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Feilen PDF

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WERKSTATTBUCHER FUR BETRIEBSANGESTEIJLTE, KONSTRUKTEURE UND FACH ARBEITER. HERAUSGEGEBEN VON DR.-ING. H. HAAKE, HAMBURG Jedes HeCt 50-70 Seiten .tark, mit zahlreichen Abbildongen Die W e r k s tat t b ii 0 her behandeln das Gesamtgebiet der Werkstatts technik in kurzen selbstandigen Einzeldarstellungen: anerkannte Fachleute und tiichtige Praktiker bieten hier das Beste aus ihrem Arbeitsfeld, urn ihre Faoh genossen sohnell und griindlich in die Betriebspraxis einzuf"Uhren. Die Werkstattbiicher stehen wissensohaftlioh und betriebsteohnisch auf der Rohe, sind dabei aber im besten Sinne gemeinverstandlioh, so daB alle im Betrieb und auch im Biiro Tatigen, vom vorwartsstrebenden Facharbeiter bis zum leitenden Ingenieur, Nutzen aus ihnen ziehen konnen. Indem die Sammlung so den Einzelnen zu fordern suoht, wird sie dem Betrieb als Ganzem nutzen und damit auoh der deutsohen teohnisohen Arbeit im Wett bewerb der Volker. Einteilong der bieher erschienenen Helte oach Fachgebieten I. Werkstoffe, Hilfsstoffe, Hilfsverfahren Heft Der GrauguB. 3. AufI . Von ehr. Gillell............................................ 19 Einwandfreier FormguB. 3. Aufl. Von E. Kothny.................................. 30 Stahl· und TemperguB. 3. AufI . Von E. Kothny. . . • . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . • . . • • . • • . . • 24 Die Baustahle fiir den Maschinen· und Fahrzeugbau. Von K. Krekeler................ 75 Die Werkzeugstahle. Von H. Herbers............................................. 50 Nithteisenmetalle I - Kupfer. and Kupferlegierungen -. 3. Aafl. Von H. Keller (Im Druck). ••••••••••.•••................•....... ••••••............••...•..... 45 Nichteisenmetalle IT - Leichtmetalle -. 2. Aufl. Von R. Hinzmann................. 53 Hitzehirtbare Kunststoffe - Duroplaste -. Von A. Nielsen t ....................... 109 Nichthartba.re Kunststoffe - Thermoplaste -. Von H. Determann ..•.•...••..•..... 110 Furniere--Sperrholz-Schichtholz I. 2. Aufl. Von J. Bittner........................ 76 Furniere--Sperrholz-Schichtholz IT. 2. Aufl. Von L. Klotz......................... 77 Harten und Vergiiten dell Stahlell. 6. Aufl. Von H. Herbers.......................... 7 Die Praxis der Warmbehandlung dell Stahles. 6. Aufl. Von P. Klostermann............ 8 Brennhii.rten. 2. Aufl. Von H. W. GronegreB...................................... 89 Induktionsharten. Von E. Hohne .••.•••••••.•..............•..............•••.••• 116 Elektrowii.rme in der Eisen-und Meta.llindustrie. 2. Aufl. Von O. Wundram............ 69 Die Gaswirme im Werkstittenbetrieb. Von F. Schuster ••••••••••.•••.•..........•.• 115 Die Brennstoffe. 2. Aufl. Von E. Kothny......................................... 32 01 im Betrieb. 3. Aufl. Von K. Krekeler a. P. Beuerlein .••...•....... , . . ... .......... 48 Far he pritzen. 2. Aufl. Von R. Klose.............................................. 49 Anstrichstoffe and Anstrichverfahren. Von R. Klose ...........................•.... 103 Rezepte fiir die Werkstatt. 6. Aufl. Von W. Barthels .............................. 9 11. Spangebende Formung Die Zerspanbarkeit der Werkstoffe. 3. Aufl. Von K. Krekeler....................... 61 Hartmetalle in der Werkstatt. 2. Aun. Von A. Rottler. .......••..•............... 62 Gewindellchneiden. 5. Aufl. Von O. M. Miiller...................................... 1 Bohren. 4. Aufl. Von J. Dinnebier............................................... 15 Senken und Reiben. 4. AufI . Von J. Dinnebier..................................... Ie (Forl8etzung 3. Umschlagseite) •• WERKSTATTBUCHER I'VR BETRIEBSANGESTELLTE, KONSTRUKTEURE UND FACH. ARBEITER. HERAUSGEBER DR.-ING. H. HAAKE, HAMBURG HEFT 46 Feilen Von Dr.-Ing. Bertold Buxbaum Zivilingenieur Z wei t e v611ig neu bearbeitete AufJage (7. bis 12. Tausend) Mit 80 Abbildungen Springer-Ver lag Berlin/ Gottingen /Heidel berg 1955 ISBN-13: 978-3-540-01969-5 e-ISBN-13: 978-3-642-86690-6 DOT: 10.1007/978-3-642-86690-6 Inhaltsyerzeichnis. Selte I. Einleitung .. 3 II. Feilensorten. 6 1. Handbewegte Langfeilen, gehauen S. 6. - 2. Handbewegte Langfeilen, gefriist S. to. - 3. Maschi nell geradlinig bewegte Feilen S. 13. - 4. Umlauffeilen S. 14. III. Herstell ung der Feilen 17 A. Schmiedm . . 17 B. Gliihen 19 C. Richten, Feilen, Schleifen 20 D. Abfeilen, Hobeln, Formfeilen, Stempeln. 23 E. Das Zahnen, Hauen, Schneiden, Abziehen 24 1. Hauen von Hand S.24. - 2. Baumaschinen S.26. - 3. Ersatz des Hauens durch andere Verzahnungsarten S. 31. F. Harten und Richten, SchluJ3bearbeitungen, Olen und Verpacken 32 IV. Aufarbeiten gebrauchter Feilen ............ . 35 1. Sandstrahlen, Xtzen S.35. - 2. Allfhauen S.36. - 3. Das Nachschiirfen gefraster Feilen S. 38. V. Gestaltung und Eigensch8ften 38 A. Werkstoff, Harte . . . . . . . 38 B. Hieb ........... . 40 1. Einhlebige und kreuzhieblge Feilen S. 40. - 2. Die Hiebwlnkel S. 40. - 3. Die Zahnform S. 41. - 4. Die Zahnwinkel S. 41. - 5. Die Biebteilung S. 43. - 6. Welche Fliichen werden gehauen ? S. 46. VI. Priifung und Giitevorschriften 46 A. Was wird gepriift? . . . . . . 46 B. Wie wird gepriift? . . . . . . 49 1. Hieb S_ 49. - 2. Die Schnittigkeit S. 50_ - 3. Entfernbarkeit der Spane S. 50. - 4. Die Form der Feile S_ 50_ - 5. Harte S. 50. - 6. Risse und Schwefelgehalt S. 51. - 7. Priifung der Schneidhaltig keit und Spanleistung S. 51. VII. Das praktische Arbeiten mit der Feile ......... . 52 A. Handhabung und Zubehiir ................. . 52 1. Feilengriffe oder -Herte S.53. - 2. Abnutzung und Spanleistung der Feile S. 55. - 3. Feilregeln S.56. - 4. Das Sauberhalten der Feile S. 57. - 5. Arbeitsregeln und Arbeitsbilder S.60. - 6. Arbeitsbeispiel S. 60. Aile Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdriickliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfaltigen. I. Einleitung. Die Feile ist ein vielzahniges Schrupp- und Schlichtwerkzeug zur Erzeugung verschiedenster Formen aus weichen oder harten Werkstoffen, wobei dieses Er zeugen freihandig oder nachformend, von Hand oder maschinell erfolgt. In diesem Sinne konnte es entwicklungsmal3ig erst Feilen geben, als m.an sich bestimmte Vor stellungen von der Form der Schneiden und Schneidzahne machte und bewul3t Ver fahren ersann, urn diese Zahne fest mjt dem Werkzeughalter zu verbinden bzw. am; diesem heraus zu bilden. Von der Natur geschaffene oder regellose und dem Zufall iiberlassene Scherkorper (Fisch haute, Samenhiilsen usw.) waren keine Feilen und dienten meist zum Glatten und Put zen von Nichtmetallen (Hartholz, Knochen, Horn). Hier konkurrierten die Vorlaufer der Feilen mit den harten Schleifwerkzeugen, die entweder massiv und von der Natur gebunden (Sandstein, Schmirgelstein) oder lose (Scheuersand) oder auf Stoffe oder Papier geklebt (Sandpapier, Glas pa pier) verwandt wurden und zwar fiir harte Materialien und fiir mittel harte. Naher kamen dem, was man heute Feilen nennt, die aus gehartetem Kupfer-oder Bronzeblech gebogenen und viel fach gelochten Kratzbleche, ahnlich den aus der Kiiche bekannten Reibblechen, bei denen aber auch noch von einer gewollten und systematischen Zahnformung keine Rede war. Ein wesent licher Unterschied zwischen "Feilen" und "Schleifen" bestand im Anfang nicht. Beide Bear beitungen dienten in der Hauptsache dem Schlichten, denn zum Schruppen fehlten einerseits noch die Forderungen nach hochentwickelten Metallteilen, vor all em maBhaltigen, andererseits die systematisch gezahnten Feilwerkzeuge und zur Aufnahme und fiir den Antrieb der Schleif werkzeuge geeignete maschinelle Einrichtungen. Zum Blankscheuern vorgeschmiedeter Gerate (Pflugscharen, Hau- und Stichwaffen, Riistungen, Schmuck) geniigten die vorhandenen primi tiven Mittel. Um 800 .. ·700 v. Chr. setzte sich das Eisen als Werkzeugmaterial durch und damit auch die eiserne Feile in den verschiedensten, den spateren schon ahnlich aussehenden Formen, und etwa gleichzeitig auch das Hauen derselben. Uralte primitive Voll-und Hohl-Ausbohrmethoden, z. B. mittels eines Rohrenknochens und aufgehrachten Wassers mit Sand in Feuerstein Axtlocher aUbzubohren, also eine ausgesprochene Schrupparbeit, sind als Schleifverfahren anzusehen. Die Schleifscheibe tat einen groBen Schritt, um die Beschranktheit des regellosen Charakters der Schleifkorner auszugleichen: sie glich das durch die hauchdiinnen SpaDe klein gehaltene Bearbeitungstempo aus durch gleichzeitiges Angreifen vieler Schleifkorner und durch eine Steigerung der Umfangsgeschwindigkeit, und zwar fiir das Sondergebiet der Scharfschleiferei. Die Funken spritz ten, im Gegensatz zu anderen Arbeitsgebieten, denn bei dies em nichtmetal lischen Werkzeug hatte man kein Ausgliihen zu befiirchten. Damit war der Schritt yom Nur Schlichten zum Auch-Schruppen getan. Um diesen gleichen Schritt, aber auf andere Weise, namlich nicht durch Steigerung der Schnittgeschwindigkeit, sondern durch VergroBerung des Spanes und durch Vermehrung der Spane ins Vielfache der gleichzeitig angreifenden Schneidzahne, konnte auch die Feile yom bis dahin iiblichen Kratzen und Schaben zum Schruppen iibergehen, aber erst dann, als die groBe Erfindung gemacht wurde: mittels MeiBel und Hammer Riefen in den Eisen-, spateI' Stahlkorper der Feile zu hauen und damit gleichzeitig Zahnliicke und Zahnform (Frei- und Spanwinkel) zu erzeugen, gestaltet durch die Form del' MeiBelschneide und die Schraghaltung des MeiBels, also eine Zerspanungs- plus Verformungsarbeit! Es dauerte immerhin bis zum 10. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, bis die Technologie reif geworden war fiir die Vollendung diesel' groBen mechanischen und hiittenmannischen Erfindung des ersten Formgebungswerk zeuges fiir kalte Materialien. Was nun entwickelt werden muBte, war die Vielfaltigkeit des Hiebes und die Giite des Materials. Dabei blieb der bildhafte Sprachgebrauch altmodisch und verstand weiterhin unter dem "Befeilen" und "den letzten Feilstrich geben" das Schlichten an Stelle des mit del' eigentlichen Feile doch schon moglich gewordenen Schruppens (ahnlich wie das "den letzten Schliff geben"). Die spatere Erfindung der gefrasten Feile liegt technologisch wieder ein wenig zuriick, in del' Richtung des Verzahnens, also riickwarts yom Hauen. - Grund satzlich konnte das Einsetzen einzelner Schneidzahne in einen Grundkorper nicht vorankom men. Und grundsatzlich fand die GroBe del' Feilen stets darin eine Grenze, daB das mit beiden Anmerkung: Die erste Auflage dieses Buches ist 1932 erschienen. 1* 4 Einleitung. menschlichenArmen bewegte Feilwerkzeug eine Grenze an Antriebskraft und ZahngriiBe fand, im Gegensatz zu Schleifscheibe und Fraser, die maschinell bewegt werden und de~halb griiBer werden kiinnen. Um die Arbeitsweise der Feile voll zu verstehen, muB man sich vor Augen halten, daB hier - ahnlich, aber verwickelter als beim Schaben - kein einfaches Ober tragen der Werkzeugform auf das Werkstuck vorliegt, sondern ein auBerst schwie riges Herausarbeiten der Form, das lange 'Obung von Hand, Arm und Auge er fordert und das Feilen zu einer hochwertigen Kunstfertigk.eit macht. AIle unsere heutigen maschinellen Flachenbearbeitungen beruhen auf fruher erzeugten Ebenen, die mit MeiBeI und Feile hergestellt wurden, wobei die Feile durchaus nicht immer die fertige Form des Werkstuckes aufweist. Auf der Kunst, ebene Flachen zu feilen, beruht die Geschicklichkeit des Schlossers und ihre Obun.g auf der Entwicklung eines Instinktes, der, ii,hnlich der Kunst des Radfahrens, nicht erklart und gelehrt werden kann. Fur den Anfanger ist jedenfalls die Erzeugung einer genauen Flache durch Feilen mit 0.11 seinen Mangeln (unregelmaBige ZahnhOhe, teilweise verstopfte Zahnlucken, zum Teil ausgebrochene Zahne) die Grundlage seiner Berufsbeherr schung. Schraubstock und Feile bleiben die Grundlage der Mechaniker-Aus bildung. Die Schwierigkeiten dieses Handwerkzeuges sind einzigartig, und sie drucken sich auch dadurch aus, daB eine mechanische Werkstatt sich so gut wie nie zu einer Selbstherstellung ihrer Feilen herbeilassen wird, abgesehen von Sonderfallen, die eine Korrektur von kauflichen Feilenformen oder ein nachtragliches Biegen, Kerben oder Zuspitzen erfordern. Man kann sich einen hochwertigen Drehstahl, Fraser, Bohrer, eine Reibahle oder einen Gewindestahl selbst machen, nicht aber eine Feile. DaB wir mit der Zahnform auch heute noch nicht am letzten Ziel sind, beweisen Inserate vom Juni und Mai 1951 (Machinery) aus dem Lande ungestiirter Entwicklung (U.S.A.). Das eine sagt: "Diesist dieFeile, die schneidet statt zu schaben", das andere: "DieseFeile schneidet und glattet bei jedem Hub. Beide Schnittwirkungen erfolgen gleichzeitig, so als ob zwei ge· trennte Feilen zu gleicher Zeit arbeiten wiirden". Wenn man die Entwicklung der verschiedensten Feilensorten in den Katalogen unserer Feilenhersteller verfolgt, bemerkt man Zunahmen und Abnahmen: Zu nahmen bei den gefrasten und den maschinell betriebenen handgesteuerten Rund lauffeilen fUr den Gesenkbau, den Formenbau (z. B. der verschiedensten Kunstharz fabrikationen), Rundlaufraspeln fur Holz, Gununi-Aufrauhraspeln fUr Vulkani sierungsarbeiten usw., - Abnahmen fUr die meisten Hand-Feil-Arbeiten. Sie sind in den letzten Jahrzehnten maschinisiert und dadurch von der Handgeschicklichkeit zum Teil unabhii.ngig gemacht und beschleunigt worden, besonders fUr die Werk zeugmacherei, den Lehrenbau und den Schnittbau. Feil- und Sagemaschinen, Profilschleifmaschinen, Nachformfrasmaschlnen und zahllose kleine Nachform apparate machen Massen von Feilen uberflussig. GuBputzereien, Bauschlossereien und andere Handbetriebe sind nach wie vor GroBverbraucher von Feilen, zum Teil auch die verschiedensten Reparaturbetriebe. Den Hauptbedarf bilden die mittelgroBen Werkstattfeilen und die (kleinen) Pra zisionsfeilen, wahrend schwere Feilen weniger stark gefragt sind als friiher. 1m groBen ganzen gilt es fUr die Feile, ihr Feld moglichst zu behaupten, weniger, neue Gebiete zu erobern. Auf unabsehbare Zeit bildet jedenfalis auch die lang gestreckte Feile einen sehr wichtigen Exportartikel, und Hieb, Material, Hartung und schOne Form geben den bewahrten Feilenfabriken noch lange Gelegenheit, ihr Konnen unter Beweis zu stenen. Bemerkenswert ist, daB die Wirkungsweise der Feilen im einzelnen relativ wenig bekannt ist, - vielleicht, weil die Verbraucher dieses Werkzeug fUr so einfach Einleitung. 5 hielten, daB sie seine Formgebung dem Hersteller iiberlieBen und sich auf Bestellung nach Arbeitsmustern beschrankten. DaB aber auch viele Hersteller in die Einzel heiten der Arbeitsweise ihrer. Erzeugnisse sehr wenig griindlich eingedrungen sind, wird dadurch belegt, daB die Zahnform, die Hiebwinkel und andere wichtige Kenn zeichen der Feile fast iiberall verschieden sind, und zwar auch dann, wenn ein ganz bestim.mter Verwendungszweck vorgesehen ist. Jeder Hersteller schwort auf die Dberlegenheit seiner besonderen Formgebung innerhalb der von der Normung gezogenen Grenzen. Beweis und Gegenbeweis sind schwer zu erbringen, da Ge wohnheit und praktische Dbung eine groBe Rolle spielen. Bis vor wenigen Jahren erhielten die Zahne ihre Form kaum wesentlich anders als vor 200, Jahren. Auch die Einfiihrung der Haumaschinen und der Feilmaschinen brachte auBer der Tempo steigerung keine merkliche Anderung der alten Grundlagen hervor. Auf den Fach schulen und in der Literatur wurde die Feile stiefmiitterlich behandelt. Es ist natiirlich falsch, jedes Gebiet, auch wenn es schon iibt':t: 2000 Jahre alt ist, nach der Anzahl der bekannt gewordenen Neuerungen zu .beurteilen. Aile Konstruk tionen neigen einer Grenze zu, wie Fahrrader, Schreib-und Nahmaschinen sie wohl schon erreicht haben. Was dann kommt, ist die standige Verbesserung von Material und HersteHung. Die Grenze bestimmt dann schon der gewohnte Preis, der ein Optimum setzt, iiber das hinauszugehen ffir den Durchschnittsverbraucher nicht lohnt. Eine gewisse Verbesserung des Gebietes hat die in den letzten Jahren erheblich fortgeschrittene Normung und Typisierung gebracht. Die Feilenerzeugung ist in allen Landern auf wenige Stadte beschrankt, wo sie in den Handen von Sonderfachleuten liegt, die die Erfahrungen friiherer Ge schlechter meist kritiklos iibernommen haben. Besonders das Fertigfeilen der Form, vor aHem der Spitze, und das Hauen erfordern geiibte Leute, und es ist fUr den Laien kaum vorstellbar, wie man beispielsweise eine groBe Schlichtfeile von Hand mit einem gleichmaBigen Hieb versehen oder bei einer nach der Spitze zu ver jiingten Feile den Hieb nach der Angel zu an Tiefe und Abstand unter Bei behaltung des gleichen Schnittwinkels iiber die gekriimmte Flache ganz stetig zunehmen lassen kann. An Einzeloperationen erfordert eine langgestreckte Feile etwa 25. Friiher arbeitete gewohnlioh der Vater mit den SOhnen zusammen in der Hau stube seines Hauschens; die Kinder wurden schon im schulp£lichtigen Alter zu leichten Arbeiten hinzugezogen. Die Zahl der deutschen Feilenfabriken und Aufhauereien ist sehr groB, warn'end Amerika nur verhaltnismaBig wenige, aber groBe, Fabriken besitzt und nur wenig stumpf gewordene Feilen aufhaut. Ein paar Bemerkungen noch fiir die geschichtlich Interessierten: Die Romer haben um den Beginn unserer Zeitrechnung den Schraghieb verwandt, und im 11. Jahrhundert n. Chr. trat die Stahlfeile an die Stelle der eisernen. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts begann die hand werksmaJ3ige Herstellung in Deutschland (Niirnberg), anfangs des 17. Jahrhunderts trat England auf diesem Gebiete an die erste Stelle. Bis um das Jahr 1800 wurden die meisten Lander von England aus mit Feilen versorgt; seitdem a ber begap.nen Frankreich, die Schweiz, Deutschland, zuletzt auch Amerika sich auf eigene FiiJ3e zu stellen. Um das Jahr 1873 wurde in Deutschland die erste Haumascbine englischen Fabrikates, die aber nocb sehr primHiv war, anlaJ3lich eines Streiks eingefiihrt. Nach Beendigung des Streiks kehrte man allgemein zur Handarbeit zuriick, und erst nach einem zweiten groJ3en Streik im Jahre 1890 wurde die Verwendung verbesserter Haumaschinen allgemein. Seitdem ist die Handherstellung stetig zuriickgegangen. Seit etwa dem gleichen Zeitpunkt vollzog sich fast allgemein die Umwandlung von der Hausindustrie zum Werkstatten- und Fabrikbetrieb. Amerika hat iibrigens nie viel mit der Hand gehauen. Lange Zeit waren an Uhrmacherfeilen besonders Pariser und schweizer Fabrikate beliebt; in den ietzten 3 Jahrzehnten haben sich aber auch deutsche Werke mit Erfolg auf die Herstellung feiner Prazisionsfeilen verlegt und in den meisten Sorten die guten schweizer Giitegrade zu wesentlich niedrigeren Preisen erreicht. 6 Feilensorten. II. Feilensorten. 1. Handbcw{'gtc Langfcil{'n, gehau{'n. Eine Auswahl verschiedener Formen ge hauener Feilen wird in den Abbildungen 1 bis 20 wiedergegeben. Dariiber hinaus gibt es noch Nadelfeilen, Riffelfeilen und Sonderfeilen. o Abb.1. Werkstattfeile, fJachstumpf (DIN 8331). Abb.2. Werkstattfeile, flachspitz (DIN 8333). <J Abb.3. Werkstattfeile, dreikant (DIN 8335). Abb.4. Welkstattfeile, halbrund (DIN 8334). Abb.5. Messerfeile, breite Schmalseite unbehauen (DIN 8339). o Abo. 6. Schwertfeile (Rhombusfeile) (DIN 8340). o Abb. 7. Drehbankfeile, Krcuzhieb, Kanten blank (DIN 8331). Abb.8. Feile fUr Weichmetall (Zinnfeilen), flachstumpf (DIN 8331). Abb.9. RaspeJ fUr Holz, halbrunu (DIN 8334) A nmerkung: Aus GrUnden der Unparteilichkeit konnen in diesem Buche keine Lieferfirmen genannt werden. Soweit bei den gebrachten Maschinen·Abbilduligen Hrrsteller g,·nannt sind, dient dies lIur zur Kennzeichnung des Maschinentyps. Feilensorten. 7 Abb.10. Hufraspel (DI~ 8331). Abb.11. Schuhmacherraspel (DIN 8331). Abb.12. Miihlsagefeile, gebrauchliche Form, SchmalEeiten flach (DIN 8332). Abb. 13. MesserEchiirffeile, Schmalseiten unbehauen und abgerundet. (DIN 8332). <J Abb.14. Dreikantsagefeilen, gebrauchliche Form (DIN 8336). <l Abb.15. Maschinen·Bandsagefeile (DIN 8336). o Abb.16. Runde Raspe!. Abb. 17. Prazisionsfeile, halbrund. Abb.18. Halbrunde Kabinettraspel. <J Ahb.19. Harteprliffeile. Es gibt beute keine Feilen mchr, die wie fruher nach Gewicht verkauft werden. Daher sind Bezeichnungen wieGewichtsfeilen heute veraltet. Auch die Bezeichnungen wie Armfeilen, Handfeilen odcr Maschinenfeilen (so genannt nach ihter Verwendung im Maschinenbau, nicht zu verwechseln mit den Feilmaschinenfeilen!) sind nicht mehr gebrauchlich. Die Feilenbezeichnungen werden heute der Form der Feilen angepa13t, wie z. B. Vierkantige Feilen -- schwere Form oder Flachspitze Feilen - schwere Form. 8 Feilensorten. Strohfeilen nannte man fruher die groBeren Feilen, die - vor uber 70 .Jahren - fUr den Export in Strohseile gewickelt wurden. Nur der aucb schon nicbt mebr ganz einwandfreie Ausdruck Packfeilen findet nocb Anwendung. Allgemein ist zu sagen, daB die Bezeicbnungen in den verschiedenen Gegenden schwanken. Die Bestrebungen der maBgeblichen deutscben Firmen zusammen mit dem Deutschen Feilenbund und dem Deutscben NormenausschuB, einwandfreie, unmiBverstlindliche Bezeichnungen zu schaffen, sollten auch vom Verbraucher dadurch unterstutzt werden, daB die in den Normblattern (Tabelle 1) und in den vom Deutschen Feilenbund herausgegebenen Veroffentlichungen enthaltenen Be zeichnungen bei allen Verhandlungen und Bestellungen zugrundegelegt werden. Bei den mittleren FeilengroBen unterscheidet man Werkstatt-und Prazisionsfeilen. Ihre Abmessungen sind bei gleichen Langen ungefahr gleich. Die Prazisionsfeilen sind aber in ihrer Form genauer, schlanker und eleganter, und im Hieb sauberer. Einige o o o o o a b Abb. 20. Riffeifeilen. Diese Feilen werden in den mannigfaltlgsten Formen hergestellt. Die hier dargestellten Formen a und b sind belie big herausgegriffene Beispieie. Lieferanten verwenden allerdingsfUr Prazisionsfeilenaucheinen et.was besseren Werk stoff als fUr W er kstat tfeilen. Sie werden besonders fUr feinere Arbei ten im Werkzeug bau u. a. verwendet, wahrend die Werkstattfeilen mehr allgemein gebraucht werden. Die groBte bisher uberhaupt gehauene Feile ist (nach OTTO DICK 1 )eine "Arm feile" von 1 m Lange und 50 kg Gewicht (Hiebzahl 4 bzw. 5 auf 1 em oder 21 Zahn spitzen auf 1 cm2 Oberflache). Die kleinste noch herzusteJlende Uhrmacherfeile ist 12 nun lang, wiegt 1/10 g und hat etwa 13000 Zahnspitzen auf 1 cm2 Flache (vgl. hierzu S. . 46 oben). Die Abb.l··· 24 sind eine kleine Auswahl aus dem Herstellungsprogramm der deutschen Feilenfabriken. Eine genaue Preisliste mit Abbildungen aller Feilenarten und mit ausfUhrlichen Angaben uber die Langen, Formen, Gewichte und Ver- I DICK, fJ.: Die Feile und ihre Entwicklungsgeschichte. Berlin: Springer 1925.

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