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Festberichte Studien zu Formen, Funktionen und Rezeption von Festschrifttum des 15 ... PDF

369 Pages·2017·3.65 MB·German
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Festberichte Studien zu Formen, Funktionen und Rezeption von Festschrifttum des 15. Jahrhunderts aus Burgund und dem Reich Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. vorgelegt von Matthias Herm aus Gernsbach SS 2016 Erstgutachterin: Prof. Dr. Birgit Studt Zweitgutachter: Prof. Dr. Ronald G. Asch Vorsitzender des Promotionsausschusses der Gemeinsamen Kommission der Philologischen und der Philosophischen Fakultät: Prof. Dr. Christoph Huth Datum der Disputation: 20.03.2017 2 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung .........................................................................................................................................5 1.1 Forschungsstand.............................................................................................................................7 1.1.1 Feste und Feiern im Mittelalter.........................................................................................7 1.1.2 Fürstenhochzeiten.............................................................................................................9 1.1.3 Der Hof...........................................................................................................................11 1.1.4 Höfische Feste in städtischen Kontexten........................................................................14 1.1.5 Herrschereinzüge.............................................................................................................15 1.1.6 Das spätmittelalterliche Turnier .....................................................................................20 1.1.7 Festschrifttum, Festberichte, festival books....................................................................22 1.1.8 Von Brügge nach Landshut: Historische Modellbildung...............................................32 1.2 Fragestellung und Methodik........................................................................................................36 1.2.1 Réécriture........................................................................................................................40 1.2.2 Erzähltheorie...................................................................................................................42 2 Hochzeit Karls des Kühnen mit Margarethe von York, Brügge 1468...........................................55 2.1 Einleitung.....................................................................................................................................55 2.1.1 Historischer Kontext.......................................................................................................55 2.1.2 Forschungsstand .............................................................................................................62 2.1.3 Quellenlage.....................................................................................................................70 2.1.3.1 Festberichte............................................................................................................71 2.1.3.2 Archivalia...............................................................................................................72 2.1.3.3 Briefe, Publizistik, Historiografie..........................................................................74 2.2 Festberichte des Hofmeisters Olivier de la Marche .....................................................................76 2.3 Anthonis de Roovere: De blijde inkomst und die Excellente Cronike.........................................96 2.3.1 Anthonis de Roovere.......................................................................................................97 2.3.2 Excellente Cronike van Vlaenderen................................................................................99 2.3.3 De blijde inkomst – Leuven, UB, Ms. 1336.................................................................104 2.3.4 Douai, Bibliothèque Municipale, Ms. 1110..................................................................106 2.3.4 New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 435........................................................112 2.3.6 Brügge, Openbaare Bibliotheek, Ms. 437.....................................................................116 2.3.7 Gent, Universiteitsbibliotheek, Ms. 433.......................................................................118 2.3.8 Bearbeitungen des 16. Jh.: Jacques de Meyere und Nicolas Despars...........................125 2.3.9 Zwischenfazit................................................................................................................135 2.4 Briefe, Publizistik, Historiografie .............................................................................................136 2.4.1 Briefe des Tommaso Portinari .....................................................................................137 2.4.2 Brief des John Paston III...............................................................................................140 2.4.3 Bericht eines englischen Herolds .................................................................................142 2.4.4 Bericht des John Guillim...............................................................................................150 2.4.5 De nupciis Karoli ducis Burgundie et Margaret de Yorck............................................155 2.4.6 Verlorener Bericht an Heinrich Kastorp in Lübeck......................................................158 2.4.7 Bericht im Dagboek van Gent.......................................................................................160 2.4.8 Bericht in der Recueil des Jean de Wavrin ..................................................................163 2.4.9 Bericht in einer Monstrelet-Fortsetzung.......................................................................169 2.4.10 Bericht in der Straßburger Archivchronik...................................................................172 2.4.11 Bericht im Tagebuch eines Bürgers von Verona........................................................176 2.4.12 Bericht in Jacobus Meyerus' Commentarii sive Annales rerum Flandricarum...........177 2.4.13 Zwischenfazit .............................................................................................................179 3 Hochzeit Philipps des Guten mit Isabella von Portugal, Brügge 1430........................................181 3.1 Historischer Kontext...................................................................................................................181 3 3.2 Festberichte................................................................................................................................184 3.2.1 Jean Lefèvre de Saint-Rémy: Chronique......................................................................185 3.2.2 Enguerrand de Monstrelet: Chronique..........................................................................193 3.2.3 Relation de l'ambassade...............................................................................................195 3.2.4 Flämische Berichte .......................................................................................................203 4 Fasanenfest Philipps des Guten, Lille 1454..................................................................................211 4.1 Historischer Kontext...................................................................................................................211 4.2 Informationsverbreitung und -kontrolle....................................................................................214 4.3 Der Festbericht des Hofmeisters Olivier de la Marche.............................................................216 4.3.1 Fassungen und Textgeschichte......................................................................................216 4.3.2 Erzähltextanalyse..........................................................................................................221 4.4 Zwei Briefberichte.....................................................................................................................234 4.5 Zwischenfazit............................................................................................................................239 5 Hochzeit Philipps von der Pfalz mit Margarethe von Bayern- Landshut, Amberg 1474..............241 5.1 Historischer Kontext..................................................................................................................241 5.2 Quellen und Berichte.................................................................................................................245 5.2.1 Ordnung der hochzit pfalzgraff Philips in Amberg.......................................................246 5.2.2 Ordnung, wie ein jeglicher uff der Hochzeit warten soll..............................................248 5.2.3 Teilnehmerliste und Gesellenstechen............................................................................249 5.2.4 Briefbericht des Matthias Ramung an Pfalzgraf Friedrich I.........................................250 5.2.5 Chronik des Matthias von Kemnath..............................................................................256 5.2.6 Speyerer Chronik .........................................................................................................258 6 Hochzeit Eberhards im Bart mit Barbara Gonzaga, Urach 1474..................................................260 6.1 Historischer Kontext..................................................................................................................260 6.2 Vorstellung der Quellen und Texte...........................................................................................264 6.3 Verzaichnis unnd Ordnnung – ein Festbericht?........................................................................268 6.4 Zwischenfazit............................................................................................................................274 7 Hochzeit Georgs des Reichen mit Hedwig Jagiellonica, Landshut 1475.....................................276 7.1 Historischer Kontext..................................................................................................................276 7.2 Vorstellung der Quellen und Texte...........................................................................................279 7.2.1 Bericht des Hans Seybolt..............................................................................................280 7.2.2 Bericht des „Markgrafenschreibers“ Hans Oringen......................................................281 7.2.3 Johannes Turmair (Aventinus): Adversarien................................................................282 7.2.4 Archivalia......................................................................................................................284 7.2.5 Mitteilungen in der Historiografie ...............................................................................285 7.3 Erzähltextanalyse.......................................................................................................................290 7.3.1 Bericht des Hans Seybolt..............................................................................................291 7.3.2 Bericht des „Markgrafenschreibers“ Hans Oringen......................................................300 7.3.3 Johannes Turmair (Aventinus): Adversarien................................................................305 7.4 Zwischenfazit............................................................................................................................306 8 Formen, Funktionen und Rezeption von Festberichten und Festschrifttum des 15. Jahrhundert308 8.1 Formen.......................................................................................................................................308 8.2 Funktionen.................................................................................................................................316 8.3 Rezeption...................................................................................................................................319 8.4 Festberichte und festival books ................................................................................................322 Bibliografie.......................................................................................................................................327 Ungedruckte Quellen........................................................................................................................327 Gedruckte Quellen............................................................................................................................330 Kataloge und Verzeichnisse.............................................................................................................334 4 1 Einleitung Feste und Feiern gelten als Höhepunkte und Inbegriff der höfischen Kultur zu den meiststudierten Phänomenen der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Höfe. Die von ihnen berichtenden Texte faszinierten Historiker aller Epochen und prägen bis heute wesentlich unsere Vorstellung und die wissenschaftliche Beschäftigung mit höfischen Festlichkeiten. Festbeschreibungen gehören zu den meistgelesenen Passagen der zeitgenössischen Historiografie, Publizistik und des höfischen Schrifttums, wurden jedoch bislang nie selbst zum Gegenstand einer Studie. Festberichte und Festschrifttum zeichnen sich scheinbar vor allem durch ihre Diversität und ihre Gemeinsamkeiten mit etablierten Textgattungen wie der Geschichtsschreibung, Gesandtenberichten, Briefen und Kanzleischrifttum aus, was eine genaue Bestimmung stets erschwerte. Ein Ansatzpunkt für eine typologisierende Untersuchung von Festberichten scheint ihre Eigenschaft als faktuale Erzähltexte zu sein. Die Untersuchung ihrer spezifischen Narrativität kann einerseits der Abgrenzung gegenüber rein pragmatischen, deskriptiven oder präskriptiven Texten dienen, andererseits einer genaueren Bestimmung ihres Verhältnisses zur Historiografie. Viele Festberichte erfuhren eine bemerkenswert lange und facettenreiche Rezeption. Sie wurden unter verschiedensten Gesichtspunkten gelesen, in Chroniken inseriert, kopiert, umgeschrieben und neu kontextualisiert. Das anhaltende Interesse an diesen Texten suggeriert, dass sie sprachlich, formell und funktional mehr gemein haben müssen als lediglich das Sujet. Im Sinne einer quellenkundlichen und gattungtypologischen Untersuchung sollen Formen, Funktionen und Rezeption von Festberichten in den Blick genommen werden. Als Fallstudien sollen dabei vornehmlich Höhenkammereignisse des 15. Jahrhunderts untersucht werden, die sie eine breite schriftliche Produktion anregten und gut erforscht sind. Als die größten höfischen Feste der Zeit bieten sich insbesondere Fürstenhochzeiten an, die zudem als eines der wenigen höfischen Ereignisse auf historischer und struktureller Ebene bereits dezidiert vergleichend untersucht wurden. Neben den drei wohl bekanntesten und bestdokumentierten burgundischen Hoffesten, der Hochzeiten Philipps des Guten und 5 Karls des Kühnen, die 1430 bzw. 1468 in Brügge gefeiert wurden sowie des Fasanenfests von Lille (1454) sollen die immer wieder mit diesen in Zusammenhang gebrachten fürstlichen Hochzeitsfeste von Amberg (1474), Urach (1474) und Landshut (1475) betrachtet werden. Die Untersuchung der zwischen den Höfen zirkulierenden Berichte greift viele Vorschläge für eine vergleichende Hofforschung auf, indem sie als quellenkundliche Studie den Blick auf die höfische Schriftlichkeit richtet und dabei sprach- und literaturwissenschaftliche Ansätze und Methoden integriert. Medien- und gattungsgeschichtlich wurden die Festberichte des 15. Jahrhunderts häufig als direkte Vorläufer der in der Frühen Neuzeit weit verbreiteten gedruckten Festbeschreibungen oder festival books vermutet. Die Untersuchung ist damit auch ein Beitrag zur Erforschung ihrer bislang weitgehend ungeklärten Gattungsgenese. Die experimentelle Anwendung der Begriffe und Methoden der modernen Erzähltheorie auf die Festberichte dient auch ihrer Erprobung an vormodernen faktualen Erzähltexten. Diese könnten das in jüngerer Vergangenheit stark erweiterte Instrumentarium der Historiografiegeschichte noch verfeinern, da sie Terminologie und Instrumente bereitstellen, die bislang oft vernachlässigte Eigenschaft historiografischer Texte als Erzählung zu beschreiben und textimmanent zu analysieren. Die Betrachtung der Formen und Funktionen und Rezeption der Festberichte als Träger binnen- und zwischenhöfischer Diskurse, als Texte, Medien und Repräsentationsobjekte ist zugleich ein Vorschlag, den komparativen Blick disziplinär zu verbreitern. 6 1.1 Forschungsstand 1.1.1 Feste und Feiern im Mittelalter Feste und Feiern als außeralltägliches soziales Ereignis gibt es in allen Kulturen und Zeiten, sie gelten daher als anthropologische Konstante. Sie erfüllen eine Vielzahl von sozialen Funktionen, schaffen und stärken Gemeinschaft und den Status quo des menschlichen Zusammenlebens. Dabei dienen sie auch dazu, Machtverhältnisse und Hierarchien zu markieren und zu bestätigen. Für das europäische Mittelalter wurden „Feste und Feiern […] als eines der wichtigsten Instrument[e] des Regierens und der sozialen Integration“1 und das „Herrschen durch das Fest“ als „allgemeiner Grundzug des öffentlichen Umgangs miteinander“2 betrachtet. Dabei kam den großen höfischen Festen stets eine besondere Bedeutung und Aufmerksamkeit zu. Das Hoffest dient einerseits als Instrument zur „Legitimierung und Repräsentation der Herrschaft“, ist andererseits aber auch Herrschaftspraxis, die die höfische Gesellschaft ordnet, hierarchisiert und bestätigt: „Nicht zufällig sind von so vielen fürstlichen Festakten in erster Linie die Listen überliefert, in welchen die Teilnehmer entsprechend ihrer Platzierung aufgezählt werden.“3 Im Lauf des späteren Mittelalters verschwimmen an den Höfen die Grenzen von Fest und Alltag, der zunehmend festlich markiert und zeremoniell reglementiert ist.4 Als besondere Festanlässe stechen jedoch weiterhin Ereignisse des Lebenslaufs5 des Herrschers und der Dynastie wie Geburten, 1 Bojcov, Michail: Festliche Anlässe und Festformen, in:Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Bilder und Begriffe, Bd. 2,1: Begriffe, hrsg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel und Jörg Wettlaufer (Residenzenforschung 15. II 1), Ostfildern 2005, S. 483-487, hier S. 483, mit Bezug auf Heers, Jacques: Vom Mummenschanz zum Machttheater. Europäische Festkultur im Mittelalter, Frankfurt/Main 1986 (orig. Fêtes des fous et carnavals, Paris 1983). Vgl.Ranft, Andreas: Feste des deutschen Adels am Ausgang des Mittelalters, Form und Funktion, in: Il Tempo libero. Economia e Società secc. XIII-XVIII, hrsg. von Simonetta Cavaciocchi (Istituto internazionale di Storia Economica "F. Datini", Prato, Serie II - Atti delle "Settimane di Studi" e altri Convegni 26), Prato 1995, S. 245-256; Fouquet, Gerhard / von Seggern, Harm / Zeilinger, Gabriel: Höfische Feste im Spätmittelalter. Eine Einleitung, in: Höfische Feste im Spätmittelalter, hrsg. von Dens. (Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Sonderheft 6), Kiel 2003, S. 9-18. 2 Paravicini, Werner: Hagenbachs Hochzeit. Ritterlich-höfische Kultur zwischen Burgund und dem Reich im 15. Jahrhundert, in: Zwischen Habsburg und Burgund. Der Oberrhein als europäische Landschaft im 15. Jahrhundert. Politik, Wirtschaft und Kultur zwischen Habsburg und Burgund, hrsg. von Konrad Krimm und Rainer Brüning (Oberrheinische Studien 21), Stuttgart 2003, S. 13-60, hier S. 34. 3 Bojcov: Festliche Anlässe und Festformen 2005, S. 483. 4 Vgl. Paravicini, Werner: Alltag bei Hofe. Eine Einleitung, in: Alltag bei Hofe. 3. Symposium der Residenzenkommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Ansbach, 28. Feb. bis 1. März 1992, hrsg. von Werner Paravicini (Residenzenforschung 5), Sigmaringen 1995, S. 9-30, bes. S. 20-22. 5 Vgl. Bojcov, Michail: Lebenslauf (Geburt, Taufe, Volljährigkeit, Hochzeit, Tod), in: Höfe und Residenzen II.1 2005, S. 489-492. 7 Taufen, Eheschließungen und Begräbnisse, des kirchlichen und weltlichen Jahreslaufs6 sowie politische Anlässe, die ebenfalls eine festliche Inszenierung erfordern,7 heraus. Diese Anlässe können sich auch überschneiden. Als rekurrierende und teilweise obligatorische Elemente eines Hoffests gelten anlassunabhängig Bankett, Turnier, Tanz, später auch Mummereien und Theater.8 Das gemeinsame Mahl als Kern aller Feste und meist wichtigster Bestandteil ist dabei hierarchisch strukturiert und wurde im späteren Mittelalter von einem „immer raffinierter werdenden Festprogram[m]“9 gerahmt. Die Teilnehmer sind streng nach ihrem Rang geordnet in absteigender Nähe zum Herrscher, Fürsten oder Mittelpunkt der Feier platziert und auch die Bewirtung ist oft in mehrere Kategorien gestaffelt. Aufwendig gestaltete und geschmückte Festsäle, in denen Tapisserien oder der Silberschatz auf Kredenzen ausgestellt werden, bilden dabei die räumliche Konkretisierung der Prachtentfaltung.10 Im späteren Mittelalter wurde eine zunehmende Theatralisierung der höfischen Feste beobachtet,11 die jedoch ungleichzeitig und mit regionalen Unterschieden verläuft. Wie jede Form der Repräsentation kann auch das „Herrschen durch das Fest“ scheitern. Das kann geschehen, wenn nicht alle Teilnehmer die gleiche Festpraxis, Hofkultur und Maßvorstellungen teilen, was bei mehreren Begegnungen zwischen Vertretern Burgunds und der deutschsprachigen Teile des Reichs der Fall war.12 6 Vgl. Bojcov, Michail: Jahreslauf (Jahrtage, Gedenken an die Vorfahren), in: Höfe und Residenzen II.1 2005, S. 487- 488. 7 Vgl. Bojcov, Michail: Okkasionelles (Reise, Feldzug, Eide, Ständeversammlung, Gastfreundschaft), in: Höfe und Residenzen II.1 2005, S. 492-495. 8 Vgl. Löwenstein, Uta: Bankett, in: Höfe und Residenzen II.1 2005, S. 508-511; Koal, Valeska: Tanz [Tanzhaus], in: ebd., S. 512-515; Schnitzler, Claudia: Mummereien, in: ebd., S. 515-516; Jahn, Anni-Britta: Theater, in: ebd., S. 517-520. Zum Turnier vgl. Watanabe-O'Kelly, Helen: Turniere [Turnierplatz], in: ebd., S. 502-505, sowie ausführlich unten. 9 Löwenstein, Bankett 2005, S. 509. 10 Vgl.Smith, Jeffrey Chipps: Portable Propaganda – Tapestries as Princely Metaphors at the Courts of Philip the Good and Charles the Bold, in: Art Journal 48,2 (1989), S. 123-129;Chevalier-de Gottal, Anne:Les fêtes et les arts à la cour de Brabant à l'aube du XVe siècle (Kieler Werkstücke D 1), Frankfurt/Main 1996; Spieß, Karl-Heinz: Der Schatz Karls des Kühnen als Medium der Politik, in: Karl der Kühne von Burgund. Fürst zwischen Europäischem Adel und der Eidgenossenschaft, hrsg. von Klaus Oschema und Rainer C. Schwinges, Zürich 2010, S. 273-288. 11 Bojcov: Festliche Anlässe und Festformen 2005, S. 485: „Den wichtigsten allgemeinen Trend darf man wohl im Zuwachs des theatralen Elements des Festes erblicken: Er begann im Mittelalter mit komischen oder dramatischen Szenen einzelnerjoculatores und wandernder Schauspielgruppen, fand intableaux vivantsdes 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts seine Fortsetzung und mündete schließlich in die schon »echten« theatralen Aufführungen des späteren 16. und 17. Jahrhunderts ein. […] Aber nicht nur die einzelnen Bestandteile des fürstlichen Festes wurden immer »theatralischer«: Das Fest als Ganzes verwandelte sich immer mehr in eine Art Spektakel.“ 12 Vgl. Ehm, Petra: Burgund und das Reich. Spätmittelalterliche Außenpolitik am Beispiel der Regierung Karls des Kühnen (1465-1477) (Pariser Historische Studien 61), München 2002, bes. S. 149-158, 193-197; Paravicini, Werner: Hagenbachs Hochzeit. Ritterlich-höfische Kultur zwischen Burgund und dem Reich im 15. Jahrhundert, in: Zwischen Habsburg und Burgund. Der Oberrhein als europäische Landschaft im 15. Jahrhundert. Politik, Wirtschaft und Kultur zwischen Habsburg und Burgund, hrsg. von Konrad Krimm und Rainer Brüning (Oberrheinische Studien 8 Eigene Festtraditionen mit ganz verschiedenen Hintergründen pflegen Städte und städtische Gemeinschaften. Teils am adligen oder höfischen Lebensstil orientiert, teils auf eigenen Traditionen fußend wurden Feste mit Mählern, Prozessionen und sportlichen Wettkämpfen bis hin zu Turnieren veranstaltet.13 Höfische und städtische Festformen und -traditionen existierten nebeneinander, wurden jedoch auch vielfach bewusst verbunden, etwa von den Valois-Herzögen, die die Traditionen der großen Städte in den Niederen Landen aufnahmen und teils erfolgreich adaptierten.14 Der in ganz Europa begegnende Einzug eines Königs, Herrschers oder Fürsten stellte insofern eine festliche Sonderform dar, da er ein grundlegendes Maß an Kooperation zwischen Herrschaft und Stadt voraussetzte, um zu gelingen. Er war oftmals von Jahrhunderte langen Traditionen geprägt und konnte doch bei jeder Gelegenheit variiert werden. 1.1.2 Fürstenhochzeiten Zu den größten Festereignissen des späten Mittelalters zählen Fürstenhochzeiten. Diese bargen angesichts mehrerer tausend Gäste und Pferde, die untergebracht und verköstigt werden mussten, große logistische und finanzielle Herausforderungen und konnten nur in Städten veranstaltet werden. Die meist an den Ort der Hochzeit reisende Braut zog bei dieser Gelegenheit als neue Fürstin oder Herrscherin in die Stadt ein. Neben diesem Adventus wurden auch Kirchgang, Turnier und andere Festelemente in der städtischen „Öffentlichkeit“ begangen. Fürstenhochzeiten waren daher nie allein höfische Feste, 21), Stuttgart 2003, S. 13–60, S. 34. 13 Vgl. Fouquet, Gerhard: Das Festmahl in den oberdeutschen Städten des Spätmittelalters. Zu Form, Funktion und Bedeutung öffentlichen Konsums, in: Archiv für Kulturgeschichte 74 (1992), S. 83-123; Brown, Andrew: Urban Jousts in the Later Middle Ages: The White Bear of Bruges, in: Revue belge de philologie et d'histoire 78 (2000), S. 315-330; Bruaene, Anne-Laure van: „A wonderfull tryumfe, for the wynnyng of a pryse“: Guilds, Ritual, Theater, and the Urban Network in the Southern Low Countries, ca. 1450-1650, in: Renaissance Quarterly 59 (2006), S. 374- 405;Court and Civic Society in the Burgundian Low Countries c. 1420-1530, selected sources translated and annotated with an introduction by Andrew Brown and Graeme Small, Manchester 2007, S. 210-215; Brown, Andrew: Civic Ceremony and Religion in Medieval Bruges c. 1300-1520, Cambridge 2011. 14 Vgl. Brown, Andrew: Bruges and the Burgundian ‚Theatre-state‘: Charles the Bold and Our Lady of the Snow, in: History 84 (1999), S. 573-589;Prevenier, Walter: Les aspects idéologiques et les fonctions sociales des arts et des fêtes à l'époque bourguignonne, in: Annales de Bourgogne 80 (2003), S. 3-19;Lecuppre-Desjardin, Élodie: La ville des cérémonies. Essai sur la communication politique dans les anciens Pays-Bas bourguignons, Turnhout 2004; Brown, Andrew: Ritual and State-Building: Ceremonies in Late Medieval Bruges, in: Symbolic Communication in Late Medieval Towns, hrsg. von Jacoba van Leeuwen (Medievalia Lovaniensia I, 37), Leuven 2006, S. 1-28; Brown, Civic Ceremony 2011, S. 222-278. 9 sondern höfische Feste in einer Stadt und können angesichts großer Beteiligung der Bürger und Bevölkerung fast als hybride Feste angesehen werden, bei denen sich höfische und städtische Festtraditionen begegnen oder vermischen. Eheverbindungen von Königen, Fürsten und Hochadel wurden als eines der wichtigsten politischen Instrumente besonders groß und aufwendig gefeiert. Neben dem einmaligen Ereignis im Lebenslauf, das den Fortbestand der Familie, der Dynastie und letztlich der Herrschaft ermöglichte, wurde dabei auch eine neue oder erneuerte politische Allianz zwischen zwei Häusern zelebriert.15 Die auf fürstlicher Ebene aufgrund des begrenzten Markts an standesgemäßen Partnern oft über weite Entfernungen geschlossenen Heiraten16 erforderten oft lange Verhandlungen, diplomatische Missionen und die Anreise der Braut mit einer angemessenen Zahl von Begleitern.17 Eine Grafenhochzeit wurde teils auch am Wohnort der Braut geschlossen, die dann teils Monate später zu ihrem Gatten zog, oder das Fest wurde an einem dritten Ort abgehalten.18 Die Prachtentfaltung bei fürstlichen Eheschließungen übertraf jene bei Grafenhochzeiten meist um ein Vielfaches. Es handelte sich häufig um reichsweit wahrgenommene und besuchte Feste.19 Wesentliche Elemente einer Fürstenhochzeit im Reich waren Brautfahrt, Ehegelöbnis, Beilager, Bankette, häufig mit Schauessen und künstlerischen Darbietungen, Turniere, 15 Vgl. Bojcov, Lebenslauf 2005, S. 489. 16 Vgl. Spieß, Karl-Heinz: Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters. 13. bis Anfang des 16. Jahrhunderts (= VSWG Beihefte 111), Stuttgart 1993, S. 36-82. Wenngleich nicht alle Kriterien auf den fürstlichen Hochadel übertragbar sind, stellt Spieß' Untersuchung die grundlegendste und systematischste Aufschlüsselung von Gründen zur Partnerwahl dar. Vgl. ebf. Bousmar, Eric: Des Alliances liées à la procréation: Les fonctions du mariage dans les Pays-Bas Bourguignons, in: Mediaevistik 7 (1994), S. 11-69. 17 Vgl. Spieß, Karl-Heinz: Unterwegs zu einem fremden Ehemann. Brautfahrt und Ehe in europäischen Fürstenhäusern des Spätmittelalters, in: Fremdheit und Reisen im Mittelalter, hrsg. von Irene Erfen und Dems., Stuttgart 1997, S. 17-36; Spieß, Karl-Heinz: Höfische Feste im Europa des 15. Jahrhunderts, in: Das europäische Mittelalter im Spannungsbogen des Vergleichs. Zwanzig internationale Beiträge zu Praxis, Problemen und Perspektiven der Historischen Komparatistik, hrsg. von Michael Borgolte u.a., Berlin 2001, S. 339-357; Spieß, Karl-Heinz: Fremdheit und Integration der ausländischen Ehefrau und ihres Gefolges bei internationalen Fürstenheiraten, in: Fürstenhöfe und ihre Außenwelt. Aspekte gesellschaftlicher und kultureller Identität im deutschen Spätmittelalter, hrsg. von Thomas Zotz (Identitäten und Alteritäten 16), Würzburg 2004, S. 267-290; Spieß, Karl-Heinz: Europa heiratet. Kommunikation und Kulturtransfer im Kontext europäischer Königsheiraten des Spätmittelalters, in: Europa im späten Mittelalter. Politik – Gesellschaft – Kultur, hrsg. von Rainer C. Schwinges, Christian Hesse und Peter Moraw (Historische Zeitschrift, Beihefte N.F. 40), München 2006, S. 435-464; Spieß, Karl-Heinz: Internationale Heiraten und Brautschätze im Spätmittelalter, in: Die Visconti und der deutsche Südwesten. Kulturtransfer im Spätmittelalter/I Visconti e la Germania meridionale. Trasferimento culturale nel tardo medioevo, hrsg. von Peter Rückert und Sönke Lorenz (Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte 11), Sigmaringen 2008, S. 115-130. 18 Vgl. Spieß, Familie und Verwandtschaft 1993, S. 124, 127. 19 Vgl. ebd., S. 123;Selzer, Stephan: Fürstenwandel an der Zeitenwende? Zugeschrieben Größe, Durchschnittshandeln und gesuchter Nachruhm bei weltlichen Reichsfürsten um 1500, in: Fürsten an der Zeitenwende zwischen Gruppenbild und Individualität. Formen fürstlicher Selbstdarstellung und ihre Rezeption (1450-1550), hrsg. von Oliver Auge, Ralf-Gunnar Werlich und Gabriel Zeilinger (Residenzenforschung 22), Ostfildern 2009, S. 11-32. 10

Description:
Opinions et documents concernant quelques manuscrits français de la Bibliothèque nationale de Turin, in: Quant l'ung amy pour l'autre veille. Mélanges de moyen français offerts à Claude Thiry, hrsg. von Maria Colombo Timelli und Tania van Hemelryck,. Turnhout 2008, S. 449-462, hier S. 449, Anm
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