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Explosions- und Verbrennungsvorgänge in Gasen PDF

616 Pages·1939·10.667 MB·German
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Explosions- und Verbrennungs vorgänge in Gasen Von Dr. sc. nat.Wilhelm Jost Professor am Physikalism -Chemismen Institut der Universität Leipzig Mit 277 Abbildungen im Text Berlin Verlag von Julius Springer 1939 ISBN 978-3-642-50342-9 ISBN 978-3-642-50651-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-50651-2 Alle Redlte, insbesondere das der übersetzung in fremde Spradlen, vorbehalten. Copyright 1939 by JuHus Springer in BerHn. Softcover reprint of the hardcover 1st 1939 Vorwort. Ziel bei der Abfassung des vorliegendes Buches war es, die experi mentellen und theoretischen Grundtatsachen der Explosions- und Ver brennungsvorgänge in Gasen in solcher Vollständigkeit im Zusammen hang darzustellen, daß das Buch, außer eine Einführung in das Gebiet zu vermitteln, auch dem in irgendwelchen Teilgebieten Arbeitenden von praktischem Nutzen sein kann. Als mit der Arbeit begonnen wurde, lag in deutscher Sprache nur die ausgezeichnete Monographie von LINDNER aus dem Jahr 1931 vor, die zwar das gleiche Gebiet behandelt, aber lediglich einen kurzen Über blick geben wollte. Daneben existieren die englischen Bücher von BONE, die aber heute veraltet sind, wenn sie auch zur Orientierung über die älteren, hauptsächlich englischen Arbeiten, ihren Wert behalten. Als das Manuskript nahezu abgeschlossen war, erschienen einerseits eine englische Monographie von LEWIS und VON ELBE, andererseits eine Artikelserie über Verbrennung im IV. Band des Handbuches "The Science of Petroleum". Abgesehen davon, daß damit immer noch kein deutschsprachiges Buch existierte, glaubt der Verfasser, daß auch wegen seiner besonderen Zielsetzung das vorliegende Werk neben jenen seine Berechtigung hat. Dabei erkennt er gern an, daß er aus diesen Dar stellungen noch manche Anregung gewonnen hat. Zum Teil wurden solche Gebiete, die nur einen geringen Leserkreis interessieren und die in dem LEWIs-v. ELBEschen Buch ausführlich behandelt sind, bewußt kurz gehalten. Im ganzen war es das Bestreben, neben den theoretischen Grundlagen die unmittelbaren Experimente in solcher Form und Vollständigkeit zu schildern, daß der Leser sich ein sachliches Urteil bilden kann, unab hängig von den speziellen theoretischen Ansichten des Verfassers. Für die Darstellung hatte das zur Folge, daß nur in den Kapiteln, die einiger maßen abgeschlossene Gebiete behandeln, eine scharfe systematische Gliederung eingehalten werden konnte. An anderen Stellen, z. B. bei der Kohlenwasserstoffverbrennung, wurde jedoch lieber eine etwas schwer fälligere Darstellung in Kauf genommen, damit die Experimente der einzelnen Autoren im Zusammenhang für sich behandelt werden konn ten, ohne daß wegen der Beschreibung in Verbindung mit speziellen theoretischen Vorstellungen einzelne Beobachtungen zu sehr hervorge hoben und dafür andere in den Hintergrund gerückt würden. Es zeigt sich auf diesem Gebiete immer wieder, daß sich für manche vorgeschlagene Deutungen in der Literatur Beobachtungen finden lassen, IV Vorwort. die diese Deutungen nahezu beweisen oder aber sie auszuschließen ge statten. Es wurde daher versucht, zwar nicht absolute Vollständigkeit in dem verarbeiteten Material zu erreichen, aber doch, soweit angängig, Vollständigkeit in der Beschreibung qualitativ verschiedener Beobach tungen. Wegen der vielen Faktoren, welche für Verbrennungsreaktionen ins Spiel kommen, liegen öfters Beobachtungen verschiedener Autoren vor, die sich gegenseitig auszuschließen scheinen, ohne daß notwendiger weise eine der Beobachtungen falsch sein müßte. Versucht man derartige Beobachtungen in ein fertiges theoretisches Schema einzuordnen, so läuft man immer Gefahr, wertvolle Experimente nicht gebührend zu berücksichtigen. Vollständigkeit in der erfaßten Literatur anzustreben, hätte den Umfang des Buches zu sehr belastet; der Verfasser begnügte sich daher, die neueren Arbeiten einigermaßen vollständig heranzuziehen, nicht berücksichtigte ältere Arbeiten dürfte der Leser mittels der am Schluß des Buches zitierten zusammenfassenden Darstellungen des Gebietes auffinden können. Wurde auch bewußt angestrebt, die bekanntgewordenen Beobach tungstatsachen möglichst unmittelbar als solche wiederzugeben, so ist der Verfasser trotzdem der Ansicht, daß für eine Beherrschung des vor handenen Materials und noch mehr für die Weiterentwicklung eine theoretische Durchdringung gleicherweise notwendig ist. Daher fand auch in weitestem Umfange die Theorie der verschiedenen Vorgänge Berücksichtigung. Ihr gegenüber wurde nirgends ein rein referierender Standpunkt eingenommen; vielmehr wurden weitgehend die Grenzen und Schwächen vorhandener Entwicklungen aufgezeigt, zum Teil auch Ansätze für eine Weiterentwicklung gebracht. In Anbetracht des umfang reichen zu verarbeitenden Materials wird es dabei unvermeidlich sein, daß gelegentlich einmal auch wichtige Angaben übersehen wurden. Das Gebiet der Verbrennungen und Explosionen darf in gleicher Weise das Interesse des Ingenieurs, des Chemikers, des Physikers und des Physikochemikers beanspruchen. In der Darstellung wurde daher versucht, an allen wichtigen Stellen nur so viel Vorkenntnisse voraus zusetzen, als sie den verschiedenen Lesergruppen gemeinsam sind. Darum sind verschiedentlich elementare Überlegungen zu den Grund lagen, z. B. zur Reaktions-Kinetik, eingefügt. Natürlich läßt es sich so nicht vermeiden, daß manche Teile der einen Lesergruppe trivial, der anderen vielleicht etwas schwierig erscheinen mögen. Das Ziel war dabei, eine solche Darstellung zu finden, daß das Buch für sich, ohne Heran ziehung weiterer, zum Teil schwer zugänglicher Literatur, lesbar sei, und daß es gleichzeitig genügend sachliche Information gibt. Es wird nicht vorausgesetzt, daß der Leser das ganze Buch oder auch nur die einzelnen Kapitel unbedingt im Zusammenhang liest; vielmehr wurde angenommen, daß wesentliche Teile, die sich mit spezieller Vorwort. V Theorie oder experimentellen Einzelheiten befassen (und die zum Teil durch Kleindruck gekennzeichnet sind), bei einer ersten Lektüre über schlagen werden, und daß der Inhalt anderer Kapitel nur in dem Maße herangezogen wird, wie es im Einzelfall für das Verständnis notwendig ist. Durch zahlreiche Verweisungen innerhalb des Buches sowie ein möglichst vollständiges Sachverzeichnis sollte dabei die Orientierung erleichtert werden. Für die Reihenfolge der einzelnen Kapitel war unter anderem be stimmend, daß alle Dinge, welche ein näheres Eingehen auf die Reaktions Kinetik erfordern, auf die zweite Hälfte des Buches verschoben wurden; denn dieses Gebiet dürfte den meisten Lesern am wenigsten vertraut sein. Außer Betracht bleiben mußten alle wesentlich heterogenen Vorgänge (wie z. B. Kohlenstaubverbrennung) sowie die präparativ-chemische Seite der Erscheinungen; auch zur Orientierung auf diesen Ge bieten dürften die Angaben am Schluß des Buches behilflich sein. Der Verfasser erhielt von vielen Kollegen und Freunden Anregung und Kritik während der Abfassung des Buches. Den Anhang zum I. Kapitel hat Herr Dr. v. MÜFFLING verfaßt, Herr Dr. RÖGENER hat das Inhaltsverzeichnis besorgt, beide Herren sowie Herr Dipl.-Ing. TEICHMANN haben außerdem die Korrekturen mitgelesen. Ihnen allen, sowie der Verlagsbuchhandlung für ihr Eingehen auf die Wünsche des Autors ist der Verfasser zu Dank verpflichtet. Leipzig, im Juni 1939. W. Jost. Inhaltsverzeichnis. Seite Einleitung . . . . . . 1 Erstes Kapitel: Einleitung von Explosionen (Selbstzündung) als Wärme· phänomen ........ . 3 1. Vorbemerkung . . . . . . . . . . . 3 2. Selbstzündung (Wärmeexplosion) . . . 4 3. Genauere Diskussion der Explosionsgleichungen 14 4. Beispiele von Wärmeexplosionen . . . . . . . 20 5. Zündung durch erhitzte Oberflächen . . . . . 22 Anhang zum ersten Kapitel: Diskussion des experimentellen Materials über Zündtemperaturen. (Von L. v. MÜFFLING) ....... . 32 Zweites Kapitel: Funkenzündung I. (Wärmetheorie der Funkenzündung) 45 1. Grundtatsachen und Problemstellung . . . . . . . . . . . . . 45 2. Ansätze für eine vereinfachte quantitative Behandlung . . . . . 48 3. Besprechung von Versuchen vom Standpunkt der Wärmetheorie 54 Drittes Kapitel: Fortpflanzung von Explosionen . 59 1. Allgemeines. . . . . . . . . . . . . . . 59 2. Die normale Verbrennungsgeschwindigkeit . 63 3. Genauere Theorie der Bunsenflamme ... 72 4. Methodik der Bestimmung der normalen Verbrennungsgeschwindigkeit nach GOUY-M!CHELSON ........ . 83 5. Fortpflanzung der Verbrennung in Rohren . . . . . . . . . . . 89 6. Theorie der Flammenfortpflanzung . . . . . . . . . . . . . . . 104 7. Reaktionsgeschwindigkeit und normale Verbrennungsgeschwindigkeit 119 8. Zündgrenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 9. Beeinflussung der Zündgrenzen durch Zusätze .. 131 Viertes Kapitel: Explosionen in geschlossenen Gefößen . 134 1. Übersicht über die Erscheinungen . . . . . . . 134 2. Geschwindigkeit des Druckanstieges und Flammengeschwindigkeit 143 3. Theorie des Druckanstieges und des Temperaturgradienten bei Bomben explosionen nach MACHE. . . . . . . . . . . . 147 4. Besondere Beobachtungen bei Bombenexplosionen ....... . 154 Fünftes Kapitel: Detonation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 1. Besondere Phänomene bei sehr schnellen Flammen; die Detonation 157 2. Stoßwelle und Detonation . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 3. Experimentelle Bestimmung von Detonationsgeschwindigkeiten . . 171 4. Detonationsgrenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 5. Einfluß äußerer Faktoren auf Einleitung und Fortpflanzung von Deto- nationen ....................... . 183 6. Detonationsdrucke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 7. Einfluß von Zusätzen auf die Entstehung von Detonationen .... 188 8. Beziehung zwischen Stoßwelle und Detonation; "Spin" von Detonationen 190 9. Nachträge zur Theorie der Detonationsvorgänge ......... . 199 Inhaltsverzeichnis. VII Seite Sechstes Kapitel: Flammen nicht vorgemischter Gase. . . . . . . .. 207 Siebentes Kapitel: Flammentemperaturen, Strahlungsuntersuchungen an Flammen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 1. Messung von Flammentemperaturen. . . . . . . 216 2. Berechnung maximaler Flammentemperaturen . . 222 3. Spektroskopische Untersuchungen von Flammen . 227 4. Thermische Strahlung und Chemilumineszenz . . 233 5. Strahlung und Temperatur im Motor. . . . . . 237 Achtes Kapitel: Kinetik der Verbrennungs- und Explosionsvorgänge . 239 1. Grundlagen der chemischen Kinetik. . . . . 239 2. Kinetische Gastheorie . . . . . . . . . . . 244 3. Kettenreaktionen, an einem Beispiel erläutert 255 4. Reaktionen mit Kettenverzweigung . . . . . 261 5. Die zeitliche Entwicklung einer Kettenexplosion 278 6. Beispiele von Kettenexplosionen . . . . . . . 280 Neuntes Kapitel: Die Knallgas- und Kohienoxydverbrennung 289 A. Die Knallgasverbrennung . . . 289 1. Die untere Explosionsgrenze . . . . . . . . . 291 2. Die obere Explosionsgrenze . . . . . . . . . 296 3. Die Reaktion außerhalb der Explosionsgrenzen 302 4. Versuche mit freien Atomen und Radikalen 310 5. Mechanismus der Knallgasreaktion 317 B. Die Kohlenoxydverbrennung . . . . . . . . . 326 1. Die Explosionsgrenzen . . . . . . . . . . 326 2. Die Reaktion außerhalb der Explosionsgrenzen 329 3. Spektroskopische Untersuchungen über die CO-Verbrennung; CO- Explosionen in Gegenwart von Stickstoff . . . . . . . . .. 331 4. Der Mechanismus der CO-Verbrennung ........... 338 Zehntes Kapitel: Funkenzündung ll, Reaktion in elektrischen Entladungen 340 1. Natur der Funkenentladung; ältere Untersuchungen über die Zündfähig- keit verschiedener Funken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340 2. FmCHS Untersuchungen über die Reaktion explosiver Gemische in nicht zündenden Entladungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343 3. Versuche über die Zündfähigkeit verschiedener Funken sowie der ver- schiedenen Komponenten eines Funkens. . . . . . . . . 348 4. Sonstige Beobachtungen über "nichtthermische" Zündung. . .. 353 5. Funkenzündung im Motor . . . . . . . . . . . . . . . . .. 355 6. BREwERS Untersuchungen über Reaktionen in Entladungen 356 7. Ansätze zur Theorie der "nichtthermischen" Zündung im Funken 357 Anhang ...................... 361 EUtes Kapitel: Die Verbrennung von Kohlenwasserstolfen 361 Überblick über das Gebiet . . . . . . . . . . . 361 A. Die Verbrennung in der Flamme. . . . . . . . . 364 1. Reaktionsprodukte bei Explosion und Verbrennung 364 2. Spektroskopische Beobachtungen; Reaktiop. freier Atome und Radikale ....... . 366 3. Flammengeschwindigkeiten . . . . . . . . . . . . 369 VIII Inhaltsverzeichnis. Seite B. Die langsame Oxydation von Kohlenwasserstoffen . 370 1. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . 370 2. Kinetik der Oxydation niederer Aldehyde . . . 373 3. Zerfall von Kohlenwasserstoffen und Zwischenprodukten; Absorp- tionsspektren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388 4. Die Oxydation der niedersten Kohlenwasserstoffe . . . . 395 5. Die langsame Oxydation weiterer Kohlenwasserstoffverbindungen ; Kalte Flammen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430 C. Die Entzündung von Kohlenwasserstoffen, besonders bei höheren Drucken . . . . . . . . . . . . . . . 463 D. Die Theorie der Kohlenwasserstoffoxydation. . . 479 Zwölftes Kapitel: Die Verbrennung im Otto-Motor. . . 491 1. Überblick über die beobachteten Erscheinungen. 491 2. Allgemeine Grundlagen und Thermodynamik der Verbrennung im Motor 493 3. Der Klopfvorgang ....................... 499 4. Phänomenologisches zum Verbrennungs-und Klopfvorgang im Motor. 515 5. Messung des Klopfverhaltens . . . . . . . . . . . . . 526 6. Untersuchung der dem Klopfen vorangehenden Vorgänge 529 7. Untersuchungen über Klopffeinde . . . . . . . . . . . 538 8. Spektroskopische Untersuchungen am Motor . . . . . . 542 9. Klopfverhalten und chemische Konstitution; Reaktionskinetische Ansätze. . . . . . 544 10. Über Klopffeinde. . . . . . . . . . . . 557 11. Schlußbemerkungen . . . . . . . . . . 560 Dreizehntes Kapitel: Verbrennung im Dieselmotor 561 1. Das Arbeitsverfahren des Dieselmotors. . 562 2. Allgemeines über den Verbrennungsablauf; Strahleinspritzung, Ver- dampfung, Zündung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 564 3. Praktische Bestimmung der Zündwilligkeit von Dieselkraftstoffen 570 4. Reaktionskinetische Behandlung des Zündvorgangs im Dieselmotor. 574 5. Weitere reaktionskinetische Betrachtungen zum Verbrennungsvorgang im Dieselmotor . . . . . . . . . . . . . . . 578 Anhang: Zusammenlassende Darstellungen des Gebietes. 581 Namenverzeichnis . 584 Sachverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 590 Einleitung. Unter Verbrennung im engeren Sinne pflegt man die rapide Reaktion oxydierbarer Stoffe mit Sauerstoff unter Wärmeentwicklung und meist unter Flammenerscheinung zu verstehen. Dabei können die oxydier. baren Stoffe fest, flüssig oder gasförmig vorliegen. Am wichtigsten sind die Verbrennungsprozesse in der Gasphase1; ob es überhaupt Ver. brennungsvorgänge in diesem engeren Sinne mit flüssigen Brennstoffen gibt, scheint fraglich; bei Prozessen, an welchen flüssige Brennstoffe beteiligt sind, wie im Dieselmotor, ist anzunehmen, daß weitgehend eine Verdampfung der Verbrennung vorausgeht (das gleiche gilt natürlich für jede Dochtlampe). Liegt von Anfang an ein fertiges Gemisch aus + brennbarem Gas Sauerstoff oder Luft vor, so kann die Oxydations. reaktion zu einer Explosion führen, muß es aber nicht. Die Ver. brennungsvorgänge vorgemischter Gase unterscheiden sich in nichts von anderen stark exotherm verlaufenden Gasreaktionen, wie z. B. der Reaktion von C1 +H u. a. Bei den Verbrennungsvorgängen im 2 2 engeren Sinne, soweit man es mit vorgemischten Gasen zu tun hat, handelt es sich immer um Explosionsvorgänge; die Verbrennung bei. spielsweise im Bunsenbrenner ist eine stationäre Explosion. An solchen Explosionsvorgängen werden uns im wesentlichen zwei Gruppen von Erscheinungen interessieren, nämlich: A. Was mit der Vorgeschichte und der Entstehung einer Explosion zusammenhängt (z. B. Explosionsgrenzen, Zündvorgang bei Selbst· und Fremdzündung u. a.). B. Was mit den Phänomenen der fertig ausgebildeten Explosion zu tun hat (z. B. die Geschwindigkeit ihrer Fortpflanzung). Selbstzündungsvorgänge sind alle Erscheinungen, die darauf beruhen, daß in einem bis zum Beginn eines überhaupt merkbaren Umsatzes erwärmten explosiven Gemisch, als Folge dieses pnmaren geringen Umsatzes die Reaktionsgeschwindigkeit schließlich über alle Grenzen ansteigt. Die Betrachtung der Selbstzündungsvorgänge führt automatisch dazu, daß man die Reaktion vor der eigentlichen Explosion studiert. Wenn man die Verbrennungsvorgänge in1 engeren Sinne erforschen will, so wird man also mit Notwendigkeit dazu geführt, als Verbrennungs. vorgänge im weiteren Sinne auch alle nicht rapide verlaufenden, nicht (oder nicht immer) mit Flammenerscheinung verbundenen langsamen 1 Daneben natürlich auch die Oxydation fester Stoffe, wie z. B. der Kohle, die aber hier von unseren Betrachtungen ausgeschlossen bleiben soll. J ost, Explosionen. 1 2 Einleitung. Reaktionen der gleichen Stoffe oder Stoffgemische mit in den Kreis der Betrachtungen zu ziehen. An der ausgebildeten explosiven Reaktion wird uns bruttomäßig interessieren: Welche Reaktionsprodukte treten auf? Welche Tem peraturen werden erreicht, welche Wärme wird frei? Welche Strahlung wird ausgesandt? Die auftretenden Reaktionsprodukte sind nicht ein fach durch die üblichen Bruttoreaktionsformeln gegeben wegen des Einflusses der Dissoziation bei den erreichten hohen Temperaturen. über diese bruttomäßigen Feststellungen hinaus interessiert uns der Mechanismus des Fortschreitens einer Explosion, insbesondere die Geschwindigkeit, mit der sich die an einer Stelle eingeleitete Explosion nach dem unverbrannten Gemisch hin fortpflanzt. Wird das unver brannte Gas dabei in Ruhe gehalten, so hat man es mit der sog. Zünd geschwindigkeit oder normalen Verbrennungsgeschwindigkeit zu tun. Die tatsächliche Verbrennungsgeschwindigkeit kann durch das Mit wirken von Strömungen unter Umständen erheblich größer sein als die normale Verbrennungsgeschwindigkeit. Wenn die Fortpflanzungs geschwindigkeit einer Verbrennung sehr groß wird, so können Stoß wellen auftreten; im Grenzfall erhält man die sog. Detonation, eine Koppelung von Stoßwelle und chemischer Reaktion. Alles Vorangehende bezog sich auf die Verbrennung vorgemischter Gase. Bei nicht oder nicht genügend vorgemischten Gasen kommt als weiterer geschwindigkeitsbestimmender Vorgang die Mischungsgeschwin digkeit hinzu, wie im Außenkegel der Bunsenflamme, in der leuchtenden Flamme, der Kerzenflamme und in technischen Feuerungen nicht vor gemischter Gase (Mischung durch Diffusion und auch Mischung durch turbulente Strömung, wie im Siemens-Martin-Ofen). Das wichtigste Anwendungsgebiet der Verbrennungsvorgänge sind die Motoren mit innerer Verbrennung, und zwar interessieren dabei nicht nur die mit der Fremdzündung (Funkenzündung) und Flammen ausbreitung zusammenhängenden Vorgänge, sondern mindestens ebenso sehr die in heißen Brennstoff-Luftmischungen zunächst langsam ab laufenden Reaktionen; diese sind nämlich für den Zündvorgang im Dieselmotor wie für den Klopfvorgang im Otto-Motor von Bedeutung. Aus diesem Grunde haben wir auch dem Oxydationsmechanismus der Kohlenwasserstoffe eine eingehende Behandlung gewidmet.

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