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Forschungsmanagement — Steuerungsversuche zwischen Scylla und Charybdis: Probleme der Organisation und Leitung von hochschulfreien, öffentlich finanzierten Forschungsinstituten PDF

151 Pages·1985·2.465 MB·German
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Renate Mayntz Forschungsmanagement - Steuerungsversuche zwischen Scylla und Charybdis Renate Mayntz Forschungsmanagement - Steuerungsversuche zwischen Scylla und Charybdis Probleme tier Organisation und Leitung von hochschulfreien, 6ffentlich jinanzierten Forschungsinstituten Westdeutscher Verlag CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Mayntz, Renate: F orschungsmanagement: Steuerungsversuche zwischen Scylla u. Charybdis; Probleme d. Organisation u. Leitung von hochschulfreien, Offend. finanzierten Forschungsinst. / Renate Mayntz. - Opladen: Westdeutscher Verlag, 1985. ISBN 978-3-531-11777-5 ISBN 978-3-322-94345-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-94345-3 © 1985 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Umschlaggestaltung: Horst-Dieter Burkle, Darmstadt W. Langeluddecke, Braunschweig Alle Rechte vorbehalten. Auch die fotomechanische Verviel fiiltigung des Werkes (Fotokopie, Mikrokopie) oder von Teilen daraus bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. ISBN 978-3-531-11777-5 Inhalt 1. Forschungsmanagement: Die Geschichte einer Fragestellung .......................... 7 1.1 AnlaB und Gegenstand der Studie .......... 7 1.2 Zur Struktur der Forschungslandschaft ...... 13 1.3 Forschungsorganisation und -management im Spiegel der wissenschaftlichen Literatur ..... 18 1.4 Organisationsgestaltung und Leistungsfiihigkeit von Forschungseinrichtungen ............. 23 1.5 Die Erweiterung der Fragestellung: Steuerungs- probleme und strukturelle Spannungen ...... 29 2. Die Aufbauorganisation und ihre Probleme ... 35 2.1 Organisatorische Gestaltungsspielriiume und zentrale Spannungen .................... 35 2.2 Strukturelle Spannungen bei Instituten mit einfacher Struktur ...................... 46 2.3 Strukturprobleme beim Abteilungsmodell . . .. 59 2.4 Strukturprobleme bei groBen Forschungsein- richtungen ............................ 73 5 3. Problerne und strukturelle Spannungen bei ver schiedenen F ormen der Leitungsorganisation . 86 3.1 Besondere Probleme bei monokratischer Lei- tung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 87 3.2 Besondere Probleme bei kollegialer Leitung .. 92 3.3 Besondere Probleme bei der Vorstandslosung . 100 3.4 Besondere Probleme bei mehrfachen Leitungs- gremien .............................. 103 4. Zum Management von Forschungseinrichtun- gen ................................. 107 4.1 Schwerpunkte und Veranderungen im Auf- gabenprofil von Institutsleitern ............ 108 4.2 Problemschwerpunkte bei binnenorientierten Leitungsfunktionen ..................... 115 4.3 Umweltbeziehungen und ihre Probleme 123 4.4 Zum Ausklang: Ein Nachwort, auch als Vor- wort zu lesen .......................... 141 Anmerkungen ............................ 143 6 1. Forschungsmanagement: Die Geschichte einer Fragestellung 1.1 Anlaft und Gegenstand der Studie Die folgenden Oberlegungen befassen sich mit einem gro~en Thema aus einem relativ engen Gesichtswinkel, der das Ergebnis eines bestimmten Entstehungszusam menhangs ist. Viele Jahre Mitglied in mehreren wissen schaftlichen Beiraten von hochschulfreien Forschungs instituten, hatte mich einerseits die Beobachtung, ja das Miterleben der Steuerungsversuche von Instituts lei tern fasziniert, die haufig durch Organisations- und Verfahrensreformen die Leistungsfahigkeit ihrer Einrich tungen verbessern wollten. Gleichzeitig hatte mich irri tiert, da~ dabei meistens nach dem Modell von Versuch und Irrtum vorgegangen wurde und da~ selbst ein sozial wissenschaftlich informierter Beirat kaum in der Lage war, seine Ratschlage mehr als nur alltagstheoretisch zu begriinden. Ein erster Blick in die speziell Fragen der Forschungsorganisation gewidmete Literatur bei der Vorbereitung eines Vortrags1 forderte wenig zutage, was den Leitern solcher Institute in ihrem Alltagsgeschaft unmittelbar geniitzt hatte. In dieser Situation erschien es mir verlockend, den Erfahrungsschatz, der sich in den Kopfen der Leiter von Forschungseinrichtungen ange sammelt haben mii~te, auszuwerten. Ich begann deshalb Anfang 1983, eine Reihe mir personlich bekannter Leiter von hochschulfreien, offent- 7 lich finanzierten F orschungseinrichtungen uber ihre Er fahrungen zu befragen. Ais Grundlage diente eine Pro blemskizze, in der verschiedene Aspekte der Organisa tion und Leitung von Forschungsinstituten angespro chen wurden. Soweit sie auf mein Ansinnen eingingen, reagierten die von mir angesprochenen Kollegen ent weder schriftlich oder gaben mir Gelegenheit zu einem vielstiindigen Gesprach, das u. U. durch schriftliche Materialien erganzt wurde. Das letzte dieser Gesprache wurde im April 1984 gefuhrt. Da ich die Kollegen bat, zu bestimmten Organisations- und Leitungsfragen nicht nur generell Stellung zu nehmen, sondern diese Fragen moglichst im Rahmen eines Erfahrungsberichts zu be handeln, gewann das ganze empirische Material eine stark monographische Qualitat, d. h. den Charakter kleiner Fallstudien. Dies sollte sich spater als uberaus wichtig fur die Fortentwicklung der theoretischen Frage stellung im Laufe der Auswertung des gesammelten Materials erweisen (vgl. hierzu weiter unten Abschnitt 1.5). Rechnet man jene "FaIle" ein, die mir aus eigener Beiratstatigkeit vertraut waren, sowie einen Fall, fur den mir der Bericht eines anderen Beirats vorliegt, dann be steht die empirische Basis der folgenden Oberlegungen aus Informationen uber drei Institute der Max-Planck-Gesellschaft, ein Institut der Fraunhofer-Gesellschaft, zwei Institute einer kleinen Tragergesellschaft so wie diese als Ganzes, zwei GroEforschungseinrichtungen (GFE) und eine zwar ahnlich strukturierte, formell jedoch nicht zum Kreis der GFE gehorende Institution, 8 ein Institut, das Bestandteil einer (nicht einbezo genen) GFE ist, eines der groBen Wirtschaftsforschungsinstitute. Obwohl in dieser Auswahl die wichtigsten Typen Of fentlich finanzierter, hochschulfreier Forschungsein richtungen in der Bundesrepublik vertreten sind, ist sie keine reprasentative Stichprobe. Das gilt vor aHem in fachlicher Hinsicht, denn mit drei Ausnahmen handelt es sich urn im weitesten Sinne sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtungen. Ob und welchen EinfluB die fachliche Ausrichtung eines Forschungsinstituts auf seine interne Dynamik und die Probleme hat, mit denen seine Leitung konfrontiert wird, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Deshalb muB offen bleiben, wie weit die folgenden Dberlegungen auf technisch-natur wissenschaftliche Forschungsinstitute iibertragbar sind. Die gravierendere, wenngleich durchaus beabsich tigte Beschrankung des empirischen Materials liegt in der Konzentration auf die hochschulfreie, nicht-kom merzielle und offentlich finanzierte Forschung, die nur einen - und keinesfalls einen besonders groBen - Sektor in der gesamten Forschungslandschaft darstellt. Weitere wichtige Sektoren sind die Hochschulforschung, die Forschung innerhalb von Unternehmen der pri vaten Wirtschaft, die (industrielle) Gemeinschaftsforschung (nicht kommerziell, aber auch nicht Offentlich finanziert), die in der Rechtsform des gemeinniitzigen Vereins organisierte nicht-kommerzielle, aber auch nicht institutionell geforderte und damit auftragsabhangi ge Forschung, 9 - die kommerzielle Forschung, die z.B. durch die PROGNOS AG repdisentiert wird. Die Beschriinkung auf die hochschulfreie, Offentlich finanzierte Forschung war zuniichst nur eine Art bio graphischer Zufall, da Gesprache mit Leitern und Be obachtungen in Beiriiten genau dieses Typs von For schungseinrichtungen die Idee dieser Studie hatten ent stehen lassen. Bald wurde jedoch deutlich, daB diese Eingrenzung des Gegenstandsbereichs auch sachliche Vorteile hat. J ede spezielle Form der organisierten For schung wirft niimlich ihre eigenen Probleme auf, die vor allem mit der Aufgabenstellung, dem Finanzierungs modus und der organisatorischen Einbindung zusam menhiingen. Auf dem Hintergrund eigener Erfahrung beschreibt z. B. Norbert Altmann sehr eindringlich die strukturelle Labilitiit und die gefiihrdete thematische Kontinuitiit, die aus der Auftragsabhiingigkeit nicht in stitutionell geforderter Forschung erwiichst.2 In staat lichen Forschungsanstalten ist dagegen oft die konti nuierliche Bedarfsorientierung und damit eher die Flexi bilitiit als die Kontinuitiit der Themenwahl ein zentrales Problem.3 Industrie- und Hochschulforschung werden mit Problemen konfrontiert, die aus ihrer Integration in ein groBeres Sozialgebilde erwachsen, dessen Ziel setzung mit derjenigen der Forschungseinheit zwar kom patibel, aber nicht identisch ist; dabei steht die For schung in der Industrie in einer instrumentellen Be ziehung zu den okonomischen Zielen des jeweiligen Unternehmens, in der Hochschule dagegen steht sie in einem additiven Verhiiltnis zu den ubrigen Zielen der Einrichtung. Die Industrieforschung sieht sich infolge dessen gedriingt, ihren wirtschaftlichen Nutzen unter Beweis zu stellen; fur sie ist die Autonomie bei der Wahl 10 von Forschungsfragen besonders problematisch. Dieses Problem haben Hochschulinstitute kaum. Dafiir stehen bei ihnen einerseits Anforderungskonflikte, die aus der unvollstandigen funktionellen Differenzierung zwischen Forschung und Lehre erwachsen,4 andererseits Pro bleme der Ressourcenallokation im Mittelpunkt, wo bei es sowohl urn die auf Un iversitatsebene verteilten Geldmittel als auch urn die Verteilung des Zeitbudgets von Hochschullehrern und Mitarbeitern auf ihre Auf gaben in Lehre, Verwaltung und eigene Weiterbildung geht.s Der Hinweis auf Probleme, die fur bestimmte Arten von Forschungseinrichtungen charakteristisch sind, rechtfertigt die Eingrenzung des Untersuchungsbereichs auf einen bestimmten Typus. Damit wird jedoch kei neswegs geleugnet, dag es auch allen Typen von For schungseinrichtungen gemeinsame Probleme gibt; sie hangen insbesondere mit der betriebsformigen Orga nisation von Forschung und ihrer Produktivitat zu sammen. Genau diese nicht bereichsspezifischen Pro bleme stehen in der vorhandenen Literatur zu Fragen der Forschungsorganisation und des Forschungsmana gements im Vordergrund; was fehlt, sind eher Analysen der Probleme spezifischer Forschungssektoren. Das gilt ganz besonders fur den Sektor der hochschulfreien, Of fentlich finanzierten Forschungseinrichtungen, denn so fern bisher Sonderprobleme bestimmter Typen organi sierter Forschung iiberhaupt untersucht worden sind, haben die Industrieforschung und mit einigem Abstand die Hochschulforschung die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Nachdem das anstoggebene Erkenntnisinteresse, das empirische Material der Studie und der Wirklichkeitsbe- 11

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