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Europapolitik der deutschen Länder: Bilanz und Perspektiven nach dem Gipfel von Amsterdam PDF

240 Pages·1998·5.85 MB·German
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Europapolitik der deutschen Lander Franz H.D. Borkenhagen (Hrsg.) Europapolitik der deutschen Lander Bilanz und Perspektiven nach dem Gipfel von Amsterdam Leske + Budrich, Opladen 1998 Gedruckt auf siiurefreiem und altersbestiindigem Papier. ISBN 978-3-8100-1881-6 ISBN 978-3-322-93313-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-93313-3 © 1998 Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Veriages unzuliissig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfliltigungen, Obersetzungen, Mi kroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhalt Franz H. U. Borkenhagen Vorwort ................................................................................................. 7 Wolfgang Fischer Forderungen der Lander zur Regierungskonferenz 1996/97 ........ ......... 9 Gerd Blume/Alexander Grafvon Rex Weiterentwicklung der inhaltlichen und personellen Mitwirkung der Lander in Angelegenheiten der EU nach Maastricht........ ... .................. 29 Hendrik Escher Landermitwirkung und der AusschuB der Standigen Vertreter (AStV) 51 Lars von Dewitz Der Bundesrat - Bilanz der Arbeit im EU-AusschuB seit 1992 ............ 69 Christian Barth/Michael Mentler Uinderpositionen flir die Innen- und Rechtspolitik der Europruschen Union ..................................................................................................... 85 Manfred Degen Der AusschuB der Regionen - Bilanz und Perspektiven ....................... 103 Thomas Gohlke Die deutschen Lander im Spannungsfeld von Gemeinschaftskompetenzen, FOderalismus und Subsidiaritat ............... 127 Gunther Schulz Regionen und Regionalismus ................................................................ 145 6 lnhalt Christian Engel Das "Europa der Regionen" seit Maastricht........................................... 153 Claus-Peter ClostermeyerlMartin Ebendt Grundrechte im Europa der Burger ....................................................... 179 Petra Erler Die institutionelle Reform und die Interessen der Lander ..................... 199 Otto Schmuck Lander und Regionen in Europa: Selbstverstandnis - Meinungsbildung - Mitwirkung ............................................................ 215 Franz H. U. Borkenhagen Auswirkungen von Amsterdam - Bilanz und Perspektiven .................. 229 Autoren .................................................................................................. 247 Vorwort Die deutschen Lander haben sich wie bereits bei den Regierungskonferenzen zur Politischen Union und zur Wirtschafts- und Wahrungsunion 1991 an den Verhandlungen tiber die Regierungskonferenz der Europaischen Union (EU) vor Amsterdam beteiligt. Anders als seinerzeit waren diesmal auch die recht lichen Voraussetzungen daftir gegeben. Denn im Zusammenhang mit der Ra tifizierung von Maastricht wurde eine entsprechende innerstaatliche Rege lung und Beteiligung der Lander in europapolitischen Angelegenheiten ge setzlich festgelegt. Art 23 GG, das Gesetz tiber Zusammenarbeit von Bund und Landern (EUZBLG) und die Bund-Lander-Vereinbarung sind als die we sentlichen Grundlagen daftir zu benennen. Ftir die deutschen Lander saBen der Freistaat Bayern und Rheinland Pfalz mit am Verhandlungstisch und waren Teil und Partner der deutschen Delegation. Das Mandat und die Vorgaben erhielten die Lander durch den BeschluB des Bundesrates vom 15. Dezember 1995, der die "Forderungen der Lander zur Regierungskonferenz 1996" festlegte. Gleichwohl waren die Ziele der Lander vor Amsterdam - anders als im Vorfeld von Maastricht - nicht so hoch gesteckt. Daftir gab es eine Vielzahl von Grtinden, die sowohl innerhalb als auch auBerhalb des Zustandigkeitsbereichs der Lander zu finden waren. Am auffalligsten ist zweifellos der Kontext zu den auch ansonsten eher mi nimalen Ansprtichen und Vorhaben der EU und der Mitgliedstaaten zur Re vision des Vertrages gewesen. SolI heiBen: Es war frtihzeitig erkennbar, daB diese Regierungskonferenz keineswegs den Mut zu einer umfassenden Revi sion der Vertragswerke der EU und der EG finden oder suchen wtirde. Vie 1- mehr setzten nationale Erwagungen, Wahlen in einigen Mitgliedstaaten und die Scheu vor den vielfaItigen Herausforderungen Schranken gegen eine um fassendere Veranderung des status quo. Unabhangig davon mtissen die Absichten der Lander zunachst als ei genstandige GroBe definiert und bewertet werden. Von daher ist es interes sant zu erfahren, auf welchen Ausgangspositionen die Lander ihre Vorhaben aufgebaut haben, welche Interessen sie gemeinsam oder einzeln geleitet ha- 8 Franz H. U. Borkenhagen ben, nach welchen Prinzipien sie Kompromisse versucht haben und wo ihre Schwachen begrtindet sind und wo ihre Erfolge herrtihren. Folglich stehen im Mittelpunkt der anschlieBenden Uberlegungen und Darstellungen die Europapolitik der Lander - gesamt und einzeln - , ihre Ko ordination, ihre Abstimmung und ihre Bedingungen im Zusammenhang mit den sogenannten Eigeninteressen, mit der Zusammenarbeit mit der Bundesre gierung und in Richtung auf die EU. Dartiber hinaus ist jedoch auch von Be lang, wie denn tiber die Lander hinaus eine interregionale Kooperation sich entwickelt, welchen Stellenwert sie hat und wo weitere Entwicklungschancen zu vermuten sind. Zu diesen Aspekten haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Eu ropa-Ministerien verschiedener deutscher Lander ihre Beobachtungen, ihre Erfahrungen, ihre Analysen und ihre Stellungnahmen zusammengestellt. Ihre Kenntnisse beruhen zum einen aus der unmittelbaren Zusammenarbeit in der Standigen Arbeitsgruppe der Europaministerkonferenz (EMK) der Lander, aus der Beteiligung an den Verhandlungen auf Arbeitsebene der Regierungs konferenz (mit der Bundesregierung und auf Ebene der EU) und aus der Ar beit im EU-AusschuB des Bundesrates. Sie folgen damit auch einer seinerzeit nach Maastricht begonnenen Ubung, die Landerpositionen nach AbschluB der Regierungskonferenzen vorzustellen und ihren Beitrag zur weiteren Be wertung abzugeben. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig darauf hinzuweisen, daB die Beitrage die personlichen Meinungen wiedergeben und nicht als amtliche Stellungnahmen zu verstehen sind. Insgesamt sollen die Aufsatze dazu dienen, Landerpositionen zur Euro papolitik fUr die weitere Diskussion zu prasentieren und einen Beitrag zu ieisten, die Rolle der Lander und Regionen im ProzeB der europaischen Inte gration herauszustellen. In diesem Zusammenhang folgen die Beitrage den Mitwirkungsmoglich- keiten der Lander und Regionen auf drei Ebenen: innerhaib der Europaischen Union, im innerstaatlichen ProzeB und im interregionaien Kontext. Die Beitrage geben die personliche Meinung der Autoren wieder. An dieser Stelle darf ich allen Mitautorinnen und Mitautoren ftir die nicht immer leichte und von Terminzwangen bestimmte Zusammenarbeit danken. Des weiteren danke ich vor all em Frau Dagmar Naumann, die nicht mtide geworden ist, die vielen technischen Einzelheiten zu bewaltigen. Bonn, im Oktober 1997 Franz H. U. Borkenhagen Wolfgang Fischer Forderungen der Lander zur Regierungskonferenz 1996/97 1. Vorgeschichte Ais die AuBen- und Finanzminister der Mitgliedstaaten der Europaischen Gemeinschaften am 7. Februar 1992 im niederlandischen Maastricht mit ih ren Unterschriften unter den Vertrag iiber die Europaische Union (EUV) die bisher umfassendste und tiefgreifendste Vertragsrevision besiegelten, gaben sie sogleich das Startsignal fiir die nachste Runde. In Art. NAbs. 2 des Ver trages heiBt es namlich: ,,1m Jahre 1996 wird eine Konferenz der Vertreter der Regierongen der Mitgliedstaaten einbe rofen, urn die Bestimmungen dieses Vertrags, fur die eine Revision vorgesehen ist, in Uber einstimmung mit den Zielen der Artikel A und B zu priifen." Einer Uberpriifung unterzogen werden sollten im Rahmen der Regierungs konferenz nach Art. B letzter Anstrich "die durch diesen Vertrag eingefiihrten Poli tiken und Formen der Zusammenarbeit", also die Gemeinsame AuBen und Sicherheitspolitik (GASP, Art. J - J 11) und die Zusammenarbeit in den Bereichen Innen und Justiz (ZIJP, Art. K - K 9), wobei als Ziel der Revision angegeben wird, "die Wirksamkeit der Mechanismen und Or gane der Gemeinschaft sicherzustellen"; nach Art. J 4 insbesondere die Vereinbarungen zu Fragen der Sicherheit, zur gemeinsamen Verteidigungspolitik und zur Rolle der Westeuropiii schen Union (WEU); der Anwendungsbereich des Verfahrens der Mitentscheidung des Euro piiischen Pari aments (Art. 189 b EG-Vertrag); nach der Erkliirung Nr. 1 zum EUV die Frage der Einfiigung von Titeln fiir die Bereiche Katastrophenschutz, Energie und Fremdenverkehr, die zwar im Tatigkeitskatalog der Gemeinschaft aufgefiihrt sind (Art. 3 t EG-Vertrag), fiir die es aber keine Kompetenznormen gibt; nach der Erkliirung Nr. 16 schlieBIich die Frage der Rangordnung der Normen. Nachfolgende Europaische Rate steckten die Ziele der Regierungskonferenz aber wesentlich weiter: Danach sollte die Europaische Union zugleich biir- 10 Wolfgang Fischer gerniiher, demokratischer, effizienter, handlungsfiihiger (insbesondere in der GASP) und aufnahmebereit fUr neue Mitglieder aus Mittel- und Osteuropa werden! Damit war klar, daB die Regierungskonferenz sich keineswegs auf die Uberpriifung des Bestehenden beschranken konnte. Vielmehr wurde von ihr erwartet, daB sie die Union in die Lage versetzt, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Es konnte folglich nicht iiberraschen, daB die Zahl der Reformvorschlage unbegrenzt war und aIle Bereiche der Gemeinschafts oder Unionspolitiken erfaBte. Ausgespart blieb lediglich die Wirtschafts- und Wahrungsunion! Selbstverstandlich beteiligten sich aIle Organe der Union mit Stellung nahmen und Vorschlagen an der Diskussion. Ebenso selbstverstandlich brachten die Regierungen der Mitgliedstaaten ihre Vorstellungen in die Kon ferenz ein. Nicht ganz so selbstverstandlich mag dagegen sein, daB auch die deutschen Lander sich zu Wort meldeten und Forderungen an die Regie rungskonferenz erhoben. Dies hatten sie allerdings auch schon vor Maas tricht getan, als sie vier Kernforderungen formulierten: l. Verankerung des Subsidiaritatsprinzips als Richtschnur fiir zukiinftige Aktivitaten der EG 2. Schaffung eines Regionalorgans als Vertretung der Lander und Regionen in derEG 3. unmittelbare Teilnahmemoglichkeit der Lander und Regionen am EG Ministerrat in Fragen, die nach innerstaatlichem Recht ihnen ausschlieB lich zustehende Kompetenzen oder ihre wesentlichen Interessen beriih ren 4. Klagerecht der Lander und Regionen gegen MaBnahmen der EG Durch mannigfaltige und intensive EinfluBnahme auf die Bundesregierung, nicht zuletzt aber auch durch die Teilnahme von Landervertretern an den Vorbereitungsbesprechungen der Bundesregierung und an den Verhandlun gen in Briissel, war es den Landern damals gelungen, die drei zuerst genann ten Forderungen durchzusetzen - wenn auch nicht in vollem Umfang und somit nicht zu ihrer vollen Zufriedenheit; dazu spater mehr. Dariiber hinaus hatten sie im Zusammenhang mit dem Ratifizierungsverfahren durch den neuen Art. 23 GG ihre innerstaatlichen Mitwirkungsmoglichkeiten in Ange legenheiten der Europaischen Union erheblich stacken konnen. Das alles er mutigte sie, auch auf die Regierungskonferenz 1996 EinfluB zu nehmen: in tern insbesondere durch auf Art. 23 GG gestiitzte und von der Bundesregie rung zu beachtende Beschliisse des Bundesrates, extern wiederum durch die Teilnahme von zwei Landervertretern (aus Bayern und Rheinland-Pfalz) an den Verhandlungen. Forderungen der Lander zur Regierungskonferenz 1996/97 11 2. Die Forderungen der Lander an die Regierungskonferenz Bereits bei der Ratifizierung des Vertrages von Maastricht brachte der Bun desrat zum Ausdruck, er erwarte von der Regierungskonferenz eine institutionelle Reform zur Sicherung der Handlungsfiihigkeit der Gemeinschaft bei Aufnahme weiterer Mitglieder sowie zur besseren Transparenz der Entscheidungen und Verantwortung der Organe; eine klare Aufgabenabgrenzung zwischen EG und Mitgliedstaaten; eine endgUltige Behebung des Demokratiedefizits; die Fortschreibung der Definition der Subsidiaritat und die Umwandlung des Ausschusses der Regionen zu einer Regionalkam mer mit echten Mitentscheidungsrechten. Mit einer solchen Reform, so der Bundesrat in seiner EntschlieBung vom 18.12.1992 (Bundesrats-Drucksache 810/92 (BeschluB)), konne die Europai sche Union in die Lage versetzt werden, die Zukunftsaufgaben erfolgreich zu bewaltigen, die auf europaischer Ebene gelost werden mUBten. In drei weiteren EntschlieBungen vom 31.3.1995 (Bundesrats-Druck sache 169/95 (BeschluB)), 15.12.1995 (Bundesrats-Drucksache 667/95 (Be schluB)) und 8.11.1996 (Bundesrats-Drucksache 813/96 (BeschluB)) konkre tisierten die Lander ihre Erwartungen an die Regierungskonferenz. Ihre we sentlichen Zielsetzungen lassen sich wie folgt zusammenfassen: 1. Die Lander woHten das Band zwischen der Europaischen Union und ih ren BUrgerinnen und BUrgern durch mehr BUrgernahe starken. 2. Sie wollten die Durchsetzung des Subsidiaritatsprinzips verbessern und die Mitsprache der Regionen erweitern. 3. Die Lander hielten es fUr dringend erforderlich, die Handlungsfiihigkeit der Europaischen Union zu gewahrleisten und ihre demokratische Legiti mation zu fOrdern. 4. Sie wollten der Europaischen Union zum besseren Schutz der BUrgerin nen und BUrger zusatzliche Kompetenzen in der Innen- und Rechtspoli tik Ubertragen. 5. Sie waren der Meinung, daB die Europaische Union in den Stand versetzt werden mUBte, eine aktivere Rolle in der Au Ben- und Sicherheitspolitik zu spielen. 6. SchlieBlich sollten mit diesen Reformen zugleich die Voraussetzungen fUr den Beitritt weiterer Staaten geschaffen werden. Die Lander haben sich somit keineswegs darauf beschrankt, ihre Kompeten zen gegen Ein- oder Ubergriffe der europaischen Ebene zu verteidigen. Sie haben vielmehr konstruktive Vorschlage erarbeitet, mit deren Hilfe die Euro-

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