Handbuch Gesundheitsmanagement 4 Reihenherausgeber: A. Kerre ,R. cheibeck, B. eeberger Springer Berlin Heidelberg New York Barcelona Hongkong London Mailand Paris Singapur Tokio Barbara SHidtler-Mach (Hrsg.) Ethik im Gesundheitswesen Springer Bandherausgeber Prof. Dr. BARBARA STADTLER-MACH Evangelische Fachhochschule Barenschanzstr. 4 D-90429 Nurnberg Reihenherausgeber Professor Dr. ANDREA KERRES Buchenweg2 D-S6511 Schmiechen ROSWITHA SCHEIBECK Ptlegedirektorin Klinikum Innenstadt der Universitat ZiemssenstraBe 1 D-S0336 Munchen Professor Dr. BERND SEEBERGER Bayernring 119 D-91567 Herrieden ISBN-13:97S-3-642-64303-3 Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York Die Deutsche Bibliothek CIP-Einheitsaufnahme Ethik im Gesundheitswesen 1 Hrsg.: Barbara Stadtler-Mach. Mit Beitr. von S. Blinzler ... - Berlin; Heidelberg; New York; Barcelona; Hongkong; London; Mailand; Paris; Singapur; Tokio: Springer, 1999 (Handbuch Gesundheitsmanagement) ISBN-13: 978-3-642-64303-3 e-ISBN-13:978-3-642-60205-4 DOl: 10.1007/978-3-642-60205-4 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Obersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfaltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugs weiser Verwertung, vorbehalten. Eine VervieifaItigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland yom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zuiassig. Sie ist grundsatzlich vergiitungspflichtig. Zuwiderhand lungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1999 Soft cover reprint of the hardcover 1st edition 1999 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dafi solche Namen im Sinn der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften_ Produkthaftung: Fiir Angaben iiber Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann Yom Verlagkeine Gewiihr iibernommen werden. Derartige Angaben miissen yom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit iiberpriift werden. Herstellung: PRO EDIT GmbH, D-69126 Heidelberg Umschlaggestaltung: Frido Steinen-Broo, Estudio Calamar, Spanien Satz: TBS, Sandhausen SPIN 10692037 22/3134 - 543210 - Gedruckt auf saurefreiem Papier Vorwort "Ethik in der pflege" ist iiber lange Zeit hinweg kein besonders bedachtes Thema gewesen. Der Grund liegt in der Einstellung der pflegenden zu ihrer Arbeit: Jahrhun dertelang stand die Zuwendung zu Menschen im Vordergrund, wobei die Motivation zum Helfen in der Regel von christlicher oder nationaler Gesinnung herriihrte. Wer sich entschied, Kranke zu pflegen, hatte ein tragfahiges Motiv, in dem auch die ethische Dimension eingeschlossen war. Inhalt und Ziel der Pflege - soweit dies iiber haupt bewuBt gemacht werden muBte - verdankten sich einer Lebensgrundiiberzeu gung. Motivation und Grundiiberzeugung haben sich durch die verschiedenen Ph as en der Geschichte der Pflege gewandelt - die ethische Frage, was denn zu tun und was zu lassen sei, wurde in eben dieser Motivation gewissermaBen mitgeliefert. In unserer Gegenwart und schatzungsweise auch in weiterer Zukunft ist dies nicht mehr so. Das christliche Motiv zur pflege ist in den Hintergrund getreten, eine patrio tische Gesinnung an dies em Punkt nahezu vollig verschwunden. Wer heute Pflege lernt und ausiibt, tut dies mit dem Ziel einer professionellen Tatigkeit. Von gemeinsamen ethischen Uberzeugungen kann nicht mehr ausgegangen werden. Gleichzeitig wird der Ruf nach Ethik laut. Durch den Wertewandel in unserer Gesell schaft ist nicht mehr deutlich, welche Richtlinien gelten. Was ist wichtig, was ist gut? Speziell in Berufen des Gesundheitswesens wird das alltagliche Handeln zwar voll zogen. Doch immer mehr pflegende und Vertreter anderer Gesundheitsberufe werden von Zweifeln beschlichen: • Bin ich in der richtigen "Zielgerade"? .. Taugt meine Arbeit fiir die Zukunft? " Und ganz personlich: Hat das, wofur ich mich einsetze, einen echten Sinn? Auf die umfassenden ethischen Fragen im individuellen und strukturellen Bereich werden immer wieder neu Antworten zu suchen sein. Dankenswerterweise hat der Springer-Verlag in seiner Reihe "Handbuch Gesund heitsmanagement" fur die ethische Auseinandersetzung einen eigenen Band vorgese hen. Hier sollen Anregungen zum problembezogenen Denken und Handeln gegeben werden. Dieser Band ist im Rahmen des Studienganges Pflegemanagement an der Evangeli schen Fachhochschule Niirnberg entstanden. In dies em Fachbereich wird auf die Frage nach dem Menschenbild besonderes Gewicht gelegt. Der Kreis der Autoren dieses Buches setzt sich im wesentlichen aus Studierenden des Fachbereichs zusammen. Da die Einstiegsvoraussetzungen zu dies em Studiengang eine Pflegeausbildung und eine mindestens 2jahrige Berufspraxis im erlernten Pflegeberuf erfordern, handelt es sich VI Vorwort bei den Studenten um erfahrene Pflegekrafte. Die Studenten sind nicht nur Kranken schwestern und -pfleger, sondern auch Altenpfleger, Heilerziehungspfleger und Hebam men. Somit ist ein weites Spektrum von Gesundheitsberufen erfaBt. Dieses Spektrum spiegeIt sich in der Auswahl der hier zusammengetragenen Artikel wider. Ihre Themenstellungen umfassen sowohl Reflexionen uber strukturelle Proble me als auch ethische Obedegungen im Hinblick auf den unmittelbaren Umgang mit Patienten und Bewohnern. Besonderes Augenmerk wurde auf die ethische Entwicklung im Rahmen der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung gelegt. In allen Beitragen werden die ethischen Oberzeugungen ihrer Verfasser reflektiert und dargestellt. Dabei wird deutlich - bei aller Pluralitat - die Oberzeugung von der Notwendigkeit ethischer Reflexion als roter Faden erkennbar. Ebenso ist in allen Beitragen die Gleichzeitigkeit von beruflichen Erfahrungen und der Fahigkeit zu pflegewissenschaftlicher Arbeit zu erkennen. Wir hoffe n, damit eine Bereicherung fUr Theorie und Praxis verschiedener Gesund heitsberufe zu schaffen. Noch eine kurze Anmerkung zum leidigen (und nicht befriedigend losbaren) Prob lem der Verwendung geschlechtsspezifischer Sprachformen. Wir haben uns dafiir ent schieden, aus Grunden der besseren Lesbarkeit immer nur die mannliche oder die weibliche Form zu verwenden. Selbstverstandlich ist auch immer die andere Form mitgedacht. Wenn wir also von Patienten sprechen, so meinen wir selbstverstandlich auch die Patientinnen! Herzlicher Dank gebiihrt Frau Cornelia Matejetz fUr ihre Einsatzbereitschaft und Hilfe bei der Fertigstellung des Manuskripts. Nurnberg, im Friihjahr 1999 BARBARA STADTLER-MACH Inhaltsverzeichnis Ethik und Management J. SCHULZE ••••.•••••••••••••••••••••••••.•.•••••.•••. Qualitat in Wirtschaft und PfJege - Eine Betrachtung w. KROMPHOLZ-SCHINK 15 Lernziel "guter Mensch"? Ethik in der Aus-und Fortbildung pfJegerischer Berufe L. LINDNER. • . . . • . . . . • . • • • • • . • . • . . • • . • • • • • • • • . . . • • • •• 45 Kommunikation S. BLINZLER ••. • . . . • • • • . • • • • • • • • • • • • • • • • . . • . • • • • • • • •• 67 Dokumentation und Menschenbild K. KINZELMANN • • • . . . • . . • • • . . . . • . • • • • • . . • • . . . . . . . • • •..• 77 Spontaneitat und Ethik - Ihre Bedeutung im Rettungswesen bzw. in der Intensivmedizin L. FUG ........•........................•...•••..••• 103 Sackgasse Pflegeabhangigkeit? Zur Situation von Menschen, die von der Pflege und Fiirsorge anderer abhangig sind C. SCHLECHT. • • • . • . . • • • . . . . . . • . • • • • . . . . . • . . • • • • . • . • • • 129 Ethik im Umfeld der Geburtshilfe M. SCHRODER •..•...•••••••• • •••••••••...•••••.•..••• 147 Gewalt in der Pflege B. STADTLER-MACH ...••••••••• •••• ••...•••..•••..•••••. 159 Autorenprofile ......................... ... ....... .. ... 169 Sachverzeichnis ... . . . ........... . ...................... 171 Autorenverzeichnis BLINZLER, SABINE SCHLECHT, CONSTANZE Kalkachweg 17, NordendstraBe36 91367 WeiBenohe 60318 Frankfurt FUG,LYDIA SCHRODER, MONIKA TannenstraBe 16 Klingenhof 8 91575 Windsbach 91238 Offenhausen KINZELMANN, KARIN SCHULZE, JOACHIM BergstraBe 15 Klingenhof 8 91580 Petersaurach 91238 Offenhausen KROMPHOLZ-SCHINK, WILHELM STADTLER-MACH, BARBARA BergstraBe 15 Evangelische Fachhochschule, 91580 Petersaurach BarenschanzstraBe 4 90429 Niirnberg LINDNER, LIESELOTTE FinkenstraBe 2a 91564 Neuendettelsau Ethik und Management J. SCHULZE Ohne VerantwortungsbewujJtsein der einzelnen kann Freiheit verkommen zur Vorherrschaft der Starken und der Miichtigen. Helmut Schmidt 1997 Inhaltsverzeichnis Einleitung 2 2 Philo ophi che GrundJagen der Ethik 2 3 Oer Begriff der Wirt chaft ethik 3 4 Ethische Handeln im Management 4 5 Oas Menschenbild im Management 6 6 Interdependenzen von okonomi chen. religio en und oziaJen VerhaJten wei en 7 7 Oer Begriff de Management 8 8 Oer ge ell chaftHche und oziaJpolitische Wandel 8 9 Zur Situation des ge undheit wirt chaftlichen Markte 9 9.1 Oer Blick in die Zukunft 10 9.2 Aufbruch in neue Galaxien 10 10 Die okonomi che Rationalitat im Ge undheitswesen 12 11 Neue Aufgaben fur das Pflegemanagement 12 12 Zu ammenfa ung 12 Literatur 13 2 J.SdlUlze 1 Einleitung Die Globalisierung der Wirtschaft wird von globalen Problem en begleitet, und diese Probleme erfordern globale LOsungen auf der Basis von Ideen, Werten und Normen, die von allen Kulturen und Gesellschaften respektiert werden. Anerkennung gleicher und unverauBerlicher Rechte ailer Menschen benotigt eine Basis von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden. Dies aber heillt ebenso, daB Rechten und Ptlichten die gleiche Bedeutung gegeben wird, urn eine ethische Basis zu errichten, damit aile Manner und Frauen friedlich zusammenleben und ihre Potentiale zur Erfullung bringen konnen. 1m Jahr 1998 war der 50. Jahrestag der Allgemeinen Erklarung der Menschenrechte, die von den Vereinten Nationen angenommen wurde. Der Inter Action Council hat seit 1987 eine Reihe humaner ethischer Grundstandards entwickelt, deren Tenor ist, daB Freiheit ohne die Obernahme von Verantwortung die Freiheit selbst zerstOren kann. Wenn jedoch Rechte und Ptlichten ins Gleichgewicht gebracht sind, dann kann Freiheit verstarkt und eine bessere Welt geschaffen werden (Schmidt 1997). 2 Philosophische Grundlagen der Ethik Ethik bedeutet ethymologisch Sitte, aber auch Gewohnheit und stammt vom griechi schen "ethos" abo Ethik ist ein Zweig der Philosophie, der sich mit moralischen Phano menen und Werten beschiiftigt. Drei Gebiete oder Problemkreise lassen sich innerhalb der Ethik unterscheiden: .. die normative Ethik diskutiert, welche Moral die richtige ist; .. die Moralwissenschaft untersucht beispielsweise die psychologischen, biologischen, sozialen und historischen Grundlagen moralischer Phanomene; .. die Metaethik fragt nach der Abgrenzung der moralischen von den nichtmoralischen Phanomenen und nach der erkenntnistheoretischen, sprachphilosophischen und ontologischen Grundlage moralischer Urteile. Diese drei Gebiete werden jedoch nicht von allen Philosophen genau unterschieden. Zuweilen gilt Ethik als Bezeichnung fur die gesamte praktische Philosophie. George Edward Moores (1873-1958) hat in den Principia Ethica (Ferber 1998,S. 161) Ethik folgendermaBen definiert: "Ethik ist die allgemeine Untersuchung dessen, was gut ist". Ferber fragt nach dem moralisch und dem auBermoralisch Guten: Unter demo was ist. ist einige fur un dadurch gekennzeichnet. daB e gut i t. Aber was ist gut? Die Ida sische Definition. die auf Platon und Aristotele zuruckgeht. lautet: "Oa Gute i t da •w onach alles trebt'~Strebt aUe naeh dem Guten, 0 treben auch aJle Men chen danaeh. Wir ktinnen deshalb die kla sische Definition 0 abwan deln: Oa Gute i t das. wonach jeder Men eh strebl (Ferber 1998, . 160). Doch auch an diese Definition laBt sich wieder die Riickfrage stell en, deren Antwort fur Ferber offenbleibt.