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Faust-Handbuch PDF

622 Pages·2018·22.823 MB·German
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Carsten Rohde / Thorsten Valk / Mathias Mayer (Hg.) Faust Handbuch Konstellationen – Diskurse – Medien XHUB-Print-Workflow | 00_HB_Rohde_Faust_Titelei_{Druck-PDF} | 29.06.18 Carsten Rohde / Thorsten Valk / Mathias Mayer (Hg.) Faust-Handbuch Konstellationen – Diskurse – Medien Unter Mitarbeit von Annette Schöneck Mit 53 Abbildungen J. B. Metzler Verlag XHUB-Print-Workflow | 00_HB_Rohde_Faust_Titelei_{Druck-PDF} | 29.06.18 Das diesem Buch zugrunde liegende Projekt wurde im Rahmen des Forschungsverbundes Marbach Weimar Wolfenbüttel mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Die Herausgeber PD Dr. Carsten Rohde ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel (MWW). Prof. Dr. Thorsten Valk leitet das Referat Forschung und Bildung der Klassik Stiftung Weimar. Prof. Dr. Mathias Mayer ist Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Augsburg. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; J. B. Metzler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft detaillierte bibliografische Daten sind im Internet Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature über http://dnb.d-nb.de abrufbar. www.metzlerverlag.de [email protected] ISBN 978-3-476-02275-2 ISBN 978-3-476-05363-3 (eBook) Einbandgestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart (Foto: Theaterwissenschaftliche Sammlung, Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist Universität zu Köln) urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb Satz: Claudia Wild, Konstanz in Kooperation der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist mit primustype Hurler GmbH, Notzingen ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Über- J. B. Metzler, Stuttgart setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung © Springer-Verlag GmbH Deutschland, und Verarbeitung in elektronischen Systemen. ein Teil von Springer Nature, 2018 Inhalt Vorwort VII III F aust, das Genie – 1750 bis 1850 A Gattungs- und Mediengeschichte I Paradigmen des Mythos 18 Literatur Mathias Mayer 146 19 Theater Nikolas Immer 154 1 H istorizität, Legende, Mythos: Die Faust-Figur 20 Musik Thorsten Valk 163 zwischen Faktualität und Fiktionalität 21 Bildende Kunst Alexander Rosenbaum 174 Elisabeth Wåghäll Nivre 2 22 Mediale Transformationen: Faust um 1800 2 I ndividualitätsmythen der Moderne: Faust im Carsten Rohde 185 Kontext Stefan Matuschek 12 3 D ie Ordnung des Raumes: Faust-Topo- B Problem- und Kulturgeschichte graphien Dirk Niefanger 23 23 Kritik Michael Multhammer / 4 M edialität und Materialität: Zugänge zum Faust- Carsten Rohde 194 Stoff Cornelia Ortlieb 33 24 Genie Alexander Košenina 202 5 Faust-Forschung: Wissenschaftliche Entwick- 25 Idealismus Mathias Mayer 210 lungen und Tendenzen Albert Meier / 26 Moderne David E. Wellbery 219 Ingo Vogler / Carsten Rohde 42 27 Revolution Arnd Beise 227 6 Faust und die Philologen 28 Faust und Don Juan Annette Simonis / Mark-Georg Dehrmann 52 Alexandra Müller 237 29 Gretchen Gesa von Essen 244 30 Weltschmerz Burkhard Meyer-Sickendiek 254 II F aust, der Schwarzkünstler – 1500 bis 1750 31 Goethe als Modell und Herausforderung Mark-Georg Dehrmann 262 A G attungs- und Mediengeschichte 7 Literatur Dieter Martin 62 8 Theater Dieter Martin 72 IV F aust und das ›Faustische‹ – 1850 bis 1945 9 Musik Dieter Martin 80 10 B ildende Kunst Petra Maisak 85 A Gattungs- und Mediengeschichte 11 M ediale Transformationen: Von der Historia 32 Literatur Sabine Doering 274 über Marlowe zum Wandertheater 33 Theater Carsten Rohde 284 Christoph Fasbender 91 34 Musik Cord-Friedrich Berghahn 295 35 Bildende Kunst Johannes Rößler 306 B P roblem- und Kulturgeschichte 36 Film Stefan Keppler-Tasaki 316 12 W issen und Glaube Jörg Wesche 98 37 Sprache Carsten Rohde 326 13 S chwarzkunst Maximilian Bergengruen 105 38 Ausstellungen Christiane Holm / 14 M elancholie Antje Wittstock 113 Nerina Santorius 333 15 B uchdruck Nicolas Detering 121 39 M ediale Transformationen: Faust bei Klaus und 16 H elena Tilo Renz 129 Thomas Mann Tim Lörke 339 17 K omik Karin Vorderstemann 137 XXHHUUBB--PPrriinntt--WWoorrkkflflooww || 0000__HHBB__RRoohhddee__FFaauusstt__TTiitteelleeii__{{DDrruucckk--PPDDFF}} || 2299..0066..1188 VI Inhalt B Problem- und Kulturgeschichte 59 Ausstellungen Christiane Holm / 40 W eltanschauung Dorothee Kimmich 348 Nerina Santorius 502 41 D eutsche Mythologie Ralf Klausnitzer 357 60 Mediale Transformationen: Faust in Werner 42 R ealistische Metamorphosen Roman Lach 366 Fritschs »Theater des Jetzt« 43 F aust, der Ingenieur Robert Leucht 376 Günther A. Höfler 508 44 W issenschaft Philip Ajouri 383 45 P ostheroismus Toni Tholen / B Problem- und Kulturgeschichte Volker Pietsch 390 61 Nachkriegshumanismus Matthias Löwe / 46 R ührung Carsten Rohde 399 Gregor Streim 517 47 Ü bermensch Faust Katharina Grätz / 62 Der sozialistische Faust Stefan Elit 527 Milan Wenner 407 63 Homunculus Andrea Albrecht / 48 M ephisto Peter Sprengel 417 Marcus Willand 535 49 N azifizierung Franziska Bomski / 64 Ökonomie Bernd Blaschke 544 Anja Oesterhelt 427 65 Gender Tina Hartmann 553 66 Postmoderne Carsten Rohde 561 67 Posthumanismus und Anthropozän V A rbeit am Mythos: Emphase und Roland Borgards 568 Ernüchterung – Faust nach 1945 68 Pop Jan Süselbeck 575 A G attungs- und Mediengeschichte 50 L iteratur Michael Braun 440 Anhang 51 T heater Norbert Otto Eke 451 52 M usik Florian Trabert 460 Orte und Institutionen Annette Schöneck / 53 B ildende Kunst Claudia Keller 467 Denise Roth 586 54 F ilm Oliver Jahraus 474 Auswahlbibliographie 591 55 F ernsehen Henning Wrage 483 Ausführliches Inhaltsverzeichnis 594 56 R adio Hans-Ulrich Wagner 488 Abbildungs- und Bildquellenverzeichnis 599 57 I nternet Constanze Baum 493 Autorinnen und Autoren 601 58 S prache Carsten Rohde 498 Personen- und Werkregister 603 Vorwort Es herrscht kein Mangel an Literatur zum Thema komplexen Historizität ihres Gegenstandes Rechnung ›Faust‹. Allein die fünfbändige Faust-Bibliographie und folgt dem Anspruch, jene künstlerischen und von Hans Henning verzeichnet 15.838 Nummern bis philosophischen Energien, die aus dem Zusammen- Anfang der 1970er Jahre. Seither dürften mehrere tau- treffen der jeweils gegebenen Kräfte entspringen, in send Titel hinzugekommen sein. Bis in die abgelegens- ihrer Dynamik freizulegen. Sie tut dies nicht zuletzt ten Verzweigungen hat die Forschung, so scheint es, die im Hinblick auf bestimmte Diskurse, in welche die Be- Geschichte vom legendären ›Schwarzkünstler‹ und sei- arbeitungen des Faust-Stoffes eingebettet sind. Dies nen Nachfolgern beschrieben, analysiert und interpre- gilt einmal stoffimmanent: Durch die Geschichte des tiert. Die unüberschaubar gewordene Literatur ist Be- Faust-Stoffes zieht sich eine Reihe von Aussagesyste- leg für die singuläre Breite und Vielfalt des Stoffes, und men und Redeweisen, die die historische Entwicklung sie verweist zugleich auf einen produktiven Kern: Kön- strukturieren und organisieren, etwa in Form von nen Inhalte und Themen der Faust-Fabel einerseits ei- Motiven und Themen. Gleichzeitig stellen diese dis- ne gewisse Universalität und Allgemeingültigkeit für kursiven Entwicklungslinien Verbindungskanäle zu sich beanspruchen, so zeigen sie sich andererseits als stoffexternen Gebieten dar. Die Geschichte des Faust- hinreichend flexibel und anschlussfähig für Verschie- Stoffes ist daher nicht nur in ein weitläufiges Netz his- bungen in kulturellen und sozialen Kontexten. Die torischer und konstellativ zu analysierender Daten intellektuelle und ästhetische Strahlkraft des Faust- eingebunden, sondern auch in ein problem- und ide- Stoffes ist – mit anderen Worten – ungebrochen, auch engeschichtliches Beziehungsgefüge, in eine übergrei- wenn seit 1945 ein Rückgang zu verzeichnen ist und fende kulturelle Textur, von der sich überhaupt erst das ›Faustische‹ für die kulturelle wie gesellschaftliche die Relevanz dieses ›Stoffes aller Stoffe‹ herschreibt. Selbstreflexion keine nennenswerte Rolle mehr spielt. Schließlich weist der Untertitel Medien darauf hin, Ungeachtet der zahllosen Arbeiten zum Faust-Stoff dass Form und Bedeutung von kulturellen Artefakten zeigt sich bei näherem Hinsehen, dass einzelne Gebie- stets über ihre Medialität vermittelt sind, das heißt te und Aspekte der Stoffgeschichte bislang nur punk- über konkrete mediale Erscheinungsformen und Wir- tuell beforscht wurden und Arbeiten mit einem um- kungszusammenhänge. Auch und gerade hier ist das fassenden Zugriff äußert rar sind. Das Faust-Hand- dynamische Moment zu betonen: Faust-Adaptionen buch schließt diese Lücken insofern, als es sowohl den konfigurieren sich in einem Netz intermedialer Aus- reichhaltigen wissenschaftlichen Ertrag in Form von tauschbeziehungen, und dies umso mehr, als sich der Einzelstudien berücksichtigt, wie es gleichzeitig auch Faust-Stoff wie kaum ein anderes Stoffgebiet durch ei- den Versuch unternimmt, in der Nachfolge bereits ne große mediale Vielfalt auszeichnet. vorliegender Synthesen die übergreifenden Entwick- Das Handbuch führt die Geschichte des Faust-Stof- lungslinien der Stoffgeschichte in den Blick zu brin- fes nicht am Leitfaden detaillierter Einzelwerkana- gen. Der Untertitel des Handbuchs (Konstellationen – lysen vor Augen, da sich diese in den meisten Fällen Diskurse – Medien) formuliert die maßgeblichen Er- mühelos in der bereits vorhandenen Literatur nach- kenntnisinteressen, die diesen Versuch anleiten. Das lesen lassen. Demgegenüber folgt die Artikelstruktur konstellative Moment in der Geschichte des Faust- des Handbuchs dem Anspruch, die kaum zu überbli- Stoffes verweist auf den ebenso selbstverständlichen ckende Varietät der Zeugnisse und Erscheinungen un- wie grundlegenden Umstand, dass jede Adaption und ter generischen Gesichtspunkten zu bündeln und zu Aktualisierung eingespannt ist in ein Netz von Rah- vermitteln, wobei der direkte Zugriff auf einzelne menbedingungen und Wirkungsfaktoren. Eine kon- Werke durch ein ausführliches Personen- und Werk- stellative Lektüre der Stoffgeschichte trägt daher der register gewährt bleibt. Teil I des Handbuchs bietet XXHHUUBB--PPrriinntt--WWoorrkkflflooww || 0000__HHBB__RRoohhddee__FFaauusstt__TTiitteelleeii__{{DDrruucckk--PPDDFF}} || 2299..0066..1188 VIII Vorwort dem Leser unter der Überschrift ›Paradigmen des My- Im Idealfall ergeben diese verschiedenen Zugänge – thos‹ eine erste Orientierung anhand von epochen- um mit Goethe zu sprechen – ein Ensemble ›wiederhol- übergreifenden Längsschnitten durch die Stoff- ter Spiegelungen‹, die die Leserin und den Leser, so die geschichte. In den Beiträgen werden allgemeine As- Hoffnung der Herausgeber, mit eben jener Faszination pekte und Problemkonstellationen angesprochen, die anstecken, die im Kern dafür verantwortlich zu machen nicht nur die zeitliche, sondern auch die thematische ist, dass Dichter, Künstler und Philosophen über Jahr- Erstreckung des Gegenstandes dokumentieren. Auf hunderte hinweg das Interesse am ›Schwarzkünstler‹ diese einführend-explorativen Vermessungen des Faust und seinen Wiedergängern nie verloren haben. Stoffgebietes folgen vier epochengeschichtlich aus- Zitate aus Goethes Faust (im Fließtext mit Versan- gerichtete Großabschnitte: II. Faust, der Schwarz- gaben in Klammern) folgen der Ausgabe: künstler – 1500 bis 1750; III. Faust, das Genie – 1750 Johann Wolfgang Goethe: Sämtliche Werke. Briefe, bis 1850; IV. Faust und das ›Faustische‹ – 1850 bis Tagebücher und Gespräche. Hg. v. Friedmar Apel, 1945; V. Arbeit am Mythos: Emphase und Ernüchte- Hendrik Birus, Anne Bohnenkamp-Renken u. a. Abt. rung – Faust nach 1945. Jeder Abschnitt enthält zwei I. Bd. 7.1: Faust. Texte. Bd. 7.2: Faust. Kommentare. systematische Zugänge: Der Abschnitt zur Gattungs- Hg. v. Albrecht Schöne. 4., überarb. Aufl. Frankfurt und Mediengeschichte bietet jeweils eine kompakte a. M. 1999. Zusammenfassung der Stoffgeschichte im systemati- schen Aufriss. Der Abschnitt zur Problem- und Kul- Carsten Rohde turgeschichte entfaltet das Thema hingegen gattungs- Thorsten Valk wie medienübergreifend und analysiert, ausgehend Mathias Mayer von einschlägigen Begriffen und Schlagwörtern, spe- zifische Paradigmen in der Entwicklung des Stoffes. I Paradigmen des Mythos XHUB-Print-Workflow | 01_HB_Rohde_Faust_{Druck-PDF} | 29.06.18 1 Historizität, Legende, Mythos: Die 1.1 Die historische Person: Faustus in der Faust-Figur zwischen Faktualität ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und Fiktionalität Zunächst soll festgehalten werden, dass die For- schung aus der spärlichen schriftlichen Überlieferung Wer war Faust? Die scheinbar einfach gestellte Frage hat herauslesen können, dass es zwischen 1480 und konnte wegen der fragmentarischen Quellenlage bis 1540 im deutschsprachigen Raum (mindestens) eine heute nur bruchstückhaft und unzureichend beant- Person namens Faust oder Faustus gegeben hat. Le- wortet werden. Hat es am Anfang des 16. Jahrhun- diglich neun Quellen aus dieser Zeit sind der Nach- derts tatsächlich eine reale Person namens Faust oder welt überliefert und zeugen von ihrer Existenz (s. Faustus gegeben, vielleicht sogar mehrere? Warum Übersicht I in Kap. 7). Die Verwendung der lateini- hat man sich für ihn interessiert? Welche Bedeutung schen Form des Namens überwiegt in diesen Texten hatte seine tatsächliche oder imaginierte Existenz für und wird deshalb im Folgenden auf die historische die Entstehung der vielen Texte – Geschichten und Person übertragen. Wie bekannt Faustus schon zu Anekdoten, Erzählungen, Dramen, Romane, Novel- seinen Lebzeiten war, ist schwer zu sagen. Die über- len –, die in irgendeiner Form mit seinem Namen ver- lieferten Texte sind z. T. widersprüchlich; sie vermit- bunden sind? Die Fragen zu Ursprung und Leben ei- teln wenige Fakten zu seinem Leben, beinhalten viel- ner Person, die sich im Laufe der Zeit zu einer der be- mehr Werturteile, was die Spekulationen zur Person kanntesten Figuren der europäischen Literatur ent- zweifellos gefördert haben muss. Bedenkt man die wickelte, übersteigen bei weitem den Kenntnisstand unterschiedlichen Dokumente und Urkunden, in de- der Forschung, obwohl sie sich mindestens seit dem nen Faustus erwähnt wird, ist es keine kühne Annah- 19. Jahrhundert rege damit auseinandersetzt. Viel- me zu behaupten, er habe das Interesse seiner Mit- leicht sollte man sich auch eher fragen: An wen den- menschen regelmäßig auf sich gezogen. Es geht in der ken wir, wenn wir von Faust sprechen? Die Versuche, schriftlichen Überlieferung allerdings nicht um das eine Person historisch genau zu verorten, sind zwei- Erzählen eines Lebens, sondern eher um kurze Er- fellos eng damit verbunden, wer über sie zu einem ge- wähnungen, um einen Namen oder einige knappe wissen Zeitpunkt und zu welchem Zweck geschrieben Bemerkungen in Briefen und Urkunden, die nicht hat. Es kann einerseits behauptet werden, dass ›Faust‹ den Zweck haben, Faustus mehr als skizzenhaft zu ohne Goethes Tragödie und seine so gut wie lebens- umreißen. Bemerkenswert ist das Fehlen einer per- lange Beschäftigung mit dem Faust-Stoff nie den sönlichen Begegnung in diesen Quellen. Es wird mit Ruhm erlangt hätte, den er im 19. und 20. Jahrhun- wenigen Ausnahmen darüber berichtet, was andere dert genossen hat; andererseits muss hervorgehoben gesehen und gehört hätten. werden, dass sich das Interesse an dem mythen- und sagenumwobenen ›Faust‹ schon im 16. Jahrhundert entfaltet hat und durch die 1587 anonym erschienene 1.2 Faustus als reale Person in Korres- Historia von D. Johann Fausten einen ersten Höhe- pondenzen zeitgenössischer Gelehrter punkt erreichte. Hierdurch ist eine kaum greifbare, ständigen Verwandlungen, Neu- und Umgestaltun- Briefe gelehrter Männer über Faustus sind der Nach- gen unterworfene Figur entstanden, die sich immer welt überliefert worden. An der realen Existenz der wieder gesellschaftlichen, politischen, religiösen, Person zweifelt keiner von ihnen. Die früheste und ideologischen und kulturellen Verhältnissen anpas- zugleich umfassendste Beschreibung von Faustus – sen ließ. Dementsprechend gibt es nicht nur unter- vom 20. August 1507 – findet man in einem Brief des schiedliche Schichten und Phasen einer Faust-Ge- Abtes Johannes Trithemius an den Astrologen und schichte, die um 1500 einsetzt, sondern auch unter- Astronomen Johann Virdung in Heidelberg (1536 schiedliche Perspektiven, aus denen diese betrachtet gedruckt). Virdung soll zu einem früheren Zeitpunkt werden können. eine Visitenkarte von Faustus bekommen haben, die J. B. Metzler © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature, 2018 C. Rohde / T. Valk / M. Mayer (Hg.), Faust-Handbuch, https://doi.org/10.1007/ 978-3-476-05363-3_1

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