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Fortschrittsutopien: Vom Wandel der utopischen Literatur im 19. Jahrhundert PDF

368 Pages·1991·65.112 MB·German
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Fortschrittsutopien BIRGIT AFFELDT-SCHMIDT Fortschrittsutopien VomWandel der utopischen Literatur im 19. Jahrhundert J. B. METZLERSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG STUTTGART AisDissertationangenommenvonderPhilosophischenFakultat derUniversitatKielimJahr 1989 DieDeutscheBibliothek- CIP-Einheitsaufnahme BirgitAffeldt-Schmidt: Forrschrittsutopien:vomWandelder utopischen Literaturim 19.JahrhundenI BirgitAffeldt-Schmidt.- Sturtgart:Metzler,1991 (MetzlerSrudienausgabe) Zugl.:Kie1,Umv.,Diss.,1989 ISBN 978-3-476-00787-2 ISBN 978-3-476-03385-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03385-7 DiesesWerkeinschlie81ichatterseinerTeileisturheberrechtlichgeschUtzl.Jede Verwenung au.Berhalb derengenGrenzen des Urheberrechtsgeserzesislohne Zustimmung des Verlages unzulassig und strafbar, Das gillinsbesondere fUrVervielfaltigungen, Obersetzungen,Mikro- verfilmungenunddieEinspeicherungundVerarbeirunginelektronischenSystemen. © 1991 Springer-Verlag GmbHDeutschland Ursprunglich erschienen bei J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 1991 INHALT EINLElTUNG DIE TERMINOLOGISCHEN GRUNDLAGEN DER UNTERSUCHUNG Positionen zum Begriffder literarischen Utopie 7 AbriB der Forschungsgeschichte zur Utopie des ausgehenden 19. Jahrhunderts 8 ZurKlassifikation der literarischen Utopie 30 Zur Rekonstruktion der zentralen zeitgenossischen Begriffsfelder 36 Die Bedeutung des »Fortschritts« im 19.Jahrhundert 36 »Fortschritt» alsLeitbegrijfim19.Jahrhundert 36 »Fortschritu inWissenschaftundTechnik 42 »Fortschritt» alsEvolution 44 »Fortschritt- undMoral 47 »Fortschritt» inKonkurrenzzumutopischenDenken 52 Zur Semantikdes Utopiebegriffs in der zweiten Halfte des 19.Jahrhunderts 56 Der lexikalischeRefund 57 Der UtopiebegrijfinderzeitgenossischenStaatswissenschaft 66 Der UtopiebegrijfinnerhalbderPositiondeswissenschaftlichen Sozialismus 89 Der literarische Begriffder Fortschrittsutopie 96 Praliminarien zur Begriffswahl 96 Definition des Arbeitsbegriffs der »Fortschrittsutopie« 98 Grenzen zu anderen Textsortendes zeitgenossischen Umfeldes 99 Inhalt TEXTANALYSEN DEUTSCHSPRACIllGER FORTSCHRITTSUTOPIEN Die Primarquellen der Analyse und ihre Autoren 107 Der Einsatz von Raumen und Zeiten in den Fortschrittsutopien 118 Aufgabe undRepertoire utopischer Projektionen 118 Die Projektionswah/ derFortschrittsutopien 120 Anzeichen einerFunktionsverschiebung beiCabet 121 FortschrittsutopischeRaumprojektionen 123 Chronik undZukunftstraum 135 FortschrittsutopischeZeitutopien 137 Funktionen fortschrittsutopischer Projektionen 149 Struktur und Funktion der idealisierenden Ankniipfung 152 Das Prinzip 152 DieTopoi 157 Die literarischen Strukturen 170 Persona/eKontinuitdt 170 Vergleich mitBekanntem 172 Implizite Selbstverstdndlichkeit 173 Ankniipfungals umfassendesPrinzip 175 AnkniipfungalsausgesprochenesVorhaben 176 Integration indieHandlung 177 BejahteAspekte 177 UberwundeneAspekte 182 DasNein zumGegenbild 183 Funktionen 186 Relative Vollkommenheit und idealer ProzeB 193 Schatten aufdem Gluck 193 Die intendiertenMangel indenFortschrittsutopien 193 AmersinsVersinnlichungdesAxiomsderLebensklugheit 195 OkonomischeVernunftbeiHertzka 197 HennesepisodischeRiickschritte 204 UnvernunftundGefiihlbeiHerzl 206 Die relative Vollkommenheit alsAufgabe 208 Der ideale ProzeBalsprastabilierterWeg 213 lnhalt LITERARISCHE FUNKTIONEN UND STANDORTDER FORTSCHRITTSUTOPIE IN DER GATTUNGSTRADffiON Intentionen der Fortschrittsutopie 235 AuktorialePositionen: Fiktionsverstiindnis undUtopiebegriff 235 DerStellenwertdesVerwirklichungsanspruches 257 VerwirklichungsabsichtundGattungstradition 257 FunktionaleUmdeutung:PropagandaundProgramm 267 DasVerhiiltnisfortschrittsutopischerHypothesenzurWirklichkeit 280 Erganzende Bestimmungen zum Begriffder Fortschrittsutopie 289 DasVerhaltnis derFiktionsebenen zueinander 290 DerEinsatzvonGegenbildstrukturen 294 Die Position der Fortschrittsutopie in der Gattungsgeschichte Thesen zum Wandel der Gattungstruktur an der Wende vom 19. zum 20.Jahrhundert 310 ANMERKUNGEN BIBLIOGRAPHIE Literarische Quellen 355 Fortschrittsutopien 355 Responsionen 355 Mischfonnenundergiinzende literarische Texte 356 Expositorische Quellen 357 DokumenteundForschungen des 19.Jahrhunderts 357 Utopieforschung des20.Jahrhunderts 359 Erganzende QuellenundForschungsarbeiten 361 Fern sei es von mir,alte UngewiBheiten durch neue zuvermehren oder verschwund_ne Turen einrennenzu wollen. Arno Schmidt,Zettels Traum EINLEITUNG 1mJahr 1845widmete sicheindeutscherStaatswissenschaftlereinemZweig derLite ratur, ftirdener den Namen »Staats-Romane«einfuhrte [1]. Erdefinierte sie als Tex te,die »[...] eine LehreimGewandederErzlihlung«darstellen mitdemZiel, [...j dieFrage,wieeinStaatamgerechtestenundzweckmlissigsteneinzurichten,dieganzebiir gerlicheGesellschaftaufmenschlich-zutraglicheWeisezuordnensei,durchdieSchilderungei neserdichtetenIdealszubeantworten.(Mohl1845,24) Dieser Funktion ordnete er eine langeTradition literarischer Werke seit der »Utopia« des Thomas Morus zu [2]. Bei seiner Bemuhung, einen vollstandigen AbriBder Gat tungsgeschichte zu geben, vermag von Mohl nur einen einzigen Zeitgenossen ausfin dig zu machen, der im Sinne seiner Definition Autor eines Staats-Romans ist, den Franzosen Etienne Cabet [3], dem er bescheinigt, daBer »[...] ein Bewusstseyn des Zweckes und eine Herrschaft tiberdie ihm zu Gebote stehenden Mittel« habe (Mohl 1845, 57). Mohl fmdet in der zeitgenossischen deutschen Literatur nichts, was ihm geeignetscheint,als Illustrationderjiingeren Staats-Romanezudienen. Die »Voyageen Icarie«ist wahrendCabetsmehrjlihrigempolitischen ExilinEng land entstanden. Obwohl ausfuhrliche Studien dem Abfassen des Buches vorangin gen, ist das, was er dem Leser zuerst 1839unter einem Pseudonym als Reisebericht anbot, nichtdie expositorische Summedieser Recherchen.Vielmehrsieht Cabetdarin die Fortsetzung einer langen literarischen Traditionslinie, der er selbst entscheidende Rezeptionserlebnisse verdankt. Trop long-temps victime de mon devouement a la cause populaire pour ne pas m'y devouer toujours,j'avais resolu,comme Campanella,demettre aprofit Ietempsde l'exil pour etudier, reflechir et tacher d'etre utileencore ames concitoyens [...j, lorsqueje voulus lireen anglais I'Utopie, que, comme beaucoup d'autres,j'avais souvent entendu citer sans la bien connaitre. (Cabet 1848,547) Dank seiner Lektiire der »Utopia« und seiner ausdauemden Reflexionen dariiber er a kennt Cabet »[...]enfin Ieremede tousles maux deI'Humanite [...]« (Cabet 1848, 548). Fiir ihn ist also die Rezeption der »Utopia« ein ProzeBpersonlichen Umden kens geworden. In zentralen Fragen seiner gesellschaftspolitischen Grundanschauun genlliBter sich erschtittem und akzeptiertdas Prinzipder Gtitergemeinschaft,das aus seiner Sicht im Mittelpunkt der Morusschen Intentionen steht. Cabet beschreibt wei ter, wie er in theoretischen Denkspielen dessen Anwendbarkeit auf die verschieden sten Lebensbereiche untersucht, bis er endlich von der realen Moglichkeit und der praktikablen Einfachheit tiberzeugtist (vgI.ebd.).1mGefuhl, der ganzen Menschheit mit seinen Erkenntnissen nutzen zu konnen, beginnt Cabet historische Studien zur GtitergemeinschaftmitdemZiel,dieFehler, dieMorus nochgemachthatte, zutilgen. 2 Einleitung SchlieBlichverfaBter eine Fiktion, fur deren richtige Lektiire er seinem Leser genaue Anweisungen mit auf den Weg gibt: Souslaforme d'unROMAN, IeVoyage en/carie estunveritableTRArrEdemorale, dephi losophie,d'economie sociale etpolitique,fruitdelongstravaux, d'immenses recherches etde constantesmeditations.PourIebienconnaitre,ilnesuffitpasdeIelire;ilfautIerelire,Ierelire souventetl'etudier.(Cabet 1848,Preface,VI) Cabet trennt zwischen der literarischen Form des Romans und dem als Traktat zu le senden Stoff, wobei nur der letztere fur die Rezeption zur Debatte stehen solI. Fal scher Bescheidenheit bar mochte Cabet seinen Leser dazu verpflichten, die Lehren seines Traktatsnicht nur wiederholt zu lesen, sondern zu erlernen. Diese apodiktische Absicht wirkt befremdlich, wenn sie aus einer Traditionslinie entspringt, die sich auf Thomas Morns bernft. Betrachtet man die »Utopia«mitihren verschiedenenKomrnen tarebenen und z.B. die Rolle des Morns, sei er die historischePerson, sei er der fiktive Herausgeber oderdieftktiveFigurdes Dialoges,so zeigensichdortkeineentsprechend gradlinigenRezeptionsanweisungenundwegweisendenGattungszuordnungen[4]. Es fragt sich also, wo Cabet seinen Ankniipfungspunkt bei Morns erblickt, bzw. ob er sich zurecht auf Morns beruft, den er als Stifter einer Gattung erkennt (vgl. Cabet 1848, 480) [5]. Folgte man ausschlieBlich dem Vorwort Cabets, dann leitete sich die Zugehorigkeit zu jener Gattung allein aus der Thematik der Giitergemein schaft ab, wahrend es hinsichtlich der literarischen Intentionen keine Ubereinstim mungen geben wiirde.Doch auch Cabet schreibt eine Fiktion.Wie Morns schildert er ein fiktives Land und dessen Einwohner. Wie er HiBt er einen Reisenden vor Ort in die Sitten und Verhaltnisse des Landes eingefiihrt werden, damit er anschlieBend in aller Ausfuhrlichkeit davon berichten kann, wie das gliickliche Zusammenleben der Menschen dort geregelt ist. Detailreiche Beschreibungen vermitteln in beiden Texten anschauliche Vorstellungen von den fiktiven Gesellschaften. Sogar im Umgang mit den suggestiven Modalitaten ahnelt manches bei Cabet dem schon bei Morns Auf findbaren. In beiden Utopien wird der absolute Wert der Ordnungen durch die Sym metrie der raumlichen Anlagen ausgedriickt. Beide Autoren dehnen die Gleichheit der Utopier auf die Kleidung, die Nahrung und die Tagesablaufe aus, benutzen also Uni formitat und Identitat, urn auf den abstrakten Wert der volligen Gleichheit aller zu verweisen, die keinerlei Hierarchien aufgrnnd materieller Verschiedenheit zulliBt. Bei de Autoren gestalten angenehme, erstrebenswerte Gesellschaften, in denen jeder ein sorgenfreies, ruhiges, von miBlichen Zufallen befreites Leben fiihren kann. Cabet ist zweifellos berechtigt, sich auf die Giitergemeinschaft bei Morns zu berufen, ist sie doch eines von mehreren Gliicksgutem, das beiden Texten gemeinsam ist. Doch er staunt es, wie sehr er die Parallelen der literarischen Strnkturen hernnterspielt. Ob wohl er sich zu der Traditionslinie bekennt, zeigt Cabet eine merkwiirdige Scheu, mit dem Namen der Gattung »Utopie« umzugehen, ihn auf seinen Text anzuwenden und sich selbst als Utopisten zubezeichnen. ManschiltunsTraumer undUtopisten; wohlan, Ikarier, laBt unseinenZustand grtlnden,der keinTraum, keineUtopie ist,undwodurch unsreGegner verstummen. (Cabet, »Nach Ikarien, Briider,nachIkarien!«;Aufrufaus:LePopulairevomMai1847;in:Cabet1847,530)[6]

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