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Frau Holle - Märchen, Sagen, Mythos & Orte PDF

28 Pages·1.192 MB·German
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Frau Holle - Märchen, Sagen, Mythos & Orte Geheimnisvolle Frau Holle … weltberühmt und doch unbekannt Naturpark Meißner-Kaufunger Wald Inhalt Märchen Orte der Frau Holle Frau Holle......................................3  Frau-Holle-Teich ....................... 16 Ursprung .......................................6 Kultstätte vor 2000 Jahren ................. 16 Frau-Hollen-Bad ............................ 16 Wie tief ist der Frau-Holle-Teich? ........ 16 Wer ist Frau Holle? Skulptur am Frau-Holle-Teich ............ 17  Kalbe ...................................... 17 Wer ist Frau Holle? ..........................7  Kitzkammer ............................. 18 Volksglaube und Mythos .....................7  Badestube der Frau Holle ............. 18 Frau Holle hat viele Namen ................8  Frau-Holle-Stuhl, Morgengabe ...... 19 Wunderschöne Göttin Hulda ...............9  Todstein, Abteröder Bär .............. 19 Holle und Göttin Diana ......................9  Hohlstein ................................ 19 Hexenweib oder Vegetationsdämon? ..... 10  Hollsteine ................................ 20 Magna Mater ................................ 10 Karte historisch überlieferter Orte ..... 21 Sagen Das Frau-Holle-Land selbst erleben Saturnalia.................................... 11 Angebote des Naturparks Meißner »Frau Holle zieht umher« .................. 11 Frau-Holle-Veranstaltungen »Frau Holle und der Bauer« ................ 11 Geführte Wanderungen .................... 22 »Frau Holla und der treue Eckart« ........ 12 Frau-Holle-Vortrag ......................... 22 Brüder Grimm .............................. 11 Begleitete Bustouren ........................ 22 Die Sage vom Frau-Holle-Teich ........... 12 Märchenhafte Veranstaltungen Überlieferungen zum Frau-Holle-Teich ...13 Kinderangebote ............................. 22 Schmieder ................................... 14 Meißnergeschichten ........................ 23 »Ein hessisches Volksmährchen vom Meisnerberge« ......................... 14 Märchenhafte Stadtführungen .......... 23 Märchenwochen ............................ 24 Märchenhafte Ziele Märchenhafte Brunnen ..................... 24 Tor zum Frau-Holle-Land ................. 25 Weitere märchenhafte Erlebnisse ....... 26 Informationsquellen ....................... 27 Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte Seite 2 Märchen Frau Holle (Aus der Kinder- und Hausmärchen-Sammlung der Brüder Grimm) Eine Witwe hatte zwei Töchter, da- von war die eine schön und fleißig, die andere hässlich und faul. Sie hatte aber die hässliche und faule, weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber. Die de) h o andere musste alle Arbeit tun und das bel b Aschenputtel im Hause sein. Das arme U n ( Mßeä Sdtcrhaeßne mbeuis setien esmich B träugnlincehn asueft zdeine gurnod- die Bette mauuss dsteen s Fo invigeel rsnp isnpnraenng, .d Nasus ni htmru gd aess Bsilcuht üttelt h zdua , bdüacsks tdei ee sS psiuclhe edianmmiat l igna ndze nb lButriugn wnaenr, marie sc d und wollte sie abwaschen: Sie sprang ihm ol G aber aus der Hand und fiel hinab. Es wein- te, lief zur Stiefmutter und erzählte ihr das Unglück. Die schalt es so heftig und war so unbarmherzig, dass sie sprach: »Hast du die Spule hinunterfallen lassen, so hol sie auch wieder herauf.« Danach ging es weiter und kam zu einem Baum, der hing voll Äpfel und rief ihm zu: Da ging das Mädchen zu dem Brunnen zu- »Ach schüttle mich, schüttle mich, wir Äpfel rück und wusste nicht, was es anfangen soll- sind alle miteinander reif.« Da schüttelte es te. Und in seiner Herzensangst sprang es in den Baum, dass die Äpfel fielen, als regneten den Brunnen hinein, um die Spule zu holen. sie, und schüttelte, bis keiner mehr oben war; Es verlor die Besinnung und als es erwach- und als es alle in einen Haufen zusammenge- te und wieder zu sich kam, war es auf einer legt hatte, ging es wieder weiter. schönen Wiese, wo die Sonne schien und viele tausend Blumen standen. Endlich kam es zu einem kleinen Haus, da- raus guckte eine alte Frau. Weil sie aber so Auf dieser Wiese ging es fort und kam zu ei- große Zähne hatte, ward ihm angst, und es nem Backofen, der war voller Brot; das Brot wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm aber rief: »Ach, zieh mich raus, zieh mich nach: »Was fürchtest du dich, liebes Kind? raus, sonst verbrenn’ ich. Ich bin schon längst Bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Hause ausgebacken.« Da trat es herzu und holte mit ordentlich tun willst, so soll dir’s gut gehen. dem Brotschieber alles nacheinander heraus. Du musst nur Acht geben, dass du mein Bett Seite 3 www.naturparkmeissner.de Märchen so gut hier unten geht, so kann ich doch nicht länger bleiben, ich muss wieder hin- auf zu den Meinigen.« de Die Frau Holle sagte: »Es gefällt mir, dass o ker du wieder nach Hause verlangst, und weil Voc n du mir so treu gedient hast, will ich dich nen i selbst wieder hinaufbringen.« Sie nahm es n u darauf bei der Hand und führte es vor ein Br marie, gdraosß Mesä Tdochr.e Dn agse rTaodre wdaarrdu natuefrg settaannd, u, fnidel weiine d Gol gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihm hängen, so dass es über und über davon bedeckt war. »Das sollst du haben, weil du so fleißig gewesen bist«, sprach die Frau Holle und gab ihm auch die Spule wie- der, die ihm in den Brunnen gefallen war. gut machst und fleißig aufschüttelst, dass die Darauf ward das Tor verschlossen, und das Federn fliegen, dann schneit es in der Welt; Mädchen befand sich oben auf der Welt, ich bin die Frau Holle.« nicht weit von seiner Mutter Haus. Und als es in den Hof kam, saß der Hahn auf dem Weil die Alte ihm so gut zusprach, so fass- Brunnen und rief: »Kikeriki, unsere golde- te sich das Mädchen ein Herz, willigte ein ne Jungfrau ist wieder hie«. und begab sich in ihren Dienst. Es besorg- te auch alles nach ihrer Zufriedenheit und schüttelte ihr das Bett immer gewaltig auf, so dass die Federn wie Schneeflocken um- her flogen; dafür hatte es auch ein gutes Leben bei ihr, kein böses Wort und alle Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun war es eine Zeitlang bei der Frau Holle, da ward es traurig und wusste anfangs selbst nicht, was ihm fehlte, endlich merkte es, dass es Heimweh war; ob es ihm hier gleich vieltausendmal besser ging als zu Haus, so hatte es doch ein Verlangen dahin. Endlich sagte es zu ihr: »Ich habe den Jammer nach Haus gekriegt, und wenn es mir auch noch Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte Seite 4 NaturMerälrecbhneins Da ging es hinein zu seiner Mutter, und weil es mit Gold bedeckt ankam, ward es von ihr und von der Schwester gut aufgenommen. de Das Mädchen erzählte alles, was ihm be- kero gegnet war, und als die Mutter hörte, wie es Voc zu dem großen Reichtum gekommen war, n in wollte sie der anderen faulen Tochter ger- ne n u ne dasselbe Glück verschaffen. Sie musste Br sich an den Brunnen setzen und spinnen; arie, m und damit ihre Spule blutig wurde, stach h sie sich in den Finger und stieß die Hand in Pec die Dornhecke. Dann warf sie die Spule in den Brunnen und sprang selber hinein. Sie kam wie die andere auf die schöne Wiese und ging auf demselben Pfade weiter. ten Tag aber fing sie schon an zu faulenzen, Als sie zu dem Backofen gelangte, schrie am dritten noch mehr, da wollte sie morgens das Brot wieder: »Ach, zieh mich raus, zieh gar nicht aufstehen. Sie machte auch der Frau mich raus, sonst verbrenn ich, ich bin schon Holle das Bett nicht, wie sich’s gebührte, und längst ausgebacken.« Die Faule aber ant- schüttelte es nicht, dass die Federn aufflogen. wortete: »Da hätt’ ich Lust, mich schmut- Das ward die Frau Holle bald müde und sag- zig zu machen«, und ging fort. Bald kam sie te ihr den Dienst auf. Die Faule war damit zu dem Apfelbaum, der rief: »Ach, schütt- zufrieden und meinte, nun würde der Gold- le mich, schüttle mich, wir Äpfel sind alle regen kommen; die Frau Holle führte sie miteinander reif.« Sie aber antwortete: »Du auch zu dem Tor, als sie aber darunter stand, kommst mir recht, es könnte mir einer auf ward statt des Goldes ein großer Kessel voll den Kopf fallen«, und ging weiter. Pech ausgeschüttet. Als sie vor das Haus der Frau Holle kam, »Das ist zur Belohnung deiner Dienste«, fürchtete sie sich nicht, weil sie von ihren sagte Frau Holle und schloss das Tor zu. Da großen Zähnen schon gehört hatte, und ver- kam die Faule heim, aber sie war ganz mit dingte sich gleich zu ihr. Pech bedeckt, und der Hahn auf dem Brun- nen, als er sie sah, rief: »Kikeriki, unsere Am ersten Tag tat sie sich Gewalt an, war schmutzige Jungfrau ist wieder hie.« fleißig und folgte der Frau Holle, wenn sie ihr etwas sagte, denn sie dachte an das viele Das Pech aber blieb fest an ihr hängen und Gold, das sie ihr schenken würde; am zwei- wollte, solange sie lebte, nicht abgehen. Seite 5 www.naturparkmeissner.de Ursprung F ast jeder kennt die Betten schüttelnde und Schneefall bewirkende freundlich-strenge Großmutter aus dem Märchen »Frau Holle« aus der Sammlung der Brüder Grimm. Es ist wohl eines der beliebtesten und bekanntesten Märchen, das sehr ähnlich auf der ganzen Welt erzählt wird. Und doch lebt mit dieser Figur nur ein Teil ihres Wesens im Bewusstsein der heutigen Menschen. Ihre ursprünglichen Eigenschaften sind in den Hinter- grund getreten, werden jetzt aber wieder neu entdeckt. Die meisten Märchen haben ihre Ansätze in Mythen und Sagen. Wo Legenden wegen ihres heidnischen Ursprungs unterdrückt wurden, lebten Märchen weiter und damit überlebten teilweise auch jene Legenden und Sagen. Auch das Märchen der Frau Holle geht auf einen uralten Mythos zurück. So hat das Märchen dazu beigetragen, das Interesse für diese My- then und Sagen zu erhalten. Deutung des Frau-Holle-Märchens In Märchen sind tiefe Wahrheiten verborgen, die man schon zu allen Zeiten zu deu- ten versuchte. Im Frau-Holle-Märchen lassen sich die Blumenwiese als Frühling, der Backofen als Sommer, der Apfelbaum als Herbst und der Schnee als Winter vermuten, so dass die Mädchen das Jahr durchleben. Dabei erfährt man, dass Hilfsbereitschaft, Liebe und Fleiß aus eigenem Antrieb Gold wert sind und zu innerer Reife und Einklang mit der Schöpfung führen, dagegen aber neidende Nachahmung, Egoismus und Faulheit Pech und Misserfolg bringen. olle H u a Fr der « h usc b oller H » Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte Seite 6 Wer ist Frau Holle? E ine Muttergottheit aus Zeiten des Matriarchats oder eine Betten schüttelnde Mär- chenfigur? »Sie ist beides und noch mehr«, meint Frau-Holle-Forscher Dr. Karl Kollmann. Jakob Grimm schrieb in seiner »Deutschen Mythologie«: »Volksglaube und Märchen lassen Frau Holda (Hulda, Holle) als ein höheres Wesen auftreten, das den Menschen freundliche Gesinnung beweist, aber ihnen zürnt, wenn es Faulheit, Unordnung und Ungehorsam wahrnimmt.« So vielfältig wie die Geschichten um Frau Holle sind, so vielfältig sind auch ihre äußeren Erscheinungsformen in den Sagen: • Mal ist sie ein verschleiertes Geisterwesen im langen, weißen Gewand, • mal eine auf einem Stein sitzende Feengestalt, die bezaubernd singt und ihre goldenen Lo- cken kämmt, • mal führt sie reitend die »Wilde Jagd« an, • mal schwebt sie hoch in der Luft über Berg und Tal. • Sie erscheint einerseits als ein junges, venusgleiches Wesen, • aber andererseits wird sie auch beschrieben als buckliges Mütterchen • oder kleine hässliche Alte mit grauem verworrenem Haar, langer Nase und großen Zähnen • und als Hexe, die den Leuten auf den Rücken springt. • Sie wird als weise, gütig, mitleidsvoll, mütterlich, segensreich und gerecht wahrgenommen, • aber auch verführend, schicksalsvoll und strafend, kriegerisch und wild geschildert. Volksglaube und Mythos In spätgermanischer Zeit und im frühen Mittelalter wurde Frau Holle als hohe Göttin verehrt. Unsere ne) Ahnen glaubten in vorchristlicher Zeit fest daran, Hei dass sie Werden und Vergehen und die Naturgewalten W. F. beherrschte und somit auch Regen, Schnee und Sturm n ( gebieten konnte. Sie sahen in ihr die allumfassende Na- zeri tur, die Mutter Erde, die Große Göttin. Sie erscheint hüt als Verkörperung einer uralten weiblichen Gottheit, die Besc sowohl in der antiken Mythologie als auch im Volks- ütige g glauben der Naturvölker ihre Entsprechungen findet. die Frau Holle ist als unsere bedeutendste volksmytholo- a, d ol gische Gestalt in Sagen, Märchen und Brauchtümern H überliefert. Seite 7 www.naturparkmeissner.de Wer ist Frau Holle? n use a h kers n a Fr bei berg äse K Frau Holle hat viele Namen Die meist als Erd- und Muttergöttin ausgeprägte Gestalt der Frau Holle ist in Deutschland auch unter vielen anderen Namen bekannt. In Mitteldeutschland (Hessen und Thüringen) wird sie vor allem »Frau Holle« genannt, während sie in Oberdeutschland »Frau Percht«, »Perchta«, (die Prächtige) »Berchta« oder »Bertha« heißt. In Niederdeutschland nennt man sie »Frau Gode«, oder »Frau Frecke« und »Frau Herke«, in den Kamernschen Bergen, (Frauharkenberg) »Frau Harke« und in Berlin »Frau Fricke«, in der wendischen Spree-Region »Murraue (Murawa)«, im Harz »Frau Haule«, im Spessart »Frau Schunkel«, obersächsisch »Frau Helle« oder »Frau Holt«. Im Rheinfrän- kischen heißt sie »Holla«, Friesisch »Ver Helle«, jenseits des Mains »Hulla«, in Russland »Babajaga«, in England »Mare« und in Südeuropa »Trempe«, »Stampa«, »Stempe« In anderen Quellen wird sie auch als »Mutter Holla«, altgermanische Erdmutter»Hludana«, »Hertha«, »Frau Hulle«, »Hulde«, »Frouwe«, bezeichnet, »Waldminchen«, »Lohra« oder schlichtweg »Alte« gerufen oder auch die »Goldene Jungfrau« und oft die »Weiße Frau«. Weiße Frau In Hessen und Thüringen ist die »Weiße Frau« ein häufiges Sagenmotiv. Manchmal weist sie demjenigen, dem sie erscheint, den Weg zu unterirdischen Schätzen. Wie auch in den Sagen vom Jungfernkeller, die am »Käseberg« in der Wacholderheide »Hielöcher« und der »Alten Stadt« bei Frankershausen, am Fuß des Meißners, angesiedelt sind. Wesensgleich oder identisch? Viele stellen wegen der Wesensgleichheit Bezüge zur Hauptgöttin der Asen »Freya« oder zu »Frigga«, der Frau des germanischen Göttervaters Odin, her. Im griechischen Götterhimmel gleicht ihr die Muttergöttin und Naturherrin »Artemis«. Andere sehen in Frau Holle die Be- herrscherin der Unterwelt und Göttin des Todes »Hel«. Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte Seite 8 Wer ist Frau Holle? Wunderschöne Göttin Hulda In Deutschland wird »Hulda« schon im 10. Jahrhundert genannt und beschrieben als hohe Frau von wunderbarer Schönheit mit weißem, wallendem Gewand mit goldenem Gürtel. Als Erdmutter wird sie als Spenderin des Werdens, des entstehenden Lebens, gesehen. Sie wohnt in der Tiefe, unter Brunnen, Teichen und Seen, denn das irdische Leben bedarf in seinem Entstehen und Blühen der Erde und des Wassers, heißt es. Holle und Göttin Diana »Religionsgeschichtlich hängt die Sagentradition der »Frau Holle« in Deutschland wohl zum einen mit der nordrömischen Ausprägung des Diana-Kultes zusam- men, zum anderen aber auch mit der altgermanischen Überlieferung nordischer Fruchtbarkeits- und Weis- a n a heitsgöttinnen«, ist dem Brüder Grimm Journal 1/2006 Di zu entnehmen. Göttin Diana wurde in altitalienischen öttin und römischen Traditionen als Beschützerin der Frau- G en und als Herrin des vegetativen Lebens angesehen. Jo- hannes Herolt aus Nürnberg belegte in seinen »sermo- nes de tempore« aus dem Jahre 1466 die Gleichsetzung der Holle mit der mächtigen Göttin Diana. Ein wichtiger Bildbeleg im Hinblick auf gemeinsame Ursprün- ge von »Holda« und »Diana« fand sich im Werraland, in Eschwege-Niederhone. Aus einer Grabkammer der Merowingerzeit stammen drei silberne Zierscheiben eines Pferdegeschirrs. Die größere der drei Scheiben zeigt eine weibliche Person mit einem Bogen auf den Knien, flankiert von zwei Löwen. »Es liegt nahe, dass hier die in Thüringen verehrte uralte Göttin Dia- na dargestellt ist, so nahe am Berg der Frau Holle«, urteilte Historiker und Stadtarchivar Eschweges, Dr. Karl Kollmann. Die Originalscheibe ist im Landesmuse- um Kassel ausgestellt, ein Duplikat ist im Stadtmuseum Eschwege zu besichtigen. Seite 9 www.naturparkmeissner.de Wer ist Frau Holle? Hexenweib oder Vegetationsdämon? Die Wissenschaft ist sich in der Einordnung der my- w) thologischen und historischen Bedeutung von Frau o nez Holle keineswegs einig. Die Bandbreite reicht vom Was weiblichen Naturdämon bis zur zentralen Gottheit, der »Gro- M. ßen Mutter«. Im völligen Gegensatz zur ordnungsliebenden W. schönen Frau wurde Frau Holle, wie Jakob Grimm beim Sam- ga ( meln seiner Märchen und Sagen um 1800 feststellte, manchmal Ya a als Zauberin und wahres Hexenweib mit langer Nase, großen b a B Zähnen und verworrenem Haar herabgewürdigt, die dem Heer der Toten nahe steht. Mit der vordringenden Christianisierung wurde versucht, die im Volksglauben der Region stark verankerte heidnische Göttin Holle aus den Köpfen zu verdrängen und durch andere Heilige zu ersetzen. Manche meinen, dass sie durch die hl. Walpurgis, andere, dass sie durch St. Lucia oder durch Maria ersetzt wurde. (Im Kloster Germerode wurde neben der Jungfrau Maria auch die Heilige Walpurgis verehrt, wie eine Inschrift auf einer alten Glocke vermuten lässt.) Martin Luther (1483-1546) stellte Frau Holle in seiner »Auslegung der Episteln« 1522 als Vegetationsdämon in Stroh und Lumpen mit langer Nase und musizierend dar, als »Frau Holle mit der Potznasen«, um sie als heidni- sches Götzenbild zu brandmarken. Andere stuften sie als Vegetationsdämon unter die Gruppe der Riesen, Zwerge, Geister, Kobolde und Hexen ein. Vielleicht weil die Menschen schon lange an solche Dämonen glaubten, bevor sie einige solcher Wesen zu Göttern stilisierten. »Magna Mater« Heinz Rölleke, der das Thema Frau Holle und der Meißner 1983 zusammenfasste, kam zu der Feststellung: »Die überall verbreitete Vorstellung von der ›Großen Mutter‹ kleidet sich in Hessen und speziell um den Meißner in die Gestalt der Frau Holle.« Historiker Dr. Karl Kollmann folgte in seinem Buch »Frau Holle und das Meißnerland« der Spur des Frau-Holle-Mythos auf streng wissenschaftliche Weise. Nach Abschluss seines his- torischen Exkurses hielt er fest, dass die Spuren von Frau Holda sich mit Sicherheit tausend Jahre zurückverfolgen lassen, bis zu Burchard von Worms. »Sie reichen aber in Wirklichkeit viel weiter zurück und verlieren sich im Dunkel der Vorzeit, wo die schriftliche Überliefe- rung nicht mehr weiter hilft. Die Indizien sprechen jedenfalls stark für die Annahme, dass Frau Holle keine Spukgestalt und auch kein Vegetationsdämon ist, sondern die regionale Verkörperung einer uralten weiblichen Erdgottheit, wie man sie fast überall auf der Welt unter den verschiedensten Namen verehrt hat ...« Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte Seite 10

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