ebook img

Ethos — die Vermenschlichung des Erfolgs: Zur Psychologie der Berufsmoral von Lehrpersonen PDF

250 Pages·1998·5.067 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Ethos — die Vermenschlichung des Erfolgs: Zur Psychologie der Berufsmoral von Lehrpersonen

Fritz Oser Ethos - die Vermenschlichung des Erfolgs Reihe Schule und Gesellschaft Herausgegeben von Franz Hamburger Marianne Horstkemper Wolfgang Melzer Klaus-Jürgen Tillmann Band 16 Fritz Oser Ethos - die Vermenschlichung des Erfolgs Zur Psychologie der Berufsmoral von Lehrpersonen Unter Mitarbeit von Michael Zutavem, Roland Reichenbach, Jean-Luc Patry, Richard Klaghofer, Wolfgang Althof, Heinz Rothbucher und Bemd Kesten Leske + Budrich, Opladen 1998 ISBN 978-3-322-97399-3 ISBN 978-3-322-97398-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-97398-6 © 1998 Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mi kroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhaltsverzeichnis Kapitel 0: Vorwort: Ethos - von der Haltung zum Verfahren .......... 9 0.1 Von der Definition zum Prozeßmodell ........................................ 9 0.2 Warum nicht Diskursethik? ........................................................... 11 0.3 Der Aufbau des Buches ................................................................. 12 0.4 Zur Genese einer Theorie .............................................................. 13 0.5 Schwierigkeiten, Einschränkungen ............................................... 16 0.6 Danksagung ................................................................................... 17 Kapitell: Verantwortung in der Profession ........................................ 19 1.1 Drei Säulen des Guten ................................................................... 19 1.2 Von der Bitternis des Guten .......................................................... 21 1.3 Verantwortung für Unterschiedliches ........................................... 21 1.4 Kerne der Verantwortung ......... ........ ........... ... .............. ....... .......... 22 1.5 Zur Genese der Professionsmoralität ............. ...... ... ....... ............... 23 1.6 Ein Prozeßmodell der Verantwortung ........................................... 24 1.7 Moralität und Erfolg: Zwei Chamäleons? ..................................... 27 1.8 Instrumentelle und ethische Rationalität ....................................... 30 Kapitel 2: Das Ethos der Lehrperson: Theoretische Grundlagen in der Übersicht .. ............... ....... ....... ... ......... 35 2.1 Das Diskursmodell in der Übersicht ........... ........ .......... .......... ...... 35 2.2 Exkurs: Erfassung des Professionsethos von Lehrern und Lehrerinnen ... .................. ...... ... .............. ........ ... 39 Kapitel 3: Die Verpflichtungsaspekte (Roland Reichenbach und Fritz Os er) .................................................. 43 3.1 Drei Werte, eine Balance .............................................................. 43 3.2 Die Ethos-Maschine: Von der inneren Dynamik antagonistischer Situationen .......................................................... 48 6 Inhalt 3.3 Drei Arten von Relationen zwischen den Verpflichtungsaspekten .......................................................... 50 3.4 Die Ethosmaschine: Zum "Balanceakt" in den Ethos-Interviews. Zwei Beispiele ............................................................................... 56 3.5 Prioritäten für Verpflichtungsaspekte bei LehrerInnen ................. 61 Kapitel 4: Wie sich das Berufsethos äußert: Entscheidungstypen des Runder Tisch-Modells 65 4.1 Die fünf Diskurskriterien, die berufsmoralischen Erfolg beschreiben ... ................ ................................................................. 66 4.2 Die Entscheidungstypen ............................................................... 70 Kapitel 5: Die Zu-Mutung der Diskursfähigkeit an das Kind ............ 89 5.1 Einwände gegen Kompetenz-Umverteilung ................................. 89 5.2 Der Als-üb-Diskurs als echte kommunikative Absicht ................ 91 5.3 Advokatorische Diskurse .............................................................. 98 5.4 Der verschobene und der verkürzte Diskurs ................................. 99 5.5 Entmystifizierung eines nativistischen Persönlichkeitsbegriffs .... 101 Kapitel 6: Die Wahrnehmung des Berufsethos von Lehrpersonen durch ihre Schüler .................................................................................. 103 6.1 Über das Messen des Ausmaßes an Verfahrensethos .................... 103 6.2 Welchen Typus lieben die Schüler? .............................................. 104 6.3 Wer sich selbst erhöht ................................................................... 109 6.4 Behindert Moral den Erfolg? .............................. .......................... 112 6.5 Weitere Unterschiede: Schultyp, Lehrerfahrung und Geschlecht. 117 Kapitel 7: Kann das Berufsethos von Lehrpersonen verändert werden? ................................................................................... 119 7.1 Behauptung des Volksmunds: Persönlichkeit ist alles ................... 119 7.2 Ziele und Grundlagen der Interventionsstudie ............................... 121 7.3 Inhalte der Interventionsstudie bezüglich der unterschiedlichen Treatmentgruppen ...... .................................................................... 123 7.4 Die Diskursfähigkeit läßt sich verändern: Ergebnisse der Interventionsstudie ................................................................... 132 KapitelS: Wann lernen Lehrer ihr Berufsethos? ................................. 147 8.1 Wo sollen komplexe Lehrverfahren gelernt werden? .................... 147 8.2 Vor- und Nachteile des Lernens komplexer Verfahren in unter- schiedlichen Lernphasen ..................... ....... .................................... 148 8.3 Bedingungen des Lernens der Professionsmoralität ....................... 151 Inhalt 7 Kapitel 9: Zusammenhänge zwischen Ethosdimensionen und Niveau der moralischen Urteilskompetenz (Wolfgang Althofund Fritz Oser) .......................................................... 153 9.1 Die Kohlberg-Theorie der Entwicklung des Gerechtigkeitsdenkens ............................................................. 153 9.2 Theoretische Differenzen zwischen den Konstrukten "Ethos" und "Moralurteil" .................................................................................. 156 9.3 Intervention: Moral und Ethos ....................................................... 163 Kapitel 10: Fallstudie: Lehrerethos und Lehrerleben. Berufsbiographische Perspektive (Beatrice Ammann, Fritz Oser und Michael Zutavern) ................................................. .......................... 181 10.1 Gibt es eher Entwicklung zum Guten oder Rückschritte? .............. 181 10.2 Versuchspersonen und Befragung .................................................. 184 10.3 Resultate: Verläufe, die bedenklich stimmen ................................. 185 10.4 Zusammenfassung der Resultate .................................................... 190 10.5 Schlußfolgerungen: Vermeidung hat Vorrang ............................... 194 Kapitel 11: Ältere Modelle und Untersuchungen zum Lehrerethos. Verwandte Konzepte ................ ....... ................. ...... ......................... ........ 197 11.1 Quellen und Vielfalt der Ansätze ................................................... 197 11.2 Der persönlichkeitspsychologische Ansatz .................................... 202 11.3 Charakterbildung und normativer Ansatz ...................................... 205 11.4 Der entwicklungspsychologische Ansatz ....................................... 209 11.5 Moralische Vorbilder (Modelle) .................................................... 213 11.6 Weitere Diskursansätze .................................................................. 215 Kapitel 12: Diskursrationalität, strategische Rationalität. Universalisierung oder Von den Risiken des "Runden Tisches" ......... 219 12.1 Mit den Risiken leben .................................................................... 219 12.2 Zu hohe Erwartungen ..................................................................... 221 12.3 Das Moralkriterium, das nicht fehlt ............................................... 222 Kapitel 13: Gegen die Hypostasierung des vollständigen Diskurses ... 225 13.1 Es gibt Dinge, über die man sich einigen kann, und es gibt wichtige Dinge ............................................................................... 225 13.2 Kriterielle Bestimmungen für die Notwendigkeit des vollständigen Diskurses ........................................................... 226 13.3 Klugheit, ein intuitives Maß ........................................................... 230 13.4 Zur Geschichte eines Meßinstruments ........................................... 231 13.5 Abschließende Bemerkungen ......................................................... 242 8 Inhalt Kapitel 14: Staat und Ethos .................................................................... 243 14.1 Was der Staat nicht bestimmen kann, trägt ihn .............................. 243 14.2 Politische Erziehung, neu gedacht ................................................. 245 Literatur .................................................................................................... 247 o Vorwort Ethos - von der Haltung zum Verfahren 0.1 Von der Definition zum Prozeßmodell Welche Kräfte auch Schuld daran sein mögen, immer wieder seit der Grün dung der Volksschule hat man versucht, aus Lehrpersonen moralische Hel den und HeIdinnen zu machen. Von Ärzten, Pfarrern, Richtern gilt ähnliches in anderer Weise. Lehrpersonen sind in der Tat Experten des Lernens, der Kommunikation und der Verantwortung, Ärzte sind Experten des Heilens, Richter Experten der Gesetze. Aber moralische Übermenschen können sie nicht mehr sein, auch wenn die Qualität und der Charme des Buches "Some do care" von Colby & Damon (1992) auf den ersten Blick einleuchten. In diesem Buch werden solche moralischen Helden qualitativ untersucht und beschrieben. Wir aber möchten nicht Helden beschreiben, sondern ein pro fessionsmoralisches Verfahren darstellen, ein Verfahren, das für jede Berufs person, insbesondere für jeden Lehrer und jede Lehrerin, lernbar und an wendbar ist. Bei diesem Verfahren geht es darum, bei Verletzung des Ge rechtigkeitsgefühls der Kinder oder betroffener Erwachsener, bei Gefährdun gen der Intimität der Jugendlichen, bei vorauszusagenden negativen Konse quenzen von Handlungen etc. eine ganz bestimmte Form der Problemlösung einzuleiten, was einer Konstruktion von Moral in konkreten Situationen gleichkommt. Mit einem solchen Vorgehen wird implizite die Wirkung mo ralischer Helden in Frage gestellt. Heldenmoral und Weisheit sind dann nur mehr geschenkhafte Nebenprodukte des Gebrauchs solcher Verfahren. Übri gens, statt moralische Helden läßt sich auch der Begriff moralische Persön lichkeit verwenden. Strenggenommen gibt es keine Legitimation dafür, daß ein bestimmtes Persönlichkeitsprofil besser geeignet wäre, professionsmora lische Verfahren anzuwenden als ein anderes solches Profil. Denn diese Ver fahren sind lern- und lehrbar, und ihre richtige Anwendung allein ist eine Ga rantie dafür, daß eine kritische Situation zu einem Ende geführt werden kann. So meint der Begriff Ethos in dieser Schrift gerade nicht, was die Ge schichte seines Gebrauchs in der Philosophie suggeriert. Wir meinen nicht eine Grundhaltung als sittlicher Charakter oder moralischer Gesinnung, auch nicht Gewohnheit der Überzeugungen, Gepflogenheiten und Verhaltenswei sen. Wir meinen auch nicht das Ganze der moralischen Einstellungen eines 10 Ethos - von der Haltung zum Verfahren Menschen und vor allem nicht einen Rucksack voll Tugenden, die man ei nem Menschen mitgeben kann. Wir wissen, daß der Begriff in der Antike ei ne charakterliche Verfassung aufgrund von Vernunft und Einsicht bedeutete, im 19. Jahrhundert eher die bleibende Gesinnung eines Einzelnen oder von Gruppen und bei Heidegger schließlich das Innere des Menschen, das sicht bar an der Handlung wird. Aber da diese Begrifflichkeiten empirisch nicht zweckhaft sind und das Gemeinte nur sehr unscharf hervortritt und auch für jeden Menschen, unbeeinflußbar von Erziehung, zuzutreffen hat, möchten wir Ethos anders sehen, nämlich wie angedeutet als ein Verfahren, das wich tige Berufe wie Lehrer, Ärzte, Juristen, Architekten, Computerspezialisten, Bankiers, Handwerker, Pfarrer unter bestimmten Bedingungen je unter schiedlich zur Anwendung bringen. Das Moralische an diesem Verfahren bezieht sich auf eine Reihe von Entscheidungen, die jemand fällt, wenn im beruflichen Umfeld Verletzungen, Ungerechtigkeiten, Betrügereien, schlam piges Herstellen, mangelnde Risikoeinschätzung, falsche Verantwortungszu weisung, Diskriminierung von Behinderten oder allgemein Konflikte zwi schen einem moralischen Wert (Verantwortung) und einem Effektivitätswert (Erfolg) vorkommen. Es braucht dazu beides, berufliches Wissen und mora lisches Verfahrenswissen. Die Kette der Elemente in diesem Entscheidungs ablauf lautet: a) Technische Verfahren versus ethische Verfahren, b) Regulie rungen/Gesetze versus Verantwortungsübernahme, c) Nichtbalancierung von kontroversen Verpflichtungsaspekten versus kooperative Balancierung von konkurrierenden Verpflichtungsaspekten, d) Nichtausführung versus Ausfüh rung im Sinne des Engagements für eine Lösung. Alle diese Entscheidungen münden in das Prozeßmodell, das wir berufliches oder realistisches Diskurs modell nennen (vgl. Abbildung 2.1). Dieses Diskursmodell, dem wir synonym auch den Namen "Runder Tisch-Modell" geben, ist also realistisch, nicht idealistisch. Es stellt nichts anderes als den Kampf um eine Lösung in konkreter Situation dar, die im Minimum so beschaffen ist, das sie für die nächste Zeiteinheit des Zusam menlebens für alle Betroffenen einen Vorteil darstellt. Wir müssen lernen, dieses "Runder-Tisch-Modell" so zu verwenden, daß es konfliktspezifisch, kontextspezifisch, altersspezifisch und professionsspezifisch beherrscht wird. Konfliktspezifisch meint Lösungsversuche in unterschiedlich antagonisti schen Situationen, kontextspezifisch meint die Anzahl der Betroffenen (Dia log, Gruppen- und Klassendiskurs, schulumfassende Diskussion), Alterspezi fität meint, daß ein Diskurs von 2.-Klässlern anders verläuft als einer mit 16jährigen Gymnasiasten, und berufsspezifisch heißt natürlich, daß diese Lö sungen auf dem Hintergrund eines ganz speziell erworbenen professionellen Wissens zu erreichen sind, Ärzte akzentuieren andere Informationen als Lehrpersonen. Es geht also in dieser Schrift nicht so sehr um Definitionen, sondern um das Ethos der Lehrperson, das durch ein nuanciertes, operationalisiertes Verlaufsmodell erfaßt wird. Auf dessen Hintergrund entfalten wir schulisches Lernen. Es geht um die Psychologie der Professionsmoral.

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.