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Expressive Ungleichheit: Zur Soziologie der Lebensstile PDF

166 Pages·1989·18.603 MB·German
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HHaarrttmmuutt LLuuddttkkee EExxpprreessssiivvee UUnngglleeiicchhhheeiitt Hartmut Ludtke Expressive U ngleichheit Zur Soziologie der Lebensstile + Leske Budrich, Opladen 1989 Der Autor: Hartmut LUdtke, Jahrgang 1938, nach Studium der Soziologie, Politikwissenschaft und Psychologie Promotion zum Dr. phil. in Hamburg; Assistenten- und Forschungstiitig keiten in Berlin und Hamburg, 1976 Professor an der Universitiit Hannover, seit 1983 Professor fiir Empirische Soziologie an der Philipps-Universitiit Marburg. CIP-TItelaufnahme der Deutschen Bibliothek Liidtke, Hartmut: Expressive Ungleichheit : Zur Soziologie der Lebensstile 1 Hartmut LUdtke. - Opladen : Leske u. Budrich, 1989 ISBN 978-3-8100-0690-5 ISBN 978-3-322-93765-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-93765-0 © 1989 by Leske + Budrich, Opladen Satz: Leske + Budrich Vorwort Mit diesem Bueh versuehe ieh die Diskussion uber eine teils verges sene, teils erst wie der in Ansatzen neu entdeekte Dimension sozialer Ungleichheit zu beleben. Sie er streekt sich teilweise "quer" zur vertikal fixierten Sehichtungstheorie und verbindet so ziologisehe Mikro- und Makrotheorie, Sozialpsyehologie und Soziologie sowie ver sehiedene "Bindestrichsoziologien". Dieser grenzubersehreitende Charakter der Lebensstiltheorie maeht sie gerade interessant und faszinierend sowie, wie man hoffen kann, zur QueUe innovativer Forsehungen. Das Thema fand ich in meinemjungeren Arbeitskontext an der Philipps-Universiilit Marburg, in den u.a. die Erfahrungen vieler Jahre der Besehiiftigung mit Freizeitsozio logie, ihrer Grenzen und Saekgassen, sowie das Interesse an der jungeren Diskussion uber neue Aspekte sozialer Ungleichheit und die Erweiterung wie integrative Fortset zung dieser theoretisehen Tradition eingeflossen sind. Dem Bueh vorausgegangen sind, neben einigen programmatisehen Aufsatzen, zwei fUr die Femuniversitat Hagen ange fertigte Kurseinheiten "Lebensstile: Praferenzpalette der Sozialstruktur". Ein Teil die ses Textes wurde mit freundlieher Zustimmung der Femuniversitat ubemommen, an dere Teile wurden wesentlich erganzt und uberarbeitet. EingefUgt wurde der Berieht uber eine eigene empirisehe Lebensstiluntersuehung aufgrund von Erhebungen an einer kleinen Stiehprobe. Friederike Benthaus danke ieh fUr die im Rahmen ihrer Diplomarbeit geleistete Mit arbeit bei der Entwicklung und Erprobung des Fragebogens sowie fUr die DurehfUh rung zahlreicher Interviews. Hans Bardeleben danke ich fUr die Uberlassung seines CONCLUS-Programms fUr explanatorisehe Clusteranalysen. Komelia Funk danke ieh fUr ihre hervorragende und routinierte Textverarbeitung. Marburg, im Frfrhjahr 1989 H.L. 5 Inhalt Vorwort ............................................................................. 5 1. Einleitung .......................................................................... 11 2. Genese, Tradition ond systematiscbe Explikation des Lebensstilbe- griffs ................................................................................. 19 2.1 Ebenen und Aspekte der Theorie sozialer Ungleichheit ...... .............. 19 2.2 Quellen und Ansatze zum Lebensstilkonzept ................................. 24 2.2.1 Max Weber ......................................................................... 24 2.2.2 Georg Simmel ......................... ............................................. 26 2.2.3 Alfred Adler........................................................................ 28 2.2.4 Erich Rothacker ................................................................... 29 2.2.5 Pierre Bourdieu .................................................................... 30 2.2.6 Andere Ansatze .................................................................... 36 2.3 Versuch einer Synthese ........................................................... 39 2.3.1 Definition von "Lebensstil" ..................................................... 39 2.3.2 Ein Schema der Rekonstruktion von Lebensstilen ........................... 42 2.3.3 Verwandte und ergiinzende Begriffe ............................................ 46 2.3.4 Zur theoretischen Bedeutung des Konzepts ................................... 49 3. Entstebungsbedingungen, Entwicklungsdynamik, Konsistenz ond Wirkungen von Lebensstilen ................................................... 53 3.1 Lebensstile als Explanandum .................................................... 53 3.1.1 Historisch-makrostrukturelle Erkliirllng ....................................... 53 3.1.2 Erklarung auf Individualebene .................................................. 54 3.1.2.1 Hypothesentheorie und Constrained-Choice-Ansatz: Entstehung von Pra- ferenzen ............................................................................. 55 3.1.2.2 Ressourcen und Kompetenzen als differentielle Bedingungen: okonomi- sches, kulturelles, soziales Kapital ............................................. 57 3.1.2.3 Die Entstehung von Distanzen zu und Ahnlichkeiten mit anderen: Theorie sozialer Vergleichsprozesse und Bezugsgruppentheorie ..................... 60 3.1.2.4 Fixierung von Lebensweisen als Prozefi: Lebenslauf und Biographie als "Bett" der Lebensstilentwicklung ........ ;..................................... 63 7 3.1.2.5 Struktur und Dynamik des privaten Haushalts ............................... 66 3.2 Mikro-Makro-Verkniipfung: Soziale Distinktion, Schliefiung und Segrega- tion ................................................................................... 69 3.3 Zusammenfassung der Hypothesen ............................................. 72 3.4 Lebensstil und Identitiit ........................................................... 73 3.4.1 Soziale und personale Identitiit ................................................. . 73 3.4.2 Meads Modell der Identitiitsentstehung ....................................... . 74 3.4.3 Handlungstheoretische Verkniipfung von Identitiitsbildung und Lebensstil 75 3.4.4 Die Modeme als Zivilisation der Identitiitskrisen? ......................... . 77 3.5 Lebensstile als Explanans ....................................................... . 81 3.5.1 Lebensstile als Kontext der Generation von Einstellungen und Verhaltens- weisen ............................................................................... 81 3.5.2 Lebensstile als Indikatoren des Potentials zu sozialem Wandel ............ 82 4. Zur Kritik der empirischen Forschung ...................................... 85 4.1 Lebensstile als Muster der Zeitverwendung oder des privaten Verbrauchs 85 4.2 Lebensstile als Konsumstile ..................................................... 87 4.3 Lebensstile als Freizeitmuster ................................................... 90 4.4 Bourdieu: Varianten des herrschenden und des kleinbiirgerlichen Ge- schmacks ............................................................................ 94 4.5 Lebensstile als politische Mentalitiiten ......................................... 97 4.6 Lebensstile als gesellschaftliche Szenarien .................................... 99 4.7 Folgerungen ........................................................................ 103 5. ZwOlf Lebensstile - eine explorative Studie an 100 Erwachsenen .... . 107 5.1 Obersicht ...................................................................... , ... . 107 5.2 Stichprobe ......................................................................... . 107 5.3 Klassifikation der Lebensstile .................................................. . 110 5.3.1 Ein additives Modell ............................................................. . 110 5.3.2 Datenreduktion, Performanzvariablen und Clusteranalyse .................. 111 5.3.3 Beschreibung der Performanzmuster ........................................... 113 5.4 Kontextbedingungen der Lebensstile ........................................... 117 5.4.1 Voriiberlegungen ................................................................... 117 5.4.2 Operationalisierung der Kontextmerkmale .................................... 119 5.4.3 Differentielle Bedingungen der Distinktion - Ergebnisse von Diskrimi- nanzanalysen ....................................................................... 122 5.4.4 Die Kontextabhangigkeit der einzelnen Stile .................................. 124 5.4.4.1 Deskription ......................................................................... 124 5.4.4.2 Interpretation der Lebensstile als Kontext-Performanz-Muster ............ 126 5.5 Begleitmotive, kognitive Derivate und mentale Folgen der Lebensstile .. 129 5.5.1 Operationalisierung der Mentalitiitsvariablen ................................. 129 5.5.1.1 Kriterien des eigenen Lebensstils ............................................... 129 5.5.1.2 Soziale Affinitiit ................................................................... 131 5.5.1.3 Arbeitsorientierung ............................................................... 131 5.5.1.4 Erziehungsziele .................................................................... 132 5.5.1.5 Retrospektiven und Zukunftsperspektiven ..................................... 133 8 5.5.2 Die Mentalitaten der Lebensstilgruppierungen ............................... 134 5.6 Zusammenfassung und Diskussion ............................................. 138 6. Lebensstile im sozialokologischen Kontext .................................. 143 6.1 Gebiiude und Umweltbezug ...................................................... 147 6.2 Siedlungstypen ..................................................................... 149 6.3 Zur Bedeutung von Lebensstilen fUr Stadtforschung und Stadtebau ...... 151 7. Schlu8.............................................................................. 153 Anmerkungen ................................................................................ 157 Anbang: Performanzbeschreibung der 12 Cluster ..................................... 161 Literaturverzeichnis .......................................................................... 166 Personenregister ............................................................................. 173 9 "Unser Wissen iJber die Struktur der Uberzeugungssysteme ist hoch entwickelt, dasjenige iJber die Struktur der expressiven Symbolsy steme aber sehr fragmentarisch. Es kann zuverliissig vorhergesagt werden, daft Fortschritte in diesem Feld den Fortschritt der Hand lungswissenschaften betriichtlich fordem werden ': Talcott Parsons (The Social System, 1951: 427) 1. Einleitung Die theoretische Diskussion tiber soziale Ungleichheit befindet sich im Autbruch. Die ser hat inzwischen Bereiche erfafit, die tiber die traditionellen Grenzen der Klassen-und Schichtungstheorie weit hinausgehen, und er laBt viele der bisher gebrauchten Kriterien der Abgrenzung sozialer Kategorien zunehmend als obsolet oder erganzungsbedtirftig erscheinen. In diesem Buch wird daher folgende These entwickelt und zu begriinden versucht: Lebensstile sind eine vernachlassigte Kategorie der Analyse von Sozialstruk tur. Der Begriff und die darauf bezogene Theorie vermogen spezifische, doch durchaus relativ komplexe Phanomene sozialer Ungleichheit besser zu erhellen als Konzepte ent lang der Status-Dimension oder unter horizontalen Aspekten wie Subkultur, Rollensatz, Situs o.a. Zugleich ist der Lebensstilbegriff treffsicherer bei der Diagnose von neuen Phanomenen im Zusammenhang mit der gegenwartigen Transformation des Systems so zialer Ungleichheit in Wohlstandsgesellschaften. Er lost indes die traditionellen Kon zepte nicht einfach ab, sondern steht eher quer und komplemenilir zu jenen, wobei ver schiedene Uberschneidungsbereiche deutlich werden. Zur Rechtfertigung dieser These seien zunachst einige Markierungspunkte der jtingeren Debatte aufgezeigt. Die nachmarxistische Kritik am Klassenbegriffhatte noch zur Aufwertung des "wei cheren" Schichtbegriffs gefiihrt, der offensichtlich zur Beschreibung feinerer und flexi bIer Abstufungen von Soziallagen besser taugte. Inzwischen scheint auch dieser Begriff zu eng geworden zu sein; jedenfalls hat sich eine Kritik an seinen verschiedenen Unzu langlichkeiten entztindet (GeiJ3ler 1987: 9ff.). In neueren wichtigen Sammelwerken ist bereits das Rahmenthema sozialer Schichtung durch das allgemeinere der sozialen Un gleichheit(en) ersetzt worden: Die veranderte Bedeutung von Bildung und Arbeit, durch technischen Wandel induzierte Umschichtungen im Berufs-und Erwerbssystem, soziale Bewegungen, die erweiterte Perspektive des internationalen Ungleichheitsgefalles zwi schen Zentrum und Peripherie sowie die Aufwertung handlungs- und mikrotheoreti- 11 scher Betrachtungsebenen der Entstehung sozialer Ungleichheit sind hier die wichtigsten Ankniipfungspunkte, die offenbar zugleich zu einer Erweiterung wie Vereinheitlichung der theoretischen Diskussion fiihren (Kreckel 1983, Strasser & Goldthorpe 1985). Die herkornmlichen Ansatze unterstellen eine relativ hohe Stabilitat der Sozialstruk tur: die verschiedenen Formen der Ungleichheit umfassen groBe Kollektive, auch neue Erscheinungen fUhren zu dauerhaften institutionalisierten Formen. Hierzu hat sich in den vergangenen Jahren eine Gegenthese entwickelt, die von einer Tendenz der Indivi dualisierung von Lebenslagen bzw. einer Pluralisierung der Lebensstile in unserer Ge sellschaft ausgeht. Beck (1983) hat den relativen Bedeutungsverlust der institutionalisierten Ungleichheit damit begriindet, daB die Wahlfreiheiten des einzelnen in bezug auf seine Bindungen an Familie, Nachbarschaft, Betrieb, Beruf, Region, politische Organisationen, aber auch die Zwange zur Entsolidarisierung und Vereinzelung, groBer geworden sind. Dadurch werden dem einzelnen mehr verschiedenartige, sich iiberschneidende Mitgliedschaften und Bezugsgruppen zuganglich, deren spezielles Muster im Verhaltnis zu den Mustern anderer Personen wachsende Individualitat ermoglicht und ausdriickt. Diese Individua lisierung beriihrt auch die Wher engeren Zusarnmenhange von objektiver Schichtlage und personlicher Lebensgestaltung. Individualisierungstendenzen dieser Art werden bereits im SozialisationsprozeB bis zum AbschluB der Jugendphase deutlich (Fuchs 1983): Die Demokratisierung des Bildungswesens, die Verlangerung des Jugendalters sowie der hOhere Variationsreichtum von Formen und Subkulturen des Jugendlebens, die geringer werdende Bedeutung institutionell vorgeschriebener Ubergansriten und an dere Faktoren haben die Abhangigkeit der Sozialisation von der sozialen Herkunft und die Einbettung des Jugendverlaufs in vorgegebene Muster gelockert. Allgemeiner und mit bezug auf flexiblere Strukturen der Arbeitswelt und Berufskarrieren laBt sich dann von einer "Destandardisierung" und "Entregelung" von Lebenslaufen und Biogra phien sprechen (Brose 1984). Zu dieser Gesamtentwicklung heillt es resiimierend: "Eine ganze Reihe von Befunden erlaubt die SchluBfolgerung, daB wir mit einer wei teren Pluralisierung der Lebensstile als einem zentralen Trend rechnen konnen: die Dif ferenziertheit der Einkommensquellen, der Wohnbedingungen, der Krankheitsbewalti gung, des politischen und sozialen Engagements; die Differenziertheit der Haushalts und Familienformen sowie der verschiedenen Stadien des Lebenszyklus; die verschie denen Arrangements der hauslichen Arbeitsteilung, die unterschiedlichen Verflechtun gen in Organisationen und private Netze; die vieWiltigen Kombinationen von Wertein stellungen. Diese Pluralisierung von Lebensstilen schafft neue Freiraume. Sie schafft aber auch neue Belastungen, im objektiven wie im subjektiven Bereich, fUr die noch keine institutionalisierten Hilfen vorhanden sind" (Glatzer & Zapf 1984: 399f.). Ganz ahnlich sprechen auch Bolte & Hradil (1984: 256) von einer in Gang befindli chen Differenzierung der Lebensstile, weil die okonomischen und soziokulturellen Ver ankerungen von Lebenslagen keine gruppen- und milieuiibergreifende Bedeutungen mehr haben. Auch Berger konstatiert eine "Heterogenisierung der Lebensstile" auf grund neuer Muster beruflicher Mobilitat und allgemein: eine "kontinuierliche Aus dehnung einer Sphiire ,sozialstruktureller Unbestimmtheit'" aufgrund fortschreitender "funktionaler Differenzierung" (Berger 1987: 69, 71). Der moderne Strukturwandel der Familie laBt diese als Produzentin sozialer Un gleichheit wieder in eine ahnlich wichtige Stellung wie Schule und Ausbildung treten 12 (Miiller-Rolli 1985). Da die Familie jedoch nieht allein mehr als Idassischer Agent der Allokation von sozialokonomischen Lebenschancen fungiert, sondern, als Konsumak: teur, ebensosehr und mit zunehmendem Gewicht Muster der Verfolgung von Priiferen zen des privaten Haushalts und seiner Ausstattung mit kulturellen Symbolen ausbildet, mufi sie als "Diversifizierer" sozialer Ungleichheit, als Agent der Auspragung von Le bensstilen wirken. So konnte Nauck (1986) zeigen, daB die Familie ein recht effektives Interaktionssystem mit Interdependenz zur Umwelt darstellt, in dem expressiv getarbte, d.h. lebensstiltypische Freizeit-und Konsumaktivitaten nicht einfach mehr als direkter Ausflufi sozialer Herkunft und aufierfiunilialer Ressourcen zu betrachten sind, sondern das Ergebnis verwickelter, dynamischer und relativ autonom ablaufender interner Pro blemverarbeitungen in Wechselwirkung mit dem iiufieren System darstellen. Forschun gen im Feld der neuen Haushaltsokonomik belegen nicht nur die gesteigerte Produk tionsfunktion der privaten Haushalte, sondern aueh ihre Flexibilitat bei der Allokation von Zeitmengen und Aktivitaten sowie bei Substitutionsleistungen, wobei Haushalts struktur, Grade der Teilnahme am Erwerbssystem und Priiferenzen, also lebensstilgene rierende Faktoren, mindestens genauso bedeutsam scheinen wie allgemeine sozialoko nomische Lage (KrUsselberg 1987). SchlieJUich erleben wir z.Z. - vermutlich als Reflex noch einmal gesteigerter und verfeinerter Konsummoglichkeiten in westlichen Industriegesellschaften - auf dem Gebiet der kommerziellen Produktion von Konsumleitbildem in Werbung und Massen medien einen Wandel der zentralen Topoi von "Individualismus" zu "Life-Style" und Gruppenbildung, die bier als neue Orientierungspunkte und Werte propagiert werden. "Inszenierung, Ritualisierung, Publikum, die Identitatsbildung oder - auf den Markt und sein Produktangebot bezogen - die Stilbildung auf der Lebensbiihne, das ist der Spielraum der achtziger Jahre" (Fohrbeck 1986: 77). Moglicherweise zeichnet sich hier bereits eine Art "selbstreferentieller" Trend zur ideologischen OberhOhung von Sozial struktur ab: der objektive Proze6 einer Ausdifferenzierung nicht unbedingt neuer, je doch veriinderter und gewichtigerer Kategorien sozialer Ungleichheit wird durch mach tige Interessenten am Markt als positiver Bezugspunkt des Konsumentenverhaltens pro pagiert und dadurch vermutlich beschleunigt. 1st diese Strategie erfolgreich, so erfabren niimlich bestimmte Gruppen kognitiv eine Ermutigung sozialer Distinktion via Kon sum, und sei es auch nur scheinbar oder voriibergehend - jedenfalls eine Art Legitima tion neuer sozialer Ungleichheit. Bei dieser Lage der Dinge driingt sich die Entlehnung des Stilbegriffs aus iisthetisch literarischen und kulturbistorischen Territorien und seine sozialwissenschaftliche Adaption geradezu auf. "Mit ibm kennzeichnen wir die expressive Pragnanz, die von sprachlichem wie nichtsprachlichem Verhalten und Handeln ausstrahlt ... Der Stilbe griff signalisiert daher latente Spielriiume von Systemen ... (Er) scheint in den Wissen schaften fUr die Analyse jener Phiinomene und Handlungen zu taugen, die sich weder auf Kontingenz noch auf Determinismus einschwOren lassen" (Pfeiffer 1986: 710, 712f.). Diese Funktionsbestimmung auch des sozialwissenschaftlichen Stilbegriffs ist ebenso iiberzeugend wie abstrakt. Zur Einstimmung in die "genannte" (hoffentlich manchmal auch spannende) Komplementaritat von Theorie und Empirie in diesem Buch mOchte ich daher drei Fallbeispielel illustrieren, wodureh die konkrete Gestalt unseres Gegenstands ein wenig plastischer wird: A und B seien Kernfamilien, d.h. EI- 13

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