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Franzosen, Briten und Deutsche im Rifkrieg 1921-1926: Spekulanten und Sympathisanten, Deserteure und Hasardeure im Dienste Abdelkrims PDF

432 Pages·2006·13.261 MB·German
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Sasse · Franzosen, Briten und Deutsche im Rifkrieg 1921-1926 deutsches historisches institut historique allemand paris Pariser Historische Studien herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris Band 74 R. Oldenbourg Verlag München 2006 Franzosen, Briten und Deutsche im Rifkrieg 1921-1926 Spekulanten und Sympathisanten, Deserteure und Hasardeure im Dienste Abdelkrims von Dirk Sasse R. Oldenbourg Verlag München 2006 Pariser Historische Studien Herausgeber: Prof. Dr. Werner PARAVICINI Redaktion: Veronika VOLLMER Institutslogo: Heinrich PARAVICINI, unter Verwendung eines Motivs am Hôtel Duret-de-Chevry Anschrift: Deutsches Historisches Institut (Institut historique allemand) Hôtel Duret-de-Chevry, 8, rue du Parc-Royal, F-75003 Paris Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. © 2006 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, München Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Internet: http://www.oldenbourg.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzu- lässig und strafbar. Dies gilt insbesondere f&r Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikrover- filmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Dieter Vollendorf, München Umschlagabbildung: Aus »Literaiy Digest«, Jg. 85 (1925), Nr. 1830,16.5.1925, S. 13. Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier (chlorfrei gebleicht). Gesamtherstellung: Druckhaus »Thomas Müntzer« GmbH, Bad Langensalza ISBN 13: 978-3-486-57983-3 ISBN 10: 3-486-57983-5 ISSN 0479-5997 INHALT Vorwort 7 1. Einleitung 9 2. Die Hintergründe Die Vorgeschichte, der Rifkrieg und die »Rif-Republik« 21 2.1. Marokko als Spielball der europäischen Großmächte bis zum Vorabend des Rifkrieges 21 2.2. Das Rif und seine Bevölkerung 27 2.3. Mohammed ben Abdelkrim el Khattabi Vom Kollaborateur zum Gegner Spaniens 31 2.4. Das »Desaster von Annual« und seine Folgen 38 2.5. Die Proklamation der »Rif-Republik« 42 2.6. Primo de Riveras Staatsstreich und der spanische Verlust von Chichaouen 46 2.7. Der Angriff der Rifkabylen auf Französisch-Marokko und Abdelkrims Kapitulation 49 3. Giftgas, Pocken und Typhus Abdelkrims Suche nach humanitärer Hilfe 55 3.1. Die Kriegsgreuel 55 3.2. Abdelkrims Kontakte nach London und Algerien 64 3.3. Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes und die Aktivitäten der British Red Crescent Society 69 3.4. Die Rif-Flüchtlinge in Tanger und der Refugee Relief Fund .... 83 3.5. Die französischen Hilfsmissionen zu den Kriegsgefangenen ... 86 4. Artilleristen und Telefonisten Abdelkrim und die Überläufer aus den Protektoratsarmeen 89 4.1. Die Legende von den europäischen Offizieren im Rif 89 4.2. Die Rifarmee und die Protektoratstruppen 94 4.3. Die Anzahl und die Motive der europäischen Überläufer 100 4.4. Die Aufgabenfelder der Überläufer 117 4.5. Abdelkrims Militärberater Josef Klems alias Caïd el Haj alemán 135 5. »Beute und Schmuggel« Abdelkrim und der Nachschub für das l<if 155 5.1. Der Nachschub aus der spanischen Zone Marokkos 155 6 Inhalt 5.2. Der Schmuggel aus Algerien und aus Französisch-Marokko .... 160 5.3. Der Nachschub aus Tanger 169 5.4. Charles Gardiner und der Nachschub aus Gibraltar 174 5.5. Die Blockademaßnahmen Frankreichs und Spaniens 187 5.6. Abdelkrims Pläne von einer Luftwaffe des Rifs 192 6. Geschäfte und Politik Abdelkrims Traum von einem Rifstaat und der Bergbau 205 6.1. Die Mannesmann-Brüder aus Remscheid 205 6.2. Der Baske Horacio Echevarrieta 222 6.3. Daniel Bourmancé-Says Marokko-Visionen 241 6.4. John Arnalls Bergbaupläne 264 6.5. Der Monopolvertrag mit Charles Gardiner 286 6.6. Die Besuche amerikanischer Journalisten 305 6.7. Robert Gordon-Canning und das Riff-Committee 316 6.8. Der »Times«-Korrespondent Walter Harris 346 7. Schlußbetrachtung 355 8. Anhang 365 8.1. Die Überläufer 365 8.2. Verzeichnis der Abkürzungen 377 9. Quellenverzeichnis 379 9.1. Archivalien 379 9.1.1. Deutsche Archive 379 9.1.2. Französische Archive 380 9.1.3. Britische Archive 383 9.1.4. US-Amerikanische Archive 385 9.2. Gedruckte Quellen 385 9.3. Ausgewertete Zeitungen und Zeitschriften 386 9.4. Zeit-und Augenzeugenberichte 388 10. Literaturverzeichnis 397 10.1. Sekundärliteratur 397 10.2. Internetseiten 417 Personen-und Ortsregister 419 VORWORT Auch nach 80 Jahren ist der Rifkrieg (1921-1926) in Nordmarokko bisher nur selten in den Blick der deutschen Geschichtsschreibung geraten, und dies, ob- wohl Deutschland in vielfältiger Weise an den Geschehnissen beteiligt war. Mohammed ben Abdelkrim el Khattabi alias Abdelkrim schaffte es, die unter- einander zerstrittenen Rifkabylen zu vereinen und die anfängliche Wider- standsbewegung gegen die spanischen Invasoren in ein neues Staatsgebilde, die 1923 proklamierte »Rif-Republik«, münden zu lassen. Während des fünfjährigen Krieges griff Abdelkrim auf die Hilfe zahlreicher meist europäischer Helfershelfer zurück, um sein Ziel - die Ausgestaltung eines eigenen Rifstaates nach europäischem Vorbild - zu erreichen. Für die vorgesehene Modernisierung des Rifs benötigte er ein Netzwerk an Experten und Fachleuten: Ärzte, Ingenieure, Techniker, Mechaniker, politische Berater, militärische Instrukteure für modernes Gerät. Aber Abdelkrim wollte ebenso beweisen, daß die Rifbevölkerung selbst in der Lage war, einen eigenen Staat zu bilden und zu verwalten. Die Rolle dieser meist deutschen, britischen und französischen Helfer, die zu einer schleichenden Verlängerung der Kriegsdauer beitrugen, ist bisher noch nie in den Mittelpunkt einer historischen Analyse gestellt worden. Gleichzeitig ist das Buch als Beitrag zur Geschichte der Dekolonisation und zur Geschichte der Vernetzung zwischen der außereuropäischen Bevölkerung und antikolonial eingestellten Sympathisanten in Europa gedacht. Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die überarbeitete und um aktuelle Literatur ergänzte Version meiner im Oktober 2003 von der Philoso- phischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ange- nommenen Dissertation. Es ist ein erhebendes Gefühl, nun am Schreibtisch zu sitzen und ein Vorwort zu verfassen, denn dies bedeutet, daß ein Projekt zum Ende gekommen ist und die Gedanken all denen gelten, die zu seinem Ge- lingen beigetragen haben. Ich bedanke mich herzlich bei Professor Dr. Horst Gründer (Münster) für die fachliche Betreuung der Arbeit. Privatdozent Dr. Ernst Laubach hat das Korreferat übernommen. Ein besonderer Dank gilt den Deutschen Historischen Instituten in Paris und London, ohne deren Stipendien meine mehrmonatigen Auslandsrecherchen für diese Arbeit nicht möglich gewesen wären. Professor Dr. Werner Paravicini (DHIP) half mir durch seine konstruktive Kritik, den roten Faden nicht zu verlieren. Ihm danke ich zugleich für die Aufnahme der Arbeit in die Schriftenreihe der »Pariser Historischen Studien«. Dr. Stefan Martens (DHIP) wies mir den Weg durch die französischen Archive. Die redaktionelle Beglei- 8 Vorwort tung der Drucklegung lag in den Händen von Veronika Vollmer, deren Arbeit stets nicht nur von Akribie, sondern auch von Geduld und Charme geprägt war. Auch Mechthild Rottkemper, mein Bruder Uwe und meine Ehefrau Nicole ersparten mir durch ihr zielsicheres und rasches Gegenlesen manche Stilblüte. Mein herzlicher Dank richtet sich zudem an die deutschen, französischen und britischen Archivare und Bibliothekare, die mir Akten- und Bücherberge zukommen ließen, sowie an all diejenigen, die mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden und mich unterstützt haben. Mein größter Dank gilt jedoch meiner geliebten Ehefrau Nicole, die mich vom ersten Gedanken bis zum letzten Satz kritisch und vor allen Dingen ge- duldig und humorvoll begleitet hat. Daher möchte ich ihr dieses Werk widmen. Münster, im Dezember 2005 Dirk Sasse 1. EINLEITUNG Von 1921 bis 1926 kämpften die Bewohner des nordmarokkanischen Rifge- birges - die Rifkabylen - gegen die Protektoratstruppen Spaniens und Frank- reichs um ihre Unabhängigkeit. Ihr Anführer Mohammed ben Abdelkrim el Khattabi schaffte es, »die erste und einzige [...] zentral organisierte Rebel- lion in Nordmarokko zustande zu bringen«1. Der Rifkrieg war einer der erfolg- reichsten kolonialen Widerstandskämpfe des 20. Jahrhunderts, der zur Bildung einer »Rif-Republik« und somit eines neuen Staates führte2. Erst die Zusam- menarbeit zweier Kolonialmächte führte zur Niederlage der Rifkabylen3. Der Krieg erfuhr in den 1920er Jahren auf internationaler Ebene große Auf- merksamkeit und beherrschte die Schlagzeilen der Weltpresse, vor allem als Frankreich 1925 in die Gefechte einbezogen wurde4. Im deutschsprachigen Raum ist der Kolonialkonflikt kaum bekannt, obwohl die spanische Luftwaffe während der Kämpfe Giftgas (Lost) einsetzte, das zum großen Teil aus deut- scher Herstellung stammte. Eine Fülle an Literatur befaßte sich bisher mit dem Widerstandskampf der Rifbevölkerung. Die zeitgenössischen Werke von Franzosen5 und Spaniern6 waren zumeist parteiisch und unausgewogen. Sie dienten der Rechtfertigung der sogenannten >Pazifizierung<, hoben die militärischen Leistungen der Ko- lonialarmeen hervor oder betonten die »zivilisatorischem Leistungen der Pro- 1 Rudibert KUNZ, Rolf-Dieter MÜLLER, Giftgas gegen Abd el Krim. Deutschland, Spanien und da- Giftgaskrieg in Spanisch-Marokko 1922-1927, Freiburg i. Br. 1990, S. 49. 2 William A. HOISINGTON, Lyautey and the French Conquest of Morocco, New York 1995, S. 198; Charles R. PENNELL, The Rif War. Link or Cul-de-sac? Nationalism in the Cities and Resistance in the Mountains, in: Journal of North African Studies 1 (1996) S. 234-247, S. 235. 3 Xavier HUETZ DE LEMPS, La collaboration franco-espagnol pendant la Guerre du Rif 1925- 1927. Un manage d'amour ou de raison, in: Hespéris-Tamuda 29 (1991) S. 85-111, S. 85. 4 Mohammed ZNIBER, Le rôle d'Abd el-Krim dans la lutte pour la libération nationale dans le Maghreb, in: Abd el-Krim et la République du Rif. Actes du colloque international d'étu- des historiques et sociologiques, 18-20 janvier 1973, Paris 1976, S. 489-503, S. 495; KUNZ, MÜLLER, Giftgas, S. 13. 5 Z.B. AV. DUNET, La sanglante aventure marocaine, Paris 1926; Hubert JACQUES, L'aven- ture riñaine et ses dessous politiques, Paris 1927; Jacques LADREIT DE LACHARRIERE, Le rêve d'Abd el Kerim. Esquisse d'histoire marocaine, Paris 1925; Pierre DUMAS, Abd-el- Krim, Toulouse 1927; Marc LE GUILLERME, CH. »402«. 2E bureau marocain. Histoire vécue au Rif 1925-1926, Paris 1935; Henry CLERISSE, La Guerre du Rif et la Tache du Taza 1925- 1926, Paris 1929. 6 Z.B. Emilio BUENO Y NUNEZ DE PADRO, Historia de la acción de España en Marruecos desde 1904 a 1927, Madrid 1929; Carlos HERNANDEZ HERRERA, Tomás GARCIA FIGUERAS, Acción de España en Marruecos, 2 Bde., Madrid 1929; Francisco HERNANDEZ MIR, Del de- sastre a la victoria 1921-1926, 4 Bde., Madrid 1926-1927. 10 1. Einleitung tektoratsmächte. Deutsche Autoren benutzten den Rifkrieg für ihre antifranzö- sische Agitation7 oder betrachteten ihn aus einer militärwissenschafilichen Perspektive8. Zeitgenössische arabische Autoren feierten Abdelkrim als Hel- den des Islam und des »arabischen Nationalismus^. Die marokkanische Historiographie glorifizierte den Rifkrieg lange Zeit in einer extrem nationalistischen Sichtweise als Etappe auf dem Weg zur Unab- hängigkeit Marokkos und erhob Abdelkrim zu einem Nationalhelden, der er nie war10. Erst ab Mitte der 1970er Jahre traten die Rifkabylen selbst und ihr kolonialer Widerstand in den Mittelpunkt der Analysen. Der marokkanische Historiker Germain Ayache war einer der ersten, der diesbezügliche Studien vorlegte", die schließlich in seine zwei Standardwerke »Les origines de la Guerre du Rif« (1981) und »La Guerre du Rif« (1996) mündeten12. 7 Z.B. John BODE, Abd el Krim's Freiheitskampf gegen Franzosen und Spanier, Charlotten- burg 1926; Paul MOHR, Frankreich und Marokko, Berlin 1926; Edgar PRÖBSTER, Die Fran- zosen in Marokko, Berlin 1925; Albrecht WIRTH, Der Kampf um Marokko, Dachau 1925; Y. BEN ASSAR, Der Kampf um das Schatzland. Er Rif, ein Industriezentrum von morgen, Berlin 1926; Otto GRAF, Abd el Krims »Freiheitskampf«. Eine kolonialpolitische Studie, in: Die Tat 21 (1929-1930) S. 298-305. 8 Z.B. Eugen von FRAUENHOLZ, Der spanische Krieg in Marokko, in: Wissen und Wehr 8 (1927) S. 100-114; Alfred von MŒRKA, Die Kämpfe und die Friedensfrage in Marokko, in: Militärwissenschaftliche und Technische Mitteilungen 57 (1926) S. 265-276; DERS., Spanier und Franzosen nach Abd el Krims Fall, in: Militärwissenschaftliche und Technische Mitteilungen 57 (1926) S. 689-694. 9 Mohammed TAHTAH, Entre pragmatisme, réformisme et modernisme. Le rôle politico-re- ligieux des Khattabi dans le Rif (Maroc) jusqu'à 1926, Leiden (Diss.) 1995, S. 4. Hinweis: Arabischsprachige Autoren bzw. arabische Texte konnten nur vereinzelt für diese Arbeit her- angezogen werden. Die Transkription arabischer Personen-, Städte- und Landschaftsnamen weicht in der Literatur zum Teil stark voneinander ab. Sofern es keine >deutsche< Schreib- weise gibt, richte ich mich wegen der guten Lesbarkeit im wesentlichen nach Germain Ayache [Germain AYACHE, Les origines de la Guerre du Rif, Paris, Rabat 1981; DERS., La Guerre du Rif, Paris u.a. 1996]. 10 TAHTAH, Pragmatisme 1995, S. 39-50 mit Beispielen; Charles R. PENNELL, A Country with a Government and a Flag. The Rif War in Morocco, Wisbech 1986, S. 3; Jean-François CLÉMENT, Nationale Geschichtsschreibung der zeitgenössischen marokkanischen Historiker, in: Wuqûf 4-5 (1989-1990) S. 383-399. Als Beispiele seien genannt: Aliai al FASI, The In- dependence Movements in Arab North Africa, New York 1970 (Near Eastern Translation Program, 8); Mostafa BOUAZIZ, Le mouvement national marocain 1912-1975. Permanences et tentatives de renouvellement, Paris (Diss.) 1987. 11 Germain AYACHE, Les implications internationales de la Guerre du Rif 1921-1926, in: Hespéris-Tamuda 15 (1974) S. 181-224; DERS., Société rifaine et pouvoir central marocain 1850-1920, in: Revue historique 254 (1975) S. 345-370. 12 DERS., Les origines; DERS., La Guerre du Rif. Letzteres Werk blieb wegen des Todes von Ayache am 3. August 1990 unvollendet und beschreibt die Ereignisse nur bis Anfang 1923. Ayaches Tochter Evelyn-Myriam veröffentlichte das Manuskript posthum.

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