten, beruhte auf solider Kenntnis, groBer Erfahrung und Umsicht und sind von bewundernswert klarer Sprache. Auch heute ist dem nichts hinzuzufligen, wenn gefordert wurde, bei einer Opera tion so vorzugehen, daB zum Beispiel "niemals mit dem Messer hinter die Geschwulst zu gehen ist, sondern immer nur da zu operieren ist, wo das Auge die Wirkung des Schrittes controlliren kann ..." (19). Das Verhalten v. Langenbecks gegentiber Zuhorern war stets durch Verbindlichkeit und Rticksichtnahme gepriigt. Zuneigung und Verstiindnis flir die akademische Jugend blie ben lebenslang erhalten. Den Assistenten gegentiber bestand ein "unbegrenztes Wohlwollen und unbedingtes Vertrauen" (19). An den Fortschritten eines chirurgischen Assistenten nahm Trendelen burgs Chef lebhaften Anteil, lieB ihm aber weitgehende Freiheit und Selbstiindigkeit in der eigenen Entwicklung. All diese menschlichen und beruflichen Eigenschaften treffen Wort flir Wort auch flir Trendelenburg zu, der zeit seines Lebens und Wirkens ein getreues Abbild seines Chefs gewesen ist. Trendelenburgs Conassistenten waren unter anderem Schonborn und Busch, spiiter auch Bose und Wegner. Mit Schonborn, spiiterer Ordinarius in Konigsberg und Wtirzburg, und Bose, nachmaliger Ordinarius in GieBen, wurde hier eine lange Freundschaft be grtindet. Das wissenschaftliche Leben war sehr lebendig. 1m "Donnerstagsverein" wurden regel miiBig Berichte zu neuen wissenschaftlichen Mitteilungen gegeben oder eigene For schungsergebnisse referiert. Bereits im ersten Jahr seiner Assistentenzeit konnte Trende lenburg seine 1. wissenschaftliche Erfindung, die sogen. Tamponkantile vorstellen, die verhindern sollte, daB bei Eingriffen in der Mundhohle oder am Kiefer Blut in die Luft rohre gelangte. Mitten aus der erfolgreichen Arbeit in der Klinik herausgerissen wurde Trendelenburg durch den Ausbruch des peutsch-Franzosischen Krieges. Yom 29. Juli 1870 machte er den 3

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