Fehlzeiten-Report 1999 Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH B. BADURA . M. LITSCH • C. VETTER (Hrsg.) Fehlzeiten-Report 1999 Psychische Belastung am Arbeitsplatz Zahlen, Daten, Fakten aus allen Branchen der Wirtschaft Mit Beiträgen von B. Badura . E. Bamberg . S. Berner . U. Brandenburg . L. eire c. Dieterich . L. Gunkel . E. Hemmann . C. Hoyos . R. Ja nsen D. Jaufmann . M. Kentner . T. Kieselbach . M. Kuhl . K. Kuhn K. Leitner . P. Lück . B. Marschall· M. Merboth . E. Münch . N. Naji A. Oppholzer . U. Osterholz . H. Pfaff . H. Renn· P. Richter· J. Scholl J. Siegrist . W. Stegmann . G. Strobel· C. Vetter· A. Wagner-Link B. Weißgerber· R. Wieland-Eckelmann . D. Zapf Springer Prof. Dr. BERNHARD BADURA Universität Bielefeld Fakultät für Gesundheitswissenschaften Universitätsstraße 25 33615 Bielefeld MARTIN LITSCH CHRISTIAN VETTER Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Kortrijker Str. 1 53177 Bonn ISBN 978-3-540-66520-5 Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Fehlzeiten-Report. .. : Zahlen, Daten, Fakten aus allen Branchen der Wirtschaft. - 1999-... - Berlin; Heidelberg; New York; Barcelona; Hongkong; London; Mailand; Paris; Singapur; Tokio; Springer, 1999-... Erscheint unregelmäßig. - Bibliographische Deskription nach 1999 1999. Psychische Belastung am Arbeitsplatz. - 1999 Psychische Belastung am Arbeitsplatz/Bernhard Badura ... (Hrsg.) - Berlin; Heidelberg; New York; Barcelona; Hongkong; London; Mailand; Paris; Singapur; Tokio; Springer, 1999 (Fehlzeiten-Report. ..; 1999) ISBN 978-3-540-66520-5 ISBN 978-3-642-57161-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-57161-9 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der über setzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der VervielfaItigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverar beitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine VervielfaItigung die ses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen un terliegen den Strafuestimmungen des Urheberrechts gesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2000 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk be rechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Einbandgestaltung: Erich Kirchner, Heidelberg Umschlagfoto: Caro Fotoagentur, Berlin Satz: K+V Fotosatz GmbH, Beerfelden SPIN 10745026 14/3134/AG - 5 4 3 2 1 0 Vorwort Die durchschnittlichen Fehlzeiten befinden sich heute in Deutschland auf einem historisch tiefen Stand. Der in den letzten Jahren zu beob achtende kontinuierliche Ruckgang hat jedoch nicht zu einer Eineb nung der nach wie vor groBen Unterschiede zwischen den einzelnen Wirtschaftssektoren und Branchen gefuhrt. Dies ist einer der Grunde, die dafur sprechen, diesem Thema anhaltende Aufmerksamkeit zu schenken. Ein zweiter wesentlicher Grund liegt in der den Kranken kassen zukunftig wieder gegebenen Moglichkeit, nicht nur in die Be handlung Kranker, sondern auch in die Verhinderung des Versiche rungs falls durch Gesundheitsforderung investieren zu durfen. Ein Ge sundheitswesen, dessen Leistungen sich in Behandlung, Rehabilitation und Ptlege von bereits Erkrankten erschopfen, begeht aus gesund heitswissenschaftlicher Sicht einen schwerwiegenden Kunstfehler. Ge sundheitsfOrderung ist ein wichtiges Instrument innovativer, problem vermeidender Gesundheitspolitik, das aus- und nicht abgebaut wer den sollte - nicht zuletzt auch als Beitrag zur Dampfung der Versor gungskosten. Fehlzeiten bedeuten Kosten fur Unternehmen und fUr Krankenkas sen. Der Auftrag zur Gesundheitsforderung beinhaltet allerdings nicht nur einen Auft rag zur Kostendampfung. In erster Linie beinhaltet er ei nen Auft rag zur Forderung des Wohlbefindens der Beschaftigten. Wenn es zutrifft, daB Innovationen den Motor der Marktwirtschaft bilden, wenn es ferner zutrifft, daB ein hohes Wohlbefinden der Beschaftigten und nicht nur die Abwesenheit durch Krankheit dafUr eine wichtige Voraussetzung ist, dann gilt es auch immer wieder zu betonen, daB be triebliches Gesundheitsmanagement, das diesen Namen verdient und zugleich bedarfsgerecht, wirksam und wirtschaftlich praktiziert wird, eine den Beschaftigten wie auch den Betrieben und der Volkswirt schaft insgesamt zugute kommende Aktivitat darstellt. Gesellschaft und Arbeitswelt unterliegen einem andauernden Wan del. Heute ist - angestoBen insbesondere durch die Globalisierung der VI Vorwort Wirtschaft und den Trend in Richtung Dienstleistungsgesellschaft - eine mallangsamere, mal schnellere Abkehr von traditionellen Prinzi pien der Arbeits- und Organisationsgestaltung zu beobachten zugun sten von Ansatzen, in denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Mittelpunkt geruckt werden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind immer besser qualifiziert. Von ihnen wird zukunftig noch deut lich mehr eigenverantwortliches Handeln, Initiativkraft und Kreativi Hit erwartet werden. Dazu einen Beitrag zu leisten, ist vielleicht das wichtigste Ziel betrieblicher GesundheitsfOrderung durch die gesetzli che Krankenversicherung und damit auch das wichtigste Motiv fur die kontinuierliche Herausgabe eines Fehlzeiten-Reports. Bei genauerer Betrachtung sind es vier Grunde, die es nahelegen, insbesondere der betrieblichen GesundheitsfOrderung zukunftig hahe re PriorWit einzuraumen: • Das humanitare Motiv, das sich aus der Verantwortung von Mana gement und Betriebsrat fur Wohlergehen und Gesundheit der Be schaftigten ergibt. Dienstleistungsunternehmen werden zukunftig die Hauptarbeitgeber sein. Die auf die industrielle Wirklichkeit der ersten Halfte dieses Jahrhunderts ausgerichteten Instrumente des Arbeitsschutzes verlieren dam it ihre Bedeutung. Kognitive, emotio nale und soziale Belastungen rucken in den Vordergrund. Fur ihre genauere Erfassung bedarf es einer aussagekraftigen betrieblichen Gesundheitsberichterstattung, bedarf es neuer Qualifikationen und Interventionen. • Das Verfugbarkeits- und Kostenmotiv: Durch gesundheitsfarderliche Arbeits- und Organisationsgestaltung la:Bt sich die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen und die anvertraute Aufgabenstel lung erhahen, lassen sich Ursachen arbeitsbedingter Beeintrachti gungen beseitigen, gesundheitsfOrderliche Potentiale im Unterneh men erschlie:Ben und auf diese Weise kostentreibende Fehlzeiten vermeiden. • Das Wettbewerbsmotiv, also das Motiv der Marktuberlegenheit durch Flexibilitat, Kreativitat und hohe Qualitat der produzierten Guter bzw. der erstellten Dienstleistungen. Vorliegende Erkennt nisse deuten auf einen engen Zusammenhang zwischen der Qualitat der Arbeitsbedingungen und der Qualitat insbesondere personen bezogener Dienstleistungen z. B. im Gesundheitswesen, wo allein in den Krankenhausern der Bundesrepublik uber eine Million Men schen beschaftigt sind. • Das vierte Motiv fur eine deutliche Intensivierung betrieblicher Ge sundheitsfOrderung liegt im Interesse an einem moglichst langen Er halt wertvoller Qualifikationen und produktiver Fahigkeiten, liegt in Vorwort VII der Verhinderung krankheitsbedingter FrUhberentung auch mit Blick auf die Mitverantwortung der Unternehmen fUr Funktionsfa higkeit und Finanzierbarkeit der Kranken- und Rentenversicherung als wichtigen Garanten gesellschaftlicher Integration. Die Krankenkassen haben dies in unterschiedlichem AusmaB erkannt und mach en die Pravention im Bereich der Arbeitswelt verstarkt zu ihrer Aufgabe. Nicht zuletzt unter dem Aspekt des geforderten Wett bewerbs zwischen den Krankenkassen werden Konzepte entwickelt, die eine engere Bindung des Betriebes an die Krankenkasse nach sich ziehen sollen. Dies kann aus der Sicht der Beschaftigten und der Ar beitgeber nur begrUBt werden. Grundlage und Ausgangspunkt dUrfen allerdings nicht reine MarketingbemUhungen einze1ner Kassenarten sein. Vielmehr gilt es, auf der Basis solider betriebsbezogener Daten analysen Ansatzpunkte zu finden, damit "Gesundheit im Betrieb" nicht nur ein Programm bleibt. Die Kassen haben dazu inzwischen ein ganzes Arsenal von aufeinander abgestimmten Instrumenten ent wickelt; Beispiele sind Krankenstandsanalysen, Mitarbeiterbefragun gen, Gesundheitszirkel, etc. Voraussetzung fUr die Bewertung der Krankenstande im jeweiligen Betrieb ist ein Blick Uber den engen be trieblichen Horizont: 1st der Krankenstand im eigenen Unternehmen zu hoch? Woran ist dies zu orientieren? Welche Krankheitsarten fUh ren im eigenen Betrieb zur ArbeitsunHihigkeit? Gibt es spezielle Krankheitsschwerpunkte oder Besonderheiten im Vergleich zu Betrie ben der gleichen Branche? Neben den Betrieben und ihren Mitarbeitern haben auch die Kran kenkassen ein ureigenes okonomisches Interesse an gesunden Be triebsangehorigen. Die wachsenden Leistungsausgaben im Bereich der Krankenversicherung sind auch dadurch zu beeinflussen, daB Krank heiten durch geeignete PraventionsmaBnahmen vermieden werden. Dies gilt in besonderem MaBe angesichts der Tatsache, daB chroni sche Krankheiten heute das Krankheitsgeschehen dominieren. Diesen Erkrankungen ist mit den Mitteln der kurativen Medizin nicht ausrei chend beizukommen. Daher muB an den potentiellen Krankheitsursa chen angesetzt werden, urn durch deren Beseitigung das Entstehen chronischer Krankheiten schon im Vorfeld zu verhindern. Zu den Be handlungs- und Rehabilitationskosten kommen weitere Kosten hinzu, die die Krankenversicherung belasten. Uber 40% aller Arbeitsunfahig keits-Tage entfallen auf Falle mit einer Krankheitsdauer von mehr als sechs Wochen. Ab dies em Zeitpunkt Ubernehmen im Regelfall die Krankenkassen die Lohnkosten. Die Gesamtausgaben der AOK fUr Krankengeld betrugen 1997 ca. 6,1 Milliarden DM. Da sich gerade bei VIII Vorwort den Langzeitfallen gravierende gesundheitliche Probleme manifestie ren, ist es eine vordringliche Aufgabe, hier fruhzeitig Schwachstellen aufzudecken und gegenzusteuern. Betriebliche GesundheitsfOrderung kann insofern fur Mitarbeiter, Geschaftsfuhrung und Versicherung zu einem Thema werden, bei dem alle profitieren konnen. Mit der vorliegenden Publikation mochten wir auf der Basis der vorhandenen Arbeitsunfahigkeitsdaten der AOK-Versicherten mit ei ner differenzierten Darstellung mehr Transparenz herstellen. Der Fehl zeiten-Report ermoglicht den Betrieben einen umfassenden Vergleich mit den Mitwettbewerbern und solI damit eine Basis werden fur ein umfassenderes Engagement in den Unternehmen. Die differenzierte, branchenbezogene Datensammlung ist zudem eine Grundlage fur die yom Gesetzgeber geforderte Kooperation der Krankenkassen mit den Berufsgenossenschaften bei der Verhutung arbeitsbedingter Gesund heitsgefahren. Der Fehlzeiten-Report will sich jedoch nicht auf die Rolle einer sta tistischen Datensammlung beschranken. Deshalb sollen jahrlich wech selnde Schwerpunktthemen eine umfassende Auseinandersetzung mit wichtigen Einzelaspekten des Problemkomplexes "Gesundheit im Be trieb" ermoglichen. In diesem Jahr beginnen wir mit dem Schwer punktthema "Psychische Belastungen am Arbeitsplatz". Der Wandel in der Arbeitswelt von der Produktion zur Dienstleistung und die sich verscharfende Konkurrenzsituation im internationalen Wettbewerb haben gerade auch die psychischen Anforderungen an die Belegschaf ten verstarkt. Wir wollen mit dieser Publikation die Bedeutung psy chischer Belastungen im betrieblichen Alltag aufzeigen, Instrumente zu ihrer Erfassung und Beurteilung vorstellen, Auswirkungen und Ko sten thematisieren, zeigen, daB psychische Belastungen am Arbeits platz nicht Ausdruck eines individuellen Versagens sind, sondern als Ergebnis einer betrieblichen Realitat erkannt werden mussen. SchlieB lich werden Strategien und Konzepte zur Pravention vorgestellt. Ein solches Buch erstmals in dieser Konzeption zu produzieren, war fUr aIle Beteiligten eine hohe Herausforderung, vor allem an die Zeitdis ziplin. DaB wir dies erreicht haben, verdanken wir zuallererst den Au toren, die sich trotz der eigentlich unzumutbar engen zeitlichen Vorga ben beteiligt haben. Letztlich blieb die Last der organisatorischen und redaktionellen Aufgaben bei vielen fleiBigen Helfern hangen, ohne die wir nie fertig geworden waren. Bedanken mochten wir uns bei den Mit arbeitern und Kollegen im Wissenschaftlichen Institut der AOK, Clemens Dieterich, Ernst-Peter Beyer, Heidi Klinger, Hans-Peter Metz ger und Thomas Burchert. Besonders sei Frau Natalie Naji gedankt, die als Praktikantin zu einer nahezu unersetzlichen Hilfe geworden ist. Vorwort IX Sicherlich ist der Start der Reihe "Fehlzeiten-Report" noch mit eini gen UnzuUinglichkeiten verbunden. Der Leser mage uns dies verzei hen - die Verantwortung dafiir tragen selbstverstiindlich ganz alleine die Herausgeber. Wir begriiBen es auBerordentlich, wenn die Leser ihre Kritik formulieren. Nur in der kritischen Auseinandersetzung mit dem Leser und Nutzer des Reports kannen wir die Qualitiit des Buches steigern. Bielefeld und Bonn, im Oktober 1999 B. BADURA M. LITSCH C. VETTER Inhaltsverzeichnis A. Thematischer Schwerpunkt: Psychische Belastungen am Arbeitsplatz Allgemeine Rahmenbedingungen 1 Arbeitsbelastungen und Arbeitsbedingungen R. JANSEN ........................................ 5 2 Beurteilung arbeitsbedingter psychischer Gefahrdungen nach dem neuen Arbeitsschutzgesetz und der Bildschirmarbeitsverordnung K. KUHN.......................................... 31 Formen und Verbreitung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz 3 Psychische Belastungen am Arbeitsplatz: Begriffe und Konzepte E. BAMBERG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 4 Psychosoziale und klinische Risikofaktorenprofile bei Managern M. KENTNER' 1. eIRE' J. SCHOLL .................... 58 5 Belastungen und Ressourcen im Dienstleistungsbereich: das Beispiel der Krankenpflege H. PFAFF' E. MUNCH' B. BADURA .................... 72 6 Mobbing am Arbeitsplatz: Ursachen und Auswirkungen D. ZAPF . M. KUHL ................................. 89
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