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Fortschritte der Praktischen Dermatologie und Venerologie: Vorträge des Fortbildungskurses der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der Universität München vom 23. – 28. Juli 1951 PDF

277 Pages·1952·10.769 MB·German
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FORTSCHRITTE DER PRAKTISCHEN DERMATOLOGIE UND VENEROLOGIE VORTRKGE DES FORTBILDUNGSKURSES DER DERMATOLOGISCHEN KLINIK UND POLIKLINIK DER UNIVERSITKT MüNCHEN VOM 2 3.- 2 8. JULI 1951 GEHALTEN VON C. BtiHM · S. BORELLI • W. BURCKHARDT · C. F. FUNK · 0. GANS J.GAYPRIETO · H.GtiTZ· H.HtiCKER· P.JORDAN · J.KIMMIG W. KNIERER · A. MARCHIONINI · K. MEINICKE · R. RICHTER· G. RIEHL H. SCHUERMANN · K. SIGG · H.W.SPIER· A.STÜHMER· M.H.WELTI UNTER MITARBEIT VON PRIV.- DOZ. DR. HANS GOTZ OBERARZT AN DER DERMATOLOGISCHEN KLINIK UND POLIKLINIK DER UNIVERSITli.T MÜNCHEN HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR.ALFRED MARCHIONINI DIREKTOR DER DERMATOLOGISCHEN KLINIK UND POLIKLINIK DER UN!VERS!Tli.T MüNCHEN MIT 12 TEXTABBILDUNGEN SPRINGER-VERLAG BERLIN HEIDELBERG GMBH 1952 ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER ÜBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHAJ,TEN. COPYRIGHT 1952 BY SPRINGER-VERLAG BERLIN HEIDELBERG URSPRÜNGLICH ERSCHIENEN BEI SPRINGER-VERLAG OHG BERLIN, GÖTTIGEN HEIDELBERG 1952. ISBN 978-3-662-35886-3 ISBN 978-3-662-36716-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-36716-2 Vorwort. Während die Fortbildung der Fachärzte für Dermatologie in einer Reihe von Ländern-ich denke etwa an die USA. oder an Italien-seit langer Zeit bestens organisiert ist, so daß in regelmäßigen Abständen entsprechende Kurse stattfinden, hat sie sich in Deutschland noch wenig eingebürgert. Dabei haben die ersten Dermatologischen Fortbildungs kurse, vor allem jene von STÜRMER in FreiburgjBreisgau, 1937 begonnen und 1949 wiederholt, lebhaften Anklang gefunden, was allein aus ihrem starken Besuch erkennbar war. Als ich mich selbst auf Anregung bayerisoher Fachärzte nach der Übernahme des Münchener Lehrstuhls entschloß, einen Fortbildungskurs über "Fortschritte der praktischen Dermatologie, Venerologie und verwandter Gebiete" anzukündigen, kamen nicht nur aus ganz Deutschland, sondern aus einer Reihe anderer Länder Anmeldungen, so daß sich schließlich mehr als 200 Fachärzte aus 10 Ländern vom 23. bis 28. Juli 1951 im großen Hörsaal der Dermato logischen Universitäts-Klinik zusammenfanden. Als Vortragende hatten sich außer einigen ausländischen Gelehrten und auf ihren Spezialgebieten angesehenen Praktikern Professoren und Dozenten süddeutscher Uni versitäts-Kliniken und Leiter von Fachabteilungen mit den Dozenten unserer Münchener Klinik vereinigt. Eine große Zahl von Fachärzten schrieb mir betrübt, daß sie nicht in der Lage sei, die Praxis auch nur für die Dauer des Kurses zu verlassen, und bat um Veröffentlichung der gehaltenen Vorträge. Dieser Wunsch wurde auch von dem größten Teil der Kursteilnehmer geäußert. Deshalb habe ich eingewilligt, die Vor träge in einem Bande gesammelt herauszugeben, der nun in stattlichem Gewande erscheinen kann. Um den Preis so niedrig wie möglich zu halten, haben wir auf die Wiedergabe von Abbildungen nahezu vollständig verzichtet. Dieser Band soll den Kursteilnehmern zur Vertiefung der im Juli 1951 gewonnenen Kenntnisse dienen und jenen Fachkollegen, die nicht an wesend sein konnten, das in unserem Kurse dargebrachte Wissensgut vermitteln. Was er nicht enthalten kann, obwohl es fast das Kostbarste unseres Kurses bedeutete, sind die zahlreichen Anregungen aus dem Munde erfahrener Praktiker, die in· den Colloquien mitgeteilt wurden. Angesichts der bestehenden Krise der praktischen Dermatologie, deren Gründe hier nicht erörtert werden sollen, ist es dringende Notwen digkeit, die Fortschritte des praktisch verwendbaren Wissensgutes unseres Faches den Kollegen ständig zu vermitteln und dabei ganz be sonders auch jene Randgebiete zu behandeln, die- wie die Beinleiden, IV Vorwort. Kosmetik u. a. - bisher nicht genügend berücksichtigt wurden. Einer der Wege, um die Krise der praktischen Dermatologie zu überwinden, ist, die Fachärzte in den Stand zu setzen, ihre Kranken nach den modernsten Grundsätzen unserer Disziplin zu behandeln und zu heilen. Damit er füllen wir den Sinn unseres Berufes, und der Erfolg bleibt auch für den Arzt der beste Werber. Dem Schritthalten mit den fortschreitenden wissenschaftlichen Erkenntnissen und ihren praktischen Ergebnissen diene dieses Buch unseren Fachkollegen in der Praxis l Zum Schluß ist es mir innere Verpflichtung, allen Vortragenden auch an dieser Stelle noch einmal für ihre Mitwirkung meinen wärmsten Dank auszusprechen, ferner auch allen meinen Mitarbeitern an der Klinik, deren aufopfernde Tätigkeit erst den Erfolg unseres Kurses ermöglichte. München, den 17. November 1951 A. MARCHIONINI. Inhaltsverzeichnis. Vorwort .............................. III Fortschritte in der Klinik und Therapie des Ekzems. Von Priv.-Doz. Dr. H. W. SPIER, Oberarzt an der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der Universität München. Mit 1 Textabbildung. . . . . . . . . . . . . . 1 Neurodermitis, atopische Dermatitis und spätexsudatives Ekzematoid. Von Prof. Dr. A. MARCffiONINI, Direktor der Dermatologischen Klinik und Poli klinik der Universität München . . . . . . . . • . . . . . . . . . . 12 Zur Behandlung des Analekzems und Analpruritus. Von Dr. C. BöHM, Chef- arzt der Dermatologischen Abteilung des Städt. Krankenhauses München, Am Biederstein . . . . . . . • . · . . . . . • . . . . . . • . . . . 23 Antihistaminbehandlung der Hautkrankheiten. Von Priv.-Doz. Dr. H. HöcKER, Oberarzt an der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der Uni versität München . . . . . . • · . . . . . . • . . . . . . . . . . . 28 Ursache und Behandlung der Lichtdermatosen. Von Prof. Dr. Dr. J. KIMMIG, Direktor der Univ.-Hautklinik Harnburg . . . . . . . . . . . . . . . 33 Zur inneren Behandlung der Psoriasis. Von Priv.-Doz. Dr. H. W. SPIER, Ober- arzt an der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der Universität München 4 7 Einführung in die peripheren Durchblutungsstörungen als Kapitel der Dermato logie. Von Priv.-Doz. Dr. P. JORDAN, Oberarzt der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der Universität München . . . . . . . . . . . . 56 Zur Behandlung der Varicen, der Phlebitis und ihrer Komplikationen. Von Dr. K. Srao, Binningen bei Basel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Technik der Varicen- und der Kompressionsverband-Behandlung. Von Dr. K. Srao, Binningen bei Basel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Ursache und Behandlung des Haarausfalls. Von Prof. Dr. C. F. FUNK, Leiter der Hautabteilung des Städt. Allgemeinen Krankenhauses Regensburg . . 78 . Progressive Sklerodermie, Dermatomyositis, Lupus erythematodes acutus. Von Prof. Dr. H. SCHUERMANN, Direktor der Univ.-Hautklinik Würzburg. Mit 2 Textabbildungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Zur Klinik und Therapie der Pyodermien. Von Prof. Dr. J. GAY PRIETO, Direktor der Univ.-Hautklinik Madrid . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Antibiotische Behandlungder Hautkrankheiten. Von Priv.-Doz. Dr. H. GöTz, Oberarzt an der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der Universität München. Mit 1 Textabbildung. . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Festigung von Erregern gegen spezifische Heilmittel. Von Prof. Dr. H. SCHUER MANN, Direktor der Univ.-Hautklinik Würzburg . . . . . . . . . . . 112 Diagnose und Klinik der Pilzkrankheiten· der Haut. Von Priv.-Doz. Dr. H. GöTz, Oberarzt an der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der Univer- sität München . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 Neue Erfahrungen über die Behandlung der Pilzkrankheiten. Von Prof. Dr. R. RICHTER, Oberarzt der Univ.-Hautklinik Erlangen ........... 126 Zur Pathogenese der Hauttuberkulose. Von Prof. Dr. C. F. FUNK, Leiter der Hautabteilung des Städt. Allgemeinen Krankenhauses Regensburg . . 137 Behandlung der Hauttuberkulose. Von Prof. Dr. G. RIEHL, Vorstand der Lupusheilstätte des Wilhelminenspitals Wien . . . . . . . . . . . . . 146 Pathogenese und Therapie des.Erythematodes discoides. Von Prof. Dr. G. RIEHL, Vorstand der Lupusheilstätte des Wilhelminenspitals Wien. . . . 150 Allgemeine physikalische Therapie der Hautkrankheiten. Von Prof. Dr. A. STÜRMER, Direktor der Univ.-Hautklinik Freiburg/Br. . . . . . . . . . 154 VI Inhaltsverzeichnis. Über die Fortschritte in der Strahlentherapie der Hautkrankheiten. Von Priv.-Doz. Dr. W. KNIERER, Oberarzt an der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der Universität München . • . . . . . . . . . . . . . . . 169 Nichtoperative Kosmetik des praktischen Dermatologen. Von Dr; M. H. WELTI, Spezialarzt für Dermatologie und Kosmetische Chirurgie in Zürich 175 Zur Ätiologie und Therapie der Akne vulgaris. Von Priv.-Doz. Dr. H. GöTz, Oberarzt an der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der Universität München . • . . . . . . . . . . . • . . . . . • . • . • . . . . 184 Das heutige Bild der Syphilis und ihrer Behandlung. Von Prof. Dr. A. STÜRMER, Direktor der Univ.-Hautklinik Freiburg/Br. Mit 7 Textab- bildungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . • . • . . . . . . . . 192 Fortschritte auf dem Gebiet der Serodiagnostik der Syphilis. Von Dr. K. · MEINICKE, Leiter der Serologischen Abteilung an der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der Universität München ............ 214 Penicillinbehandlung der Syphilis. Von Pr9f. Dr. W. BuRCKHARDT, Leiter der Städt. Poliklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten Zürich . . . . . 223 Therapie der Gonorrhoe der Frau und der Vulvavaginitis gonorrhoica infantum. Vo~ Prof. Dr. Dr. J. KIMMIG, Direktor der Univ.-Hautklinik Harnburg 233 Ursache und Behandlung der Potenzstörungen beim Manne. Von Dr. Dr. S. BORELLI, Assistent der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der Uni versität München. Mit 1 Textabbildung . . . . . . . . . . . . . . . 240 Die Zukunft der Dermatologie und der Dermatologen. Von Prof. Dr. 0. GANS, Direktor der Univ.-Hautklinik Frankfurt a. M. 253 Autorenverzeichnis . 259 Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260 Aus der Dermatologisrhen Klinik und Poliklinik der Universität München. (Direktor: Prof. Dr. A. ::\-fARCHIO~r~r.) Fortschritte in der Klinik und Therapie des Ekzems. Von w. H. SPIER· ::\-lit l Textabbildung. I. Pathogenese. )lan teilt die Ekzeme heute a:llgemPin Pin m: Kontaktekzeme, Pn<logene, chronische, parasitäre, seborrhoische Ekzeme sowie spät Pxsudatives Ekzematoid ~ Neurodermitis (nach )IIESCHER). Da die primär cutan-vaskuläre Neurodermitis andererseits besprochen wird (s. Beitrag MARCHIONINI), die parasitären Ekzeme zu den allergi schen Ekzemen in Beziehung stehen, können wir für unsPre Zwecke gPnügend eindeutig die Ekzeme bzw. die Faktoren der EkzempathogenPse wie folgt schematisch zusammenfassPn (A bb. I). -r------ ~EKZEMFAKTOREN~ -<.~F.:zO:::~ti~~~~n "> aueru,\·sc-h- -------- / toxisch I\ \ insbesond. OH', Lipid- iI \ \ Iösungsm., physik. Fakt. exoIg en endogen ~ I \ (Neurodermitis) I \ I \ allerg. Kontakt-E. --------- ------------4----I seboI rrhoisches / '\. ---- i / Ekzematid '\. ---toxisches E. 1 /' iakultativ obligat : /[ "Empfindlichkeits"-E. / 1 /" I // I ---A utosensibilisierungs-I!};--- - ~--< I --• P aras,.t.ä.r es E ,-------------' ', I (hakt., mykot.(?)) '"'-" +1 ....... __________________ chronische Ekzeme (unbekannter Genese, bzw. mit unbekannten Unter haltungsfaktor( en) Ailh. 1. Faktoren, bezw. vermutbare pathogenetisrhe Zusammenhänge der wrschiedenen Ekzemformen (schematisch). Fortschr. Dermatologie. l w. 2 H. SPIER: Allergische Ekzeme. Das exogen allergische Ekzem = "primär allergische Kontakt-Derma titis" ist in den letzten Jahren Gegenstand eingehender experimenteller und klinischer Untersuchungen gewesen. Der Primärvorgang besteht in einer intrazellulären epidermidalen Reaktion. In einem gewissen Gegensatz zu der allergischen Reaktion der glatten Muskulatur und der Gefäße handelt es sich um ein irreversibles, zum Zelltod führendes Ge schehen. Heilung ist demnach nur durch Regeneration möglich. Experi mentelle Sensibilisierungen mehr oder weniger tief isolierter Epithel (+ Cutis-!)-Inseln verliefen uneinheitlich, zeigten jedoch, daß eine intra epitheliale Ausbreitung der Sensibilisierung unwahrscheinlich ist. Nach neueren Untersuchungen kommt den Lymphozyten als vermutlichen Überträgern der Antikörper offenbar eine besondere Bedeutung zu (Parabioseversuche, Übertragung der Sensibilisierung durch lympho zytäre Peritoneal-Exsudatzellen. LANDSTEI:t-<ER, HAXTHAUSEN u. a., histo logisch: NEXMAND, MIESCHER). Obligates allergisches Kontaktekzem (o.K.E.). Mit dem Begriff o.K.E. soll hier nicht die Vorstellung verbunden werden, daß unter der Einwir kung bestimmter Chemikalien jeder Exponierte ein entsprechendes Ekzem bekommt, sondern lediglich, daß der Prozentsatz von Ekzemen bei entsprechend Exponierten auffallend hoch ist (Chromatindustrie, ge wisse Sprengstoffe, Galvaniseure, experimentell: Dinitrochlorbenzol, auch Primeln usw.). Die Möglichkeit solcher o.K.E. läßt die Frage auf werfen, inwieweit der konstitutionelle Faktor (allergische Disposition) bei den allergischen Ekzemen eine Rolle spielt. Je mehr (in Analogie zum toxischen Ekzem) der Satz: "Cessante causa cessat effectus" sich in der Katamnese der betreffenden Patienten erfüllt, desto wahrscheinlicher wird eine geringe Bedeutung des kÖnstitutionellen Faktors, jedoch gilt dasselbe keineswegs umgekehrt, da sich an das primäre Kontaktekzem andere Ekzem-Circula vitiosa anschließen können, so daß die Möglich keit eines chronischen Ekzems im Anschluß an ein o.K.E. durchaus gegeben ist. Diese Erwägungen sind nicht etwa theoretischer Natur, sie spielen vielmehr bei gutachtlichen Fragestellungen unter Umständen eine grundsätzliche Rolle, jedenfalls können sie die Einstellung des Gutachters entscheidend beeinflussen, unbeschadet der im allgemeinen wohl zu begrüßenden gewerbedermatologischen Tendenz, der Berentung allergischer Hautschäden bestimmte Fristen zu setzen. Toxische Ekzeme. Unter toxischem Ekzem (t.E.), auch degeneratives Ekzem genannt, werden primär mehr oder weniger obligate Dermatitiden, insbesondere durch Einwirkung von Laugenstoffen, physikalischen Faktoren, Lipid Lösungsmitteln (Lipide = Gesamtheit aller Neutralfette, Fettsäuren und Lipoide) usw. verstanden. Grundsätzlich erschwert wird die Er kennung eines etwaigen individuellen Ekzem-Faktors dadurch, daß für die Einwirkung toxischer Stoffe auf die Haut die c = I x t -Regel ( ScHREUS) zwar in bestimmten Konzentrationsbereichen gilt, aber gerade ihre Modi fizierung durch "ekzemspezifische" Faktoren schwer abzuschätzen ist. Fortschritte in der Klinik und Therapie des Ekzems. 3 Die 1 x t-Regel Ragt aus, daß derselbe Reizeffekt durch geringe Konzentration bzw. Intensität (/) des toxischen Agens bei längerer Einwirkungszeit (t) oder durch höhere I bei kürzerer t erzielt wird1• Erschwertwirddie Erkennung einer etwaigen ekzemspezifischenReak tionsweise dadurch, daß 1. diese I x t -Regel nur bis zu einem gewissen unteren Schwellenwert gilt, der seinerseits von Hornhautdicke und -be schaffenheit, von Porengröße, zusätzlicher Schweiß-Macerierung, Mikro läsionen usw. abhängig i'St, 2. neben der exakt oft schwer zu eruierenden Ex positionszeit auch die Erholungsdauer eine große Rolle spielt, 3. Sekundär prozesse (z. B. parasitäre Besiedlung) das Bild nicht nur verwischen, son dern ihrerseits auch zu zusätzlichen Ekzemfaktoren werden können (s.o.). Zur Physiologie der Laugen- und Lipidlösungsmitteleinwirkung auf die Haut als Grundlage der pathogenefischen Erforschung des toxischen Ekzems. 1. Laugenstoffe. Hier ist grundsätzlich aktuelle OH' -Io nenkonzentration (Pn) und Puffer kapazität auseinanderzuhalten, insbesondere deswegen, weil jede Horn haut, also auch die des Ekzemkranken, ein sehr beträchtliches Absätti gungsvermögen für OH' -Ionen aufweist. In Übereinstimmung mit PERUTZ ergaben eigene Untersuchungen, daß die Hornhaut das Pn einer ca. 3,5 %igen = n/1 Salzsäure haben müßte, wenn ihr OH-Bindungsver mögen nicht in einer starken Pufferkapazität läge, sondern durch eine entsprechende ungepufferte Säure verkörpert wäre2• Bekanntlich hat die Hautoberfläche einen durchschnittlichen Pn-Wert von ca. 5, d.h. sie besitzt den aktuellen Säuregrad einer ca. n/100000 Säure. Dies ist auch der Grund, warum immer wieder die Notwendigkeit einer Laugen erneuerung bei experimentellen Resistenzstudien betont wird (BuRCKHARDT, PIPER, ScHULZE, GAHLEN). Derartige Untersuchungen haben demnach nur dann einen definierbaren Wert, wenn entweder das Laugenangebot als "unendlich groß" be zeichnet werden kann (durch Vorlage großer Mengen oder durch successives An gebot) oder-was in praxi vor allem bei Waschmittelschädigungen der Fall ist die der Haut angebotenen Laugen eine so bedeutende Pufferkapazität besitzen, daß die Pufferkräfte der Hornhaut überrannt werden. Ferner ist wichtig, daß die be kannte (Wasser- und) Laugenquellung der Hornhaut nicht etwa gradlinig mit der Stärke der Lauge zunimmt, sondern bei ca. PH 12,5 = ca. n/30 NaOH = ca. 0,13 %iger Natronlauge einen deutlichen Knick zeigt (Diapositiv: Hornhautstück ehen nach Einwirkung von Laugen von verschiedenem Prr-Wert). Unterhalb des "kritischen Punktes" sind entsprechende Laugen für die ungeschädigte Haut auch bei längerer Einwirkung weitgehend ungefährlich, für den kritischen Bereich gilt das (e kzemspezifisch erniedrigte?) I X t-Produkt; oberhalb des kritischen Punktes ist die Bedeutung der Expositionsdauer ebenfalls deutlich; bei hoher Laugen konzentration treten jedoch auch bei kurzdauernder Einwirkung Unfallcharakter tragende Hautschäden auf. Die Quellung stellt, anders gesehen, einerseits einen Selbstschutz dar (Abriegelung gegen weiteres Eindringen schädigender Stoffe), zum anderen aber bedingt sie eine erhöhte Absorption fakultativ oder obligat allergisieren der Substanzen, wodurch eine Brücke zwischen toxischem und allergischem Ekzem geschlagen ist, eine physikalisch-mathematische formelle Analyse der toxischen Hautreizung jedoch wiederum erschwert wird. 1 Genauer: c = I X tP (SCHREUS), bzw. 11:12 = (t2:t1)P. Der "Schwarz schildexponent" p bedeutet, daß schon für eine absorbierende nichtbelebte Materie das Produkt I X t in einem empirisch zu ermittelnden Ausmaße nicht über den ganzen Zeitbereich konstant ist. 2 Wegen der zahlreichen puffernden Einzelsubstanzen stößt genaue Bestimmung auf beträchtliche methodische Schwierigkeiten. l*

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