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Experiment, Wettstreit, Virtuosität. Rembrandts graphische Welt PDF

71 Pages·2019·25.269 MB·German
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Experiment, Wettstreit, Virtuosität Rembrandts graphische Welt Experiment, Wettstreit, Virtuosität Rembrandts graphische Welt Wallraf Graphische Sammlung Inhalt Vorwort 6 Marcus Dekiert Experiment, Wettstreit, Virtuosität. 10 Rembrandts graphische Welt Anne Buschhaff Ausgewählte Bibliographie 67 Konkordanz 70 Impressum 72 Vorwort Rembrandt Harmensz. von Rijn starb vor 350 Jahren. In Gedenken an den großen Niederländer des Goldenen Zeit alters präsentiert das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud in diesem Herbst gleich zwei Ausstellungen, die Rembrandt als eminent vielseitigen Künstler feiern, der sowohl als Maler und Zeichner als auch als Radierer Epochales ge leistet hat. Den Auftakt macht unsere Graphische Sammlung, die zum Todestag am 4. Oktober eine feine Auswahl von rund 30 Radierungen präsentiert, die zum stolzen Besitz des eigenen Bestands zählen. Am 1. November wird dann die große Ausstellung Inside Rembrandt 01606-1669 eröffnet, die in Kooperation mit der Nationalgalerie Prag entsteht und Rembrandt in allen seinen Facetten und im Kontext seiner Zeit präsentieren wird. Auf dem Gebiet der Radierung realisierte Rembrandt bis dahin Unerreichtes. Sein graphisches Schaffen verbindet technische Innovation und Experimentierfreudigkeit mit großer Lebens nähe der Darstellung und Gefühlstiefe der Erzählung. Die Ausstellung im Graphischen Kabinett zeigt ausgewählte (Selbst-)Porträts und Landschaften. Der thematische Schwer punkt aber liegt auf der biblischen Historie, die Rembrandts gesamtes graphisches Schaffen wesentlich bestimmt. Ins besondere Szenen aus dem Alten Testament sind vertreten, die Menschen regelmäßig in Momenten der Bewährung oder der Erkenntnis zeigen. Gegenüberstellungen mit Werken von Albrecht Dürer, Lucas van Leyden, Antonio Tempesta oder Jacques Callot führen eindrücklich vor Augen, dass Rembrandt seine Sujets im ambitionierten künstlerischen Wett streit mit verehrten Vorgängern und Zeitgenossen erarbeitete. 6 Die Ausstellung wird durch die Leihgabe eines Kölner Privat besitzers bereichert, der an dieser Stelle nicht genannt zu werden wünscht. Ihm sei sehr herzlich gedankt. Ein besonders herzlicher Dank gilt Anne Buschhoff, die seit März die Graphische Sammlung des Wallrafleitet und mit der Rembrandt-Präsentation ein erstes Probestück ihrer künftigen Arbeit gibt. Frau Buschhoff hat zuvor mehr als ein Jahrzehnt sehr erfolgreich als Kustodin am renommierten Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen gewirkt und dort zahlreiche Ausstellungen kuratiert. Besonders zu danken ist zudem Heiko Aping und Hartmut Brückner vom Büro BrücknerAping, die mit diesem Band für die Publikationsreihe der Graphischen Sammlung ein neues, ausgesprochen ansprechendes Gewand gestaltet haben, sowie Petra Leineweber, die den Katalog lektoriert hat. Gedankt sei zudem allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses, die die Ausstellung mit großer Begeisterung vorbereitet und umgesetzt haben. Besonderer Dank gilt dabei unseren Papierrestauratoren Melanie Lindner und Thomas Klinke sowie unserem Graphikverwalter Dieter Bongartz, den Ausstellungsleiterinnen Barbara Trier und Ricarda Hüpel sowie unserem Praktikanten Gregor von Kerssenbrock-von Krosigk. Möge diese kleine Ausstellung für viele Besucherinnen und Besucher der Anreiz sein, die faszinierende Welt der wundervollen Radierungen Rembrandts zu entdecken. Marcus Dekiert 7 Ich möchte, wenn du wieder einmal hierher kommst, » gerne die Stiche von Dürer hier im Museum noch einmal alle mit Dir ansehen, so wie wir es das letzte Mal mit denen von Rembrandt gemacht haben.« Vincent van Gogh an seinen Bruder Theo, Amsterdam, 10. Februar 1878' Experiment, Wettstreit, Virtuosität. Rembrandts graphische Welt Anne Buschhaff Rembrandt Harmensz. van Rijn (1 606-1669) gilt als Inbegriff des Maler-Radierers. Die Malerei hatte er wie die Zeichnung erlernt, nicht aber die Radierung. Weder Jacob Isaacsz. van Swanenburgh (1571-1638), in dessen Werkstatt er zwischen 1622 und 1626 in Leiden in die Lehre ging, noch Pieter Lastman (1583-1633), bei dem er 1626 eine halbjährige Lehrzeit in Amsterdam anschloss, hatten in der druckgraphischen Technik gearbeitet. Dennoch widmete sich Rembrandt der Radier kunst ab den späten 162oer-Jahren mit wachsender Intensität und gelangte darin binnen weniger Jahre zu einer solchen Virtuosität, dass die insgesamt rund 314 Radierungen schon zu Lebzeiten maßgeblich zu seiner Berühmtheit beitragen sollten. Wenige große niederländische Künstler seiner Zeit widmeten sich überhaupt der Radierung-Adrian van Ostade (1610-1685) etwa oder Jacob van Ruisdael (um 1628/29-1682). Vermutlich eroberte sich Rembrandt die Radierkunst mit Jan Lievens (1607-1674), mit dem ihn Mitte der 162oer-Jahre eine enge Zusammenarbeit verband.' Dabei nutzte Rembrandt die Druckgraphik kaum zur Reproduktion der eigenen Kunst. Während Peter Paul Rubens (1577-1640) seine Gemälde in Antwerpen von ausgesuchten Berufsgraphikern nachstechen ließ und die Reproduktionsgraphik zu einem florierenden Geschäft ausbaute, schuf Rembrandt nur vier Vorlagen für Re produktionsgraphiken, die Jan Gillisz. van Vliet (um 1610-1671) 11 um 1630 radierte.3 Weitgehend unabhängig von seiner Malerei entwickelte Rembrandt in der Druckgraphik eigenständige künstlerische Ideen, darin Albrecht Dürer (1471-1528) und Lucas van Leyden (1494-1533) vergleichbar, die in Holzschnitt und Kupferstich autonome graphische Werke entfaltet hatten. Als Rembrandt die Radierung aufnahm, war das Tiefdruck verfahren des Kupferstichs noch deutlich gängiger als die Radierung, wenn auch vergleichsweise mühselig. Denn wäh rend der Grabstichel beim Kupferstich unmittelbar durch das Metall getrieben wird und der Materialwiderstand mit einem gewissen Kraftaufwand überwunden werden muss, wird die Radiernadel durch den weichen Ätzgrund geführt beziehungsweise »gekratzt« (lat. radere), mit dem die Kupfer platte zunächst überzogen ist. Die Strichführung kann im Vergleich zum Kupferstich deutlich schneller, spontaner und flüssiger erfolgen, sodass das Arbeiten mit der Radiernadel dem Zeichnen mit dem Bleistift verwandt ist. Tatsächlich war die Radierung schon um 1500 entwickelt, bis 1600 aber wenig genutzt worden.4 Zwar bot sie in der Handhabung der zeichner ischen Mittel neue Freiheiten, doch verlangte sie dem Radierer auch besondere Fertigkeiten im anschließenden Ätzvorgang ab, wenn es darum ging, feine tonale Abstufungen wie im Kupferstich zu erzielen: Nachdem die Metallplatte an den be zeichneten Stellen freigelegt ist, wird sie in ein Säure bad gelegt, sodass sich das Linienbild in die Platte eingräbt.Je nach gewünschter Tiefe und späterem Dunkelwert im Druck ist kürzer oder länger zu ätzen. Anschließend wird der Ätzgrund entfernt und die Druckfarbe-wie beim Kupferstich-mit dem Ballen auf die erwärmte Platte aufgetragen, sodass sie sich in den vertieften Linien sammelt. Danach werden die glatten Partien der Platte sauber gewischt und der Druck kann auf einem angefeuchteten Papier erfolgen. Änderungen sind durch wiederholtes Abdecken mit Asphaltlack ohne Probleme zu realisieren. Nicht nur durch die Dauer und das Wiederholen des Ätzvorgangs, sondern auch durch den Plattenton und das gekonnte Wischen der Platte können wirkungsvolle Hell 12 dunkeleffekte erzielt werden. 1 Giovanni Benedetto Castiglione Bildnis eines Mannes mit Federbarett 4C. ( A ~Tf~.inNVS (sog. Selbstbildnis), ~fNOVllS(. f'[, späte 164oer-Jahre Radierung 198 x 147 mm (BI.) Bez. o. l.: G. CASTILIONUS / GENOVESE.FE. Alter Bestand Inv. Nr. 28844 TIB. 53 2 Christian Wilhelm Ernst Dietrich Die große Krankenheilung (frei nach Rembrandts Hundertguldenblatt), 1763 Radierung 301/304 x 439 mm Bez. u. 1.: Dietrich fecit 1763 Alter Bestand Inv. Nr. 12694

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