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Forschung und Entwicklung als unternehmerische Aufgabe PDF

214 Pages·1965·7.031 MB·German
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Beiträge zur betriebs wirtschaftlichen Forschung Herausgegeben von Prof. Dr. E. Gutenberg, Prof. Dr. W. Hasenack, Prof. Dr. K. Hax und Prof. Dr. E. Schäfer Band 22 Dr. Gerhard Schätzle Forschung und Entwicklung als unternehmerische Aufgabe WESTDEUTSCHER VERLAG, KÖLN UND OPLADEN 1965 ISBN 978-3-663-00535-3 ISBN 978-3-663-02448-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-02448-4 Verlags-Nr. 023222 Alle Rechte vorbehalten © 1965 by Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen Gesamtherstellung: Stalling AG, Oldenburg (Oldb) Vorwort Technischer Fortschritt und industrielle Entwicklung sind untrennbar miteinander verknüpft. Das gilt für die Wirtschaft als Ganzes, aber auch für das einzelne indu strielle Unternehmen. Die meisten Industrieunternehmen können nur dann mit einer dauerhaften Ertragskraft und einer dauerhaften Sicherung ihrer Existenz rechnen, wenn es ihnen gelingt, Produkte und Herstellverfahren laufend zu ver bessern und darüber hinaus neue Produkte und neue Verfahren zu entwickeln. So wird Forschung und Entwicklung innerhalb ,der industriellen Unternehmung zu einer lebenswichtigen Funktion. Die Wirtschaftswissenschaften haben sich den Problemen der industriellen For schung und Entwicklung bisher nicht in dem Maße gewidmet, wie es der Bedeutung dieser Funktion entspricht. Die Nationalökonomie hat sich zwar mit der erstmaligen Anwendung neuen Wissens (innovation) und seiner allgemeinen Verbreitung durch Nachahmung (imitation) beschäftigt; die Frage nach der Herkunft der neuen tech nischen Erkenntnisse (invention) wUl1de aber erst neuerdings in der angloamerika nischen Literatur eingehender erörtert. Die Betriebswirtschaftslehre hat die unter nehmerische Funktion »Forschung und Entwicklung" bisher vorwiegend unter orga nisatorischen und bilanziellen Gesichtspunkten behandelt, ihre materiellen Ziele aber fast völlig vernachlässigt. Die vorliegende Untersuchung - eine Dissertation der Wirtschafts- und Sozial wissenschaftlichen Fakultät der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main) - ist betriebswirtschaftlich ausgerichtet. Sie beschäftigt sich aber bewußt nicht mit den Fragen, die bisher in der betriebswirtschaftlichen Literatur domi nierten, weil es sich dabei eindeutig um Randfragen handelt. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der materielle Gehalt von Forschung und Entwicklung als unternehmerische Funktion, ihre Zielsetzung und Bedeutung für das einzelne Unter nehmen und die sie beeinflussenden Faktoren. Erst wenn hier Klarheit besteht, kann man mit Nutzen über die organisatorische Eingliederung sowie die bilanzielle und kostenrechnerische Behandlung diskutieren. Die Bedeutung -der Arbeit liegt einmal im Bereich der Theorie: sie ist ein wich tiger Baustein für die Entwicklung einer dynamischen Theorie der Unternehmung und liefert darüber hinaus wertvolle Anregungen für eine umfassende Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung. Zum andern sollte auch der Wert der Untersuchung für die Unternehmerpraxis nicht unterschätzt werden, denn die Unternehmens führung kann im Bereich von Forschung und Entwicklung nur dann richtige Ent- VI Vorwort scheidungen treffen, wenn sie eine klare Vorstellung von der Wirksamkeit dieses Instruments besitzt. Schließlich ist die Arbeit bedeutsam für die Wirtschaftspolitik, indem sie Grundlagen liefert, die für Maßnahmen zur Förderung oder Lenkung des technischen Fortschritts bzw. von Forschung und Entwicklung, wie etwa die Weiterbildung des Patentrechts, überaus wichtig sind. Die vorliegende Analyse von Forschung und Entwicklung gibt deshalb sowohl dem Theoretiker als auch dem Praktiker wertvolle Anregungen. Frankfurt (Main), im Dezember 1964 Karl Hax Inhaltsverzeichnis Einleitung ........................................................ 1 1. Forschung und Entwiddung als ökonomisches Problem . . . . . . . . . . . . . . 1 2. Problemstellung und Gang der Untersuchung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 A. Begriff, Stufen und Ziele industrieller Forschung und Entwicklung. . . . . . 9 I. Forschung und Entwiddung als Produktion neuen technischen Wissens. .. ...... ................... ................ . . . .... . 9 1. Der Gegenstand von Forschung und Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . 9 2. Forschung und Entwicklung als wirtschaftliche Tätigkeit. . . . . . . .. 12 3. Forschung und Entwicklung als Produktion objektiv neuen Wissens 14 4. Forschung und Entwicklung als "Gestaltung" .................. 18 11. Stufen industrieller Forschungs- und Entwicklungstätigkeit ....... .. 20 1. Das Prinzip der Stufenbildung und seine Problematik ... . . . . . . .. 20 2. Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Entwicklungs- tätigkeit - Wesen und Zusammenhänge... .... . . .. .... . ... . ... 24 a) Grundlagenforschung .................................... 24 b) Angewandte Forschung .................................. 31 c) Entwicklungstätigkeit .................................... 35 111. Ziele industrieller Forschung und Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 41 1. Produktion und Verwertung neuen technischen Wissens . . . . . . . . .. 41 2. Arten technischer Neuerungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 43 B. Oberlegungen zu einer Theorie der Produktion technischen Wissens. . . . .. 55 I. Allgemeine Grundlagen der Produktion technischen Wissens ........ 55 11. Das Problem einer input-output-Beziehung für die Produktion tech- nischen Wissens ............................................. 58 III. Die Produktionsfaktoren und ihre Eigenschaften ... . . . . . . . . . . . . . .. 62 IV. Das Problem der Unsicherheit .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 68 1. Wesen und Arten der Forschungs- und Entwicklungsrisiken . . . . . .. 69 2. Minderung der Ungewißheit durch Parallelforschung ............ 74 V. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse .................... 79 VIII Inhaltsverzeichnis C. Forschung und Entwicklung als Instrument der Unternehmungspolitik ... 81 I. Vorbemerkung .............................................. 81 H. Das Problem der Rentabilität von Forschung und Entwicklung. . . . .. 81 1. Grundsätzliches zur Zielsetzung der Unternehmung. . . . . . . . . . . .. 81 2. Die Kosten der Nutzung des Wissens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 85 3. Die Forschungsrenten ...................................... 87 4. Der Kapitalwert eines Forschungsprojekts ..................... 92 5. Forschungsrenten und Monopolgewinne ....................... 97 III. Die Bedeutung industrieller Forschung und Entwicklung in einer evo- lutorischen Wirtschaft ........................................ 102 1. Einführung .............................................. 102 2. Grundbegriffe ............................................ 103 3. Die Behandlung von Forschung und Entwicklung in der wirtsch,afts- theoretischen Literatur ..................................... 106 a) Forschung und Entwicklung in der Theorie der Unternehmung .. 106 b) Forschung und Entwicklung in der Theorie des wirtschaftlichen Wachstums, insbesondere in Schumpeters Theorie der wirtschaft- lichen Entwicklung ...................................... 117 c) Exkurs: Zum Problem der Definition des technischen Fortschritts 122 4. Die Bedeutung von Forschung und Entwicklung für die Neuerungs- tätigkeit der Unternehmungen ............................... 124 a) Empirische Grundlegung: Das Ausmaß industrieller Forschungs- und Entwicklungstätigkeit ................................ 124 aa) Das Problem der Messung ........................... " 124 bb) Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung in den USA und in der BRD ................................ 126 ce) Die Herkunft der Erfindungen und der Patente in den USA und in der BRD ..................................... 131 b) Der instrumentale Charakter von Forschung und Entwicklung .. 134 D. Bestimmungsfaktoren industrieller Forschungs- und Entwicklungstätigkeit 143 I. Grundsätzliches ............................................. 143 H. Der Charakter des Industriezweiges als Bestimmungsfaktor industrieller Forschungs- und Entwicklungstätigkeit .... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 149 1. Empirische Grundlegung .................................... 149 2. Die Bedeutung der technischen Basis einer Unternehmung für das Ausmaß von Forschung und Entwicklung ...................... 154 Inhaltsverzeichnis IX III. Die Bedeutung der Unternehmungsgröße für das Ausmaß von For- schung und Entwicklung ...................................... 159 1. Empirische Grundlagen ..................................... 159 2. Gründe für die überlegenheit der Großunternehmung im Bereich von Forschung und Entwicklung ............................. 165 a) Die Kostenvorteile einer großen Forschungs- und Entwicklungs- abteilung .............................................. 167 b) Die Vorteile einer großen Unternehmung bei der Verwertung der Forschungsergebnisse .... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 172 c) Möglichkeiten des Risikoausgleichs und sichere Position ... . . . .. 173 IV. Der Charakter des Wettbewerbs als Bestimmungsfaktor industrieller Forschungs- und Entwicklungstätigkeit ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 176 1. Die Ergebnisse empirischer Untersuchungen .................... 176 2. Die Bedeutung von Finanzkraft und Wettbewerbsdruck für die For schungs- und Entwicklungstätigkeit ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 180 V. Das Forschungsbudget der Unternehmung als Resultante der verschie- denenEinflußfaktoren ........................................ 184 E. Zusammenfassung und Grenzen der Untersuchung .................... 185 Literaturverzeichnis ................................................ 188 Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 206 Einleitung 1. FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG ALS öKONOMISCHES PROBLEM Forschung und Entwicklung!, d. h. die Erzeugung von neuem Wissen auf tech nischem Gebiet, hat in den Wirtschaftswissenschaften lange Zeit kaum Beachtung gefunden. Die Erweiterung des technischen Wissens wurde als eine exogene Variable angesehen. Es blieb den Historikern, Soziologen, Philosophen, Anthropologen und Psychologen überlassen, die Veränderungen im Stande des Wissens zu erklären. Erst in jüngster Zeit sind Fragen der Forschung und Entwicklung auch von den ökonomen, besonders in der angelsächsischen Literatur, intensiver erörtert wor den2• Man erkannte, daß neues technisches Wissen durch den planmäßigen Einsatz knapper Mittel gewonnen werden kann und damit Wirtschaftlichkeitsprobleme aufgeworfen werden. Diese planmäßige Erzeugung technischen Wissens ist in der Industriegesellschaft von heute von überragender Bedeutung. Nur zu einem gerin gen Teil beruht die Schaffung neuer Kenntnisse noch auf zufälligen Entdeckungen der Handwerker und Arbeiter beim Produktionsvollzug oder ist das Ergebnis einer Liebhaberbeschäftigung wohlhabender Leute. "Der technische Fortschritt fällt nicht vom Himmel"; er wird vielmehr "bestellt, finanziert, produziert und bezahlt"3. Das bedeutet aber, daß Forschung und Entwicklung auch ein ökonomisches Pro blem darstellt und es Aufgabe der Wirtschaftswissenschaften ist, die wirtschaftliche Seite der Erzeugung technischen Wissens zu analysieren. Allein auf diesen wirt schaftlichen Aspekt von Forschung und Entwicklung ist die folgende Darstellung gerichtet. Das geringe Interesse, das Forschung und Entwicklung bei den ökonomen ge funden hat, ist um so erstaunlicher, weil Wachstum und Entwicklung einer Volks wirtschaft maßgeblich durch das Wachstum des technischen Wissens bestimmt wer den. Neuere statistische Untersuchungen bestätigen, in welch großem Ausmaß der technische Fortschritt dazu beigetragen hat, die Arbeitsproduktivität zu erhöhen. 1 ForsdlUng und Entwicklung ist spradllim als ein Begriff zu verstehen, der nimt beson ders durm Anführungszeimen hervorgehoben zu werden braumt. ! Vgl. hierzu Nelson, Richard R., The Economics of Invention: A Survey of the Litera ture, in: The Journal of Business, Vol. 32 (1959), S. 101-127; National Bureau 01 Economic Research, The Rate and Direction of Inventive Activity: Economic and Social Factors, Special Conference Series, Nr. 13, Princeton, N. J., 1962; Machlup, Fritz, The Production and Distribution of Knowledge in the United States, Princeton, N.]., 1962. 3 Machlup, Fritz, Die Finanzierung des temnismen Fortsmritts, in: Ordo-Jahrbum, Bd. 11 (1959), S. 117-131, hier S. 117. 2 Einleitung So errechnete Solow, daß die Steigerung der Arbeitsproduktivität von 1910 bis 1950 in den USA nur zu wenig mehr als ein Zehntel auf den erhöhten Kapital einsatz je Arbeitseinheit zurückzuführen sei; rund neun Zehntel des Produktivitäts zuwachses seien dagegen dem technischen Fortschritt zu verdanken4• Allerdings ist der Begriff des technischen Fortschritts, wie er in den statistischen Produktivitätsuntersuchungen verwendet wird, ein Sammelbegriff, der viele Fak toren, wie organisatorische Verbesserungen, günstigere Standort- und Betriebs größenverteilungen, Typisierung und Standardisierung usw., umfaßt5• Im wesent lichen dürfte dieser Fortschritt jedoch auf neuen technischen Kenntnissen beruhen, die sich in neuen oder verbesserten Gütern ausdrücken6• Außerdem ist zu bedenken, daß neue oder verbesserte Güter, die ausschließlich oder vorwiegend der Konsum versorgung dienen, in der statistischen Messung nicht oder nicht genügend zur Geltung kommen. Gerade in hochindustrialisierten Ländern äußert sich der tech nische Fortschritt aber vor allem in neuen oder verbesserten Konsumgütern. Nun hängen Tempo und Ausmaß des technischen Fortschritts nicht nur von Forschung und Entwicklung (rate of invention), sondern auch von der erstmaligen Anwendung der neuen Kenntnisse (rate of innovation) und der allgemeinen Ver breitung der neuen Methoden (rate of imitation) ab. Neue Kenntnisse sind aber die Voraussetzung, daß verbesserte Verfahren überhaupt zur erstmaligen und all gemeinen Anwendung kommen können. Wenn deshalb der Beitrag neuen tech nischen Wissens zum wirtschaftlichen Fortschritt auch nicht exakt zu ermitteln ist, so besteht doch kein Zweifel, daß er überaus hoch einzuschätzen ist7• Deshalb ist 4 Vgl. Solow, Robert M., Technical Change and the Aggregate Production Function, in: The Review of Economics and Statistics, Vol. 39 (1957), S. 312-320, bes. S. 316; vgl. ferner mit ähnlichen Ergebnissen z. B. Abramovitz, Moses, Resource and Output Trends in the United States since 1870, in: American Economic Review, Papers and Proceedings, Vol. 66 (1956), S. 5-23, bes. S. 11; Bombach, Gott/ried, Quantitative und monetäre Aspekte des Wirtschaftswachstums, in: Finanz-und währungspolitische Bedingungen stetigen Wirtschafts wachstums, Schriften des Vereins für Socialpolitik, NF, Bd. 15, Berlin 1959, S. 154-230, bes. S. 184-191; Massel!, Benton F., Capital Formation and Technological Change in United States Manufacturing, in: The Review of Economies and Statistics, Vol. 42 (1960), S. 182-188. Vgl. ferner Bombach, Gott/ried, Bildungsökonomie, Bildungspolitik und wirt schaftliche Entwicklung, in: Bildungswesen und wirtschaftliche Entwicklung, Heide1berg 1964, S. 10-40, hier S. 25-30. 5 Vgl. Bombach, Quantitative und monetäre Aspekte des Wirtschaftswachstums, a. a. 0., S.184. 6 Vgl. Massel!, Benton F., Investment, Innovation, and Growth, in: Econometrica, Vol. 30 (1962), S. 239-252, hier S. 239. 7 "Efforts and capital expended to raise the level of productive arts - scientific work, technological research, deve10pment of new techniques of production ... indicate a rate of return, measured in economic growth, that is undoubtly very high." Schultz, Theodore W., The Role of Government in Promoting Economic Growth, in: White, Leonhard D. (Hrsg.), The State of the Social Sciences, 2. Aufl., Chicago 1957, S. 372-382, hier S. 381; vgl. auch Leontie/, Wassily, Das wirtschaftliche Problem der organisierten Forschung, in: Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, 6. Jahr, Tübingen 1961, S. 74-78, hier

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