ebook img

Filmtheorie: Eine Einführung PDF

326 Pages·2019·3.966 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Filmtheorie: Eine Einführung

Jens Bonnemann Filmtheorie Eine Einführung Filmtheorie Jens Bonnemann Filmtheorie Eine Einführung Jens Bonnemann Institut für Philosophie Universität Jena Jena, Deutschland ISBN 978-3-476-04633-8 ISBN 978-3-476-04634-5 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-476-04634-5 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. J.B. Metzler © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Einbandgestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart (Foto: Woody Allen, Manhattan Murder Mystery, 1993) J.B. Metzler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ................................................ 1 Literatur .................................................. 11 2 Hugo Münsterberg (1963–1916) – filmische Bewusstseinsströme ........................................ 13 2.1 Von der Angewandten Psychologie zur Filmkunsttheorie ..... 15 2.2 Jenseits von Theater und Natur ......................... 19 2.3 Aufmerksamkeitskonzentration und Großaufnahme ......... 21 2.4 Erinnerung und Rückblende ........................... 22 2.5 Die Inszenierung einer emotionalen Welt ................. 23 2.6 Die zweitfreiste Kunst ................................ 27 Literatur .................................................. 31 3 Béla Balázs (1884–1949) – die Physiognomie des Bildes .......... 35 3.1 Filmschauspiel und Theaterschauspiel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 3.2 Leiblicher oder sprachlicher Ausdruck ................... 37 3.3 Das Gesicht in der Großaufnahme ....................... 39 3.4 Physiognomische Lyrik ............................... 42 3.5 Hörbarer leiblicher Ausdruck ........................... 44 3.6 Die Physiognomie der Welt ............................ 45 3.7 Expressionismus .................................... 47 3.8 Produktive Kamera .................................. 50 3.9 Physiognomie und Atmosphäre ......................... 51 Literatur .................................................. 54 4 Sergej Eisenstein (1898–1948) – die ‚Kinofizierbarkeit‘ des Denkens .............................................. 57 4.1 Eisensteins Balázs-Kritik .............................. 58 4.2 Montage und japanische Hieroglyphen ................... 60 4.3 Amerikanische und sowjetische Montage ................. 63 4.4 Die Geburt der sowjetischen Montage .................... 65 4.5 Attraktionsmontage .................................. 67 4.6 Konditionierte Rezeption .............................. 68 4.7 Kreative Rezeption ................................... 72 V VI Inhaltsverzeichnis 4.8 Intellektuelle Montage ................................ 73 4.9 Ton- und Farbmontage ................................ 74 4.10 Kritiker des Montageprinzips – Béla Balázs und Andrej Tarkowskij ................................... 75 Literatur .................................................. 78 5 Rudolf Arnheim (1904–2007) – das künstlerische Potenzial der technischen Mängel ............................ 81 5.1 Die Differenz zwischen Darstellung und Dargestelltem ...... 82 5.2 Das Ende der Filmkunst – der „Komplettfilm“ ............. 98 5.3 Ikonische Differenz und starke bewegte Bilder – Gottfried Boehm ............................................ 100 5.4 Von der geistigen Formgebung zur Kooperation zwischen Geist und Natur – der späte Arnheim ..................... 103 Literatur .................................................. 107 6 André Bazin (1918–1958) – die Rehabilitierung des Realismus .... 111 6.1 Der Film und die Unsterblichkeit oder: Was schnappt der Schnappschuss? ..................................... 114 6.2 Neue Technik, alter Traum ............................. 118 6.3 Zwei gegensätzliche Strömungen der Filmkunst ............ 120 6.4 Montage oder Tiefenschärfe? ........................... 124 6.5 Der Film im Verhältnis zu Literatur und Theater ............ 127 6.6 Das Tatsachen-Bild – Physikalismus oder Phänomenologie? .................................... 130 Literatur .................................................. 134 7 Siegfried Kracauer (1889–1966) – die Kamera ‚im Dickicht des materiellen Lebens‘ .................................... 137 7.1 Die Realität um ihrer selbst willen ....................... 140 7.2 Formgebung und Realismus im Film ..................... 143 7.3 Formgebung als Beitrag zur Realitätswiedergabe ........... 145 7.4 Der prekäre Status der Filmkunst ....................... 147 7.5 Filmische Objekte ................................... 148 7.6 Vieldeutigkeit der Realität, Eindeutigkeit der Formgebung ... 152 7.7 Die kulturkritische Mission des Films .................... 155 7.8 Ist Kracauer ein wunderlicher Realist (Adorno)? ........... 159 7.9 Kein Realismus ohne Formgebung – Ablehnung des naiven Realismus .................................... 163 7.10 Unkonventionelle Wahrnehmung in Malerei und Film ....... 164 Literatur .................................................. 167 8 Christian Metz (1931–1993) – die Semiotik des Films ............ 171 8.1 Filmsemiotik avant la lettre ............................ 173 8.2 Der Realitätseffekt des Films ........................... 176 8.3 Eine Sprache (langage) ohne Sprache (langue) ............. 180 Inhaltsverzeichnis VII 8.4 Kommunikation ohne Regeln? .......................... 183 8.5 Konventionelle Bedeutung und natürliche/ästhetische Expressivität ........................................ 184 8.6 Von der Expressivität zur Syntagmatik ................... 188 8.7 Möglichkeiten der Denotation im Spielfilm – acht Haupttypen der kinematografischen Syntagmatik ........... 192 8.8 Kinematografische und außerkinematografische Codes ...... 197 Literatur .................................................. 201 9 Gilles Deleuze (1925–1995) – das Kino à la Bergson ............. 205 9.1 Die kinematografische Illusion in Philosophie und Kinematografie .................................. 207 9.2 Das reine Bewegungs-Bild und die Metaphysik des Films .... 208 9.3 Von den Bewegungs-Bildern zu den Wahrnehmungs-, Aktions- und Affekt-Bildern ........................... 213 9.4 Das Bewegungs-Bild innerhalb eines sensomotorischen Schemas ........................................... 215 9.5 Die Äquivokation des Begriffs des Bewegungs-Bildes ....... 218 9.6 Die kulturelle Krise der menschlichen Handlungsfähigkeit und die filmische Krise des Bewegungs-Bildes ............. 219 9.7 Jenseits des sensomotorischen Schemas – die Äquivokation der Zeit-Bilder ........................... 223 9.8 Filme als (Medien-)Philosophen? ....................... 225 9.9 Die beiden Hälften des Zeit-Bildes und die Romankonzeption bei Walter Benjamin und Michail Bachtin ..................................... 227 9.10 Spielarten des Zeit-Bildes ............................. 231 9.11 Deleuze in der aktuellen Filmwissenschaft- Thomas Elsaesser und Oliver Fahle ............................. 235 Literatur .................................................. 240 10 David Bordwell (*1947) und Kristin Thompson (*1950) – eine Frage des Stils ........................................ 243 10.1 Von der Ästhetik über die Taxonomie zur Poetik ........... 244 10.2 Das neoformalistische Programm ....................... 246 10.3 Die vierfache Motivation der Verfahren ................... 249 10.4 Ablehnung der deduktiven Grand Theories: Psychoanalyse, (Post-)Strukturalismus und marxistische Ideologiekritik ............................ 252 10.5 Der implizite Zuschauer – die neoformalistische Wirkungsästhetik .................................... 254 10.6 Von der Rezeption zur Interpretation ..................... 258 10.7 Vom Sehen des Plots über cues zum Verstehen der Story ..... 261 10.8 Historische Poetik des Films – die Evolution stilistischer Verfahren .......................................... 263 VIII Inhaltsverzeichnis 10.9 Das abstrakte Erkenntnissubjekt der neoformalistischen Filmrezeption ....................................... 266 Literatur .................................................. 269 11 Vivian Sobchack (*1940) – das leibliche Widerfahrnis der Filmrezeption ............................................. 273 11.1 Medien- und Kulturkritik – der Verlust der Leiblichkeit ...... 275 11.2 Film und Fotografie – Gesehenes oder gesehenes Sehen ..... 279 11.3 Film und Computersimulation – Virtualisierung oder Spüren des Leibes ............................... 280 11.4 Die Antiquiertheit des Leibes? .......................... 281 11.5 Körpertheorien des Kinos ............................. 284 11.6 Bewusster Sinn, objektiver Zwang, leiblicher Dialog ........ 287 11.7 Der Leib des Films ................................... 290 11.8 Das Sehen eines Sehens ............................... 292 11.9 Der ganze Leib geht ins Kino .......................... 294 11.10 Kluge Finger ....................................... 296 Literatur .................................................. 300 12 Schlussbemerkungen – Perspektiven einer Phänomenologie des Films ................................................ 303 12.1 Von der Werkästhetik zur Wirkungsästhetik ............... 303 12.2 Perspektiven der Wirkungsästhetik als Phänomenologie des Films .......................................... 310 Literatur .................................................. 317 Literatur ..................................................... 319 Personenregister .............................................. 321 1 Einleitung Um gleich zu Beginn einem Missverständnis vorzubeugen: Eine Einführung in die Filmtheorie ist nicht dasselbe wie eine Einführung in die Filmwissenschaft. Die Filmtheorie stellt Fragen, die sich von denen der Filmwissenschaft oder der Filmgeschichte deutlich unterscheiden. Allerdings geht man wohl nicht zu weit mit der Vermutung, dass viele – vielleicht die meisten? – Filmwissenschaftler und -kritiker der Meinung sind, eigentlich ganz gut ohne die Beiträge der Film- theorie auskommen zu können. Während die Filmkritikerin auf der Grundlage ihrer l fimgeschichtlichen Bildung ein letztlich doch subjektives Geschmacksurteil über die – narrativen, ästhetischen oder inhaltlichen – Qualitäten von einzelnen Filmen oder Gruppen von Filmen fällt und die Filmwissenschaftlerin sich um eine inter- subjektiv überprüfbare wissenschaftliche Analyse jener – narrativen, ästhetischen oder inhaltlichen – Qualitäten dieser einzelnen Filme oder Gruppen von Filmen bemüht, ist die Filmtheoretikerin auf der Suche nach Erkenntnissen über den Film im Allgemeinen. Auch wenn es aus der Mode gekommen zu sein scheint: Es geht um den Film als Film. Was hier im Mittelpunkt steht, sind also Einsichten, die nicht nur für einen einzelnen Film, für Genres, Strömungen oder Epochen, sondern ausnahmslos für jeden Film gültig sein sollen. Wer nicht vor alten Worten zurück- schreckt, würde hier sagen, dass es um nicht weniger als das Wesen des Films und seine grundsätzlichen Entwicklungsgesetze geht. Zu einem genuin filmtheoretischen Nachdenken über Filme gehören Fragen wie: Was ist überhaupt der Film, und wodurch unterscheidet er sich von ande- ren Medien? Auf welche Weise wird ein einzelner Film dem allgemeinen Cha- rakter des Mediums Film als solchem gerecht? In welchem Verhältnis steht Bild und Ton, Narration und Sichtbarkeit? Gibt es eine Kunst des Films, und wenn ja, wie unterscheidet sie sich dann von derjenigen der Literatur, des Theaters, der Musik und der Malerei? Das sind die Fragen, mit denen Filmtheoretiker das Potenzial des Films, aber auch die Maßstäbe einer mediengerechten Produktions- weise bestimmen. Aufgrund ihrer allgemeinen Fragestellung ist die Filmtheorie im Unterschied zur Filmwissenschaft häufig mit zwei grundlegenden Vorwürfen © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 1 J. Bonnemann, Filmtheorie, https://doi.org/10.1007/978-3-476-04634-5_1 2 1 Einleitung konfrontiert. Erstens gerät sie in den Verdacht des „Überintellektuellen“ (Tudor 1977 [1974], 9), wie Andrew Tudor in den 1970er Jahren – also nach über einem halben Jahrhundert Filmtheoriegeschichte – bilanziert. Der zweite Vorwurf hängt eng damit zusammen, verdient es jedoch, gesondert betrachtet zu werden. Gemeint ist der Einwand, dass jegliche Theorie die Intensität der Filmrezeption schwächt. Zunächst jedoch zum Vorwurf der Überintellektualität, der im Wesent- lichen auf der Unterstellung beruht, die Frage nach dem Wesen des Films würde die einzelnen realen Filme mit ihren besonderen Qualitäten ignorieren und sich im Abstrakten und Spekulativen verirren. Man interessiert sich also mehr für den Begriff und verliert die Sache, auf die er sich bezieht, aus dem Blick. So wie im Verlauf des 20. Jahrhunderts auch in der Philosophie Wesensfragen mehr und mehr in Verruf kommen, wird, wie Tudor fortfährt, die Filmtheorie im Vergleich mit den ‚geerdeten‘ und ‚seriöseren‘ filmwissenschaftlichen Fragestellungen als „eine wenig geübte und angesehene Beschäftigung“ (ebd., 9) beurteilt. Dass dieser Befund aus den 1970er Jahren auch heutzutage immer noch gül- tig ist, bestätigt ein Blick in die filmwissenschaftliche Standardeinführung von James Monaco, Film verstehen, die erstmals 1977 auf Englisch veröffentlicht wird und 2009 in einer überarbeiteten und erweiterten Neuausgabe erscheint, deren deutsche Übersetzung 2012 bereits eine zweite Auflage erhält. Dort bezeichnet Monaco die Filmtheorie eher abschätzig als „eine intellektuelle Anstrengung, die hauptsächlich zum Selbstzweck existiert und oft ihre eigenen Verdienste, aber nicht unbedingt viel Bezug zur wirklichen Welt hat“ (Monaco 2012 [2009], 463). Immerhin räumt Monaco ein, dass seit den 1970er Jahren Theorie und Praxis selbst in den Hollywood-Studios näher zusammengerückt sind: „Sogar die Büros in Hollywood sind heute voll von promovierten Filmschul-Absolventen; seit der Generation von Coppola, Scorsese und Lucas – allesamt aus Filmschulen hervor- gegangen – sind qualifizierte Abschlüsse wichtig für eine Anstellung in den Stu- dios“ (ebd., 464). Wie die zitierte Passage deutlich macht, wirft Monaco in jenem Kapitel seines Buchs, das sich eigens der Filmtheorie widmen soll, hin und wieder die Bereiche Filmwissenschaft und Filmtheorie völlig durcheinander, denn jene Filmschul-Ab- solventen sind sicher Filmwissenschaftler, ob sie aber auch Filmtheoretiker sind, ist eine ganz andere Frage. Abgesehen von diesen Begriffsverwirrungen ist Monaco der Überzeugung, dass sich eine solche Kooperation von Theorie und Praxis für die Filmproduktion nicht unbedingt als vorteilhaft erweist. Denn obwohl die Kunst hierdurch reflektierter wird, führt schließlich ein Übermaß an Theorie doch dazu, die freie Entfaltung der Kreativität zu unterdrücken. Offenbar hat Monaco ein sehr widersprüchliches Verständnis von Filmtheorie, die für ihn einerseits nur eine realitätsferne und abstrakte Gedankenspielerei, ja ein bloßer „Selbstzweck“ ist, andererseits aber dennoch ein strenges normatives Regelwerk entwickelt, das die reale Filmpraxis in Fesseln legt. Demgegenüber insistiert Monaco nun darauf, dass die beste Kunst von Renegaten hervorgebracht wird, die gegen alle Regeln verstoßen (vgl. Monaco 2012 [2009], 464). Die Frage stellt sich aber, ob nicht gerade eine Filmtheorie Aspekte filmischer Darstellbarkeit zu beleuchten vermag, die bisher zu wenig oder gar nicht beachtet worden sind.

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.