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Fremde · Freunde · Feindlichkeiten: Sozialpsychologische Untersuchungen PDF

219 Pages·1999·5.846 MB·German
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Wolfgang Frindte (Hrsg.) Fremde· Freunde· Feindlichkeiten Wolfgang Frindte (Hrsg.) Fremde ·Freunde· Feindlichkeiten Sozialpsychologische Untersuchungen Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme Alle Rechte vorbehalten © Springer Fachmedien Wiesbaden 1999 Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden, 1999 Das Werk einschließlich aller semer Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urhe berrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzun gen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. www. westdeutschervlg.de Höchste inhaltliche und technische Qualität unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produktion und Verbreitung unserer Bücher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Einschweiß folie besteht aus Polyäthylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. U mschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt ISBN 978-3-531-13441-3 ISBN 978-3-663-08042-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-08042-8 Danksagung Der Herausgeber und die Autoren und Autorinnen bedanken sich bei der Volkswagen stiftung für die Förderung und Finanzierung des Forschungsprojekts "Jugendliche Enstellungen gegenüber Fremden, Geschichten über die Vergangenheit, Modernisierungsrisiken, aktuelle Werthaltungen und individuelle Bewältigungs strategien-ein sozialpsychologischer Vergleich zwischen deutschen und israelischen Jugendlichen" und für die finanzielle Unterstützung der Publikation. Inhalt Anlässe ................................................................................................. 9 Wolfgang Frindte 1 Konstruktionen, Theorien und Fragen über Fremde ........................................................................... 16 Wolfgang Frindte 2 Wenn Konstruktivisten nach Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt fragen- Die Befrager, die Befragten und die Fragen ...................................... 33 Wolfgang Frindte 3 Fremdenfeindlichkeit-eine komplexe Suche ................................. 50 Wolfgang Frindte, Friedrich Funke und Susanne facob 4 Rechtsextreme Wirklichkeitskonstruktionen .................................. 70 F'riedrich Funke, Wolfgang Frindte, Susanne jacob und förg Neumann 5 Antisemitismus .................................................................................. 83 Wolfgang Frindte 6 Jugend und Politik .......................................................................... 103 Susanne facob 7 Autoritarismus - Renaissance einer Erklärungstradition ......................................... 119 Friedrich Funke 8 Gegenwärtige politische Orientierung und der Bezug zum Nationalsozialismus ...................................... 142 Susanne facob, Wolfgang Itindte und FI"iedrich Funke 9 Fremdheit und Differenz- Die Konstruktion von sozialen Gruppen durch Jugendliche im Interview ..................................................... 155 Jörg Neumann unter Mitarbeit von Steffen Jacob 10 Es geht weiter-eine Diskussion .................................................... 191 11 Literatur ........................................................................................... 208 Autorinnen und Autoren ................................................................. 2 21 Anlässe Wolfgang Frindte ,.Es geht weiter. Das ist das einzige, was weiter geht." (Karl Kraus) In den 5 Büchern Mose wird zwischen zwei Gruppen von Fremden unter schieden, was sich auch in der sprachlichen Differenzierung widerspie gelt: den Wörtern "nokri" und "ger" (vgl. Korrenz, 1995, S. 158f.). Der "nokri" ist der, der mit seiner Karawane das Land durchzieht und keine dauerhafte Beziehung zu Land und Leuten pflegt. Ihm gilt es, traditionelle Gastfreundschaft entgegen zu bringen, nicht mehr und nicht weniger. Die "gerim" hingegen sind jene Fremde, die aus existentiellen Gründen des Daueraufenthalts in einem für sie fremden Landes bedürfen. "Der fremde Bereich, aus dem ein "ger" kam, konnte sowohl das Ausland sein, als auch das Gebiet eines israelitischen Stammes, aus dem ein Mann aus irgend einem Grund in das eines anderen hatte ziehen müssen" (Stamm, 1974, S. 53, zit. n. Korrenz ebd., S. 159). Für die "gerim" galt die Forderung aus dem 5. Buch Mose: "Biege nicht das Recht eines Gastsassen, einer Waise, beschlagnahme nicht das Gewand einer Witwe, gedenke, daß du Knecht warst in Ägypten ... " Reden, 24,17; in der Übersetzung von Martin Buher, 1987, s. 538). Auf der Suche nach seinen Wurzeln traf der Herausgeber dieses Bu ches 1994 in Jerusalem Devora Carmil von der Universität Haifa. Beide sprachen über Fremde, Freunde und Feinde, auch über die "nokrim" und "gerim". Vielleicht, so die Quintessenz der Gespräche, steckt im unter schiedlichen Umgang der Israeliten mit den "nokrim" und den "gerim" etwas, das sich in positiver Weise auf den heutigen Umgang mit Frem den und Fremdheit in den hochentwickelten Ländern übertragen ließe. Die aktuelle Situation in Deutschland nach der Vereinigung und die neue Situation in Israel (angesichts der über 800.000 Immigranten aus der ehe maligen Sowjetunion und der differenzierten Friedensbemühungen) ver anlaßten die beiden Gesprächspartner 1995 das Forschungsprojekt zu star ten, über das in diesem Buch auszugsweise zu berichten sein wird1• 10 Wolfgang Frindte Es geht um ein Forschungsprojekt, mit dem wir, die Bearbeiterinnen und Bearbeiter, Phänomene und sozialpsychologische Hintergründe fremden feindlicher Einstellungen von jungen Deutschen und jungen Israelis zu beschreiben und zu erklären versuchen. Zu diesem Zwecke befragten wir im Sommer 1996 und im darauffolgenden Winter ca. 2500 Jugendlichen im Alter von 14 bis 19 Jahren aus den Bundesländern Brandenburg, Bay ern, Schleswig-Holstein und Thüringen. Diese Befragung (mit einem stan dardisierten Fragebogen) erfolgte im schulischen Kontext. Die israelische Befragung (800 Jugendliche ebenfalls im Alter von 14 -19 Jahren) wurde als repräsentative Umfrage im April und Mai 1996 realisiert. Es war von Anfang an nicht das primäre Ziel dieses Projekts, einen pauschalen Vergleich der Fremdenfeindlichkeit bzw. Ausländerfeindlich keit in Israel und Deutschland anzustellen. Vielmehr sollte gezeigt wer den, daß der individuelle und soziale Umgang mit Fremden im allgemei nen und mit Fremdenfeindlichkeit im besonderen weder in monokausaler Weise aus makro-sozialen Veränderungen (z.B. diversen Modernisierungs risiken sensu Beck, 1986; Heitmeyer et al, 1992) noch aus individuellen pathologischen Persönlichkeitsstrukturen herzuleiten ist. Ergebnisse ei gener Untersuchungen zeigten uns zum Beispiel, daß die häufig zu find enden Zusammenhänge zwischen Alter, Geschlecht und Schulbildung einerseits und den Ausprägungen fremdenfeindlichen Orientierungen bei deutschen Jugendlichen andererseits keinesfalls als Kausalbeziehungen interpretiert werden dürfen (vgl. Frindte, 1995, 1998). Auch israelische Studien über Vorurteile zwischen verschiedenen jüdischen Gemeinschaf ten in Israel verwiesen uns auf die Problematik derartiger monokausaler Erklärungen. (vgl. z.B. Ben-David, Ben-Ari, 1997; Ojanuga, 1993). Im ur sprünglichen Antrag an die Volkswagenstiftung gingen die wir deshalb von folgender These aus: Einstellungen gegenüber Fremden werden auf diversen und nur mittelbar verknüpften sozialen und personalen Ebe nen konstruiert. Aktuelle gesellschaftliche Rahmenbedingungen, histo risch bedingte, tradierte und überlieferte Sichtweisen, der Einfluß politi scher Organisationen, familiäre und gruppenspezifische Einbettungen und individualspezifische Sozialisationsverläufe bilden ein komplexes Kon struktionsgefüge, das Rückschlüsse auf linear kausale Zusammenhänge zwischen sozialen Bedingungen und individuellen (fremdenfeindlichen) 1 Forschungsprojekt ,.Jugendliche Enstellungen gegenüber Fremden, Geschichten über die Vergangenheit, Modernisierungsrisiken, aktuelle Werthaltungen und individuelle Bewältigungsstrategien-ein sozialpsychologischer Vergleich zwischen deutschen und israelischen Jugendlichen" (Wolfgang Frindte, Jena und Devora Carmil, Haifa, Israel) . Anlässe 11 Orientierungen und Aktionen nur schwerlich erlaubt. Sozialwissenschaft liehe Forschungsintentionen sollten sich deshalb auf die schrittweise Re konstruktion des komplexen Bedingungsgefüges, innerhalb dessen Frem den-und Ausländerfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Gewalt möglich und wirklich werden können, konzentrieren (vgl. auch Willems, 1993}. Eine besondere Aktualität erfuhr das Projekt im ersten Halbjahr 1998. Zunächst irritierte uns eine Mitteilung, die Anfang März jenes Jahres in verschiedenen Tageszeitungen veröffentlicht wurde und die auf die Zu nahme rechtsextremer Tendenzen vor allem in den neuen Bundeslän dern aufmerksam machte: Die Berliner "tageszeitung" teilte zum Beispiel folgendes mit: Berlin (taz) -Der Ausgangspunkt ist ebenso erschreckend wie einfach: "In gut einem Drittel unseres Landes". sagt Anetta Kahane, "können sich Menschen mit vermeintlich nicht-arischem Aussehen nicht mehr frei bewegen." Die Rede ist von der ehemaligen DDR, der Anlaß eine Studie des ehemaligen Kripo-Mitarbeiters und Experten Bernd Wagner über "Rechtsextremismus und kulturelle Subversion in den neuen Bundeslän dern", die gestern in Berlin vorgestellt wurde. Anders ausgedrückt: Nicht Greenpeace und Musik von Oasis oder Puff Daddy bestimmen, was in vielen ostdeutschen Schulen und Jugendklubs angesagt ist, sondern die örtliche rechtsextreme Kameradschaft und die Musik von Gruppen wie Oithanasie oder Landser. Auf rund 30 Prozent bezifferten Wagner und Kahane, die in Berlin die "Regionale Arbeitsstelle für Ausländerfragen" (RAA) leitet, die Zahl der Jugendlichen in den neuen Bundesländern, die eine rechts extreme Orientierung hätten. Was das genau heißt, formulierte er im 0-Ton der Szene: "Haß auf Schwarze und Türken; Kampf gegen linke Zecken; Verachtung für die Demo kratie als Schwatzbude; im übrigen sind die Juden an der Globalisierung und auch sonst allem schuld." Gewalt und das "Alltagsmobbing" von Immigranten, Flüchtlingen, Behin derten, Punks oder Obdachlosen "wird oft als eine andere Form von Polizeifunktion angesehen". Bloß sind es keineswegs die Jugendlichen allein. Ihre rechtsextreme Protest und Alltagskultur sei eingebettet in "völkische Stimmungen" bei der Durchschnitts bevölkerung. ("die tageszeitung", 03.03.1998, Seite 6). Bernd Wagners Zahlen konnten wir durch unsere Befunde nicht bestäti gen. Bei aller Besorgnis, die auch uns motivierte, nach Umfang und Ursa chen fremdenfeindlicher und rechtsextremer Einstellungen zu forschen, schienen uns eine besonnenere Analyse und Bewertung fremdenfeindli cher und rechtsextremer Tendenzen angebracht zu sein. Daß wir im ersten Halbjahr 1998 sozusagen aus der wissenschaftli chen Ecke in die deutschen Wirklichkeiten gedrängt wurden, hat aber noch einen weiteren Grund. Ende Juni des Jahres machte das Bundesmi nisterium des Inneren den Verfassungsschutzbericht 1997 im Internet zu gänglich. Unter anderem konnte man dort folgendes lesen: "Die Zahl der gewaltbereiten Rechtsextremisten (7.600 Personen) ist um fast 19% ge stiegen (1996: 6.400, 1995: 6.200). Zu den Gewaltbereiten werden auch diejenigen Rechtsextremisten gezählt, die-ohne bislang Gewalttaten verübt zu haben-eine Gewalt-

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