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Fantasy. Theorie und Geschichte einer literarischen Gattung (2009, nach der 3. Auflage 1990) PDF

300 Pages·2009·2.99 MB·German
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HELMUT W. PESCH _____________________________ Fantasy Theorie und Geschichte einer literarischen Gattung E-Book-Ausgabe Eigenverlag Köln 2009 2 Diese Studie entstand in den Jahren 1979 bis 1981. Am 14. 11. 1981 wurde sie von der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln als Dissertation angenommen. Der Text ist für den Druck gering- fügig überarbeitet worden. 1. Auflage 1982 2. Auflage 1984 3. Auflage 1990 2. Ausgabe 1. Auflage 2001 E-Book-Ausgabe 2009 (nach der 3. Auflage) © Helmut W. Pesch 1982, 1984, 2001 Alle Rechte vorbehalten Diese Ausgabe ist ausschließlich zum kostenlosen Download von der Webseite www.helmutwpesch.de freigegeben. Sie darf für den persönlichen Gebrauch auf Datenträgern gespeichert und ausgedruckt werden. Jede weitere Verbreitung in gedruckter oder elektronischer Form ist ausdrücklich untersagt. 3 MEINEN FREUNDEN VON FOLLOW 4 Vorwort Fantasy – das sind Geschichten von Zauberern und Helden, Dra- chen, Elfen und Zwergen, von magischen Ringen und verborgenen Schätzen, versunkenen Kulturen, erfundenen Welten und privaten Mythologien – Versponnenes, Triviales, Unzeitgemäßes. Das ist ei- ne Märchenliteratur für erwachsene Leser von heute, aber nicht im Sinne des technologischen Märchens der modernen Science Fiction, sondern als ein geradezu atavistischer Rückgriff auf Formen und Denkweisen einer mythisch-schamanischen Weltsicht, die die Kul- tur des 20. Jahrhunderts längst überwunden zu haben glaubt. Dieses Phänomen, insbesondere den kommerziellen Erfolg von Werken wie Der Herr der Ringe aus der Feder des »mythomanen« Oxford-Professors J. R. R. Tolkien oder der Conan-Saga des ameri- kanischen Pulp-Autors Robert E. Howard, zu erklären, scheint eher eine Aufgabe für Soziologen als für Literaturwissenschaftler zu sein. Wenn ich dennoch davor zurückschrecke, eine Anatomie des Fantasy-Lesers entwerfen zu wollen, so liegt dies an zwei Gründen, einem persönlichen und einem methodischen. Der eine liegt in dem Dilemma begründet, das sich dann ergibt, wenn der Kritiker zunächst Rezipient ist. Ich bin mit Fantasy zuerst als Leser in Berührung gekommen, in einem noch unkritischeren Alter, und so betrachtet stellt diese Untersuchung in gewisser Weise auch eine Rechtfertigung der eigenen Lesegewohnheiten dar. Auf der anderen Seite habe ich, als ich mich mit der Frage nach der Wirkung zu beschäftigen begann, die Feststellung machen müssen, daß abge- sehen von einem gewissen Vorverständnis von ›Fantasy‹ als kom- merzieller Kategorie und einem gewissen Repertoire an Motiven wenig systematische Klarheit darüber besteht, was denn Fantasy eigentlich ist und wie sie sich von anderen historischen Gattungen wie Science Fiction, Märchen, phantastischer Literatur im engeren Sinne als ›Horror‹ oder ›Weird Fiction‹ u. a. unterscheidet (und was sie mit ihnen gemeinsam hat). Eine Klärung dieses Sachverhalts erscheint mir daher als eine vordringliche Aufgabe, bevor man zu einem rezeptionsorientierten Vorgehen fortschreiten kann. Diese analytische Sehweise, mit der wir hier an die Werke herangehen, ist natürlich nicht die, die von ihren Autoren und Ver- legern intendiert worden ist. Fantasy ist in erster Linie Unterhal- tungsliteratur. In der Tat bin ich in Gesprächen mit ›Fans‹ des Genres oft auf vehementen Widerspruch gestoßen: Man möge doch 5 das Vergnügen, den ›sense of wonder‹, nicht dadurch trüben, indem man diese Werke einer literarischen Exegese unterziehe. Ich glaube aber nicht, daß es dazu einer Entschuldigung bedarf. Fantasy existiert, als ein Bestandteil unseres kulturellen Hintergrundes, und wird von Millionen gelesen, und dies ist Legitimation genug. Ich habe während der Entstehung dieser Arbeit Rat und Hilfe von verschiedenen Freunden und Kollegen erhalten, und es ist mir ein Bedürfnis, zumindest einigen von ihnen meinen Dank abzustatten. Dieser gilt in erster Linie Herrn Professor Dr. Manfred Pütz, der diese Arbeit betreut hat und mich an entscheidenden Stellen davor bewahrte, mich in Sackgassen zu verlaufen oder die gesamte englische Literaturgeschichte neu zu erfinden. Mein Dank gilt ferner den Damen und Herren Professoren und Kollegen am Seminar für Englische Sprache und Literatur sowie deren Didaktik an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln (vormals Pädagogische Hochschule Rheinland, Abt. Köln), insbesondere Herrn Professor Dr. Horst Arndt und Gabriele Rivet, wiss. Hilfskraft am Institut, für das Interesse und die Ermutigung, womit sie den Fortgang dieser Arbeit verfolgt haben. Bei der Beschaffung mitunter obskurer Literatur waren mir vor allem Frau Schubert und ihre Kolleginnen von der Bibliothek der Erziehungswissensehaftlichen Fakultät behilflich, desgleichen die Mitarbeiter des British Council Köln, insbesondere Frau Zenker, und BLAISE (British Library Automated Information Service). In der British Library, London, konnte ich während zweier Aufenthalte schwer zugängliche Quellen und Darstellungen einsehen. Die Beschaffung amerikanischer Fachliteratur wurde mir vor allem durch Miss Leta Paradies von der F. & S. F. Book Co., New York, erleichtert. Frau Yvonne De hat eine Erstfassung des Manuskripts zur Primärbibliographie erstellt. Danken möchte ich schließlich auch meinen Freunden vom Fantasy-Club FOLLOW, insbesondere Hubert Straßl, der mir seine umfangreiche Privatsammlung zur Verfügung stellte, Gustav Gaisbauer, Dieter Steinseifer und anderen, mit denen mich noch immer eine große Solidarität verbindet, obwohl ich nicht weiß, ob ich noch im eigentlichen Sinn als ›Fan‹ gelten kann. Ohne ihre Inanspruchnahme meiner freien Zeit wäre diese Arbeit sicherlich viel früher, ohne ihren Enthusiasmus vielleicht nie zustande- gekommen. Dies habe ich in der Widmung zum Ausdruck zu brin- gen versucht. 6 Meine Frau Maria hat in entscheidenden Phasen dieser Arbeit mit mir gelitten. Was ich meinen Eltern schulde, die mir das Stu- dium ermöglichten, läßt sich nicht in Worte fassen. Köln, August 1981/März 1982 Helmut W. Pesch Vorwort zur zweiten Auflage Für die 2. Auflage sind eine Reihe von Fehlern berichtigt und der Text um ein Autoren- und Titelregister ergänzt worden. Allen, ins- besondere den Mitgliedern des Ersten Deutschen Fantasy Clubs e. V., die durch ihr Interesse zum Zustandekommen dieser Auflage beigetragen haben, sage ich meinen herzlichen Dank. Köln, Januar 1984 Helmut W. Pesch Anmerkung zur E-Book-Ausgabe Da die E-Book-Ausgabe als PDF-Datei unter Adobe Reader™ und vergleichbaren Programmen mit einer Textsuchfunktion bearbeitet werden kann, wurde hier das Inhaltsverzeichnis reduziert und auf das Autoren- und Titelregister verzichtet. Für diese Ausgabe wurde auf die korrigierte Originalfassung zurückgegriffen, in der die Zitate im Gegensatz zur 2. Ausgabe des EDFC in englischer Sprache er- scheinen. Köln, Mai 2009 Helmut W. Pesch 7 Inhalt 0. EINLEITUNG ................................................................ 10 I. TEIL: THEORIE 1. VORKLÄRUNGEN: Zur Polysemie des Terminus ›Fantasy‹ ................................................ 16 2. TYPOLOGIE: Fantasy als literarische Gattung ..................................................... 22 2.1. Gattungstheoretische Voraussetzungen ............................. 22 2.2. Abgrenzung des Textkorpus ................................................ 25 2.3. Inhaltliche Definitionen der Fantasy .................................. 33 2.4. Gattungstypologische Bestimmungen ................................. 41 2.5. Funktion und Struktur der Fantasy-Erzählung .................. 67 II. TEIL: ANALYSE 3. ENTWICKLUNGSFORMEN: Das Problem der äußeren Legitimation ............................................ 79 3.1. Vorformen ............................................................................. 79 3.2. Traditionelle Legitimationsmechanismen .......................... 82 3.3. Ideologische Legitimationsmechanismen im weiteren Sinne ................................................................ 114 3.4. Ideologische Legitimationsmechanismen im engeren Sinne ................................................................. 124 3.5. Das Ende der Legitimation ................................................. 135 8 4. ERZÄHLFORMEN: Innere Gesetzmäßigkeiten der Fantasy .................................................................. 145 4.1. Sprachliche Elemente ..........................................................146 4.2. Handlungselemente ............................................................160 4.3. Ansätze zu einer Rezeptionstheorie der Fantasy-Erzählung ....................................................... 169 Anmerkungen........................................................................... 172 APPENDIX I: Chronologie der Fantasy-Literatur ................... 213 APPENDIX II: Auswahlbibliographie zur Fantasy-Literatur ........................................................ 216 A. Bibliographien und Nachschlagewerke ....................................... 219 B. Auswahlbibliographie zur Fantasy-Literatur ............................. 223 Sekundärliteratur ............................................................................. 283 Abbildungen: S. 16: Der Wurm Ouroboros (Zeichnung des Verfassers) S. 78: Das Siegel der Scoteia (Aus: James Branch Cabell, The Cream of the Jest [New York: 1922], o. S.) 9 0. Einleitung Wer heute in einer gewöhnlichen Buchhandlung an den Regalen entlanggeht, in denen, meist im Taschenbuchformat, populäre Un- terhaltungsliteratur angeboten wird, wird feststellen, daß die Stän- de, die bis vor wenigen Jahren dem Genre der Science Fiction vor- behalten waren, nun ein gemischtes Programm enthalten. Neben der ›reinen‹ Science Fiction finden sich dort in verstärktem Maße Titel, die unter der Bezeichnung ›Fantasy‹, ›Science Fantasy‹ oder ›Science Fiction-Fantasy‹ gehandelt werden. Es hat den Eindruck, als habe sich die Science Fiction heimlich eine Schwester zugelegt – und eine illegitime dazu. Robert Bloch, bekannt als Autor von Psycho, vergleicht das Verhältnis von Science Fiction und Fantasy mit den beiden Seiten einer Münze und fährt fort: And the hipothetical [sic] coin of which I speak is emblazoned with a face that is turned upwards and outwards, staring into the future and to worids beyond. This is the science fictional side of the coin. Turn the coin over and we find tails – tails of dragons and monsters and demons disappearing into the past, avoiding our direct gaze but still visible to us. This is the fantasy side, car- rying the same weight and substance as the other; without it the coin could not exist.1 Dieses komplementäre Verhältnis von Fantasy und Science Fiction schlägt sich auch im Namen von Zeitschriften wie The Magazine of Fantasy and Science Fiction oder dem mittlerweile eingestellten Fantastic (vormals Fantastic Adventures) als Gegenstück zum Science-Fiction-Magazin Amazing Stories und in der Zusammen- stellung von Bibliographien nieder, die nicht selten über den enge- ren Bereich der Science Fiction hinausgehen.2 Über Science Fiction, ihre Stellung innerhalb der Literatur und ihre gesellschaftliche Funktion gibt es mittlerweile eine Fülle an Sekundärliteratur, angefangen von den apologetischen Schriften literaturkritisch interessierter Autoren in den 50er und 60er Jahren bis hin zu Dissertationen und wissenschaftlichen Zeitschriften.3 Schließlich hat man auch den pädagogischen Nutzen der Science Fiction erkannt: Seminare,in denen vor allem die Autoren der 50er und 60er Jahre, von Isaac Asimov über Ray Bradbury bis zu Kurt 10

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