Martin Abraham Evangelium und Kirchengestalt Theologische Bibliothek Töpelmann Herausgegeben von O. Bayer · W Härle Band 140 W DE G Walter de Gruyter · Berlin · New York Martin Abraham Evangelium und Kirchengestalt Reformatorisches Kirchenverständnis heute w DE G Walter de Gruyter · Berlin · New York © Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. ISSN 0563-4288 ISBN 978-3-11-019444-9 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Copyright 2007 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, 10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikro- verfilmungen und die Hins ρ eicher ung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Umschlaggestaltung: Christopher Schneider, Berlin Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Mai 2006 von der Evangelisch-theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen als Dissertation angenommen. Erarbeitet, geschrieben und redigiert wurde sie innerhalb eines Zeitraums von nahezu neun Jahren — unterbrochen und begleitet von Tätigkeiten als theologi- scher Hilfskraft, Vikar, Wissenschaftlicher Angestellter, Pfarrer im Ehren- und im Hauptamt. Drei Kinder kamen in dieser Zeit zur Welt, in sechs verschiedenen Gemeinden galt es mitzuarbeiten, drei Umzüge zu überstehen. Möge all dies direkt oder indirekt zur Praxisrelevanz der Arbeit beigetragen haben. Denn mehr noch als vor akademischen Gremien wird sich das Folgende im Blick auf kirchli- che Realitäten als tauglich erweisen müssen. Danken möchte ich an erster Stelle Prof. Oswald Bayer, der mir viel mehr als nur ein theologischer Lehrer war. Seiner Person, seinem Denken und Glauben und der durch ihn vermittelten Ermutigung verdankt sich vieles in dieser Arbeit. Mit Blick auf Paulus und Luther hat er mir eine Theologie nahegebracht, die sich in Predigt und Seelsorge immer wieder bewährt. Für das minutiöse, wohlbedachte und weise formulierte Zweitgutachten dan- ke ich Prof. Gerhard Hennig, für manche Denkanstöße in Studienzeiten sowie für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe „Theologische Bibliothek Töpelmann" dem Mitherausgeber Prof. Wilfried Härle. Für wichtige Gesprächsimpulse und Literaturhilfen bin ich meinem Freund, Pfr. Dr. Christian Schulken, dankbar — ferner den Mitgliedern der Doktorandensozietät, der Luther-Akademie Ratze- burg-Sondershausen sowie der Facharbeitsgruppe Systematik des Arbeitskreises für evangelikale Theologie (AfeT). Zahlreiche Begegnungen mit Menschen aus unterschiedlichen Gemeinden - Derendingen, Bottendorf, Willersdorf, Gomarin- gen, Dußlingen und Bruchköbel - eröffneten neue Einsichten. Für die gute Kooperation bei der Veröffentlichung sei Dr. Sabine Krämer, Sabina Dabrowski, Dr. Albrecht Döhnert und Carsten Burfeind vom Verlag de Gruyter gedankt — vor allem für die Erlaubnis, auf die sogenannte neue Recht- schreibung zu verzichten. (Bei den ausführlichen Zitierungen älterer Texte wäre der orthographische Eindruck ohnehin sehr uneinheitlich geworden.) Für Druck- kostenzuschüsse danke ich herzlich dem Theologie-Dezernat der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, dem kurhessischen Pfarrverein, dem AfeT und der VELKD. Für die ebenso verläßliche wie humorvolle Hilfe bei Erstellung der Druckvorlage geht ein großer Dank an Petra Gräbener und ihre Familie; Cornelia Rohleder war so freundlich, mir bei abschließenden Arbeiten am Namensregister zur Seite zu stehen. VI Vorwort Zwei Menschen, ohne die diese Arbeit nicht zustandegekommen wäre, seien besonders erwähnt. Der erste ist mein Vater Reinhold Abraham (1940-1999). Er war weder Systematischer noch Praktischer Theologe, aber - was viel mehr ist - ein Theopraktiker. Deudichkeit des Glaubens verband sich bei ihm mit großer ekklesialer Weite. Gerne hätte ich mit ihm noch über mehr gesprochen als nur über die Anfangsgründe dieser Arbeit. Nicht genug danken kann ich meiner Frau Katrin. Auf vielfältige Weise hat sie mit all ihren Kräften hinter dem Projekt „Evangelium und Kirchengestalt" gestanden. Immer wieder half sie mir, das Thema ernst und mich selber leicht zu nehmen. Deus providebit. Bruchköbel, im September 2007 Martin Abraham Inhaltsverzeichnis Vorwort V I. Einleitung 1 1. Problemstellung 1 2. Zum Titel 2 3. Kontext und Ort der Arbeit 4 3.1 Ökumenische Ortsbestimmung 4 3.2 Globaler Kontext 5 3.3 Methodologische Einordnung 5 3.4 Literaturüberblick 6 4. Aufbau und Zielsetzung der Arbeit 9 4.1 Grundlinien 9 4.2 Einzelheiten 10 II. Konstituierung und Leben der Kirche 16 II.O Einleitende Überlegungen: die notae ecclesiae nach CA 7 16 II. 1 Die notae ecclesiae nach Luthers Schrift „Von den Konziliis und Kirchen" 22 1. Kontext und Gliederung des dritten Teils 22 2. Die Themenkreise im einzelnen 25 2.1 Zum Kirchenbegriff 25 2.2 Zur Heiligung nach den zwei Tafeln des Dekalogs 27 2.3 Die notae der ersten Tafel 28 2.3.1 Das Wort Gottes 28 2.3.2 Die Sakramente 31 2.3.3 Amt, Gebet, Leiden 32 2.3.4 Das Verhältnis der sieben notae der ersten Tafel untereinander 34 2.4 Die notae der zweiten Tafel 36 2.5 Adiaphora 37 2.6 Die „drei Hierarchien" 38 3. Das Verhältnis der Konzilienschrift zu „Wider Hans Worst" 39 4. Das Verhältnis der Konzilienschrift zu den altkirchlichen Bekenntnissen 41 VIII Inhaltsverzeichnis 11.2 Konstitutiv: Evangeliumswort und Sakrament (CA 7) 46 1. „Ubi verbum, ibi ecclesia" 46 Exkurs 1: Zum Verhältnis von Wort, Eehre und Amt 50 2. „Verbum visibile" 53 Exkurs 2: Bestreitungen der Zentralstellung von Wort und Sakrament 58 3. „Est autem ecclesia..." 63 3.1 „congregatio sanctorum" 64 3.2 „in qua" 66 4. Konsequenzen von CA 7 und Konzilienschrift 67 4.1 Unterscheidung zwischen Kirche und ihrem Grund 67 4.2 Gottes Wort kann nicht ohne Gottes Volk sein 69 Exkurs 3: Euthers Abendmahlssermon von 1519 70 4.3 Faßbares Wort 73 5. Konstitutives und Vitales 74 11.3 Vital: Geschwistergemeinschaft und zeugnishafte Ordnung (Barmen 3) 77 1. Notae vitae ecclesiae 77 2. Noch einmal: Konstitutives und Vitales 81 2.1 Ursprung und Lebensform 81 2.2 Graduelle Übergänge (Calvin)? 83 2.3 Entsprechungen (Barth)? 86 3. Barmen 3 und CA 7 89 3.1 Die dritte Barmer These 89 3.1.1 Wortlaut, Hintergründe und Interpretationen von Barmen 3 89 3.1.2 Zur Rezeption der Barmer Theologischen Erklärung 93 a) Die reformierte Rezeption 94 b) Die unierte Ke^eption 96 c) Die lutherische Rezeption 97 d) Εαψ 99 3.2 Das Problem eines christologischen Ethizismus 100 Exkurs 1: Die Aporie des „bekennenden Kirchenrechts" 101 Exkurs 2: Die Zwei-Regimente-Lehre in der Kirche 103 3.3 Zu einer konstruktiven Verhältnisbestimmung von CA 7 und Barmen 3 111 4. Das Leben der Gemeinde als Gemeinschaft 114 11.4 Adiaphora (FC 10) 118 1. Vorgeschichte und wesentliche Aussagen von FC 10 118 1.1 Die Adiaphora-Frage bei Luther 118 1.2 Der Adiaphoristische Streit 120 1.3 Das Votum der Konkordienformel 121 2. Das Problem der Kirchengestalt in statu confessionis im 20. Jahrhundert 122 2.1 Die Kirche vor der Judenfrage 122 Inhaltsverzeichnis IX 2.2 Die Kirche vor der Apartheidsfrage 125 3. Notwendige Präzisierungen 127 4. Fazit : 130 5. Ausblick 132 III. Krise und Transformation der Kirche(n) 133 Ernst Troeltschs „Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen" als Deutungshilfe für die kirchliche Lage der Gegenwart 1. Krise der Kirche - Krise des Protestantismus? 133 2. Ansatz und Gedankengang der „Soziallehren" 136 2.1 Jesus und Alte Kirche 137 2.2 Mittelalterlicher Katholizismus 139 2.3 Protestantismus 143 2.4 Abschließende Wertung 150 3. Kritische Würdigung 153 3.1 Zur Methode der „Soziallehren" 154 3.2 Zu Troeltschs Jesus-Darstellung 156 3.3 Zum Typ „Kirche" 157 3.4 Zum Typ „Sekte" 160 3.5 Zum Typ „Mystik" 162 3.6 Zur Typologie insgesamt 164 Exkurs 1: Troeltschs Dreiertypologie in der gegenwärtigen Praktischen Theologie 165 4. Eigener Deutungsansatz 167 4.1 These 167 4.2 Prognose 171 Exkurs 2: Zunehmende Durchdringung von „Kirche " und „Mystik " 172 4.3 Position 174 Exkurs 3: Die offene Frage der Gemeinschaft bei Troeltsch 175 IV. Soziologie - Praktische Theologie - Ekklesiologie 178 IV.l Das Theorie-Praxis-Problem innerhalb der drei Wissenschaften von der Kirche 178 1. Die jeweilige Eigenart der drei Wissenschaften von der Kirche 181 1.1 Soziologie: eine deskriptive Wissenschaft? 181 Exkurs 1: Probleme in der Abgrenzung zwischen Wahrnehmung und Deutung der Empirie 182 Exkurs 2: Der „Naturalistische Fehlschluß". 186 1.2 Praktische Theologie: eine Handlungswissenschaft? 192 Exkurs 3: Wahrnehmungsorientierte Entwürfe Praktischer Theologie 197 1.3 Ekklesiologie: eine Wesenswissenschaft? 200 χ Inhaltsverzeichnis Exkurs 4: Systematische Theologie als Eeitivissenschaft? 202 1.4 „Kirchentheorie" als eigene Disziplin? Oder: Die Frage nach der Einheit der Praktischen Theologie 208 Exkurs 5: Die fortschreitende Entkirchlichung der Praktischen Theologe 211 2. Zusammenhang und Zuordnung der drei Wissenschaften von der Kirche 217 2.1 Die Notwendigkeit der Verhältnisbestimmung 217 2.2 Versuche der Verhältnisbestimmung 218 2.2.1 Römisch-katholisch: „heilige Soziologie" 218 2.2.2 Christologische Ekklesiologie 220 a) Dietrich Bonhoejfer 220 b) Karl Barth 228 2.2.3 Punktualistisch-eschatologische Ekklesiologie 231 2.2.4 Teleologisch-eschatologische Ekklesiologie 233 2.2.5 Gesellschaftsorientierte Ekklesiologie 234 2.3 Äquivokationen und Kritische Vermittlungsbegriffe 237 2.3.1 „Bedingung" 238 2.3.2 „Kommunikation" 240 2.3.3 „Handeln" 241 2.3.4 „Religion" 242 2.3.5 „Rechtfertigung" 246 2.3.6 Fazit 247 2.4 Offenes Gespräch der Disziplinen 248 Exkurs 6: Vergleichbare Entwürfe v>um Theorie-Praxis-Problem 252 3. Die Vermitdungsaufgabe der Praktischen Theologie 254 3.1 Theorie und Praxis 254 Exkurs 7: Antiker und moderner Praxisbegriff. 255 3.2 Konstruktive Praktische Theologie 259 3.3 „Erfahrung mit der Erfahrung" 262 IV.2 Bewährungs- und Konfliktfelder für Theorie und Praxis der Kirche 267 IV.2.0 Einleitende Überlegungen 267 IV.2.1 Funktionalität 269 1. Der Begriff „Funktionalität" im neuzeitlichen Religions- und Kirchen- verständnis 270 2. Funktionalitätstheorien 272 2.1 Funktion der Religion 272 Exkurs 1: Die affirmative und die religionskritische Variante des funktionalen Arguments 273 2.2 Funktion der Institution (Kirche) 276 2.2.1 Was ist eine Institution? 277