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Figuren des Messianischen in Schriften deutsch-jüdischer Intellektueller 1900-1933 PDF

464 Pages·2011·1.998 MB·German
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Conditio Judaica 79 Studien und Quellen zur deutsch-jüdischen Literatur- und Kulturgeschichte Herausgegeben von Hans Otto Horch in Verbindung mit Alfred Bodenheimer, Mark H. Gelber und Jakob Hessing Elke Dubbels Figuren des Messianischen in Schriften deutsch-jüdischer Intellektueller 1900–1933 De Gruyter Gedruckt mit Hilfe der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein und der Johanna und Fritz Buch Gedächtnis-Stiftung, Hamburg. Die Open Access-Stellung dieser Publikation wurde unterstützt durch das Landesdigitalisierungs- programm für Wissenschaft und Kultur des Freistaates Sachsen (vgl. https://sachsen.digital/das-programm/). ISBN 978-3-11-025823-3 e-ISBN 978-3-11-025824-0 Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International Lizenz. Weitere Informationen finden Sie unter http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/. Library of Congress Cataloging-in-Publication Data Dubbels, Elke. Figuren des Messianischen in Schriften deutsch-jüdischer Intellektueller, 1900- 1933 / by Elke Dubbels. p.cm.-- (Conditio Judaica ; 79) Includes bibliographical references and index. ISBN 978-3-11-025823-3 (alk.paper) 1. German literature--Jewish authors--History and criticism. 2. German literature--20th century--History and criticism. 3. Jewish messianic movements--Germany. 4. Messianism in literature. I. Title. PT169.D83 2011 830.9‘8924--dc23 2011035608 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detailierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de ab- rufbar. © 2011 Elke Dubbels, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Dieses Buch ist als Open-Access-Publikation verfügbar über www.degruyter.com. Druck: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com Inhalt Einleitung ..................................................................................................... 1 Teil I: Figuren des Messianischen im Sprachdenken 1 Sprachdenken und Theologie ................................................................. 31 2 Franz Rosenzweigs »Sprachdenken« im Stern der Erlösung ................. 41 2.1 Der Nominalsatz in der historischen Erzählung: Die Welt als »Schöpfung« ............................................................................. 45 2.2 Das Ereignis des Sprechens oder (die) Offenbarung ...................... 52 2.3 In der Sprache singular plural sein oder der messianische Prozess der Erlösung ................................................................................... 66 3 Sprachtheorie zwischen Skepsis, Mystik und Dialog (Landauer/Buber) ................................................................................... 73 3.1 Sprachkritik und Mystik beim jungen Gustav Landauer ................ 73 3.2 Von der Evokation zum Vokativ oder vom messianischen Ethos zur messianischen Ethik: Zur Sprachphilosophie Martin Bubers ... 87 4 Gerechtigkeit als Sprache und Gerechtigkeit als messianische Kategorie (Benjamin/Scholem) .............................................................. 111 4.1 Klagen, Anklagen, Beim-Namen-Rufen und Reimen: Schöpfung, Gericht und Erlösung als Sprachformen bei Walter Benjamin ....................................................................... 111 4.2 Zur messianischen Metaphysik der hebräischen Sprache beim jungen Gershom Scholem ............................................................... 133 4.3 Die hebräische Sprache und der Zionismus (Scholem/Rosenzweig) ................................................................... 141 5 Ernst Blochs ästhetischer Geist der Utopie als Prolegomenon zu einem »System des theoretischen Messianismus« ..... 151 VI Inhalt 6 (De-)Figurationen des Messianischen in Hermann Brochs Romantrilogie Die Schlafwandler .......................................................... 165 6.1 Drei Offenbarungserlebnisse – drei Figurationen des Messianischen ................................................................................. 167 6.1.1 Der Messias als Kind oder Geschichte als Prozess der Reinigung ............................................................................ 169 6.1.2 Ein weiblicher Messias am Kreuz oder Opferbesessenheit ... 173 6.1.3 Von der Imitatio Christi aus atheistischem Geist zur »Messiashoffnung der Annäherung« als ethisch-poetischem Prinzip .................................................. 180 Teil II: Figuren des Messianischen im theologisch-politischen Denken 1 »Politische Theologie« ........................................................................... 199 2 Messianische Figuren und Figurationen messianischer Gemeinschaft bei Martin Buber .................................................................................... 213 2.1 Sabbatai Zwi, Messianismus und Zionismus .................................. 213 2.2 Auf der Suche nach der Substanz: Bubers Drei Reden über das Judentum .................................................................................. 225 2.3 »Theopolitik«. Buber über jüdischen und christlichen Messianismus und das Verhältnis von Politik und Religion nach dem Ersten Weltkrieg ............................................................. 236 3 Sozialismus und Religion bei Gustav Landauer ..................................... 251 4 Mystische, apokalyptische und profane Figuren des Messianischen (Benjamin, Scholem, Bloch) .................................................................. 277 4.1 Zum Arrangement der Absätze und der Perspektiven in Walter Benjamins »Theologisch-politischem Fragment« ............... 279 4.2 Scholem, Benjamin und die Mystik ................................................ 284 4.3 Bloch, Benjamin und die Apokalyptik ........................................... 293 4.4 Bild und Entstaltung: Das Verhältnis von Politik und Theologie im Medium ästhetischer Reflexion ................................................. 298 4.5 »Der Zionismus wird seine Katastrophe überleben«: Apokalyptik und Mystik in Scholems dialektischer Konstruktion des Zionismus nach 1923 ............................................................... 303 5 Sub specie aeternitatis: Politik und Religion bei Franz Rosenzweig ..... 323 Inhalt VII Teil III: Zur Rhetorik der Figuren des Messianischen und ihrer geschichtsphilosophischen Logik 1 Messianismus und Geschichte – rhetorisch betrachtet ........................... 345 2 Messianismus der Metonymie: Franz Rosenzweig ................................ 347 3 Messianismus des Symbols .................................................................... 359 3.1 Gustav Landauer ............................................................................. 360 3.2 Ernst Bloch ..................................................................................... 375 4 Messianismus zwischen Metapher und prophetischem Symbol: Martin Buber .......................................................................................... 383 5 Messianismus des dialektischen Bildes: Walter Benjamin ..................... 393 6 Messianismus der Inversion: Gershom Scholem .................................... 405 Schlussbemerkung ....................................................................................... 415 Danksagung .................................................................................................. 423 Abkürzungs-, Siglen- und Literaturverzeichnis ........................................... 425 Abkürzungsverzeichnis .......................................................................... 425 Siglenverzeichnis .................................................................................... 425 Literaturverzeichnis ................................................................................ 426 1 Unveröffentlichte Texte ....................................................................... 426 2 Veröffentlichte Texte ........................................................................... 426 Personenregister ........................................................................................... 451 Einleitung Anfang des 20. Jahrhunderts wird ein messianischer Ton in der Philosophie hörbar, der Anfang des 21. Jahrhunderts noch nicht ganz verklungen ist. Die- ses messianische Echo gehört zur Rezeptionsgeschichte deutsch-jüdischer Autoren des Kaiserreichs und der Weimarer Republik: Autoren wie Gustav Landauer, Ernst Bloch, Martin Buber, Walter Benjamin, Gershom Scholem und Franz Rosenzweig, die im Zentrum dieser Studie stehen. Das nachhaltige Interesse, das diese Autoren erfahren, überrascht insofern nicht, als sie zur Elite deutsch-jüdischer Kultur zählen, die in der Weimarer Republik einen großartigen, viel bewunderten und nicht selten nostalgisch verklärten Höhe- punkt gefunden hat, bevor die nationalsozialistische Verfolgung und Vernich- tung jüdischen Lebens einsetzte.1 Damit ist freilich noch nicht erklärt, warum speziell der messianische Ton und das philosophische Interesse am jüdischen Messianismus, das diese Autoren teilen, bis heute nachwirken. Was reizt an dem Rückgriff auf die Theologie unter dem Stichwort des jüdischen Messia- nismus? Ein wichtiger Aspekt ist hierbei, dass der Rekurs auf theologische Diskurse, der sich bei den genannten Autoren findet, einer Phase der Säkularisierung zuzurechen ist, in der nicht einfach religiöse Konzepte und Funktionen in die profane Welt übernommen werden, sondern der Rückgriff aus dem Abstand zur religiösen Tradition heraus erfolgt. Das heißt, dass »aus einer profanen Welt heraus auf religiöses Erbe zurückgegriffen wird (etwa die Säkularisierung von Gnosis und Messianismus zu einer Philosophie der Moderne in der Zwi- schenkriegszeit)«.2 In diesem Sinne gilt für alle von mir behandelten Autoren, 1 Vgl. zur deutsch-jüdischen Kultur in der Weimarer Republik allgemein Michael Brenner: Jüdische Kultur in der Weimarer Republik. Übers. von Holger Fliessbach. München: Beck 2000. Vgl. zur Konjunktur deutsch-jüdischer Denker der Weimarer Republik zu Beginn des 21. Jahrhunderts auch Steven E. Aschheim: Beyond the Border. The German-Jewish Legacy Abroad. Princeton u. a.: Princeton Univ. Press 2007, besonders S. 81–118 (»Icons Beyond the Border«). 2 Daniel Weidner: Zur Rhetorik der Säkularisierung. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 78/1 (2004), S. 95–132, hier: S. 97f. Weidner nennt letztere Art der Säkularisierung eine »dritte Säkularisierung«, die er von der Übernahme von religiösen Konzepten und Funktionen in der »zweiten Sä- kularisierung« unterscheidet, für die der Freundschaftskult der Empfindsamkeit oder die idealistische Geschichtsphilosophie beispielhaft seien. In der »ersten Säkularisie- 2 Einleitung dass sie jenseits der religiösen Tradition des Judentums stehen – »jews beyond judaism«3 hat George L. Mosse sie genannt – und aus diesem »Jenseits der Tradition« auf Elemente der jüdischen Tradition für eine Philosophie der Mo- derne rekurrieren. Selbst wenn dies mit einer existentiellen Rückkehr zur jüdi- schen Tradition einhergeht, so geschieht dies nicht, ohne neu zu definieren, was Tradition und ein Leben im jüdischen Gesetz überhaupt heißen sollen. Grundsätzlich gilt, dass der messianischen Philosophie der Moderne alle Glau- benssätze problematisch geworden sind, ohne dass sich ihr damit die Reflexion über das Verhältnis von Glauben und Wissen erledigt hätte. Zur nachhaltigen Resonanz der messianischen Philosophie der Moderne dürfte entscheidend beitragen, dass sie im Zeichen der Kritik erfolgt. Damit ist erstens und ganz grundsätzlich Kritik im philosophischen Sinn der Erkenntnis- kritik gemeint: Viele der genannten Autoren verhandeln alternative Erkennt- nismodelle, für die der Rückgriff auf theologische (Sprach-)Konzepte konstitu- tiv ist (»messianische Erkenntnistheorie«). Zweitens ist damit moralische und politische Kritik gemeint. Auch diese Kritik hat wieder eine philosophische Bedeutung, insofern sie den Primat des Praktischen in der Philosophie anzei- gen soll. Sie hat aber auch die Bedeutung der kritischen Stellungnahme im politischen und gesellschaftlichen Bereich. Konkret heißt dies, dass sich bei allen Autoren eine Staatskritik findet, die bei den meisten mit einer Kapitalis- muskritik einhergeht. Auch der bürgerliche Liberalismus, auf den die Emanzi- pationshoffnungen der Eltern- und Großelterngeneration gerichtet waren, ist Zielscheibe – allerdings dialektischer – Kritik. Positiv steht der Kritik ein mes- sianisches Gemeinschaftsdenken gegenüber, sei es anarchistisch, sozialistisch, zionistisch oder religiös ausgerichtet. Die Rezeption vor allem der Texte Walter Benjamins hat es mit sich ge- bracht, dass in den letzten zwei Jahrzehnten »messianisch« zu einer Vokabel in der allgemeinen intellektuellen Debatte werden konnte. Diffus und unkritisch verwendet soll diese Vokabel irgendwie das ›ganz Andere‹ gegenüber der politischen Gewalt- und Machtgeschichte bedeuten. Eine diffuse Verwendung des »Messianischen« hat bereits Jacob Taubes verärgert. Im Hinblick auf Wal- ter Benjamins »Theologisch-politisches Fragment«, das mit dem Paukenschlag »Erst der Messias selbst vollendet das historische Geschehen« (GS II/1 203) beginnt, stellt Taubes mit Genugtuung fest: »Also, erstens mal ist klar: Es gibt einen Messias. Keinen Schmonzes, ›das Messianische‹, ›das Politische‹, keine Neutralisierung, sondern der Messias. […] Keine aufklärungswolkige oder rung« entlasse die Religion etwas Weltliches aus sich heraus und markiere es als profan, wie bei der Säkularisierung des Königscharismas in der altisraelischen Pro- phetie. 3 Vgl. George L. Mosse: German Jews Beyond Judaism. Bloomington: Indiana Univ. Press 1985. Mosses Studie ist auf Deutsch erschienen unter dem Titel: Jüdische In- tellektuelle in Deutschland. Zwischen Religion und Nationalismus. Übers. von Christiane Spelsberg. Frankfurt a. M., New York: Campus 1992.

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