Jens Siemon Evaluation eines komplexen lehr-lem-Arrangements WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFT Jens Siemon Evaluation eines komplexen Lehr ... Lern-Arrangements Eine netzwerk- und inhaltsanalytische Studie am Beispiel der EinfUhrung in ein Modellunternehmen Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Frank Achtenhagen Deutscher Universitats-Verlag Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet iiber <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Dissertation Universitat Giittingen, 2002 1. Auflage Juli 2003 Aile Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2003 Lektorat: Ute Wrasmann / Britta Giihrisch-Radmacher Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verla.9s unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fUr Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN-13:978-3-8244-0717-0 e-ISBN-13:978-3-322-81110-3 001: 10.1007/978-3-322-81110-3 Meinen Eltern Geleitwort "Megatrends", d. h. grundlegende Veriinderungen im iikonomischen, sozialen und politischen Bereich machen es erforderlich, das Vorgehen im Rahmen der beruflichen Aus- und Weiter bildung zu liberdenken. Dabei geht es vor allem darum, Verfahren einzusetzen, die der zunehmenden Komplexitiit und Dynamik der betrieblichen Prozesse gerecht werden und dabei gleichzeitig das Vorwissen der Lemenden angemessen berlicksichtigen. Komplexe Lehr-Lem Arrangements scheinen ein didaktisch-methodisches Instrument zu sein, mit deren Hilfe sich so\Che Zielsetzungen angemessen verwirklichen lassen. Allerdings wird vor dem Hintergrund der intemationalen Literatur zu Evaluations- bzw. Assessmentproblemen ein weiterer Aspekt wichtig: die Bereitstellung von Instrumenten zur Analyse von Extemalisierungen mentaler Reprasentationen. Herr Siemon hat daher seine Arbeit dem Problem gewidmet, wie es miiglich wird, mentale Reprasentationen von Wissen, das mit Hilfe komplexer Lehr-Lem-Arrangements erworben wurde, zu erheben und entspre chend zielgerichtet auszuwerten. Urn dieses zu erreichen, fiihrt Herr Siemon mit Hilfe wohl definierter Regeln eine Uber setzung von natlirlichsprachigen AuBerungen in eine Repriisentationssprache durch, die dann mit Hilfe einer Netzwerkanalyse im Hinblick auf die Wissensstrukturen des individuellen Lemers entsprechend beschrieben und ausgewertet werden kann. Die Arbeit ist im Rahmen eines griiileren Forschungsvorhabens entstanden, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie vom Land Niedersachsen gefOrdert wurde. Herr Siemon hat hierfiir ein Modelluntemehmen programmiert, das dem kaufmannischen Unter richt in diesem Projekt zugrunde gelegt wurde. Er zeigt, wie sich das Wissen vor bzw. nach Einsatz dieses Modelluntemehmens erheben und beschreiben lasst. Zugleich wird deutlich, welche weiteren Forschungs- und Entwicklungsarbeiten erforderlich sind, urn die Lehr- und Lemprozesse irn Betriebswirtschaftslehreunterricht weiter zu optirnieren. Herr Siemon kann insgesamt zeigen, dass mit dem gewiihlten Vorgehen sich in der kauf mannischen Erstausbildung Lemprozesse f6rdem lassen, die den neuen betrieblichen Anfor derungen bezliglich der geanderten Produktions-und Geschiiftsprozesse in einem beachtlichen Maile gerecht werden. Von daher wlinsche ich dieser Arbeit viel Aufmerksamkeit sowohl in der betrieblichen als auch in der schulischen beruflichen Bildung. Frank Achtenhagen Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geforderten Projektes "Mastery-Learning mit Hilfe eines multimedial repriisentierten Modell unternehmens in der Ausbildung von Industriekaufleuten" (Ac 35/15-1). Dieses Projekt greift ausgehend von den aktuellen Tendenzen und Trends in der kaufmiinnischen Erstausbildung das Problem des Auseinanderdriftens des Leistungsniveaus von Schiilergruppen auf. Urn diesem bereits zu Beginn der Berufsausbildung entgegenzuwirken und eine auf das fachliche Vorwissen bezogene Chancengleichheit herzustellen, kam ein komplexes Lehr-Lern-Arran gement zum Einsatz. In einem auf diesen Einsatz bezogenen Schulversuch wurde zur Messung fachlichen Vorwissens sowie der durch den Einsatz des komplexen Lehr-Lern Arrangements hervorgerufenen Veriinderungen ein Messinstrument entwickelt, dass auf einer Kombination von inhalts-und netzwerkanalytischen Verfahren basiert. Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Frank Achtenhagen, der durch sein Vertrauen in meine Arbeit und der damit in Verbindung stehenden Schaffung notwendiger Freiraume und Arbeitsbedingungen, seiner fachlichen Beratung und der uber fachliche Inhalte weit hinausgehenden Unterstiitzung zum Gelingen dieser Arbeit maBgeblich beigetragen hat. Zudem bedanke ich mich herzlich bei Herrn Prof. Dr. Matthias Schumann. Den an dem Forschungsprojekt beteiligten Kolleginnen und Kollegen der Berufsschulen in Osterode und Northeim mochte ich flir die Unterstiitzung bei der unterrichtlichen Urnsetzung der aus dem Projekt heraus entwickelten Ideen und Vorschlagen danken. Mein besonderer Dank gilt hier Frau OStR Almut Kloppenburg sowie Herrn OStR Thomas Pagels. FUr die vie len, wertvollen Impulse und die meine Arbeit begleitenden, konstruktiven Diskus sionen mochte ich mich bei allen Kolleginnen und Kollegen am Seminar fUr Wirtschaftspada gogik der Universitat Gottingen bedanken. Wenn auch mein Dank allen gleichsam gilt, mochte ich doch Herrn Dr. Ulrich Getsch herausheben, der sowohl durch seine in die Arbeit eingeflossene Erfahrung als auch durch seine unerrnudliche Unterstutzungsleistung auf motivationaler Ebene zum Gelingen der Arbeit beigetragen hat. Flir die vielen kleinen aber ebenfalls wichtigen Hilfestellungen mochte ich allen an dem Forschungsprojekt beteiligten Hilfskriiften am Seminar fUr Wirtschaftspadagogik der Univer sitat Gottingen sowie den bei der Fertigstellung der Arbeit unterstutzenden Hilfskraften des Lehrstuhls Wirtschaftspadagogik der Technischen Universitat Dresden danken. SchlieBlich danke ich Frau Diana Klockmann flir die selbstlose Unterstlitzung bei der Fertigstellung meiner Arbeit. Jens Siemon Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ..................................................................................................................... 1 1.1 Problemstellung ......................................................................................................... 1 1.2 Aufbau der Arbeit ...................................................................................................... 3 2 Begriindung einer Erweiterung des Instrumentariums zur Abbildung und Analyse struktureIIen Wissens ................................................................................... 5 2.1 Das Informationsverarbeitungsparadigma ................................................................. 5 2.2 Wissensrepriisentation ............................................................................................... 7 2.2.1 Mentale Repriisentationen ..................................................................................... 7 2.2.2 Wissensrepriisentationssprachen .......................................................................... 8 2.2.2.1 Formale Logik als Ausgangspunkt modemer Wissensrepriisentation .......... 11 2.2.2.2 Propositionale Repriisentationssysteme ........................................................ 19 2.2.2.3 Klix' Ansatz quasi-stationiirer Strukturbildungen des menschlichen Langzeitgedachtnisses ................................................................................... 28 2.3 Zugange zu mental en Repriisentationen .................................................................. 32 2.4 Konsequenzen fUr die Erhebung strukturellen Wissens .......................................... 38 3 Durchfiihrung der Untersuchung ............................................................................ 40 3.1 Untersuchungsstichprobe ....................................................................................... .40 3.2 Rahmenbedingungen ............................................................................................... 41 3.3 Aufbau und Ablauf der Untersuchungen ................................................................. 43 3.4 Treatment. ................................................................................................................ 48 3.4.1 Modellunternehmen in der Ausbildung von Industriekaufleuten ....................... .48 3.4.2 Die Einfohrung in das Modellunternehmen Arnold & Stolzenberg GmbH ........ 51 3.4.3 Die computerbasierte Analyse verbaler Aussagen .............................................. 58 3.4.4 Perspektiven auf das Modellunternehmen A&S GmbH ...................................... 63 3.4.4.1 Wissenszentrierung ....................................................................................... 65 3.4.4.2 Lemerzentrierung .......................................................................................... 70 3.4.4.3 Bewertungszentrierung ................................................................................. 73 3.4.4.4 Gemeinschaftszentrierung ............................................................................. 73 4 Untersuchungsergebnisse und Auswertung ............................................................ 75 4.1 Untersuchung 1: Inwieweit andem sich bei den Schiilem die Themen zur Beschreibung eines Industriebetriebes? .................................................................. 76 4.1.1 Methode der Untersuchung ................................................................................. 77 4.1.2 Bestimmung der Analyseeinheiten ....................................................................... 78 4.1.3 Bestimmung des Kategoriensystems .................................................................... 79 4.1.4 Zuordnung der Analyseeinheiten zu Kategorien ................................................. 80 4.1.5 Ergebnisse der Untersuchung 1: Thematische Veriinderungen .......................... 80 xu 4.1. 6 Interpretation der Ergebnisse zu den thematischen Veriinderungen .................. 85 4.2 Untersuchung 2: Gibt es Anderungen in den semantischen Netzen der Schiiler? ... 86 4.2.1 Auswahl einer geeigneten Wissensrepriisentationssprache ................................ 87 4.2.2 Erstellung semantischer Netze aus Texten ...........................: .............................. 87 4.2.3 Ergebnisse der Untersuchung 2: Unterschiede der Repriisentation hinsichtlich der Messzeitpunkte ........................................................................... 88 4.2.3.1 Umfang .......................................................................................................... 89 4.2.3.2 Struktur .......................................................................................................... 94 4.2.3.3 Inhalt ........................................................................................................... 103 4.2.3.4 Stabilitat ...................................................................................................... 133 4.2.4 Interpretation der Ergebnisse der Auswertung semantischer Netze aus SChiileraufsiitzen ................................................................................................ 13 5 5 Bestimmung der Giite des eingesetzten Instrumentariums ................................. 141 5.1 Objektivitat ............................................................................................................ 141 5.2 Reliabilitat ............................................................................................................. 142 5.3 Validitat ................................................................................................................. 145 6 Scblussbetracbtung und Ausblick. ......................................................................... 147 6.1 Resiimee ................................................................................................................ 147 6.2 Perspektiven und weiterer Forschungsbedarf. ....................................................... 149 7 Literaturverzeichnis ................................................................................................ 151 Anhang ................................................................................................................................. 167 (A) Anhang: Frageb6gen ............................................................................................. 167 (B) Anhang: Materialien zum Treatment... .................................................................. 171 (C) Anhang: Definition des thematischen Kategoriensystems der Untersuchung 1.. .. 180 (D) Anhang: Definition des thematischen Kategoriensystems der Untersuchung 2 .... 183 (E) Anhang: Regeln ZUr Unterscheidung zwischen unterrichteten und nicht unterrichtlich behandelten Propositionen .............................................................. 185 (F) Anhang: Beispiele flir Texte und deren Reprasentationen in semantischen Netzen .................................................................................................................... 186 Abbildungsverzeichnis Abbildung 2-1: Das logische Quadrat. ................................................................................................................ 14 Abbildung 2-2: Beispiel flir eine mengentheoretische Darstellung extensional interpretierter formaler Logiken ...................................................................................................................................... 18 Abbildung 2-3: Textausschnitt als Concept-Map formalisiert ............................................................................ 21 Abbildung 2-4: Allgemeine (Modell-)Kennzeichnung eines Begriffs als Knoten in einem semantischen Netz (Klix, 1992, S. 233) ........................................................................................................... 29 Abbildung 2-5: Beispiel fiir die Formalisierung des Ereignisbegriffs 'herstellen' .............................................. 31 Abbildung 2-6: Formalisierung eines Beispieltextes nach Klix .......................................................................... 32 Abbildung 3-1: Schritte zur Modellierung von Realitat fiir Lehr-Lern-Zwecke ................................................. 50 Abbildung 3-2: Bildschirm zum Einstieg in das Modellunternehmen A&S GmbH - Virtuelle Betriebserkundung (Siemon, 200 I) ........................................................................................... 54 Abbildung 3-3: Bildschirm I. Erkundung auf der CD-ROM (Siemon, 200 I) .................................................... 54 Abbildung 3-4: Bildschirm 2. Erkundungsaufgabe auf der CD-Rom (Siemon, 2001) ....................................... 56 Abbildung 3-5: Anteile der Inhaltsbereiche am Treatmenteinsatz ...................................................................... 58 Abbildung 3-6: Von Worthypothesen zu syntaktischen Strukturen .................................................................... 59 Abbildung 3-7: Von der syntaktischen Struktur zum semantischen Netz ........................................................... 61 Abbildung 3-8: Datenbankformular mit Fragen zur Lernumgebung .................................................................. 62 Abbildung 3-9: Darstellung einer syntaktisch-semantischen Analyse der Antwort eines Schiilers .................... 63 Abbildung 3-10: Vier Perspektiven zur Beschreibung von Lernumgebungen (Bransford & Cognition and Technology Group at Vanderbilt., 1998) ................................................................................... 64 Abbildung 3-11: Gestaltung der Navigation im Modellunternehmen A&S GmbH (Siemon, 200 I) .................... 67 Abbildung 3-12: Uisung ArbeitsblattAbteilungenlZusammenhiinge (Siemon, 2001) ........................................ 69 Abbildung 3-13: Uisungsblatt Geschaftsprozess Auftragsfertigung (Ausschnitt) (Siemon, 2001) ...................... 70 Abbildung 4-1: Datenbankformular zur kontextsensitiven Zuordnung von Nomina zu Kategorien .................. 80 Abbildung 4-2: Veranderung der Themen .......................................................................................................... 81 Abbildung 4-3: Thematische Veranderungen nach Lerngruppen vorher. ........................................................... 82 Abbildung 4-4: Thematische Ver1inderungen nach Lerngruppen nachher ............................................................ 83 Abbildung 4-5: Thematische Veriinderungen nach Lerngruppen -Differenzen .................................................. 83 Abbildung 4-6: Auswirkung des Schulabschlusses aufVeranderungen der Nennung des Themas 'Absatzpolitisches Instrument' .................................................................................................. 84 Abbildung 4-7: Beispiel einer Repriisentation eines Schiilertextes ..................................................................... 89 Abbildung 4-8: Erlauterung der Indikatoren der Dimension Umfang ................................................................ 90 Abbildung 4-9: NetzumHinge anhand der Konzeptanzahlen .............................................................................. 91 Abbildung 4-10: Streudiagramm zwischen Anzah! der Konzepte und Anzahl der Relationen einer Wissensrepriisentation ............................................................................................................... 92 Abbildung 4-11: Anzahlen der Themen der Repriisentationen ............................................................................. 93 Abbildung 4-12: Erlauterung des Indikators Relationsart der Dimension Struktur .............................................. 97 Abbildung 4-13: Erlauterung der Indikatoren Durchmesser und Distanz der Dimension Struktur ...................... 99 Abbildung 4-14: Veriinderung des Durchmessers der semantischen Netze ........................................................ 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