Hinterhuber / Pieper· Fallstudien zum Strategischen Management Hans H. Hinterhuber / Rudiger Pieper (Hrsg.) Fallstudien zum Strategischen Management GABLER ISBN-13: 978-3-409-13662-4 e-ISBN-13: 978-3-322-82541-4 DOl: 10.1007/978-3-322-82541-4 v Geleitwort In Memoriam Dr. Rudiger Pieper Am Sonntag, dem 7. Marz, als die vorliegende Fallstudiensammlung kurz vor der Druek legung stand, verschied Dr. Rudiger Pieper an den Folgen eines Gehirntumors. Es faIlt schwer, diese wenigen Zeilen uber Rudiger Pieper zu schreiben; das haben vielleieht auch einige Freunde bemerkt, mit denen ieh Erinnerungen uber Rudiger Pieper ausge tauseht habe, urn den Freund besser zu verstehen, nachdem er nieht mehr lebt und es moglieh ist, uber ibn mit Abstand, wenn auch mit groBer Traurigkeit, naehzudenken. Von Rudiger Pieper HiBt sich vor allem sagen, daBerein guter Freund war. Es ist niehtleicht, in der heutigen Zeit gut zu sein; die Gute wird vielleicht von den anderen, d.h. von uns, immer weniger erfaBt und geschlitzt, nachdem die Bedeutung des "Gut-Seins" verloren ge gangen ist. Es scheint, daB der Wert der Gute sich urn so schwieriger verstehen HiBt, je mehr wir von der tliglichen Arbeit beansprucht werden. Rudiger Pieper wurde am 20.6.1957 in Duisburg geboren. Neben Abschlussen als Diplom Kaufmann und Diplom-Volkswirt an der FU Berlin warereinige Jahre als freier Trainer und Studienleiter bei verschiedenen Institutionen und Unternehmen tlitig. Von 1985 bis 1989 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut fUr U nternehmensfUhrung der FU Berlin bei Prof. Dr. W. H. Stlihle, bei dem er 1987 promovierte, Seine Dissertation uber "Diskursi ve Organisationsentwicklung. Anslitze einer sozialen Kontrolle von Wandel" wurde 1988 bei de Gruyter in Berlin veroffentlicht. Nach einer Gastprofessur an der Pepperdine University in Los Angeles nahm er 1989 die Stelle eines Kurators (Geschliftsfiihrers) des Paul-Lobe-Institutes in Berlin an, einer uberparteilichen Bildungs-und Forschungseinrich tung, der er bis zu seinem Tode vorstand. Daneben nahm er Lehrauftrlige an der FU Berlin, an den Universitliten Innsbruck und Graz sowie Gastprofessuren an der TU Chemnitz und an der American Graduate School of International Management in Glendale, Arizona, wahr. Sein Habilitationsverfahren an der Universitlit Innsbruck stand vor dem AbschluB. Erstaunlich ist die Anzahl der Publikationen, die Rudiger Pieper seit der Veroffentlichung seiner Dissertation verfaBthat: drei Monographien, Herausgabe von fUnfBuchern und drei Lexika, dreiBig wissenschaftliche Arbeiten. Bei der Durchsicht seiner Publikationen, die alle wissenschaftlich interessante und praktisch relevante Themen behandeln, gewinnt man den Eindruck, als ob Rudiger Pieper von einer Vorahnung uber seine kurze restliche Lebenszeit beseelt gewesen war und versucht hat, in wenigen J ahren das zu schaffen, wozu anderen die Spanne eines ganzen Lebens zur Verfiigung steht. VI Geleitwort Was hat uns Rudiger Pieper als Lehre und als Anregung hinterlassen, nachdem die meisten wissenschaftlichen Leistungen durch den unerbittlichen Lauf der Zeit mehr oder weniger, friiher oder spater, der Vergessenheit anheimfallen werden? Die erste und wichtigste Lehre, die uns Rudiger Pieper als Erbe hinterlaBt, ist, so scheint mir, freundschaftliche Beziehungen zwischen den Wissenschaftlem herzustellen, die uber die ublichen rein funktionalen Arbeitsbeziehungen hinausgehen. 1m Rahmen seiner Heraus gebertiitigkeit und seiner vielen gemeinsamen Publikationen hat Rudiger Pieper immer wieder die Werte der Freundschaft und der gegenseitigen Solidaritat als Grundlagen fUr fruchtbare wissenschaftliche Arbeit vorgelebt Diese Werte verpflichten sowohl zum argu mentativen Konsens entsprechend der idealen Kommunikationsgemeinschaft als auch zur Schaffung jener Arbeitsbedingungen, welche die weitestgehende Ann1iherung an diese Vision der idealen Kommunikationsgemeinschaft ermoglichen. Die zweite Lehre, die uns Rudiger Pieper hinterlassen hat, besteht darin, sich in Lehre und Forschung vor zu engen Spezialisierungen zu huten, die im Namen einer notwendigen Arbeitsteilung zu einer Fragmentierung des Wissens und Verstehens fUhren und uns von der Wahrheit entfemen. Das heiBt auch, nicht allzugroBes Vertrauen in immer verfeinertere Methodiken und Technizismen zu legen und dabei zu vergessen, daB man die Wahrheit, urn mit Popper zu reden, nicht entdeckt, sondem erfmdet. Denn die Wahrheitist mehrim Geiste des Menschen, in seiner Intuition und V orstellungskraft als in seiner Rationalitat. In allen Arbeiten Rudiger Piepers zeigen sich eine Breite des kulturellen Horizontes, eine Sensibi litat und ein Reichtum an Beziehungen, die richtungsweisend fUr die Zukunft sein konnen. Hans. H. Hinterhuber VII Vorwort Zwar sind zablreiche Aspekte des Managements von Unternehmen und non-profit-Organi sationenabhingig vondenjeweiligenkulturellen undrechtlichen Rahmenbedingungen; im Hinblick auf strategisches Management li8t sichjedoch argumentieren, daB dieses weitge hend unabhingig ist von der Brancheoder dem Land, im dem das Untemehmentiitig ist, von derGrOBe derOrganisation oderden verwendeten Tecbnologien. Was sichje nach Situation indert, sind die Strategien selbst und die Modalitiiten der strategischen Fiihrung. Der Erfolg einer jeden Unternehmung, sei sie gro8 oder klein, privat oder staatlich, gewinn-oder nicht gewinn-orientiert, beruht wie Ph. de Woot nachgewiesen hat, auf Methoden und Einstel lungen, die generalisierbar sind. Die strategische Fiihrung ist eine integrierte Gesamtheit von Entscheidungs-und Hand lungshilfen sowie von Einstellungen, mit denen in einer turbulenen Umwelt der Wert der Unternehmung odernon-profit-OrganisationerhOhtwerdenkann; sie istehereine Kunstals eine Wissenschaft, die sich weniger auf theoretisch-rationalem als vielmehr auf empirisch praktischem Wege erlernen li8t. Die vorliegenden Fallstudien zur strategischen Unternehmensflihrung enthalten keine fer tigen Ergebnisse oder Losungsansatze, sondern wollen die Leserinnen und Leser anregen, mit dem Hintergrundwissen fiber strategische Fiihrung und mit gesundem Menschen verstand alternative LOsungsansatze und Entwicklungsperspektiven zu erarbeiten, die der jeweiligen Situation angemessen sind. Dabei kann dann weniger mit dem Kriterium der Wahrheit oder Richtigkeit operiert als vielmehrmit "guten GrUnden" argumentiert werden. Die sorgfliltig ausgewahlten Fallstudien bilden somit einen inhaltlichen Rahmen, innerhalb dessen auf eine ganzheitliche, integrierte Weise fiber strategische Fiihrung nachgedacht werden kann. Die Fallstudien beziehen sich auf recht unterschiedliche Fragestellungen und Rahmenbe dingungen. So betreffen einige Fallstudien kleine und mittlere Unternehmen und die sich dort ergebenen besonderen Problemstellungen fUr strategische Fiihrung. Andere Fallstudi en konzentrieren sich auf Gro8unternehmen, ihre historische Entwicklung, gegenwaruge Situation und Zukunftsperspektiven. Ein Fall versucht aufzuzeigen, wie japanische Unter nehmen in einem Marktsegment, in dem sie bereits eine fiihrende Wettbewerbsposition eingenommen hatten, geschlagen werden konnten, ein anderer beschreibt die speziellen Probleme innerhalb schrumpfender Branchen. Auch im Hinblick auf die behandelten Branchen decke n die Faile ein weites Spektrum ab: von der Industrie bis hin zu Dienstlei stungsunternehmen und non-profit-Organisationen. AIle Fallstudien reflektieren die euro paische Realitiit und behandeln aktuelle, lebensnahe Probleme. VIII Vorwort Die in diesem Buch zusammengefaBten Fallstudien wenden sich an drei Gruppen von Leserinnen und Lesem: an Fiihrungskriifte, die ihre Urteilskraft und ihren ,,strategischen Blick" an den Erfahrungen und Problemen anderer Untemehmen schiirfen wollen, an Leh rendeim Bereich der strategischen Fiihrung, diekonkretes Anschauungs-und Lehrmaterial zur Maximierung der didaktischen Effizienz ihrer Lehrveranstaltungen einzusetzen beab sichtigen, und an Studierende, denen ein dynamischer Einblick in die faszinierende und turbulente Welt der Wirtschaft als Erganzung zu den im Studium dominierenden tbeore tisch-abstrakten Lehrmitteln geboten werden solI. Die Herausgeber hoffen, daB sie mit dieser Sammlung von Fallstudien, die ihnen selbst SpaB gemacht hat, das Niitzliche fUr die Anderen mit dem Angenehmen fUr sich selbst verbinden konnten. Den mitwirkenden Autorinnen und Autoren sei hierbei noch ganz besonders gedankt ebenso wie dem Gabler-Verlag fUr die Drucklegung und Frau Bettina Gleierfiirdie Erste11ung der Druckvorlagen. Da die Sammlung in Zukunfterweitert werden solI, sind natiirlich Anregungen und neue Fane liuBerst willkommen. Hans H. Hinterhuber Riidiger Pieper Universitat Innsbruck Paul-LObe-Institut Berlin IX InhaIt Geleitwort ......................................................................................................................... V Vorwort .......................................................................................................................... VII Manfred M. Adamer, Hans H. Hinterhuber, GOOter Kaindl Die reaktive Neuges~tung einer Untemehmung: Naturprodukte Engelbert Perlinger .............................................................................. 1 I. Hintergrund ........................................................................................................... 2 2. Der Fall: Perlinger Naturprodukte ........................................................................ 4 2.1 Die Grtindungsphase ............................................................................................. 5 2.2 Die Krise ............................................................................................................. 12 2.3 Die Sanierungsphase ........................................................................................... 18 2.4 Anbang ................................................................................................................ 21 3. Bearbeitungshinweise ......................................................................................... 24 4. Literaturhinweise ................................................................................................ 25 Andreas AI-Laham, Hans Hermann Hiittemann Strategische Unternehmensf"tihrung in schrumpfenden Mirkten ............................ 27 1. Theoretische Einfiihrung .................................................................................... 28 1.1 Grundlagen ......................................................................................................... 28 1.1.1 Begriff, Ursachen und Verlaufe der Marktschrumpfung .................................... 28 1.1.2 Die Wettbewerbssituation in schrumpfenden Markten ..................................... .32 1.2 Schrumpfungskonzeptionen ............................................................................... 35 1.2.1 Strategieempfeblungen klassischer Planungskonzepte ....................................... 35 1.2.2 Strategien fUr schrumpfende Markte .................................................................. 39 2. Fallstudien ........................................................................................................... 45 2.1 Fallstudie I: Erarbeitung einer Schrumpfungsstrategie in der Verband-und Vliesstoff-Produktion ....................................................... .45 2.1.1 Ausgangssituation bis zur politischen und wirtschaftlichen Wende ................. .45 2.1.2 Verlinderungen der wirtschaftlichen Situation durch die Offnung der Markte und durch die Wlihrungsunion ......................................................... 47 2.1.3 AnpassungsprozeB und AnpassungsmaBnahmen .............................................. .49 2.2. Fallstudie II: Beurteilung einer implementierten Schrumpfungsstrategie in der Hemden-Konfektion ................................................................................. 50 2.2.1 Ausgangssituation vor der wirtschaftlichen uitd politischen Wende .................. 50 X Inhalt 2.2.2 Verlinderungen der wirtschaftlichen Situation durch die Offnung der Markte und durch die Wlihrungsunion ......................................................... 51 2.2.3 Anpassungsproze8 und Anpassungsma8nahmen ............................................... 52 3. Literaturhinwei.se ................................................................................................ 57 Chiara Bentivogli, Hans H. Hinterhuber, Sandro Trento Die Ubrenindustrie: eine strategische Analyse ........................................................... 63 1. Hintergrund ......................................................................................................... 64 2. DerFall: Standortverschiebungen in der Uhrenindustrie' .................................................. 64 3. Die Uhrenindustrie in den siebziger Jahren ........................................................ 66 4. Wettbewerbsanalyse des Sektors ........................................................................ 70 4.1 Substitutionsprodukte ......................................................................................... 71 4.2 Die Nachfrage ..................................................................................................... 72 4.3 Das Angebot ....................................................................................................... 73 4.4 Der Markteintritt neuer Konkurrenten ................................................................ 74 4.5 Die Konkurrenz .................................................................................................. 76 4.5.1 Die Schweiz ........................................................................................................ 76 4.5.2 Die aJDerikanische Uhrenindustrie ...................................................................... 77 4.5.3 Die Uhrenindustrie Hong Kongs ........................................................................ 78 4.5.4 Die japanische Uhrenindustrie ............................................................................ 78 5. Die Uhrenindustrie in den achtziger Jahren und die Swatch AG ....................... 79 5.1 Die strategische Ausgangssituation .................................................................... 79 5.2 Die Strategie der Swatch .................................................................................... 81 5.3 Was kann man von Swatch lemen? .................................................................... 88 6. Zukunftsperspektiven der Uhrenindustrie .......................................................... 93 7. ZUSaJDmenfassung .............................................................................................. 95 8. Fragen zur Fallstudie .......................................................................................... 96 9. Literaturhinweise ................................................................................................ 97 Roland Deiser, Dirk Weigel Die Entwicklung neuer strategischer Geschiiftsfelder aufgrund von Veriinderungen im Branchensystem .................................................................... 99 1. Theoretische Einfiihrung .................................................................................. 10 0 1.1 Strategie oder Organisation - was hat Vorrang? .............................................. 100 1.2 Techno1ogischer Wandel und strategische Reorientierung .............................. 102 1.3 Ein Beispiel: Die Gratische Industrie ............................................................... 10 2 2. Der Fall ............................................................................................................. 104 Inhalt XI 2.1 Vorbemerkung .................................................................................................. 104 2.2 Das Untemehmen ............................................................................................. 104 2.3 Der organisatorische Kontext ........................................................................... 105 2.4 Die Situation im Geschiiftsbereich bei Projektbeginn ...................................... 109 2.5 Das Projekt ........................................................................................................ 111 2.5.1 Die Zielsetzung ................................................................................................. 111 2.5.2 Die Beurteilung der 1st-Situation ...................................................................... 112 2.5.3 Die Entwicldung eines ProduktlMarkt-Portfolios ............................................ 113 2.5.4 Die Beurteilung des Marktes ............................................................................ 116 2.5.5 Die Beurteilung des Wettbewerbsumfeldes ...................................................... 119 2.6 Die Bildung strategischer Geschiiftsfelder ....................................................... 120 3. Bearbeitungshinweise ....................................................................................... 122 4. Literaturhinweise .............................................................................................. 122 Karl-Heinz Fiissl, Carsta Galejew, Bettina Gleier, Rudiger Pieper, Claudia von Rostowsky Organisationale Transformationen ........................................................................... 123 1. Theoretischer Hintergrund ................................................................................ 124 1.1 Von der Organisationsentwicldung zu Konzepten der organisationalen Transformation ...................................................................... 124 1.2 Anslitze undInstrumente .................................................................................. 125 1.2.1 Die familientherapeutische Perspektive: First-order change - Second-order change ....................................................... 127 1.2.2 Phanomenologische Perspektiven I: Reframing ............................................... 128 1.2.3 Phanomenologische Perspektiven II: Paradigma-Wechsel .............................. 130 1.2.4 Die lemtheoretische Perspektive: Single-loop learning - double-loop learning .................................................... 132 1.2.5 Die Management-Perspektive: Five-Track-Ansatz .......................................... 136 1.2.6 Die biirokratische Perspektive: Strukturel1er Wandel ...................................... 138 1.2.7 Die untemehmenspolitische Perspektive: Strategischer Wandel ..................... 139 1.2.8 Die fiihrungstheoretische Perspektive: Transformative Fiihrung ..................... 141 1.3 Bewertung ......................................................................................................... 146 2. Der Fall ............................................................................................................. 148 2.1 Einleitung .......................................................................................................... 148 2.2 Variante A: Eine Ubersicht uber strategische Veranderungen in einem Institut der politischen Erwachsenenbildung ..................................... 148 2.2.1 Entwicldung des Instituts von der Griindung bis Ende der achtziger Jahre ..... 148 2.2.2 Umbruchsituation und Veranderungen im Jahre 1989 ..................................... 151 2.2.3 Aktuel1e Situation ............................................................................................. 158 2.3 Variante B ......................................................................................................... 159