Examens-Fragen Allgemeine Pathologie Zusammengestellt von K. Heilmann und U. FOlsch Unter Mitwirkung von U. BIeyI und K. Wegener und W. Bersch· M. BUsing· A. Burkhardt· G. DOhnert H. D. Gehrig . W. Kothe· U. Kreinsen . H. J. Lang T.Oeftering· F. W. Rieben . G.I. Schumann Mit einem Geleitwort von W. Doerr 1971 Springer-Verlag Berlin· Heidelberg· New York J. F. Lehmanns Verlag Moochen ISBN-13: 978-3-540-05675-1 e-ISBN-13: 978-3-642-96092-5 DOl: 10.1007/978-3-642-96092-5 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeich nungen usw. in diesem lVerk berechtigt auch ohne besondere Kenn zeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrllch ten waren und daher von jedermann benutzt werden durfen. Das Werk ist urheberrechtlich geschutzt. Die dadurch begrUnde ten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdruckes, der Funksendung, der Wiedergllbe auf photomechanischem oder ahnlichem Wege und der Speicherung in Datenverllrbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Bei Vervielfiiltigungen fUr gewerbliche Zwecke ist gemaB § 54 UrhG eine VergUtung an den Verlag zu zahlen, deren Hohe mit 1em Verlag zu vereinbaren ist. c by Springer-Verlag Berlin Hei delberg 1971. Library of Congress Catalog Card Number 76-180691. Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1971 Offsetdruck: Strauss und Cramer, Leutersh~usen. Bindearbeiten: Julius Beltz, Hemsbach/Bergstr. Zum Geleit Die Approbationsordnung fUr Arzte (AO) verlangt, dall die schrift lichen Priifungen nach dem Antwort-Wahl-Verfahren (multiple choice system) eingerichtet werden (Amtl. Begriindung II bes. Teil, zu § 14). Unsere Studenten konnen mit derlei Fragen meist mehr anfangen als der im Dienst ergraute Fachmann. Hinter der hemdsarmeligen Direkt heit des Fragens steckt <;lie zwingende Notwendigkeit, wenigstens punktuell, prazise Aussagen zu machen. Was diese Fragen nicht - im allgemeinen nicht - konnen, ist die Hinerziehung des Lernenden zu einer conditionalistischen Betrach tungsweise. Wenn es zutrifft, dall in einer Lehre nur so viel Wissen schaftlichkeit steckt, als Mathematik in ihr enthalten ist, mag das Antwort-Wahl-Verfahren seine Berechtigung haben. Denn hier wer den Tatsachen abgerufen, als ob es sich urn Daten nach Mall und Zahl handelte. Nun ist gerade die gestaltbezogene Naturbetrachtung nicht in allen Bereichen metrisch zuganglich. Es geht vielfach urn ganz andere Probleme, urn Akte psychologischer Wertung, urn die Zusammenschau komplementarer Befunde oder Ereignisse, urn Sach beziige, die ausschlieillich durch die Grundlagen einer Gestaltphilo sophie erschlossen werden konnen. Es handelt sich urn Vorgange des plausiblen Schliellens. Aber auch hierin steckt Mathematik, indes eine solche ganz anderer Ordnung. Diese und ahnliche Sorgen und Bedenken haben die Pathologen bewegt, als sich die Konturen der Examenstechnik im Sinne der AO abzuzeich nen begannen. Die in einem losen Arbeitskreis zusammengeschlosse nen Lehrstuhlinhaber der Pathologie, einschlieillich der Herren Ver treter der Neuro-, Zyto- und experimentellen Pathologie, hatten vor IV etwa 2 Jahren eine Kommission gebildet, urn Vorarbeiten zu lei- sten und Examensfragen zu sammeln. Ich hatte der Kommission angehort. Aile Lehrstuhlinhaber unseres Faches wurden gebeten, Erfahrungen mitzuteilen, insbesondere Lehr- und Lernziele bekannt zu geben, aber auch bewahrte Examensfragen zu liefern. Nahezu alle Herren Collegen sind in der freundlichsten Weise helfend ent gegengekommen. Aus der FUlle des sen, was einging, haben alle meine Mitarbeiter, besonders aber die Herren Dr. Konrad Heil mann und Dr. Ulrich F51sch, eine Examensfragensammlung erarbei tet. Eine erste Zusammenstellung wurde allen Lehrstuhlinhabern zur PrUfung zugestellt. Wiederum sind die Herren Collegen wie in einem groBen Testlauf tatig geworden. Sie haben gemeinsam mit ihren eigenen Mitarbeitern ausfiihrlich und kritisch Stellung genom men. Ich habe ganz besonders den Herren Proff. Dr. Dr. M. Eder (MUnchen), W. Hort (Marburg), H. Meessen (DUsseldorf), Walter MUller (Essen), H. Noetzel und W. Sandritter (Freiburg) zu danken. Auch meinen beiden Oberarzten, den Priv. Doz. Dr. Dr. U. Bleyl und K. Wegener~ danke ich aufrichtig. Den Herren H. -W. Altmann (WUrz burg) und Wg. Rotter (Frankfurt/M.) danke ich aufrichtig dafiir, daB sie mir die Sammlung ihrer Vor.lesungen zur Verfiigung gestellt ha ben. Unsere Fragen wurden endlich einem weiteren Test unterworfen, namlich Teilnehmern meiner Praktika, also Heidelberger Studen ten, sozusagen auslesefrei vorgelegt. Hierdurch haben wir gelernt, Fragen zu eliminieren, welche substantiell zu schwierig, formell ungeschickt, nach dem Gegenstand zu schwer verstandlich oder gar falsch waren. Auch der psychologischen HUrden wurde gedacht. Endlich wur.den alle Fragen durch "gelernte" Germanisten linguisti scher Pragung, durch Frau und Herrn A. und'D. Dr. Heller (Heidel berg) U,berarbeitet, sprachlich geglattet und in brauchbares Deutsch gebracht. v So wage ich es, dem vorliegenden Versuch einen Wunsch auf den Weg zu geben: M5chten die pathologiebeflissenen Kandidaten mit tels des Instrumentes unserer Fragetypen erkennen k5nnen, wo im eigenen Wissen Liicken geblieben sind. M5chte man verstehen, daB unsere Fragen auf den Erwerb einer Aligemeinen Pathologie (gem. AO S 25) abgestellt sind, und daB diese sogen. Allgemeine Patholo gie nicht absolut identisch ist mit dem, was in den klassischen Bii chern unseres Faches als solche verstanden wird. Was die AO "Allgemeine Pathologie" nennt, ist mehr und auch anderes. Es han delt sich hierbei - genau genommen - urn "Grundlagen einer Krank heitslehre schlechthin". Es sind also auch Beispiele aus dem Um kreis sogen. spezieller Pathologie verwendet, insofern deren Kennt nis einen modellhaften Wert fiir die Erkennung regelhafter 5achver halte beansprucht. Unsere Fragen sollen also im Dienste der Vor bereitung auf den Ersten Abschnitt der ArzUichen Priifung (gem. S 25; An!. 2 und Anl. 12 AO) stehen. Von der Resonanz, die diese 5ammlung finden wird, werden wir es abhiingig machen, eine Fra gensammlung zur "Speziellen Pathologie" hinzuzufiigen. Entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem! Heidelberg, den 1. Juli 1971 W. Doerr Den folgenden Fragen sind je ftinf Antworten beigegeben, von de nen nur e i n e richtig ist. Kreuzen Sie diese bitte an: 1 Welche Zellen oder andere Bestandteile finden sich in der Randzone der Blutsiiule im arteriellen Gefiil!system? a) Erythrozyten b) polymorphkernige Leukozyten c) Lymphozyten d) Plasmazellen e) Blutplasma (5) 2 Was begtinstigt die Liquor-Diapedese im Friihstadium der Entziindung? a) Steigerung des osmotischen Druckes im Entziindungsfeld b) Steigerung des intravasalen Druckes c) verminderter Elektrolytgehalt im Entziindungsfeld d) Steigerung der Oxydation im Entziindungsfeld e) Hyperosmolaritiit der intravasalen Fliissigkeit (12) 3 Was versteht man unter einer Ekchymose? a) Pilzerkrankung b) punktformige Hautblutungen c) fliichenhafte Blutungen in Haut und Schleimhiiuten d) besondere Form des 6dems e) toxische Kapillaropathie (5) 4 Bei welcher der folgenden Erkrankungen kommt es zu einer Purpura auf Grund einer Thrombozytopenie? a) Purpura SCH6NLEIN-HENOCH b) Thrombasthenia GLAN ZMANN c) Morbus MOELLER-BARLOW (Skorbut) d) Morbus maculosus WERLHOF e) Hamophilie (5) 2 Den folgenden Fragen sind je funf Antworten beigegeben, von de nen nur e i n e richtig ist. Kreuzen Sie diese bitte an: 5 Welches der genannten GefiiJ3e oder GefiiJ3systeme spielt als BlutungsqueUe der subduralen Hiimatome die entscheidende Rolle? a) Arteria meningea media b) Briickenvenen c) Arteria striato-Ienticularis d) Arteria cerebri posterior e) Circulus arteriosus WILLISI (8) 6. Welcher Faktor hat nichts mit der Blutgerinnung zu tun? a) KOLLER-Faktor b) HAGEMANN-Faktor c) ROSENTHAL-Faktor d) Intrinsic-Faktor e) CHRISTMAS-Faktor (5) 7 Welcher der genannten Zustande geht in der Regel nicht mit einer hiimorrhagischen Diathese einher? a) Vitamin C-Mangel b) Vitamin D-Mangel c) Vitamin K-Mangel d) Uberempfindlichkeit gegenuber Sulfonamiden e) hochdosierte zytostatische Therapie (16) 8 Ursa chen fUr Rupturblutungen sind a) dissezierende hypertonische GefaJ3erkrankungen b) Medianekrosen (Typus GSELL-ERDHEIM-CELLINA) c) Texturstorungen beim MARFA N -Syndrom d) Lues III e) a, b, c und d (12) 3 9 Welche der aufgezahlten Krankheiten ist eine konstitutio nelle Thrombozytopathie? a) Morbus MOELLER-BARLOW (Skorbut) b) Morbus maculosus WERLHOF (chron. Thrombozytopenie) c) Thrombasthenia GLANZMANN d) Morbus VA CQUEZ-OSLER (Polycythaemia vera) e) Morbus KAHLER (Plasmozytom) (5) 10 Welche der folgenden Erscheinungen tritt bei der Poly cythaemia vera in der Regel nicht auf? a) Hypertonie b) Thromboseneigung c) Vermehrung der Blutmenge insgesamt d) Steigerung der Zahl der roten Blutk5rperchen e) "flush" (pl5tzliches Err5ten der Gesichtshaut) (3) 11 Welche der genannten Veranderungen tritt beim Schock nicht auf? a) Akute Harnverhaltung b) Anurie c) fleckiges LungenOdem d) Azidose in der Strombahnperipherie e) intravasale Gerinnung im Bereich der terminalen Strombahn (5) 12 Welcher der aufgefUhrten Reize erzeugt keinen primaren Schock (neurogenen Schock)? a) Druck auf den Carotissinus b) Schlag auf das Epigastrium c) Pleurapunktion d) Rektumdilatation e) AderlaB (1) Den folgenden Fragen sind je fUnf Antworten beigegeben, von de nen nur e i n e richtig ist. Kreuzen Sie diese bitte an: 13 Sowohl fUr Gerinnungsthrombus als auch fUr Abscheidungs thrombus gilt: a) sie entstehen immer auf dem Boden einer Entziindung b) sie kommen nur in Venen vor c) sie sind stets wandhaftend d) sie enthalten iiberwiegend Erythrozyten e) nicht a, b, c und d (14) 14 Was ist eine orthodoxe Embolie? a) Verschleppung von Treibteilchen in einem "homologen" Blutstrom b) Ubertreten von Treibteilchen in einen "heterologen" Blutstrom c) Verschleppung von Treibteilchen entgegen der Blut stromrichtung d) Verschleppung von Treibteilchen durch das Foramen ovale e) Transport von Treibteilchen durch die Plazenta (5) 15 Eine paradoxe Thromboembolie ist eine Verschleppung von Thromben a) von einem GefaB in ein anderes durch kapillare Kurz schliisse b) entgegen dem Blutstrom c) auf dem Lymphwege d) aus dem venosen in den arteriellen Schenkel des Kreis laufes e) aus den Lungenvenen in den groBen Kreislauf (4) 16 Als Quelle einer peripheren arteriellen Embolie kommen bei geschlossenem Foramen ovale und regelrechtem Kam merseptum in Betracht: a) L ungenvenen 5 b) Lungenarterien c) rechter Vorhof d) Beinvenen e) nicht a,.b, c und d (5) 17 Hirninfarkte entstehen am haufigsten durch a) Embolie in die Hirnarterien b) Kompression von Hirnarterien c) ortsstandige arterielle Thrombose d) Arterienstenose und Blutdruckabfall e) Ruptur eines Hirnbasisarterien-Aneurysma (5) 18 Welches der aufgezahlten Phanomene ist ein Endzustand von anamischen Hirninfarkten? a) Hirnduranarbe b) pseudozystischer Defekt c) kollagenfaserige Schwiele d) Restitutio ad integrum e) Hydrocephalus occlusus (8) 19 Etne Luftembolie konnen Sie an der Leiche nachweisen, in dem Sie a) eine Lungenschwimmprobe machen b) die Eintrittspforte suchen c) die rechte Herzkammer in situ unter Wasser offnen d) den Pleuraspalt unter Wasser eroffnen e) Luftblasen in Gefal3en nachweis en (5) 20 Die Caissonarbeiter-Krankheit kommt zustande durch a) zu schnellen Wechsel von hohem in niedrigen atmospha rischen Druck b) zu schnellen Wechsel von niedrigem in hohen atmospha rischen Druck c) Vitamin-Bs-Mangel d) Mangelernahrung e) zu hohe Luftfeuchtigkeit (1)