ebook img

Europa ohne Gesellschaft: Politische Soziologie der Europäischen Integration PDF

203 Pages·2015·2.022 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Europa ohne Gesellschaft: Politische Soziologie der Europäischen Integration

Neue Bibliothek der Sozialwissenschaften Herausgegeben von J. Rössel, Universität Zürich, Schweiz U. Schimank, Universität Bremen, Deutschland G. Vobruba, Universität Leipzig, Deutschland Die Neue Bibliothek der Sozialwissenschaft en versammelt Beiträge zur sozial- wissenschaft lichen Th eoriebildung und zur Gesellschaft sdiagnose sowie paradig- matische empirische Untersuchungen. Die Edition versteht sich als Arbeit an der Nachhaltigkeit sozialwissenschaft lichen Wissens in der Gesellschaft . Ihr Ziel ist es, die sozialwissenschaft lichen Wissensbestände zugleich zu konsolidieren und fort- zuentwickeln. Dazu bietet die Neue Bibliothek sowohl etablierten als auch vielver- sprechenden neuen Perspektiven, Inhalten und Darstellungsformen ein Forum. Jenseits der kurzen Aufmerksamkeitszyklen und Th emenmoden präsentiert die Neue Bibliothek der Sozialwissenschaft en Texte von Dauer. Herausgegeben von Jörg Rössel Georg Vobruba Universität Zürich Universität Leipzig Schweiz Deutschland Uwe Schimank Universität Bremen Deutschland Maurizio Bach Europa ohne Gesellschaft Politische Soziologie der Europäischen Integration 2., aktualisierte Aufl age Maurizio Bach Universität Passau Deutschland Neue Bibliothek der Sozialwissenschaften ISBN 978-3-531-16957-6 ISBN 978-3-531-93430-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-531-93430-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbi- bliogra(cid:191) e; detaillierte bibliogra(cid:191) sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2008, 2015 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikrover(cid:191) lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Lektorat: Cori Antonia Mackrodt, Katharina Gonsior Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Vorwort zur zweiten Auflage Für die vorliegende zweite Auflage habe ich den Text vollständig durchgesehen und korrigiert. Da die erste Auflage vor dem Ausbruch der Krise veröffentlicht wurde, erschien mir eine Weiterführung der in dem Buch unternommenen Analyse unter Berücksichtigung der jüngsten Entwicklungen unerlässlich. Die gegen wärtige Krise Europas, die in ihrer Vielschichtigkeit, ihrer Eigendynamik und ihren Risiken sowie Ungewissheiten ohne Vorbild in der Geschichte der europäischen Integration ist, konfrontiert die Europäische Union mit ihren eigenen Strukturproblemen und Paradoxien. Die Entwicklungen der vergangenen Jahre haben das Analyse- und Prognosepotenzial der in diesem Band entwickelten politischen Soziologie der europäischen Integration im Wesentlichen bestätigt. Die Europäische Union wird sich neu erfinden müssen, wenn sie der drohen- den Desintegration entgegentreten will. Soziologische Analysen, die sich auch der Institutionenkritik als Mittel zur Erkenntnisgewinnung bedienen, können dazu einen Beitrag leisten. Auch wenn der nur darin bestehen sollte, etwas klarer zu sehen, wo die Grenzen und wo die Chancen liegen. Passau, im Januar 2015 Maurizio Bach Inhalt I Einleitung: Kritik der „europäischen Gesellschaft“ ................ 9 II Marktintegration ohne Sozialintegration ........................ 21 1 Negative Integration ........................................ 26 2 Entkopplungseffekte der Währungsunion ..................... 31 3 Krise des europäischen Gesellschaftsmodells ................... 34 III Die europäische Einigung in institutionensoziologischer Perspektive ................................................... 37 1 Konzeptionelle Grundlagen .................................. 38 2 Institutionenanalyse der europäischen Integration .............. 43 IV Die Zukunft der Demokratie in der Europäischen Union .......... 57 1 Das demokratietheoretische Legat der Soziologie ............... 60 2 Prozesse der Entdemokratisierung in der Europäischen Union . . . 64 3 Entdemokratisierung oder neue Formen der Demokratie ............................................ 81 V Die EU als bürokratischer Herrschaftsverband ................... 85 1 Die Kommission als supranationaler Akteur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 2 Die Kommission als politische Fusionsbürokratie .............. 90 3 Bürokratische Politik oder Integration durch Bürokratie? ....... 112 VI Restrukturierung der territorialen Räume in Europa ............ 117 1 Grenzbildung und gesellschaftliche Strukturierung ............ 119 2 Erweiterung und Sozialintegration .......................... 122 3 Ein neues europäisches Muster sozialer Ungleichheit ........... 124 4 Abgestufte Inklusion im europäischen Raum der Bürgerrechte ... 126 8 Inhalt VII Bürgerrechte und soziale Exklusion im europäischen Migrationsraum ............................................. 129 1 Staatsbürgerschaft und soziale Schließung .................... 130 2 Unionsbürgerschaft – eine postnationale Staatsbürgerschaft? ... 131 3 Unionsbürgerschaft und Migrationskontrolle ................. 133 4 Externe Grenzziehung und interne Migrationsdynamik ........ 134 5 Abgestufte Inklusion ....................................... 137 VIII Soziale Ungleichheit in europäischer Perspektive ................ 141 1 Reichweite und Grenzen des europäischen Gesellschaftsvergleichs ..................................... 142 2 Die EU als prekäre Zurechnungsebene von Ungleichheit ....... 144 3 Europa als Deutungsmuster von Ungleichheit ................. 151 IX Kritik der europäischen Identität .............................. 161 X Die Eurokrise und die Paradoxien der europäischen Integration ... 171 1 Asymmetrische Institutionalisierung ........................ 172 2 Desintegration durch Überintegration: die Währungsunion ....................................... 173 3 Externalisierung der Kosten in die Peripherie ................. 177 4 Die Revanche der Gesellschaft .............................. 182 5 Die Europäische Union – ein blockiertes System? .............. 185 XI Ausblick ..................................................... 189 Literatur .......................................................... 193 I Einleitung: Kritik der europäischen Gesellschaft I Einleitung: Kritik der „europäischen Gesellschaft“ I Einleitung: Kritik der „europäischen Gesellschaft“ Mit der Europäischen Union ist ein Herrschaftsverband sui generis entstanden, der nicht nur den politischen Raum Europas neu strukturiert, sondern sich darüber hinaus als multinationales Objekt für kollektive Identitätsbildung versteht. Damit gelangt die gesellschaftliche Dimension der Europäisierung in den Fokus. Der politische Raumbegriff Europa und die Europaforschung, beides bisher Domä- nen der Rechts- und Politikwissenschaft, sind für die Soziologie anschlussfähig zu machen. Paradoxerweise scheint sich jedoch gerade mit der Europäisierung das vermeintlich zentrale Objekt der Soziologie – die Gesellschaft – zu verflüch- tigen. Wie lässt sich die europäische Gesellschaft soziologisch beschreiben? Was konstituiert sie? Gibt es sie überhaupt? Die entsprechenden Vorschläge zu einem soziologischen Europabegriff sind äußerst heterogen, zumeist diffus und vielfach um stritten. Prominent sind die Entwürfe einer „europäischen Gesellschaft“, die in sozialhistorischer Perspektive eine Angleichung der Sozialstrukturen etwa in den Dimensionen Familie, Arbeit, Konsum und Lebensstandard, Wertewandel und Säkularisierung, Wohlfahrtstaat, Bildung und Stadtentwicklung konstatieren (vgl. Kaelble 2007) oder auf die Ausbildung einer europäischen Öffentlichkeit als ‚Selbstbeschreibungshorizont‘ einer europäischen Bürger- und Zivilgesellschaft verweisen (vgl. Eder 2000). Andere Aut oren fokussieren die Reorganisation der Territorialität, Grenzen und Bevölkerungen als Grundvoraussetzungen eines emergenten europaweiten Gesellschaftsraumes (vgl. Bartolini 2005; Drevet 1997). Wieder andere gehen von einem eigenständigen europäischen System der öko- nomischen Arbeitsteilung als Grundlage einer sich entwickelnden europäischen Gesellschaft aus und prognostizieren einen Formenwandel der Solidarität und der Wohlfahrtsregime (vgl. Münch/Büttner 2006). Schon die Vielzahl der als spezifisch europäisch ausgeflaggten Gesellschaftsmodelle deutet darauf hin, dass die Makrosoziologie in ihrer Analyse- und Prognosefähigkeit auf diesem Terrain vor besonderen Herausforderungen steht. M. Bach, Europa ohne Gesellschaft, Neue Bibliothek der Sozialwissenschaften, DOI 10.1007/978-3-531-93430-3_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015 10 I Einleitung: Kritik der „europäischen Gesellschaft“ Die meisten Entwürfe basieren auf der Annahme, die Entstehung einer europä- ischen Gesellschaft sei prinzipiell möglich. Sie orientieren sich dabei über wiegend an dem Vergesellschaftungsmodell des Nationalstaates, demzufolge sich eine Gesellschaft innerhalb von Staatsgrenzen als partikulare und territoriale Landes- oder „Container“-Gesellschaften mit einer homogenen (Sprach-)Kultur, einer nationalen Rechtsordnung und souveränen politischen Institutionen konstituiert. Ein einheitlicher Demos, intermediäre Struk turen und deren Einbettung in einen öffentlichen Kommunikations- und Diskurszusammenhang bilden die zivilge- sellschaftlichen Grundlagen der demokratischen Legitimation des Staates als dem politischen Überbau dies es Gesellschaftstyps. Gegen die verbreitete Vorstellung, die europäische Integration fördere die Entstehung einer europäischen Gesellschaft nach dem Muster der Nationalgesellschaft ist jedoch einzuwenden, dass sich gerade im Verlauf der Integration die Grundkoordinaten und -konstellationen sowie der Raumrahmen gesellschaftlicher Ordnungsbildung dramatisch verschoben haben (vgl. Vobruba 2008). Beschränkt man sich nur auf die zentralen makrogesellschaftlichen Struk- turkomponenten moderner Gesellschaft – das politische System, das Recht, die Produktionsverhältnisse bzw. den Markt, die Sozialstruktur sowie das sozio-kul- turelle System (vgl. Münch 1992) –, dann wird offensichtlich, wie tiefgreifend der Europäisierungsprozess in die institutionalisierten Span nungsbalancen des natio- nalstaatlichen Vergesellschaftungstyps eingreift und diese transformiert. So hat sich mit der Europäischen Union nicht nur ein neues und präzedenzloses supranationales Zentrum etabliert. Dessen umfassende politisch-administrative Regelungskompe- tenzen unterhöhlen die Souveränität der Mitgliedstaaten. In zahlreichen Bereichen – Binnenmarkt, Landwirtschaft, Beschäftigung, Migration, Justizwesen, Verkehr, Währung, Sozialpolitik, Industrieentwicklung, Regionalförderung, Umwelt, Ener- gie, Forschung und Bildung, um nur die wichtigsten zu nennen1 – beanspruchen mittlerweile Leitprinzipien, Normen sowie Rationalitätskriterien Geltung, die in transnationalen Arenen paktiert oder durch die Rechtssprechung des Europäischen Gerichtshofes eingeführt wurden. Davor sind selbst die nationalen Verfassungen nicht mehr geschützt, wie das EuGH-Urteil zu den Kampfeinsätzen von Frauen in der Bundeswehr exemplarisch zeigt. Europäische Leit- und Rationalitätskriterien durchdringen die Mitgliedstaaten und befestigen so die Definitions- und Rege- lungshoheit der europäischen Organe. Fundamental ist auch der Strukturwandel des Rechts. Mit dem Europarecht, das sich aus den Verträgen, den Beschlüssen („Richtlinien“ und „Verordnungen“) 1 Mittlerweile habe die Mitgliedstaaten selbst ihre Steuerautonomie faktisch weitgehend eingebüßt (vgl. Uhl 2008).

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.