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Fandom Observer 234 PDF

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mm/fo234/vorwort Nr. 234 · Dezember 2008 Nummer 47 verkaufen, und die Vereinsmeier. Vor allem die Vereinsmeier muß man beschimpfen Redaktionssitze werden beim Fandom wollen, weil man als SF-Fan nur dann Observer nicht nach inhaltlicher Qualifikati- nicht peinlich aussieht und lächerlich on vergeben. Ich habe in den letzten acht gemacht wird, wenn man zusammen Jahren dies und das gemacht, aber nichts etwas auf die Beine stellt und auch noch davon hatte mit dem Science-Fiction- Spaß dabei hat. Ich habe nachgesehen: Fandom oder auch nur mit Phantastik im Es gibt die Vereinsmeier immer noch und weitesten Sinne zu tun. Daran kann es sie heißen auch noch immer so wie vor nicht liegen. Die meisten Kollegen haben acht Jahren und zwei Monaten – schön: kaum mehr Ahnung vom Fandom und sei- kaum etwas ist anstrengender, als alle nen topoi als ich – Frau Dreßler und Herrn Nase lang die Feindbilder wechseln zu Breitsameter ausgenommen, die wissen müssen … nämlich alles darüber. Es scheint, als bringe ich Voraussetzung Nein, um den Fandom Observer redaktio- Nummer zwei mit. Nummer eins kann ich nell betreuen zu dürfen, muß man dumm ebenfalls erfüllen: ich habe sehr wenig sein, dumm genug, seltene und kostbare Freizeit und opfere sie gern, damit ich Freizeit zu opfern, um die mühsam hand- mich Nummer zwei widmen kann. geschriebenen Beiträge der gestreßten Das ist wichtiger als die Tatsache, daß ich Mitarbeiter zu sammeln, zu redigieren und jährlich 2114 Magazinseiten bastele, mich in eine druckfähige Form zu bringen. in Planung und Anwendung von Remote- Und man muß den Willen besitzen, Publishing-Systemen auskenne und ein sein Publikum zu beschimpfen. Man muß bißchen was von Gestaltung verstehe. willens sein, diese einzigartige Chance zu Viel wichtiger. nutzen, viele Hundert ahnungsloser Men- schen zu beschimpfen. Nicht unsere Abon- Dieses Fandom war und ist ein Bodensatz, nenten – das sind (höchstwahrscheinlich mittlerweile ein arg destillierter dazu. Das und hoffentlich) höchst anständige Leute. Internet hat nichts daran geändert; das Nein, man muß die Mehrheit der Leser- Neue, das Frische spielt sich lediglich schaft beschimpfen wollen, die Runterla- woanders ab; dem SF-Fandom alter Prä- der, die Schnorrer, die Nichtsbezahler, die gung bleibt ein Aufguß des Altbekannten. Schmarotzer, Sauger, Abzocker, die sturen Mittendrin und drumherum gibt es Konsumenten, die hoffnungslosen Träu- genug Faules, das zu beschimpfen sich mer, die Couchkartoffeln, die scheintoten lohnt, zuallererst eben die Runterlader: TV-Junkies, die tumben Datensammler, tausendfach zieht ihr euch Monat für die großspurigen Schwertschwinger, die Monat diese Seiten, und genauso oft ihre Identität von ihrem Personalausweis ärgert ihr euch und schimpft, da stehe ablesen müssen, und natürlich die schein- nichts drin. heiligen Möchtegernhelfer, die Beinahe- Es war nie einfacher als heute: Dein Mitarbeiter, die jovialen Partylöwen, denen Computer erkennt die Mailadresse im die Mühe im stillen Kämmerlein zuwider Impressum von alleine. Klick drauf und ist, und auch die trägen Schleicher, die beschwere Dich! Schreib Dir Deinen Frust Schnecken, an denen Du auf Cons dreimal von der Seele! Sei nicht so widerlich in fünfzehn Minuten vorbeigehen kannst, verkrampft! ohne daß sie sich nennenswert weiter Versprochen: Wir schlagen zurück! bewegt hätten, und die desinteressierten Mit allem, was Spötter, die den Fandom Observer nur wir haben! lesen, weil sie sich besser als die dort Erwähnten fühlen wollen, die vermeintlich Großen und Bekannten der Branche, die Manfred Größe und Bekanntheit täglich im Spiegel Müller messen und die nicht wissen, daß die wahrhaft Großen und Bekannten ohne Mühe stundenlang an einem Con-Tresen stehen können, ohne erkannt zu werden. Die alle muß man beschimpfen wollen. Und natürlich die skrupellosen Geschäfte- Inhalt macher und die hinterlistigen Werber von 0 2: Fanzines 4: Langer 5: Szene Psychosekten und die Anbieter schlechter, 7: Dossier „Creative Writing“ gewalttätiger Computerspiele und die 10: Portrait Torsten Wolber unfähigen Produzenten rechtsextremisti- 14: Rezensionen: McDonald, Asher, Jänchen, Rößler, scher Machwerke und die selbstverliebten Mielke 17: Comics 19: Kino drittklassigen Autoren, die „Kritik“ für eine 21: „Hellboy – Die Goldene Armee“ 24: Termine Insel in der Südsee halten, und die tum- 26: Das Letzte …, Impressum ben Satanisten, die ihre koprophagen Praktiken als gelebte Fantasy mm/fo234/fanzines/schimanski Hirn ist aus! Was folgt ist eine mit leeren – aber gewichtig klingenden – Polit-Worthülsen, Verschwörungstheorien, wilden Vermutun- Heididdelido Freunde! gen und abstrusen Schlußfolgerungen über Zuweilen treten im Fandom ganz, ganz Castors (O-Ton: „Skrupelloser Rechtspopulis- böse Fälle von Fan-Tollwut auf. Echt schlim- mus-Pirat“) angebliche redaktionelle Untrie- me Sache, aber wohl nicht ansteckend. be vollgestopfte Schmähschrift, die als auf Betrachten wir als ersten Patienten diesen BILD-Niveau liegend zu bezeichnen schon Fall. Die Heilungschancen setze ich aber als eine Aufwertung wäre, soll mit diesem in sehr gering an. verschachtelten Sätzen, die verzweifelt ihren Anfang und Sinn suchen, dargebrachten pubertären Politgeschwafel doch eigentlich nur übertüncht werden, dass der Verfasser nichts wichtiges zu sagen hat, sich aber führ sehr, sehr wichtig hält. Das kann Probleme verursachen. Echt neben der Spur liegend sind halt die Serien-Fans, die ob der Tatsache, dass man ihnen nicht die Konzeption derselbigen überlässt, sind sie doch sowas von genial aber auch, dass muss man doch sehen, auf Kreuzzug gehen und mit abgeschaltetem feilgebotene Story „Craphound“ übersetzen Großhirn Hasstiraden verfassen. Dazu passt und im Paradise veröffentlichen könnte. Die- dann auch, dass all die Fans, die ihren ser hatte nichts dagegen. Tja, und so kann abstrusen Gedanken nicht begeistert zustim- man sie in dieser Ausage nun in Deutsch men, zum Feind gehören. Rainer Castor ist lesen, quasi als Höhepunkt des PARADISE, jedenfalls der Anti-Christ der Perry-Serie. Zu so zum Schluß als Nachtisch, wie das sein einer richtigen Psychose gehört auch ein muss. Hass-Objekt. Conberichte gibt es. Nobby und Andy Jonathan Bücherwurms Beitrag „Die waren auf dem Comic-Salon in Erlangen. dunkle Seite des Sternenozeans“ ist ähnlich Und der Colonia-Con war wieder. Dieses Tref- drollig. Perry hatte Sex mit Ascari. Das wäre fen älterer Herren an der Biertheke. Ok, Pro- ja „taktlos sexistisch“. Im gleichen Zusam- grammpunkte gab es auch. Mit dabei Tho- SF-NOTIZEN 650 menhang wird dann noch der Begriff „Soft- mas Kohlschmidt, der auch auf der FUMETTO Kurt S. Denkena, Postfach 760318, Sexismus“ kreiert. Was wohl so ähnlich wie 2008 in Luzern war. 28733 Bremen „halb schwanger“ ist. Michaela Stadelmann berichtet wieder 40 Seiten, A5 Dann werden einem noch Satzungetüme interessant und humorvoll aus ihrem Leben Kurt feiert Jubiläum. Statt eines besinnlichen wie „ … bei dem salbunsgsvollen Opportu- als Verlegerin. Diesmal geht es um die Pro- Rückblicks wird man jedoch mit einem Inhalt nismus dieses Frick-hörigen PR-Pfaffen nicht duktion eines Hörbuchs - und warum man höchst unterschiedlicher Qualität bedient. weiter verwunderlich“, oder absoluter Stuss Skripte nicht lange unter einem Halogen- Der Beitrag zu Thomas M. Disch ist, sagen wie „ … der real stattfindenden Blutorgien strahler liegen lassen sollte. wir es ganz hart, der einzig ernst zu neh- eines von Armeen ausgeübten Staatster- „Der Einsame der Zeit in Siegen“. Kurt mende. rorismus christlich-fundamentalistischer und Kobler und Joe Kutzner besuchten eine Ver- Kritik-Populist Che Boves (Entweder ein jüdischer Extremisten in den USA, Israel und anstaltung der dortigen Uni im Museum Pseudonym, oder die Eltern waren 68er. Russland …“ um die Ohren gehauen. Ja, so für Gegenwartskunst, die den Begriff der Diese Kinder sind ja sowieso schon gestraft einfach kann die Welt erkärt werden. geschlossenen Veranstaltung echt wörtlich genug für das weitere Leben. Da muss man Muss man nicht gelesen haben. Für Psy- nahm. Hinter gewissenhaft abgeschlossenen Mitleid haben …) und Jonathan Bücherwürm chologen allerdings ist diese Ausgabe der Türen waren an die 70 waschechte Wissen- sind jedoch grausige Beispiele dafür, wie SF-Notizen sicherlich sehr interessant. schaftler versammelt. Und einer davon hielt gestört manche Serienfans werden können. „Geht zum Arzt Jungs. Euch kann gehol- tatsächlich einen längeren Vortrag über H.J. Ersterer beginnt seinen Artikel – oder wie fen werden. Oder schafft euch ein reales Thunacks Fan-Film „Der Einsame der Zeit“, immer man so was nennen mag – mit der Leben an!“ der die anwesenden Herren Akademiker so knalligen, mentalen Entgleisung „In der Spra- „Sie haben Recht, House …“ sehr fesselte, dass Prof. Winfried Herling mit che der rassistischen Bananrepublik BRD … „ „Oder sie könnten die Wale retten.“ den veranschlagten 60 Minuten garnicht (Okay, damit ist schon mal gleich am Anfang „Den sauren Regen gibts übrigens auch auskam und sogar überziehen musste. Sieh klar gestellt, dass man diesen Kasper nicht noch …“ mal einer an. Allerdings arbeitet der so enga- ernst nehmen kann. Auch die Behauptung, Nichts gegen einen kritischen Artikel zu giert Vortragende mittlerweile selbst an dem seit Anfang der 90er würde in den USA eine Perry, lese ich immer wieder gerne, aber so Film mit und ist von daher etwas „positiv „Ami-Nazi-SF“ dominieren, zeugt nicht gera- nun echt nicht. Ganz tiefste Niederung! befangen“, wie es Joe Kutzner ausdrückt. Der de von sonderlich großer Eintrübung durch Filmemacher selber trotzt indessen tapfer Sachkenntnis jenseits des beschränkten PARADISE 73 und von seiner Vision beflügelt weiterhin Horizontes!) labert dann noch etwas über www.terranischer-club-eden.com allen Schwierigkeit und der Ignoranz von den Blinddarm und dessen Bedeutung, um 88 Seiten, A5, 4+ (+1,2+ Versand) Verlagsseite. Inzwischen hat er sogar das einen krampfhaften Übergang zur Perry-Rho- Redakteur: Joachim Kutzner alte Filmmaterial digitalisiert und restauriert. dan-Serie zu schaffen, heißt der Titel des zu Cover: Christiane Lieke Tja, ein echter Fan halt, woll? (Was man mit Papier gebrachten Hirnmülls ja auch „Rainer Prospero fragte bei Cory Doctorow an, ob dieser Energie sonst noch anfangen könnte? Castor, der Appendix“. Ach, wie originell. er dessen unter der Creativ-Common-Lizenz Nicht weiter darüber nachdenken! Sowas ist 2 Fandom Observer 234 · 12/2008 mmmm//ffoo223344//fanzines/schimanski eigentlich sehr tragisch …) weiter voran. Und die Neuen kommen schon Und sonst? STARGATE wird auch diesmal so zur Welt, und halten das Absondern von nicht vergessen. Monika und Wendelin Abt Belanglosigkeiten in Internetforen schon für sind auch fanstory-mäßig wieder aktiv. Rezis den Höhepunkt der Aktivität …) zu Comic, Heftroman und Buch. Diverse Klei- nigkeiten zum Naschen. Schaut man doch GOLEM 86 immer wieder gerne rein. Redaktion und Kontakt: Uwe Post, S chliemannstr. 31, 40699 Erkrath www.thunderbolt.de 28 Seiten, Farbdruck, A5, 2+, 4er-Abo 8+ Bodo Palte „Milchkaffee mit Schokoladen- flocken“, Ralf Noetzel „Global Tinnitus“ und Markus Jendrossek „Als ich das Rad erfand“ erquicken uns diesmal im neuen Golem mit ihren Storys. Auch bei der Gestaltung hat man sich wieder Mühe gegeben. Gefällt mir – und kommt nur gedruckt richtig zur Geltung. Aber als PDF kann man es sich auch zu Gemüte führen. Webseite aufsuchen. Aber hurtig! dem vielfältigen Angebot erwähnen wir mal: Es gibt Nachrufe zu Werner K. Giesa, Ernst Vlcek, Gary Gygax, Robert Jordan, Madeline L’Engle, und Maria Szepes. Interviews mit Sergej Lukianenko, R. Scott Bakker und Matt Ruff. Rezis. Ausführlich wird auch auf englisch- sprachige Ausgaben eingegangen! Stephanie Dorer führt in die Subkultur der Fans ein, die Fanfiction verfassen. Hermann Ritter erzählt humorvoll vom Treiben der deutschen Inkling-Gruppe, die mittlerweile PALADIN 164 schon 25 Jahre besteht. Die Gruppe selbst Redakteur: Theo Klein scheint indessen ein mehr humorloser Hau- Hrsg: Funtasy-Club Thunderbolt n.e.V. fen größtenteils rein inaktiver „verkopfter www.thunderbolt.de Langweiler“ zu sein. thunderbolt c/o Uwe Post, „Harry Potter – Endlich am Ende“ betitelt Schliemannstr. 31, 40699 Erkrath Michael Scheuch seinen Beitrag, der Film, 16 Seiten, A5 Buch und das ganze Drumherum beleuchtet. Redax Theo Klein gibt im Vorwort zu, dass Reine Begeisterung ist denn auch nicht zu der Paladin die Funktion des Info- und Nach- erwarten, zumindest nicht über die letzten richten-Fanzines verloren hat. Auch würden Bände. seitens der Klubmitglieder halt die entspre- Und wie sich drei englische Autorinnen chenden Beiträge fehhlen. Und die meisten aus dem 19. Jahrhundert in zwei phanta- sind reine Konsumenten. (Na ja, das kennt MAGIRA stische Kinderbücher schmuggeln konnten, man ja …) Jahrbuch zur Fantasy 2008 erklärt uns Maren Bonacker in „The Brontes Der klassische Paladin sei deshalb tot. Es www.magira.com are back“. werden neue Wege beschritten. Vorstellung ISBN 978-3-935913-08-9 Hermann Urbanek macht wieder neuer Reihen und Kurzgeschichten, länge- Hrsg.: Hermann Ritter, Michael Scheuch & Bestandsaufnahme mit einem Rückblick rer Reiseberichte, altes Serienmaterial und Fantasy Club e.V. 2007 und Vorschau 2008 für den deutschen vieles mehr. Fantasy Club e.V. c/o Ritter, Soderstr. 67, Publikationsbereich. Da diesmal nichts an Beiträgen der Mit- 64287 Darmstadt Neben dem Cover von Hubert Schweizer glieder vorlag, bringt der Redax halt was Cover: Hubert Schweizer bestreitet Christian Seipp – der auch für das eigenes: „Götz Gregorius – Das Haus der 458 Seiten, 13,9+ Layout verantwortlich ist – den grafischen Rache“. Nichts für Fantasy-Fans der phantasielosen Teil mit zahlreichen, sauber gezeichneten Im Stil der guten, alten Privatdetektiv- Art, die im Buchladen doch lieber zum Innenillus. Romane („Das Schlafzimmer erinnerte mich Bewährten und Bekannten greifen und sich Sollte man sich auch in diesem Jahr nicht an eine Schlachterei. Nur nicht so gefliest“. lieber den neuesten Ethno-Sparten-Band entgehen lassen. Muss man halt mal etwas Ich steh’ auf solche Sätze!) ermittelt Geister- über die üblichen Tolkien-Verdächtigen der Platz im Rucksack schaffen. Nicht nur vom jäger Götz Gregorius mit stets geschärftem Marke „Die Putzfrau der Watschelwichtel“ Gewicht her ein gewichtiges Jahrbuch. Kruzifix in der Tasche gegen das Übernatürli- oder „Der Zorn der Flachschädel“ greift. che. Und da fließt das Blut in Strömen. Aber Persönlich haben mir diesmal die Artikel Bis nächsten Monat! halt mit einem Schuß Ironie. von Kirsten Scholz zu Fritz Leiber „Fafhrd und Redax Theo erinnert dringend die Klub- der Graue Mausling“ und „Conans Vetter – Euer Smiley mitglieder Material, soweit vorhanden, einzu- Solomon Kane“ von Thomas Gramlich sehr reichen. Das könnte natürlich nicht schaden. zugesagt. (Aber die Degeneration der Fans zu rei- Aber damit ist dieser diesmal noch nen Konsum-Zomies schreitet halt immer umfangreichere Band nicht zu verachten. Aus Fandom Observer 234 · 12/2008 3 Warum gedruckte Fanzines immer noch wichtig sind... Damit bettelnde Briefträger nicht die Fußgängerzonen verstopfen... Weil man sich mit TFT-Bild- schirmen böse verletzen kann... Vista rockt! Fanzines stürzen nicht ab... Was soll man mit doofen Bäumen sonst machen? 4 Fandom Observer 234 · 12/2008 mm/fo234/nachrichten/szene Blumen für Juri: Der medienerfahrene Doktor von Puttkamer besucht das Gagarin-Denkmal im russischen Weltraumzentrum Baikonur Deutsch­ der Bildung, der Wissenschaft, der Politik und erhielt er die NASA Medal for Exceptional der Gesellschaft an Amerikaner deutsch- Service und 2007 den NASA Honor Award amerikaner sprachiger Abstammung verliehen. Dr. Jesco für seine erfolgreichen Initiativen auf dem des Jahres von Puttkamer blickt auf eine außerordent- Gebiet der russisch-amerikanischen Zusam- liche Karriere als Pionier und bedeuten- menarbeit in der Raumfahrt. der Befürworter der bemannten Raumfahrt Er hat viel publiziert, darunter rund ein Man braucht Jesco von Puttkamer wohl nicht zurück. Er ist seit 46 Jahren leitender Mit- Dutzend Fachbücher über Raumfahrtthemen, mehr vorzustellen. Nur der SF-Schriftsteller arbeiter der U.S. Raumfahrtbehörde NASA und ist ein weltweit gefragter Dozent zu der frühen Zeit ist wohl nicht jedem heutigen und derzeitig als Programm Manager für die Themen der Raumfahrt. Dem deutschen SFling bekannt. Sein Schaffen war nicht gera- Internationale Raumstation ISS im Space Publikum ist er als ,Mr. NASA‘ vom Fern- de riesig. Aber er hat mit einigen Romanen Operations Mission Directorate (SOMD) im sehschirm her und als Buchautor bestens und Kurzgeschichten im Deutschland der NASA Headquarters tätig. bekannt. Ende der 70er Jahre war er aus- späten 50er eine neue Richtung der SF auf- Jesco von Puttkamer kam im Sommer serdem als Berater an dem Paramount Film gezeigt. Romane, an denen er mitgearbeitet 1962 auf Einladung von Dr. Wernher von ,Star Trek –The Motion Picture‘ beteiligt. hat sind „Der Unheimliche vom anderen Braun in die USA und arbeitete mit ihm Jesco von Puttkamer ist Diplomingeni- Stern“ (1957), „Galaxis ahoi!“ (1959), „Das zusammen als Mitglied des NASA Rocket eur für Maschinenbau und Flugzeugtechnik Zeitmanuskript“ (1960) und andere, darunter Teams in Huntsville, Alabama. Stationen der Rheinisch-Westfälischen Technischen Gemeinschaftsproduktionen mit Walter Ern- seiner Laufbahn waren unter anderem: Inge- Hochschule (RWTH) in Aachen, ausserdem sting, Jürgen vom Scheidt, Winfried Scholz, nieur bei dem APOLLO Lunar Landing Pro- Ehrendoktor der Philosophie der Universität Waldemar Kumming und Walter Reinecke. gramm, anfänglich als Mitglied des SATURN von Saarbrücken und war auch für 15 Jahre Der Pressetext listet weitere Meriten auf: Rocket Teams im Laboratorium für Aero- Professor an der Fachhochschule Aachen „Dr. Jesco von Puttkamer wird von der Astrodynamik, später dann am SKYLAB Space (FHA). Er wurde am 22. September 1933 in ,German-American Heritage Foundation of Station Programm und an den Anfängen des Leipzig geboren und kam 1962 in die Ver- the USA‘ als ,Distinguished German-Ame- Space Shuttle Programms. Ab 1974 mitver- einigten Staaten, wo er 1967 die amerika- rican of the Year 2008‘ geehrt. Die Gala, antwortlich im NASA Hauptquartier in Was- nische Staatsbürgerschaft erhielt. Für seine verbunden mit der Auszeichnung an Dr. von hington im ,Office of Manned Space Flight‘ Leistungen im U.S. Space Program und seine Puttkamer, findet am 6. Dezember 2008 im (OMSF) für die Konzeption, Durchführung langjährigen Bemühungen um die Förderung Gebäude des Cannstatter Volksfest Vereins in und Kontrolle von langzeitlichen Studien zur deutsch-amerikanischer Beziehungen ist es Philadelphia statt. Erforschung und Entwicklung der Raumfahrt. uns eine Ehre Prof. Dr. Dipl.-Ing. Jesco Frei- Die Auszeichnung zum Deutsch-Amerika- Dr. von Puttkamer hat viele Auszeich- herr von Puttkamer die Auszeichnung des ner des Jahres wird in Anerkennung außer- nungen erhalten, u.a. für seine Mitwirkung ,Distinguished German-American of 2008” zu gewöhnlicher Verdienste und Leistungen im an der SATURN V-Mondrakete und an den verleihen.‘ “ Bereich der Wirtschaft, der Kunst und Kultur, APOLLO- und SKYLAB-Programmen. 2004 Hope Fandom Observer 234 · 12/2008  mm/fo234/nachrichten/szene Sammlung Ehrig antworten, wäre in meinen Augen ein Akt der Barbarei, für den ich nicht verantwortlich in Gefahr sein möchte. Darum habe ich mit mir selbst einen Pakt geschlossen: wenn es mir gelingt, Marianne Ehrig, die Witwe des Fantastik- mindestens 100 Abonnenten zusammenzu- sammlers Heinz-Jürgen Ehrig, kämpft immer kriegen, pfeife ich auf die Raubkopierer und noch darum, die Sammlung ihres Mannes mache weiter, was immer auch passieren zu erhalten: mag. Inzwischen läuft im Internet eine große „Damit es der Sammlung meines ver- Aktion zur Rettung der Sammlung Ehrig und storbenen Mannes Heinz-Jürgen Ehrig nicht des Bestandskatalogs. Nähere Informationen ebenso ergeht wie vielen anderen Samm- zum Katalog, zur Aktion ,100 Abos‘ und lungen, habe ich von Anfang an nach Wegen jede Menge Links dazu finden Sie unter gesucht, Geld für die nötigen Instandhal- anderem auf meiner Homepage www.villa- tungsarbeiten und zur Erhaltung der Samm- galactica.de“ lung aus der ganzen Sache zu ziehen, ohne festa unersetzliche Texte verkaufen zu müssen. Einer dieser Wege ist ein Bestandskatalog der besonderen Art, der sich auch sogleich großer, wenn auch nicht immer ganz lega- ler Beliebtheit erfreute. Seit dem 25.8.2007 habe ich bereits acht Bände dieses Katalogs herausgegeben und damit fast ein Sechstel der mir vorliegenden erzählenden Literatur Tanzkurs auf Gor bewältigt. Alle Bücher und Hefte sind nicht nur in Form der bibliographischen Daten erfasst, sondern auch abgebildet. Auf meiner Anfang 2009 erscheint der neue Gor-Roman Homepage schreibe ich, es handele sich im Basilisk Verlag. Es handelt sich um den bei den einzelnen Bänden um Hefte mit Band „Dancer of Gor“ (Band 22), der zum beiliegenden CDs, aber viele meiner Kunden ersten Mal in deutscher Sprache erscheint. sehen das eher umgekehrt, nämlich als CDs Der Band ist ungekürzt und wird mit voraus- mit Begleitheften. Abgebildet wird bei mir sichtlich ca. 500 Seiten das umfangreichste alles: alle Bücher, alle Hefte, nicht nur die Buch werden, das bisher bei Basilisk erschie- Cover, sondern auch die Rücken, die Rück- nen ist. Die auf 500 Exemplare limitierte seiten, alles mit und ohne Schutzumschlag, Sammlerausgabe „Die Chroniken von Gor mit und ohne Streifband, kurzum: es handelt 22: Die Tänzerin“ kann ab sofort vorbestellt sich um die totale Dokumentation einer der werden: www.basilisk-verlag.de unbestritten größten Sammlungen utopisch- basilisk phantastischer Literatur in deutscher Spra- che, die es zurzeit gibt. Literatur Leider verlief der Anfang etwas unglück- lich: einige meiner Abonnenten konnten der der Nacht Versuchung nicht widerstehen, die Hefte einzuscannen, mitsamt den Bildern auf CDs Nostalgisches zu brennen und in dieser bequemen Form Die größten Horrorautoren live gelesen unter unter der Hand weiterzugeben, so daß ich zu Weihnachten nächtlichem Sternenhimmel – mit der dunk- zunächst nicht über jämmerliche 21 Abon- len Jahreszeit hält das Grauen Einzug ins nenten hinauskam. Bei Band 8 (und einem Planetarium Bochum. Namhafte Schauspie- Stundenlohn von 60 Cent – brutto, versteht Von Heinz J. Galle erscheint dieser Tage „Wie ler und Synchronsprecher präsentieren span- sich) war ich infolge dieser Piraterie nahe die Science Fiction Deutschland eroberte nende Kurzgeschichten live unter nächtli- daran, das ganze Projekt aufzugeben. Aber – Erinnerungen an die miterlebte Vergan- chem Sternenhimmel. Damit öffnet das Haus diese einzigartige Sammlung mit ihren vie- genheit der Zukunft“. Das mit zahlreichen seine Kuppel erstmals für eine literarische len nirgendwo anders erfassten Raritäten Fotos (u.a. Con-Fotos) versehene Buch hat Veranstaltungsreihe. Unter funkelnden Ster- undokumentiert dem Strom der Zeit zu über- folgenden Inhalt: nen ist düstere Spannung garantiert! Die 1. Vom Zukunftsroman zur Science Fiction nächsten Termine: Freitag 30. Januar 2009, 2. Die SF-Fans und ihre Welt H. P. Lovecraft, „Die Ratten im Gemäuer“, 3. Vormarsch auf schmaler und breiter Front gelesen von Lutz Riedel; Freitag, 27. Februar 4. SF in den Leihbüchereien von 1948–1975 2009, Stephen King, „Omi“, gelesen von Lutz 5. Das SF-Taschenbuch beginnt seinen Riedel. Beginn ist jeweils um 22 Uhr, das Siegeszug Zeiss-Planetarium findet sich in der Castroper 6. Verwelkte Blüten und Schwanengesang? Straße 67 in Bochum (www.planetarium- 7. Das Haus mit den Bunten Fenstern bochum.de). 8. Die SF-Filme der 1950er und 1960er Jahre festa 9. Die UFOs und die Science Fiction Weitere Einzelheiten und Musterseiten gibt es auf der Homepage www.dieter-von- reeken.de. reeken 6 Fandom Observer 234 · 12/2008 mm/fo234/dossier/creative-writing Die Dozentin (Foto: Thomas Rabenstein) Uschi Zietsch (links, rechts kniend) und die Teilnehmer der Wortschmiede im September 2008 (Foto: Zietsch) Der Tag der Autorin Uschi Zietsch Taschentücher berichtet über die Seminare der Fabylon­Schreibwerkstatt Initiator der ursprünglichen Schreibwerkstatt war Andreas Findig. 2004 holte er mich als Co-Dozentin mit dazu – meine erste Teilnahme überhaupt an einem solchen Seminar. 2005 übernahm ich dann die Leitung. Seit 2006 gibt es die Seminare in Süddeutschland (im bayerischen Allgäu) und in Österreich. Seitdem veranstalte ich die Seminare nach Änderungen am Konzept allein. Der maßgebliche Vorteil liegt darin, daß die Gruppen aus höchstens 5 bis 7 Teilnehmern bestehen. So kann ich intensiv auf jeden Einzelnen eingehen, und wir haben mehr Zeit für die Analyse Die Grundvoraussetzung, um an einem solchen Seminar teilzu- nehmen, liegt in der Freude am Schreiben. Mehr braucht es nicht. Auch das Genre spielt keine Rolle, solange es sich um Prosa handelt. Die Seminare sind zweigeteilt – in ein viertägiges Basis- seminar und in ein dreitägiges Fortgeschrittenenseminar. Im Basisseminar fangen wir ganz von vorn mit dem Handwerk an, behandeln ein wenig Theorie (ohne dass dabei Lehrbücher her- untergebetet werden), besprechen die eingereichten Texte und setzen die Theorie anschließend in Schreibübungen um. Bei der „Wortschmiede“ für Fortgeschrittene fallen die Grundlagen und theoretischen Einheiten weg, den Teilnehmern wird eine Aufgabe zu einem bestimmten Thema gestellt, sie schreiben dazu eine Geschichte und danach wird analysiert. Wichtig ist: Ich bin selbst kein Theoretiker, ich vermittle aufgrund meiner jahrzehntelangen praktischen Erfahrungen, sodass wir immer „dicht am Wort“ sind. Vorwiegend sehe ich mich als Diskussionsleiterin, die vor allem die Teilnehmer zur Aktivität anregt. Anhand von Beispielen aus dem wirklichen Leben arbeiten wir uns Stück für Stück in das Geheimnis guten Schreibens hinein. Hochliterarische Fachsimpeleien mit stundenlangen Monologen (auch Vorträge genannt) gibt es bei mir nicht. Manch einer mag einwenden, dass ihm der Internet-Austausch mit anderen genügt – das muss jeder für sich entscheiden. Aber so intensiv und vor allem im Austausch „Auge in Auge“ kann das Internet nicht sein, und ohne professionelle Anleitung kommt man auch nicht weiter. Vor allem: Nirgends kann man sich in einer Gruppe so geben wie Erfolgreiche Kundinnen: hier. Man kann unbefangen über Wünsche und Träume und Fan- Stefanie Rafflenbeul, links (Maddrax, Sternen- tastereien reden, ohne dass man das Gefühl haben muss, schief faust, SunQuest, Elfenzeit, Titan u.a.) und Jana angesehen zu werden. Paradigi (Maddrax, SunQuest, Elfenzeit u.a.) (Foto: Zietsch) Fandom Observer 234 · 12/2008 7 mmmm//ffoo223344//dossier/creative-writing Teilnehmer der Schreibwerkstatt 2007 in Salzburg (Foto: Zietsch) Verena Themsen (Elfenzeit, SunQuest) (Foto: >Themsen) Das Basisseminar 100 Prozent öffnet sich dann beim Schreiben nun spielend gelöst werden können, eine Am Donnerstagabend arbeiten wir die daheim aufgrund dessen plötzlich ein Knopf, Zusammenfassung des Seminars und all- Grundlagen des Handwerks durch. Was ist der vorher zu Kopfzerbrechen geführt hat gemeine Tipps und Hinweise, beispielswei- die Voraussetzung fürs Schreiben? Was ist und zu der Frage: „Verflixt, was mache ich se über die Herangehensweise an Verlage, jede Geschichte? Woher kommen die Ideen? denn nur falsch?“ wofür Agenturen gut sind, und dergleichen Wie organisiere ich mich? Darauf folgt Schritt mehr; die Teilnehmer sind auch angehalten, für Schritt das Arbeiten, von der Idee zum Schreibübungen Fragen zu stellen. Am frühen Nachmittag Exposé und schließlich zum Schreiben. Vor Wenn dieser sehr anstrengende Tag vorüber geht es dann wieder nach Hause. allem die unerlässliche Exposéarbeit wird ist, sind alle froh. Manche auch noch ein immer wieder geübt. Viele glauben ja, man wenig frustriert, weil sie das Gefühl haben Die Wortschmiede kann einfach drauflosschreiben … nur leider „also, das schaffe ich nie“. Aber dieses Das Fortgeschrittenen-Seminar ist um einen funktioniert das so nicht. Je besser man sich Gefühl wird spätestens am Samstag, wenn Tag verkürzt. Die Teilnehmer erhalten am Frei- vorbereitet, umso kreativer und spontaner die Schreibübungen beginnen, genommen. tag Abend ihre – mehrteilige – Aufgabe, ver- ist dann das Schreiben – und nicht umge- Zum einen gibt es kaum Möglichkeit, nach- bringen den Samstag Vormittag mit Schreiben, kehrt. Das ist ein Irrtum, der viele Anfänger zudenken, es ist absolute Konzentration aufs nach dem Essen werden die ausgedruckten in eine Sackgasse treibt. Nicht selten verliert Schreiben erforderlich, um in der knapp Geschichten vorgelesen und analysiert, genau ein Autor dann die Lust am Schreiben und bemessenen Zeit fertig zu werden. Zum wie beim Basisseminar. Anschließend geht es spricht von einer „Schreibblockade“, die es anderen öffnen sich hier schon die ersten an den zweiten bis dritten Teil der Aufgabe, je in Wahrheit gar nicht gibt, sondern nur Knöpfe, denn die Übungen bauen aufeinan- nachdem, wie schnell wir voranschreiten, bis eine Ausrede für schlechte Organisation und der auf (Dialoge, Beschreibungen, Exposés Sonntag Mittag. Schummelei ist. usw), und vieles, was an den beiden vorhe- Die Seminare sind immer flexibel, den Auf der Basis dieser Grundlagen wird rigen Tagen besprochen wurde, findet hier Möglichkeiten der Teilnehmer angepasst, der ganze Freitag mit der Analyse der ein- nun Anwendung. Die Autorinnen und Auto- ebenso auch ihren persönlichen Präferenzen. gereichten Geschichten (das dürfen abge- ren, die zunächst Sorge haben, dass ihnen Es gibt kein starres System, sondern regen schlossene Kurzgeschichten sein, aber auch gar nichts zu den Übungen einfällt, haben Gedankenaustausch. Romananfänge, Thema und Genre sind egal) dann eher das Problem, dass ihnen zu viele verbracht. Hier sind vor allem die Punkte zu Ideen einfallen. Bedingt durch das Tempo beachten: Funktioniert die Geschichte so? und keinerlei Möglichkeit zur Ablenkung, Wird ein Gefühl von Atmosphäre vermittelt? läuft die Fantasie auf Hochtouren, und die Sind die Personen nachvollziehbar? Gibt es Geschichten sprudeln nur so heraus. Auch – bei einer eingereichten Short Story – eine diese Übungen werden in offener Diskussion Pointe? Ist die Geschichte passiv oder aktiv besprochen. erzählt, gibt es Perspektivenbrüche? Und Nach diesem Tag höchster Kreativität sind vieles mehr. Der Freitag wird auch von den alle Teilnehmer ebenso höchst motiviert. Wiederholern augenzwinkernd als „Der Tag Noch beim Abendessen – eigentlich Freizeit der Taschentücher“ bezeichnet, weil es nicht – tauschen sich alle über ihre neuen Erfah- einfach ist, seine Geschichte einem kriti- rungen und Eindrücke aus; natürlich gibt es schen Publikum zu präsentieren. Aber: Die bei den Übungen auch viel zu lachen, und Kritik ist grundsätzlich konstruktiv, es gibt so mancher Autor entdeckt sein Talent für keine Bewertung als „gut“ oder „schlecht“, humorvolle Geschichten. An diesem Abend sondern eben eine aufbauende Analyse. biete ich nach der letzten Einheit (meistens Und das als offene Diskussion in der Runde hören wir ca. 21.30 Uhr auf) die Möglichkeit mit Gleichgesinnten. Für alle Teilnehmer ist zum Einzelgespräch. Zufriedener Kunde auf der Buchmesse: diese Analyse lehrreich – und zu annähernd Am Sonntag gibt es letzte Übungen, die Marc „Perry Rhodan Action“ Herren (Foto: Zietsch) 8 Fandom Observer 234 · 12/2008 mmmm//ffoo223344//dossier/creative-writing Creative Writing funktioniert Interview mit »Perry Rhodan«­Chefredakteur Klaus N. Frick Erzähl ein wenig zu Deinen Workshops! Ist das viel oder nicht? Seit 1995 finden an der Bundesakade- Ansichtssache. Dass amerikanische Autoren mie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel so professionell sind und häufig auch so Schreibseminare statt, die sich vorrangig erfolgreich, hat nicht nur mit Seminaren zu an Menschen richten, die Science Ficti- tun, aber sicher auch: Die gehen mit einer on schreiben und publizieren möchten. gewissen Ernsthaftigkeit daran, ihre stili- Die Basis dafür legte damals Dr. Hartmut stischen Fähigkeiten zu verbessern. Hier- Kasper, zu jener Zeit der literarische Leiter zulande herrscht nach wie vor häufig die der Bundesakademie; heute ist Dr. Olaf Meinung vor – auch in der SF und Fantasy Kutzmutz für die Seminare verantwortlich. –, es genüge, eine gute Idee zu haben, Er begleitet und steuert sie, unterstützt von dann laufe der Rest von selbst. Ich bin der zwei Fach-Dozenten. Ansicht, dass es keinem Autor schadet, sich Der eine davon bin meist ich als Redak- ab und zu mal fortzubilden … teur, hinzu kommt ein Autor. Als Autoren waren unter anderem schon Andreas Esch- Gibt es mehr davon außerhalb der bach, Robert Feldhoff oder Uwe Anton phantastischen Genres? Jeder Teilnehmer legt sein persönliches dabei; zuletzt hatte ich ein Seminar mit Ganz eindeutig. Für Drehbuchautoren hat Ziel für den Kurs fest, was er sich erwartet. Kathrin Lange, und im Dezember ist eines sich in den letzten Jahren eine richtige Zumeist einen Motivationsschubs: Kann ich mit Frank Borsch. Industrie entwickelt; Krimi-Autoren tagen denn überhaupt schreiben? Lohnt es sich, Im Regelfall gibt es zwischen 10 und 15 häufig, und es gibt mittlerweile an jeder weiterzumachen? Ja. Immer. Das versuche Teilnehmer, die eigene Texte besprechen, größeren Volkshochschule irgendwelche ich zu vermitteln. Gleichzeitig sind die Teil- die aber auch den einen oder ande- »Creative Writing«-Seminare. Über deren nehmer einmal „unter sich“, können sich ren »theoretischen« Vortrag erhalten. Bei- Niveau kann ich natürlich nichts sagen, gegenseitig austauschen und ernten keine spielsweise: Wie funktioniert ein Verlag? aber hier hat sich in den letzten Jahren seltsamen oder verständnislosen Blicke, Was ist ein Autorenvertrag? Was macht doch viel getan. wenn sie von ihrer Begeisterung fürs Schrei- eigentlich das Marketing? Und wie komme ben reden oder fachsimpeln. An so einem ich als Autor überhaupt an einen Verlag Wie beurteilst Du die Methode generell? Wochenende ohne Ablenkung sich nur auf ran? Vorrangig werden aber Texte geschrie- Ich halte sehr viel davon. Einige der Men- sich und das Schreiben zu konzentrieren, ben, Texte diskutiert und durchaus auch schen, die in Wolfenbüttel auf Semina- zusammen mit anderen, die dasselbe Ziel gemeinsam verbessert. ren waren, haben es längst zu eigenen haben, bedeutet an sich schon einen großen Romanen gebracht. Das hätten sie wahr- Motivationsschub. Am Ende des Seminars Wie sieht die Szene des „Creative Writing“ scheinlich auch geschafft, wenn sie nicht wissen viele Teilnehmer: Wo stehe ich? Was in Deutschland aus? auf einem dieser Seminare gewesen wäre will ich erreichen? Wen will ich erreichen? Es gibt an den Universitäten Hildesheim – Talent kann man niemandem vermitteln Schreiben soll Spaß machen – es ist und Leipzig wirkliche Schreibwerkstätten, –, aber es beförderte sicher ihren Ehrgeiz aber kein Spaß, sondern eine ernsthafte, die in den letzten Jahren eine Reihe hoch- und half ihnen, Schwierigkeiten zu über- anstrengende Arbeit, die allerdings jede rangiger Literaturpreisträger »produziert« winden. Mühe wert ist. haben. Wer in Leipzig studiert und es dort Es gibt sicher auch „Creative Writing“- Uschi Zietsch im Literaturstudium zu einem vernünftigen Seminare, die nichts bringen, weil der Abschluss bringt, hat hinterher sehr gute Ansatz falsch ist oder sich Teilnehmer und Chancen, auch einen Vertrag in einem der Dozenten nicht verstehen. Es gibt sicher renommierten Verlage zu erhalten. auch Menschen, bei denen ist jeder Ver- Darüber hinaus gibt es an der Bundes- such, ihnen etwas beizubringen, umsonst, akademie unter Leitung von Dr. Kutzmutz und es gibt selbstverständlich Autorinnen Weiterlesen: und zusammen mit anderen Dozenten und Autoren, die Naturtalente sind, die eine Reihe von Seminaren wie beispiels- keinerlei Seminar benötigen, um herrausra- • www.fabylon-schreibwerkstatt.de weise den »Basiskurs Erzählen«, die sehr gende Romane zu verfassen. Aber unterm – Seminarbeschreibungen, Erfolgsbe- gut die grundlegenden Techniken vermit- Strich halte ich viel davon, auch das Schrei- richte, Programm und Anmeldung teln. Krimi- oder Drehbuch-Seminare ergän- ben zu lernen. • www.bundesakademie.de/li.htm - zen das Ganze. die Literaturwerkstätten der Bundes- Im SF- und Fantasy-Bereich gibt es Ist die Idee auf Europa übertragbar oder akademie neben diversen Vereinigungen, die solche bleibt das ewig etwas, das nur in den Seminare im kleinen Kreis abhalten, meines USA funktioniert? • www.petravennekohl.de/44stunden. Wissens nur zwei »Creative Writing«-Einrich- Die Universitäten Leipzig und Hildesheim htm – eine Teilnehmerin berichtet tungen, die professionell arbeiten. Das eine beweisen seit langem, dass die Methode von einem Workshop mit Andreas ist die eben erwähnte Bundesakademie, das auch hierzulande funktioniert. In Frankreich Eschbach andere ist die von der Autorin Uschi Zietsch gibt es ebenfalls professionelle Methodi- mit viel Engagement betriebene Schreib- ken, Autoren auszubilden. werkstatt, die zweimal im Jahr stattfindet. Fandom Observer 234 · 12/2008  Keine Gefangenen! Der lange Weg des Torsten Wolber vom Fanzinekünstler zum gefeierten „digital artist“ Talentierte Zeichner sind im deutschen SF-Fandom der 80er Jahre „heiße Ware“; ahnungslose Jungverleger haben kaum eine Chance, ihr Heft mit einem Atzenhofer, Holl, Stummer oder Wittmer zu schmücken. Fanzine-Greenhorn Müller hat sich schon damit abgefunden, für Selbstgemaltes ausgelacht zu werden, als er bemerkt, daß Schulkamerad Torsten Wolber ganz hervorragend zeichnen kann … Mit elf Jahren lernt Torsten, daß ein Schulhof bringt. Die Misere bei der Mannschaftswahl kann Müller sein Glück kaum fassen: Hier kein Paradies für Außenseiter ist. Neu in der im Sportunterricht bessert sich nicht; auch ist ein Ausnahmetalent und er sitzt an der Stadt, ohne Freunde, unsportlich, ohne Sinn in der Freizeit wird er mit seinen Mitschülern Quelle! für Mode und angesagte Musik – logisch, nicht warm. Bei Torsten ist Zeichnen statt Den ersten Veröffentlichungen in Müllers daß er bei der Wahl der Fußballmannschaf- Party angesagt. Und sein Erfolg macht ihn so Heftchen folgen schnell weitere: Torsten wird ten immer als Letzter stehen bleibt. Er ist ja selbstbewußt, daß er den Außenseiterstatus zum begehrten Lieferanten für Illustrationen nicht mal von hier, seine Familie auch nicht gelassen und freundlich ertragen kann. und Titelbilder, veröffentlicht in Scheibes und besonders reich, was im vornehmen Köln- Schulz' Tales (später Nachtschatten) oder Rodenkirchen durchaus ein Makel ist. Premiere im SF-Fandom in einigen Titeln, die der Grafik-Designer Eigentlich kommt Torsten aus Bayern, wo 1984 hat Torsten Rodenkirchen bereits hinter Krischan Holl editiert. Bald wird er in einem er Weihnachten 1964 geboren wird. Zahl- sich gelassen. Seit zwei Jahren besucht er ein Atemzug mit den Szene-Helden Anton Atzen- reiche Umzüge führen ihn nach Hamburg Gymnasium im Kölner Stadtteil Sülz. Außen- hofer und Frans Stummer genannt. Aber und Hannover, nach Koblenz und schließlich seiter gibt es dort auch. Dachdeckersohn einen „echten Wolber“ im Heft zu haben, nach Köln. Er findet erstmal alles doof. Letz- Müller ist so einer: ständig klamm, kann bleibt trotzdem eine Seltenheit. ter bei der Mannschaftswahl – das hat er mit er weder mit Markenklamotten noch mit Daß er nach dem Abitur seinen Wehr- Lui gemeinsam, mit dem er sich anfreunden hippen Hifi-Geräten punkten und versucht dienst beim inzwischen aufgelösten Militä- wird. Die beiden haben noch etwas gemein- sich stattdessen als Hobbyschriftsteller und rischen Abschirmdienst der Bundesrepublik sam: künstlerisches Talent. Es wird ihr Leben Herausgeber eines Science-Fiction-Fanzines. Deutschland antritt, läßt ihn heute noch bestimmen, doch jetzt, mit elf, wissen die Die beiden kennen sich, haben Leistungskur- schmunzeln. Nein, die Stasi habe niemals beiden noch nichts davon. se gemeinsam, sie kommen ins Gespräch. versucht, ihn anzuwerben, dabei geht hoch- Die Umzüge haben Torsten zum Eigen- Darüber, daß Müllers Heft doppelsinnig Der interessantes Material über seinen Schreib- brötler gemacht. Freundschaften lassen sich Phantast heißt, muß selbst Torsten lachen, tisch: die Urlaubsanträge der Agenten zum so nicht pflegen; er muß sich anders beschäf- aber ganz frei von Häme. Die Zeichnungen Beispiel, und er teilt die Zivilfahrzeuge für tigen. Der Junge beginnt, zu zeichnen. Das sind selbstgemacht? Aha, interessant … Er Observationen ein, die ständig gewechselt tun andere Kinder auch, aber Torsten hört zeichne auch ein wenig. Kann man das mal werden müssen, damit die Geheimen nicht nicht auf damit und langsam merkt er, daß sehen? Natürlich. so auffallen. er es besser kann als die anderen, die wenig An hoffnungsvollen Nachwuchsautoren mit ihm zu tun haben wollen. Das kann ihm hat es der Szene nie gemangelt, ehrgeizige Treu auf dem Irrweg niemand wegnehmen, das bleibt. „Ihr findet Fanzinemacher, denen es egal ist, Geld in Er bringt den Dienst hinter sich und schreibt mich vielleicht blöd,“ denkt er trotzig, „aber den Sand zu setzen, gibt es immer wieder, sich 1987 an der Fachhochschule Köln für das kann ich besser als ihr!" doch ohne Illustrationen sieht jedes die- das Grafik-Design-Studium ein, zusammen Bald stößt er an Grenzen, erkennt, daß ser Amateurheftchen unattraktiv aus, selbst mit Matthias Langer übrigens, den treue FO- Begabung allein nicht genügt. „Ein Prozent heute noch, da jeder sich daran versuchen Leser für seine pointierten Cartoons schätzen. ist Talent,“ sagt er heute. „Die übrigen 99 kann, ausgerüstet mit einem beliebigen PC, Es ist eine Zwischenzeit: das verschulte Stu- Prozent sind Übung.“ Aufgeben kommt nicht der Bilderflut aus dem Internet und natürlich dium gibt es nicht mehr und bis zur Einrich- in Frage; der Junge übt verbissen. Was er der eigenen Phantasie. In den frühen 80er tung des angesagten Design-Studiengangs zeichnet, ist ihm fast egal. Neugier und Beob- Jahren werden Adressen und Telefonnum- von heute werden noch Jahre vergehen. „Die achtungsgabe lassen ihn Dinge im Gekritzel mern talentierter Zeichner oft eifersüchtig Freiheit war das Beste, aber es gab auch zu sehen, die er festhält und zum Vorschein gehütet. Als er Torstens Zeichnungen sieht, wenig Führung,“ sagt Torsten. Noch ist die 10 Fandom Observer 234 · 12/2008

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