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Familien-Atlas: Lebenslagen und Regionen in Deutschland: Karten und Zahlen PDF

255 Pages·1993·17.528 MB·German
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Bertram, Bayer, Bauereiß: Familienatlas Hans Bertram Hiltrud Bayer Renate Bauereiß Familien-Atlas: Lebenslagen und Regionen in Deutschland Karten und Zahlen Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 1993 Die vorliegende Publikation -herausgegeben vom Deutschen Jugendinstitut - wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie und Senioren gefördert. Das Deutsche Jugendinstitut e.V. (DJI) ist ein zentrales sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut auf Bundesebene mit den Abteilungen: Jugendhilfe, Jugend und Arbeit, Jugend und Politik, Mädchen- und Frauenforschung, Familie/Familienpolitik, Kinder und Kinderbetreuung, Medien und neue lnformationstechnologien sowie Sozialberichterstattung/Dokumentation und Methodik. Es führt sowohl eigene Forschungsvorhaben als auch Auftragsforschungsprojekte durch. Die Finanzierung erfolgt überwiegend aus Mitteln des Bundesministeriums für Frauen und Jugend und im Rahmen von Projektförderung aus Mitteln der Bundesministerien für Familie und Senioren sowie für Bildung und Wissenschaft. Weitere Zuwendungen erhält das DJI von den Bundesländern und Institutionen der Wissenschaftsförderung. Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufnahme Bertram, Hans: Familien-Atlas: Lebenslagen und Regionen in Deutschland; Karten und Zahlen I Hans Bertram; Hiltrud Bayer; Renate Bauereiß. (Hrsg. vom Deutschen Jugendinstitut, München). Opladen: Leske und Budrich, 1993 ISBN 978-3-8100-1050-6 ISBN 978-3-322-92628-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-92628-9 NE: Bayer, Hiltrud; Bauereiß, Renate. © 1993 by Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Leske + Budrich, Opladen 1993 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zu~timmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikro verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Kartographie: cart/o/info Software GmbH, Karlsruhe. Die Karten und Grafiken wurden mit dem Kartenkonstruktionspaket cart/o/graphix erstellt. INHAL TSVERZE/CHN/5 EINLEITUNG ..... ........ .... ....... .......... ......... ........ ...... ..... .. ...... ....... IX KINDER, EHE UND FAMILIE. ...................................................... 1 Ledige 1987 .. . . . .. . . . . . . . .. . . . . . . . . . . .. . . . . .. . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . .. 2 Ledige (35 bis 39 Jahre) 1987 .......... ........... .................... .............................. 4 Verheiratete 1987 .......................................................................................... 6 Verheiratete (30 bis 34 Jahre) 1987 .............................................................. 8 Geburten 1986 bzw. 1989 ............................................................................. 10 Geburten -junge Mütter 1986 ...... .. .. .............. ....................... ........................ 12 Geburten -ältere Mütter 1986 ........... ................... ...................... ................ ... 14 Kinder unter 6 Jahren 1987 bzw. 1989 .......................................................... 16 Kinder unter 10 Jahren 1986 .... ............... .................. ...................... ............. 18 Ausländische Kinder unter 10 Jahren 1986 .................................................. 20 Eheschließungen 1986 bzw. 1989 ................................................................ 22 Single-Haushalte 1987 bzw. 1981 ................................................................. 24 Weibliche Single-Haushalte 1987 .. .. ..................... .................... ............... ...... 26 Haushalte mit vier und mehr Personen 1987 bzw. 1981 ............................... 28 Haushalte mit ausländischem Haushaltsvorstand 1987 ................................ 30 Ausländische Haushalte mit vier und mehr Personen 1987 .... .. ............. ...... 32 Ehescheidungen 1986 bzw. 1989 ................................................................. 34 Geschiedene 1987 . .. .. .. . .. . . . .. .. .. .. .. . . .. .. .. .. . .. . . . . . . . .. .. .. .. .. .. .. .. .. . . . . . . .. ... .. .. .. . . . . .. .. .. 36 Geschiedene (30 bis 34 Jahre) 1987 ............................................................ 38 ~ BEVÖLKERUNG. ....................................................................... 41 Altersaufbau der Bevölkerung 1950 -1987 ................................................... 42 Altersaufbau der Bevölkerung in den Bundesländern 1987 ......................... 44 Mobilität in der Altersgruppe 18 bis 24 Jahre 1986 ....................................... 46 Mobilität in der Altersgruppe 30 bis 49 Jahre 1986 ....................................... 48 Ausländer/Ausländerinnen 1987 ................................................................... 50 Veränderung der Bevölkerungsdichte 1980 - 1989 ....................................... 52 Bevölkerungsdichte 1989 . . . . . . . .. . . .. . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. .. . . . . . . . . . 54 1+1 WERTE ...................................................................................... 57 Katholiken 1987 .. . .. .. .. . .. .. . . .... .. .. . .. .. .. .. .. .. .. . . . . .. .... .. .. .. . . . . . . . . .. .. .. .. .. ..... . .. . .. .. .. .. . .. 58 Protestanten 1987 .. . .. . . .. .. .. .... . .. . .. .. .. . .. .. .. .. .. .. .. .. . .. . . .. .. .. .. .. .. .. .. . .. . .. .. .. .. .. .. .. . .. . . . 60 CDU/CSU-, SPD-Hochburgen 1989 .............................................................. 62 Hochburgen von FDP und GRÜNEN 1989 ................................................... 64 Erziehung zu 'Kooperation und Selbstverwirklichung' 1988 ......................... 66 Wertschätzung von Kindern 1988 bzw. 1990 ................................................ 68 Wertschätzung von Ehe 1988 bzw. 1990 ...................................................... 70 Erziehung zu 'Pflicht und Leistung' 1988 bzw. 1990 ..................................... 72 Materialismus-Postmaterialismus 1988 bzw. 1990 ..................................... 74 Kirchgang 1987 ... . . . ............ ............ ................ ............. ................... ... .. .......... 76 V INHALTSVERZEICHNIS INFRASTRUKTUR ..................................................................... 79 Versorgung mit Kinderkrippen- und Kindergartenplätzen 1989 ..................... 80 Kindergartenplätze 1986 ........ ............... ........... ............. ............ ............ ........ 82 Kinderhortplätze 1986 . . .. . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . 84 Kinderkrippenplätze 1986 . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . .. . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . 86 Versorgung mit Ärzten 1986 .......................................................................... 88 Versorgung mit Kinderärzten 1986 ................................................................ 90 Erziehungshilfe 1986 . . ............ .......... ............ .......................... ................. ...... 92 Amtspflegschaft 1986 . .. . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . 94 Finanzieller Aufwand für Jugendhilfe 1986 .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. 96 Finanzieller Aufwand für Heimpflege 1986 ............ .......................... .......... .... 98 BILDUNG .................................................................................. 101 Quartanerquote 1989 .................................................................................... 10 2 Veränderung der Quartanerquote 1980 - 1989 ............................................. 10 4 Schüler/Schülerinnen und Studenten/Studentinnen 1986 ............................. 10 6 Ausländische Schüler und Schülerinnen an Hauptschulen 1986 .................. 10 8 Schulabgänger/-abgängerinnen ohne Hauptschulabschluß 1986 ................. 11 0 Schulabgänger/-abgängerinnen mit Hochschulreife 1986 .............................1 12 Auszubildende 1987 ...................................................................................... 114 Bildungsabschluß Volks- bzw. Hauptschule -Männerund Frauen 1987 ...... 116 Bildungsabschluß Hochschul-/Fachhochschulreife -Frauen 1987 ............... 118 SOZIALE SICHERHEIT ............................................................ 121 Sozialhilfeempfänger und -empfängerinnen -Kinder 1986 ........................... 122 Sozialhilfeempfänger und -empfängerinnen -Kinder und Jugendliche 1986 .......................................................................................... 124 Sozialhilfeempfänger und -empfängerinnen (21 bis 24 Jahre) 1986 ............. 126 Sozialhilfeempfänger und -empfängerinnen -Gesamtbevölkerung 1986 ..... 128 Sozialhilfe und Haushalte 1986 ..................................................................... 130 Aufwendungen für Sozialhilfe 1986 ............................................................... 132 Wohngeldempfänger/-empfängerinnen 1986 ................................................ 134 RISIKEN .................................................................................. 137 Gestorbene 1986 .......................................................................................... 138 Säuglingssterblichkeit 1986 .......................................................................... 140 Im Straßenverkehr verletzte Kleinkinder 1986 .............................................. 142 Im Straßenverkehr verletzte Kinder 1986 ..................................................... 144 Im Straßenverkehr verletzte Jugendliche 1986 ............................................. 146 Im Straßenverkehr getötete Jugendliche 1986 ............................................. 148 VI INHAL TSVERZE/CHN/5 EINKOMMEN UND WOHLSTAND ........................................... 1St Lohnsteuerpflichtige mit niedrigen Einkünften 1986 ......................................1 52 Einkommenssteuerpflichtige mit hohen Einkünften 1986 ..............................1 54 Einkommenssteuerpflichtige mit sehr hohen Einkünften 1986 ...................... 156 Veränderung der Einkommenssteuerpflichtigen mit sehr hohen Einkünften 1983 -1986 ................................................................................. 158 Wohneigentümerquote 1987 ......................................................................... 160 Wohnräume je Person 1987 ..........................................................................1 62 Durchschnittliche Wohnungsmieten 1987 ..................................................... 164 Niedrige Wohnungsmieten 1987 ................................................................... 166 Ausländerhaushalte 1987 ..............................................................................1 68 Arbeiterhaushalte 1987 ................................................................................ 170 Wohnfläche in Wohnungen 1987 .................................................................. 172 Erwerbslosenquote 1987 ............................................................................... 174 Ausländische Erwerbslose 1987 ................................................................... 176 WIRTSCHAFTSSTRUKTUR. .................................................... 179 Beschäftigte in Energie-und Wasserversorgung, Bergbau 1987 ................. 180 Beschäftigte im Handel 1987 ........................................................................ 182 Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe 1987 ........................................... 184 Erwerbstätige/Beschäftigte in der Industrie 1987 bzw. 1989 ........................ 186 Erwerbstätige/Beschäftigte in Land-und Forstwirtschaft 1987 bzw. 1989 .... 188 Entwicklung der Arbeitsstätten 1970 -1987 ..................................................1 90 Große Betriebe 1987 .....................................................................................1 92 Beschäftigte in kleinen Betrieben 1987 ......................................................... 194 Beschäftigte in größeren Betrieben 1987 ...................................................... 196 Entwicklung der Beschäftigtenzahlen 1970 -1987 ....................................... 198 Entwicklung der Beschäftigtenzahlen von Männern 1970 - 1987 ................. 200 Beschäftigtenanteil von Frauen 1987 ........................................................... 202 Weibliche Teilzeitbeschäftigte 1987 ............................................................. 204 Ausländische Beschäftigte 1987 ................................................................... 206 Angestellte 1987 ........................................................................................... 208 Arbeiter/Arbeiterinnen 1987 .......................................................................... 21 0 Weibliche mithelfende Familienangehörige 1987 ......................................... 212 Kaufkraft 1988 .............................................................................................. 214 Entwicklung der Bruttowertschöpfung im Bereich 'Produzierendes Gewerbe' 1980 -1986 ................................................................................... 216 Entwicklung der Bruttowertschöpfung im Bereich 'Dienstleistungs- unternehmen' 1980 -1986 ............................................................................ 218 Entwicklung der Bruttowertschöpfung im Bereich 'Handel und Verkehr' 1980-1986 .................................................................................... 220 rn SCHLAGWORTVERZEICHNIS .............................................. 223 DATENQUELLEN .................................................................... 225 VII INHALTSVERZEICHNIS KREISE MIT NIEDRIGSTEN U. HÖCHSTEN WERTEN....... 231 KARTE DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND UND KREISKENNZIFFERN ................................................... .236 VIII EINLEITUNG Zur Zielsetzung des Familien-Atlas Die zunehmende Vielfalt von Lebensformen in der Bundesrepublik, die fortschrei tende Ausdifferenzierung von unterschiedlichen Lebensstilen, die Auflösung tra ditionaler sozialkultureller Milieus und die zunehmende Individualisierung der Le bensentwürfe des einzelnen gehören zu den großen Themen, die gegenwärtig in Politik und Sozialwissenschaften intensiv diskutiert werden. ln der Politik findet eine verstärkte Auseinandersetzung über eine angemessene Reaktion auf die veränderten Lebensvorstellungen und Lebensentwürfe junger Menschen statt. Miteinbezogen in diese Diskussionen werden die Sicherstellung der verstärkten Beteiligung von Frauen und Müttern am Erwerbsprozeß sowie die Weiterentwicklung der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau im Erwerbs leben und innerhalb der Familie. Daneben gibt es eine große und breit angelegte Debatte über die zukünftige Organisation der Pflege- und Unterstützungsleistun gen für die ältere Generation. Einerseits soll aufgrund der gestiegenen Anzahl al ter Menschen eine angemessene staatliche Pflege und Unterstützung gewährlei stet werden, andererseits jedoch auch die Solidarität von Familie und Verwandt schaft gefördert werden. ln politischen Diskussionen kehren die Themen Ehe, Familie und Erwerbsbeteili gung von Frauen aufgrund der deutschen Wiedervereinigung wieder mehr ins Zen trum des Interesses zurück, da offenkundig unterschiedliche familienpolitische Grundkonzeptionen in der früheren DDR und der Bundesrepublik nun für alle Be teiligten in einer angemessenen Weise zusammengeführt und weiterentwickelt werden müssen. Daneben gibt es auch in der sozialwissenschaftliehen Debatte eine intensive Dis kussion um den Wandel untl um die Entwicklung der Lebensstile bzw. der Lebens formen in der Bundesrepublik. ln dieser Debatte geht es ebenfalls im wesentlichen um die Veränderung der Lebensformen von Ehe und Familie in der Bundesrepu blik sowie um die zunehmende Erwerbsbeteiligung von Frauen in unserer Gesell schaft. Dabei wird die These vertreten, daß durch die zunehmende Ausdifferenzie rung von industriellen Gesellschaften im Übergang zu Dienstleistungsgesellschaf ten jene traditionellen Formen der Lebensführungen in Ehe und Familie für immer mehr Menschen obsolet werden und diese im größerem Umfange versuchen, höchst individuelle Formen der eigenen Lebensführung zu entwickeln. Bei dieser Debatte geht es neben der empirischen Beschreibung dieser Entwicklung natür lich auch um die Abschätzung der Chancen und Risiken, die in solchen Entwick lungen zu vermuten sind. Einerseits ermöglicht die Individualisierung Männern wie Frauen in unserer Ge sellschaft eine zunehmend größere Selbstentfaltung in Beruf und Freizeit, ande rerseits wird dadurch in Bezug auf die Betreuung von Kindern sowie auf die Pfle geunterstützung alter Menschen und die sonstigen sozialen Leistungen in einer Gesellschaft ein hohes Gefahrenpotential vermutet. Diese Debatte ist keinesfalls eine rein bundesrepublikanische Debatte, sondern sie wird mit gleicher Vehe menz und den gleichen Verflechtungen im politischen und wirtschaftlichen Be reich z.B. in den USA geführt. Die starke Konzentration der öffentlich-politischen Debatte auf den Wandel der amerikanischen Familie entspricht auf der wissenschaftlichen Ebene der intensi ven Diskussion der Thesen von BELLAH (1987, 1991 ). Er stellt das Überleben der traditionellen amerikanischen Familie aufgrund des dort zu beobachtenden ln dividualisierungsschubes in Frage, da die Familienmitglieder zunehmend ihren ei genen individualistischen Interessen nachgehen und nicht mehr bereit sind, die IX EINLEITUNG Solidarleistungen zu erbringen, auf die Familie und familiale Beziehungen nun ein mal gegründet sind. Einige dieser Argumente finden sich auch bei anderen Auto ren wissenschaftlich intensiv diskutierter Werke, wie beispielsweise bei COLEMAN (1990). Er befürchtet, daß in einer solchen Gesellschaft die Zeit der Erwachsenen für Kinder immer mehr abnimmt und damit wichtiges soziales Kapital vernichtet wird. Werte und kulturelle Perspektiven, die für eine arbeitsteilige und demokrati sche Gesellschaft notwendig sind, werden jedoch gerade in der Kindheit vorwie gend von den Eitern vermittelt. ln den Arbeiten von Bellah werden diese von ihm selbst problematisierten Ent wicklungen mit der Verstädterung der Vereinigten Staaten in Beziehung gesetzt. Er entwickelt die These, daß insbesondere in den großen urbanen Zentren der Verfall der traditionellen amerikanischen Familie zu beobachten sei, wohingegen dies in den ländlichen Regionen nicht in gleicher Weise stattfände. Die deutsche Debatte wird von den meisten Autoren so geführt, als ob der beschriebene Trend ein völlig generalisierter Trend sei, der die gesamte Bundesrepublik in gleicher Weise erlaßt habe. Diese teilweise sehr abstrakte und generalisierende Argumen tation um den Wandel der Lebensstile in der Bundesrepublik ist umso erstaunli cher, als die Bundesrepublik vermutlich stärker als die meisten europäischen Län der historisch, aber auch in der Gegenwart, durch die regionale kulturelle Vielfalt ihrer sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung geprägt ist. Es ist in Deutschland fast eine Selbstverständlichkeit, daß sich Lebensformen in ländlichen katholischen Regionen z.B. in Bayern oder auch im Rheinland anders darstellen, als in den gro ßen urbanen Zentren. Die regionale Differenzierung ist weniger offenkundig, es gibt in der gegenwärtigen Debatte bis auf wenige Ausnahmen (MI EGEL 1991) so gut wie überhaupt keine Autoren, die die Pluralität von Lebensformen als Aus druck der regionalen Vielfalt in der Bundesrepublik interpretieren. Im Unterschied zu vielen europäischen Nachbarn kennt die Bundesrepublik kein intellektuelles Oberzentrum, da sie intellektuell und auch politisch gesehen eher polyzentrisch organisiert ist. Die Entwicklungen in München decken sich nicht not wendigerweise mit denen in Harnburg oder Bremen. Auch im wirtschaftlichen Bereich, angefangen vom Arbeitsmarkt bis hin zu Pro duktionsstrukturen, ist die Bundesrepublik ungewöhnlich vielgestaltig. Jeder Öko nom und jede politiknahe Beratungseinrichtung unternehmen in Prognosen etwa zum Arbeitsmarkt oder auch zur wirtschaftlichen Entwicklung den Versuch, zumin dest die unterschiedlichen Tendenzen innerhalb der Regionen der Bundesrepu blik darzustellen. Im Bereich der Politik ist der Ausgleich zwischen den einzelnen Bundesländern und innerhalb der Regionen der einzelnen Länder, aufgrund un terschiedlicher wirtschaftlicher Entwicklungen, eines der zentralen Diskussions themen. Fragen über Gleichheit und Gerechtigkeit werden im Bereich der Politik heute sehr viel häufiger nach Kriterien des Ausgleichs der Lebensbedingungen und Lebenschancen zwischen Regionen debattiert als zwischen sozialen Grup pen. Dabei wird in der Diskussion um die Entwicklungen von Lebensformen und Lebensstilen in der Bundesrepublik die regionale Vielgestaltigkeit im sozialen, politischen und kulturellen sowie im wirtschaftlichen Bereich überhaupt nicht zur Kenntnis genommen. Diese Diskussion ist sehr abstrakt und wird häufig statt auf der Basis empirischer Fakten, eher auf der Basis von Beobachtungen und Inter pretationen einzelner Entwicklungen geführt. Sie krankt allgemein an einem theo retischen und an einem empirischen Defizit. Das theoretische Defizit ist darin begründet, daß viele Soziologen infolge der Klassen-und Schichtungsdiskussionen der 60er und 70er Jahre verlernt haben, mit Kategorien wie Raum und Zeit umzugehen. Schwerpunkte der Untersuchun- X

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