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Festschrift 2011 DOWNLOAD PDF

40 Pages·2011·7 MB·German
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baumann bEWEgT sEiT 125 JaHREn baumann FEDERn ag CH-8630 Rüti ZH telefon: +41 55 286 81 11 fax: +41 55 286 85 11 e-Mail: [email protected] Jubiläumsmagazin Juni 2011 Alen Cyrill Hakan Fatjana Theo Pascal Daniel Adrian Nuri Erdogan Tamara Hansjürg Volkan Hansueli Andrea Adrian Zelic Gmür Sen Isufi Bischof Steiner Harzbecker Wietlisbach Eren Orhan Tischhauser Hartmann Atacan Rüdisüli Hofmann Vollenweider inHalT Ana Binaseta Avdic- Zivko Tamara Patrick Philip Michel Enes Marcel Othmar René Daniele Bernhard Simon Christian Werner Pavic Sabanovic Djosic Gloor Muggli Schwander Fähndrich Prasovic Weber Büsser Langenegger Scarano Fleischmann Schöbi Dettling Meier Branko Marco Ernst Good- Hans Ursula Hans-Ueli Hedy Michael Naser Sasa Hatice Cedomir Eugen Margrit Jan Manuel gEscHicHTE DER gEnERaTionEn 1886–2011 4–21 Kutlesa Samà de Almeida Eggenberger Uhr Kessler Bosshard Kälin Ajvazi Simovic Ince-Koclar Ratkovic Gehr Lillo Greub Kallon DiE ERsTE gEnERaTion 1886–1930 4 DiE zWEiTE gEnERaTion 1930 –1960 8 Walter Nenad Fran Thorsten Leo Marcel Markus Erwin Bruno Renata Roland Andreas Francesco Andreas Milan Ebru Atacan- Rico DiE DRiTTE gEnERaTion 1960–1983 12 Stark Bozic Lasku Pohl Büsser Zehnder Hager Oertig Brändli Meier Steiger De Chiara Rütsche Milojevic Cokdogan Simonelli DiE viERTE gEnERaTion 1984–2010 16 Mükerrem Alimusa Antonio René André Werner Danny Manuel Kresimir Ibrahim Andrea Nuss- Nelly Patrick Marco Murat Patrick Demirci Yücel Di Lernia Pulsinger Holdener Mannhart Fischli Iten Glavina Demiröz baumer-Gebert Fisch Wiesner Goffi Prasovic Hüppin baumann bEWEgT seit 125 JaHRen 22–33 DiE gRünDERFamiliEn 22 DER ETWas anDERE gEnERaTionEnWEcHsEl 23 Sandro Barbara Zoran Esef Naman Serap Vincenzo Erich Seyfullah Hugo Stephan Silvia Thomas Adrian Roman Werner baumann HEuTE – TradiTionelle WerTe Vedruccio Baumann Simeonovic Korac Ahmeti Suna Fiorentino Vontobel Beklevic Hinder Schreiber Landolt Baumgartner Murer Brändli Oberholzer und der permanenTe aufbruch in die ZukunfT als prinZip 27 DiE FüHRungsTEams baumann-Gruppe Urs Nicole Giuseppe Erich Kurt Emrullah Stefan Hugo Ivan Ursula Clemens Sabine Florian Manuela Priska Thomas und baumann schWeiZ 29 Müller Schmucki Fucile Kunz Keller Ersan Huser Raimann Bühler Müller Kuster Stöcker Gmür Di Blasi Schmid Jud DiE sTanDoRTE 30 mäRkTE unD anWEnDungsbEREicHE 31 DiE PRoDukTE 32 Thomas Marina Ueli Urs Bekim Carmine Mike Elisabeth Dafina Ristovski- Markus Kaspar Daniel Branko Lobsang Ernst Nijazi sTaTisTikEn zu DEn miTaRbEiTEnDEn 33 Rüegg Giger Gähwiler Bächtiger Hamzaj Marano Schärer Inglin-Hummel Todorova Beu Rüegg Kluser Brodar Tsonang Huser Parilti DiE FünFTE gEnERaTion ab 2011 34–37 Syle Sejdi Peter Thomas Marco Marta Kurt Peter Stefan Bernardo Dominique Dennis Darko Peter Raphael Damjan Pira Ademi Kühne Raimann Hold Araujo Andermatt Höhn Mudry Garay Wyss Leuenberger Matic Ammann Rechsteiner Blagojevic «JEDER EinzElnE miTaRbEiTER isT WicHTig» 34 Martin Urs Urgen André Corina Sandra Pius Sven Gülnur Michele Nadine Enez Ursula Dzenan Mate Heinz Kälin Bopp Yakartsang Christe Simonelli Keller-Sobolic Grob von Tobel Polat-Sar Calleo Rüdisüli Kamberi Ludwig Garcevic Ljubicic Kürsteiner DiE miTaRbEiTEnDEn 38–39 Adrian Sandra Albert Annamaria Ibrahim Ugo Markus Marco Salvatore Max Hürriyet Luca Dr. Uwe Amela Prasovic- Arcangelo Dragoslav Wildhaber Giger Schubiger Parisi Kartal Coviello Morger Egli Scimonetti Bargehr Kücük Salzani Bräuning Hadsovic Coviello Marjanovic HERausgEbERin bauMann fedeRn ag REDakTion / konzEPTion / TExT CHRistopH sCHMid, CoMpResso iDEE / cHRonisT Ruedi ZiegleR Özcan Peter Marina Florian Patrick Matthias Rita Gerhard Martin Josef Dino Daniel Sonja Juraj Michael Daniel Kücük Oberholzer Andermatt Hermann Wirz Oberholzer Gmür Müller Friedli Rüegg Legena Thoma Gmür Neidel Kuhlmann Herzog gEsTalTung fRau sCHMid © 2011 bauMann fedeRn ag fabRikstRasse, 8734 eRMenswil Frank Annick Yves Erwin August Nerxhivan Milenka Nico Vehbo Bernadette Claude Sandro Murat Neriman Nurettin Andrea Malzacher Weber Gautschi Kälin Schmuki Jashari Todosijevic Cavegn Prasovic Gaugler Raymann Krebs Soylu Akcagün Ince Raimann bauMann-spRings.CoM das MagaZin von bauMann fedeRn ag ZuM 125-JäHRigen JubiläuM deR fiRMa Srdjan Hubert Elisabeth Sinisa Hüseyin Ricardo Sengül Ahmet Claudio Petra Gertrud Lyman- Jakob David Giovanni Walter Ivan Djosic Rüegg Lindenmann Todosijevic Akgül Schällibaum Güler-Egridere Kuday Brändli Schneider Häfliger Widmer Glaus Ferranti Oberholzer Kutlesa BAUMANN BEWEGT SEIT 125 JAHREN Es gibt Jahre, die bleiben in Erinnerung. Unauslöschlich. 1886 ist so ein Jahr. Es ist das Gründungsjahr von Coca-Cola und Mercedes Benz. Beide Firmen feiern 2011 ihr 125-jähriges Bestehen, sind weltweit erfolgreich und Kult. Das gilt auch für BAUMANN. Und doch kennen nur sehr wenige über das Zürcher Oberland hinaus die Firma BAUMANN. Dabei fährt kaum ein Auto ohne Zubehör von BAUMANN. Unglaublich, aber wahr. Das Leben schreibt halt noch immer die schönsten Geschichten. Und würde man sie nicht schwarz auf weiss feinsäuberlich dokumentiert lesen, manch einer würde sie für ein Märchen aus tausendundeiner Nacht halten. Und so haben Sie eine Jubiläumsgeschichte vor sich, eine spannende Familiensaga über vier Generatio- nen und 125 Jahre BAUMANN. Eine Geschichte, die noch spannender wird, wenn man sie in den zeitlichen, kulturellen und gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen der verschiedenen Epochen erzählt. – Von der Gründung durch die beiden Jünglinge Heinrich und Caspar Baumann in Rüti, 1886 gerade mal 25 und 20 Jahre alt, bis zum Umzug nach Ermenswil – Von der Produktion von Webereiutensilien und Holzartikeln zur Herstellung von Federn – Von der Gründung eines «Wohlfahrtsfonds» bis hin zur heutigen Pensionskasse – Von der globalen Erweiterung der Firmenstandorte und der Einführung elektronisch gesteuerter Produktionsprozesse – Von grillierten Würsten zum Znüni und Schokoladenhasen zu Ostern – Von traditionellen Werten und dem permanenten Aufbruch als Prinzip Eine «Auslegeordnung des Jetzt» und schlicht alles über BAUMANN, wie sie werkt und sich entwickelt, über verantwortliche Werksleiter, Märkte, Produkte und das wichtigste Kapital einer Firma neben dem Know-how: die Mitarbeiter. Und nicht zuletzt: das Interview mit Thomas H. Rüegg und Hansjürg Hartmann, den beiden «Kanti»-Freunden, die am 1. Dezember 2010 in der fünften Generation die Leitung der BAUMANN- Gruppe übernommen haben und über ihre Vorstellungen und Visionen reden. GEScHIcHTE DER GENERATIoNEN DIE ERSTE GENERATIoN 1886–1930 DIE GRüNDER WEITSIcHTIGE pIoNIERE HEINRIcH BAUMANN, 1861 BIS 1932 Die erste Generation führt das Handwerk des Vaters weiter, hat aber die unterneh- Sohn aus der ersten Ehe von merische Weitsicht, vom Werkstoff «Holz» Caspar Baumann mit Elisa Honegger auf den Werkstoff «Metall» zu setzen und — Mitgründer der Firma die Firma an einen Standort zu verlegen, «Gebrüder Baumann» wo Wasserkraft genutzt werden kann. Es — Präsident der Zivil- und braucht auch Glaube an die damals erst Schulgemeinde Rüti in den Anfängen stehende Technik, auf — Gemeindepräsident von Rüti das Produkt «Federn» zu setzen. Indem — Kantonsrat schon rasch eine ansehnliche Belegschaft — Nationalrat von 25 Mitarbeitern aufgebaut wird, — Vorstandsmitglied Zürcher Handels- übernimmt diese Generation auch soziale kammer, Kantonaler Gewerbeverband, Verantwortung, eine Eigenschaft, die das Heinrich Baumann, Mitgründer der Firma Arbeitgeberverband der Maschinen- Unternehmen bis zum heutigen Tag prägt. industrie Sie gründet nach dem Ersten Weltkrieg 1921 den «Patronalen Pensions fonds» und cASpAR BAUMANN, 1866 BIS 1922 legt dafür ein Stiftungskapital von 60 000 Sohn aus zweiter Ehe von Franken ein. Caspar Baumann mit Barbara Honegger (die Schwester der ersten Frau) — Mitbegründer der Firma «Gebrüder Baumann» — Präsident der Primarschulpflege — Gründungspräsident des Arbeitgeber- verbandes Zürcher Oberland Caspar Baumann, Mitgründer der Firma 1— Generator und Dampfmaschine (1925) 1 2 2— Inserat um 1911 4 DIE ERSTE GENERATIoN VoN DER pRoDUkTIoN VoN HolzARTIkElN zUR HERSTEllUNG VoN fEDERN Die Firma BaUmaNN iN DeN JahreN 1886 Bis 1930 Als im Jahre 1882 Caspar Baumann, der Zur Zeit des Ersten Weltkrieges umfasst die TElEkoMMUNIkATIoN ANNo DAzUMAl Vater der späteren Firmengründer, nach Belegschaft rund 180 Mitarbeitende. Ge- Die ersten Vorläufer der Telegrafie werden schwerer Krankheit stirbt, übernimmt der meinsam und dank der sozialen Einstellung nach der Entdeckung der elektromagneti- damals erst 16-jährige Sohn Caspar unter der Patrons bewältigt man die schweren schen Induktion durch Michael Faraday Aufsicht der Mutter die väterliche Wagne- Kriegsjahre und die Krisenzeit. bereits 1833 entwickelt. Kurz nach der rei in Rüti, derweil seine Brüder Heinrich Hergestellt werden Flachfedern, Pufferfe- Gründung der Firma BAUMANN gibt es und Fritz in andern Firmen tätig sind. dern, Federringe, Pinzettenfedern für Wag- bereits die ersten Telegrafenverbindungen 1886 kehrt Heinrich Baumann nach Hause gons sowie Spiral-, Zug- und Stossfedern. per Funk. zurück und gründet mit Bruder Caspar zu- Die ersten Telefone stehen ab etwa sammen die Firma Gebrüder Baumann. Er- WASSER AlS ANTRIEBSkRAfT 1870 zur Verfügung. Der Anruf erfolgt öffnet wird sie an der heutigen Werkstras- Mit dem Erwerb der Spinnereigebäude in mittels einer Kurbel, die beim Empfän- se in Rüti, wo schon der verstorbene Vater Ermenswil 1888 erschliessen sich die Ge- ger einen weckerähnlichen Klingelton er- die Wagnerei betrieben hatte. Hergestellt brüder Baumann die Wasserkraft. Damit zeugt. Von jeder Sprechstelle führen zwei werden Webereiutensilien und Holzartikel. müssen die Maschinen und Vorrichtungen Kabel zur Telefonzentrale. In dieser Zent- Beliefert wird vor allem die unweit gelege- nicht mehr von Hand angetrieben werden. rale sitzt eine Vermittlungsperson, die mit- ne Firma «Johann Caspar Honegger», die Das Wasser wird in einem offenen Kanal tels Stöpseln die gewünschten Verbindun- Textilmaschinen baut. zur Turbine geleitet. Von da führen Riemen gen herstellt. Die erste Telefonzentrale mit auf eine unter dem Gebäudedach ange- fünf angeschlossenen Stationen steht 1877 UMzUG NAcH ERMENSWIl brachte Welle, und ab dieser Welle wird in Washington. Nur kurze Zeit später hält 1888 erwirbt die junge Firma in Ermens- jede Maschine einzeln mit einem Riemen das Telefon auch in Europa Einzug. wil ein altes Spinnereigebäude. Dieses angetrieben. Im Raum reiht sich so Riemen Ein wichtiges Kommunikationsmittel für liegt am Lattenbach und verfügt somit über an Riemen, was zum Begriff «Riemen wald» die damalige Geschäftswelt ist natürlich Wasserkraft. In der Nacht vom 8. auf den führt. die Post. 1849 wird die eidgenössische 9. Oktober 1897 brennen die Werkstät- ten, in denen mittlerweile 25 Mitarbeiten- de tätig sind, bis auf die Grundmauern nie- DAMAlS … der. Weniger als drei Monate später – so 1885 erfindet Gottlieb Daimler den Benzinmotor. schnell ging das damals – kann in einem 1885 wird in den USA das Grammophon zum Patent angemeldet. Neubau die Produktion wieder aufgenom- 1886 meldet Karl Benz seine Erfindung, einen dreirädrigen Motorwagen men werden. mit einem Gasmotor, zum Patent an. Ab etwa 1897 beginnen die Gebrü- 1886 beginnt Saurer mit der Produktion von Verbrennungsmotoren. der Baumann mit der Herstellung von Fe- 1886 wird die Rezeptur für Coca-Cola patentiert. dern, vorerst für die Textilmaschinenindus- 1894 findet das erste Autorennen statt: Auf der 50 km langen Strecke von Paris trie in der Schweiz und kurze Zeit später nach Rouen müssen die Fahrer durchschnittlich mindestens 12,5 km / h fahren. für die aufstrebende Automobilindustrie in 1897 stellt Rudolf Diesel den ersten Dieselmotor vor. Italien. Damit beginnt die eigentliche Ent- 1900 steigt der erste Zeppelin in die Luft. wicklung der Firma BAUMANN – hin zu 1900 nimmt im Wiener Prater das Riesenrad den Betrieb auf. einer der weltweit grössten und wichtigs- 1900 fertigt Zeiss die ersten Prismenfernrohre. ten Federnfabriken. Die Damenwelt trägt weite Röcke, Puffärmel und Schärpen. 1911 startet das erste Militärflugzeug. 1914 – 1918 fordert der Erste Weltkrieg rund 17 Millionen Menschenleben. Als neutraler Staat bleibt die Schweiz vor «direkten kriegerischen Handlungen» zwar verschont, die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind aber trotzdem verheerend. 1886–1930 5 GEScHIcHTE DER GENERATIoNEN Rechts: Plan Messestand Gebrüder Baumann (1914) 1— Das Fabrikgelände um 1890 2— Der «Riemenwald» der Federmacherei (um 1935) 3— Inserat (Anfang 20. Jahrhundert) Eine Ausbildung im 19. Jahrhundert – Fritz Baumann, der jüngste (Halb-)Bruder  Post gegründet und seit 1850 gibt es die oder wie die Gebrüder Baumann von Heinrich, erlernt ebenfalls in der  schweizweit gültigen Briefmarken. Der aufge wachsen sind  Die Söhne von Caspar  Maschinenfabrik Caspar Honegger in Rüti  Briefverkehr zwischen den Firmen wird Baumann stammen aus einer soliden  den Schlosserberuf. Auf Drängen seines  sehr formell geführt und jeder Brief enthält Handwerkerfamilie und geniessen eine gute  Bruders Heinrich macht auch er seine  Höflichkeitsfloskeln, die aus heutiger Sicht Ausbildung, wie sie für diese Zeit sicher  weiteren Berufserfahrungen ausserhalb von  eher erheiternd wirken. nicht typisch ist. Rüti. Nach einem längeren Aufenthalt in    Heinrich Baumann kommt am 4. Dezember  Basel arbeitet Fritz Baumann bei der Firma  1861 im väterlichen Haus auf der Nauen in  Bell in Kriens. Zusammen mit seinem   Rüti zur Welt. Er ist ein aufgeweckter Knabe  Bruder Heinrich bewirbt sich Fritz – auf  und besucht die Schulen in Rüti. Nach Ab -  dessen ausdrücklichen Wunsch im Sonntags- schluss der 2. Sekundarschulklasse schicken  kleid – um eine Stelle in den Eisenbahn- ihn die Eltern für zwei Jahre in die Ecole  werkstätten in Bellinzona, die er auch erhält.  Secondaire Commerciale nach Neuenburg.  Heinrich fordert ihn deshalb auf, tüchtig   Das gibt ihm die Möglichkeit, gleichzeitig  die italienische Sprache zu lernen, und die  Französisch zu lernen und sich in den  Mutter legt dem nächsten Wäschesäcklein  Handels fächern auszubilden. 1877 kommt  eine italienische Grammatik bei. Nach  er nach Rüti zurück und absolviert in der  diesen Lehr- und Wanderjahren tritt Fritz  Maschinenfabrik Caspar Honegger eine  ebenfalls in die inzwischen gegründete  dreijährige kaufmännische Lehre. Nach  Firma Gebrüder Baumann ein, aber nicht   Abschluss der Lehre arbeitet er ein weiteres  als beteiligter Unternehmer, sondern als  Jahr als kaufmännischer Angestellter in  Schlosser und Mechaniker. dieser Firma. Im April 1881 zieht er nach    Über Caspar, den «Mittleren» (ebenfalls  St. Gallen und arbeitet im Geschäft seines  ein Halbbruder), weiss man nur, dass er  Vetters, Rudolf Baumann. Dieser ist erfolg- nach dem frühen Tod des Vaters zusammen  reicher Inhaber eines Schirmgeschäftes. Als  mit der Mutter die väterliche Wagnerei  Verkäufer für Schirme reist Heinrich Baumann  weiterbetrieben hat. Offenbar zeigt auch er  in der ganzen Schweiz herum, und er ver -  schon in jungen Jahren unternehmerisches   kauft seine Schirme auch in Italien, Frankreich  Geschick, denn die Firma ist unter seiner  und Österreich. Er ist ein sehr kontaktfreudi- Leitung erfolgreich. ger, erfolgreicher und gewandter Verkäufer  und wird schon bald Mitglied im Verband  reisender Kaufleute der Schweiz. 1 2 3 6 DIE ERSTE GENERATIoN 1886–1930 7 GEScHIcHTE DER GENERATIoNEN DIE zWEITE GENERATIoN 1930 –1960 HENRI RüEGG-pfENNINGER, 1886 BIS 1960 AUf- UND AUSBAU IN Sohn aus zweiter Ehe von Barbara ScHWIERIGEN zEITEN Baumann-Honegger mit Hans Rüegg (Henri Rüegg ist also ein Halbbruder Die zweite Generation hat die harte Kri- von Caspar Baumann). Mit acht Jahren senzeit der 1930er-Jahre zu bewältigen bereits elternlos, wächst Henri Rüegg und führt die Firma auch während der in der Familie seiner ältesten Schwester schwierigen Jahre des Zweiten Weltkrie- auf. ges. Die Firma wächst vor dem Krieg auf — Diplom der Kantonalen Handels- 250 Mitarbeiter an und die Belegschaft schule in Neuenburg, Weiterbildungen wird in den Nachkriegsjahren gar auf — in Mendrisio und London mehr als 700 Personen ausgebaut. — Leiter der Firma von 1922 bis 1960 Mit der Gründung der Verkaufsgesell- — Als Hauptmann Kommandant einer schaft BIOS AG und dem ersten Schritt Oberländer Füsilierkompanie im Aktiv- nach Italien – also erstmals auch ins dienst (Erster Weltkrieg) Ausland – beginnt eine entscheidende — Präsident der Primarschulpflege Ausbauphase. (als Nachfolger seines Halbbruders) Wie sehr die soziale Verantwortung Henri Rüegg-Pfenninger — Gemeindepräsident von Rüti wahrgenommen wird, kommt erneut zum Ausdruck, als 1943 – mitten im Zweiten ERNST BAUMANN, 1895 BIS 1931 Weltkrieg – der «Wohlfahrtsfonds» ge- Sohn von Heinrich Baumann. Trat 1923 gründet wird, eine wiederum rein pat- in die Firma ein und starb 1931, also erst ronale Institution. 1952 schliesslich wird 36-jährig. die Fürsorgestiftung der BAUMANN + CIE AG geschaffen, eine Einrichtung, für die sowohl Arbeitgeber als auch Arbeit- nehmer finanzielle Beiträge leisten und die in mehreren Schritten zur heute noch funktionierenden Pensionskasse ausge- baut wird. Ernst Baumann 1— Schmiede (um 1930) 2— Henri Rüegg-Pfenninger auf dem 1 2 Tribelhorn-Elektromobil (ca. 1940) 8 DIE zWEITE GENERATIoN ERSTE ScHRITTE INS AUSlAND Die Firma BaUmaNN iN DeN JahreN 1930 Bis 1960 1933 wird die Kollektivgesellschaft, die 1947 expandiert die BAUMANN + CIE land, Österreich, Frankreich und in den sich «BAUMANN + CIE, Rüti / ZH» nennt, AG ins Ausland. In Brescia nimmt die Beneluxstaaten, die intensiv und mit stei- in eine Aktiengesellschaft umgewan- PRODOTTI BAUMANN S.p.A. den Be- gendem Erfolg bearbeitet werden. Es gilt, delt und heisst fortan BAUMANN + CIE trieb auf. Aufgebaut und geleitet wird viele Herausforderungen zu meistern, wie Aktien gesellschaft Rüti / ZH. Henri Rüegg- die Firma durch den lokalen Mitgründer Importkontingente, Devisenmangel und Li- Pfenninger leitet die Firma als Direktor und und Minderheitsaktionär Dottore Silvio Be- zenzpflichten. Hinzu kommt, dass die Her- Delegierter des Verwaltungsrates. nedetti. Dank der nahe gelegenen Auto- stellungskosten für die Produkte in der 1936 wird mit der «BIOS AG» in Rüti mobilindustrie entwickelt sich dieses Werk Schweiz schon damals wesentlich höher die erste Tochtergesellschaft gegründet. Als rasch zu einer der führenden Federnfabri- sind als im Ausland. Hauptabsatzgebie- Verkaufsgesellschaft vertreibt die BIOS AG ken in Italien. te sind in dieser Zeit die Maschinen-, die in dieser Zeit die bei BAUMANN in Lizenz Das Mutterhaus in der Schweiz wächst Elektro- und die Automobilindustrie. aus Metall hergestellten Fussstützen. Später in den Nachkriegsjahren stark und die Be- 1951 wird ein heute noch gültiger wird dieser Handel auch auf Schuhe, Stie- legschaft steigt bis 1960 auf über 700 Per- Brauch eingeführt: «Die Schokoladehasen fel und Zoccoli ausgedehnt. sonen an. Grund für das Wachstum sind zu Ostern». Damals gibt es noch einen Bat- Die Firma BAUMANN hat in dieser Zeit die steigenden Exporte. Neben Italien zen von 20 Franken für den Osterbraten eine Belegschaft von rund 250 Personen. sind es vor allem die Märkte in Deutsch- und pro Kind zusätzlich zwei Eier. Zu den krisenbedingten Beschäftigungs- engpässen kommen neue Probleme hinzu: Die Schweiz ist umgeben von den Achsen- DAMAlS … mächten, die Grenzen sind weitgehend 1932 erreicht die Wirtschaftskrise ihren Höhepunkt. In Deutschland sind 6 Millionen geschlossen, die Materialbeschaffung und Menschen arbeitslos. allfällige Lieferungen ins Ausland werden 1933 kommen in Deutschland die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler an die Macht. dadurch stark erschwert. Die männlichen Die Schweiz ist geprägt durch eine tiefgreifende Wirtschaftskrise mit schwerwiegenden Angestellten haben Aktivdienst zu leisten. Beschäftigungsproblemen. Vor allem auch dank der erneut sehr sozi- 1933 stellt Malcom Campbell mit dem Auto einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf: al denkenden und handelnden Geschäfts- Er fährt 437,91 km / h. leitung übersteht die Firma auch diese äus- 1933 ist man mit Flugzeugen auf Rekordkurs: Willy Post fliegt in 121 Stunden serst kritische Zeit. um die Erde. 1939 greift am 1. September die Deutsche Wehrmacht Polen an, der Zweiten Weltkrieg ERWEITERUNG DER GEScHäfTSlEITUNG beginnt. Die Schweiz bleibt auch in diesem Krieg von einer Invasion verschont. Die Die Leitung der Firma wird durch den Ein- Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft sind aber erneut tiefgreifend. tritt der beiden Söhne von Henri Rüegg- Der Krieg dauert bis 1945 und fordert rund 60 Millionen Leben. Pfenninger erweitert, 1944 durch Dipl.- 1946 liegt Europa vielerorts in Schutt und Asche. Besonders betroffen sind die Ing. Hans Rüegg, 1945 durch Dr. iur. grossen Städte in Deutschland. Der Wiederaufbau belebt die Konjunktur und führt Theodor Rüegg. vor allem auch in der Schweiz zu einem raschen Wirtschaftswachstum. 1947 wird die Betriebskommission ge- 1946 kommen in Italien mit der berühmten «Vespa» Motorroller auf den Markt. gründet. Sie hat den Auftrag, die Beleg- 1946 wird in Deutschland die Serienproduktion des «Volkswagens» aufgenommen. schaft gegenüber der Geschäftsleitung zu 1946 erreicht erstmals ein Flugzeug die Höhe von 17 000 Metern. vertreten. Grundlage ihrer Arbeit ist das 1949 wird der Europarat ins Leben gerufen. Friedensabkommen in der Maschinen- und 1950 wird der Schumann-Plan für eine engere Zusammenarbeit in Europa vorgelegt. Metallindustrie. 1951 erfolgt die Gründung der Europäischen Union. 1930–1960 9 GEScHIcHTE DER GENERATIoNEN Rechts: Werbebroschüre (ca. 1960) Auch während des Zweiten Weltkrieges Feminismus  In der Firma BAUMANN macht  Stille Nacht … Schon zu dieser Zeit geht es  herrscht grosse Not. Die Lebensmittel wer- erstmals eine Frau Karriere. Emilie Frei ist  in der Firma an der Weihnachtsfeier hoch zu  den mit Rationierungsmarken zugeteilt und die erste Prokuristin. Sie geniesst vor allem  und her. Zum Mittagessen disloziert man  der Plan Wahlen schreibt vor, dass auch bei den kaufmännischen Lehrlingen grossen  traditionell in den Löwen nach Rüti. Dort  auf öffentlichen Plätzen angepflanzt wer- Respekt. Auch wenn der Bleistiftstummel   geht's dann meist fröhlich-munter weiter.   den muss. Bekanntes Beispiel sind die Ge- vor lauter Spitzen kaum mehr zu halten ist,  Als ein normalerweise sehr zurückhaltender  müsepflanzungen auf dem Zürcher Sech- gibt es noch lange keinen neuen Stift …!  Mitarbeiter für einmal ein Bierchen zu viel  seläutenplatz am Bellevue. Die meisten Dafür gibt es Verlängerungsröhrli aus Metall.   trinkt, wird er von Kollegen nach Hause  Männer sind im Aktivdienst, und so haben Bei der Inventur am Jahresende müssen sogar  geführt. Sie leisten sich einen Scherz und  die Frauen zusätzliche Arbeit zu leisten. die Schnurknäuel abgewickelt, mit dem  stellen den Ärmsten in den Rahmen der  Mess band gemessen und dann wieder auf -  Haustüre, läuten und verstecken sich in  koMMUNIkATIoN pER locHSTREIfEN gerollt werden! Windeseile hinter einer Hecke. Als die Frau  Für die Geschäftskontakte innerhalb der Täderli  Einmal kommt ein Mitarbeiter stolz  Gemahlin die Tür öffnet, kann sie ihren  Schweiz, aber vor allem auch mit Part- zum Firmenchef und erzählt, er hätte jetzt  Gatten – sehr zum Gaudi seiner Kollegen –  nern im Ausland benutzt man vielfach den vom Fenster seines Büros aus beobachtet,  gerade noch auffangen. Über weitere  TELEX (TELeprinter EXchange). Über ein wie Mitarbeiter Franz eine ganze Stunde  Folgen ist nichts bekannt. spezielles Kommunikationsnetz werden lang nichts gearbeitet hätte. Auf die Frage  Chauffeur  Die Firma hat schon zu dieser  via Fernschreiber Daten und Texte ausge- des Chefs, was er selber in dieser Stunde  Zeit einen Chauffeur. Er macht Transporte  tauscht. Da das Schreiben auf dem Appa- denn gearbeitet habe, entfernt sich der  und fährt den Seniorchef. Bei seiner  rat selber sehr langsam ist und wegen der Denunziant mit einem relativ roten Kopf. Pensionierung gesteht er, niemals einen  langen Übermittlungszeiten hohe Kosten Führerschein besessen zu haben … verursacht, schreibt man die Texte zuerst auf Lochstreifen und liest diese dann über eine spezielle Vorrichtung ein. Neben dem Informationsaustausch im Wirtschaftsleben ist der Telex vor allem für die Zeitungs- und Radioredaktionen zentral. Nachrichten aus DER HARTE AllTAG DER fABRIkARBEITER aller Welt werden mittels Telex verbreitet. Die Wirtschaftskrise in den 1930er Jah- Daneben ist natürlich das Telefon für die ren bringt auch in die meisten Schweizer Kommunikation zunehmend bedeutend. Familien Elend und Not. Es herrscht eine BAUMANN verfügt über eine grosse Te- Massenarbeitslosigkeit in bisher nie ge- lefonzentrale. Alle Gespräche müssen bei kanntem Ausmass. Wer Arbeit hat, muss der Zentrale angemeldet werden. Diese Lohnkürzungen in Kauf nehmen. Der in stellt dann die Verbindungen her. Für Ge- den 1920er Jahren geschaffene Index der spräche ins Ausland kann die Wartezeit  – Konsumentenpreise hat auf die Lohnent- je nach Land – Stunden dauern. wicklung kaum Auswirkungen, weil sich Inflation und Deflation relativ häufig ab- wechseln. Die Arbeit am Fliessband setzt sich in der Automobil- und anderen Indust- rien durch, viele Betriebsangestellte arbei- ten – sofern die Leistung messbar ist – im Akkord. Zwischen den Geschlechtern gibt Die erste UB-Maschine (um 1957) es grosse Lohndifferenzen, so verdient eine Frau in einer Baumwollspinnerei rund ei- nen Drittel weniger als ein männlicher Hilfsarbeiter. 10 DIE zWEITE GENERATIoN

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1933 kommen in Deutschland die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler an die Macht. Die Schweiz ist geprägt durch eine Nebel. Benjamin. Stoffel. Snezana. Dabic-Branovic. Dejan. Simeonovic. Ronny. Hänig. Erich. Brändli. Norbert. Jud. Reto. Gubelmann. André. Kühne. Fritz. Gmür. Ali Ekber. Altu
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