Vechtaer Beiträge zur Gerontologie Herausgegeben von F. Frerichs, Dortmund, Deutschland E. Kalbe, Vechta, Deutschland S. Kirchhoff -Kestel, Vechta, Deutschland H. Künemund, Vechta, Deutschland H. Th eobald, Vechta, Deutschland U. Fachinger, Vechta, Deutschland Die Gerontologie ist eine noch junge Wissenschaft , die sich mit Th emen des indi- viduellen und gesellschaft lichen Alterns befasst. Die Beiträge in dieser Reihe do- kumentieren den Stand und Perspektiven aus verschiedenen wissenschaft lichen Blickwinkeln. Zielgruppe sind nicht nur Forschende und Lehrende in der Geronto- logie, sondern auch in den Bezugswissenschaft en – insbesondere aus der Soziolo- gie, Psychologie, Ökonomik, Demographie und den Politikwissenschaft en – sowie Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung. Frerich Frerichs (Hrsg.) Fachlaufbahnen in der Altenpfl ege Grundlagen, Konzepte, Praxiserfahrungen Herausgeber Frerich Frerichs Vechta, Deutschland Das dieser Publikation zugrunde liegende Verbundvorhaben „Kompetenzbasierte Lauf- bahngestaltung in der P(cid:192) ege (KoLaGe)“ wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Bekanntmachung „Innovationsfähigkeit im demogra(cid:191) - schen Wandel“ im Förderprogramm „Arbeiten – Lernen – Kompetenzen entwickeln“ unter den Förderkennziffern 01HH11022–24 gefördert. Vechtaer Beiträge zur Gerontologie ISBN 978-3-658-11218-9 ISBN 978-3-658-11219-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-11219-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbi- bliogra(cid:191) e; detaillierte bibliogra(cid:191) sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikrover(cid:191) lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Inhaltsverzeichnis Einführung Fachlaufbahnen in der Altenpflege gestalten – Herausforderungen im demografischen Wandel ................................................... 9 F. Frerichs I. Konzepte, Methoden und Ansätze der Laufbahngestaltung Fachlaufbahnen in der Altenpflege – Entwicklung, Systematisierung und Praxisansätze ............................................. 23 N. Schorn, T. Grüner, A.-C. Werner Gestaltung von Fachlaufbahnen – Rahmenbedingungen und Handlungsspielräume in der Altenpflege ............................................................ 51 T. Grüner Kompetenzbasierte Personalentwicklung und Entgeltstrukturen ........................ 69 U. Fachinger, M. Blum II. Kompetenzanalyse für die Gestaltung von Fachlaufbahnen Selbst- und Fremdbewertung beruflicher Kompetenzen in der Altenpflege ....... 99 N. Schorn, K. Buchholz Außer(pflege)beruflich erworbene Kompetenzen – Impulse für die Gestaltung von Fachlaufbahnen .............................................. 143 M. Blum, A. Sohn III. Betriebliche Praxiserfahrungen mit Fachlaufbahnen Neue Strukturen im Tätigkeitsbereich Ausbildung – Projekterfahrungen der AWO Weser-Ems ....................................................... 189 L. Bonk, A. Porsch 6 Inhaltsverzeichnis Etablierung von Fachlaufbahnen – das Beispiel der Fachposition für Pflegeplanung des Paritätischen Vereins Heidekreis ........................................ 209 D. Kosinski, B. Lippert, I.v. Bothmer Chancen, Risiken und Nebenwirkungen von Fachlaufbahnen – Projekterfahrungen der Bremer Heimstiftung ................................................... 221 C. Middelberg, J. Törper IV. Resümee und konzeptioneller Ausblick Chancen und Risiken von Fachlaufbahnen in der Pflege – Bewertungen aus wissenschaftlicher Sicht ....................................................... 241 A.-C. Werner Fachlaufbahnen in der Altenpflege – Ansätze einer sozialen Innovation ......... 257 F. Frerichs Verzeichnis der AutorInnen .............................................................................. 275 Einführung Fachlaufbahnen in der Altenpflege gestalten – Herausforderungen im demografischen Wandel Frerich Frerichs* 1 Ausgangssituation Im Zuge der demografischen Entwicklung ist die gesundheitliche und pflegeri- sche Versorgung in Deutschland von zwei zentralen Herausforderungen geprägt. Zum einen ist zu erwarten, dass sich mit der mittel- bis langfristig prognostizier- ten Schrumpfung des Erwerbspersonenpotentials die Nachwuchslücke zur Rek- rutierung fachlich qualifizierten pflegerischen Personals zunehmend vergrößert (vgl. Afentakis und Maier 2010). Bereits jetzt wird vielfach konstatiert, dass es auf Grund der unattraktiven Arbeitsbedingungen und der zunehmenden Ökono- misierung in der Pflege schwieriger wird, Auszubildende für das Berufsfeld zu gewinnen und der steigende Bedarf an qualifizierten Fachkräften kaum noch gedeckt werden kann (Görres 2013). Zum anderen ist bereits kurz- bis mittelfris- tig mit einer sukzessiven Alterung der Erwerbsbevölkerung und einer Zunahme der mittleren und höheren Altersgruppen zu rechnen. Dieser Trend dürfte sich durch die Anhebung der Altersgrenzen in der gesetzlichen Rentenversicherung noch verstärken. Dies trifft insbesondere die mehrheitlich weiblichen Pflegekräf- te, da die Frauenaltersrente mit 60 Jahren entfallen ist und sie zur Sicherung ihrer materiellen Lage zunehmend auf einen längeren Verbleib im Erwerbsleben an- gewiesen sind. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach dem Erhalt und der För- derung der Beschäftigungsfähigkeit im Erwerbsverlauf im Dienstleistungssektor Pflege – insbesondere hinsichtlich der längeren Beteiligung am Arbeitsprozess – und nach der Attraktivität dieses Berufsfeldes für Nachwuchskräfte mit besonde- rer Schärfe. Unternehmensseitig kommt dabei sowohl der produktiven Einbin- dung der jetzt älteren Beschäftigten als auch der Eröffnung von Fachkarrieren für nachwachsende Altersgruppen eine herausragende Bedeutung zu (Morschhäuser 2006; Sporket 2011). Hierzu bedarf es einer kontinuierlichen Weiterentwicklung (cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3) * Verbundkoordinator des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie vom Europäi- schen Sozialfond im Rahmen des Förderschwerpunkts »Innovationsfähigkeit im demografischen Wandel« geförderten Verbundprojektes „Kompetenzbasierte Laufbahngestaltung in der Pflege (KoLaGe)“. F. Frerichs (Hrsg.), Fachlaufbahnen in der Altenpflege, Vechtaer Beiträge zur Gerontologie, DOI 10.1007/978-3-658-11219-6_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 10 Frerich Frerichs der Qualität der Dienstleistungsarbeit „Pflege“, die durch hohe physische und psychische Arbeitsbelastungen gekennzeichnet ist (vgl. im Überblick Loebe und Severing 2010; Theobald et al. 2013, Steinhöfel 2014). Nur wenn Pflegende über die notwendigen fachlichen Ressourcen verfügen und sie diese auch anwenden können, sind sie in der Lage ihre Arbeitskraft nachhaltig einzusetzen und profes- sionell zu pflegen. Bei der Bewältigung der komplexen und dynamischen Ar- beitsanforderungen in der Pflege sind dabei der Standardisierung von Arbeitsab- läufen Grenzen gesetzt und dem Erfahrungswissen der Pflegenden kommt eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu (Hien 2009). Eine besondere Relevanz wird dabei der Entwicklung neuer Kompetenzen zum Erhalt und Transfer von Erfahrungswissen beigemessen. Bisher mangelt es allerdings an einer ausrei- chenden Identifizierung und Systematisierung entsprechender Handlungskompe- tenzen und ihrer Einbindung in den Arbeitsprozess. Bisher haben sich die wissenschaftlichen Problemanalysen und Gestal- tungsansätze zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit in den Pflegeberufen überwiegend auf den Aspekt der psycho-physischen Belastungen und die Inter- ventionen im Bereich des Gesundheitsschutzes und der Gesundheitsförderung konzentriert (z.B. Badura et al. 2005; Loebe und Severing 2010), nur wenige Studien und Modellprojekte sind auf lebensspannenübergreifende Qualifizie- rungs-, Personalentwicklungs- und Personaleinsatzkonzepte für älter werdende Beschäftigte unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Orte des Kompetenz- erwerbs – neben dem Arbeitsplatz auch die Familie und das soziale Umfeld berücksichtigend – gerichtet (vgl. Rump und Eilers 2014). 2 Demografiesensible Laufbahngestaltung in der Pflege – zum Forschungsstand Die alters- und lebensphasenangemessene Gestaltung von innerbetrieblichen Mobilitätsprozessen wird als besonders wirkungsvolle Maßnahme zur Förderung der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit angesehen (vgl. u.a. Behrens et al. 2002; Naegele und Sporket 2010). Begründet wird dies damit, dass die mit dem Durchlaufen unterschiedlicher Laufbahnpositionen verbundene Veränderung der Tätigkeitsfelder gleichzeitig einen Belastungswechsel bzw. eine Belastungsre- duktion ermöglicht und die Weiterentwicklung der Qualifikationen erfordert. Gesundheitlichem Verschleiß durch einseitige, dauerhafte Belastungsexpositio- nen kann auf diese Weise möglicherweise vorgebeugt werden. Vermutet wird zudem, dass sich neue Arbeitsinhalte und Statusgewinne positiv auf die Ar- beitsmotivation auswirken.