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Formen der Produktion: Organisation und Rekursivität PDF

456 Pages·1995·12.941 MB·German
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Giinther Ortmann Formen der Produktion Organisation und Gesellschaft Herausgegeben von Gunther Ortmann Wie wiinscht man sich Organisationsforschung? Theoretisch reflektiert, weder in Empirie noch in Organisationslehre oder -beratung sich erschopfend. An avancierte Sozial- und Gesellschaftstheorie anschlieBend, denn Organisationen sind in der Gesellschaft. Interessiert an Organisation als Phănomen der Moderne und an ihrer Genese im Zuge der Entstehung und Entwicklung des Kapitalismus. Organisationen als Aktionszentren der modernen Gesellschaft ernst nehmend, in denen sich die gesellschaftliche Produktion, Interaktion, Kommunikation - ge1inde gesagt - uberwiegend abspie1t. Mit der erfor~~rlichen Aufmerksamkeit fur das Verhaltnis von Orga nisation und Okonomie, lebenswichtig nicht nur, aber besonders fur Unternehmungen, die seit je als das Paradigma der Organisationstheorie gelten. Gleichwohl Fragen der Wahrnehmung, Interpretation und Kommu nikation und also der Sinnkonstitution und solche der Legitimation nicht ausblendend, wie sie in der interpretativen resp. der Organisations kulturforschung und innerhalb des Ethik-Diskurses erortert werden. Organisation auch als Herrschaftszusammenhang thematisierend - als moderne, von Personen abge10ste Form der Herrschaft uber Menschen und uber Natur und materielle Ressourcen. Kritisch gegenuber den Verletzungen der Welt, die in der Form der Organisation tatsachlich oder der Moglichkeit nach impliziert sind. Verbindung haltend zu Wirtschafts-, Arbeits-und Industriesoziologie, Technik- und Wirtschaftsgeschichte, Volks- und Betriebswirtschafts lehre und womoglich die Abtrennung dieser Departments voneinander und von der Organisationsforschung revidierend. Realitatsmachtig im Sinne von: empfindlich und aufschluBreich fur die gesellschaftliche Realitat und mit Neugier und Sinn fur das Gewicht von Fragen, gemessen an der sozialen Praxis der Menschen. So wiinscht man sich Organisationsforschung. Die Reihe "Organisation und Gesellschaft" ist fur Arbeiten gedacht, die dazu beitragen. Giinther Ortmann Forfllen cler Procluktion Organisation und Rekursivităt Westdeutscher Verlag Alle Rechte vorbehalten © 1995 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation GmbH. Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fiir Vervielfaltigungen, Dbersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Biirkle, Darmstadt Umschlagbild: Siegfried Zademack, Gelangweilte Wissenschaftler (OI auf Leinwand, 1980). Mit freundlicher Genehmigung des Kiinstlers Gedruckt auf saurefreiem Papier ISBN 978-3-531-12669-2 ISBN 978-3-322-97055-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-97055-8 .. Wo ist das Feuer?" Das Feuer ist drin; Sie mussen nur danach suchen. Karl E. Weick (1985, 341) Zwischen den Zeilen zu lesen 1. Mai 1994: Einer dieser Tage, die zu glticken versprechen, "auf dem Fensterbrett ... lanzenformig ein paar Bleistifte zusammen mit einer Handvoll ovaler Haselni1sse", ein guter Tag, die vielen Freitage festzuhalten, gegltickt, voller hit ziger, rekursiv im Kreise sich drehender Diskussionen mit Arnold und Wil - sie jetzt festzuhalten, bevor es nachher schon wieder anders heiBt: "Maulhalten, ihr Vogel, Sonne, verschwinde. " Inhalt Zor Einfiihrung Die Formen der Produktion und das BewuStsein der Kontingenz. Vom Stecknadelbeispiel und Fords FlieSband zu lean production und business reengineering .................................... 9 I Mikropolitik, Strukturation, Rekorsivitiit 1. Organisation und Macht. Ein mikropolitischer Ansatz ........ 29 2. Management und Mikropolitik. Ein strukturationstheoretischer Ansatz (zusaminen mit Albrecht Becker) ................... 43 3. Rekursive Rotationen. Uber Strukturation und Rekursivităt .. 81 4. Rekursivităt, Produktivităt, Viabilităt ....................... 98 II Formen der Produktion (1): Computereinsatz 5. Mikropolitik im Entscheidungskorridor. Zur Entwicklung betrieblicher Informationssysteme .......................... 127 6. Von Computern, Netzen und fetten Fischen. Eine Geschichte voller LOcher ............................................. 139 7. Im Namen der Okonomie. Der Computer, das Produktivităts- paradox und die Theorie des Lock In ...................... 151 III Formen der Produktion (II): Systemische Rationalisierung 8. Mikropolitik und systemische Kontrolle ..................... 177 9. Zur Rationalităt systemischer Rationalisierung. Eine Erwide- rung ..................................................... 198 IV Dark Stars: Theorie und Kritik 10. Die falsche Verftihrung. Uber Konsens, Kontrolle und Kritik 215 11. Kritik: Fenster zu moglichen Welten ........................ 226 Postscripta: Wie liberal ist die Diskursethik? Der ethische Universalismus und die Freiheit der Andersdenkenden Briefwechsel mit Peter Ulrich ............................... 241 12. Dark Stars. Institutionelles Vergessen in der Industriesoziologie 253 8 Inhalt V Formen der Produktion (ill): Lean Production 13. "Lean". Zur rekursiven Stabilisierung von Kooperation 291 14. "Lean" als Konstruktion. Notizen zum innerwissenschaftlichen Diskurs .................................................. 338 15. "Lean" als Form - Genesis und Viabilităt ................... 355 16. Das Alte und das Neue ................................... 393 Literatur .................................................... 410 Personenregister ............................................. 438 Sachregister .................................................. 445 Nachweise ................................................... 460 Zur Einfiihrung: Die Formen der Produktion und das Bewu8tsein der Kontingenz Vom Steckoadelbeispiel nod Fords F1ie6band zn leao prodnctioo nod bnsioess reeogioeeriog 1. 1964 - 1994 1964, als ich nach Berlin ging, um dort Betriebswirtschaftslehre zu studieren, schien die Welt noch in Ordnung. Mein Fach libte sich in der Kunst des Optimierens, und unser Glaube daran wurde befestigt durch unwidersteh liche, durch paradigmatische Erzăhlungen. Adam Smith' Stecknadelbeispiel, Frederick Winston Taylors Roheisenverlader Schmidt, Henry Fords FlieB band standen fiir die schier unbezweifelbare, universelle okonomische Uber legenheit von Arbeitsteilung und Massenproduktion, und wenn die alten Geschichten fiir uns etwas Vorsintflutliches hatten, dann wurden wir doch soeben in den modernen Methoden der Optimierung unterwiesen - im scien tifie management, das nun diesen Namen verdiente: Erich Gutenbergs "Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre", ein Werk von bewunderungs wlirdiger Klarheit und Konsistenz, hatte das Versprechen seines Titels erflillt, hatte die wissenschaftlichen Fundamente gelegt, und sein erster Band, "Die Produktion", verhieB die verbindliche Antwort auf die Frage nach der Form der Produktion, indem es sie konsequent und systematisch in die Frage nach der optimalen Ergiebigkeit der Produktionsfaktoren libersetzte. 1974, liber meiner Dissertation sitzend, befaBte ich mich mit zwei Au toren, die mir wăhrend meines Studiums nicht begegnet waren, obwohl sie sich ungefăhr zur gleichen Zeit wie Gutenberg ihre Gedanken liber die Unternehmung, die Aufgaben der Unternehmensleitung und besonders die Organisation gemacht haben: Chester J. Barnard und Herbert A. Simon mit ihrer Absage an die Idee der Optimierung im N amen ihres Konzeptes be grenzter Rationalităt. Meine Einwănde gegen sie - und gegen die durch sie beeinfluBte entscheidungsorientierte Betriebswirtschaftslehre, in der vieI von angemessenem Gewinn und einem "Pluralismus" der Unternehmungsziele die Rede war - hatten die Form ei ner Ideologiekritik, inspiriert durch einen anderen Autor, mit dem wir innerhalb unseres Studiums nicht bekanntge macht worden waren. Karl Marx hieB dieser Mann. Es IăBt sich wohl denken, 10 Zur Einfilhrung daB Zielpluralismus, gar angemessener Gewinn da nicht gut wegkamen in meiner Kritik, deren terrier-, um nicht zu sagen: wadenbeiBermăBiger Eifer es leider verhinderten, daB ich die Stărken der Barnard-Simonschen Orga nisationstheorie damals gebtihrend gewtirdigt und verarbeitet hătte, (statt mich auf ihre zweifellos vorhandenen theoretischen und ideologischen Schwăchen zu fixieren; vgl. Ortmann 1976). lmmerhin lohnt es sich festzu halten: Die ersten organisationstheoretisch gewichtigen Erschtitterungen des one-best-way-Denkens und des Taylorismus datieren von 1938 und 1947, den Erscheinungsjahren von "The Functions of the Executive" und "Admi nistrative Behavior". Es wurde jedoch 1984, ehe die Risse und die Brtichigkeit des one-best way-Denkens und des Glaubens an die historische Konvergenz der vielfăI­ tigen Varianten der Produktion in der einen optimalen Form in einer de taillierten historischen, industriesoziologischen und volkswirtschaftlichen Analyse konkret und tiberzeugend dargestellt wurden - allgemeiner: des Glaubens an den "Triumph der Effizienz" in der Geschichte des menschli chen Fortschritts, den der affirmative Betriebswirt seItsamerweise mit dem kritischen Marxisten teilt: Es wurde 1984, ehe Michael J. Piore und Charles Sabei "das Ende der Massenproduktion" und "die Rtickkehr der Okonomie in die Gesellschaft" postulierten (und Horst Kern und Michael Schumann in Deutschland nach dem "Ende der Arbeitsteilung" fragten). Seither ist die Welt der Produktion nicht mehr recht in Ordnung, weil uns der Glaube verlorengegangen ist, daB sie so ist, wie sie ist, weil es so verntinftig ist oder doch, a la longue, wird (dazu jetzt auch: Salais, Storper 1992). Auch mit Blick auf die Formen der Produktion heiBt das, in den Worten von Piore und SabeI (1985, 49): Wir mtissen "das Bild einer Welt entwerfen, ... die anders hătte werden kănnen als sie wurde - mithin einer Welt mit einer langen Geschichte von Alternativen zum Bestehenden, die zwar aufgegeben wurden, wohl aber lebensfăhig waren und sind". 1994, am Ausgang dieses Jahrhunderts, das unter der Vorherrschaft des technologischen Paradigmas der Massenproduktion stand, steht ein nie ge kanntes BewuBtsein von der Kontingenz der Produktionsformen und indu strieller Entwicklungspfade (Storper, Scott 1992), das gleichwohl mit dem GefUhl einer Ohnmacht einhergeht: Alles ist anders măglich, und nichts kann ich ăndern. (Das ist von Luhmann so formuliert worden: 1971. Fast ein Vierteljahrhundert spăter klagt der "Trendreport Rationalisierung" von Schumann u.a. (1994, 18f.): Neue Produktionskonzepte seien măglich, wtir den auch praktiziert, oft jedoch laute der Befund: "Status quo zementiert ... Hierarchie wird nicht angetastet ... Weitgehend ungebrochenes Fortschrei ben tayloristischer Lăsungen in den Low-Tech-Prozessen ... ". Gruppenarbeit gibt es einem weiteren aktuellen Forschungsbericht zufolge ger ade einmal fUr 6,9% der deutschen Beschăftigten - die Hoffnungen auf eine schnelle

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