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Frauen und Verhältnisse: Eine sozialpolitische Netzwerkanalyse PDF

292 Pages·2001·33.102 MB·German
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Betrifft: Geschlecht Diskussionsbeiträge junger Wissenschaftlerinnen herausgegeben von: Maria Bitzan, Doris Knab, Susanne Maurer, Gabriele Stumpp Band 3 Frauen und Verhältnisse Eine sozialpolitische Netzwerkanalyse MariaKnab Centaurus Verlag & Media UG 2001 Die Autorin, geb. 1961, Dr. rer.soc., Diplompädagogin, ist Professorin für Beratung und Theorie der Sozial pädagogik/ Sozialarbeit an der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt und Mitarbeiterin des Tübinger Instituts für frauenpolitische Sozialforschung (TIFS) e. V. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Knab, Maria: Frauen und Verhältnisse: eine sozialpolitische Netzwerkanalyse / Maria Knab. -Herbolzheim : Centaurus-Verl., 2001 (Betrifft: Geschlecht; Bd. 3) Zug\.: Tübingen, Univ., Diss., 2000 ISBN 978-3-8255-0349-9 ISBN 978-3-86226-400-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-86226-400-1 ISSN 1434-744X Alle Rechte. insbesondere das Recht der Vervie(fältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung. vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie. Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder IInter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet. vervielfältigt oder verbreitet werden. © CENTA URUS Verlags-GmbH & Co. KG. Herbolzheim200J Satz: Vorlage der Autorin Umschlagabbildung: Gemälde der Autorin Umschlaggestaltung: DTP-Studio, Antje Walter, Lenzkirch Inhalt Einführung .............................................................................................. 7 Entwicklung der Forschungsperspektive .......................................... 19 1. Eine lebenslagenorientierte Differenzperspektive .......................... 19 1.1. Lebensbewältigung und Gestaltung in Zeiten sozialstaatlicher Vergesellschaftung. Das Lebenslagenkonzept als Struktur-und Handlungsmodell ................................................................................ 19 1.2. Zum Verhältnis zwischen den Verhältnissen: z.B. zwischen Geschlechterverhältnis und Stadt-Land-Verhältnis ............................ 33 1.3. Dekonstruktion marginalisierender Denkvoraussetzungen ............ .39 1.4. Alter Wein in neuen Schläuchen. Modernisierung sozialstaatlicher Marginalisierungsmuster am Beispiel von ,Arbeit' und ,Gewalt' .......... 45 1.5. Das Ganze ist mehr als die Summe der einzelnen Teile (I). Der Verdeckungszusammenhang ............................................................ 60 1.6. Das Bewältigungsstereotyp ,Belastbarkeit' zur Vermittlung des .. .. Verdeckungszusammenhangs .................................................................. 68 1.7. Öffentlichkeiten. Land-und frauenspezifische Konkretisierung .... . von Öffentlichkeitsvorstellungen ........................................................ 71 2. Frauenbezugnahme. Von a wie abgewertet bis z wie zerstört: Verdeckungsmuster und Veränderungsperspektiven ••••••••••••••••••••• 80 2.1. versperrt und verstellt durch patriarchal geprägte Wahrnehmung und Beurteilung .......................................................... 82 2.2. verstellter Blick durch Mythen, durch systematische Geringschätzung und Glorifizierung ................................................... 83 2.3. abgewertet, entwertet und schließlich vergessen ......................... 84 2.4. als abartig und abscheuerregend diffamiert und stigmatisiert. ..... 92 2.5. tabuisiert und pathologisiert ......................................................... 94 2.6. zu selbstverständlich .................................................................... 96 2.7. bedeutungs-los ............................................................................. 97 2.8. privatisiert .................................................................................... 99 2.9. verstümmelt ................................................................................. 103 2.10. unreflektierte Fortschrittsgläubigkeit.. ....................................... 106 2.11. übergangen ................................................................................. 109 2.12. (Methodische) Wege aus dem Verdeckungsgeflecht.. ............... lll 3. Fragen und Frageperspektiven für die empirische Untersuchung ... 117 5 Näher heran an gelebte Frauenbezugnahme. Empirische Befunde ............................................................................ 127 4. Vom Verdeckungs-zum Entdeckungszusammenhang. Arbeit, Konflikte und Bezugnahme sichtbar machen ••••.••••...••••••••• 128 4.1. Gelegenheitsstrukturen: Informelle Bezugnahme ......................... 128 4.1.1. Lockere Bezüge ................................................................... 128 "Der Ortschaftsrat sagt, 'es geht nicht', der Polizist sagt auch, 'es geht nicht' und wir sagen 'natürlich muß es gehen '. " 4.1.2. Freundinnen ......................................................................... 145 "Das ist auch eine, wo in Frauenumgebung ist, und das braucht und das auch zugibt. " 4.1.3. Vertrauensfrauen ................................................................. 155 .,Hilfe auf dem langen Weg, bis man zugeben kann, , ich brauche Hilfe von Außen '. " 4.2. Organisierte und formalisierte Bezugnahme ................................ 166 4.2.1. Antirassistische Vorgehensweisen in ländlichen Lebenswelten ............................................................... 169 .,Man muß echt wirklich couragiert sein, um so was zu machen auf dem Dorf. " 4.2.2. Neue Arbeitsöffentlichkeiten .............................................. 176 " Unter Frauen die Solidarität, die hab' ich da zum ersten Mal mitgekriegt. " 5. Das Ganze ist mehr als die Summe der einzelnen Teile (11). Zusammenfassung und übergreifende Ergebnisse• •••••••••••••••••••••••••• 188 6. Öffentlichkeiten gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. ............... 199 6.1. Öffentliche Veranstaltungen zum Thema "Gewalt gegen Frauen und Mädchen". Typisierende Darstellung ............................. 204 6.2. Die Vemetzungsstruktur. Vermittlungsstrukturen zwischen unterschiedlichen Lebensbereichen und Orten ................................... 212 6.3. Die Thematisierungsmuster. Verdeckungsmechanismen von Gewalt wahrnehmen und überschreiten ....................................... 230 7. Das Ganze ist mehr als die Summe der einzelnen Teile (11). Zusammenfassung und Entwicklungsperspektiven - nicht nur für ländliche Regionen ....................................................................... 251 8. Literatur .............................................................................................. 271 6 ,Warum sollen Frauen keine Verhältnisse haben, können Sie mir sagen - warum? ' (frei nach Zarah Leander) Einführung Frauen und Verhältnisse - ein vieldeutiger, schillernder Titel. Der Titel deutet auf Beziehungsverhältnisse und gesellschaftlich-strukturelle Verhältnisse, vor allem deutet er auf deren Zusammenspiel: wie gesellschaftliche Verhältnisse Frauennetzwerke prägen und die Gestaltung gesellschaftlicher Verhältnisse durch Frauennetzwerke. I Um diese Verhältnisse kreist die vorliegende Arbeit in mehreren Runden, nimmt sie theoretisch und empirisch in den Blick. Der Blick selbst wird zum Thema: Welche Sicht kann dieser Komplexität gerecht werden und zumindest eine Ahnung vom ,Kosmos der Frauenbeziehungen' (Heide Funk) mit seinen gesellschaftlichen Konstanten und Auswirkungen vermitteln. Welche Fokus sierung ist nötig, um das, was immer wieder - auch von Frauen selbst - als privat und informell abgetan wird, in seiner tragenden Bedeutung für die gesellschaftlichen Verhältnisse wahrzunehmen? Wie dies ins rechte Licht rücken? Was verstellt und trübt hierbei den Blick? Auch um diese Verzer rungen in Wahrnehmung und Bewertung soll es hier als Ausdruck gesell schaftlicher Verhältnisse gehen. Wir leben heute in paradoxen gesellschaftlichen Verhältnissen: Trotz der Hochkonjunktur von sogenannten ,Frauenthemen' werden die darin artiku- 1 Die Begriffe ,Geschlechterverhältnis bzw. -verhältnisse' haben sich als analytische Begrifflichkeiten in den Sozialwissenschaften durchgesetzt. Mit dem Titel ,Frauen und Verhältnisse' stelle ich die Bezugnahme zwischen Frauen in den Mittelpunkt meiner Analyse; da die gesellschaftlichen Verhältnisse - als Bedingung und Auswirkung die ser Bezugnahme - untersucht werden, stellt das Geschlechterverhältnis als ge schlechtshierarchisches gesellschaftliches Konstrukt einen zentralen analytischen Ho rizont dieser Untersuchung dar. 7 Iierten Interessen und Konflikte gerade über ihre Definition als ,Frauenthe men', also über ihre Art und Weise, wie sie gesellschaftlich und politisch an erkannt werden, aus dem allgemein-politischen Diskurs ausgegrenzt und in ihrer gesellschaftlichen Relevanz verdeckt. Dies betriill v.a. Gewalt gegen Frauen und die Arbeit von Frauen. Der Löwenanteil der überlebensnotwen digen Sorge- und Fürsorgearbeit, die Verantwortung rur menschliche Be dürfnisse ist so selbstverständlich in die Zuständigkeit von Frauen verscho ben, daß ihr Charakter als gesellschaftlich notwendige Arbeit unsichtbar bleibt. Mit dieser Verzerrung der Perspektive werden die, aus gesellschaftli chen Aufgaben und Verhältnissen resultierenden Belastungen von Frauen, zu individuellen Problemen erklärt und in die persönliche Bewältigung verwie sen. Als Konsequenz hieraus entsteht ein gesellschaftliches Bild von Frauen, in dem sie ihre scheinbar individuellen Aufgaben und Konflikte - Frauenthe men eben - nicht alleine bewältigen können, sondern hierrur gesellschaftlich öffentlicher Unterstützung bedürfen. Die erhalten sie dann wegen scheinbar individueller Bedürftigkeit und nicht aufgrund ihrer Zuständigkeit rur gesell schaftlich notwendige Arbeiten. Damit ist ein aktuell wirksames fOrderungs politisches Marginalisierungsmuster skizziert, das über die Gleichzeitigkeit von Anerkennung und Besonderung funktioniert. Zu diesen Besonderungsmustern im Geschlechterverhältnis kommen Beson derungstendenzen im Verhältnis zwischen Frauen. Daß keine Frauengruppie rung die Interessen von Frauen formulieren und die Vorgehensweisen, mit denen sie öffentlich geltend gemacht werden, vorgeben kann, wurde in den letzten Jahren vor allem durch die Kritik Schwarzer Frauen an Eurozentris mus und Mittelschichtorientiertheit weißer Frauenbewegungen und Frauen forschung aufgedeckt (vgl. u.a. hierzu beiträge zur feministischen theorie und praxis 1990; Hügel/Lange/AyimlBubeck/Aktas/Schultz 1993; Neuselffekelil Akkent 1991). Der dadurch angestoßene Differenzdiskurs machte deutlich, daß Frauen in der gegenseitigen Wahrnehmung ähnliche Besonderungsmu ster, wie sie sie selbst im Geschlechterverhältnis kritisiert haben, praktizieren. Die Erkenntnisse dieses Diskurses sind bezüglich sozialräumlich bedingter Unterschiede zwischen Frauen in sogenannten modemen Gesellschaften, z.B. bezogen auf Unterschiede durch großstädtische und ländliche Lebenswelten, noch wenig diskutiert. Daß dies geschieht, halte ich rur wichtig, da m.E. femi nistische Diskurse häufig unreflektiert großstädtisch geprägt sind, wodurch die von Frauen in ländlichen Regionen formulierten Interessen sowie die We- 8 ge und Formen ihrer Artikulation übergangen oder aber - gemessen an groß städtischen Formen - als rückschrittlich, im günstigeren Fall als zu spezifisch eingestuft werden.2 Diese entwertenden Besonderungstendenzen haben mit einem in unserer Gesellschaft üblichen Muster zu tun, wie wir Unterschiede und das Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem denken, nämlich als hierarchisches und dichotomes Verhältnis. Ein Ziel des Differenzdiskurses ist es, nicht-hierarchische, egalitäre Denk-Modelle für das Verhältnis von All gemeinem und Besonderem zu entwickeln, damit nicht immer wieder Vor stellungen und Lebensweisen einzelner dominierender Gruppierungen zu all gemeinen Maßstäben erhoben werden, an denen alles andere als anders und besonders gemessen wird.3 In einem nicht-hierarchischen Denkmodell stehen spezifische Lebensverhältnisse nicht dem Allgemeinem gegenüber, sondern das Allgemeine setzt sich aus lauter Spezifika und Sonderformen zusammen. In diesem nicht-hierarchischen Modell gelten dann städtische Lebensräume und Lebensweisen als genauso spezifisch und besonders wie ländliche.4 Mein Anliegen ist es, Erkenntnisse dieses Diskurses um eine ,Politik der Dif ferenz' (Young 1990) für die Gewichtung von Unterschieden zwischen städ tischen und ländlichen Lebenswelten und ihren jeweiligen Öffentlichkeits formen in unserer Gesellschaft zu übertragen.5 2 Auch wenn quantitative Daten hier nicht im Vordergrund stehen, sei hier doch dar auf verwiesen, daß es sich bei Frauen in ländlichen Regionen nicht um eine kleine Frauengruppierung, sondern um ca. die Hälfte der Frauen in der Gesamtbevölkerung des Bundesgebietes handelt (vgl. Keppelhoff-Wiechert 1990, S. 23). 3 Das bedeutet nicht, daß es zwischen den genannten Gruppen und Sozial räumen kei ne Hierarchien gibt. Sondern es geht hier darum, die häufig unbemerkte Verankerung von Hierarchien in selbstverständlichen Denkmustern wahrzunehmen und zu über schreiten. Es geht darum, dieses selbstverständliche Denken, was als besonders und al1gemein gilt, als gesel1schaftliche Konstruktion, die Hierarchisierungsprozesse beför dert, zu erkennen und Vorstellungen von einer egalitären Differenz (vgl. Prengl 1990) zu entwickeln. 4 "A relation understanding of difference relativises a previously universal position of privileged groups, which al10ws only the oppressed to be marked as different. When groups difference appears as an function of comparison between groups, whites are just as specific as blacks or latinos, men just as specific as women, abel-bodied people just as specific as disabled people." (Young 1990, S. 171). Und: die Lebensweise von Menschen mit heterosexueller Orientierung gelten dann als genauso spezifisch oder besonders wie die von Menschen mit homo-oder bisexueller Orientierung. 5 Ich gehe davon aus, daß den Analysen von Besonderungstendenzen, die im Rahmen des Differenzdiskurses zwischen Frauen aus unterschiedlichen Kulturen durchgeführt 9 Angesichts dieser skizzierten Besonderungstendenzen im Verhältnis zwischen Frauen und im Geschlechterverhältnis frage ich nach Qualitäten von Frauen beziehungen, die Marginalisierungsmuster aus beiden Ungleichheitsverhält nissen überwinden: Was heißt Veröffentlichung angesichts solcher Verhält nisse? Wie können Frauen in ländlichen Regionen das "öffentlich verhandel bar machen, was bisher ins Haus, ins Frauenleben als Konflikt, als Interesse eingeschlossen war" (Funk 1993, S. 194)? Wie können sie, mit Rommels pacher (1992) gesprochen, "Mitmenschlichkeit mit Macht ausstatten"? 6 Ich gehe davon aus, daß Frauen solche die Marginalisierung überwindenden Schritte unternehmen und setze dabei auf die Bezugnahme zwischen Frau en - ihr gilt meine Hoffnung. Empirischer Gegenstand dieser Arbeit ist des halb das komplexe Zusammenspiel vielfältiger Unterstützungs- und Verstän digungsprozesse in sozialen Netzwerken von Frauen in ländlichen Regionen (Kap. 3V Ich möchte in diesem Handeln von Frauen Aspekte sichtbar ma chen, mit denen sie ihre Interessen und Belastungen und die derjenigen, für die sie Verantwortung übernehmen, in einer solchen Art und Weise wahrneh men, defmieren und in verschiedenen politischen Arenen öffentlich zur Gel tung bringen, daß darin deren allgemein-gesellschaftliche Relevanz deutlich wurden, Anregungen für die Untersuchung weiterer Differenzverhältnisse zu entneh men sind. Damit setze ich jedoch keinesfalls die Auswirkungen dieser verschiedenen Besonderungs-und Entwertungsmuster gleich. 6 Dabei kann weder von den Frauen in ländlichen noch von den Frauen in großstädti schen Lebenswelten als einheitliche Gruppe die Rede sein. Diese Gruppierungen un terscheiden sich intern wiederum durch weitere Differenzen, wie z.B. Schicht- oder ethnische Zugehörigkeit, Alter oder durch die für die Bundesrepublik aktuell wichtige Differenz zwischen Ost- und Westdeutschland (zur genauen Beschreibung der Unter suchungsgruppe vgl. Knab 1999, Kap. 2). 7 Die empirischen Daten wurden zum großen Teil in einem gemeinsam mit Helga Huber durchgeführten Forschungsprojekt erhoben (vgl. HuberlKnab 1992). Das Pro jekt war am Institut rur Erziehungswissenschaften der Universität Tübingen unter Lei tung von Prof. Dr. Heide Funk und Prof. Dr. Hans Thiersch angesiedelt und wurde vom Ministerium für Familie, Frauen, Weiterbildung und Kunst Baden-Württemberg finanziert. Die hier vorliegende Arbeit ist die gekürzte und überarbeitete Fassung mei ner Dissertation (vgl. Knab 1999). Als ich bei der Ausstellung der Promotionsurkunde um die Verwendung der weiblichen Form bat, teilte mir die Fakultät folgendes schrift lich mit: "Die Fakultät für Sozial- und Verwaltungswissenschaften vergibt Doktorur kunden nicht in weiblicher Form, da von der Universität nicht hinreichend geklärt werden konnte, wie die weibliche Form von Doktor heißt." Dies als Anmerkung zu universitären Verhältnissen im Jahr 1999. \0

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